"Christliche Verantwortung" zusammengefasst 1973

CV 46 - CV 54

Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 46

Was soll man dazu sagen? Es ist sicherlich auch andernorts gang und gebe, über Verstorbene nur wohlgesetzte Worte zu verlieren. So auch im Falle Willy Müller, dessen Tod in dieser CV-Ausgabe bekannt gegeben wird. Es ist davon die Rede, dass "eine ausführliche Würdigung des Lebenswerkes von Bruder Willy Müller" noch folgen solle. Nun soviel kann man schon vorab sagen: Um diese "Ausführlichkeit" ist es nicht sonderlich gut bestellt. Mehr oder weniger beschränkt sich diese "Ausführlichkeit" darauf, dass ab der Nummer 44 (Oktober 1972) im Impressum die Angabe mit auftaucht: "Gegründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür.DDR". Böse Zungen wissen dazu nur eines als Kommentar zu sagen: Ein billiges Alibi!

Unter der harmlosen Überschrift "Mitteilung", verbreitet auch diese CV-Ausgabe wieder eine handfeste Drohung. Namentlich an die Adresse von Zeugen Jehovas in der DDR, die sich im Rentneralter befinden, gerichtet. Der Anlass ist simpel. Da nur sie auch zu Besuchsreisen in Richtung Westdeutschland fahren durften, und da die berechtigte Vermutung bestand, sie würden bei der Rückkehr auch WTG-Literatur mitbringen, droht man ganz unverhohlen. Originalton CV:

"Bei dieser 'deutschen Gründlichkeit' wird es nicht lange dauern - wir warnen vor diesem Weg der 'Schafe zur Schlachtbank' für Auftraggeber, die sich lieber in westlicher Sicherheit halten… Daß durch diesen … Mißbrauch die Besuchsreisemöglichkeiten in Gefahr geraten, darf dann nicht verwundern, auch über die Folgen bei Besuchern und Besuchten nicht."

Damit stellte sich der DDR-Staat in Wahrheit ein Armutszeugnis aus, wenn er glaubte schon solchen Tatbestand kriminalisieren zu müßen.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Gegründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür. DDR

CV - ihr Zweck
Kommentare und Informationen für Jehovas Zeugen. CV befaßt sich in freier, christlich und menschlich verantwortungsbewußter Diskussion mit der Verkündigung der Organisation der Wachtturmgesellschaft. Die Beiträge sind undogmatisch und vielseitig, ohne immer der Ansicht des Herausgebers zu entsprechen. Es ergeht der Ruf zu Unterstützung und Mitarbeit.

Nr. 46 Gera Januar 1973

BRUDER WILLY MÜLLER GESTORBEN
Wir möchten die für alle CV-Mitarbeiter und Mitverbundenen traurige und schmerzliche Nachricht bekanntgeben, daß der Begründer und Leiter von "Christliche Verantwortung", Bruder Willy Müller, Gera, am 8. Januar 1973 kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres nach längerer Krankheit gestorben ist. Wir verlieren in ihm einen aufrichtigen und unermüdlichen Leiter und Berater, der bis zum letzten Tage CV begleitete und so "in den Stiefeln" starb. Für alle Mitarbeiter, Mitverbundenen und Interessierten wird CV eine ausführliche Würdigung des Lebenswerkes von Bruder Willy Müller veröffentlichen.
Die CV-Leitung

Keine Ruhe um 1975
Auf den internationalen Kongressen des Jahres 1966 verkündete die WTG bekanntlich "im Namen Jehovas" das Jahr 1975 als das (neue) Ende der "6000-Jahr-Herrschaft" des Satan, d. h. des "endgültigen Endes dieser Systeme der Dinge". Das würde nichts weniger bedeuten als das Ende der "Schlacht von Harmagedon" und den Beginn der "1000-Jahr-Herrschaft" Christi auf Erden, wie allgemein geglaubt wird. Das kann sich jeder selbst ausrechnen.

Die Kongreßberichte von 1966 besagten, daß sich die Kongreßbesucher förmlich auf die neue Zeittafel in dem Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" S. 32-36 zu 1975 stürzten. "Die Erörterungen über dieses Jahr überschatteten nahezu alles andere", schilderte der WT (WT 1. Jan. 1967, S. 20 dt.). Zeigt das nicht, was damals schon für eine Spannung in der Organisation herrschte? Heute, im Jahre 1972, ist es noch viel "heißer". Aber wir wollen jetzt nicht diese zunehmende Spannung untersuchen, obwohl das höchst interessant wäre.

Wir wollen vielmehr an das Verantwortungsbewußtsein, an das Verantwortungsgefühl appellieren, das weniger darin besteht, mit zunehmender Spannung 1975 entgegenzufiebern, als vielmehr darin, nüchtern über die Bedeutung dieser 1975-Verkündigung nachzudenken.

Die erste Auflage des 1975-Buches "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" betrug 2 000 000. Der WT vom 1. Januar 1967 mit der 1975-Lehre hatte eine Auflage von 4 850 000, und das in 70 Sprachen. Es gibt also kaum ein Land, wo 1975 nicht verkündigt wurde. Dazu kommt die Tagespresse überall, die das natürlich auf ihre Art aufgriff. Dazu kommen die zahllosen kirchlichen Kommentare zu diesem WT-1975 in vielen Ländern. Es wurde mit Bezug auf 1975 also schon ein "gewaltiges Zeugnis allen Völkern, Nationen, Herrschern und Regierungen" gegeben. Das ist nicht zu übersehen. Aber das ist natürlich auch nicht wieder ungeschehen zu machen! Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Das gesprochene oder geschriebene Wort kehrt nicht wieder zurück. Darüber muß man sich im klaren sein. Wehe dem Leichtsinnigen.

Wir wollen nun eine ganz entscheidende Frage stellen, über die jeder nachdenken sollte, der je 1975 verkündigt und erhofft.
Kann dieses Datum von denen, an die es gerichtet wurde, ernst genommen werden? Können sie sich darauf einrichten, wenn sie wollten?

Wenn das WT-1975 von allen Völkern, Nationen, Herrschern und Regierungen ernst genommen werden soll - oder soll es nicht? - dann müßten sie sich sage und schreibe sofort selbst aufgeben! Denn sie müßten aufhören, "Politik zu treiben", wie es der WT formuliert. (WT 1. 1. 1957) Andernfalls würden sie alle samt und sonders (jetzt) 1975 vernichtet sein, wie gepredigt wird.

Ein Gesichtspunkt von zentraler Bedeutung
Wir machen darauf aufmerksam, dies ist ein zentraler Gesichtspunkt, den jeder allseitig erwogen haben sollte, ehe er mit der 1975-Verkündigung auch nur irgend jemanden anspricht, sei es ein einfacher Arbeiter oder ein Staatspräsident.

Was wurde es bedeuten, 1975 ernst genommen, daraus die Konsequenzen zu ziehen und um einer Errettung willen sofort aufzuhören, "Politik zu treiben"? Machen wir keine langen Verse! Es würde z. B. bedeuten für "Volk, Nation, Herrscher und Regierung" in der DDR (man kann alles nur praktisch und konkret überprüfen):

Mit der damit verbundenen Auflösung des Außenministeriums würde schließlich aller Ex- und Import tödlich getroffen.
Unbeteiligt, ohne Verantwortung und von weitem läßt sich leicht daherreden, ohne zu merken, wie haltlos und unmöglich das alles ist, was da gepredigt wird. Hauptsache, man hat "Zeugnis gegeben". Wie das konkret und praktisch aussieht, wer denkt schon darüber nach? Welch wirklich fromme Einfalt. Mache dir klar, was es konkret, praktisch und im einzelnen bedeutet, sich auf 1975 auszurichten und es sein zu lassen, "Politik zu treiben"! Es würde den Zusammenbruch des gesamten wirtschaftspolitischen Lebens, von Staat und Gesellschaftsordnung, bedeuten!

Das ist Entstellung, Verleumdung und Verzerrung der 1975-Verkündigung Boshafte Unterstellung? Nichts dergleichen! Wenn du noch fähig bist, selbst vernünftig zu denken und zu überlegen; etwas selbst zu überprüfen, wenn du nur ein klein wenig über deine eigenen sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse und die deiner Mitmenschen nachdenkst, vielleicht ausgehend von den sozialen Existenzbedürfnissen deiner eigenen Familie, deiner eigenen Kinder, dann müßtest du alles begreifen!

Kein verantwortungsbewußter Mensch kann sich auf 1975 und die WT-Errettungsbedingungen einlassen. Beim allerbesten Willen nicht. "Politik treiben" kann zwar verändert werden, es kann aber nie und nimmer aufgegeben werden, es bräche jede menschliche Ordnung zusammen, ist das nicht klar? Da sich aber doch nach der Bibel Christen "um des Herrn willen" einfügen sollen! (1. Petr. 2:13). Ist der WT hier mit seiner Verkündigung nicht in erstaunlichen Widerspruch zur Schrift geraten? Seid ihr unfähig, selbständig zu denken und zu urteilen, daß ihr das nicht bemerkt?

Man möchte eure Köpfe liebevoll streicheln. Statt dessen muß man erbarmungslos geistig dreinschlagen, damit ihr zur Besinnung kommt über das, was ihr da an die Adresse aller "Völker, Nationen, Herrscher und Regierungen" naiv proklamiert. Ohne das ihr euch auch nur im geringsten über die reale und konkrete oder praktische Bedeutung dessen Gedanken macht. Und verwundert oder verständnislos dreinschaut, wenn nicht gar eifernd, einen "Zorn Gottes" auf den Lippen, wenn man euch widerspricht.

"Was bin ich doch für ein Esel gewesen"
Es gibt viele Brüder und Schwestern, die Arbeiter sind und mitten im täglichen Produktionsprozeß stehen, und so für sich, ihre Familie und für die Gesellschaft arbeiten. Schließlich kann heute niemand mehr als normaler Mensch auf eine einsame Insel ziehen. Denke nur an die Schulbildung, die deine Kinder brauchen. Die Textilfabriken, Lebensmittel- oder Arzneiindustrie, die funktionieren müssen, wenn du dich kleiden, ernähren oder gesundheitlich wiederherstellen willst. Auch wenn du ein Zeuge Jehovas bist, kommst du ohne unsere staatliche und genossenschaftliche Volkswirtschaft nicht aus.

Wenn heute die Wirtschaft des Landes auch in deinem Lebensinteresse funktionieren soll, dann muß auf Staats- bzw. Regierungsebene wie folgt verbindlich bzw. gesetzlich geplant werden:

Preisentwicklung auf 5-10 Jahre im voraus.
Kostenentwicklung 5-15 Jahre im voraus.
Investitionen 10-20 Jahre im voraus.
Produktionskapazitäten 15-25 Jahre im voraus.
Technologie 20-30 Jahre im voraus.
Wissenschaftlich-technische Fragen 25-35 Jahre im voraus.
Rohstoff-Fragen 30-40 Jahre im voraus.
(Nach- L. Unger. Zu Fragen der sozialistischen Wirtschaftsprognose als Element sozialistischer Wirtschaftsführung.)

Wo bleibt da 1975? Die Regierung muß also aus volkswirtschaftlichen Gründen im sozialen Interesse aller Bürger, Jehovas Zeugen eingeschlossen, verbindlich und gesetzlich und weitgehend international verflochten bis ca. 40 Jahre im voraus konkret planen und eine entsprechende Wirtschafts-, Handels- und Staatspolitik entwickeln. Macht sie das nicht, dann gibt es mit Sicherheit Krisen, Notlagen, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskatastrophen und politische Unruhen bis zur Anarchie, wenn nicht wieder vernünftig "Politik getrieben" wird. Was soll man da beim besten Willen mit der WT-1975-Verkündigung und ihren Errettungsbedingungen bzgl. Politik anfangen? Man muß sie als unzumutbar und sozial verantwortungslos zurückweisen, selbst im Interesse der Zeugen Jehovas, die ja auch nicht von ihrer Verkündigung leben und existieren und ihre Familie ernähren können. Doch wer denkt unter den Zeugen so weit? 1975, wenn alles vorbei ist, werden sich bestimmt viele an den Kopf fassen und sagen: Was bin ich doch für ein Esel gewesen. Darum hier und heute: Wollt ihn nicht endlich auch in diesen Dingen zu "genauer Erkenntnis" kommen?

Werden sich vor allem die hart arbeitenden Brüder und Schwestern besinnen?
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Was für die Zeit noch 1975 diskutiert wird
Es gibt eine ganze Reihe Diener, die der kritischen Argumentation, wie sie z. B. in CV vorgetragen wird, offensichtlich verbissen entgegnen: Wartet nur bis 1975, dann ist es endgültig aus mit euch, dann wird auch euch Jehova zum Schweigen bringen!

Natürlich ist das alles andere als eine vernünftige Antwort oder Reaktion. Wenn man mit diesen Dienern spricht, hat man den Eindruck, daß sie im Grunde gegenüber dem, was CV in religiöser und politischer Hinsicht vorlegt, hilflos und ohnmächtig sind, weil es ihnen an Gegenbeweisen fehlt. Warum fürchten sie sich, den Tatsachen ins Gesicht zu schauen? Warum die Flucht zum Primitivsten: Den Mund halten! Schweigt! - ? Damit wird nichts gelöst. Damit schiebt man nur alles vor sich her, bis es um so aufgetürmter wieder zurückkommt.

Wie dem auch sei. Es zeigt doch, wie man sich an 1975 anklammert. Je näher dieses Jahr kommt, desto öfter bricht es aus so manchem heraus, vor allem, wenn er kritisch angesprochen wird. Meist ist das eine Flucht nach vorn in einen unvernünftigen Angriff. Es gibt in der Tat keine Gegenbeweise Was sollen sie also machen?

Die einen drohen.- Wartet man, bald ist 1975! Ab und zu und immer mehr trifft man andere, die so denken: Bis 1975 warte ich noch ab, wenn das nicht stimmt, dann stimmt überhaupt nichts! Klar ist beiden, daß die Zeit bis 1975 die äußerste Grenze "dieser Generation" seit 1914 ist, womit die Organisation steht oder fällt.

Wir erfahren nun aber aus den USA-Versammlungen sehr merkwürdige Dinge, Vorhaben und Pläne. Es gibt nämlich keinerlei Anzeichen einer zunehmenden wirklichen Drangsal, so daß sie "Harmagedon" bis 1975 wirklich herannahen sehen könnten. Vielmehr leben sie alle mehr oder weniger recht gut, viele inmitten modernster Einrichtungen mit Klima-Anlage, Fernsehen, Auto, Urlaub und gedecktem Tisch. Die Kinder gehen in die Schule, in die Lehre, man arbeitet und ist auch vergnügt. Viele Brüder sind in den USA Grundbesitzer, Farmer, Hausbesitzer, Besitzer von Firmen, Unternehmen und Fabriken, beschäftigen weltliche Arbeiter und planen damit sowohl für sich wie für ihre Beschäftigten, deren Existenz von ihrem Unternehmen abhängt, alles andere als nur bis 1975.

Irgendwie scheint auch die WT-Führung selbst unter dem Zwang des wirklichen physischen Lebens, der von ihr selbst geschaffenen ökonomischen Realitäten zu stehen. Sie hat ja in Brooklyn inzwischen ein gewaltiges wirtschaftliches System aufgebaut: Grundbesitz, Wohnblocks, Institute und Büros, eigene Fernsehanlage, Nachrichtendienst, Farmen mit Mast- und Zuchtanstalten, Transportunternehmen, Fabriken, und für die gesamten Kapitalien ein eigenes Bankunternehmen. Alles nur noch für 2-3 Jahre? Dann ist nämlich 1975.

Daß man in Brooklyn selbst nicht an 1975 glaubt, besagt die Äußerung von WTG-Vizepräsident Fred W. Franz auf dem Kongreß in Baltimore ganz klar: "Es könnte 1975 sein, wir sagen das aber nicht, bei Gott sind alle Dinge möglich, wir sagen das aber nicht" (WT 1.1.1967 dt.) Wer so redet, glaubt selbst nicht an 1975. Nun hat der WT natürlich nicht alles gebracht, was F. W. Franz hierzu geäußert hat. Alles kommt auch nicht in deutscher Sprache, was in den USA vor sich geht.

Was gibt es nun da für merkwürdige Dinge, Vorhaben und Pläne? Ausgehend von den Äußerungen von F. W. Franz habe die WTG bereits eine weitere Periode von 1975 bis 1992, also 17 Jahre, eingeplant. In dieser Zeit soll eine Art Harmagedon-Nebel (Armageddon fog) auf Erden herrschen Es wird auch von einem "Interregnum" bis 1992 gesprochen, einer Zwischenzeit vor dem Beginn der 1000-Jahr-Herrschaft Während dieses "Harmagedon-Nebels" würde die WTG an sieben Stellen in der Welt "Zufluchtstädte" (Cities of Refuge) errichten. Es werden bisher folgende Orte oder Gegenden genannt:

Brooklyn, New York, USA - Middlesex, England - Kanton Bern, Schweiz - Jerusalem, Israel - Transvaal, Südafrika - Canberra, Australien - Baden/Württemberg, BRD. Es wäre natürlich sehr interessant, wenn man die Brüder, Bekannten oder Verwandten in Baden/Württemberg fragen würde, ob dort auch schon solche "Zufluchtstadt"-Pläne bekannt sind. Und warum gerade sieben solche Zufluchtstädte'? Weil die Zahl sieben, als Zahl göttlicher Vollkommenheit angesehen wird?

Es gibt im WT jedoch bisher keine Begründung für das Jahr 1992. In dem Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" dt. S. 28 werden die Jahre 1996/97 als anderes Datum diskutiert. Es ist aber eigenartig, wie das geschieht. Es wird nicht ausdrücklich für falsch erklärt. Nachdem 1996/97 so ins Spiel gebracht ist, wird dann hinterher des Jahr 1975 als Ergebnis eines "unabhängigen Studiums" als "zuverlässig" proklamiert. Natürlich läßt sich auch für 1992 etwas finden. Alle Daten, die man bisher festsetzte 1799, 1874, 1914, 1925 u. a. m. - wurden ja immer irgendwie aus der Bibel begründet und geglaubt. Warum also nicht auch 1992? Haltet Ausschau!

So mehren sich die Anzeichen, daß es nach WTG-Plänen nach 1975 weitergehen soll. Daß 1975 nichts passiert. Die Sache mit dem "Harmagedon-Nebel" und den "Zufluchtstädten" von 1975 bis 1992 mag phantastisch erscheinen. Möglicherweise wird das sogar bewußt und absichtlich in die Versammlungen getragen, um sie daran zu gewöhnen, über 1975 hinauszudenken, an eine Fortsetzung der Tätigkeit unter völlig neuer Orientierung, unter völlig neuen Lehren, wenn auch nicht diesen.

1975 ist alles vorbei? Wir sind fest überzeugt, daß jedermann in der Organisation diesem Datum mit größtem Interesse entgegensieht! Die, die nicht daran glauben, in gleicher Weise wie die, die von 1914 ausgehend verausgabt, alt und am Ende sind und vor der Alternative stehen: Entweder ist 1975 alles vorbei oder enttäuscht und hoffnungslos natürlichen Todes ins Grab. CV-Mitarbeiter haben bereits mit etlichen von ihnen Verabredungen getroffen, sie 1975 zu besuchen, um zu sehen, wer recht gehabt hat.
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Die Jugend läuft davon
Der hoffnungsvolle Nachwuchs
Es mehren sich die Fälle, daß jugendliche Elternhaus und Versammlung verlassen, nachdem sie sich mit Eltern und verantwortlichen Dienern hoffnungslos verkracht haben. Dies betrifft sogar Söhne und Töchter von leitenden Dienern, dem hoffnungsvollen Nachwuchs der Organisation. Man könnte verschiedene Orte und Namen in der DDR nennen, wo dies seine Kreise zieht.

Zu einem Hauptproblem neben den gesellschaftlichen Ursachen ist der Sex geworden. Kommen junge Mädchen in Miniröcken, zischt bald die ganze nichtjugendliche Versammlung Hat ein Mädchen eng anliegende Kleidung an, kommt sie in den Ruf einer "Verführerin". Werden zwei Verliebte gar beim Küssen erwischt, können sie fast rechnen, wegen "unsittlicher Berührungen" vor das Komitee zu geraten. Es findet sich immer jemand. Schließlich besteht ein direktes Verbot des WT gegen jeden vorehelichen Geschlechtsverkehr: "Selbst Verlobten ist es durch die Schrift verboten, während ihrer Verlobungszeit Geschlechtsverkehr zu haben." (WT 15. Nov. 1956, S. 700.) Nur steht nicht dabei, wo dies in der Schrift stehen soll.

Es dürfte klar sein, daß solche Richtlinien und Verbote mit Verliebten und Verlobten bald zu den unwahrscheinlichsten Konflikten führen müssen. Alle Moralisten, Fanatiker, Puritaner, Muffel und Verklemmten haben da ihre Stunde: "Rebellion wegen des Nervenkitzels und der Genußsucht!" Schärfe des Schwertes! Ausschluß! Und sie hacken immer mehr junge Zweige ab. Was sie nicht nur alles in die Bibel hinein- und herauslesen. Und was sie nur davon haben!

Kreisaufseher verkünden die WTG-Maßstäbe
Kreiskongreß 2.-4. 1. 1970 in Bünde/Westfalen. Das gab es noch nicht: Die Ausführungen für den Heimweg waren direkt dem Sex gewidmet. Das muß schon Gründe haben! Der Kreisaufseher entließ alle mit der Mahnung, die Zusammenkünfte zu besuchen, zu studieren und zu beten, sonst würden "sieben andere Geister" in das Glaubenshaus einziehen:

"Gemeint sind die unreinen Geister wie Gier, Genußsucht, Besitzlust, Zügellosigkeit, Unmäßigkeit, Ausschweifung, Unanständigkeit, Geilheit. Schamlosigkeit. Das Targum sagt, zur damaligen Zeit seien Frauen sexuell aus Leidenschaft so entbrannt, daß sie oben ohne gingen. - Damit wollte man schon zur damaligen Zeit die Männer zur Unsittlichkeit reizen. - In Sodom und Gomorrha herrschten ähnliche Zustande. - Männer liegen heute bei Männern, Frauen bei Frauen. Geistliche trauen Homosexuelle. Die Dämonen sind heute noch wirksam und halten sich besonders gerne in der Nähe des weiblichen Geschlechts auf und finden es lustreich, wenn sie irgend jemanden zur Hurerei, Sodomie oder zu Ehebruch verleiten können. Die Menschen neigen immer mehr dazu, sich auszuziehen. Aber diesmal mehr unten als oben. - Mary Quenn nennt ihren neuen Minirock das Schamhaar. - Werdet nie Rebellen wegen des Nervenkitzels und der Genußsucht!"
(Aus der Rede des Kreisaufsehers, Kassetten-Recorder-Bericht) Anmerkung: Natürlich sind nicht alle Kassetten-Recorder CV-Mitarbeiter.

Herr, ich danke dir …
Hört man diese Kreisaufseher, so könnte man meinen, außerhalb der WT-Organisation sei nur Sittenlosigkeit und Unmoral, nur sexueller Morast und Sumpf. Oder verbirgt sich hinter ihren Reden, die offensichtlich nicht tief genug in jene "Schamlosigkeiten" hineingreifen können, ihre eigene verklemmte Lust?

Aber zu Sache. Die WTG weiß doch nur zu gut, daß z. B. die christlichen Kirchen und Gemeinschaften sehr viel zur Förderung von Sittlichkeit und Moral tun, daß die Homosexuellen kein Maßstab sind. So unterhalten Kirchen u.a. Erziehungsheime, Jugendhöfe, sie stellen Sozialhelfer und vieles andere mehr, um Gestrauchelten zu helfen. Die Gelder dafür gehen in die Millionen. Das muß man doch gerechterweise sehen. Haushoch stehen die Kirchen hier über den Zeugen und ihrer WTG. Das zitieren die Kreisaufseher nicht. Darum ist ihre Rede Verleumdung. Nicht alle nehmen das kritiklos hin.

Geschweige denn die Grundsätze der sozialistischen Gesellschaft auf sittlichem Gebiet. Man nehme nur die Frage der Pornografie. Aber es versteht sich selbstverständlich bei dem WT-Antikommunismus, daß man hierzu am besten völlig schweigt. Aber die WTG kann ja ihre jungen Menschen nicht isolieren. Sie sehen, hören, lesen und vergleichen So wächst die Kritik.

Was wäre denn, wenn die "Welt" es auch so machen würde, einfach alle "ausschließen". Wo sollen sie denn hin? Auf den Mond? Irgendwo und irgendwie müssen sie doch aufgenommen werden zwecks Erziehung! Darüber machen sich solche Kreisaufseher allerdings überhaupt keine Gedanken So sind sie auch wie der Pharisäer, der sich an die Brust schlug und ausrief: "Herr, ich danke dir, daß ich nicht so bin wie die anderen", wenn sie auf ihre vermeintliche Sauberkeit zeigen und die "Welt" als Sumpf verdammen, während sie ihr aber laufend alle ihre unlösbaren Fälle und Probleme aufhalsen! Aber auch hierüber wächst die Kritik.

Die Dämonen und das weibliche Geschlecht
Man könnte meinen, der Kreisaufseher gehört zu der nicht unbedenklichen Schar von verklemmten Dienern, deren Beziehungen zum weiblichen Geschlecht gestört sind. Die sich nun nicht genug tun können, gegen das von "lustvollen Dämonen umlagerte Weib" Feuer und Schwefel vom Himmel herab zu predigen.

Nun predigt die WTG schon immer, möglichst ledig zu bleiben Für Betheldienst, das "Idealste", was sie bietet, ist das sogar eine Bedingung, wenn es auch Ausnahmen gibt. Aber das Sexuelle ist nun einmal eine ganz natürliche Sache, mit der Schöpfung von Gott selbst bewirkt. Unter den WT-Verboten sind Jugendliche ständig gezwungen, sich und ihre Gefühle zu strapazieren, zu knebeln und abzuwürgen Sie dürfen nicht eher als nach dem Standesamt. So müssen Verklemmungen und absonderlicher Eifer gegen das "weibliche Geschlecht" entstehen. Bei vielen löst sich das später. Andere bleiben verschroben und gehemmt.

Eine offene Frage: Wo steht denn in der Bibel, daß vor dem Gang zum Standesamt kein Verkehr stattfinden darf? Und: Wer von euch hat sich denn als Liebes- oder Brautpaar tatsächlich des Geschlechtsverkehrs enthalten? Ist das also nicht alles doppelte Moral und sittliche Heuchelei? Da hilft auch kein Gebet vor dem Geschlechtsverkehr, die Methode einiger Diener, wie z. B. der Bethelmitarbeiter Ernst Seliger, Magdeburg/Wiesbaden, junge Brüder lehrte. Auch das führt zu Problemen.

Es ist krankhafter Unsinn, das "weibliche Geschlecht" von "lustvollen Dämonen" umlagert hinzustellen. Denn die sexuelle Anziehungskraft ist etwas ganz Natürliches. Sie mag stärker oder schwächer sein, hat jedoch mit Dämonen absolut nichts zu tun: - Vielmehr wird e i n j e d e r versucht, indem er v o n s e i n e r e i g e n e n L u s t gereizt und gelockt wird!" So steht es grundsätzlich um diese Sache nach Jakobus 1:14. Jeder gesunde, junge unverbildete Sinn muß sich gegen krankhaftes Denken schließlich auflehnen.

Für die Verklemmten das Hohelied als Kur
Sitten und Moden sind veränderlich. Weitgehend eine Klimafrage So gibt auch die Bibel keine Modeentwürfe. Man braucht nun nicht einmal nach Afrika zu gehen, um völlig unanstößig kaum bekleidete Menschen zu sehen. Man gehe nur in unsere Freibäder, an die Badestrände. Die Zeugen müßten ja aus jedem Freibad die Flucht ergreifen! Aber seht doch nur die Taufszenen der Kongresse. Da gehen die jungen Schwestern ins Taufwasser, angezogen wie am Badestrand, noch weniger an als ein Miniröckchen oder

Heißes Höschen. Konkret z. B.: im Sommer 1960 stiegen die jungen Schwestern in modernsten Badeanzügen in die Plastikbecken zur Taufe - heiligste Handlung des WTKongresses in Dortmund 1960.
Den Muffeln, Puritanern und Verklemmten, denen die Schönheit und Anziehungskraft des von Gott geschaffenen menschlichen Körpers besonders tückisch erscheint, und die deswegen über jedes nackte Frauenbein in Panik geraten, ist zu empfehlen, öfters in der Bibel das Hohelied durchzulesen Mag es ihnen vielleicht helfen, wieder gesunden und natürlichen Sinnes zu werden:

"Schön bist du! Deine Augen sind Taubenaugen hinter dem Schleier hervor. Deine Lippen gleichen einer Purpurschnur. Wie der Riß eines Granatapfels schimmert deine Wange. Deiner Brüste Paar ist gleich Rehlein, Zwillingskindern einer Gazelle, die unter Lilien weiden. Wunderschön bist du, mein Lieb, nichts fehlt deinen Reizen. Alles, was an dir sproßt, ist ein Lustpark. Mein Geliebter komme in seinen Garten und genieße seine köstlichen Früchte. Esset auch ihr, Freunde, trinkt und berauscht euch in Liebeslust. Ach, mein Haupt ist voll von Tau, meine Locken sind voll von Tropfen der Nacht. Ich habe mein Kleid schon ausgezogen. Was wollt ihr beschauen an der Sulamithin beim kriegerischen Tanz? Wie schön sind deine Schritte. Die Wölbungen deiner Hüften sind wie Halsgeschmeide, ein Werk von Künstlerhand. Dein Schoß ist ein wohlverwahrtes Becken, dem der Mischtrank nicht fehlen darf. Denn stark wie der Tod ist die Liebe, und ihre Leidenschaften unbezwinglich wie das Totenreich. Ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jehovas!"
(Aus: Hohelied, Kap. 4-8)

So preist das Wort Gottes Liebeslust und Liebesrausch, Mischtrank und Leidenschaft als Feuergluten, als unbezwingliche Flamme Jehovas! Vielleicht helfen diese Bibelwahrheiten einigen zu verständigerem Umgang mit jungen Menschen und einigen Jungen aus ihrer Misere. Aber die Hauptschuld liegt immer bei der Erziehung. Halte jemanden zu kurz, um so weiter wird er erst einmal ausschlagen Verbilde jemanden sexuell, und du wirst sehen, wie sich bahnbricht, was doch nur natürlich ist. Die doppelte Moral macht nicht jeder mit. Da rebellieren dann selbst Söhne und Töchter von leitenden Dienern und verfluchen am Ende ihre heuchlerische Erziehung.

Wird man die doppelte Moral züchtenden Gebote und Verbote ausmerzen? Wohl kaum. So wird die Jugend weiter davonlaufen.
C. 0.

"Die Harfe Gottes"
Im Jahre 1922 (genau ab 1. 12. 1921) begann die Wachtturmgesellschaft mit der massenhaften Verbreitung ihres von J. F. Rutherford verfassten Buches "Die Harfe Gottes". Ein Buch, das gemäß WT-eigenen Angaben "die erste Abweichung von den sieben Bänden der Schriftstudien" darstellte.

Der Untertitel jener Veröffentlichung lautete: "überzeugender Beweis, dass Millionen jetzt Lebender niemals sterben werden", womit Rutherford an seinem Ende des Ersten Weltkrieges begonnenen (und auf 1925 orientierenden) gleichnamigen Predigtfeldzuges (Broschüre) anknüpfte. Noch Jahre danach konnte man in späteren WTG-Publikationen lesen:

"Die Harfe Gottes ist seid Jahren in vielen Millionen Exemplaren auf der ganzen Erde verbreitet und wird als das führende Buch auf religiösem Gebiet betrachtet." Als Erklärung, weshalb es veröffentlicht wurde, hieß es im Vorwort: "Jehova entwarf einen großen Plan vor Grundlegung der Welt, aber niemand wusste davon."

Eine seiner Haupttendenzen stellt der krampfhafte Versuch dar, unbedingt die Bibel als Orakelbuch für die Erklärung des technisch-wissenschaftlichen Fortschritts zu benutzen.
Schon auf Seite 18 der "Harfe Gottes" kann man einen Eindruck davon gewinnen, wenn es dort heißt:

Vermeintliche Prophezeiungen
"Illustrationen dieses Punktes (Begebenheiten der Zukunft in der Bibel vorausgesagt) sind die drahtlose Telegraphie und Luftschiffe als Erfindungen neuerer Zeit und doch finden wir heute, wo sie entdeckt sind, dass Gott durch seine heiligen Propheten vor vielen Jahrhunderten schon die Benutzung solcher Erfindungen voraussagte. (Hiob 38:35, Jesaja 60:8)

Eisenbahnzüge sind weniger als hundert Jahre bekannt, und doch gab der Prophet Gottes vor vielen Jahrhunderten eine klare, eingehende Beschreibung des Eisenbahnzuges und der Art seines Betriebes und weissagte, dass solche Züge allgemein zur Zeit des Endes benützt würden, zu der Zeit, wo der Herr Vorbereitungen zur Einsetzung seines Königreiches trifft. (Nahum 2:3-6)

Ebenso gab der Herr die Prophezeiung, dass es um diese Zeit ein großes Hin-und-Herrennen geben würde, bezugnehmend auf allgemeines Fortbewegen mit Transportmitteln verschiedener Arten, Automobile, elektrische Kraftwagen usw. (Daniel 12:4, engl. Übers.)"

Rutherford glaubte, mittels solcher "Beweisführung" seinen Lesern einreden zu können, dass dies alles wichtige Zeichen der Zeit des Endes seien. So führt er auf Seite 235 aus:
"Im Jahre 1831 wurde die erste Lokomotive erfunden. Solch wunderbarer Fortschritt ist seitdem in jeder Beziehung gemacht worden … Gottes Prophet bezeichnet diese Zeit als den 'Tag des Rüstens Gottes'. In Nahum 2:1-6 beschreibt der Prophet eine Vision eines Eisenbahnzuges in schneller Fahrt als ein anderes Anzeichen der Vorbereitung für die Einsetzung von Christi Königreich.

Im Jahre 1844 wurde der Telegraph erfunden und später das Telefon. Die große Mehrung von Wissen und Erkenntnis und das gewaltige Hinundherlaufen der Menschen auf verschiedenen Teilen der Erde ist ohne Frage eine Erfüllung der Prophezeiung, die über die Zeit des Endes Zeugnis gibt. Diese physischen Tatsachen können nicht bestritten werden und sind genügend, jeden vernünftig denkenden Menschen davon zu überzeugen, das wir seit 1799 in der Zeit des Endes leben."

Da das Jahr 1799 als Endzeitbeginn mittlerweile schon ziemlich weit zurücklag, meinte Rutherford, den modifizieren zu können, indem er 1874 als Beginn des letzten Teiles der Zeit des Endes proklamiert. Dazu liest man auf Seite 236 der "Harfe Gottes':

Entdeckungen als "Endzeitbeweis"
"Mit dem Jahre 184 beginnt der letzte Teil der Zeit des Endes . . . Von diesem Zeitpunkt an hat es eine wunderbare Zunahme an Licht und Erkenntnis gegeben, und die seitdem gemachten Erfindungen und Entdeckungen sind zu zahlreich um sie hier alle aufzählen zu können. Doch einige derer, die seit 1874 ans Licht gekommen sind als weiterer Beweis der Gegenwart des Herrn seit jener Zeit seien genannt wie folgt:

Additionsmaschinen, Aluminium, antiseptische Chirurgie, automatische Bahnkupplung, automatische Pflüge, Automobile, bewegliche Bilder, drahtlose Telegraphie, Erforschung des dunklen Afrika, Dynamit, Eisenbahnsignale, elektrische Eisenbahnen, elektrische Schweißmethoden, Erntemaschinen, Eskalatoren, feuerlose Kochapparate, Gasmaschinen, große Erkenntnis über den göttlichen Plan der Zeitalter, Induktions-Motoren, Korrespondenz-Schulen, künstliche Farben, Leuchtgas, Luftschiffe, Panama-Kanal, Pasteursche Schutzimpfung, Radium, Rahm-Separatoren, rauchloses Pulver, riesenhohe Geschäftsgebäude, Röntgen-Strahlen, Schreibmaschine, spezielle Eisenfabriken, Streichholzmaschine, Südpol, Telefon, Untergrundbahn, Unterseeboote, VakuumTeppichreiniger, Zelluloid, Zweiräder usw., usw."

Baldige "Fürstenherrschaft"
Offensichtlich waren jedoch etliche seiner "Bibelforscher" mit solchen allgemein gehaltenen Erklärungen nicht einverstanden Sie wollten Genaueres wissen, wie es die gereizten Worte Rutherfords auf Seite 252 andeuten:
"Weshalb jetzt in spitzfindiger Art über Daten, Tage oder Stunden debattieren? Die wahrnehmbaren Tatsachen, die in Erfüllung gegangene Prophezeiung und die in Erfüllung begriffene Prophezeiung liefern einen überwältigenden, über den Schatten jedes Zweifels hinausgehenden Beweis, dass der Herr gegenwärtig ist, dass die Welt zu Ende und dass das Königreich des Himmels nahe ist".

Angesichts der auf 1799 und 1874 datierten "Endzeit" sah sich Rutherford zum Schluss doch noch genötigt, die Erfüllung der damit verbundenen Erwartungen auf die "nächsten paar Jahre" zu datieren, wie dies auf den Seiten 340 und 341 deutlich wird:
"Weil Abraham, Isaak, Jakob und andere glaubenstreue Propheten, die von dem Apostel Paulus im Hebräerbriefe, Kapitel 11, beschrieben sind, die Verheißung einer besseren Auferstehung erhalten haben, und auf Grund des Zeugnisses des Propheten Fürsten oder Herrschers auf der ganzen Erde sein werden (Psalm 45:16), so steht zu erwarten, dass sie die ersten sind, die unter den Bestimmungen des neuen Bundes aus den Toten auferweckt werden.

Es ist deshalb vernünftigerweise zu erwarten, dass sie wieder auf der Erde sein werden, sobald die Wiederherstellungssegnungen beginnen. Somit mag zu erwarten sein, dass diese glaubenstreuen Überwinder des alten Bundes in den nächsten paar Jahren wieder auf der Erde erscheinen werden. Sie werden die gesetzlichen Vertreter des Christus auf Erden sein. Sie werden die sichtbaren Vertreter des Königreiches der Himmel sein. Sie sind diejenigen, welche die Angelegenheiten der Erde unter der Leitung des Herrn verwalten werden."

Nach fünfzig Jahren
Inzwischen sind seit der Erstveröffentlichung der "Harfe Gottes" mehr als 50 Jahre vergangen, und die tatsächliche Entwicklung hat diese Behauptungen und Thesen auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen. Dennoch macht dieser Rückblick deutlich, wohin die Versuche, die Bibel als Orakelbuch zu strapazieren, hinführen können. Nämlich zur völligen Unglaubwürdigkeit jener, die meinen, mit solchen Hypothesen arbeiten zu müssen.

Es wird deutlich, dass die WTG jener Tage offensichtlich geistig überfordert war, dass sie einen krampfhaften göttlichen Nimbus am untauglichen Objekt aufzubauen versuchte. Hier offenbart sich eine Geisteshaltung, die die tatsächlichen gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten nicht versteht, und deshalb die Flucht in vermeintliche Prophezeiungen antritt.

Zu beachten wäre noch, dass die Enttäuschungen der Jahre 1914 und 1918 noch keineswegs vernarbt waren. Aus dieser Sicht wird deutlich, dass die unangenehmen Erfahrungen jener Jahre nicht geistig verarbeitet, sondern nur verdrängt wurden, was unweigerlich zu neuen Enttäuschungen führen musste. Eine Feststellung, die auch für die Gegenwart noch ihre aktuelle Berechtigung hat.

Notwendiger Lernprozess
Das Beispiel der "Harfe Gottes" könnte mit veranschaulichen, dass man die Bibel (als Urkunde des Christentums) in der Gegenwart nicht in dem Sinne auslegen sollte, unbedingt vermeintliche Prophezeiungen aus ihr herauszupressen. Das Erwachen aus diesem Traum wird notwendigerweise ernüchternd und hart für die Betroffenen sein. Man sollte unter Beachtung der Zeitbedingtheit ihrer Aussagen nach ihrem geistigen Sinn fragen und seine Aspekte für die Gegenwart fruchtbar machen.

Bis sich diese Erkenntnis irgendwann auch bei der WTG einmal durchgesetzt haben wird, wird sie bis dahin noch etliche Ernüchterungen und Enttäuschungen für die Anhängerschaft parat haben. Denn, wem nicht zu raten ist - dem ist bekanntlich auch nicht zu helfen.

Mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Zum Tode des Überrests - ein wahres Schicksal
Sie war die jüngste unter acht Geschwistern.
Ihre Jugend
waren erster Weltkrieg und Inflation.
Wissenschaftliche Bildung?
Höhere Töcherschule?
Kein Geld.
Sie geht in die Fabrik.

Liebe.
Weltwirtschaftskrise und Not.
Sie wird Mutter.
Einmal,
noch mal.
Krisenkinder.
Was für eine Welt!

Ihr "Land der Sehnsucht":
Gestade der Südsee,
Purpurhimmel, dunkle Zypressenhaine,
versunkene Tempel und Stätten,
rauschende Föhren in gewaltiger Natur.
Erfüllung unter dem Kreuz des Südens.
Traumland.
Das Leben bleibt hart.

Da!
Im Mülleimer das "Goldene Zeitalter"!
Von der Mutter weggeworfen.
Sie aber las.
Dazu kam der "Wachtturm".
Was für eine Hoffnung!
Ewiges glückliches Leben im Himmel, auf Erden,
noch in dieser Generation!
Eigene menschliche Anstrengungen sinnlos.

Die Wahrheit
über 1799, 1874, 1878, 1881, 1914 und 1925
kannte sie nicht.
Auch nicht
die wirklichen Auswege aus Not und Elend
und nicht die,
die sie beschritten, erkämpften.

Aber Deutschland wurde braun.
Das ist das Ende,
sagte der "Wachtturm" selbst deine Kinder
kommen nicht mehr in die Schule.
Die anderen lachen und pflanzen ihr Apfelbäumchen wie
1799, 1874, 1878, 1881, 1914 und 1925.
Man lebt zuerst von Brot.
Die Kinder kamen in die Schule.
Sie glaubt
und überwindet in himmlischer Hoffnung.

Illegalität.
Gestapo.
Gefängnis.
Liebes- und Eheglück - wie kurz nur!
Und deine Kinder?
Für sie sorgt Jehova.
Einige sagten Rabenmutter.
Jehova?
Es waren die Großeltern.

Freiheit.
Wieder Gestapo und Gefängnis.
Dann KZ.
Jehova?
Es war das Armenhaus,
die Hitlerjugend,
der Krieg.
Sie glaubt trotz alledem.
Wie, weiß nur sie als Mutter allein.

Der braune Krieg ist nicht das Ende.
Sie überwindet
und glaubt weiter,
Sachsenhausen macht sie zur Witwe.
In Ravensbrück
wird sie kahlgeschoren.

Sie übersteht es.
Freiheit.
Was ist mit deinem Mann?
Was ist mit unserem Vater?
Im Himmel,
lügt sie.
Er hat den "Wachtturm" verlassen.
Sollen,
die es nicht wissen, an seine Treue zum "Werk" glauben.
Auch
schämt sie sich,
lebt nun fortan mit einer Lüge.
Innerlich zerrissen,
macht sie anderen Hoffnung
und glaubt, was für sie übrig bleibt.
Verzehrt
sich in rastlosem Dienst.
Opfert
wieder, was menschenmöglich ist,
neues Liebesglück, Familie, Heim, Beruf.
Der "Wachtturm":
Wer alle Hände voll zu tun hat,
denkt nicht nach.

Die Generationen gehen und kommen.
Die Kinder
haben selbst Kinder,
die in die Schule kommen
und aus der Schule kommen
und heiraten
und wieder Kinder haben
und sie zur Urgroßmutter machen.
Die anderen lachen
und pflanzen ihr Apfelbäumchen,
weil man zuerst von Brot lebt.

Sie überwindet.
Zehn Jahre vergehen.
Zwanzig.
Wie lange noch?
Da!
1975!
Sie hebt das Haupt empor.
Hebt eure Häupter empor! Die anderen lachen
und pflanzen ihr Apfelbäumchen,
weil es zuerst Brot geben muß.

Sie aber
mit letzter Kraft in den Dienst.
Glauben!
Alles andere hinter sich lassen, vergessen!
Immer das nächste glauben.
war es je anders?

Die Zeit vergeht unerbittlich.
Nur noch vier Jahre!
Da wirft es sie nieder, auch unerbittlich.
Sie hat die Natur herausgefordert,
ihre ehernen Gesetze über Leben und Tod:
"Der Welten Satzung nie gebrochen…"
ein Lied,
was sie selbst einst sang.

Lähmungen.
Funktion auf Funktion erlischt.
Todeskampf.
Die Sinne schwinden und kommen.
Brüder
trösten sie mit himmlischer Hoffnung.
Hört sie überhaupt zu?
Ihr Tröstenden, was wißt ihr eigentlich?
Sie verstehen die Sprache ihrer Augen nicht,
die ihren Tod begreift.
Warum jetzt?
Warum läßt Gott das zu?
Was hat er davon?
Dic Tröstenden preisen das Wiedersehen,
den Himmel.
Sie wissen es nicht,
im Himmel
erwartet sie niemand.
Sie hatte ihn aus ihrem Herzen gerissen
damals
in Ravensbrück.

Das Leben
rast ein letztes Mal vorbei.
Die Erinnerungen zucken und blitzen auf.
Mit dem Tode Auge in Auge
gibt es vor sich selbst
nur Wahrheit.
Ihr Tod ist sinnlos - nur noch vier Jahre!
Warum verließ er den "Wachtturm"?
Was war mit 1799, 1874, 1878, 1881, 1914 und 1925?
Wie viele Generationen!
Haben sie nicht auch recht mit ihrem Apfelbäumchen?
Müssen nicht alle erst Brot haben?
Wovon lebte ich wirklich?
Die Lähmungen peitschen weiter,
unerbittlich.

Die Todesschatten flattern.
Vor ihnen
bewahrt weder Glaube
noch Gebet
noch Gott.
Es erlischt alles, alles, alles.
In letzter greller Klarheit!
Mein Gott,
warum hast du mich verlassen?

Sie starb "in ihren Stiefeln".
Die Brüder
machten ein "Zeugnis" daraus.
Ein einziger rotweißer Blumenkranz
von den anderen,
die ihr Apfelbäumchen pflanzten
und zuerst für Brot sorgten,
schmückte
das frische Grab.
Ly.

Nachts erwürgte eine Zeugin Jehovas ihren Vater und ihren Mann
Nach Ladendiebstählen: 45jährige hatte Angst, von den Zeugen Jehovas ausgeschlossen zu werden. Da drehte sie durch.
Aktuelle Woche, 43,1971, BRD, Wuppertal:

"Alle vier Wochen kam in Wuppertal, im Hause Ravensberger Straße 38, eine fromme Gesellschaft zusammen. Es waren Mitglieder der Glaubensgemeinschaft 'Zeugen Jehovas', die in der Wohnung des Ehepaares Ludwig Hecker (46) und Elisabeth (45) Andacht hielten. Vor allem Elisabeth Hecker, deren Vater Herbert Geisler (70) ein höheres Amt bei den 'Zeugen Jehovas' innehatte, erwies sich dabei als eine Verfechterin strengster moralischer Grundsätze.

Als Elisabeth Hecker jetzt ihren eigenen moralischen Ansprüchen nicht genügen konnte, versuchte sie, mit Schlaftabletten aus dem Leben zu scheiden. Vorher erwürgte die zierliche Frau ihren schlafenden Vater und ihren schlafenden Ehemann.

Die Vorgeschichte der Tragödie begann vor acht Wochen. Bei einem Einkaufsbummel durch ein Kaufhaus geriet Elisabeth Hecker, die Frau mit den strengen moralischen Grundsätzen, in Versuchung. Ihr Mann verdiente als Hilfsgürtler nicht viel. Frau Hecker wurde zur Ladendiebin. Heimlich nahm sie Wurst und Konserven mit. Dann auch Gebrauchsgegenstände.

Vier Tage vor dem Doppelmord wurde Elisabeth Hecker in einem Kaufhaus beim Ladendiebstahl erwischt. Noch bevor die Kripo ihre Wohnung durchsuchte, zerschnitt sie drei vorher gestohlene Mäntel und warf die Fetzen in die Toilette.

Als der Hauseigentümer Hans Richter (50) sie wegen des verstopften Abflußrohres zur Rede stellte, gestand sie ihm sofort: 'Da sind Fetzen von Mänteln drin, die ich gestohlen habe. Aber ich fürchte die irdischen Richter nicht. Ich habe nur Angst davor, daß mich die Zeugen Jehovas aus ihrer Gemeinschaft verstoßen. Dann mache ich Schluß mit allem.'

Am Abend des 30. September, als Ehemann und Vater schon schliefen, sah Frau Hecker in ihrer Gewissensnot nur noch einen Ausweg. Sie alle drei mußten sterben.

Sie schrieb einen Abschiedsbrief. Vor ihrem Tod wollte sie ihre irdischen Angelegenheiten noch regeln. Auf den Küchentisch legte sie 400 Mark für Unkosten, die dem Hauswirt durch das verstopfte Abflußrohr entstanden waren. In dem Brief heißt es: 'Lebt wohl, Gott sei mir gnädig. Nun muß ich es tun. Ich wollte aus dem Fenster springen. Geld für die Unkosten Richter. . .'

Nachts gegen vier Uhr schlich sich Frau Hecker an die Betten der beiden schlafenden Männer und drückte ihnen die Kehle zu. Der Wille, ihre ganze Familie auszulöschen, verlieh der schmächtigen Frau übermenschliche Kräfte. Die beiden schlaftrunkenen Opfer hatten kaum eine Möglichkeit, sich zu wehren. Nach der Tat schluckte Frau Hecker eine Überdosis Schlaftabletten und sank in einer Ecke regungslos zusammen.

Erst 18 Stunden später wurde der Doppelmord entdeckt. Hauswirt Hans Richter und sein Mieter Fritz Lauffenberg (48) wunderten sich über die unheimliche Stille in der Heckerschen Wohnung. Lauffenberg kletterte schließlich über einen Sims in die Wohnung der Nachbarn hinein. Er erstarrte vor Schreck: Ludwig Hecker und Herbert Geisler lagen tot in ihren Betten. Auch die am Boden liegende Frau Hecker gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Sie wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht und ist jetzt außer Lebensgefahr.

Der Leiter der 'Zeugen Jehovas' in Deutschland, Richard Kelsey: 'Es stimmt, jeder, der stiehlt, wird aus unserer Gemeinschaft ausgeschlossen. So steht es in der Bibel. Es sei denn, er bereut seine Tat aufrichtig'." -

Kommentar CV-Leitung:
Dieser tragische Fall spricht für den Geist, der in Wirklichkeit vorherrscht: Nicht Barmherzigkeit und Gnade dominieren, sondern Moralismus und Gesetzeswerk. Darum fand die Schwester Hecker in ihrer Verzweiflung keinen Ausweg. Sie hatte in der schlimmsten Stunde ihres Lebens niemanden in der Organisation, zu dem sie Vertrauen hatte. Ist das allein ihre Schuld?

Zweigdiener Kelseys Antwort an die Presse ist typisch: Erst einmal Ausschluß, dann erst räumt er ein "es sei denn …". Ausschluß ist "Zurückstoßen in die Welt", der "geistige Tod" für den glaubenden Zeugen! Da nützt hinterher nichts mehr. Erst Barmherzigkeit und Gnade, dann eventuell Sanktionen und Verstoßen, so müßte das Denken und Fühlen geprägt sein. Dagegen herrscht Angst vor. Schwache Menschen müssen in kritischer Situation in einer solchen Atmosphäre verzweifeln. Einen Baum erkennt man an den Früchten, sagte Jesus. Hier ist der Fall Hecker ohne Zweifel eine der Früchte, die hervorgebracht werden. Welche Bedeutung hat die Angst für den bisherigen Zusammenhalt der Organisation?

Aber noch eine andere Frage: Wie kann es in einer Organisation, von der behauptet wird, sie werde von Jehova überwaltet und ihre Glieder würden von Engeln behütet, dazu kommen, daß ihre Glieder, Christen, einander ermorden Wen schützen die Engel eigentlich? Wenn nicht einmal unschuldige Brüder in der eigenen Organisation vor eigenen Glaubensgeschwistern ihres Lebens sicher sind und von ihnen heimlich im Schlaf erwürgt werden können? Wer wagt sich dieser Frage konsequent zu stellen?

MITTEILUNG
Besuch aus der BRD und WTG-Literatur
Das Zweigbüro in Wiesbaden hat angewiesen, daß die jetzigen Reisemöglichkeiten aus der BRD in die DDR auf jede Weise genutzt werden sollen, die illegale antikommunistisehe WTG-Literatur "untergrund" in die DDR einzuführen.
Die BRD-VD sollen an Wiesbaden melden, wer in die DDR fährt, wohin, was an Literatur mitgegeben wird, für wen und an wen sie ausgehändigt wurde.

Aus der DDR soll bestätigt werden, was eingetroffen ist, von wem es gebracht und an wen weitergeleitet wurde. Bei dieser "deutschen Gründlichkeit" wird es nicht lange dauern - wir warnen vor diesem Weg der "Schafe zur Schlachtbank" für Auftraggeber, die sich lieber in westlicher Sicherheit halten, anstatt auf Jehova zu vertrauen, wie sie vorgeben. Doch was ist ihr Glaube ohne Werke? Daß durch diesen antikommunistischen Mißbrauch die Besuchsreisemöglichkeiten in Gefahr geraten, darf dann nicht verwundern, auch über die Folgen bei Besuchern und Besuchten nicht. Denn noch immer hält die WTG ihren Kurs, "inmitten des Kommunismus antikommunistisch zu wirken, uneingeschränkt aufrecht! WT 15. 2.1972 dt., Babylon-Buch S. 537 dt. - Noch immer wird in der WTG-Literatur im Stil des kalten Krieges gegen "die Kommunisten hinter dem Eisernen Vorhang" gehetzt. (WT 1. 6. 72, S. 336, Absatz 17 dt.) und so Feindschaft gegen den sozialistischen Staat gesät.

Zum Inhalt dieser Ausgabe
Liebe Brüder und Schwestern!
mit großem Interesse an den verschiedenen Meinungen und Reaktionen legen wir wieder eine neue CV-Ausgabe vor. Wir beachten natürlich sehr aufmerksam die Lage und Stimmung überall und stellen fest, wie die Situation immer gespannter wird, je näher wir 1975 kommen. Deshalb ist auch 1975 ein Schwerpunkt dieser CV-Ausgabe.

"Keine Ruhe um 1975" untersucht die 1975-Voraussage in ihrer sozialpolitischen Bedeutung. Es müßte doch schließlich für alle anderen Menschen, Völker, Staaten und Regierungen annehmbar sein! Zu welcher Schlußfolgerung seid ihr gekommen mit diesem Beitrag? Der Verfasser argumentiert sehr lebhaft. Manchmal kann ja auch die Gemütlichkeit aufhören.

In "Was für die Zeit nach 1975 diskutiert wird" einen Blick nach den USA: Man braucht sich über so etwas nicht zu wundern! Soll und kann die WTG 1975 ihren Bankrott erklären?

"Die Jugend läuft davon" - dafür gibt es noch mehr Gründe. Wir raten, diesen Beitrag unter den Jugendlichen zur Diskussion zu stellen. Ihr werdet staunen! Wer kann dafür, wenn die WTG sich selbst unglaubwürdig macht? Mit "Die Harfe Gottes" wird ein WT-Buch vorgestellt und gezeigt, wie schon früher das "Ende der Welt" vom WT "bewiesen" wurde. Viele kennen das nämlich nicht! Der Beitrag vermittelt viele gute Anstöße. Es gibt da nämlich einen bewährten Grundsatz: Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten!

"Mein Gott, warum hast du mich verlassen?" beschließt in dieser Ausgabe die Endzeit- bzw. 1975-Betrachtungen. Es ist ein wahres tragisches Schicksal, was da auf eigene Weise erzählt wird. Wie gefällt die lyrische Form? Legt doch diesen Beitrag einmal euch bekannten Überrestmitgliedern vor! Was spielen sie denn überhaupt noch für eine Rolle! Wollen sie auch so enden, wie hier geschildert wird? Rechte, Ansprüche und tatsächliche Situation des Überrests müßten wirklich einmal konkret untersucht werden! Wer diesen CV-Beitrag nicht anstößig findet, wird dadurch bestimmt im Sinne der aufgeworfenen Fragen angestoßen.

Der Doppelmordfall in der Versammlung in Wuppertal, BRD, ist wahrlich schockierend! Aber wenn Zweigdiener Kelsey dazu Stellung nimmt, sollten die Versammlungen auch informiert werden. Man kann sehr nachdenklich werden, wenn man sich diese Mordgeschichte gründlich durchliest Das ist eine schwere Anklage gegen den tatsächlichen Geist in den Versammlungen. Sind die Bemerkungen von CV-Seite zu diesem Fall einleuchtend und berechtigt? Man könnte bestimmt noch mehr Schlußfolgerungen ziehen! Stellt euch vor, das wäre unmittelbar bei euch passiert! Wäre das nicht auch möglich?

Zwei wichtige sachliche Mitteilungen stehen am Anfang und Ende dieser Ausgabe. Ihr seht daraus, CV ist durchaus "am Ball", wie man so sagt!

Mit herzlichem Dank für alle bisherige Kritik und Unterstützung -
Die CV-Leitung

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"Christliche Veranwortung": Herausgeber Wolfgang Daum, 65 Gera, Böttchergasse 1 - DDR. Erscheint monatlich! Preis: 0,20, Jahresabonnement M 2,00. CV kann auch kostenlos bezogen werden. Konto-Nr. 4562-43-8015 Kreis- und Stadtsparkasse Gera.

A 3255-72 V 7 1 2239

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 47

Das soll also einleitend ein den verstorbenen Willy Müller "würdigender" Artikel sein. Aus meiner Sicht "würdigt" dieser Artikel nur eines, die CV-Organisation, nicht jedoch ihren "vielgepriesenen" Gründer.

Ein meines Erachtens durchaus bemerkenswerter Satz sei aus dieser CV-Folge, auch an dieser Stelle zitiert. Er behandelt das leidige Thema der Erziehungspraxis bei Jehovas Zeugen. Meines Erachtens sollte man über den nachfolgenden Satz durchaus einmal tiefer nachdenken:

"Es ist erstaunlich, mit welcher patriarchalischen Strenge viele Diener zu Hause zu herrschen versuchen. Sie haben selbst nur bedenkenloses Gehorchen gelernt, ohne fragen zu dürfen, ob der WT nicht doch dieses und jenes falsch lehre, und wenn es ihnen Kopf und Kragen kostet. Automatisch wenden sie diese Methoden auch in der Familie an."

Heute weiß man es. Die Stasi hatte ihre IMs auch unter den führenden DDR-Zeugen Jehovas. Diesbezügliche Namen sind zwischenzeitlich zum Teil bekannt. Sarkastisch spricht schon diese CV-Ausgabe diesen Sachverhalt mit an. Da ist von "U-Booten" die Rede, um deren Enttarnung sich die Zeugenorganisation bemühe. Und dieser CV-Kommentar schließt mit dem Satz:
"Noch soll kein solches 'U-Boot' aufgetaucht sein. Es wird vermutet, daß, auch einige bekannte Diener heimlich 'U-Boot'fahren."

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Gegründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür. DDR

CV - ihr Zweck
Kommentare und Informationen für Jehovas Zeugen. CV befaßt sich in freier, christlich und menschlich verantwortungsbewußter Diskussion mit der Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. Die Beiträge sind undogmatisch und vielseitig, ohne immer der Ansicht des Herausgebers zu entsprechen. Es ergeht der Ruf zu Unterstützung und Mitarbeit.

Nr. 47 Gera Februar 1973

Ein VD, der mutig vorausging
Liebe Leser!
Viele schon empfangen "Christliche Verantwortung", viele geben es weiter und viele warten auf jede neue Ausgabe. Manchem gefällt "CV" allerdings nicht oder nicht in allein, und so mancher empört sich auch maßlos über jede neue Ausgabe. Aber die meisten Leser haben natürlich nach und nach erkannt, was für eine große Bedeutung "CV" inmitten des europäischen Hauptbollwerkes der Wachtturmgesellschaft hat.

Aber auch Kreis- und Bezirksdiener warten auf jede neue "CV"-Ausgabe, selbst mehrere betroffene europäische Zweigdiener. Nicht zuletzt das Hauptbüro in den USA selbst. Natürlich aus ganz anderen Gründen. Einer der Gründe ist aber, daß sie durch "CV" auf Probleme aufmerksam gemacht werden, die sie bis heute überhaupt noch nicht beachtet hatten.

"CV" findet auch in verschiedenen Ländern Beachtung, so in der BRD, Schweiz, England, USA, Schweden, Österreich, Polen, Italien, auch in Afrika. Es findet weiter Beachtung in anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften der verschiedensten Konfession.

Er war der GD (VD) von Gera, Schmölln und Ronneburg in Thüringen, DDR, der dieses "CV"-Werk in Gang setzte. Er gehörte einst zu den Unbequemen in der Organisation, zu denen, die es sich nicht so leicht wie möglich machen, zu denen, die nicht zu allem bedenkenlos ja sagten. Wahrscheinlich müssen es immer die Unbequemen sein, die Auswege suchen und das Ungemach sowie den Kampf deswegen nicht fürchten.

Es gab anfangs Äußerungen namhafter Diener, z. B. von WTG-Osteuropa-Zonendiener W. K. Pohl, jetzt Wiesbaden, die da sagten: "'CV'? Denen wird bald der Atem ausgehen. Diese Pflanze wird der Herr bald verdorren lassen. Sie wird bald verschwunden sein, so daß jeder sehen kann, mit wem der Herr ist".

Weder ging der Atem aus, noch ist "CV" verdorrt. Im Gegenteil, diese Pflanze entwickelt sich immer besser. So beginnen sich viele zu fragen, warum läßt der Herr das zu? Unser Thüringer GD (VD), es war Bruder Willy Müller aus Gera, schuf in der Tat ein einmaliges Werk. Er schuf erstmals eine Plattform für Jehovas Zeugen, für die Organisation und in ihr, in der Absicht, endlich zur Sprache zu bringen, was auch immer kritisch helfend gesagt werden muß.

Hat "CV" in diesem Sinne Erfolg? Ja, das ist der Fall. Die "CV"-Kritik hat u. a. entscheidend dazu beigetragen, daß WTG-Präsident Knorr, Brooklyn, jenen Brief an die Diener verfassen mußte ("CV" 13, 1967), in dem er ermahnte, den örtlichen Dienern keine "Zwangsjacken" mehr anzuziehen und der Kritik von unten mehr Beachtung zu schenken. Schließlich hat die von Bruder Willy Müller veröffentlichte Wahrheit über Zweigdiener K. Franke, Wiesbaden, einen Anstoß gegeben, daß dieser Gestapo-Kollaborateur nicht mehr deutscher Zweigdiener ist. (Siehe: "CV" 1, 1965, "Die WT-Säulen fallen"). Nachdem Zweigdiener-Vorgänger Erich Frost 1961 anläßlich des Hamburger WTG-Kongresses aus gleichen Gründen biblisch bloßgestellt wurde, sagte WTG-Vizepräsident F. W. Franz, Brooklyn, vor Gilead-Absolventen, "der Teufel verdrängt Personen, gewissermaßen die Säulen, aus der Organisation" (WT 15. 2. 1962, S. 123, dt.). So hat "CV" in Wirklichkeit weittragende Wirkung.

Zu der Anklage, der Teufel sei hier am Werke: Wenn Gestapo-Kollaborateure, die das ganze Werk in Verruf bringen, aus der Organisation entfernt werden, dann soll, wer das bewirkt, vom Teufel sein? Das sind doch Bocksprünge! Solche Angriffe gegen Bruder Müller und "CV" sind immer noch ohne Zahl.

Richtig ist, daß Gott schon zur Zeit Israels und der Propheten Menschen als seine Werkzeuge und Diener gebrauchte, selbst wenn sie außerhalb des versammelten Volkes standen, weil dieses zeitweilig völlig falsche Wege ging. Die Bibel veranschaulicht solche Fälle vielfach. Werden sich noch mehr Brüder und Schwestern finden, heute mit "CV" ähnliche Aufgaben zu erfüllen? Könntest du das vielleicht im Hinblick auf 1975 auch tun? Ist nicht bis dahin ohnehin eine gründliche aber weithin noch offene Neuorientierung des ganzen Werkes nötig und fällig? Ehrliche christliche Verantwortung vor Gott und Menschen führt dazu. Bruder Müller ist ohne Zweifel einer der Pioniere auf diesem Wege, der in dieser Zeit der Umorientierung und Neuorientierung gegangen werden muß.

Es sind jedoch nicht nur diese objektiven Gründe, die zu handeln gebieten. Auch die subjektiven Gründe sind zwingend, wie sie Bruder Müller im September 1972 allen aufrichtigen Dienern ans Herz legt:

"Jeder Bruder und jede Schwester sollten auch darüber nachdenken: Wie oft haben wir heimliches Leid und bewußt verschwiegenes Leid eines Bruders oder einer Schwester übersehen, oft zugefügt durch die WT-Lehren? Wir werden dann vielleicht die Stimme des Herrn vernehmen an jenem Tage: 'Ihr seid die Liebe schuldig geblieben, sonst hättet ihr es erkennen müssen.

Ich suche den wachen Blick eurer Liebe in der ganzen Ewigkeit vergebens'. Es sind damit die vielen Schicksale im Leben der Brüder gemeint (Psalm 90), die ich dadurch habe bewirken helfen, daß ich nichts bewirkt habe. Es sind die Wunden und Schicksale unter den Brüdern und Schwestern gemeint, die ich übersah und überhörte, die Ängste und Schicksale, die ich nicht fühlte und die Verzweiflungen, die mich nicht rührten. Viele gehen diesen Weg weiter, da sie sich keiner Schuld bewußt sind, denn so meinen sie: 'Was habe ich schon Böses getan?' Es lohnt sich, darüber nachzudenken, denn der Herr sagt: 'Ich bin der Herr, der die Zeichen der Wahrsager zunichte macht und die Weissager zu Narren'. Jesaja 44:25. Der Herr sagt aber auch, was gut ist: Es ist dir kundgetan o Mensch, was gut ist, und was fordert der Herr anderes von dir, als Recht zu üben, dich der Liebe zu befleißigen und demütig zu wandeln mit deinem Gott?' Micha 6:8. Dies alles zu beachten wäre gut."

Wir wissen sehr gut, wie viele schon sich über diese objektiven und subjektiven Dinge Gedanken machen. Der Herr läßt es zu, daß "CV" sich entwickelt mitten im größten Zweig der weltweiten Organisation, mitten in den größten Auseinandersetzungen religiöser und politischer Art, in die dieses Werk, die Gesellschaft, je geraten ist und kurz vor 1975, wann "diese Generation" wahrlich am Ende ist und es doch weitergehen wird.

Vor allem die Diener und Ältesten sind aufgerufen, sich dieser wahrhaft historischen Wende des gesamten Werkes völlig bewußt zu werden. Du bist nicht zu gering, um darin ebenfalls Initiative zu ergreifen. Es wird dann nichts so weitergehen wie bisher. "Wolltest du sagen: 'Wir haben ja nichts davon gewußt': - wird nicht er, der die Herzen wägt, es durchschauen und er, der deine Seele beobachtet, es wissen?" Spr. 21:12 Menge - Übers. -
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

Das neueste WT-Buch auf den Kongressen 1972:
Die Nationen sollen erkennen, dass ich Jehova bin
Die neuen Hauptgesichtspunkte
Es handelt sich in der Hauptsache um eine Neufassung der bisherigen WT-Auslegung des Propheten Hesekiel. Diese Auslegung hat allerdings schon eine lange Geschichte. Wer sie genau überprüfen wollte, müßte die WT-Bücher "Das vollendete Geheimnis - Schriftstudien VII von 1917, "Leben" von 1929 und "Rechtfertigung" von 1931 zur Verfügung haben. Was für ein Glück für die WTG und wie bedauerlich für die meisten Verkündiger, daß die WTG diese Bücher bis auf Reste völlig eingezogen hat. Es ist eine lange Geschichte von Fehldeutungen, Irrtümern, Widerrufungen und Neudeutungen. Auch das neue Buch zitiert "Rechtfertigung" mehrmals. Natürlich ist die wahre Geschichte der Hesekiel-Deutungen daran nicht zu erkennen. "CV" ist jedoch in der Lage, diesbezüglich jede gewünschte Auskunft zu geben.

Das neue - sagen wir Nationen-Buch - wird für viele mühsam sein zu "studieren". Es gehört zu den schwerverdaulichen Werken der WTG, in denen die damalige Geschichte der israelitischen und nichtisraelitischen Könige und Völker abgehandelt und gedeutet wird. Viele werden überhaupt nicht nachvollziehen können, was sich damals historisch abgespielt hat. Hinzu kommt die recht willkürliche Art der "historischen" Kombinationen, die die WTG vornimmt, um die früheren Falschdeutungen zu überspielen und erneut glaubhaft zu erscheinen.

Die erste Frage, die die meisten an das neue Buch stellten: Was wird über 1975 gesagt? Nichts wird gesagt! "Binnen kurzem", "innerhalb unserer Generation" u. ä. lauten die entsprechenden Bemerkungen, die allesamt über 1975 hinwegzielen. Auch andere Gesichtspunkte sind so angelegt. Aber eine andere Jahreszahl tritt merklich ins Blickfeld: 1931! Hier sei der Name "Jehovas Zeugen" angenommen worden. Seit dieser Zeit habe man die "Einsammlung der großen Volksmenge erkannt", die dann 1935 offiziell losging.

Weiß man, wie es um 1975 steht, dann sieht es so aus, als arbeite die WTG darauf hin, nicht mehr 1914 als das "entscheidende Datum" im Vordergrund zu haben, sondern 1931. Dann könnte sie vielleicht "diese Generation" wieder um 15 bis 20 Jahre verschieben.

Und was sagt das neue Buch über Harmagedon? Das ist höchst interessant! Da gibt es ganz neue Punkte. Mit 1975 ist da ganz und gar nichts mehr drin. Es ist vielmehr völlig unklar, wielange das dauern kann, was da gesagt wird. Man könnte es allgemein so bewerten: Die WTG ist mit ihrer bisherigen Harmagedondeutung festgefahren. Angesichts 1975 hat sie erkannt, das sie bezüglich Harmagedon alle Zeugen zu einem neuen Verständnis bringen muß. In dem Buch wird zum ersten Mal der Versuch unternommen, Harmagedon als ein längeres Prozeßgeschehen darzustellen, um auf diese Weise der Unwahrhaftigkeit zu entgehen, die dann eintreten muß, wenn Harmagedon nicht zu dem bisher dargestellten Zeitpunkt eintrifft. Wenn es gelingt, Harmagedon als ein längeres Prozeßgeschehen annehmbar zu machen, dann ist der WTG durchaus gelungen, zunächst weiter Zeit zu gewinnen.

Die Sache soll sich so abspielen: Es seien zwei Hauptetappen. Insgesamt wird ein neuer Begriff geprägt. Harmagedon sei "eine Weltsituation" (S. 363), das Ende der "großen Drangsal. Die erste Periode sei dadurch gekennzeichnet, daß sich alle politischen Mächte von der Christenheit und ihren Kirchen trennen. Dann würden diese politischen Mächte von Jehova als "sein Schwert" gebraucht, die Christenheit (Kirchen, Geistlichkeit) zu vernichten. Hauptkräfte dieser politischen Mächte seien die "radikalen Elemente" wie "Anarchisten, Kommunisten". Sie würden hier zu "Dienern Jehovas" werden. Nach der Vernichtung der Christenheit würden die Nationen noch da sein, und sie würden "erkennen, daß ich Jehova bin". Anders könne sich das nicht "erfüllen". In einer späteren zweiten Periode wurden dann auch die Nationen drankommen.

Man müßte also zunächst Ausschau halten nach einer Verschärfung des Verhältnisses Christenheit - politische Mächte (Kommunismus). Das Gegenteil indessen entwickelt sich. Das Bündnis zwischen Christen und Sozialismus bzw. Kommunismus entwickelt sich weltweit. Das wird eine böse Überraschung für alle WT-Hörigen geben! Abgesehen von der immer längeren Zeitdauer für die WT-Prognosen!

Verfolge z. B. nur die Bündnispolitik zwischen Sozialisten bzw. Kommunisten und Christen in der DDR. Die WTG prophezeit wieder vollkommen an der Wirklichkeit vorbei.

Im Widerspruch dazu eine Verschärfung zu predigen, kann natürlich Absicht sein, um diese Bündnispolitik zu stören. Denn wie die WTG sagt, ist nichts anderes als Fortsetzung ihres bisherigen Antikommunismus. Wobei mit derartigen Formulierungen wie "die drohende Flut des internationalen Kommunismus" (S. 317) und der WT-Ansiedlung von Kommunismus, dem Faschismus . . . und herabgesetzten Sittenmaßstäben" (S. 320) in einer Front direkt der Jargon imperialistischen Vorgehens übernommen und in die Verkündigung eingebaut wird.

Neben dieser weiteren Aussaat antikommunistischen politischen Hasses wird jetzt ein Vorgehen gegen Christenheit, andere Kirchen und Geistlichkeit entwickelt das alles Bisherige diesbezüglich in den Schatten stellt. Es erfolgt eine deutliche Hauptorientierung der Verkündigung "auf die Christenheit" mit Angriffen in willkürlicher Auslegung der Bibel, die man schon pervers nennen kann. Pfarrer und christliche Kirchen werden öffentlich mit Vergleichen schlimmster Art belegt, wie folgende Auswahl zeigt:

"Prostituierte, mistige Götzen, berechtigt, ehebrecherisch, unsittlich (S. 243), Verbrecher (S. 244), verliebt in Prostituierte, deren Glieder gleich denen von Eseln und deren Same in Strömen kam wie der von Pferden (S. 247), schamlose Straßendirne, Gimpelfänger (S. 251), Hure (S. 254), berufsmäßige Hure voll anstößigem Geruches (S. 260), durch Ehebruch verbraucht (S. 261), Weib der Zügellosigkeit (Seite 261), verbrauchte alte Hure (S. 264)".

Das ist eine Aufpeitschung zu Glaubenshaß schlimmster Art, der nicht wenige Gerichtsprozesse zur Folge haben wird.
Soll eine neue Verfolgungswelle heraufbeschworen werden, ein derartiger Kirchenkampf, dessen Fanatismus alles andere vergessen macht, speziell 1975? Es ist unerhört, wie die WTG jetzt die Bibel zur Entfachung von religiösem Haß gegen andere christliche Bevölkerungsgruppen benutzt. Dabei ist es völlig eindeutig, daß Hesekiel und andere Bibelschreiber sich an ihre eigenen Zeitgenossen wenden und die heutigen Kirchen, Pfarrer und Gemeinden überhaupt nicht im Sinn haben. Es ist allein die WTG, die das heute so und früher anders hindeutete.

Eine neue WT-Aggression gegen die christlichen Kirchen steht also auf der Tagesordnung, in die die Organisation gestürzt werden soll. Wenn wir die WT-Geschichte zurückverfolgen, so wurden die einfachen Verkündiger immer in irgendwelche Auseinandersetzungen und Kämpfe noch außen getrieben, wenn von inneren Schwierigkeiten oder Umstellungen abgelenkt werden sollte.

Kamen sie dann zur Besinnung, so war alles inzwischen "passiert". Jetzt muß über 1975 hinwegorientiert werden. Wegen der erneuten Verbreitung von Haß gegenüber den sozialistischen bzw. kommunistischen Staaten und Völkern durch Fortsetzung antikommunistischer Diffamierungen in imperialistischen Jargon und wegen der erneuten Haßkampagne gegen die anderen christlichen Kirchen und Bevölkerungsgruppen verstößt die Verbreitung des neuen WT-Buches "Die Nationen sollen erkennen, daß ich Jehova bin", gegen Artikel 6, Absatz 5, der Verfassung der DDR, in dem es heißt: "Bekundung von Glaubens-, Rassen- und Völkerhaß werden als Verbrechen geahndet".

Man muß sich endlich über die politische Bedeutung der bisherigen Verkündigung klar werden. Es gereicht nur zum eigenen Schaden und Verderben, wenn man das nicht tut.
buko

Abfall in Brooklyn - wie geht es weiter!
"Neues Licht" oder die neue Strategie und Taktik der WTG für 1975
Erste Klausur-Stellungnahme der CV-Leitung,
gestützt auf Äußerungen zuständiger Bethelbrüder und Bezirksaufseher wie K. Franke, W. Rudtke, H. Rusch, H. Krüger, E. Seliger, J. Berger, G. Krause, W. Pohl, Wiesbaden.

FEST STEHT, ES GEHT WEIT UND VÖLLIG UNBESTIMMT ÜBER 1975, ÜBER "DIESE GENERATION" HINAUS"
Es wird eine ganze Palette "neuer Erkenntnisse" aufgefahren! Br. J. Berger kann sich auf eine spezielle Auseinandersetzung mit seiner Begründung der "Änderungen in Erkenntnisfragen" vorbereiten!

Die Hauptstrategie, 1975 aus den Köpfen wieder zu vertreiben, ist eine Überlagerung dessen mit der Ausrichtung "nicht 1975, sondern die Ewigkeit im Sinn haben" (H. Rusch). Was für ein künstlicher Gegensatz! 1975 und Ewigkeit schließen sich doch gar nicht aus! 1975 ist doch eine Etappe in dieser Ewigkeit, und zwar der allerletzte Termin für "diese Generation"!

Dazu eine weitere Ablenkung, nach außen. Es wird eine Kampffront gegen die anderen Christen und Kirchen aufgerissen, die in schärfsten Glaubenshaß gipfelt! Aber die anderen Christen machen ganze Völker aus! Und "Bekundung von Glaubens-, Rassen- und Völkerhaß werden als Verbrechen geahndet", sagt unsere Verfassung! (Art. 6, 5). Wird ein neues "Martyrium" für die einfachen Verkündiger geplant? - Das Mittel hierfür soll das neue WT-Buch sein "Die Nationen sollen erkennen, daß ich Jehova bin". Man wird an die Bücher "Feinde" und "Religion" von 1937 und 1940 erinnert. Auch damals mußte Harmagedon wieder aus den Köpfen vertrieben werden. (Dein Name werde geheiligt, S. 329, Abs. 14).

Verbunden damit ist das "neue Licht", Harmagedon verlaufe in längeren Etappen. Erst werde die Christenheit durch die anderen Nationen (UNO) vernichtet (G. Krause), sonst können die "Nationen" ja nichts "erkennen". Wie lange sich das hinziehen würde? Wer weiß! Denn die Entwicklung verläuft genau andersherum! Von den sozialistischen Ländern und der kommunistischen Weltbewegung aus wird zum Beispiel eine Bündnispolitik mit den Christen entwickelt! Auch die Kirchen entwickeln mehr Verständnis, wie die päpstliche Enzyklika "populorum progressio" (Für den Fortschritt der Völker), 1967, veranschaulicht! So passen auch diese "Vorbilder" oder WT-Voraussagen nicht zur wirklichen Lage und Entwicklung.

Schließlich gibt es auch "neues Licht" im WT-Antikommunismus! Wird ja auch Zeit! Aber, aber! Wir erinnern an die WT-Strategie "Christentum oder Kommunismus" (Erwachet 8. 6. 1955).

Jetzt ist die Strategie: "Streitfrage ist nicht: Demokratie oder Kommunismus, sondern Menschenherrschaft oder Gottesherrschaft! Zuerst Königreich und Gerechtigkeit suchen, statt sich in Politik zu mischen" (K. Franke).
Genau besehen ist der Antikommunismus hintergründig natürlich weiter gegeben.

Warum jedoch diese neuen Akzente? Will eine Gruppe in der "Leitenden Körperschaft" den vor Gott unreinen Antikommunismus als politische Befleckung wirklich abschaffen? Weil der Antikommunismus religiös solche Verzerrungen und Entgleisungen hervorrief, daß dadurch immer krasser der Wahrheitsanspruch vor Gott befleckt wurde? Weil der bisherige Antikommunismus der WTG nicht mehr durchgehalten werden kann, da eine veränderte Situation der sozialen Umwelt anbricht? Weil widrigenfalls eine "Tabu-Grenze", eine Isolierung um die WTG entstehen würde, ein Stillstand ihrer Gewinnung anderer Menschen? Fühlen und erkennen einsichtige Zeugen, daß man endlich um Gottes Willen Wandel schaffen muß?

Wie todernst das alles ist? In den USA wird die Organisation bereits erschüttert! "Besonders in Amerika: Wer weiß ob! Brüder abgefallen! Selbst im Bethel Brooklyn" (K. Franke). K. Franke zitiert zu diesem Bethel-Abfall Matth. 24:24, Irreführung der Auserwählten. - Es ist erst die Spitze des Eisberges, was wir sehen!
Die CV-Leitung

Was junge Leute wissen möchten und was ihnen helfen kann
FÜHRST DU ZU ENDE, WAS DU BEGINNST?
Im allgemeinen freut sich der Mensch, wenn ihm etwas Gutes gelungen ist. Wenn sich jemand entschlossen hat, ein Instrument spielen zu lernen und er dann fleißig übt, bis er es kann, wird ihm das viel Freude bringen. Jemand, der aufgibt, kaum daß er begonnen hat, wird diese Freude nie erleben.

Das trifft auch auf handwerkliche Arbeiten zu, wie das Schnitzen, Tischlern, Schlossern und Schneidern oder auf geistige Arbeit, wie das Erlernen einer Sprache oder der Mathematik. Jedes Unternehmen, jede Aufgabe oder Arbeit, die wir zu Ende führen, erfüllt uns mit Befriedigung und bereitet uns Freude.

In Verbindung mit dem Problem, etwas, was man begonnen hat, zu Ende zu führen, haben wir alle gewisse Neigungen, die wir bekämpfen und überwinden müssen.

Dem Problem auf den Grund gehen
In unserer frühesten Kindheit waren wir zum Beispiel in bezug auf unsere Aufmerksamkeit sehr sprunghaft. Selbst beim Spielen verliert ein kleines Kind sehr schnell das Interesse an einer Sache, es läßt sich leicht ablenken.

Die Konzentrationsfähigkeit entwickelt sich während des Wachstums. Wir müssen sie aber weitgehend selbst fördern, und das lohnt sich, denn dann ist das Lernen uns keine mühselige Arbeit mehr, sondern etwas, was uns Freude bringt.

Die Konzentrationsfähigkeit setzt voraus, daß wir ein anderes charakteristisches Merkmal kleiner Kinder ablegen: die Ungeduld. Kinder wollen gewöhnlich alles sofort haben. Und wenn sie etwas zu tun versuchen und es ihnen nicht gleich bei den ersten Ansätzen gelingt, so geben sie es gewöhnlich auf. Wenn du aber im Sinn behältst, daß man für die erstrebenswertesten Dinge im Leben verhältnismäßig viel Zeit und Mühe aufwenden muß, so wirst du weniger schnell aufgeben.

Ein weiteres Merkmal, das abgelegt werden muß, ist die Gewohnheit, etwas hastig oder impulsiv zu tun. In Sprüche 21:5 heißt es: "Die Pläne des Fleißigen gereichen sicher zum Vorteil, aber jeder Hastige geht sicherlich dem Mangel entgegen". Bevor man also ein Vorhaben durchzuführen beginnt oder eine Aufgabe oder eine Arbeit übernimmt, sollte man sich zuerst vergewissern, ob es etwas ist, was sich wirklich lohnt.

Manchmal mag es vernünftiger sein, etwas, was man begonnen hat, nicht zu Ende zu führen. Wieso? Weil es von Anfang an nichts Gutes war. Es mag dabei ein falsches Ziel verfolgt werden, ein Ziel, das mit den Grundsätzen und dem Rat des Wortes Gottes nicht übereinstimmt.

Es kann aber auch sein, daß das Ziel an sich nicht schlecht ist. Ist es aber für dich gut, es anzustreben? Lohnt sich die Zeit und die Mühe, die du aufwenden mußt, um es zu erreichen? Hast du allen Grund anzunehmen, daß du es erreichen kannst?

Jesus sprach von jemandem, der einen Turm zu bauen beginnt, ohne zuerst die Kosten zu berechnen und sich zu überlegen, ob er sie tragen kann. Wie Jesus sagte, mag der Betreffende den Grund legen und dann feststellen, daß er nicht mehr weiterbauen kann, weshalb die Zuschauenden dann lachen und sagen mögen: "Dieser Mensch fing an zu bauen, vermochte es aber nicht zu Ende zu bringen" (Luk. 14:28-30). Wenn du also das, was du beginnst, zu Ende führen möchtest, dann berechne vorher die Kosten. Wäge die Vor- und Nachteile ab. Frage andere nach ihrer Meinung, besonders deine Eltern. Mache dir ihre Erfahrungen zunutze, sie haben Fehler gemacht und können dir helfen, sie zu vermeiden. Die Bibel ist eine einmalige Quelle weiser und praktischer Ratschläge. König Salomo zum Beispiel tat beinahe alles, was ein Mensch tun kann, um in rein materiellen Dingen Freude zu finden, und er sagt uns auch, zu welchem Ergebnis es führte. Es war lediglich ein "Haschen nach Wind". Warum sich also einem ähnlichen sinnlosen Streben widmen? - Pred. 2:3-11, vergleiche 1. Timotheus 6:17-19.

Die Gewißheit, ein wirklich lohnendes Ziel zu verfolgen, kann dich davon abhalten, es aufzugeben. Wichtig ist ferner, daß du planst, wie du dieses Ziel erreichst. Welche Schritte wirst du unternehmen oder welche Methoden anwenden?

Viele junge Leute führen etwas, was sie begonnen haben, nicht zu Ende, weil sie den Mut verlieren. Sie finden, daß sie etwas unternommen haben, was schwieriger ist, als sie sich gedacht haben oder sie sehen sich plötzlich unerwarteten, vielleicht auch nicht vorauszusehenden Problemen und Hindernissen gegenüber. Was nun? Aufzugeben ist leicht. Aber in einer solchen Situation kann man beweisen, wer man wirklich ist.

Wenn du zuläßt, daß wegen der Schwierigkeiten pessimistische Gedanken in dir aufkommen, wirst du bald keine Kraft mehr haben zum Weitermachen. In Sprüche 24:10 heißt es: "Hast du dich entmutigt gezeigt am Tage der Bedrängnis? Deine Kraft wird karg sein".

Betrachte die Situation vielmehr als Herausforderung. Begegne ihr, indem du dich erst recht bemühst, dir noch mehr Kraft und Zeit darauf verwendest. Herausforderungen können das Leben interessant machen, sofern wir nicht davor weglaufen. Wenn du die Schwierigkeiten überwindest, wächst dein Vertrauen, und du wirst einfallsreicher. Du gehst dann künftig zuversichtlicher und mit größerer Freude an deine Aufgabe heran.

Gewöhne dir also nicht an, gleich aufzugeben, wenn nicht alles glatt geht, sonst wirst du jedesmal, wenn sich Schwierigkeiten einstellen, dass gleiche tun: "die Flinte ins Korn werfen", aufgeben. Wenn du dieser Gewohnheit von Anfang an entgegenwirkst, kannst du es vermeiden, daß du einen Fehlschlag nach dem anderen erlebst und etwas, was du beginnst, nicht zu Ende führst.

Gott schätzt Personen, die ausharren
Die Bibel zeigt, daß Gott von seinen Dienern erwartet, daß sie Entschiedenheit und Beharrlichkeit beweisen. Aus der christlichen Zeit ist uns der Apostel Paulus wegen seiner Zähigkeit und Anpassungsfähigkeit ein gutes Vorbild.

Man sollte schon in der Jugend damit beginnen, Ausdauer zu entwickeln und sich anzugewöhnen, etwas Angefangenes zu Ende zu führen. In der Schule sind einige Fächer leichter als andere, und einige mögen dir mehr zusagen als andere. Wenn du dir aber in den Fächern, die du nicht besonders liebst, Mühe gibst oder dich sogar extra anstrengst, ziehst du daraus einen doppelten Nutzen: Du erweiterst nicht nur deine Kenntnisse, sondern stärkst auch deine Konzentrationsfähigkeit und deine Entschlußkraft. Es gibt Pädagogen, die sagen, das Wertvollste an der Schule sei, das wir lernen würden, wie man studiert, wie man sich bemüht, etwas herauszufinden, es richtig zu verstehen und sich zu eigen zu machen.

So verhält es sich auch mit Arbeiten, die du außerhalb der Schule verrichtest. Einige mögen dir zusagen, andere nicht. Du kannst aber bei jeder Arbeit etwas lernen. Denke nicht nur an den unmittelbaren Nutzen, den du in Form von Übung, Fähigkeiten oder Bezahlung einer Arbeit ziehst, sondern denke auch daran, daß sie sich auf die Entwicklung deiner Persönlichkeit auswirken kann. Selbst eine einfache, schlecht bezahlte, mühselige Arbeit kann viel zu deiner Reife beitragen und deinen Charakter stärken.

Lerne auch Ausdauer haben im Umgang mit deinen Mitmenschen. Um wirklich glücklich zu sein, müssen wir mit anderen gut auskommen, wir müssen mit ihnen gut zusammenarbeiten und sie mit uns, wir müssen ihre Achtung erwerben und das Gefühl haben, daß sie uns schätzen.

Das ist nicht möglich, wenn man schnell bereit ist, einen Menschen "aufzugeben" wenn man Freundschaften schließt und sie dann bei der ersten Meinungsverschiedenheit abbricht, oder wenn man wegen der geringsten Unstimmigkeit nicht mehr mit jemanden zusammenarbeiten will. Prüfe dich selbst. Könnten andere nicht auch manchmal an dir Anstoß nehmen? Gibst du dich selbst auf? Warum denn gleich andere aufgeben? Nimm dir die nötige Zeit, um Probleme mit Geduld und Entschlossenheit zu lösen, indem du positiv denkst und überlegst, wie eine Lösung möglich wäre. - (Aus: w 1. 8. 72)
CV HALT DEN FINGER AUF DEN WICHTIGSTEN GEGENWARTIGEN PROBLEMEN

Die Jugendlichen in den Versammlungen
Wer sich etwas umschaut, wird bemerken, wie sich in den Versammlungen die Jugendprobleme mehren. Aber nicht nur dort. Die leitenden Diener sehen ihren Einfluß auf ihre eigenen getauften Söhne und Töchter schwinden. Immer häufiger wird die Anklage gegen solche Diener, sie könnten "ihrem eigenen Hause" nicht mehr vorstehen, wie sollten sie dies in der Organisation dann können?

Was sind die wirklichen Ursachen? Der Anfang ist meist die absolute elterliche Gehorsamsforderung an die Kinder, aufrechterhalten und durchgesetzt solange es geht mit Prügelstrafe als letztem Mittel. Aber die Erziehungsmethoden haben sich schon in biblischen Zeiten gewandelt. Wurde zum Beispiel in Israel eine Ehebrecherin zu Tode gesteinigt, so lehrte Jesus etwas anderes, wie bekannt ist. Und heute im Namen Christi prügeln, peitschen und Backpfeifen verteilen? Der Tag kommt, an dem die Kinder das nicht mehr ertragen.

Es ist erstaunlich, mit welcher patriarchalischen Strenge viele Diener zu Hause zu herrschen versuchen. Sie haben selbst nur bedenkenloses Gehorchen gelernt, ohne fragen zu dürfen, ob der WT nicht doch dieses und jenes falsch lehre, und wenn es ihnen Kopf und Kragen kostet. Automatisch wenden sie diese Methoden auch in der Familie an. Aus den Schulen dagegen, die die Kinder und Jugendlichen täglich besuchen, sind Backpfeife und Rohrstock verbannt. Hier werden die Kinder und Jugendlichen mit ihren Fehlern und in ihren Vergehen humaner behandelt, als in ihren christlichen Familien. Natürlich ist das komplizierter für die Erzieher. Am Ende prügeln kann schließlich selbst der Dümmste.

Und die Kinder vergleichen. Wenn sie es nicht offen dürfen, tun sie es heimlich. Eines Tages aber fühlen sie sich stark genug und verlangen Verständnis anstatt sich gehorsam unterwerfen zu müssen. Dem aber sind die Diener durch ihre eigene bedenkenlose WT-Unterwürfigkeit meist überhaupt nicht gewachsen. So werden geringfügige Anlässe zu größten Familientragödien. Und am Ende laufen die Jugendlichen davon, hinweg aus dem Elternhaus.

Der WT hat keine Hemmungen, dieses oder jenes aus der Bibel als für heute nicht mehr zeitgemäß zu erklären, je nach dem, wie es dem Zweck dient. Es fällt jedoch außerordentlich schwer, aus Gründen der Sicherung ihrer absoluten Autorität, ihre Zwangsmethoden zu ändern. Doch kein Geist läßt sich auf die Dauer vergewaltigen. Die Jugendtragödien in den Diener-Familien zeugen davon. Oder sieh dieses! Die Jugendlichen wachsen heran. Lies das Hohelied der Liebe in der Bibel und begreife die Unbezwingbarkeit der menschlichen Liebe als "Flamme Jehovas". Wie sieht es aber in den Versammlungen aus? Wo finden sie einen Partner? Es hilft nicht, dieser Frage auszuweichen! Es hilft nicht, die Jugendlichen abzulenken, "reichlich zu beschäftigen" und in den Dienst zu treiben, offen oder hintenherum! In der Hoffnung, sie kommen auf andere Gedanken. Die Frage wird meistens unerbittlich! Lies das Hohelied, um das zu verstehen. Bis auf einige wenige tatsächlich "Enthaltsame". Was aber treiben diese persönlich wirklich?

So entsteht das nächste Problem. Schon die harmlosesten Vergnügen werden den Jugendlichen ausgepredigt. Tanzen, Kino, Theater, oft wollen sie das nur, um Partner zu finden, die es in den Versammlungen nicht gibt. Natürlich sagen sie das zu Hause nicht. So gibt es Streit und Vorwürfe gegen sie, die den Kern der Sache überhaupt nicht berühren und die Entfremdung stattdessen weitertreiben. Ledigbleiben weil "bald" das Ende da ist? 1925 und 1945 wurde das auch gepredigt. Die heutigen Jugendlichen sind vielfach die Frucht aus Ehen, die Zweigdiener Erich Frost zum Beispiel nach 1945 persönlich im damaligen Sinne des WT zu verhindern suchte!

In vielen Diener-Familien ist die abendliche Streitfrage die: Einen gängelnden WT studieren oder ein interessantes Fernsehstück ansehen? Zum Glück kann man die Wohnung abschließen und von anderen unkontrolliert machen was man will. Das nimmt aber immer mehr zu. Befragte Jugendliche erklärten, sie kommen sich in den "Studien" nur bevormundet vor.

Dann dieses Problem. Vom Kultur- und Wirtschaftsleben in der kleinsten Familie aufwärts bis in den gesamtgesellschaftlichen Bereich ist alles abhängig vom eigenen Engagement, von der eigenen Mitarbeit und Mitverantwortung. Schon in der Schule lernen die Kinder, ihr dortiges Leben mitzugestalten und mitzuregeln und mitzuverantworten. Sie erkennen dadurch, daß es auf der nächsten Ebene, im kommunalen Bereich etwa, nicht anders sein kann. So lernen sie die achten, die in ihrem Dorf oder in ihrer Heimatstadt, die Verantwortung tragen, damit alles funktioniert, was wir zum Arbeiten und Leben brauchen. Und sie lernen die achten, die das alles im gesamtgesellschaftlichen und staatlichen Bereich tun.

Was hat das zur Folge? Zunächst unbewußt erscheint es ihnen irgendwie seltsam und befremdend, daß sie dagegen in Versammlung und Familie ständig gelehrt werden, gerade dieses Engagement sei unchristlich, während sie aber als Christen ständig davon profitieren und existieren. Aber sie wagen nicht, das daheim und in der Versammlung auszusprechen. Sie lernen so die Verstellung. Dann aber werden sie mündiger. Irgendein berechtigter Anlaß genügt, um den Konflikt mit Eltern und Versammlung perfekt werden zu lassen. Es sind Brüder bekannt, die innerlich soweit entwickelt waren, daß sie nach solchen Konflikten sogleich als Christen kommunale gesellschaftspolitische Verantwortung übernahmen, es war die WTG, die das Band dann zerschnitt.

Der gegenwärtige Zustand der Organisation in Lehren und Verhaltensvorschriften ist so, daß sich in normalen Jugendlichen etwas entwickeln muß. Ungeahnt und unbemerkt zunächst durch die Eltern und Diener. Wenn die Dinge zum Ausbruch kommen, ist es meist zu spät, weil die Entfremdung eine lange Entwicklung hat, und das Maß allmählich voll wurde.

Wenn die WTG ihre soziale Grundhaltung nicht ändert, wird es für alle daraus resultierenden sittlichen, moralischen, ethischen, pädagogischen und soziologischen Jugendprobleme als Lösung nur die "Rebellion" und den "Abfall" geben. Wird der Fehlschlag von 1975 die WTG zwingen, sich hier grundlegend zu ändern?
A. Z.

Bringt sie zum schweigen!
Im deutschen Zweig erwächst der WTG immer mehr die größte und konsequenteste Kritik innerhalb ihrer Weltorganisation. Ein Buch und eine Schrift nach der anderen werden hier über die WTG veröffentlicht. Tausende Verkündiger werden hier ständig wirkungsvoller angesprochen. Langsam wird das zum "Hauptskandal" der Organisation, wie sich ein Bezirksdiener ausdrückte.

Deshalb war dieses Problem ein Hauptpunkt bei Aussprachen, die Präsident N. H. Knorr im Zweigbüro in Wiesbaden durchführte. Er richtete sinngemäß folgende Worte an die dortigen Verantwortlichen: Warum habt ihr die Autoren bisher nicht zum Schweigen bringen können? Warum habt ihr nicht ausreichend versucht, ihnen so viel Geld anzubieten, wie sie auch von den Verlagen erhalten? Die meisten von diesen "Schreiberlingen" wollen doch nur Geld verdienen mit ihren Büchern und Schriften! Warum nutzt ihr diesen Umstand nicht genügend aus? Warum kauft ihr ihnen nicht Manuskripte, Rechte und Unterlagen ab? Geld können sie auch von uns haben hierfür. aber sie müssen dann wenigstens schweigen. Und wir haben sie für alle Zeit kompromittiert.

Was ist zu diesen Worten zu sagen? So kann man es auch versuchen, wenn man nichts widerlegen kann. Aufkaufen war auch schon früher eine WTG-Methode. Nur gelingt das immer weniger.

Die große "CV"-Serie für 1975
Seid aller die Menschen betreffenden Ordnung um des Herrn willen untertan
Zur politischen Mission der Wachtturmgesellschaft
1. Um was geht es?
In allen Ländern, in denen es soziale Entwicklungen, Veränderungen, Umwälzungen, Reformen oder Revolutionen gibt, geraten Jehovas Zeugen in die Schußlinie und werden bedrängt, bekämpft oder gar verfolgt. Oft schlagen dabei die politischen Wogen so hoch, daß Freiheit und Leben auf dem Spiele stehen. Das jüngste Verbot erfolgte am 14. Januar 1972 in der Republik Singapur wegen der WT-Angriffe gegen "alle organisierten Regierungen". (WT 1. Sept. 1972, S. 538). Die bekannte WT-Grundposition in politischen Fragen lautet, weder für "Demokratie, Sozialismus, Kommunismus noch irgendeine andere menschliche Regierungsform" (WT 1. Jan. 1957, S 6), was jetzt "inmitten der Demokratien und des Kommunismus" weiter betrieben werden soll. (WT 15. Febr. 1972). Bei dieser absoluten Verneinung und Ablehnung jeder demokratischen Ordnung und damit jeder politischen und Verantwortung, was man als politischen Nihilismus bezeichnen muß, muß es zwangsläufig politische Verwicklungen geben.

Alle aufrichtigen Diener und Verkündiger, die nicht bedenkenlos sind, fragen selbst immer eindringlicher: Müssen wir nicht tatsächlich jede sozialpolitische Verantwortung ablehnen und aus den Köpfen derer hinaustreiben, denen wir predigen? Richtet sich unsere Verkündigung nicht gegen Demokratie, Sozialismus und Kommunisnus insbesondere? Unterliegen wir da nicht politischen Verhaltensvorschriften durch den WT? Ist unsere Verkündigung nicht also doch auch etwas Politisches? Sollten andere das nicht erkennen können? Bibellehren wurden geändert wie Fürsten, Obrigkeit, Elia, Älteste u. a., einstmals göttliche Wahrheiten wurden verworfen wie die Ältestenwahl, proklamierte Weltendetermine wurden verschoben wie 1799, 1884, 1914, 1925 u. a., ja die ganze Endzeit wurde verschoben, jetzt wieder 1975. Aber die politische Verhaltensweise, die der WT lehrt, blieb: Weder Demokratie, noch Sozialismus, noch Kommunismus und alles, was damit zu tun hat, was sich somit auch gegen die sozialistischen Länder wie die DDR, Polen, Sowjetunion usw. richtet. Ja, wer zu Jehovas Zeugen kommt, dem ist mit dem WT über kurz oder lang jeder demokratische, sozialistische und kommunistische Geist und Gedanke aus dem Kopfe vertrieben. Ist das die biblische Aufgabe des Christen angesichts der Notwendigkeit menschlicher Ordnung und Regierung nach Römer 13:1-7 und 1. Petr. 2:13?

Eine wichtige Bemerkung nun, ehe wir solche Fragen zur Diskussion stellen und untersuchen. Es geht hier nicht darum, die Zeugen Jehovas als Christen zu verdammen und generell zu verurteilen, selbst die WTG nicht, wenn sie auch schärfstens in diesem Zusammenhang angegriffen, bloßgestellt und entlarvt werden sollte. Es geht um Größeres. Sie sollten sich vielmehr in echter christlicher Verantwortung vor Gott und Menschen ändern, auch in Brooklyn! Sie sollten als Christen ihre nihilistische Politik aufgeben und die Notwendigkeiten des menschlichen und gesellschaftlichen Lebens erkennen und respektieren. Dann wären nämlich alle politischen Fragen in Verbindung mit Jehovas Zeugen grundsätzlich gelöst und es käme nur noch auf die Klärung der Details an.

Da "diese Generation" ohnehin 1975 endgültig am Ende ist und dann sowieso eine grundsätzliche religiöse und politische Änderung fällig ist, sollte dies allen aufrichtigen Dienern und Verkündigern jetzt um so leichter fallen.

2. Den Baum erkennt man an den Früchten, sagte Christus
Jehovas Zeugen unter Leitung der WTG sind in der Tat eine außergewöhnliche Erscheinung unter den Religionsgemeinschaften dieser Zeit. Nicht so sehr wegen ihrer Verbreitung in gegenwärtig 207 Ländern und 73 Sprachen oder wegen ihrer religiös-endzeitlichen Lehren, die man teilweise oder anders auch in anderen Kirchen und Gemeinschaften findet. Das Außergewöhnliche besteht eher in ihrer politischen Lehre und Verhaltensweise. Alle anderen Christen verstehen mehr oder weniger ihre sozialpolitische Verantwortung bzw. Mitverantwortung als Christ im menschlichen Leben richtig. Denn auch der Christ lebt physisch zuerst vom Brot. (Matth. 4:4, 14:13-21).

Es ist natur- und schöpfungsbedingt, daß wir zuerst essen, trinken, arbeiten, wohnen, uns kleiden und dies alles sichern und gewährleisten müssen, auch ehe wir Religion oder eine Gottesanbetung pflegen können. Ein Verhungerter oder Erfrorener kann die Bibel nicht mehr studieren. Wenn der Apostel Paulus in 2. Thess. 3:8,12 lehrt, daß jeder mit seiner eigenen Arbeit Brot und Unterhalt verdienen soll, dann kann man daraus biblisch rechtmäßig keine Lehre entwickeln, wonach die bekämpft werden, die den Erwerb des Lebensunterhalts durch die Schaffung und Aufrechterhaltung der hierfür notwendigen gesellschaftlichen, staatlichen und somit politischen Institutionen gewährleisten.

Man kann darum sagen, daß die WTG wie die Zeugen Jehovas auf Kosten der sozialen und politischen Verantwortung ihrer Mitmenschen leben und existieren, ohne ihren Anteil an Mitverantwortung für das Ganze tragen zu wollen. Ja noch mehr! Sie wollen oder sollen solche bekämpfen Mitverantwortung nicht nur nicht mittragen, sie bekämpfen mit ihrer Dogmatik weder "Demokratie, Sozialismus noch Kommunismus", alle Verantwortungsbewußten, wie wir gesehen haben.

Bedeutsam ist auch, auf welche Bevölkerungsschichten sich diese WT-Tätigkeit konzentriert. In allen vom Kapitalismus beherrschten und abhängigen Ländern sind es die Hungrigen, Geschlagenen, Gescheiterten, sozial Unterprivilegierten, Ausgestoßenen und Verzweifelten, die da seufzen und jammern über ihr Elend. Das wäre natürlich völlig unanstößig. Denn das Evangelium soll ja auch eine praktische und geistige Hilfe sein für Menschen in Not, wie uns Lukas 10:25-37 und Jakobus 2:14-18 lehrt. Es wäre wirklich unanstößig, wenn die WT-Verkündigung dabei nicht darauf ausgerichtet wäre, jede soziale bzw. politisch-demokratische, sozialistische und kommunistische Initiative zu bekämpfen und zu unterdrücken, die die notwendige Form dieser Hilfe sein muß, sollen es nicht leere Worte sein.

Damit aber rückt die W'I'-Verkündigung mitten hinein in die großen sozialpolitischen Auseinandersetzungen unserer Zeit zwischen Kapitalismus und Kommunismus (Sozialismus) weltweit. Die Bibel lehrt keine Verneinung und Bekämpfung sozialpolitischer Mitverantwortung durch Christen, wie ums die Beispiele des römischen Hauptmanns Cornelius, des Schatzmeisters oder Finanzministers von Äthiopien und des politischen Statthalters Sergius als Christen zeigen. (Apg. 8:27-39, 10:1-48, 13:12).

Warum dagegen lehrt die WTG ausgerechnet in den genannten Bevölkerungsschichten, in Mißachtung des Urchristentums, jede sozialpolitische Verantwortung und Initiative abzutöten? Warum wird das Christentum von ihr in diesem Punkte genau ins Gegenteil verkehrt? Das muß doch einen Grund haben. Nichts ist schließlich ohne Ursache! Ist es, weil aus diesen ausgebeuteten Schichten in erster Linie die Revolutionäre, Demokraten, Sozialisten und Kommunisten kommen? Wir müssen diese Frage untersuchen. Wie Saat und Ernte, Ursache und Wirkung einander bedingen, so läßt sich natürlich feststellen, warum das so ist. Wenn wir die Hauptgebiete und Schwerpunkte der gegenwärtigen internationalen sozialpolitischen Auseinandersetzungen und Entwicklungen in Ost und West, und Süd - sei es Deutschland, Afrika, Asien, Lateinamerika, die USA selbst - betrachten und dabei den Einsatz, die Kampagnen, die Predigtfeldzüge, Aufrufe und Initiativen der WTG in diesen Gebieten sehen, dann können wir die Zusammenhänge erkennen. Dann können wir sehen, warum die WTG, das Christentum antidemokratisch, antisozialistisch, antikommunistisch und so antirevolutionär ausgerechnet unter den genannten Bevölkerungsschichten verkündigt.

Allgemein können wir sagen: Die gegenwärtige und bisherige WTG-Führung hat die Aufgabe, Bibel und Christentum so zu deuten, daß in ihrem Einflußbereich in den genannten Bevölkerungsschichten jede wahrhaft demokratische, sozialistische und kommunistische und damit revolutionäre Initiative unterbunden wird. Jeder "unpolitisch" gemachte Zeuge Jehovas ist das lebendige Beispiel hierfür.

Natürlich ist der Kampf gegen Demokratie, Sozialismus und Kommunismus, wie auch immer er geführt wird - ob von außen dagegen oder "inmitten", von innen her dagegen - nichts Unpolitisches.

Damit steht die WT-Verkündigung in ihrer bisherigen politischen Orientierung in der vordersten Front des internationalen Antikommunismus. Es wäre aber falsch, das als Problem Nr. 1 des gesellschaftlichen Lebens zu werten. Es war, ist und bleibt ein Randproblem, ein Minderheitsproblem, aber als solches ein sehr ernstes, um Größe und Grenzen der Sache zu umreißen. In christlicher Verantwortung vor Gott und Menschen, im einzelnen wie insgesamt, da es die Verantwortung für das Ganze betrifft, kann man es nicht ignorieren.

Wir werden also die Tatsachen sehen müssen. Dann können wir uns ein Bild machen, warum das so ist und wie es biblisch anders sein müßte. Wir werden uns nach der Regel Christi, "einen Baum erkennt man an den Früchten" (Matth. 7:20), die Zusammenhänge ansehen. Die für 1975 fällige Neuorientierung sollte jeden aufrichtigen Diener und Verkündiger aufmerken lassen: Wir befassen uns mit der religiös-politischen Kardinal-Frage der gesamten Organisation!
E. F.

In der nächsten Folge:
Geheimgespräche mit einem deutschen Bibelhausmitarbeiter über die politische Rolle des deutschen Zweiges im westlichen Kampf gegen den Kommunismus.

WTG-Präsident N. H. Knorr in Brooklyn für die nächsten 11 Jahre entmachtet!
Von unserem USA-Korrespondenten
Die Unterscheidung, die jetzt in Brooklyn (Hauptbüro der WTG) zwischen WTG-Vorstand (WTG) und Leitender Körperschaft (LK) gemacht wird (siehe auch dt. WT vom 1. April 1972), hat die Aufmerksamkeit auf die Vorgänge am Sitz des Hauptbüros oder Bethels in Brooklyn, New York, USA, selbst gelenkt.

Die Trennung der WTG von der LK bedeutet die Ausschaltung der WTG aus der geistlichen Leitung. Damit ist WTG-Präsident N. H. Knorr von aller geistlichen Verantwortung entbunden worden und diesbezüglich entmachtet. Er ist allenfalls noch der "Schwanz", mit "dem der Hund wedelt" (die LK), wie der WT sich sinnig ausdrückt. Die Trennung wurde 1971 vollzogen. Die LK besteht gegenwärtig aus 11 Personen. Es ist festgelegt, das in der LK jedes Jahr ein anderer den Vorsitz hat und die Richtlinien bestimmt. Damit ist N. H. Knorr auch in LK für 11 Jahre (wenn er überhaupt noch solange lebt) in eine untergeordnete Rolle abgedrängt.

N. H. Knorr wird zum Hauptvorwurf gemacht, daß die Organisation unter seiner Führung auf die unhaltbare Endzeitzahl 1975 gebracht und damit in ihre größte bisherige Krise gestürzt wurde. WTG-Vizepräsident Fred W. Franz ist hier sein großer Gegenspieler. Er hatte schon gleich nach der Freigabe der Jahreszahl 1975 durch Knorr 1966 auf den Kongressen versucht, dämpfend zu wirken, als er sah, wie sich die Kongreßbesucher auf das neue Buch mit diesem Datum stürzten (WT 1. Jan. 1967, S. 22f). Auch die Ansätze von N. H. Knorr, eine sachlichere Haltung gegenüber dem "kommunistischen Osten" einzunehmen (WT 1. Febr. 1969, S. 69 ff) wurden ihm übel genommen. Dazu kommt das Alter von N. H. Knorr. Er wird bald 70 Jahre und kann vielfach nur gestützt gehen. Wird es damit eine dritte Elia/Elisa Umdeutung geben? Wie es scheint, ist Fred W. Franz zum "mächtigsten Mann" in der geistlichen Führung aufgestiegen. An seiner Seite der energische J. O. Groh, bisher als Hilfskassierer einer der mächtigsten Finanzchefs der WTG. Zur kommenden "Mannschaft" um Franz und Groh sollen hauptsächlich die Verwalter der deutschsprachigen WTG-Zweige in Europa gehören, Zweigdiener R. E. Kelsey (USA) in Wiesbaden, BRD, L. Turner (USA) in Wien, Österreich und W. C. Pohl als amerikanischer West- und Osteuropa-Zonendiener, Wiesbaden.

Das Ziel sei, gestützt auf das deutsche Hauptwerk eine "Basis", ein "Sprungbrett" für die Machtübernahme durch die neue Mannschaft in Brooklyn zu schaffen. Wer das deutsche bzw. zentraleuropäische Werk leite, habe die größte reale Macht in der Hand.

In den USA seien die allgemeinen liberalistischen Traditionen unter den Menschen ein Hindernis, neue Machtpositionen in der Organisation zu bilden. In Deutschland dagegen seien die Menschen mehr an Gehorsam gewöhnt. Dieser Charakterzug spiele auch in der Organisation eine große psychologische Rolle.

Nirgends in der Organisation gäbe es so viel Rebellion wie in den USA selbst. Das deutsche Werk dagegen sei am diszipliniertesten. Wer die deutsche Dienerschaft hinter sich habe, wem sie folgt, sei der mächtigste Mann in der Organisation. Im Zweigbüro in Wiesbaden, BRD, seien deshalb inzwischen alle wichtigen Positionen von Amerikanern, "Parteigängern" von Groh und Franz, besetzt. Auch im Bezirks- und Kreisdienst soll dies erfolgen. Demgemäß sollen auch die Tage des deutschen WT- und Erwachet-Redakteurs G. Künz, Wiesbaden, "gezählt" sein. Es erfolge ein totaler Umbau auf 1975 hin. In 11 Jahren ist N. H. Knorr bald 80 und möglicherweise schon gestorben, so daß man ihn als endgültig entmachtet betrachten kann.

Anmerkung der CV-Leitung:
Laut WT vom 1. 8. 1971 S. 478 stand N. H. Knorr der 50. Gilead-Klasse noch als "Präsident der Gesellschaft" vor, der 52 Gilead-Klasse (WT 1. 8. 1972 S. 478) nur noch als "Präsident der Schule".

NOTWENDIGE INFORMATIONEN
Anstößiges in der Verkündigung
In VII/72 wurden die Diener angewiesen, darauf zu achten, daß die "Geheimnis-Predigt" benutzt wird. Gemeint ist das WT-Buch "Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet". "Predigt" wird gesagt, um das Vorhandensein illegaler Literatur zu vertuschen. Es ist nicht nur aufmerksam zu machen auf die Unglaubwürdigkeiten in diesem Buch, weil die Offenbarung in den WT-Büchern "Das vollendete Geheimnis" 1917 und "Licht" 1932 im Namen Jehovas schon einmal anders ausgelegt wurde. Es muß vor allem darauf hingewiesen werden, daß auch in diesem Buch ein äußerst verleumderischer Antikommunismus "gepredigt" wird (S. 258 ff), der in gehässigem Antisowjetismus besonders die Sowjetregierung und den sozialistischen Aufbau in der Sowjetunion aufs Korn nimmt.

In X/72 werden die Diener angewiesen, den Kindern in den Familien speziell die Stichwörter aus "Vergewissert euch über alle Dinge" zur Aufgabe zu geben. So müssen sie sich konsequenterweise auch mit dem berüchtigten Stichwort "Kommunismus" (Kommunismus-Definition), (S. 228, Ausg. 1. 4. 57) befassen, das völlig im Sinne der bekannten imperialistischen Totalitarismus-Doktrin des kalten Krieges gegen Sozialismus und Kommunismus erläutert ist. Die Diener werden damit angewiesen, schon die Kinder mit antikommunistischem Haß zu erfüllen. Es kann nur vor derartig politisch ausgerichteter Predigttätigkeit und Kinderbelehrung gewarnt werden. CV vermerkt mit Interesse, daß alle "höheren Diener" die CV-Schrift mit Argus-Augen verfolgen.

Noch auf einen Umstand müssen wir die Brüder hinweisen: Im englischen Original der dort gültigen Ausgabe von "Vergewissert euch . . ." ist die Kommunismus-Definition nicht mehr enthalten. Warum wird im Gegensatz dazu in der DDR diese antikommunistische politische Ausrichtung entsprechend dieser Kommunismus-Definition weiter durchgeführt?
CV wird diese Frage demnächst behandeln.

INTERESSANTE MITTEILUNGEN
Ein Urteil über CV
Außenstehende hochstehende westeuropäische Beobachter der Vorgänge in der Weltorganisation der Zeugen Jehovas schätzen ein, daß sich die in der DDR entwickelnde Kritik an der WTG in Verbindung mit CV ein einmaliger Vorgang ist. Er finde nicht seinesgleichen in der ganzen langen Geschichte der Organisation der Zeugen Jehovas. In der DDR würde auf diesem Gebiet ein bedeutender Vorgang geschaffen, an dem niemand mehr vorübergeht der sich mit den Zeugen Jehovas irgendwie befaßt. Das Bemerkenswerteste an dieser Kritik sei, daß in ihr von der allen Christen gemeinsamen sozialen menschlichen Verantwortung ausgegangen werde, die man auch den Zeugen Jehovas ungeachtet ihres Glaubens, den sie nötigenfalls zu ändern haben, abverlangen müsse.

"U-BOOTE" in den Versammlungen
Es mehren sich die Hinweise an CV, daß zahlreiche Diener beginnen, in ihren Versammlungen sogenannte "U-Boote" aufzuspüren. Wer ist ein "U-Boot"? Wo haben sie ihre "Anlaufstellen"? Wer gibt ihnen "Zeichen"? Was sind ihre "Stützpunkte"? Welchen "Routen" folgen sie? Es ist noch nicht bekannt, auf wessen Anweisung hin diese "U-Boot"-Jagd unternommen wird. Noch soll kein solches "U-Boot" aufgetaucht sein. Es wird vermutet, daß, auch einige bekannte Diener heimlich "U-Boot" fahren.

Zum Inhalt dieser Ausgabe
Zuversicht, wieder mit interessanten Informationen und gutem Rat zu dienen, begleiten auch diese CV-Ausgabe. Wir denken schon, daß der aufmerksame Leser die Hilfe erkennt, die in der Vielfalt der Darlegungen enthalten ist. Immer sollte man "genau unterscheiden", was annehmbar ist, was zum Nachdenken anregt und was andere Ansichten und Standpunkte sind, die man nicht gut genug kennen kann.

Es ist das gute biblische Recht vor allem für jene Ältesten, die jetzt übrigbleiben bei den Neueinsetzungen (sprich "Säuberungen") und für die Neuen natürlich, sich "aller Dinge zu vergewissern" (l. Thess. 5:21). Wenn dies wirklich gilt, braucht sich niemand zu fürchten, CV auch zu lesen. Es ist doch nur zu klar, daß jeder wissen muß, was jetzt für oder gegen die Organisation, um sie, mit ihr oder in ihr geschieht. Wer die Last und Verantwortung der Verkündigung in der Praxis tragen soll, der hat ein Recht auf allseitige Information darüber, was um, mit oder im Werk und Organisation vor sich geht. Er muß wissen, was auf ihn zukommen kann. Kein normaler Mensch geht wie ein Pferd mit Scheuklappen die Straße entlang.

"Ein VD, der mutig vorausging" gibt einen nötigen Einblick in Reaktionen auf CV an höchster Stelle, in die Entstehungsgeschichte von CV und auch in die Beweggründe, von denen sich der Begründer Bruder Willy Müller leiten lies. Wir sehen hier ein großes brüderliches Anliegen in brüderlicher Liebe und christlicher Verantwortung, vor denen alle Anwürfe nichts sind.

Es ist noch nicht zu überschauen, was das neue WT-Buch "Die Nationen sollen erkennen . . ." mit seinen unglaublichen schriftwidrigen Schmähungen (Titus 3:2) gegen andere Christen zur Folge haben wird. Wir legen hier eine erste Einschätzung der neuen Hauptgesichtspunkte dieses Buches vor. Wir wissen wie wichtig es ist, immer beide Seiten zu kennen, wenn es um irgend etwas geht. Mit Interesse werden sicherlich deshalb viele auch die öffentliche CV-Einschätzung lesen.

Mit dem Beitrag für junge Leute "Führst du zu Ende, was du beginnst?" möchten wir wertvollen Rat für die verschiedensten Fragen und Probleme unseres Lebens aufnehmen und darbieten, frei von fragwürdigen Tendenzen und Absichten. Wir sind überzeugt, daß dies CV für die vielen Leser noch wertvoller macht.

"Die Jugendlichen in den Versammlungen zeigen, wie es bei vielen jungen Brüdern und Schwestern zum Bruch kommt. Aus diesem Beitrag sind sehr ernste Lehren zu ziehen. Man sollte einmal mit solchen Jugendlichen, die doch überall bekannt sind, über ihre wirklichen Beweggründe sprechen. Was würde nicht korrigiert werden können! Würden das nicht wertvolle Erfahrungen sein?

"Die große CV-Serie für 1975" beginnt Darlegungen, die mit Spannung verfolgt werden. Wir wollen im voraus nichts weiter verraten. Zu 1975 nur: Die Gesellschaft stellte sich auf den Kongressen 1972 so hin, als habe sie nie etwas Verbindliches über 1975 veröffentlicht. Sie habe zwar eine Berechnung gemacht, aber ob Jehova dann etwas eintreten läßt, sei unbestimmt.

Wer nicht bereit ist, seinen Blick von 1975 abzuwenden, wird jetzt zum Störenfried, Spekulanten und Unruhestifter gestempelt. Dagegen bleibt unwiderlegbar, daß das Ende der 6000 Jahre 1975 den Beginn der 1000-Jahrherrschaft Christi, des "Königreiches" bedeuten müßte mit allem, was damit zusammenhängt! Andernfalls würde die gesamte Endzeit des WT nicht stimmen! Die CV-Serie für 1975 wird hochinteressant!

Um den WTG-Präsident N. H. Knorr, Brooklyn, New York, USA, gibt es jetzt die unmöglichsten Gerüchte, nachdem auch der WT eine Veränderung seiner Funktion als Präsident erkennen läßt. Unser USA-Korrespondent legt dazu eine erste kritische Sicht aus Brooklyn und Wiesbaden vor, die notwendigerweise noch viele Fragen offenläßt.

Die "Notwendige Information" zeigt immer Brennpunkte in der gegenwärtigen Tätigkeit auf. Sie sollten immer überprüft werden. In diesem Fall sollten sie zum konkreten Anlaß genommen werden, rechtzeitig jeden antikommunisten politischen Mißbrauch des Glaubens in mutiger christlicher Verantwortung vor Gott und Menschen zurückzuweisen. Darauf kann nicht ernst genug hingewiesen werden.

Schließlich dürften die "Interessanten Mitteilungen" wieder sehr informativ sein. Teilt uns auch weiter kurze Beobachtungen mit, die als Mitteilungen in CV gebracht werden können.

Die eingehenden Antworten auf CV sind immer unterschiedlich. Einzelne sind so empört, daß sie CV allen Ernstes mit gerichtlichen Schritten drohen. Fast alle lesen CV aber mit wachsendem Interesse. Natürlich gibt es auch solche, die CV einsammeln und vernichten wollen. Wir wissen auch von denen, die CV an Wiesbaden zu signalisieren haben. Wenn sie in Wiesbaden jede bedeutende Zeitung aus der DDR haben, um über die Lage orientiert zu sein, so ist CV für sie die Schrift, die sich in bisher einmaliger Weise mit ihnen öffentlich befaßt.

Wir möchten jeden Leser ermuntern, auch diese Ausgabe gründlich zu prüfen, und sie auch weiterzugeben an andere Brüder und Schwestern, die sie noch nicht gelesen haben oder noch nicht kennen. Wir freuen uns über jede weitere Zuschrift.
Die CV-Leitung
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"Christliche Verantwortung": Herausgeber Wolfgang Daum, 65 Gera, Böttchergasse 1 - DDR. Erscheint monatlich! Preis: M 0,20, Jahresabonnement M 2,00. CV kann auch kostenlos bezogen werden. Konto-Nr. 4562-43-8015 Kreis- und Stadtsparkasse Gera.

A 8255-72 V 7 1 2239

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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 48

Da konnte sich also der Dr. Reinhold Pietz, von der Evangelischen Kirche, der die CV auch beobachtete, freuen. Ab dieser Ausgabe wurde die Präambel, an die er Anstoß genommen hatte, wieder geändert. Nun konnte er als Untertitel gar lesen: "Informationen zu christlichem Wandel und vermehrten Verständnisvermögen". Ein Wischi-waschi-Satz, der alles und zugleich nichts aussagte. Sollte er jedoch der Meinung gehuldigt haben, mit dieser kosmetischen Veränderung, würde die CV als ein vom DDR-Staat ausgehaltenes Blatt, ihren eigentlichen Charakter auch geändert haben. Sollte diese Meinung je bei ihm vorhanden gewesen sein, so dürfte er spätestens bei der weiteren Lektüre eines anderen belehrt worden sein. Nichts ist billiger als wie eine nur kosmetische Veränderung!

Ein 13 Positionen enthaltender Artikel beschreibt, was man aus DDR-Sicht alles an antikommunistischen Aussagen im Jahre 1972 glaubt wahrnehmen zu können. Diese Argumentation ist nicht unbedingt das, was ich als notwendige Basis für die Auseinandersetzung mit der WTG angesehen habe und ansehe. Etliche der dortigen Argumentationsfetzen würde ich eher "mit spitzen Fingern anfassen." Indes soviel sei jedoch eingeräumt, dass man die WTG-Publizistik wohl kaum als "fünfte Kolonne der Kommunisten", sondern eher als das glatte Gegenteil davon bewerten kann. Ausgehend von dieser Einschätzung erweist sich die Zeugen Jehovas-Behauptung, man sei politisch "neutral", in der Praxis als unglaubwürdig!

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 48 Gera März 1973

Große Spaltung in Brooklyn wegen 1975
Liebe Leser!
Wer wird wohl in einen Zug steigen, ohne sich vorher genau zu vergewissern, wohin er fährt? Genauso sollten wir wissen, wohin die Reise mit der WTG jetzt geht. Unser Hauptanliegen ist in diesem Zusammenhang, allen zu helfen, so schnell und eingehend wie möglich eine Übersicht zu bekommen über die Umorientierung, die die WTG jetzt angesichts der haltlosen Endzeit-Jahreszahl 1975 vornimmt, um 1975 den Zusammenbruch zu verhindern und wieder weiterwirken zu können.

Wir sind überzeugt, daß alle sehr daran interessiert sind, sich hier allseitig zu informieren, ja, ständig auf dem laufenden zu sein. Denn ob 1975 alles zu Ende ist, oder ob es unbestimmt weitergeht und wie es weitergehen soll, das sind Fragen, die jede Familie, ganz persönlich berühren Auch für die Verkündigung, die sich an alle Menschen - privat oder beliebiger öffentlicher Verantwortung - wendet, ist es unerläßlich, sich hier zu informieren, wenn man nicht unverantwortlich gleichgültig sein will.

Wir möchten hier besonders die Diener oder Ältesten überall ansprechen, die die Hauptverantwortung tragen. Sie sind gleichsam die Zugführer, die allen Mitreisenden verbindliche Auskunft geben müssen. Sie stehen in allererster Linie in der Pflicht, sich "aller Dinge zu vergewissern". 1. Thess. 5:21 NW.

"1975 wird einiges in die Luft sprengen", hieß es vorausblickend in CV 45. Es begann eher als wir dachten!
Der Kampf um die Neuorientierung, was nicht zuletzt die Frage der Glaubwürdigkeit der WTG in der Welt überhaupt ist, hat zur ersten Spaltung in der Leitenden Körperschaft in Brooklyn geführt! Eigenartigerweise ist es Bruder Konrad Franke, Bethel Wiesbaden, der dies erstmals öffentlich in Westberlin bekanntgab, wohlwissend, daß CV-Mitarbeiter anwesend sind, um darüber zu berichten. Bruder Franke gehört bekanntlich zu denen, die 1975 nach wie vor aufrechterhalten. Anlaß war die Einweihung der WTG-eigenen Kongreßhalle in Westberlin (Hochstr. am Humboldthain) am Mittwoch, dem 1. November l972. In seiner eineinhalbstündigen Ansprache machte Bruder Franke auf einmal folgende alarmierende Bemerkung, die sich nun wie ein Lauffeuer ausbreitet:

"Niemand darf die noch verbleibende Zeit auf die leichte Schulter nehmen. 1975 sind 6000 Jahre Menschheitsgeschichte um. Aber es herrscht die Tendenz: Wer weiß ob!
Besonders ist dies in Amerika der Fall. In Amerika sind deshalb viele Brüder abgefallen! Selbst im Bethel Brooklyn! Dabei werden die Brüder überall so dringend gebraucht."

Wir haben den CV-Korrespondenten für USA beauftragt, sich über die von Bruder Franke bekanntgegebene Spaltung eingehender zu erkundigen, um darüber zu berichten. Denn wie alle wissen, läßt die WTG selbst niemanden von den Verkündigern genau "hinter die Kulissen" blicken.
Wir wissen natürlich, daß wir bis jetzt nur erst die Spitze des Eisberges der Spaltung der Organisation sehen.

Was sind die Gründe dieses Auseinanderbrechens in der Leitenden Körperschaft? Es sind Richtungskräfte ausgebrochen, was die nötige Neuorientierung noch 1975 betrifft Die an 1975 festhalten, weil es weltweit verkündet ist und die die Verantwortung dafür tragen, werden offensichtlich völlig entmachtet und ausgeschaltet. Sodann zeichnen sich in der neuesten WT-Literatur völlig unklare, widerspruchsvolle, halbfertige, unbestimmte oder im Ungewissen lassende Richtungen ab, die zunächst nur eins bezwecken: irgendwie über 1975 hinweg und Zeit gewinnen und die Verkündiger beschäftigen!

Ja, sie so beschäftigen, daß sie möglichst völlig abgelenkt werden von dem, was jetzt passiert.
Was, als "neues Licht" hingestellt, zeichnet sich bis jetzt ab? Weiche Richtungen werden erkennbar?

1. Harmagedon soll nicht 1975 zu Ende sein, damit die 1000-Jahrherrschaft beginnt, sondern es wird als ein längerer Prozeß dargestellt, der konkret nicht abzusehen ist. Der erste Teil dieses Harmagedonprozesses soll sein, daß sich "die Nationen" gegen die "Christenheit" wenden.
In Wirklichkeit verläuft aber ein entgegengesetzter Prozeß: Die Volksbewegungen der "Nationen" verständigen sich mehr und mehr mit den Christen, womit "Harmagedon" in immer weitere Ferne rückt, nach dieser Sicht der Dinge.

2. Sodann sollen für die zweite Harmagedonperiode "die Nationen" noch weiterbestehen, um an Hand der von ihnen vernichteten "Christenheit" zu "erkennen, daß ich Jehova bin" oder "Jehova selbst zu erkennen". Wie das aussehen soll und wie lange das dauern soll, ist auch völlig unklar und widerspruchsvoll. Da es auf eine völlig unwahrscheinliche erste Harmagedonperiode aufbaut, ist es noch unwahrscheinlicher, wollte man es annehmen.

3. Mit dem neuen "Nationen"-Buch (1972) wird eine noch nie dagewesene Offensive gegen die "Christenheit" begonnen. In Auslegung der Ohola- und Oholibatexte der Bibel (Hesekiel 23) werden speziell die Kirchen als vergleichsweise sexuell verabscheuungswürdig und pervers angegriffen, was wieder schärfste äußere Konflikte und Auseinandersetzungen für die Verkündiger zur Folge haben wird, wenn nicht gar Verfolgung wegen Verbreitung von Verleumdung und Glaubenshaß. Da haben wir die Ablenkung von der inneren Existenzkrise der WTG in einem Kampf noch außen, um alle "reichlich zu beschäftigen".

4. Sollte bisher der "Kommunismus besiegt" werden (WT 15. Sept. 1961, S. 563) so heißt es jetzt auf einmal vielseitig und unklar "inmitten der Demokratien und des Kommunismus" weiterarbeiten! (WT 15. Februar 1972)
Was kann das alles bedeuten "inmitten des Kommunismus" Fortsetzung des Kampfes gegen den Kommunismus "von innen"? Einrichten auf eine unbestimmte Zeit der Existenz des Kommunismus? Preisgabe des Antikommunismus, um aus den politischen Verwicklungen herauszukommen? Oder um alle Kraft auf den Kampf gegen die "Christenheit" zu konzentrieren? Auch hier ist alles inhaltlich und zeitlich ungewiß.

5. Schließlich wurde das Ältestenamt mit einem Wechselturnus eingeführt, der überall weit über 1975 hinausreicht Für die Leitende Körperschaft - 11 Glieder, wenn sie nicht auseinanderfällt - bis 1982.
Dann wird man weitersehen.

Wir möchten alle auffordern, auch selbst noch all diesen Dingen zu fragen. Es wird bestimmt sehr interessant sein, was die Verantwortlichen für Auskunft bzw. Antwort geben! Die Altesten selbst möchten wir auffordern, im Interesse ihrer unmittelbaren Verantwortung vor Gott und Menschen nicht mehr länger zu zögern, sondern Klarheit zu verlangen, wohin der Zug fährt. Wir müssen "eifrig bestrebt sein, vor Gott als bewährt dazustehen, als ein Arbeiter, der sich seiner Arbeit nicht zu schämen braucht, da er das Wort der Wahrheit richtig darbietet." (2. Tim. 2:15 Me)
In christlicher Verbundenheit
Die Herausgeber und alle Mitarbeiter

Biblischer Rat
WERTSCHÄTZUNG FÜR DIE GABE, GENANNT ARBEIT
"Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue mit all deiner Kraft". Pred. 9:10
Nach der Heiligen Schrift ist die Arbeit etwas Lobenswertes Es wird darin gesagt, daß ein Mensch essen, trinken und "Gutes sehen sollte für alle seine harte Arbeit". Es ist Gottes Wille, daß der Mensch "sich in seinen Werken freuen sollte". (Pred. 5:18, 3:13, 22) Nirgends in der Bibel wird zu Trägheit, Lässigkeit oder zu einem Faulenzerleben ermuntert. Im Gegenteil, der Mensch wird angespornt, "sich zu mühen". Fleiß wird gelobt. Ein Mensch sollte "alles, was seine Hand zu tun findet, mit all seiner Kraft tun". (Luk. 13:24, Pred. 9: 10, Hebr. 6:10, 11) Faule werden aufgefordert, "zur Ameise zu gehen, ihre Wege zu sehen und weise zu werden". (Spr. 6:6) Sorglosigkeit wird mit unvernünftigen Menschen in Verbindung gebracht. "Sorglosigkeit wird sie vernichten". (Spr. 1:32) "Lässige Hände" sind keine Voraussetzung für ein ideales Leben, sondern stürzen einen Menschen in bittere Armut. Wer Schlaf, Schlummer und Händefalten liebt, wird nicht glücklich, sondern bringt Verderben über sich (Spr. 10:4, 18:9, 24:33, 34) Daher kann jemand, der die Religion der Bibel ausübt, kein Freund von lässigen, faulen Personen sein. Die Diener Gottes sind nicht zur Untätigkeit oder zu einem Faulenzerleben berufen worden, sondern zu einem tätigen, regen Leben, durch das sie keinen Geringeren als Jehova ihren Gott nachahmen. Ein solch aktives, fruchtbares Leben ist ein Gabe Gottes, die wirklich glücklich macht. - Joh. 5:17

Jesus lebte nur eine kurze Zeitspanne von dreiunddreißigeinhalb Jahren. Er war offensichtlich unermüdlich tätig. Wessen Arbeitsgewohnheiten ahmst du nach? Wie bist du zur Arbeit eingestellt?

Der Erdenmensch ist von Gott zum Arbeiten geschaffen worden. Das sagt nicht nur die Bibel. Auch der ganze Aufbau des menschlichen Körpers, der Bau der Muskeln, der Hände und der Füße, zeigt, daß Arbeit von irgendwelcher Art unbedingt erforderlich ist, damit der Mensch gesund bleibt. Jegliches Wachstum hängt von Tätigkeit ab. Ohne Anstrengung können sich Körper und Geist nicht entwickeln und Anstrengung bedeutet Arbeit.

Arbeit verleiht dem Leben Sinn und Zweck. Die Leistungen eines Menschen sind der Maßstab, an dem man ihn selbst beurteilt. Arbeit, die die Kräfte eines Menschen beansprucht, ihn befriedigt und ihm die Möglichkeit gibt, sich zu entfalten, ist ein Schutz vor Zügellosigkeit und Genußsucht Menschen, die hart arbeiten, sind gewöhnlich am glücklichsten.

Wer aber nicht aus Liebe zur Arbeit, sondern nur um des Geldes willen oder aus einem anderen eigennützigen Beweggrund arbeitet, wird im Leben nicht besonders glücklich werden. Harte Arbeit macht hungrig, und so schmeckt das Essen umso besser. Sie macht auch durstig, und so trinkt man. Sie macht müde, und daher schläft man gut. "Jeder Mensch sollte essen und in der Tat trinken und Gutes sehen . . . für alle seine harte Arbeit", sagt die Bibel. "Es ist die Gabe Gottes". "Für einen Menschen gibt es nichts Besseres, als daß er essen und in der Tat trinken und seine Seele Gutes sehen sollte wegen seiner harten Arbeit. Auch das habe ich gesehen, ja ich, daß dies von der Hand des wahren Gottes her ist". (Pred. 3:13. 2:24) Betrachtest du deine Arbeit als einen Segen des wahren Gottes? Das ist unbedingt erforderlich, wenn deine Arbeit dich für immer glücklich machen und befriedigen soll.

Innerhalb der Nation Israel hatten verschiedene Stämme bestimmte Pflichten zu erfüllen. Viele dieser Arbeiten waren anstrengend und keineswegs angenehm. Wir können uns indes nicht vorstellen, daß sie alle von Geburt besonders befähigt und begabt waren, so daß es ihnen ausnehmend leicht fiel, jede Aufgabe, die ihnen aufgetragen wurde, vorbildlich zu erfüllen. Nein, sie machten sich mit ihrer Arbeit gründlich vertraut und schenkten ihren Aufgaben volle Aufmerksamkeit. Das hebt die Tatsache hervor, daß man irgendeine Arbeit tun kann, ob sie einem gefällt oder nicht. Für einen fleißigen Menschen gibt es keine Arbeit, die so gewöhnlich oder niedrig wäre, daß er ihr nichts abgewinnen könnte, keine Arbeit, die so langweilig oder eintönig wäre, daß er ihr nicht etwas Leben verleihen könnte, und keine Arbeit, die so geisttötend wäre, daß er sie durch seine Phantasie nicht interessant gestalten könnte.

Die Hebräer der alten Zeit bezweifelten den Wert der Arbeit ebensowenig wie ihre Priester. Sie betrachteten sie als etwas Ehrenhaftes, als eine heilige Pflicht, eine Gabe Gottes. Der Talmud lehrt: "Wer seinem Sohn kein Handwerk lehrt, erzieht ihn sozusagen zum Stehlen". "Die Arbeit ist sehr zu schätzen, denn sie veredelt den Arbeitenden und erhält ihn am Leben". Die Bibel lobt Fleiß und Geschicklichkeit bei der Arbeit mit den Worten: "Hast du einen Mann erblickt, geschickt in seiner Arbeit? Vor Könige wird er sich steilen, er wird sich nicht vor gewöhnliche Menschen stellen". (Spr. 22:29) Fleiß wurde mit Reichtum gleichgesetzt. (Spr. 10:4, 12:27) Der christliche Apostel Paulus erklärte ebenfalls: "Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen". - 2. Thess. 3:10

Das Leben hat angenehme Rhythmen. Es gibt eine Zeit zum Arbeiten und eine Zeit zum Ruhen. Nach dem Sabbatgesetz, das Gott den Israeliten gab, sollte der Mensch während eines Siebentels seiner Arbeitszeit keine schwere Arbeit verrichten. Während dieser Zeit sollte der Körper ruhen und der Geist sich erholen, wodurch der Mensch gestärkt, gekräftigt und erquickt würde. So wichtig die Arbeit ist, muß er sich doch auch Zeit nehmen zum Nachdenken, um den Wert seiner Anstrengungen zu beurteilen und dadurch festzustellen, ob sein Leben und seine Arbeit einen Sinn haben. Damit soll nicht gesagt werden, daß man, statt zu arbeiten, den Tag verträumen sollte. Nein, damit soll gesagt werden, daß man sich am Ende des Tages Zeit nehmen sollte, um nachzudenken. Ehrliche Arbeit und die richtige Ruhe fördern Gesundheit und Freude.

Nichts bestimmt den Wert eines Menschen besser als die Arbeit, die er Tag für Tag leistet. Gott gab dem Menschen Hände und Muskeln, damit er sie gebrauche. Die Taten eines Menschen entscheiden somit darüber, wie wertvoll er ist. Gott richtet die Menschen sogar gemäß ihren Taten. (Off. 20:12) Wir tun daher gut, uns zu fragen: Was habe ich in meinem Leben getan. Auf welche Werke könnte ich hinweisen, durch die ich mich verdient gemacht hätte? Solltest du in dieser Hinsicht noch nicht viel oder gar nichts getan haben, dann gib die Hoffnung nicht auf, daß es noch nicht zu spät ist, dich zu ändern. - (Aus: W 15. 11. 72)

Neues Wachtturm-Blutkult-Opfer in Gera
Nach einem letzten Bericht von W. Müller
Gera/Thür. 1972. Tatsachenbericht. - Ein junger Mann, Mitte zwanzig, in der Blüte seines Lebens, wird in das Krankenhaus Gera eingeliefert. Schweres Nierenleiden. Die Krankheit verschlechtert sich. Es entsteht akute Lebensgefahr Der verantwortliche Arzt entscheidet für eine Bluttransfusion als letzte Rettung.

Unser junger Mann, Sohn eines örtlich bekannten Dieners, weigert sich. Er sei Zeuge Jehovas und eine Bluttransfusion sei Todsünde gegenüber Gott. Eher wolle er sterben, als einer Bluttransfusion zustimmen. Niemand im Krankenhaus kann dieses Selbsthinopfern verstehen. Schwestern, Ärzteschaft und besonders der Chefarzt versuchen alles. unserem Bruder klarzumachen, wie ernst es mit ihm ist, daß er in höchster Lebensgefahr schwebt und wie menschlich unsinnig dieses Selbstopfer ist, was er da bringen will. Unser junger Bruder bleibt bei seiner Weigerung und seinem Entschluß, zu sterben. Auch die Angehörigen werden angesprochen. Aber auch Vater und Mutter sind gleicher Meinung. Dieses "Opfer für Jehova" müsse gebracht werden.

So kam es, wie es der Chefarzt vorausgesagt hatte. Unser junger Bruder starb einen sinnlosen und quälenden Tod. Das Kopfschütteln und die Empörung über diesen Fanatismus vergrößerten sich noch, als die Eltern wieder im Krankenhaus erschienen. Keine Spur von Traurigkeit. Eher lag ein gewisser Ausdruck von Freude auf ihren Gesichtern. Eine Art Stolz, daß er "treu bis zum Tode" war und alle Versuche der Ärzteschaft "standhaft" abgewehrt hatte.
Er würde von Jehova einen hohen Treuelohn erhalten. Es habe Gottes Wohlgefallen. Der Opfergeruch sei wohlgefällig in Gottes Nase.

In einem kleinen Ort bei Gera fand die Beerdigung statt. Es waren fast 200 Menschen erschienen, Zeugen, Interessierte und Neugierige. Verständlich. Die Zeugen mögen geglaubt haben, hier Gott einen Dienst zu erweisen, wenn sie dieses "Opfer" als ..Zeugnis" derart zu Grobe trugen. Aber wen man auch fragte, der sich das anschaute: Sie haben damit keinen Gewinn unter den Menschen gemacht, eher das Gegenteil, niemand versteht solches Hinopfern. Es wird vielmehr als sektiererischer Fanatismus angesehen, echtem Christentum, das menschlich ist, abträglich.

Einiges zu den Eltern unseres jungen Bruders. Der Vater war früher einmal GD in Gera. Man kann insofern Verständnis für ihn haben, da er auch aus der Generation kommt, die durch den Hitlerkrieg mißbraucht und entwurzelt wurde. Soll er aber wirklich bis heute nicht wieder zu rechtem christlichen Denken gefunden haben? Er hat in der Vergangenheit manche Kritik an den Methoden und am Vorgehen der WTG gerade in unserem Lande geübt. Er war sogar mit dem CV-Begründer in manchem einig. Als Vater hatte er seinen Sohn durch eine energische biblische Zurechtweisung unter Umständen retten können, und der Sohn wäre ihm später mit Sicherheit dankbar gewesen, weil eben alles anders kommt, als die WTG voraussagt. Es wäre von Herzen zu wünschen, daß vielleicht dieser sinnlose Opfertod tiefer zum Nachdenken bringt. Denn es gibt keine Ruhe mehr für jene, die sich mitverantwortlich gemacht haben, etwa durch Belehrung und Erziehung oder WTG-Gehorsam.

Aber gibt es die Möglichkeit, sich kritisch mit den WTG-Blutkultlehren, die solches Hinopfern fordern, auseinanderzusetzen Aber ja! In CV 8/1967 und 15/1968 wurde dieser WTG-Blutkult "dem Jehova" ausführlich an konkreten Vorfällen vom christlichen Standpunkt aus behandelt. Viele Eltern haben inzwischen bitter bereut und verfluchen heute, was sie einst für ihre Kinder sanktionierten, als sie Bluttransfusion verhinderten. Das Begräbnis-Zeugnis war kein Zeugnis, es war eher ein sinnloses öffentliches Ärgernis, was die Menschen eher noch abstößt. Auch keiner der Angehörigen ist solcher "Opfer" froh und glücklich geblieben. Es gibt nur ein einziges verhältnismäßiges inneres Wieder-Zur-Ruhe-Kommen, wenn sich die Erkenntnis der Sinnlosigkeit einstellt. Indem man etwas tut, um andere davon zu bewahren, gleiche "Opfer" zu bringen. Wir reichen hierzu jedem aufrichtig die Hand.

Was sind die schriftgemäßen Gesichtspunkte zur Bluttransfusion Ist sie schriftgemäß verboten? Wir brauchen dazu nicht eine Zeile aus dem Wust von WTG-Argumentation etwa in der Broschüre "Blut, Medizin und das Gesetz Gottes." Diese Broschüre ist eine einzige Vergewaltigung des Wortes Gottes, "begründet" mit einer Menge zusammengetragener negativer medizinischer Beurteilungen und Auswirkungen der Bluttransfusion, die man zu jeder anderen Behandlung auch zusammentragen kann. Denn jede Behandlungsmethode hat sowohl negative als auch positive Aspekte. Das ist ein unendlich weites Feld, das die WTG weidlich ausschlachtet.

Uns interessiert jedoch der Standpunkt des Wortes Gottes, wie es von Christus bzw. seinen Aposteln für uns verbindlich gelehrt wird.

Die schriftgemäßen Gesichtspunkte
In Erwachet vom 8. Oktober 1950, S. 12, unter dem Thema "Bluttransfusion und die Bibel" gibt die WTG unfreiwillig mit den Worten, " w ä r e die Bluttransfusion schon zur Zeit Moses oder der Sintflut oder in den Tagen der Apostel üblich gewesen, dann w ä r e sie zweifellos ausdrücklich verboten worden", selbst zu, daß sie eben n i c h t verboten worden ist. Mit welchem Rat maßt sich die WTG an, unfehlbar festzustellen, was Gott geboten h a t t e , w e n n . . . ? Und davon sogar noch Leben und Tod der Verkündiger abhängig zu machen? Wie kann sie mit ihrem Blutkultdogma buchstäblich den Tod verordnen, gestutzt auf "wenn" und "wäre"? Das ist eine so ungeheuerliche Anmaßung. daß man es kaum fassen kann. Aber nicht nur das!

Die WTG dokumentiert gleichsam mit ihrem Wenn- und Wäre-Argument, daß sie in verantwortungslosester Weise über das geschriebene Wort Gottes hinausgeht! Wir haben festgestellt, daß die Schrift selbst kein Verbot der Bluttransfusion lehrt, und es heißt in 1. Kor. 4:6 eindeutig: "Nicht über das hinaus, was geschrieben steht!" Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Ein Verbot der Bluttransfusion ist ein Hinausgehen über das Wort Gottes und daher unschriftgemäß.

Aber da ist Apg. 15:20, wo die Schrift verbietet, Blut zu essen, sagen einige. Nun, antworten wir, es heißt auch über die Schrift hinausgehen, wenn man aus Essen eine Bluttransfusion macht. Da ist eben Essen gemeint und nichts anderes, es sei denn, man vergewaltigt diese Schriftstelle Dann aber war dieses Bluteßverbot auch nur zeitweilig gültig. Mit der späteren Weisung des Apostels Paulus in 1. Kor. 10:25-27, "a 1 1 e s , was auf dem Fleischmarkt zum Verkauf steht, das esset, ohne um des Gewissenswillen Nachforschungen anzustellen", ist es wieder aufgehoben worden. Selbst von daher ist also nichts für ein Verbot der Bluttransfusion zu gewinnen. Soweit also unsere maßgeblichen christlichen Apostel, die das letzte Wort haben.

Was die WTG betrifft, so sollte man wissen, daß sie erst seit 1945 diesen Blutkult lehrt und Menschenopfer auf dem Altar der Bluttransfusion verlangt. Nachzulesen für jeden im Babylon-Buch der WTG, S. 544, dt. Es wäre doch wirklich interessant zu erfahren, warum das nicht schon vorher "erkannt" wurde! Auch dieser Umstand bestätigt nur den unschriftgemäßen Charakter dieser WTG-Opferforderungen.

Ein furchtbares Offenbarwerden
Wir sprechen nun erneut eine ernste Mahnung aus, denn es geht um Menschenleben im buchstäblichen Sinne. Es kommt für jeden der Tag, an dem die Sinnlosigkeit aller "Opfer" auf dem Altar des WTG-Blutkultes offenbar ist! Wer ein bißchen über 1975 und die Folgen nachdenkt, kann das schon jetzt erkennen. Es kommt der Tag, an dem alle Mitverantwortlichen an diesen Menschenopfern in furchtbare Gewissenskonflikte geraten, wenn sie ehrliche Christen sind.

Es kommt der Tag, an dem das "Licht" der WTG über diesen Blutkult wieder "heller" werden wird und man zur Tagesordnung übergeht. Wer gedenkt der Opfer der falschen Obrigkeitslehren bis 1962? So wird es dann auch sein. Aber es kommt auch der Tag, an dem von der WTG Rechenschaft gefordert wird wegen dieser sinnlosen Blutopfer, die sie seit 1945 unbiblisch verlangt, den Namen Jehovas mißbrauchend, und sie wird nicht entrinnen können.

Jehova hat diese Opfer nicht geboten. Es heißt die Schrift, sein Wort zu vergewaltigen, Speisevorschriften, die selbst nur zeitlichen Charakter hatten, in Gesetze über Leben und Tod zu verwandeln. Jehova hat diesen "Opfergeruch", um sich zu rechtfertigen, niemals und nirgends verlangte Daher ist dieser WTG-Blutkult nach 1. Kor. 4:6 als Hinausgehen über das geschriebene Wort Gottes biblisch unzulässig!

Wie kannst du dich also opfern für etwas, was biblisch so aussieht? Die Reue wird in jedem Fall zu spät kommen, weil die Opfer begraben sind. Es bleiben nur lebenslange Selbstvorwürfe, Verdrossenheit, Verbitterung vielleicht Zynismus und Verfluchung, Resignation und Gebrochenheit, eine Tragik ohnegleichen, aus der nur die nun anderen helfende Tat befreit.

Wer vor der Frage einer Bluttransfusion steht und von Opferfanatikern bedrängt wird, wende sich vertrauensvoll an CV. Es wird ihm schriftgemäß geholfen werden. Und wenn er es nur tut, um seinen Entschluß ein letztes Mal schriftgemäß kritisch zu prüfen. Wir möchten davon bewahren, sich mit sinnloser Blutschuld zu belasten.

"Pornographie und Gewalt im Verständnis der WTG"
Absage ja, Verteufelung nein!
Pornographie ist für uns eigentlich nur deshalb Veranlassung zu einem Artikel, weil "Wachtturm" und "Erwachet" der sogenannten "Porno-Welle" eine "endzeitliche Bedeutung" zuschreiben.

Historiker teilen die Auffassung Arnold T o y n b e e s , der sagte, "das Überhandnehmen der Obszönität sei ein untrügliches Symptom für den Verfall einer Kultur. Dieser Verfall geht auf der ganzen Welt vor sich." ("Erwachet" Nr. 9/71, Seite 19)

Wir sollten immerhin bemerken, daß der letzte Satz in diesem Zitat, der "Welt-Kulturverfall", aus der Feder der "Erwachet-Autoren" stammt.
Für den Kultur-Kreis der westlichen Welt mag das in gewissen Grenzen zutreffen - obgleich auch Kulturen der Weltgeschichte, zum Beispiel die Renaissance, im Ausgang des Mittelalters anzutreffen sind, die trotz üppiger Pornographie in Wort und Bild, sowie von den Bühnen der Theater sich eines allgemeinen Fortschritts der menschlichen-Kultur erfreuten. Ihre "Porno-Welle" knüpfte an Vorbilder der Antike an. Es sei erlaubt, darauf zu verweisen, daß im 1550 u. Z. die Buchdruckerkunst und die Technik des Kupferstichs bereits erfunden waren.

Daß der Produktionausstoß der "Pornographie-Industrie" in unserer Zeit unvergleichlich höher liegt, sollte uns nicht über Gebühr verwundern. Dieses "Wunder an Schmutz" ist der Mißbrauch der Technik in unserem industriellen Zeitalter, das neben Kühlschränken und Autos und anderen Konsumgütern auch massenhaft Pornographie ausstoßen kann.

Bevor wir aber u. a. auch Erklärungen des "Obersten Bundesgerichts" der USA in Sachen Pornographie zur Kenntnis nehmen, wollen wir doch selbst schlicht und einfach den Umstand festhalten, daß wir in der DDR leben, und daß Pornographie hier in diesem Land keine Verleger findet.
Auch der Zeitungsvertrieb der "Deutschen Post" handelt nicht mit obszönen Schriften oder Bildern.

Für "Erwachet" mag der Satz von Toynbee wie Sphärenmusik klingen. Aus jenem Satz, siehe Zitat, spricht Wunschdenken, die Absicht noch Verteufelung der ganzen Welt, wegen "1914" oder richtiger seit "1914", nunmehr auch wegen der sog. "Porno-Welle".
Wie gesagt, es tut mir leid, aber für dieses kleine Land DDR kann ich keine "Porno-Welle" entdecken.

Mit hoher Sicherheit dürfen wir folgern, daß auch andere nationale Kulturen, da ja sehr unterschiedliche in der Weit anzutreffen sind, "Porno" den Eintritt in ihr Gemeinwesen versperren und weiterhin ohne diesen Gestank zu leben wünschen.

Wenn ich nur an das Mittelalter um 1500 etwa denke, es gab Pornographie, jede Menge Bordelle, aber nicht nur, sondern auch die Syphilis, Lepra, Pest und andere "Endzeit-Verfalls-Symptome" und siehe, diese Kultur verfiel deswegen nicht. Zum Verfall einer Kultur gehört noch etwas anderes, denn nicht die schmutzige Phantasie im Kopfe eines Menschen bewirkt den Verfall einer Kultur.

Warum verfiel die Kultur der feudalen Ritterzeit mit ihrer Leibeigenschaft?
Die öffentliche Vermarktung der Pornographie, wie sie in den USA und einigen anderen Ländern einem Höhepunkt zutreibt, ist sicher Ausdruck einer Krise in diesen Ländern. Pornographie ist dort Handelsobjekt, aber nicht nur Pornographie, sondern auch Napalm, Pestizide usw.

"Erwachet" betreibt eine Art "Horror-Grusel-Propaganda" mit der Pornographie, die völlig auf dem Kopf steht und dem Hans das Gruseln beibringen soll. Wen's gruselt, der schüttelt sich, für diese Zeit ist sein Denken abgelenkt, worauf es ja denn wohl ankommt.

Wer und was da nicht alles in Anspruch genommen wird, das "Oberste Bundesgericht" der USA, Arnold Toynbee und andere Historiker nur nicht unverprellte Sachlichkeit, die nun gerade nicht.

Der klare Blick wird verstellt
"Erwachet" geht aber noch weiter und bezieht sich auf ein Urteil des "Obersten Bundesgerichts" bezüglich dessen, was Obszönität sei:
"Das Wort 'lüstern' bedeutet: ein auf geschlechtliche Lust, auf sinnliche Liebe gerichtetes Verlangen verspürend." ("Erwachet" Nr. 9/71, Seite 17)

Wenn das Menschengeschlecht nicht mit derart "lüsternen Sinnen" von seinem Schöpfer Jehova ausgestattet wäre, dann wären die Menschen schon längst ausgestorben. Der dem Menschen von Jehova eingepflanzte Geschlechtstrieb ist sinnlich und mit geschlechtlicher Lust auf Liebe gerichtetes Verlangen.

Oder könnte man sich einen Zeugen Jehovas vorstellen, der diesem Trieb unsinnlich, ohne geschlechtliche Lust anhängt, sofern er mit einer Frau vor Gott ehelich verbunden ist? Einen unsinnlichen Geschlechtstrieb gibt es nicht, wäre er unsinnlich, dann hätte niemand Lust ihn auszuüben. Nur die Lust fordert die Wiederholung, daß der Mensch diesen Trieb sinnlich an sich erfahre.

Das ist eine ganz saubere Sache, da gibt es gar kein "lüsternes" Tuscheln hinter der vorgehaltenem Hand. Lüstern war die Definition des "Obersten Bundesgerichts", nämlich geschäfts-lüstern, deshalb wurde in "Moral" gemacht, um kein Verbot gegen den Verkauf der Pornographie aussprechen zu müssen. So herum wird ein Schuh daraus. Im übrigen sagt die Bibel über Lust und Liebe ganz Eindeutiges aus, das kann jeder sofort nachlesen. (Siehe "Das Hohelied"). Auf allen Wegen, mit allen Mitteln soll Jehovas Zeugen der Blick verstellt werden, und wenn es mit dem Worte "lüstern" ist.

"Prügelknabe Christenheit"
Lüstern geht es auch zu, wie die WTG Prügelknaben sucht, wieder einmal unter der sogenannten "Christenheit", aktuell im WT Nr. 19 vom 1. 10. 1972.

Dort können wir auf Seite 579 folgendes lesen:
"Warum herrscht in der Organisation, die behauptet, Christus nachzufolgen, Gewalt? Weil sich die Christenheit durch und durch als heuchlerisch erwiesen hat."

Wir lesen nach, was die WTG früher zu diesem Thema "Gewalt" zu sagen wußte. Sehr bemerkenswerte Erkenntnisse, die wir da zu Tage fördern werden:
"Wahrend wir sehen, daß die allgemeine Meinung die Reichen als Klasse verurteilt, und während wir auch wissen, daß der Herr diese Klasse als ganze verurteilt und ihre Strafe vorhergesagt hat . . . "
(Seite 250)

"Wie reich und arm Unabhängigkeit versteht
Die Massen sind genau genommen erst vor nicht sehr langer Zeit zu ihrer Freiheit gelangt.
Bildung hat die persönlichen und politischen Fesseln gesprengt, politische Gleichheit wurde nicht freiwillig zuerkannt, sondern von den Massen Zoll um Zoll erstritten. Wie früher Privilegien, so scheiden heute Hochmut und Selbstsucht die Menschheit in zwei feindliche Lager, in deren einem für die Erhaltung und Vermehrung von Besitz und Macht, in deren anderem um das Recht auf Arbeit … gekämpft wird."
(Seite 257)

Lies nur weiter, es kommt noch viel deutlicher:
"Eine Krankheit leugnen, heißt noch nicht, dieselbe zu heilen.
Die Behauptung, daß 'Arbeit nicht Ware' sei, ändert nichts an der traurigen Tatsache, daß Arbeit Ware ist und nichts anderes sein kann unter den gegenwärtigen Verhältnissen."
(Seite 337)

"Die allgemeinen Ursachen, die vor 100 Jahren zur Französischen Revolution führten, sind heute überall vorhanden: die zunehmende Erbitterung zwischen reich und arm."
"Die Französische Revolution war der Kampf eines gewissen Maßes von Wahrheit gegen althergebrachten Irrtum und Aberglauben, wie ihn staatliche und kirchliche Gewalten zur Steigerung ihrer Macht und zur Niederhaltung des Volkes lange Zeit gefördert hatten."
(Seite 433)

Du findest die entsprechenden Zitate bzw. Ausführungen in dem WTG-Buch: "Der Krieg von Harmagedon" (1896). Seit der Drucklegung dieses Buches sind fast 100 Jahre vergangen. Die Aussagen dieses WTG-Buches über "Gewalt" und ihre Ursachen, treffen den wirklichen Sachverhalt ursächlich auch heute noch.

Über die "Christenheit" weiß der WT heute im Wesen nichts anderes zu schreiben als:
"Warum herrscht gerade in der Organisation, die behauptet, Christus nachzufolgen, Gewalt? Weil sich die Christenheit durch und durch als heuchlerisch erwiesen hat."
(Seite 579, WT 19/72)

"Die Christenheit", vorbei - vergessen, abgestempelt, das Malzeichen der Achtung auf die Stirn gebrannt, erledigt. Sie hat Schuld an Gewalt, an der "Porno-Welle", an jeglicher Bresthaftigkeit, die in der Welt gefunden werden kann. Den Hauptunterschied hat der WT vergessen, unter dem Staub seiner Archivalien in Brooklyn verschüttet.

"Die Christenheit", die ein für alle Mal abgestempelte, die aus der Schublade, gibt es nämlich nicht, es gab sie noch zu keiner Zeit. Fein säuberlich egalisierte Christen haben den Planeten noch nie bewohnt.

In dieser Christenheit wirkt zumindest seit 1870, dokumentiert auch durch jenes WTG-Buch seit 1896, der folgende Widerspruch: "Wie früher Privilegien, so scheiden heute Hochmut und Selbstsucht die Menschheit in zwei feindliche Lager, in deren einem für die Erhaltung und Vermehrung von Besitz und Macht, in deren anderem um das Recht der Arbeit . . . gekämpft wird."
(Seite 257, "Der Krieg von Harmagedon')

Wer wollte und könnte bestreiten, daß für Länder, in denen Pornographie aus vielen Schaufenstern und Bildröhren glotzt, seit 1870 bzw. 1896 dieser Satz gültig ist, siehe Zitat, denn die wahre Ursache der Gewalt lebt fort.
Mit "der Christenheit" schlechtweg und völlig ohne jegliches Differenzieren hat das herzlich wenig zu tun. Der WT nimmt den Hobel und ebnet alles ein, er will es halt nur so wissen:

'daß in der Christenheit Gewalt herrsche, weil die Christenheit sich als durch und durch heuchlerisch erwiesen habe!' Heuchlerisch können sowohl Christen sein, "die um Macht und Besitz kämpfen", wie auch jene, die nur um das "Recht auf Arbeit kämpfen".
Diese Heuchelei, die der "Wachtturm" hier verantwortlich macht, ist ohne jede Kraft und Wahrheit, diese Worte ohne jegliche Unterscheidung über die "Heuchelei der Christenheit" sind fader noch als Spülwasser.

"Ganz abgesehen von sittlichen oder religiösen Rücksichten, wäre es heutzutage gar nicht mehr möglich, (dort) die Sklaverei wieder allgemein einzufahren, sie würde sich nicht bezahlt machen."
("Der Krieg von Harmagedon", Seite 298)

Also "Heuchelei", sei sie nun religiös oder auch sittlich motiviert, ist nicht das Salz vom Salze dieser Zustände der "Gewalt" mitnichten.
Viel handfester, allgemeiner und nicht so kopflastig wie im WT liegen die Ursachen für "Gewalt" vor uns nackt, und darin durchaus obszön, narrensicher auf der Hand. Wie lüstern glänzt doch der Profit des Kapitals, den viele Arbeiter erzeugen helfen, den sich aber wenige Besitzer aneignen, das ist eine Ursache der Gewalt. "Heuchelei" soll diese Ursache vergessen machen, 1870, genauso wie heute.
W. D.

Wie sah es im Jahre 1972 mit dem Antikommunismus der WTG aus?
Es ist die erklärte politische Aufgabe des WT schon seit seinem ersten Erscheinungsjahr 1879, auch den Kommunismus zu bekämpfen (WT 1. Jan. 1962, S. 21, Abs. 5) Es ist inzwischen viel Wasser bergab geflossen, bis zum Jahre 1973, fast 100 Jahre! In der Tat kann der WT in 6 Jahren sein 100-jähriges Jubiläum feiern. Das heißt aber auch 100 Jahre Antikommunismus. Es reiht die WTG ein in die große Schar der antikommunistischen Amokläufer gegen die sozialistische und kommunistische Arbeiterbewegung, wie sie sich besonders seit den Expansionsbestrebungen des nordamerikanischen Imperialismus seit Ende des vorigen Jahrhunderts entwickelte.

Was hat die WTG bloß in dieser Schar zu suchen?
Im Jahre 1970 wurde inmitten des europäischen Hauptbollwerkes der WTG, ihres deutschen Zweiges, in der DDR und in der BRD ein Werk veröffentlicht "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft" (Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin), in dem die nun fast 100jährige Geschichte der WTG speziell in ihren politischen Aspekten untersucht wird. Es sollte keinen Altesten geben, der diese Dokumentation nicht kennt.

Im Interesse all der Brüder und Schwestern, die den Kampf für eine antikommunistisch-unbefleckte Gottesanbetung aufgenommen haben (Jak. 1:26,27), wird hier eine Übersicht vorgelegt, wie es nun im Jahre 1972 mit den antikommunistischen Tendenzen in der WTG-Verkündigung ausgesehen hat. Es ist ausschließlich "Der Wachtturm" (WT), Jahrgang 1972, Wiesbaden, zugrunde gelegt, als offizielles Hauptorgan der WTG.

1. Im WT vom 1. 2. 72, S. 68, werden die amerikanischen Geistlichen angeprangert, die die militärischen Operationen der Vereinigten Staaten in Vietnam heftig bekämpfen und alles mögliche dagegen unternehmen." Die WTG hat keinen einzigen Protest gegen die antikommunistischen USA-Kriegsverbrechen in Vietnam veröffentlicht Sie hat auf einen militärischen Sieg der USA gehofft.

2. Im WT vom 15. 2. 72 unter dem Thema "Die theokratische Organisation inmitten der Demokratien und des Kommunismus" wird im Rahmen einer neuen Strategie, die über die falsche Prophezeiung von 1975 hinweghelfen soll, eine Linie entwickelt, die bis jetzt darauf hinausläuft, nunmehr den Kommunismus "von innen her" zu bekämpfen.

3. Im WT vom 1. 4. 72, S. 196, wird die neue Harmagedon-Schau einer angeblichen Vernichtung der "Christenheit" (Kirchen) durch den Kommunismus verbreitet, die zur Folge hat, Christen weiterhin zu Antikommunisten zu machen.

4. Im WT vom 1. 6. 72, S. 330, Abs. 15, wird erneut die schriftwidrige "theokratische Kriegslist" gepredigt, (2. Kor. 4:2 NW), mit der alle Arten von Trug, Lüge und List für die Tätigkeit speziell "hinter dem Eisernen Vorhang" gerechtfertigt werden. Es wird weiter im imperialistischen Jargon wie "eiserner Vorhang" u. ä. gepredigt. (S. 336, Abs. 17).

5. Im WT vom 15. 6. 72, S. 359, werden die Christen angeprangert, die mit dem "gottlosen kommunistischen Staat Rußland verhandeln".
Hier wird weiter die Nichtanerkennung der sozialistischen Staatsordnung gepredigt und mit der Vokabel "gottlos" weiter Kommunismus-Feindschaft unter den Christen verbreitet. Was soll das? Jeder Staat ist heute schließlich weltlich. Auf S. 360 wird gegen Christen vorgegangen, die sich "an radikalen Bewegungen" beteiligen.

6. Im WT vom 1. 8. 72, S. 474, wird die "Empfehlung" verbreitet., sich noch dem Beispiel eines Antonio Carvajalino aus Kolumbien vom Kommunismus abzuwenden.
Diese Publizierung steht in Zusammenhang mit der WTG-Strategie, in Lateinamerika mitzuhelfen, Sozialismus und Kommunismus einzudämmen. bzw. zu verhindern.

7. Im WT vom 1. 9. 72, S. 515, wird der Kommunismus als "eine ernsthafte Bedrohung des Fortbestandes der Christenheit" angeprangert.
Auch die dient der Aufrechterhaltung von Antikommunismus unter den Christen.

8. Im WT vom 1. 9. 72, S. 531, unter "Tagesereignisse im Lichte der Bibel" wird weiter die imperialistische Aggression der USA in Vietnam "gerechtfertigt", indem von sog. vergeltenden Luftangriffen in Vietnam" seitens der USA berichtet wird.
Auf Seite 532 geht es weiter im imperialistischen Jargon wie "eiserner Vorhang" u. ä.

9. Im WT vom 1. 10. 72, S. 579, wird das progressive Engagement des lateinamerikanischen Erzbischofs Dom Helder Camara "für revolutionäre Gewalt" angeprangert. Auch dies liegt auf der stategischen Linie der WTG, in Lateinamerika besonders antikommunistisch aktiv zu sein.

10. Im WT vom 15. 10. 72, S. 632f . wird der antikommunistische psychologische Krieg der WTG fortgesetzt u. a. mit der Entstellung, "die kommunistische philosophische Lehre vom Materialismus" führe in eine "Sackgasse" in eine "ausweglose Situation", weil sie lehre, "das stoffliche sei das allein Wirkliche in der Welt". Hier wird von einem halbgebildeten WT-Schreiber der Marxismus-Leninismus verzerrt und entstellt, der in Wirklichkeit besagt, daß unter Materie die "objektive Realität" zu verstehen sei, was jede ideologische Realität einschließt. (Lenin, Werke Bd. 14, S. 124)
Hier ist zu sehen, wie der WT auf allen ideologischen Gebieten antikommunistisch vorgeht.

11. Im WT vom 15. 10. 72, S. 633, wird weiter am Beispiel bestimmter Beziehungen von Christen "sogar zu dem kommunistischen Rußland" jede Zusammenarbeit von Christen und Kommunisten bekämpft und verteufelt.

12. Im WT vom 1. 12. 72, S 733, unter "Meine Schafe hören auf meine Stimme" wird wieder der imperialistische Jargon vom "eisernen Vorhang" gepredigt.

13. Im WT vom 15. 12. 72, S. 760, im allerletzten Beitrag des Jahrgangs 1972, wird dem Leser auch der WT-Antikommunismus mit ins neue Jahr gegeben. Der Kommunismus wird hier als eine Art Sumpfblüte aus dem "fruchtbaren Nährboden" unchristlicher "falscher Religion" dargestellt Der WT verfolgt hier die Strategie der Ablenkung von den realen gesellschaftspolitischen Ursachen sozialer Veränderungen sowie die Taktik der Aufrichtung falscher Fronten zwischen Christen und Kommunismus.
Auch im Jahr 1972 hat die WTG somit ihren 1879 begonnenen antikommunistischen politischen Kurs in der Verkündigung nicht verlassen.

Die zitierten Beispiele hierfür aus dem Jahre 1972 sind in erster Linie unter dem Gesichtspunkt ihrer realen Bedeutung und Auswirkung dargestellt, unabhängig davon, was der einzelne Verkündiger selbst meint und möchte. Denn dieser Antikommunismus wird nicht von ihm geplant und in die Verkündigung eingefügt, sondern von der WTG, die sehr langfristig und vielschichtig plant und ausrichtet. Sie weiß sehr genau um die gesellschaftspolitische Bedeutung ihrer antikommunistischen Tendenzen und Akzente in der Verkündigung.

Allerdings will sie, daß die Verkündiger dies selbst verantworten, koste es für diese was es wolle. Sicher wird 1975 auch hier "einiges in die Luft sprengen". Dessenungeachtet sollten alle ihre Anstrengungen verstärken, zu helfen, daß sich immer mehr Brüder und Schwestern der wirklichen Sachlage bewußt werden. Denn die Leitende Körperschaft ist weit ab vom Schuß. Sie setzt sich keiner Gefahr aus. Sie "leitet an" aus sicherer Entfernung, du aber sollst "die Tasche tragen"! Wenn wir dagegen unsere Stimme erheben. vielleicht kommen auch in Brooklyn einige zum Nachdenken! Ist die jetzige Spaltung im Hauptbüro nicht schon ein Signal?

Noch aber ist es noch wie vor so: Die WTG kämpft weiter gegen die Realitäten der sozialistischen und kommunistischen Bewegung und Gesellschaftsordnung bzw. Staatsordnung. Sie verletzt weiter ohne Rücksicht auf die Folgen für die einfachen Verkündiger in verantwortungslosester Weise den Grundsatz des Wortes Gottes in 1. Petrus 2:13 bezüglich rechten christlichen Verhaltens auch zur sozialistischen bzw. kommunistischen menschlichen, gesellschaftlichen Ordnung: "Seid aller die Menschen betreffenden Ordnung um des Herren willen untertan". Besonders alle Altesten sind aufgerufen, diesen biblischen Grundsatz mit aller Konsequenz im Interesse der Betroffenen und in echter Sorge selbst um die "Geringsten der Brüder Christi" - Matth. 18:6 - verwirklichen zu helfen.
C. W.

Dem Cäsar, was des Cäsars ist, und Gott, was Gottes ist
Weiter G. H.-Schmuggel?
In jüngster Zeit ergehen wieder Ermahnungen zur Erhöhung der "Spendenfreudigkeit". Gewisse Aufseher lassen es sich angelegen sein, sogar recht deutlich zu werden, wo ihnen zu wenig Geld gespendet wird. Sie achten sehr darauf, daß in den Studiengruppen mindestens einmal monatlich das "Geldkästchen" auf dem Tisch steht. Immer ist auch jemand da, der aufpaßt und heimlich festhält, wer was und wer nicht oder wieviel gegeben hat. Die "Spendenfreudigkeit" wird dann bis auf Straße, Hausnummer, Name und Einkommensverhältnisse überprüft. Vor allem die Motive derer, mit denen man nicht zufrieden ist. Es ist erstaunlich, wie genau die überörtlichen Aufseher hier z. B. informiert sind!

Bei den geltenden "Brandmauer"-Bestimmungen wird aber keinerlei ordentliche Rechenschaft gegeben, wieviel Geld eingenommen ist, wer es in der Hand hat und was damit geschieht. Die WTG hat niemals ihre wirklichen Einnahmen veröffentlicht. Das ist ein absoluter Geheimfaktor bei ihr. "Gute-Hoffnung-Gelder sind Eigentum der Organisation" ist die Antwort derer, die gegebenenfalls die Frage noch Rechenschaft anschneiden.

In CV 11 war noch einer Information aus der Versammlung Flöha geschildert worden, wie aus G.H.-Geldern unter Polizeibetrug Privatwagen und Privatreisen, als "Dienstreisen für die Organisation" hingestellt, beschafft bzw. arrangiert wurden. So mancher hat sich da schon gewundert und gefragt.

Es wurde auch eine Methode entwickelt, die über die Bezirksaufseher läuft, sich ansehnlich zu bereichern. Wer reiche Verwandte in westdeutschen Vs. hat, kann hier aus der G. H.-Kasse Tausende Mark erhalten, wenn diese Verwandten im Zweigbüro Wiesbaden eine entsprechende Summe einzahlen. Einige in der Vs. Olbernhau z. B. hatten so das "Vorrecht" u. a. 4000 und 6700 M aus der hiesigen G. H.-Kasse in Verbindung mit der Vs. in Aachen zu erhalten. Hierüber sind nur noch die Beteiligten unterrichtet, die aus wohlverstandenen Gründen schweigen. Die Vs. selbst bleibt auch hier in Unwissenheit und entmündigt. Wirklich Bedürftigen wird dagegen immer wieder erklärt, die WTG sei doch kein Wohlfahrtsverein.

"Die Mutter braucht Geld", lautet die Tarnbezeichnung für das Spendeninteresse der WTG. Damit steht nun das Thema Geldschmuggel noch dem Westen auf der Tagesordnung sowie die Verletzung der Gesetze des "Cäsar", wie Christus sagt. Wenn einige könnten wie sie wollen, so würden sie das Geld kofferweise in Millionenbeträgen aus der DDR nach dem Westen schaffen.

Die WTG-Weisung im Untergrund-Königreichsdienst, Ausgabe I/66, 3 lautet dazu:
"Zuverlässige Rentner und auch Besucher aus Westdeutschland sind in der letzten Zeit mit Erfolg für G. H.-Spendenübermittlung tätig gewesen, bei Kongressen oder im Bethel (Wiesbaden) direkt. Es wird dem Gebietsbruder freigestellt, in diesem Sinne tätig zu sein, natürlich nur mit vertrauenswürdigen Verkündigern. Es muß aber in Westdeutschland in jedem Fall angegeben werden, für welche Versammlung, nicht mit Schlüsselnummer, der Betrag abgegeben wurde".

Was aber kann das Zweigbüro in der BRD mit DDR-Geld machen? Für DDR-Geld kann man in der BRD nichts kaufen Selbst der DDR-BRD-Handel ist bargeldlos und geht über Verrechnungen. Geschmuggeltes DDR-Geld kann die WTG also nur bei Banken umtauschen. Von dort aus gibt es dann nur noch einen Hauptverwendungszweck: Finanzierung, Unterstützung und Förderung aller Arten untergründiger, illegaler, inoffizieller und geheimer Unternehmungen in der DDR bzw. gegen sie. Die WTG weiß das ganz genau!

Illegaler Geldabfluß ist Schädigungsarbeit, da die Wirtschaft des betroffenen Landes geschädigt wird. Massenhafter illegaler Geldabfluß kann ein Land ruinieren und zu wirtschaftlichen und politischen Krisen und Zusammenbrüchen führen. Es ist deshalb das unantastbare Recht des "Cäsar" oder der "Obrigkeit von Gott", durch entsprechende Gesetze das Land und seine Bewohner zu schützen und so ihre soziale Sicherheit zu gewährleisten. Es ist allein der "Obrigkeit von Gott" hier vorbehalten, Recht und Unrecht zu bestimmen, wie Christus in seinem berühmten Ausspruch in dieser Frage zum Ausdruck brachte. Markus 12:13-17.

Warum wird das nicht beachtet? Warum wird hier eine Missetat an die andere gereiht?
Wer den WT genauer verfolgt, bemerkt, wie die offiziell verkündeten Lehren oft den Organisationsanweisungen widersprechen Dies ist auch in der "Cäsar"-Sache der Fall, was um so schlimmer ist, weil es in den Bereich der Kriminalität reicht.

So schreibt der WT im Zusammenhang mit der Widerrufung der bis 1962 geltenden Obrigkeitslehren, daß "die Christenversammlung kein Glied, das ein Dieb, S c h m u g g l e r, Bigamist, Mörder, Verleumder oder B e t r ü g e r ist, vor Bestrafung schützen kann. Sie muß zulassen, daß solche Glieder von der weltlichen Obrigkeit bestraft werden Sie haben das Gesetz des Landes übertreten" (15. 1. 63, S. 49, dt.).

Und dieses Unterordnen unter das Gesetz gelte auch bezüglich Regierungen oder "Obrigkeiten", die durch eine "Revolution herbeigeführt" wurden (1.1. 63, S. 13, dt.). Die WTG-Anweisungen im Untergrund-Königreichsdienst I/66,3 machen jedoch klar, daß diese WT-Lehren offizielle Heuchelei sind und in Wirklichkeit zu Betrug und Schmuggel angeleitet wird. Durchdenkt diesen Sachverhalt sehr genau, Brüder, die ihr mit diesen Dingen befaßt seid. Ihr "Gebietsbrüder", ihr und diejenigen bedauernswerten Rentner, die ihr beauftragt. Ihr werdet biblisch zurecht für den G. H.-Schmuggel bestraft, ihr übertretet das Gesetz des Landes! Eure gesetzliche Bestrafung ist in völliger Ubereinstimmung mit 1. Petrus 4:15, was hier zugrunde liegt!

Was entspricht christlichem Verhalten?
Unsere Regierung ist für Christen Obrigkeit von Gott noch Römer 13:1-7, 1. Petr. 2:13 und Titus 3:1,2. Kraft dieses Sachverhaltes in Verbindung mit Christi "Cäsar"-Worten in Markus 12:13-17 haben Christen auch die staatlichen Gesetze betreffs Geld und Geldverkehr einzuhalten, wenn sie nicht kriminell schuldig werden wollen. Kein Geld daher illegal nach dem Westen. Dann bekommt die WTG eben nichts mehr. Das Gesetz Gottes und die Weisungen Christi stehen höher! Ist es nicht traurig, daß man dies Menschen vor Augen führen muß, die die besten Christen sein wollen? Eine mögliche Lösung für die Gegenwart wäre dagegen Hilfe für wirklich bedürftige Brüder und Schwestern nach urchristlichem Vorbild, wie es u. a. in Apg. 20:33-36, Apg. 11:30 und 2. Kor. 9:7,8 angedeutet ist, wo sehr wohl von "Wohltätigkeitswerken jeder Art" (Menge) gesprochen wird. Die christlich verantwortungsbewußten Ältesten sollten diese Dinge biblisch erarbeiten.

In Übereinstimmung mit den WT-Aussagen wie sie zitiert wurden, (l. 1. 63, S. 13 und 15. 1. 63, S. 49, dt.) muß gegen die kriminellen WTG-Untergrund-Schmuggelanweisungen Stellung bezogen werden. Die von den "Gebietsbrüdern" zu Schmuggelaktionen mißbrauchten Rentner und andere Brüder und Schwestern, die mißbraucht werden sollen, sind unbedingt gründlich biblisch aufzuklären, wie es hier dargelegt wurde, damit sie als Christ und Staatsbürger, die sie nämlich biblisch auch sind, verantwortungsbewußt werden. Es muß hier gegen die WTG in Opposition gegangen werden Die WTG möge erst einmal ihr Verhältnis zu Staat und Obrigkeit in Ordnung bringen, ehe mit ihr überhaupt über Spenden diskutiert werden kann. Wer ihre Schmuggelanweisungen befolgt, kann nie und nimmer wie Paulus sagen: "Ich habe mich weder gegen das Gesetz noch gegen den Cäsar irgendwie vergangen". Apg. 25:8.
Die CV-Leitung

Die bedeutendsten ausgeschlossenen Brüder
Ein Beitrag zur WTG-Geschichte
Was wissen die einfachen Verkündiger über die internen Vorgänge des Werkes und der Organisation der WTG? Es gibt keine Kontrolle von unten, keine Wahl der Diener, keine Kritik und keine Rechenschaft vor den Versammlungen Mit der Streichung der Sonderdienerliste aus den Jahrbüchern - letzte Liste im Jahrbuch 1964 - wurde den Versammlungen auch die letzte Übersicht über die ordinierten Sonderdiener genommen. Anhand dieser Listen war nämlich gut zu vergleichen und zu erkennen, welche Diener aus irgendwelchen Gründen auf einmal nicht mehr da waren!

Das hatte wiederum in den Versammlungen zuviele Anfragen an die WTG noch dem warum, weshalb und weswegen ausgelöst und begann, in den Versammlungen zu sehr den gar allzumenschlichen Betrieb in der WTG-Führung offenbar werden zu lassen. Dadurch geriet der theoretisch zwar verneinte, aber faktisch praktizierte Unfehlbarkeitsanspruch der WTG in Lehre und Weisung gefährlich ins Wanken.

Anstatt dies zum Anlaß zu nehmen, das Werk wirklich und real allein auf die biblischen Prinzipien des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung einzustimmen (l. Kor. 13:13), frei von jedem Mystizismus irgendwelchen darüber hinausgehender "übernatürlicher" Lenkung und "Überwaltung", wurden die Versammlungen einfach noch weiter rigoros entmachtet und entmündigt, indem ihnen auch die letzte Personalkontrolle durch die Jahrbücher genommen wurde.

CV wird darum fortan immer die Veränderungen unter den leitenden Personen der WTG veröffentlichen. Hier folgt eine Liste der bedeutendsten bisher ausgeschlossenen Brüder. Sicher wird so mancher über die Namen staunen, die hier auftauchen!

R. H. Hirsch, Mitglied des WTG-Direktoriums
J. D. Wright, Mitglied des WTG-Direktoriums
A. I. Ritschie, Mitglied des WTG-Direktoriums
I. F. Hoskins, Mitglied des WTG-Direktoriums
George H. Fisher, WTG-Direktor, Verfasser des VII. Bandes der "Schriftstudien"
Jesse Hemery, Mitglied des WT-Herausgeber-Komitees und Zweigdiener von England
C. C. Binkele, Leiter des Zentraleuropäischen Büros der WTG in der Schweiz
F. Salter, engster Berater von Präsident J. F. Rutherford und Zweigdiener von Kanada
Olyn R. Moyle, Oberster Rechtsberater in Brooklyn im WTG-Hauptbüro
Hayden C. Covington, Oberster Rechtsberater in Brooklyn im WTG-Hauptbüro
F. L. A. Freytag, Leiter des WTG-Zweigbüros in der Schweiz
Paul G. Balzereit, Leiter des WTG-Zweigbüros in Deutschland
Hans Dollinger, Oberster Rechtsberater des WTG-Zweigbüros in Deutschland

Als nächstes folgt eine Übersicht über ausgeschlossene Bezirksdiener im deutschen WTG-Zweig. Auch hier wird sicher so mancher über die Namen staunen, die da auftauchen! F. F.

Zum Inhalt dieser Ausgabe
Es ist unser aufrichtiges Anliegen, uns so gut wie irgend möglich den Problemen zu widmen, die im Ablauf der Zeit und der Entwicklung der Verhältnisse jetzt unbedingt zu beachten sind. Sicher, 1975 wird "diese Generation" seit 1914 "zu ende' sein. Aber unser gesellschaftliches Leben geht weiter Der WT hat wieder eine haltlose Endzeitzahl in die Welt gesetzt. Warum nur?

Alles kommt wieder anders. 1975 müssen Regierungen und Weltwirtschaft mit 4 Milliarden Menschen auf Erden rechnen, die Nahrung, Kleidung, Obdach und Arbeit brauchen. 1975 beginnt eine neue Etappe der Wirtschaftsgemeinschaft der sozialistischen Länder, neue Fünfjahrpläne, neue Aufbau- und Entwicklungspläne. 1975 tagt der Weltrat der Kirchen in dem riesigen Entwicklungsland Indien. 1975 begeht die katholische Kirche ein neues "Heiliges Jahr". 1975 hat die größte Freikirche der Welt (Baptisten) ihren Weltkongreß in Schweden. 1975 wird ein großes gemeinsames Raumfahrtunternehmen der SU und USA zur Erforschung des Weltraumes stattfinden und Lebensmittelproduktion und Energiewirtschaft müssen jetzt schon verbindlich bis 1985 bzw. 1990 geplant werden. Das sind nur einige Dinge, die nicht sein dürften und könnten, ginge es nach dem WT. Aber sie sind doch Ausdruck einer unaufhaltsamen individuellen und gesellschaftlichen Entwicklung, Christen menschlich und sozial so oder so ebenfalls berührt und betroffen, auch Jehovas Zeugen. Oder sind die Menschen ohne soziale Bedürfnisse? Das muß man endlich sehen.

So stehen alle mit 1975 vor einer völligen irdischen Neuorientierung Wir müssen darum die WTG-Arbeitsweise dringend allseitig kritisch betrachten, um eine Übersicht über die tatsächliche Lage zu gewinnen. Oder bist du jemand, der alles glaubt, wenn es nur der WT bringt, und wenn es die siebente (1799, 1874, 1914, 1925, 1945, 1972, 1975) "Endzeit"-Verschiebung ist? Die Spaltung in Brooklyn ist ein ernstes Signal. CV wird längst in Brooklyn beachtet. Es ist später als du denkst. Wir müssen uns jetzt den Blick für die irdische Zukunft neu erarbeiten. Mit der WTG? Möglich, wenn sie sich hinreichend ändert. In erster Linie haben wir "vor Gott" dazustehen. 2. Tim. 2:15 Me.-
Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Veranwortung": Herausgeber Wolfgang Daum, 65 Gera, Böttchergasse 1 - DDR. Erscheint monatlich! Preis: M 0,20, Jahresabonnement M 2,00. CV kann auch kostenlos bezogen werden. Konto-Nr. 4562-43-8015 Kreis- und Stadtsparkasse Gera.

A 9186-73 V 7 1 944

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 49

Diese CV-Ausgabe zitiert und kommentiert auch den "Wachtturm"-Satz:

"Da die Christenheit den Gott der Bibel falsch dargestellt hat und da sie unchristlich gehandelt hat, ist dem Kommunismus ein fruchtbarer Nährboden bereitet worden".

Damit will der "Wachtturm" doch unter anderem auch suggerieren, dass er "den Gott der Bibel" richtig darstelle. Angefangen von der Endzeitdatierung 1799 bis 1975, respektive des unmittelbaren "Demnächst". Es gehört schon eine ganze Menge von intellektueller Unredlichkeit dazu, um solcher Art Thesen noch "ernst" nehmen zu können. Zumal sie bewusst nicht auch mit der geschichtlichen Erkenntnis gekoppelt sind: "Und wenn morgen der 'Jüngste Tag' anbricht, so will ich heute dennoch ein Apfelbäumchen pflanzen."

Dies negiert die Zeugen Jehovas-Religion; und ihre Behauptung, qualitativ über andere Religionen zu stehen, erweist sich als Farce.

Mich wundert es nicht, wenn einige daher dem Christentum generell ade! sagen. Mich wundert es nicht, dass dies auch für solche mit einer Sozialisation aus dem Zeugen Jehovas-Milieu zutreffend ist. Damit ist nicht automatisch eine "Akklamation" für das politische System "Kommunismus" verbunden. In seiner diktatorischen Struktur und seiner Uneffizienz, im Verhältnis zu den eingesetzten Mitteln, nehmen sich Kommunismus und Zeugen Jehovas nichts.

Es trifft sicherlich nicht auf alle zu, sich von diesen Systemen aktiv zu distanzieren. Etliche suchen nach Nischen, wo sie trotz allem in ihnen "überwintern" können. Manche finden sie, manche nicht. Allerdings sind es nicht die "in den Nischen verkrochenen", die das Rad der Geschichte weitergedreht haben. Gerade dort wo der Konservatismus pur gelehrt wird (wiederum zugleich bei Kommunisten und Zeugen Jehovas zu beobachten) formiert sich auch die entschiedenste Opposition zu ihm. Höchstwahrscheinlich, in Prozentzahlen ausgedrückt, wohl auch nur auf eine Minderheit. Aber das sind dann diejenigen, die sich das eigene Denken noch nicht durch den Vorbeter WTG haben austreiben laßen!

In Polen gab es die Bibelforscher-Zeitschrift "Swit". Eine Gruppierung aus der Russellbewegung entstanden, aber dem WTG-Zentralismus nicht gehorsam. Mit Befremden hatte ich es schon zeitgenössisch zur Kenntnis genommen, dass diese Gruppe auch ein eigenes Endzeitdatum publizierte - 1984.

"Eine gewisse Klasse der Menschen kann diese Zeichen lesen. Denn sie hat die Versicherung der Heiligen Schrift, daß noch dieser Zeit der Drangsal noch 1980 die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht …"so lautete ihre These. Eine knappe Info dazu auch in dieser CV-Ausgabe.

CV Christliche Verantwortung
Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 49 Gera April 1973

TRAUERFEIER IN GERA
zur Urnenbeisetzung von Bruder Willy Müller, Gründer und Leiter von CV
Lieber Leser!
Anteilnahme und Aufmerksamkeit anläßlich des Todes des Gründers und Leiters von CV, Bruder Willy Müller, Gera, sind verständlicherweise sehr groß, auf vielen Seiten. Wir möchten deshalb folgenden Bericht über die Trauerfeierlichkeiten bringen.

Wie in CV 46 mitgeteilt wurde, ist der Gründer und Leiter von "Christliche Verantwortung", Bruder Willy Müller, Gera, am 8. Januar 1973 nach längerer Krankheit kurz vor der Vollendung seines 80. Lebensjahres gestorben. Die Urnenbeisetzung fand am 23. Februar 1973 im Familiengrab auf dem Südfriedhof in Gera statt.

Zur Trauerfeier in der Kapelle des Ostfriedhofes in Gera, die von den Familienangehörigen ausgerichtet wurde, hatten sich Familienangehörige, Arbeitskollegen, Mitverbundene und CV-Mitarbeiter zusammengefunden. Die nicht anwesend sein konnten, sandten Zeichen herzlicher Anteilnahme. Kränze und Blumengebinde von denen, mit denen Bruder Müller persönlich, familiär, beruflich und nicht zuletzt in christlichen Glauben am engsten verbunden war, schmückten die aufgebahrte Urne mit den sterblichen Überresten unseres Bruders Passende Musik begleitete die letzten Worte, die an der Urne zu seinem Gedenken gesprochen wurden.

In würdiger Weise gab Herr Schimpf aus Gera im Namen der Familienangehörigen - Christen wie Nichtchristen - noch einmal einen Überblick über Leben, Wirken, Arbeit, die Verdienste und über das Bild unseres Bruders, das von ihm weiterlebt, verbunden mit entsprechenden Worten des Trostes für die Angehörigen.

Das Glaubensleben, wie es unser Bruder in christlicher Verantwortung bis zur letzten Stunde lebte, wurde im Namen der CV-Leitung mit folgenden Ausführungen gewürdigt. Unser Bruder Willy Müller ist zugleich ein Mensch mit einem tiefen christlichen Gottesglauben gewesen, dessen Denken und Handeln vor allem vom Verlangen nach sozialer Gerechtigkeit und Frieden unter allen Menschen geprägt war. Die vielfachen Ausweglosigkeiten und Notlagen nach dem 1. Weltkrieg, die viele Familien hart trafen, führten ihn in christlichem Glauben in die Gemeinschaft der damaligen Ernsten Bibelforscher (Zeugen Jehovas). Deren Flucht aus der allgemeinen menschlichen, gesellschaftlichen Mitverantwortung mit allem, was damit verbunden ist, was sich daraus ergibt, konnte jedoch einen auch sozial verantwortungsbewußten Christen hier und heute in seinem Gewissen vor Gott und Menschen nicht befriedigen. In dieser Erkenntnis hat unser Bruder deshalb mit der Zeitschrift "Christliche Verantwortung" eine Tätigkeit begonnen für alle, denen in diesen Fragen zu rechtem christlichen Verstehen und Verhalten geholfen werden muß. Dies hat große Anerkennung gefunden. Mit seinen Mitarbeitern in diesem Werk aus christlicher Verantwortung, sei es in Dresden, Schmölln, Gera oder anderswo, ist er herzlich und aufrichtig verbunden gewesen. Noch von seinem Krankenbett aus, von dem er nicht mehr aufstehen sollte, hat er letzte Worte christlichen Rates gegeben Diese Tätigkeit ist in ihrer Art einmalig bedeutsam, schwierig und aufopferungsvoll gewesen Sie ist schließlich der geistige Höhepunkt seines Lebens geworden bis ins hohe Alter eines fast vollendeten achtzigsten Lebensjahres.

In Namen der christlichen Angehörigen las Prediger Hummel aus St. Gangloff am Grabe Worte des Glaubens und des Trostes aus 1. Korinther 15:35-49 über das christliche Verständnis von Leben und Tod, angesichts dessen allezeit "das Bild des himmlischen Christus an uns zu tragen". Seine Worte wurden von einem Posaunenblasen über das Grab hinweg begleitet.

So war die Trauer- und Beisetzungsfeier für alle, die sich mit unserem Bruder verbunden fühlten, eine rechte Würdigung eines geistig reichen und vielseitigen Lebens in Familie, Beruf und Gesellschaft, getragen von einer tiefen christlichen Verantwortung, "immerdar ein unverletztes Gewissen zu haben vor Gott und den Menschen". Apg. 24:16. In diesem Sinne wird sein Werk fortgesetzt.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

Biblischer Rat
Gott achtet die Famileneinrichtung
Wenn ein Kind geboren worden ist, finden sich Freunde und Verwandte ein, und man hört Äußerungen wie:
"Ganz der Vater!" oder: "Es sieht genauso aus wie seine Mutter!" Manchmal ist die Ähnlichkeit mit diesem oder jenem Elternteil nicht so deutlich, sondern zeigt sich später in den Wesenszügen des Kindes. Ja, es ist mit uns heute ebenso wie mit dem ersten Menschen, Adam, über den die Bibel berichtet: "(Er) wurde . . . der Vater eines Sohnes in seinem Gleichnis, in seinem Bilde, und gab ihm den Namen Seth." - 1. Mose 5:3.

Jehova gab den Eltern das Vorrecht und die Fähigkeit Kinder in ihrem eigenen Bild und Gleichnis hervorzubringen. Ja, und darüber hinaus läßt er sie ihre Kinder so aufziehen, wie sie es wünschen. Dies ist bestimmt gerecht. Obwohl alle Kinder der Menschen einige wünschenswerte Merkmale von ihren Eltern haben, erben sie auch einige unerwünschte Merkmale. Die Bibel sagt uns: "Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt hineingekommen . . ." - Röm. 5:12. "Denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes". - Röm. 3:23. Dank der unverdienten Güte Gottes kann das Loskaufopfer Christi die Sünde, in der jemand geboren ist, entfernen.

Jehova legt Wert auf die Familieneinrichtung, und er hat d i e Fa m i 1 i e z u r G r u n d e i n h e i t d e r i r d i s c h e n G e s e l l s c h a f t gemacht. Die Ehe ist eine Einrichtung Gottes, und das Eheverhältnis ist für die Menschen eine geeignete Einrichtung. Daher wird j e d e  o r d n u n g s g e m ä ß e E h e v o n G o t t g e b i 1 1 i g t. Er betrachtet die Ehepartner als
" e i n F 1 e i s c h ". (Matth. 19:5). Und wenn beide Eheleute ungläubig sind. ist die Ehe n i c h t v e r u r t e i l t. -
(Aus: w 1. 10. 1972 dt.)

Anmerkung der CV-Leitung:
Wir können am Beispiel dieser Auszüge lernen zu unterscheiden zwischen dem, was nützliche Ansätze sind, und dem, was als bedenklich beiseite gelassen werden muß, zwischen dem, was von bleibendem Wert ist, was für christlich allgemeingültig erachtet werden kann, und dem, was mit 1975 bezüglich Ausrichtung auf Organisation und Endzeitbibelerklärung begraben werden muß. Mutig sollten Brüder aufstehen, hier die Verantwortung zu übernehmen und "auf die Lehre acht geben". 1. Tim. 4:16. Was von bleibender Bedeutung ist, soll nicht mißachtet werden. Es muß Anstoß und Anregung sein, in christlicher Verantwortung weiterzudenken. So daß es beiträgt zur Neugestaltung der irdischen Zukunftshoffnung "im Verkehr mit dran Nichtchristen" (1. Thess. 4:12 Menge) für die Zeit noch 1975 in der sich weiter entwickelnden irdischen Gesellschaft.

Wir sind überzeugt, daß viele ihr Unterscheidungsvermögen in diesen Dingen hier und heute unbedingt schärfen und erweitern möchten. Möchtest du das nicht auch?

Wie die WTG ihre hintergründige Aufgabe fortsetzt Antikommunismus zu verbreiten
"Die Christenheit kämpft gegen Gott", so lautet der Titel des letzten Artikels des WT im Jahre 1972. (WT 15. 12. 72 dt.) Auf den ersten Blick scheint es sich um ein rein religiöses Thema zu handeln, etwa um einen Streit zwischen falschem und richtigem Christen. So wird denn auch der Christenheit, womit alle anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften mit Ausnahme der WTG bzw. Zeugen Jehovas gemeint sind, eine harte Rechnung vieler Sünden aufgemacht. In der Tat haben daran viele Christen bis auf den heutigen Tag selbst Anstoß genommen. Allerdings liegen auch Schuldbekenntnisse von den Kirchen selbst vor, die der WT natürlich verschweigt.

Vieles, was der WT der Christenheit hier vorwirft, ist jedoch gar zu simpel, oberflächlich, schwarz-weiß gemalt und dilettantisch dargelegt. In völliger Verkennung oder Mißachtung der sozialen Zusammenhänge, in denen natürlicherweise auch Christen stehen - sind sie doch noch Apg. 22:26 auch Staatsbürger - geschieht dies. Doch das Für und Wider in dieser Frage ist jetzt nicht das Hauptthema.

Noch eines möchte gesagt sein. Bei aller berechtigten Kritik an den anderen Christen - und hiermit arbeitet der WT ausgiebig um Boden zu gewinnen - darf man eines ehrlicherweise nicht übersehen, und wer sich mit anderen Christen wirklich unterhält, findet das zur Beschämung des WT bestätigt. Auch andere Christen beten aufrichtig den Gott an, den die Bibel durch Christus anzubeten gebietet. Wir können wohl über die Formen dieser Gottesanbetung verschiedener Ansicht sein, an sich ist sie jedoch nicht zu leugnen. Daß sie gar Kampf gegen Gott sei, kann nur aus Unwissenheit, Bibelmißverständnis, Oberflächigkeit,

Verantwortungslosigkeit oder Böswilligkeit behauptet werden.
Wir sollten nämlich auch folgendes aus der Schrift lesen:
"Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben jemand, der nicht mit uns dir nachzieht, in deinem Namen böse Geister austreiben sehen, und es ihm untersagt. Jesus aber erwiderte: Untersagt es ihm nicht, denn so leicht wird niemand, der ein Wunder unter Benutzung meines Namens vollbringt, schlecht von mir reden. Wer nicht wider uns ist, ist für uns." (Markus 9:38-40) Und der Apostel Paulus erklärte zu diesem Problem, sogar den Nichtchristen sei das Gesetz Gottes von Natur aus ins Herz geschrieben. (Römer 2:14, 15)

Plötzlich aber Antikommunismus! Warum?
Mitten dabei, das Sündenregister der anderen Christen zu ziehen, ohne dabei den Balken im eigenen Auge zu sehen, kommt der WT plötzlich zu folgender politischen Bemerkung: "Da die Christenheit den Gott der Bibel falsch dargestellt hat und da sie unchristlich gehandelt hat, ist dem Kommunismus ein fruchtbarer Nährboden bereitet worden". (S. 760, 2. Abs.)

Diese Bemerkung ist doch nicht zufällig oder aus Versehen in diesen WT-Artikel geraten. Und wenn der verantwortliche deutsche WT-Redakteur Günter Künz in Wiesbaden seine Aufgabe ernst nimmt, dann hat auch er entschieden, daß diese antikommunistische Bemerkung genau in der richtigen Form im richtigen Sinn an der richtigen Stelle angebracht sei. Wir möchten nicht annehmen, daß Günter Künz nur ein formelles juristisches Aushängeschild für den WT ist.

Man hat also mitten in die zum Teil berechtigte Kritik an den anderen Christen einen kleinen antikommunistischen politischen Brocken gestreut, um ihn mitschlucken zu lassen. Möglicherweise rutscht er zusammen mit der zum Teil berechtigten Kritik religiöser Art bei den meisten völlig glatt hinunter. Das soll er ja auch. Er soll doch nicht etwa ausgespuckt werden. Dazu wird er nicht in den WT, in die geistige Speise, gestreut.

Doch was für politische Brocken werden da in die Speise gestreut, um das Denken und Handeln auch politisch zu durchdringen? Das müssen wir unterscheiden. Denn wie ein Mensch ernährt wird, so entwickelt er sich, so wird er. Die genannte politische WT-Bemerkung hat folgende Bedeutung: Falsche Gottesdarstellung oder Gottesanbetung habe Kommunismus zur Folge. Das heißt, richtige Gottesdarstellung verhindere somit den Kommunismus. Da die WTG und mit ihr die Zeugen Jehovas die allein richtige Gottesdarstellung und Gottesanbetung verbreiten, verhinderten sie allein wahrhaft den Kommunismus.

Jedem, der diese politische WT-Bemerkung aufmerksam liest, ist somit klar: Verbreitung der WT-Lehren bedeutet auch Bekämpfung und Verhinderung des Kommunismus. Der WT sagt das lediglich etwas versteckt.

Man kann den Zeugen Jehovas jedoch nicht mit Gewalt den Stempel von Verhinderern oder Bekämpfern des Kommunismus aufdrücken. Darüber sind sich die hier Zuständigen in Brooklyn durchaus klar. Das muß man untergründig oder hintergründig machen. Man muß die nötigen Brocken, die dazu zu schlucken sind, geschickt in die Speise einstreuen. Man kann die Zeugen nur langsam, so ganz nebenbei nur, auch zu Antikommunisten aufbauen. Andernfalls würden sie sofort rebellieren, da sie in erster Linie Christen sein wollen und keine irgendwie gearteten Antikommunisten. So bringt der WT sie nach und nach dazu, den politischen Antikommunismus als etwa ganz selbstverständlich zur richtigen Form der Gottesanbetung Gehörendes zu betrachten und zu behandeln. Wenn das erreicht ist, hat der WT gewonnen, soweit es die politischen Ambitionen sind, die verfolgt werden.

Der WT hat dann gewonnen? Zunächst auch, denn Bruder Amann von der WTG-Pressestelle erklärte offen vor Journalisten in der BRD, daß die WTG-Tätigkeit noch wie vor auch ein "Bollwerk gegen den Kommunismus" sei. (Westdeutsches Tageblatt, 26. 7. 1960, Dortmund, BRD)

Aber noch ganz andere Hintermänner haben dann gewonnen Es ist nämlich das erklärte Ziel der amerikanischen und mit ihr sonst noch verbundenen westlichen imperialistischen Strategie und Taktik, jede Kirche und Religionsgemeinschaft dahin zu bringen, "unter Ausnutzung religiöser Überlieferungen die Indifferenz zu den Zielen der kommunistischen Staatsführung zu fördern", das heißt, Christen aller Art staatsfeindlich gegen Sozialismus und Kommunismus auszunutzen, wie Dr. Alard von Schack, Bonn, BRD, einer dieser Taktiker und Strategen derartiger Politik, offen erklärte. ("Der geistige Kampf in der Koexistenz", Außenpolitik 11/1962, S. 773 f, Stuttgart, BRD, und Einheit 9/1968, S. 1096, Berlin, DDR) Die WTG und die Zeugen Jehovas sind von diesen Strategen nicht ausgeklammert. Die politischen Brocken, die der WT den Zeugen Jehovas zum Schlucken gibt, bestätigen das nur zu deutlich.

Was ist Wahrheit?
Wie wir sehen, ist es immer wieder der WT selbst, der solche politischen Dinge ins Spiel bringt, womit die Zeugen belastet werden. Angesichts dessen - 1. Thess. 5:21 gebietet, "sich aller Dinge zu vergewissern" - kommen wir nicht umhin, in diesen Dingen wieder und wieder Klarheit zu schaffen.

Was der WT hier wieder im Namen des Christentums gegen Mitmenschen anderer politischer Anschauung, gegen Sozialismus und Kommunismus vollbringt, ist nicht nur verfassungswidriger Antisowjetismus, Glaubens- und Völkerhaß (Artikel 6, Abs. 2, 5, der Verfassung).

Es ist auch eine Verfälschung der Entwicklungsgeschichte zu predigen, "unchristliches Handeln" sei der "Nährboden des Kommunismus". Jeder wirkliche Sachkenner weiß, daß Sozialismus bzw. Kommunismus in erster Linie sozialökonomische Formationen oder Epochen der gesellschaftlichen Entwicklung sind, die in anderen, vorhergehenden sozialökonomischen Formationen (Kapitalismus z. B.) ihren "Nahrboden" haben. Nicht aber in der christlichen Religion, sei sie "richtig" oder "falsch". Sozialismus und Kommunismus sind schließlich auch in China, Indien oder Japan entstanden, wo nicht Christentum oder Christenheit, sondern zum Beispiel Konfuzianismus, Hinduismus und Buddhismus vorherrschen.

Und nicht zuletzt sind Sozialismus/Kommunismus und Christentum sozial humanistisch überhaupt keine Gegensätze oder Unvereinbarkeiten, sondern in diesen Bereichen eher Bündnispartner. Die WT-Verfälschungen dieses Sachverhalts laufen allein darauf hinaus, die Christen zu höherem imperialistischen Zweck wie dargelegt, zu Feinden des Kommunismus zu machen. Das muß hierzu unbedingt festgestellt werden. Und was sagt das Wort Gottes selbst? Es gebietet nicht. "Bollwerke" gegen die sozialistische menschliche Ordnung zu errichten, sondern "sich um des Herrn willen aller menschlichen Ordnung" einzufügen! (l. Petr. 2:13) Appelliert an alle Aufseher, "um des Herrn willen" keinerlei Antikommunismus mehr in der Verkündigung zu dulden Niemand ist davon ausgenommen, "auf die Lehre acht zu geben". 1. Tim. 4:16.
W. W.

Die große CV-Serie für 1975:
Seid aller die Menschen betreffenden Ordnung um des Herrn willen untertan
Zur politischen Mission der Wachtturmgesellschaft - II
1. Völlige irdische Neuorientierung nötig
Wir waren im ersten Teil davon ausgegangen, daß in allen Ländern, in denen es sozialpolitische Entwicklungen, Umwälzungen, Reformen oder Revolutionen gibt, die WTG und mit ihr die Zeugen Jehovas in Konfliktsituationen geraten Wir hatten daran erkannt, daß das Problem also die soziale Position der WTG ist nichts anderes. Allein von dem aus, was wirklich geschrieben steht, können wir das überprüfen, 1. Kor. 4:6, waren wir uns einig.

Wir hatten dann die politische Grundlehre des WT zitiert: Weder für "Demokratie, Sozialismus, Kommunismus noch irgendeine andere menschliche Regierungsform". (WT 1. 1 1957 dt.) Mit der öffentlichen Verkündigung dieser antidemokratischen, antisozialistischen und antikommunistischen irdischen Orientierung werden die Zeugen Jehovas, ob sie es wollen oder nicht, von der WTG mitten in die politischen Auseinandersetzungen um Demokratie Sozialismus und Kommunismus geworfen oder gestürzt.

Warum verbindet die WTG mit Christentum und Gottesglauben solche politische Lehren? Das ist unsere große Frage! Die WTG-Begründung, daß der Eintritt in die eine "Zeit des Endes" solche Politik in der Verkündigung verlange, ist einfach nicht wahr. Die WTG hat damit in Verletzung von 1. Kor. 4:6 das urchristliche Verhaltensmuster außer Kraft gesetzt, das uns gute Vorbilder für richtiges staatsbürgerliches Handeln aus christlicher Verantwortung gibt. Siehe Römer 13:1-7, Matth. 22:21, Apg. 8:27-39, Apg. 10:1-48. Apg. 13:12. Apg. 22:26-28, 1. Petr. 2:13, Apg. 25:8, Titus 3:1. Würden die hier genannten Muster beachtet, so könnte es keinen Kampf der WTG gegen demokratische, sozialistische und kommunistische menschliche Ordnung oder "Obrigkeit von Gott" geben. Da die WTG diese Muster bisher aber mißachtet, hat sie sich in dieser Frage genau das Urteil des Apostels Paulus zugezogen, der sagt: "Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt außer dem, was ihr von mir empfangen habt, der sei verflucht!" Gal. 1:8, 9.

Es stehen also keine echten christlichen, sondern andere Gründe hinter den heutigen politischen Positionen der WTG. Es ist nur zu hoffen, daß die Erörterung dieser Fragen jetzt eine Hilfe sein möge in den Konflikten, die gegenwärtig im Hauptbüro der WTG in Brooklyn, New York, um die Neuorientierung des ganzen Werkes für die Zeit nach 1975 in religiöser und politischer Hinsicht ausgetragen werden. "Ja, die Enthüllung deiner Worte gibt Licht, läßt die Unerfahrenen Verständnis haben", sagt die Schrift in Psalm 119:130 NW. Wir möchten auf die Aufrichtigen im Hauptbüro eine Hoffnung setzen.

2. Der deutsche WTG-Zweig nach 1945 als politischer Musterfall

In Deutschland sind die geistigen Auseinandersetzungen von je her von größter Härte und Konsequenz gewesen. Gingen doch von diesem Europazentrum nicht weniger als drei große europäische bzw. weltweite Kriege aus: 1870/71, 1914/18, 1939/45, verbunden mit sozialpolitischen Entwicklungen von gewaltiger Tragweite. Dies waren die Pariser Kommune von 1871, die Oktoberrevolution von 1917 und das sozialistische Weltsystem noch 1945. Da Millionen der Menschen, die das berührte, auch Christen dieser oder jener Form der Gottesanbetung sind, spielten religiöse Fragen und Kräfte immer ihre Rolle dabei. Was uns jetzt berührt, ist die Rolle der WTG seit 1945.

Ungefähr ab 1946/47 wurde Deutschland ein Hauptschlachtfeld in der Strategie unter USA-Führung, den "Kommunismus" in Osteuropa wieder "zurückzurollen" (roll back), wie bekannt ist. Es ist geschichtsnotorisch, daß auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften dabei eingeplant waren. Ein Blick in die Jahrgänge von "Der Wachtturm" und "Erwachet" zeigt, wie auch in der WTG Verkündigung speziell seit 1947 ein entsprechender Antikommunismus auflebte. Zum ausführlichen Nachweis siehe: "Jehovas Zeugen. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft", M. Gebhard, Urania-Verlag Leipzig - Jena - Berlin 1970, in allen einschlägigen Leihbüchereien erhältlich.

Zur Mobilisierung auch der Christen dafür, den "Kommunismus" wieder "zurückzurollen", wurde in Zusammenspiel mit der USA-Kirchenpolitik nach 1945 von den reaktionären Kräften in der CDU die falsche Alternative "Christentum oder Kommunismus" zur Generallinie erklärt, zu dem Zweck, der SED in Deutschland einen "Kirchenkampf" aufzuzwingen und alle Christen gegen sie zu treiben. Siehe: "Unser gemeinsamer Weg . . .", Hermann Matern, Union Verlag Berlin 1969, S. 26. Die Sache scheiterte natürlich. Die WTG übernahm diese reaktionäre antikommunistische Alternative wortwörtlich, eingebaut in ihre Verkündigung, wie der Leitartikel in "Erwachet" vom 8. Juni 1955, "Kommunismus oder Christentum - was wird triumphieren?" beweist.

So wurde der deutsche WTG-Zweig auf dem Gebiet des ideologischen Kampfes seit 1945 im religiös-politischen Bereich zu einem Test- und Musterfall des Zusammenstoßes und Kampfes der Zeugen Jehovas unter Führung der WTG gegen Sozialismus und Kommunismus. Kein geringerer als der damalige deutsche Zweigdiener Erich Frost bezeichnete den deutschen WTG- Zweig als "Kampfinstrument gegen den Staat" im Osten. Zu den Hauptverantwortlichen hierfür gehörten speziell die Brüder Erich Frost, Ernst Seliger, Konrad Franke, Paul Großmann, Friedrich Adler, Ernst Wauer, Willy Heinicke und Erwin Schwafert als die entscheidenden Brüder im Bethel oder Bibelhaus Magdeburg Wiesbaden.

3. Geheimgespräche mit einem deutschen Bibelhaus-Mitarbeiter
So ungern man das sagt und so bedauerlich es ist, man darf nicht voraussetzen, die Hauptverantwortlichen selbst im Range von Zweigdienern, Bezirksdienern oder anderen höheren Aufsehern und Bibelhausmitarbeitern hätten auch nur eine hinreichende Einsicht in die realen subjektiven und objektiven Bedingungen der gesellschaftlichen Entwicklung, inmitten derer sie das WTG-Werk und damit Tausende gutgläubiger Brüder und Schwestern, Verkündiger, leiten und lenken. Den Aufrichtigen unter diesen Hauptverantwortlichen wird es deshalb sicherlich nicht erspart bleiben, erst in härtesten Konflikten zu dieser Einsicht zu kommen.

Auf dem Höhepunkt dieser Konflikte um 1950 äußerte sich der ohne Zweifel fähigste Kopf unter diesen Hauptverantwortlichen Brüdern Paul Großmann, im Bibelhaus "lebender RTO" (Rat über Theokratische Organisation, Brosch.) genannt, in streng vertraulichem Kreis einmal sehr kritisch über die politische und antikommunistische Rolle der WTG speziell in Deutschland noch 1945.

Objektiv beurteilt waren das Ansätze von Einsichten, vor deren Konsequenz er jedoch aus Selbstunterschätzung, unangebrachter Demut, absolutem WT-Gehorsam und WT-bedingter politischer Unzulänglichkeit zurückschreckte. Dabei hätte er in der Spitze des deutschen WTG-Zweiges eine ungeahnte Rolle spielen können, die er offensichtlich sah, wie seine Worte erkennen lassen. Vielleicht wäre dann vieles anders gekommen.

In Erörterung der Situation von 1949/50 in jenem vertraulichen Brüderkreis erklärte Paul Großmann u. a., daß man im Ernstfall schwerlich umhin komme zuzugeben, daß die Anklage, die seit einigen Jahren von staatlicher Seite immer schärfer gegen die Organisation erhoben werde, doch "relativ wahr" ist. Sie sei von ihrem Standpunkt aus durchaus im Recht. Wie das gemeint sei? Die Hauptaufgabe sei natürlich, das Königreich Gottes zu verkündigen, was auch geschehe. Aber wenn man über die Anforderungen nachdenkt, die damit dem Staat und der Regierung gegenüber verbunden sind, könne man nicht abstreiten, daß dabei das politische Vertrauen zum Staat und zur Regierung bei den Menschen, denen verkündigt wird, zerstört wird. So müsse der Staat zwangsläufig zu der Feststellung kommen, daß hier "antidemokratische und antikommunistische Zersetzungsarbeit" betrieben wird, verbunden mit der Verkündigung. Es sei doch so, wenn Jehovas Zeugen einen Menschen belehren, dann wird er aus jeder Partei austreten, wird nicht mehr wählen, wird kein demokratisches Amt mehr übernehmen, wird auf keine Regierung mehr vertrauen Sein Vertrauen in die Regierung ist zerstört oder zersetzt. Jehovas Zeugen sagen ja auch offen, daß die Regierung vertrauensunwürdig ist und die kommunistische an erster Stelle. Ja, Jehovas Zeugen säen auch Haß gegen die Kommunisten. Hat Bruder Frost 1949 in der Waldbühne (Westberlin) die Kommunisten nicht mit den Faschisten verglichen? Das ist die Seite, die den Staat berührt. Das kann man nicht übersehen. Man müsse sich da klar werden.

Der Konflikt werde ohne Zweifel immer ernster. Die Organisation stehe offensichtlich allein aus diesen politischen Gründen auf dem Spiel. Aber zu wem könne er mit solchen Bedenken gehen? Sie gar öffentlich erleben? Nein, auf keinen Fall! Wer sei er denn schon, daß er den Brüdern in Brooklyn "Rat erteilen" könnte. Oder sollte er ihnen in dem offensichtlich auch für die Organisation beschlossenen Kampf gegen den Weltkommunismus in den Rücken fallen? Nein, er würde ihnen die Treue halten, wie dem auch sei. Wie es in ihm aussieht, sieht nur Jehova, der bestimmt zu seiner Zeit die Änderungen treffe, die nötig sind. Könne er denn wissen, warum der Herr zuläßt, was jetzt hier zu kommen scheint? Den Kommunisten dürfe man auf keinen Fall Zugeständnisse machen oder Recht geben. Eher müsse alles ertragen werden. Hat der Herr nicht verheilen, daß niemand über sein Vermögen versucht wird?

So flüchtete er in Nichtverantwortung. Möglicherweise hatte er Zweigdiener Erich Frost und dessen zeitweiligen Vertreter Ernst Seliger seine inneren Bedenken mitgeteilt. Denn Mitte der fünfziger Jahre machte auch Zweigdiener Frost gelegentlich die Bemerkung, den "Kampf gegen den Staat" doch besser einzustellen und völlig neu und legal zu beginnen Hat das dazu beigetragen, daß er 1955 als Zweigdiener abgesetzt wurde? Denn im gleichen Jahr nahm das Hauptbüro den Kampf gegen den Kommunismus unter der reaktionären Devise "Christentum oder Kommunismus" in verschärfter Form auf.

Bis heute hat sich hierzu grundsätzlich nichts geändert. Noch wie vor wird der deutsche WTG-Zweig politisch als ein "Bollwerk" antikommunistisch ausgenutzt. Er steht unter den Religionsgemeinschaften mit seinem unverhohlenen Antikommunismus tatsächlich einmalig da.

4. Notwendige Erkenntnisse
Was sollten hieraus für erste Lehren gezogen werden? Es muß vor allem mit der Mißachtung dessen Schluß gemacht werden, daß der Christ nicht nur "Bürger des Königreiches der Himmel" ist, sondern z u g 1 e i c h a u c h "irdischer Bürger" mit seinen natürlichen sozialen Bedürfnissen, aus denen politische Mitverantwortlichkeiten resultieren! Die wahrzunehmen sind! Die Beispiele aus urchristlicher Zeit veranschaulichen dies. Das stand damals nicht im Widerspruch zum "Bürgertum im Himmel" und kann es darum auch heute nicht sein. Es stand auch nicht im Widerspruch zum Glauben an eine Endzeit, den die Urchristen auch in ihrer Generation hatten! 1. Thess. 4:13-18. Keinerlei Endzeitlehre heute darf darüber hinausgehen! 1. Kor. 4:6. Beachten wir das, dann finden wir auch den rechten Weg als christliche Bürger in unserer Gesellschaft heute, worauf es letztlich jetzt ankommt. 1. Petr. 2:13.
E. F.

In der nächsten Folge:
Die WTG und die Revolution in Lateinamerika. Die WTG: "Hammer und Sichel über Brasilien! Aufruf zur Ernte in Südamerika!" - Lazarus bleibt am Straßenrand liegen.

"Neues Licht" oder die Strategie und Taktik der WTG für 1975 und die Zeit danach
Informationen über die neuen Hauptgesichtspunkte in Lehre und Organisation der WTG, wie sie auf den Kongressen 1972 als "neues Licht von Gott" proklamiert wurden, um die bereits begonnene Krise wegen 1975 zu überwinden und die Organisation für eine weitere unbestimmte Zeit zu retten und in Gang zu halten,

"Wie weit berührt 1975 unsere Anbetung? Wir dienen mit der Aussicht auf ewiges Leben und nicht mit der Aussicht auf ein Datum. Neues Licht. Nicht das Jahr 1975 sondern die Ewigkeit im Sinn haben".

CV: Wer 1975 im Sinn hat, hat nicht das ewige Leben im Sinn? Das ist das schwerste Geschütz, das die WTG jetzt auffährt! Es sieht wegen 1975 in der Tat sehr schlimm aus. Hatte der WT 1966, als er das Jahr 1975 selbst in die Welt setzte, etwa nicht die Ewigkeit im Sinn?
"Es besteht keine Notwendigkeit, es mit der Ehe eilig zu haben. Mehr freie Zeit für den Dienst".

CV: Das widerspricht natürlich der Ablenkung von 1975. Die Folgen dieser Einmischung in das Privatleben der jungen Brüder und Schwestern trotz der Hinwegorientierung von 1975 in eine neue unbestimmte Zeit interessieren die beauftragten Kongreßredner offenbar kaum. So reißen sie neue Konflikte auf, denn die Liebe ist eine unüberwindliche Leidenschaft, eine Flamme Jehovas. Hohelied 8:6

"Helleres Licht der Wahrheit. Das Gericht wird durch die Vernichtung Babylons durch die UNO eingeleitet. Die Christenheit ist das Herzstück, das zu treffen ist".

CV: Nie und nimmer könnte die UNO bis 1975 - in zwei Jahren also - die christlichen Kirchen vernichtet haben. Die UNO kann und wird das übrigens nie tun, weil sie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (10. 12. 1948) verpflichtet ist, die in Artikel 2 auch die Religionsfreiheit garantiert. Mit wieviel Unwissenheit und Leichtgläubigkeit rechnet die WTG eigentlich?

"Die Streitfrage ist nicht: Demokratie oder Kommunismus, sondern Menschenherrschaft oder Gottesherrschaft".
CV: Das ist keine Abkehr vom bisherigen Antikommunismus, wie einige annehmen. Es ist nur eine Art Verdeckung dessen, denn es bleibt alles inbegriffen. Aber allein, daß die WTG anfängt, ihren Antikommunismus so zu verdecken, ist höchst bedeutsam. Jeder weiß, wie ernst und folgenschwer diese Lage ist. Aber auch dies bedeutet bei genauerem Hinsehen ein Einrichten auf eine unbestimmte Zeit noch 1975.

Für bloße zwei Jahre brauchte man solche Änderungen nicht mehr zu vollziehen, geben selbst einige Kreisaufseher zu.
Wir werden weiter über jedes "neue Licht" informieren.
Die CV-Leitung

Die Leitende Körperschaft in Brooklyn
Wer ist wer?
Zur neuen Strategie und Taktik
Im Jahre 1971 vollzog sich im Hauptbüro der WTG in Brooklyn, New York, USA, eine Änderung von großer Tragweite. Galt bis dahin die WTG mit ihren sieben (7) Direktoren, WTG-Präsident N. H. Knorr an der Spitze, als leitendes Gremium der Weltorganisation der Zeugen Jehovas, so trat jetzt ein offizieller Wandel ein. Es bildete sich eine "Leitende Körperschaft" (LK) aus elf (11) Personen, die die WTG gleichsam entmachtete, sich an die Spitze setzte, und die WTG fortan nur, noch als ihr staatlich oder gesetzlich eingetragenes Ausführungsorgan betrachtet. Die WTG wurde gezwungen anzuerkennen, daß sie "nicht die verwaltende Körperschaft ist, sondern daß sie lediglich das ausführend Organ ist." (WT 1. 4. 72, S. 216 dt.)

Es war zum vom WT zwar bestrittenen Konflikt über die Frage gekommen, "daß die leitende Körperschaft, die die Klasse des 'treuen und verständigen Sklaven' vertritt, von dem Verwaltungsorgan, dessen sie sich bedient, beaufsichtigt und geleitet wird. Schließlich wedelt der Schwanz nicht mit dem Hund, sondern der Hund wedelt mit dem Schwanz. Ein den Bestimmungen des Cäsars entsprechendes Rechtsinstrument sollte nicht versuchen, seinen Urheber zu beaufsichtigen". (WT 1. 4. 72, S. 216 dt.)

Um was geht es wirklich?
In CV 45 vom Nov. 72 war eine erste Einschätzung dieser Vorgänge im Hauptbüro gegeben worden. Wir wollen nun weitere wichtige Betrachtungen dazu anstellen.

Was im WT als Ursache angegeben wird, nämlich, wer wen zu beaufsichtigen hat, ist offensichtlich nicht der tiefere Grund der Dinge. Es wird eher eine Verwaltungsstreitfrage in den Vordergrund geschoben, um die wirklichen Gründe zu verdecken. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Existenz der gesamten weltweiten Organisation, die von der WTG mit der Proklamierung des Jahres 1975 aufs Spiel gesetzt wurde.

Es geht um den möglichen Zusammenbruch der gesamten bisherigen Endzeitschau, wenn 1975 nichts passiert. Es geht um eine offenbar werdende falsche Deutung der ganzen gesellschaftspolitischen Entwicklung als sog. Endzeitgeschehen, besonders im Hinblick auf den völlig unterschätzten Vormarsch von Sozialismus und Kommunismus in der Welt. Soll nicht 1975 alles zusammenbrechen, dann müssen völlig neue endzeitliche Bibelerklärungen verkündet werden. Das ist die wirkliche Konfliktlage des Hauptbüros.

Wie der ehemalige deutsche Zweigdiener Konrad Franke am 1. Nov. 1972 bei der Einweihung der WT-eigenen Kongreßhalle in Westberlin äußerte, hat es in den USA wegen 1975 einen Abfall gegeben, der selbst im Bethel (Hauptbüro) Brooklyn zu einer großen Spaltung geführt hat mit dem Erfolg, daß eine ganze Reihe Brüder das Bethel verlassen hat. Sie protestierten gegen die Manipulierung, die jetzt über 1975 hinweg einsetzt.

Ein Beispiel. Wie Konrad Franke in Westberlin sagte. spielte bezüglich 6000 und 1975 in Brooklyn besonders die Berechnung amerikanischer Juden eine Rolle, wonach "große Geschehnisse erst in ungefähr 200 Jahren stattfinden würden" Damit wäre die gesamte Endzeitvorstellung hinfällig! Schon finden wir den von der LK für 1973 bestimmten Jahrestext angepaßt. Er lautet: "Wir aber unsererseits werden im Namen Jehovas, unseres Gottes, wandeln auf unabsehbare Zeit. ja immerdar". (Micha 4:5) Von einem nahen Ende ist keine Rede mehr, nicht einmal eine Andeutung.

Auch in politischer Hinsicht erscheinen bemerkenswerte Aufforderungen im WT, die das Dilemma offenbaren.
Es heißt ausgerechnet im WT vom 1. 4. 72 über die LK-Problematik scheinbar so ganz nebenbei: "Der Kommunismus beherrscht bereits ein Drittel der Weltbevölkerung und sein Einfluß nimmt zu. Was bedeutet dies? . . . Zweifellos ist eine große Veränderung in der Gesellschaftsordnung nahe. Es würde sich für dich lohnen, dies zu untersuchen".

(S. 196) Was werden hier für Gedanken in den WT gestreut Welche widersprechenden Kräfte in Brooklyn sind das und wohin wollen sie? Läßt man Versuchsballons für Neuausrichtung des Werkes noch 1975 steigen? Oder wird hier bewußt vorgeprellt?
Es wird immer klarer: Die jetzige Leitung in Brooklyn hat keinerlei Konzeption, keinerlei klare Orientierung für den Weitergang der Dinge nach 1975. Es ist alles ein heilloses Durcheinander. Sie tappen noch in völliger Aussichtslosigkeit umher, die Sicht ist völlig durcheinandergeraten.

Personelle Zusammensetzung der LK
Sicher ist jeder interessiert zu erfahren, aus welchen Personen sich die neue "Leitende Körperschaft" (LK) zusammensetzt In CV 45 war eine ungefähre Aufstellung gebracht worden. Dies ist nun die offizielle Zusammensetzung:

1. Frederick William F r a n z
Vizepräsident der WTG von New York und Pennsylvania 80 Jahre alt, USA

2. Raymond Victor F r a n z
Direktor der WTG von Pennsylvania, Sonderdiener (1946),
u. a. Zweigdiener von Puerto Rico ca. 60 Jahre alt. USA

3. George D. G a n g a s
Sonderdiener (1928)
ca. 70 Jahre alt, USA

4. Leo Kincaid G r e e n 1 e s s
Direktor der WTG von Pennsylvania, Sonderdiener (1946) ca. 65 Jahre alt, USA

5. John Otto G r o h
Finanzdirektor der WTG, Hilfssekretär und -kassierer der WTG von New York, Sonderdiener (1946)
ca. 60 Jahre alt, USA

6. Milton George H e n s c h e 1
Direktor der WTG von Pennsylvania
ca. 60 Jahre alt, USA

7. William Kirk J a c k s o n
Sonderdiener
ca. 60 Jahre alt, USA

8. Nathan Homer K n o r r
Präsident der WTG von New York, von Pennsylvania, der IBV (London), der Gilead-Schule
68 Jahre alt, USA

9. Grant S u i t e r
Finanzdirektor der WTG, Sekretär und Kassierer der WTG von New York und Pennsylvania, Hilfssekretär und -kassier der IBV (London), Sonderdiener (1928)
ca. 70 Jahre alt, USA

10. Thomas James S u 1 1 i v a n
Direktor der WTG von Pennsylvania
ca. 82 Jahre alt, USA

11. Lymann A. S w i n g 1 e
Direktor der WTG von Pennsylvania, Sonderdiener (1931)
ca. 70 Jahre alt, USA

Von welcher realen Bedeutung ist es, wer wen beaufsichtigt, wenn die Mitglieder der WTG und der LK identisch sind, wie wir sehen? Wer wedelt wirklich mit wem? Die LK als bloße geistige Instanz, oder die WTG mit ihrer realen Macht aus WTG-Kapital, aus Druckereien, Fabriken und Großgrundbesitz (Farmen)? Zwingt nicht in Wirklichkeit dies in erster Linie, irgendwie nach 1975 weiterzumachen? Man kann doch die Fabriken, Druckereien usw. mit 1975 nicht einfach anhalten Einfach alles verkaufen? Dann ist offenbar, daß alles aus, umsonst und vorbei ist. Also müssen neue Lehren aufgestellt werden, um weiter drucken zu können. Die Anlagen in Brooklyn sind inzwischen zu einem kapitalkräftigen Großkonzern geworden, der sich 1975 nicht einfach abwürgen läßt, der nun seine Eigengesetzlichkeit hat und immer wieder weiterbetrieben werden muß. Doch was für Lehren soll man aufstellen für die Zeit noch 1975? Darum geht es. Da entstehen die Konflikte. Wer könnte in Brooklyn für die Zeit noch 1975 noch glaubwürdig sein? Das ist das Problem.

Wohin wird die neue LK führen?
Ein Blick auf die Zusammensetzung der LK zeigt auch, wie alt dieses Gremium schon ist. Es ist völlig überaltert. Die Sonderdienerangaben beziehen sich auf eine Mindestzeit, sie können auch länger in diesem WTG-Dienst sein. Kann man überhaupt erwarten, daß diese alten Brüder, mit ihrer "großen Prophezeiung" von 1975 völlig aus dem Geleise geraten, noch in der Lage sind, das ganze Werk in eine neue Zeitperiode noch 1975 hinüberzuretten? Wer sich einmal auf Endzeitjahrestermine eingelassen hat, kann damit nicht mehr aufhören, wenn nicht alles auseinanderlaufen soll.

Was wird das Werk noch 1975 überhaupt noch zusammenhalten Sie müssen sich in Brooklyn durchaus sehr beeilen, wenn 1975 die Balken des Lehrgebäudes nicht krachen sollen, weil keiner weiß, was nun mit der "Zeit des Endes" werden soll, die da abgelaufen sein sollte. Aber wem wird man glauben? Auch das Weltreich des griechischen Feldherrn Alexander der Große zerfiel noch seinem Tod (323 v. Chr.) in den Diadochenkämpfen um das Erbe. Wer hätte das je geglaubt? Wird sich das ganze Werk in den Jahren nach 1975, wenn die nun alt und unglaubwürdig gewordenen Zukunftsstrategen der LK in wenigen Jahren ins Grab gesunken sind, auch in Richtungskämpfen auflösen? Wer weiß das? Wer wollte neue Endzeitjahrestermine proklamieren?
0. B.

"Der neue Mathematikunterricht in den USA"
Führungsmethoden der WTG geprüft
In "Erwachet" Nr. 10/71 bespricht die WTG u. a. Bildungsfragen, die Eltern und Schüler gleichermaßen betreffen: "Nicht wenige Eltern sind beunruhigt darüber, daß ihre Kinder mathematische Systeme benutzen, die ihnen völlig fremd sind". "Erwachet" will mit diesem Artikel eine Hilfe für Eltern nicht nur in den USA vorlegen. Mit feinem Verständnis erklärt der Artikel einerseits, warum die Kinder mit mathematischem Systemdenken vertraut gemacht werden sollen: "Der neue Mathematikunterricht vermittelt dem Kind auch schon früh schwierige Begriffe der Mathematik … Man hofft, wenn man den Schülern hilft, den Grund für die Regeln zu erkennen, daß sie besser ausgerüstet sind, Aufgaben zu lösen und dem Unterricht in höherer Mathematik leichter zu folgen". (S. 10)

Auf Seite 13 werden dann die Schlußgedanken des Artikels ausgeführt, deren einer wie folgt lautet: "Vielleicht hat man sich durch das Bedürfnis, auf dem Gebiet der Raumfahrt mit den Russen Schritt zu halten, verleiten lassen, die Mathematikprogramme auf leistungsstarke Schüler abzustimmen". Wir werden nicht fehlgehen, wenn wir annehmen, daß auch eine solche Absicht die Bemühungen um ein neues mathematisches Verständnis bei den Kindern wesentlich beeinflußt haben könnte. Für alle Staaten hoher technischer Kultur ergibt sich ein Zwang, mögliche "technologische Lücken", die technische Fortschritte verlangsamen könnten, geistig zu überwinden. Soweit es diese Gesichtspunkte oder Feststellungen betrifft, können wir "Erwachet" sehr wohl folgen:

Für "Christliche Verantwortung" ist die Problemstellung dieses Artikels aber mit noch einigen anderen Fragen verknüpft.
Jehovas Zeugen in der DDR stehen vor einem entscheidenden Durchbruch zu ganz neuen Erkenntnissen, nämlich: Dieser "Erwachet"-Artikel ist mit keinem Wort und Gedanken an den sonst gepredigten endzeitlichen Zusammenbruch "dieses Systems der Dinge" verkoppelt. Ist das ein Zugeständnis an den "Erwachet"-Leser, um ihn nicht gleich durch solche Endzeiterwartungen abzuschrecken? Der Gedanke, "Erwachet" mache Zugeständnisse für die "noch geistig fernen" Leser, ist doch wohl abwegig. In der Endkonsequenz würde das bedeuten, Jehova Gottes Organisation schreibt oder redet mit gespaltener Zunge. Dieser Gedanke ist schon deshalb abzulehnen, weil ja ein Leser immerhin die Möglichkeit hätte, sowohl "Erwachet" als auch den "Wachtturm" zu lesen. Diesem Leser würde dann so ganz beiläufig eingehen, daß die WTG eigens für ihn sagen wir so - Leimruten ausgestellt hat, um ihn leichter zu überzeugen und in die Organisation zu ziehen. Es bleibt dabei, eine Organisation Jehova Gottes könnte um ihrer Glaubwürdigkeit willen solche Methoden schwerlich anwenden.

Wo liegt also die Wahrheit? Wie wird sie für uns verständlich?
Es sind andererseits folgende Anweisungen der "Gesellschaft" (WTG) bekannt, die speziell für Bildungs- und Wissensbestrebungen der Zeugen in der DDR besagen:
- Dein Kind bedarf keiner höheren Bildung .
- Jehovas Zeugen sollen Handwerkerberufe erlernen.
- Angesichts der Wiederherstellungsarbeit nach Harmagedon reicht die für ein Handwerk notwendige Bildung (also ohne "neue höhere Mathematik") vollkommen aus.

Wie nun? Offensichtlich wird den Zeugen in den USA nicht geraten, Bildung nur entsprechend den geistigen Anforderungen der Handwerksarbeit zu erwerben. Es könnte natürlich so sein, daß die WTG von der Arbeitsteilung ausgeht. wonach Zeugen in den USA nach Harmagedon die mathematisch höher gebildeten Zeugen sein werden. Die Zeugen aus der DDR hingegen die Männer mit Handwerkerbildung, ohne moderne, höhere Mathematik. Ob es tatsächlich so sein könnte, möchte man natürlich nicht fest behaupten.

Worin haben wir also die Ursache für die zweiseitige Anleitung möchte man sagen, einmal höhere Bildung, einmal mindere Bildung, zu sehen? Wobei mindere Bildung der WTG für die breite Masse der Verkündiger offensichtlich das Wesentliche zu sein scheint.

Mathematik schärft die logische und Kombinationsfähigkeit des Menschen, ob Zeugen Jehovas oder nicht. Wenn die WTG für Jehovas Zeugen de facto den Verzicht auf derartige höhere Bildung nahelegt, dann hat das seine Gründe, Die WTG weiß sehr wohl um die Bedeutung höherer Bildung, wie in "Erwachet" 12/70 in einer Einschätzung der Hippie-Bewegung in den USA zum Ausdruck kommt:

"Da die Kinder bürgerlicher Eltern gewöhnlich höhere Schulen besuchen können, wissen viele von ihnen besser Bescheid über die Weltverhältnisse als Kinder armer Eltern . . . Bei den Kindern bürgerlicher Eltern stehen Nahrung, Obdach und Kleidung nicht so sehr im Mittelpunkt, wie bei den Kindern armer Eltern. Sie können sich daher mit anderen Problemen befassen".

S. 6). Die WTG ist aber selbst keineswegs an "anderen Problemen" für die Verkündiger interessiert, außer denen, die sie bestimmt. Die Faustregel ist bestechend einfach, die sich ergibt: Höhere Bildung gleich besseres Verständnis der Weltverhältnisse gleich andere Probleme - geringe Bildung gleich weniger Bescheidwissen gleich weniger Probleme. Da die WTG unter den Verkündigern keine Probleme gebrauchen kann, ergibt sich die WTG-Weisung wie von selbst. Keine höhere einschließlich mathematische Bildung, Handwerkerwissen reicht aus, die Zeugen sollen keine Probleme wälzen sondern verkündigen, was die WTG ihnen sagt.

Weil diese Bildungsrichtlinien nun aber nicht unter Verschluß in seiner Schublade liegen, sondern in der Öffentlichkeit umgesetzt werden - sie bestimmen die Initiative der Kinder der Zeugen in der Schule, Lehre und Beruf z. B. - wird das zwangsläufig für den Staat und die Volksbildung interessant, da es in der Auswirkung die notwendigerweise immer höheren Volksbildungsziele boykottiert. Die WTG ist über diese Seite der Sache nicht in Unwissenheit. Sie weiß, daß das so ist, und daß sich das kein Staat, keine Gesellschaft und Regierung bieten lassen kann, wenn sie als "Obrigkeit von Gott" das Beste für das Land und seine Menschen tun will. Wenn wir überall vor einem entscheidenden Durchbruch zu ganz neuen Erkenntnissen stehen, das Endzeitliche (1975!) betreffend, dann gehört dazu, auch die negative Bildungspolitik der WTG zu ändern.
W. D.

Die Jahre 1980/84 im Gespräch
Von K. L., Berlin, CV-Mitarbeiter für VR Polen

Zufällig schlug ich das Heft Nr. 6 der Zweimonatszeitschrift SWIT, S. 28 vom November-Dezember 1972 der Bibelforscher in Warschau auf und las: "An die Redaktion von SWIT". Es handelte sich um eine Kritik von Bruder Schulz aus der BRD. Interessiert las ich u. a.:

"Was die Angelegenheit des Reiches Gottes auf Erden betrifft, bin ich äußerst vorsichtig geworden, noch den schmerzlichen Erfahrungen, die wir Bibelforscher (Zeugen Jehovas, CV) mit den Jahren 1925 und 1932 gemacht haben. Als sich im SWIT die Jahre 1980/84 zeigten, habe ich sofort meine Bedenken mitgeteilt und angemerkt: Ihr kritisiert den Bruder Johnson, wegen seiner 'Prophezeiung' über die Revolution, und in derselben Nr. 'prophezeit' Ihr selbst die Jahre 1980/84. Ich opponiere nicht gegen 1980, aber ich schreibe offen, daß ich mich an diese Daten nicht halte." Dadurch neugierig geworden, habe ich die Nr. 6 von Anfang an gelesen und festgestellt, daß auch in dieser Nr. die Jahre 1980/84 mehrmals vorkommen. Und zwar:

"Direkt aus dem Munde Jesu Christi und auf das Ende der Welt ab 1914 hinweisend, und vorbereitend auf das neue Zeitalter nach 1914 der Gerechtigkeit und der Herrschaft des neuen Königs noch 1980 . . ."

"Die Worte: Dein Reich komme - werden Wirklichkeit um das Jahr 1980 herum, denn von 1914/17 an wird die alte Welt zerstört . . . In dieser Zeit nach der großen Bedrückung, ungefähr noch 1980, gebe ich den Völkern reine Lippen'…'

"Wenn das Reich Gottes eingeführt sein wird nach dem Jahre 1980 . . . Die Erdbeben sollen, wenn wir die Augen offenhalten, hinweisen, daß alles Böse und die Ungerechtigkeit in dieser Zeit 1914/1980 ausgerottet werden…" "Das große Erdbeben (in der Offenbarung) war nie vordem, vor 1914, und wird niemals in der Zukunft noch 1984 sein. Dieses symbolische Erdbeben bedeutet Revolution und soll so in der Offenbarung verstanden werden. Sie brach 1917 aus …"

"Damals Sintflut. Jetzt Feuer, Erdbeben. Diese Prophezeiungen in Bezug auf die Zeit des Endes 1914/16. Die Zerstörungen 1914/1980 bereiten die Erde zum Wohnplatz des Menschen vor . . . Eine gewisse Klasse der Menschen kann diese Zeichen lesen. Denn sie hat die Versicherung der Heiligen Schrift, daß noch dieser Zeit der Drangsal noch 1980 die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht …"

Anmerkung der CV-Leitung:
SWIT, Warschau, ist das Organ einer Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern in der VR Polen, die der WTG seit langem kritisch gegenübergetreten sind, ausgehend von den ersten "Tagesanbruchs"-Lehren der WTG. Angesichts der großen Auseinandersetzungen um das WT-Ende-Datum 1975 und was danach kommen soll, sind alle Jahreszahldiskussionen hoch interessant. Worauf wird sich die WTG nach 1975 orientieren?

Warum läßt der Herr CV zu?
Zum Inhalt dieser Ausgabe
Wir wissen aus vertraulichen Berichten aus dem Bethel, daß CV dort als ein äußerst ernst zu nehmendes Organ betrachtet wird. Bestimmte Bethelbrüder schätzen sehr genau ein, daß sich CV gezielt und wegtragender Bedeutung und Auswirkung den wirklichen Fragen stellt, die vor der Organisation stehen. Sowohl was "diese Generation" betrifft, die nicht zuende geht, wie es gepredigt wurde, aber auch, was das bisherige gesellschaftliche bzw. politische Verhalten betrifft, das der WT vordergründig daraus ableitete.

Die nachdenkenden Bethelbrüder wissen, daß die WTG mit 1975 vor einer grundlegenden Revision ihrer gesamten "Endzeit"-Vorstellungen steht. Denn die äußerste Grenze "dieser Generation" ist erreicht, und das Ende ist nicht gekommen. Die Brüder erkennen, daß deshalb eine vollkommene Neuorientierung kommen muß, wenn nach 1975 nicht alle davonlaufen sollen, wenn nicht Schlimmeres passiert. Eine Neuorientierung im WTG-Selbstverständnis, im Verhalten zu Staat und Gesellschaft, und in den zukünftigen Hoffnungen Nach 1975 geht nichts mehr so weiter wie bisher! Hier ist die weltweite Harmagedon-Verkündigung durch den ersten Europa-Nachkriegskongreß der WTG 1945 in Zürich, Schweiz. mit seiner "theokratischen" Aussage:

Das Thema lautete: "Ist Harmgedon nahe?" Der Kongreßbericht sagt: "Es wurde ausgeführt, daß wir weder Tag noch Stunde kennen, daß aber die Bibel uns versichert: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist (Matth. 24:34). Selbst wenn die Schlußabrechnung von Harmagedon n o c h u m z e h n o d e r z w a n z i g J a h r e verziehen sollte - es wurde           n i c h t g e s a g t, d a ß e s w i r k l i c h s o s e i n w i r d - so muß doch das Evangelium mit aller Kraft verkündigt werden…"
(Trost/Erwachet vom 1. Juni 1945, Nr. 545, "Berichte vom theokratischen Kongreß in Zürich")

Das wurde 1945 der ganzen Weit verkündigt! Die Zeit ist um! Die Wechsel müssen jetzt eingelöst werden! Wenn nicht alle Opfer, alle Verkündigung, "alle Kraft" umsonst gewesen sein sollen! Das weiß man auch im Bethel! Aber die WTG kann diese Wechsel nicht einlösen! Weil "diese Generation" (NW) seit 1914 in Kürze restlos "vergangen" und das Ende "nicht geschehen" ist! Und die völlige Neuorientierung deshalb unvermeidlich geworden ist!

CV tritt den Dingen immer näher. Die WTG kommt auf die Dauer um CV nicht herum, Situation und Entwicklung werden sie dazu zwingen. Auch diese CV-Ausgabe ist ein Stück brüderliche Hilfe auf dem Weg für alle Aufrichtigen. Denn es ist ein Gebot des Herrn, "sich aller Dinge zu vergewissern". 1. Thess. 5:21 NW. Wie sollte das hier noch ohne CV möglich sein? Wir laden herzlich zur Mitarbeit ein.
Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Veranwortung": Herausgeber Wolfgang Daum, 65 Gera, Böttchergasse 1- DDR. Erscheint monatlich!
Preis: M 0,20, Jahresabonnement M 2,00. CV kann auch kostenlos bezogen werden. Konto-Nr. 4562-43-8015 Kreis- und Stadtsparkasse Gera.
A 9186-73 V 7 1 945

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 50

Unter Bezugnahme auf in Kreisen der Zeugen Jehovas zirkulierende Tonbänder, polemisiert diese CV-Ausgabe:
"Wir fragen E. Seliger, einst hauptverantwortlich mit E. Frost, E. Wauer, K. Franke, W. Heinicke, F. Adler und andere.
Ihr habt z. B. unter dem Datum vom 8. Nov. 1949 seinerzeit auch gegen die DDR-Regierung jene 'Erwachet'-Ausgabe herausgebracht: 'GANGSTER IN AMT UND WÜRDEN'. Überzeugender Beweis dafür, daß Politiker nicht die 'von Gott verordneten obrigkeitlichen Gewalten' sind. Das wurde in Bethel produziert, unter Leitung Gottes, wie Ihr damals mit dem Schwerte des Gemeinschaftsentzuges und zweiten Todes - wenn jemand rebellierte - durchgesetzt habt."

Sicherlich macht sich dieser Vorwurf gut. Allein seine Formulierung ist linguistisch ungenau.
"Erwachet!" erschien in Deutschland erst ab 1953. Dies hing auch damit zusammen, dass in den ersten Nachkriegsjahren in Deutschland Papier kontingentiert war. Also nicht jeder, noch dazu in unbegrenzter Auflage, konnte alles drucken was er wollte.

In der Nachfolge vom "Goldenen Zeitalter", respektive "Trost", erschien "Erwachet!" in der Schweiz dagegen ununterbrochen. So auch jene inkriminierte Nummer aus dem Jahre 1949.
Die Frage ist: Wer verantwortete ihren Inhalt? Theoretisch einmal zuerst die verantwortlichen WTG-Redakteure in der Schweiz. Praktisch jedoch in höchstem Maße die Zentralredaktion in Brooklyn (USA). Sowohl die Schweizer als auch die deutschen WTG-Funktionäre waren, was den Inhalt der Zeugen Jehovas-Literatur anbelangt letztendlich nur Statisten. Bestenfalls waren sie als Zulieferer tätig. Das war's dann aber auch schon.

Wenn hier also (in der Sache zurecht) deutsche WTG-Funktionäre für anfechtbare Thesen angegriffen werden. Dann kann man dies bestenfalls als Stellvertreterangriff bewerten. Dieweil man den tatsächlichen Urhebern in den USA, nicht habhaft werden konnte.

Anfang der 80-er Jahre machte sich in der Brooklyner WTG-Zentrale die Franzkrise bemerkbar. Nachdem Franz ausgestiegen war, wurde eine "Säuberung" inszeniert, dem weitere seiner potentiellen Sympathisanten zum Opfer fielen.

In dieser CV-Ausgabe, will dieses Blatt, über seine untergründigen Stasikontakte bis in die USA reichend, wissen, dass davor schon einmal 312 Hauptamtliche, Anfang der 70-er Jahre das Hauptbüro verließen oder verlassen mussten.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 50 Gera Mai 1973

ZUR SPALTUNG IN BROOKLYN
Nach bisherigen Informationen aus den USA sind im WTG-Hauptbüro in Brooklyn 312 Mitarbeiter, ca. ein Viertel der Bethelfamilie, in Opposition gegangen und ausgeschlossen worden. Sie haben sich gegen den WT-Kurs nach 1975 ins Ungewisse erhoben und verlangten eine Neuorientierung.

Mit 1975 wird von allen ein neues Verständnis verlangt, wenn sie nicht …
Liebe Leser
Es bestätigt sich zunehmend, daß "Christliche Verantwortung" zu einem vielfältig unentbehrlichen Begleiter, Ratgeber und lnformator geworden ist, für jeden "Königreichsdienst", in vielen Fragen und Problemen. Wer dies verfolgt, erkennt, wie CV bemüht ist, die Situation und die kommenden Dinge immer besser, einwandfreier, deutlicher und klarer zu erfassen und darzustellen. Wir wissen, daß die Geistesgaben aufgehört haben, daß uns allein Glaube, Hoffnung und Liebe geblieben sind. 1. Kor. 13-8-13. Hast du das je in seiner Konsequenz durchdacht?

Es ist ein Weg, auf dem wir nicht unfehlbar, sondern nur offen und frei für brüderlichen Rat und Hilfe vorwärts gehen können, nur stückweise zu Einsicht und Erkenntnis gelangend, hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Hebr. 12:2

CV lehnt es darum ab, sich, auf einen Standpunkt zu stellen, zwar "nicht etwa ein inspirierter Prophet" zu sein, "sich aber auf Vorhersager zu stützen", die "sich bis heute als untrüglich und unfehlbar erwiesen" hätten (WT-Zweck), erhaben über Kritik. Wie oft haben sich die WT-Erklärungen von "Vorhersagen" nicht schon als trügerisch und verfehlt erwiesen!

Denkt nur an die verschiedenen WT-Erklärungen über Obrigkeit, Fürsten, Elia/Elisa, Tier aus dem Abgrund, oder an die vielen Daten, ein "Ende" vorherzusagen wie 1799, 1874, 1914, 1918, 1925, 1972 und 1975! CV weist den Begriff "unfehlbar" in Verbindung mit jeder Tätigkeit heute zurück, wie geschickt er auch verwendet wird.

Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, die gesamte Organisation ist mit dem Ende "dieser Generation" und 1975 in ihre größte Krise geraten, denn nichts ist zuende, das Leben geht weiter. In wenigen Jahren werden wir das alle erleben! So muß es eine völlige Neuorientierung geben. Das ist das Wichtigste, worauf wir uns konzentrieren müssen.

Was sind einige der Hauptgesichtspunkte dieser notwendigen Neuorientierung, dieses neuen Verständnisses unserer Situation und Entwicklung?
1. Wir müssen zu einem neuen Verständnis der Opfer-, Mittler- und Versöhnungsrolle Christi für alle Menschen kommen, denn kein Menschheitsvernichtungstermin der WTG hat sich erfüllt, kein weiterer ist daher glaubhaft. 5. Mose 18:18-22.
2. Wir müssen zu einem neuen Verständnis dessen gelangen, was die Schrift über die "Zeit des Endes" sagt, denn der WT predigt seit 1799 (Schriftst. 3, S. 34-37) schon zu vielen Generationen, und auch 1975 ist kein Ende.
3. Wir müssen damit aus der schon gar nicht mehr zum Bewußtsein kommenden Überheblichkeit heraus, allein "in der Wahrheit" zu sein. Alle müssen sich demütig unter die Worte Christi beugen, daß auch andere, "die nicht mit uns" Christus nachfolgen, aber auch an ihn glauben, Christen sind. Markus 9:38-40.
4. Wir müssen zu einem neuen Verständnis dessen kommen, was die Schrift meint, wenn wir sowohl irdische Staatsbürger (Apg. 22:27) als auch Bürger des Königreichs der Himmel (Phil. 3:20) zu sein haben. Das Verständnis von Regierung, Staat und Gesellschaft ist in diesem Zusammenhang und angesichts des Zusammenbruchs der WT-Endzeit mit 1975 völlig neu zu fassen.
5. Im Lichte des Wortes Gottes, sich "jeder menschlichen Ordnung um des Herrn willen" einzufügen, ist die WT-Politik des Antidemokratismus, Antisowjetismus, Antisozialismus und Antikommunismus aus der biblischen Verkündigung zu entfernen. Wir müssen in der biblischen Prophetie zu einem völlig neuen Verständnis unserer Zeit kommen.
6. Wir müssen schließlich auch zu einem richtigen Verständnis des Christen als Menschen und soziales Wesen kommen, in all seiner Bedeutung, um endlich unsere irdische Verantwortung und Mitverantwortung vor Gott und Menschen biblisch richtig zu erkennen. Apg. 24:16. Auch das setzt 1975 auf die Tagesordnung für alle.

Wir wollen unermüdlich darin sein, allen Brüdern und Schwestern diese Hauptgesichtspunkte, die jetzige Lage, Entwicklung und ihre Erfordernisse bewußt werden zu lassen, auch den Brüdern in Bethel! Denn Zeit und Entwicklung gehen unerbittlich über die WT-Endzeit hinweg! Was dann? Wir rufen alle Verantwortungsbewußten, alle Betroffenen, dazu auf das Vorrecht zu erkennen, einen Anteil zu nehmen. Dabei steht an erster Stelle nicht die Person dessen, der etwas sagt, sondern das, was gesagt wird. Wir denken auch an die Brüder und Schwestern, die schon viele Jahre freistehen. Wir glauben, daß es zu unseren Hauptaufgaben vor Gott und Menschen gehört, jene "zurückzuhalten", über die da alles hinweggeht! Spr. 24:11, 12. Die Zeit ist herangereift, daß sich alle Verantwortungsbewußten beraten. "Gut steht's, wenn Ratgeber in großer Zahl da sind". Spr. 11:14.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

Sie reden doch an der Wirklichkeit vorbei
Die Tonbänder in den Studiengruppen
E. Fabian, Bethel, spricht
Hier und dort haben einige ein Tonbandgerät und werden angesprochen, es für den Dienst zur Verfügung zu geben. Die "Mutter" läßt Tonbänder herbeischaffen oder anfertigen. Welch ein Ansporn, die Brüder R. Kelsey, K. Franke, M. Pfitzmann, G. Künz oder E. Seliger unter Umständen dann in der kleinsten Studiengruppe sprechen zu hören. Aber das hat auch eine Kehrseite. Es rücken bestimmte Personen in den Blickpunkt, Personen in sicherem Hort, die hier anweisen, ohne es selbst verantworten zu müssen, deren Leitung durch Gott aber keineswegs eindeutig ist, ja, niemals war. Es bestünde allerdings keine Veranlassung, solche Personen zu nennen, wenn sie nicht beanspruchen würden, den Willen Gottes unwidersprechbar kundzutun.

Lassen wir einige Erfahrungen sprechen. Wir fragen E. Seliger, einst hauptverantwortlich mit E. Frost, E. Wauer, K. Franke, W. Heinicke, F. Adler und andere.
Ihr habt z. B. unter dem Datum vom 8. Nov. 1949 seinerzeit auch gegen die DDR-Regierung jene "Erwachet"-Ausgabe herausgebracht:
"GANGSTER IN AMT UND WÜRDEN". Überzeugender Beweis dafür, daß Politiker nicht die "von Gott verordneten obrigkeitlichen Gewalten" sind. Das wurde in Bethel produziert, unter Leitung Gottes, wie Ihr damals mit dem Schwerte des Gemeinschaftsentzuges und zweiten Todes - wenn jemand rebellierte - durchgesetzt habt. Und heute? Und die Opfer dieser Gangster-Hetze Man kann nicht auf diese Weise seine Brüder opfern, dann einfach die Lehren ändern und noch wie vor sagen "von Jehova gelehrt". Namen wie E. Frost, K. Franke, E. Wauer und andere, die die "überzeugenden Beweise" mit letzter Konsequenz durchsetzten, zerfetzen den Gedanken, von ganzem Herzen zu vertrauen, in ungeteilter Hingabe, in ungetrübter Bruderliebe, überzeugt, der Herr führe uns durch sie. Sie haben zuviele Brüder und Schwestern auf dem Gewissen. Die Wirklichkeit war schon damals anders. Verstehen sie sie denn heute?

Da wird nun außer von K. Franke und anderen auch ein Tonband von dem "Beauftragten der Wachtturmgesellschaft" Br. Eberhard Fabian eifrig kopiert und verbreitet. Es ist ein Vortrag, den er auf Kreisversammlungen 1971 in der BRD hielt. Schon das Thema ist aufschlußreich: "Rebellion"! Wie muß es in der Organisation aussehen, wenn auf den Kreisversammlungen solche Themen behandelt werden müssen! Wenn Du auch von rebellischen Jugendlichen irgendwelcher Länder sprichst, lieber Bruder Fabian, so ist es doch mit Sicherheit so:

Mit solchen Beispielen von der Rebellion in den eigenen Reihen abzuschrecken, nicht wahr? Eine Rebellion, die wegen 1975 und der damit aufkommenden Ungewißheit, wie es dann mit der Zeit des Endes weitergehen soll, immer höhere, aber auch tiefere Wogen schlägt!
So hatte das Thema Rebellion schon seinen Sinn. Wie K. Franke bei der Einweihung des WTG-Kongreßsaales 1972 in Westberlin ausführte, war die Rebellion in Brooklyn wegen 1975 und danach gerade in vollem Gange. Wie nun bekannt wurde, haben bisher 312 Brüder, ca. ein Viertel aller Mitarbeiter, in diesem Zusammenhang das Bethel Brooklyn verlassen. Bruder Fabian, warum hast Du diesen Hintergrund in Deinem Rebellionsvortrag, den sie nun per Tonband in die Studiengruppen bringen, verschwiegen? Oder wurdet Ihr im Kreis und Bezirk auch in Unwissenheit über die Wirklichkeit gehalten? Aber es werden nicht nur die Hintergründe verschwiegen und entstellt.

Den Studiengruppen wird eine Sicht der Weltlage, der sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse beigebracht, wie sie von amerikanischen Politikern gesehen und für richtig gehalten wird. Die Studiengruppen werden diesbezüglich richtig "amerikanisiert", als wenn es in allen Ländern so aussähe wie in den USA, eine vollkommene Fehlorientierung für unsere Verhältnisse. Nennst Du das "unpolitisch" sein, lieber Bruder Fabian?

Du zitierst J. Edgar Hoover, den Leiter des Bundeskriminalamtes der USA, der da sagte: "Moderne Eltern bringen ihren Kindern keine Achtung vor Recht und Ordnung bei". Du zitierst auch den stellvertretenden Polizeipräsidenten von New York, den USA-Richter Jackson und den USA-Politiker George Kennan, um die Weltverhältnisse zu charakterisieren Du vergißt jedoch dabei, daß man für die sozialistischen Länder der Welt keinen USA-Politiker sprechen lassen kann. Auch das ist bei Dir an der Wirklichkeit vorbei.

Zugegeben, Du zitierst die USA-Politiker sehr geschickt. Es sind aber alles Zitate, die die Verhältnisse nicht nur grau in grau, sondern schwarz zeichnen und die Aussicht völlig verdüstern, als sei alles rettungs- und hoffnungslos, so wie es jene USA-Politiker scheinbar meinen. Damit wird den Brüdern und Schwestern hier ein Weltbild vorgesetzt, sie werden in einer politischen Sicht orientiert und ausgerichtet, die vielleicht irgendwo in der kapitalistischen Welt eine gewisse Geltung haben mag. Aber auch schon dort gibt es  viele Kräfte, die die Verhältnisse zum Guten zu ändern am Werke sind. Aber die diffamierst Du dann gerade wieder als Rebellen.

Du und andere, Ihr scheint den Kopf so "hoch in den Wolken" zu haben, lieber Bruder Fabian, daß Ihr gar nicht merkt wie Ihr bei uns hier und sicher auch woanders alle modernen Eltern beleidigt, diffamiert und verleumdet, wenn Ihr jenen USA-Kriminalchef J. E. Hoover so zitiert, wie es geschieht. Gehe doch einmal aus Deiner Studiengruppe auf die Straße, in Leipzig, Rostock, Dresden oder Magdeburg vielleicht. Aber vielleicht kommst Du nicht in die DDR zu Besuch, sicher darfst Du als Bethelbruder nicht.

Dennoch, halte auf der Straße ein modernes junges Ehepaar an, das da mit seinen Kindern spazieren geht und so etwas Zeit hat zum Unterhalten. Sage ihnen, was USA-Kriminalchef Hoover und mit ihm die WTG über moderne Eltern zu sagen haben, nämlich, sie brächten ihren Kindern keine Achtung vor Recht und Ordnung bei.

Vielleicht würdest Du dann einsehen, was für eine oberflächliche, plumpe und verleumderische Verkündigung das ist. Heißt modern sein denn, keine Achtung vor Recht und Ordnung zu haben? So redet Ihr wieder an der Wirklichkeit vorbei, jeden ehrlichen modernen Menschen beleidigend Ihr wollt sie so gewinnen? Ihr stoßt sie so eher vor den Kopf! Oder darf man die Verkündigung nicht an der Praxis erproben?

So schafft Ihr Entfremdung und isoliert Euch selbst. Aber das will die maßgebliche Führungsgruppe in der WTG gerade!
Ihr sollt im wirklichen Leben entwurzelt sein, keinen Halt haben, allem entfremdet sein, damit Ihr ausschließlich auf ihre Führung, Leitung, Haltgebung und Orientierung angewiesen seid, wohin sie auch führen mag, eine Generation nach der anderen, seit dem ersten Datum 1799 schon! (Die Harfe Gottes, S. 230) Wie lange noch?

Einen großen Teil Deines Vortrages widmest Du, Bruder Fabian, der Aussichtslosigkeit aller heutigen Bestrebungen, die Verhältnisse zu verbessern. Du nennst da wieder Deine Rebellen verschiedener Länder, mit denen Du in Wirklichkeit die Rebellen in der Organisation zurückschrecken sollst. Auch die Bestrebungen "einer politischen Partei" oder "Ideologie" greifst Du an. Es ist nur deutlich, daß hier insbesondere wieder die kommunistischen Parteien bzw. die sozialistische Ideologie gemeint sind. Gebietet der WT, den Antikommunismus jetzt etwas verdeckter vorzutragen. Oder übst Du Dich aus eigenem Antrieb in dieser "theokratischen Kriegslist"? Du solltest lieber 2. Kor. 4:2 NW und 1. Petr. 2:13 beachten.

Dann sagt unser Bruder Fabian im WTG-Auftrag noch etwas Manchmal sind Personen, die sich auflehnen, auf richtig. Ungerechtigkeiten und Schwierigkeiten treiben sie dazu. Jugendliche widert die Heuchelei und der Materialismus ihrer Eltern an. Die Ehefrau mag sich gegen ihren tyrannischen Mann auflehnen. Die Massen rebellieren gegen Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme, die Klassenunterschiede verursachen". Dies dürfe jedoch nicht als Rechtfertigung oder gar Aufforderung zur Rebellion verstanden werden: "Aber Jehovas Zeugen prangern das alte System nicht an, wie die Rebellen es tun", sagt E. Fabian zugleich. Also nicht gegen Ungerechtigkeiten auflehnen, sich weiter vom Mann tyrannisieren lassen, die Massen mögen weiter durch Klassenunterschiede ausgebeutet werden. Etwas anderes kommt doch praktisch nicht dabei heraus.

Prüfe doch einmal selbst, Bruder Fabian. Ob es Dir bewußt ist oder nicht, mit solcher Verkündigung hilfst Du doch jene in Schach zu halten, die sich gegen das Wirtschaftssystem, von dem Du da sprichst - das kapitalistische - auflehnen würden. Gut, Du vertröstest sie auf das Königreich Gottes. Aber das macht der WT nun schon seit 1799, und 1975 rückt auch in die Ferne. Das sind bald 200 Jahre oder sechs Generationen! Wer kann denn da noch länger mitgehen!

Und wie soll man Deine Rede verstehen, nichts gegen die Ungerechtigkeiten des Kapitalismus zu unternehmen, wenn man in einem sozialistischen Lande lebt, wo der Kapitalismus und seine Gebrechen überwunden werden oder überwunden worden sind? So redest Du auch in diesem Punkt bedenklich an der Wirklichkeit vorbei!

So predigst Du wirklich allerlei, lieber Bruder Fabian: Die Sicht amerikanischer Politiker, Hiebe gegen Rebellen draußen,
w ä h r e n d D u d i e d r i n n e n m e i n s t,
einige Seitenhiebe gegen die Kommunisten, etwas zugunsten der kapitalistischen Wirtschaft, und leider einen Königreichstermin, an den niemand mehr glauben kann und das als Lösung aller menschlichen und sozialen Probleme Freilich kann man sich wie in einem Elfenbeinturm auf solche Positionen "überallem" oder "außerhalb von allem" zurückziehen, sie eifrig verteidigen und alles andere schwarzmalen. Nur darf man dann damit nicht an die Öffentlichkeit treten und das als Lösung der sozialen Probleme und Aufgaben allen Menschen proklamieren mit der Auflage an alle, es bei Strafe ihres Untergangs anzunehmen.

Darum muß es auch mit diesem Tonbanddienst zum Konflikt kommen mit denen, die sich darin zu Wort melden und mit denen, die ihn betreiben.
W. W.

Über Aussichten, den Zeugen Jehovas etwas zu beweisen und über 1975
Von Alan Rogerson, London/England, veröffentlicht
Die meisten Zeugen würden die Dogmen der Gesellschaft (WTG) auch dann akzeptieren, wenn ihnen durch Dokumente das Gegenteil bewiesen werden kann. Ich habe den Eindruck, daß sie nur die Fehler eingestehen, die ganz offen zutage liegen, und die dazu führen könnten, daß einige Zeugen die Organisation verlassen. Wenn möglich, kehren sie den größten Teil ihrer früheren Fehler unter den Teppich beruhigender historischer Verallgemeinerungen.

Nach langer Bekanntschaft mit der Literatur der Zeugen kommt man zu dem Schluß, daß sie in einem intellektuellen "Dämmerzustand" leben. Die meisten Mitglieder - und sogar die Führer - sind nicht sehr gebildet und auch nicht sehr intelligent. Wenn sich ihre Literatur auf Gebiete der Philosophie, der akademischen Theologie, der Naturwissenschaften oder einer anderen strengen geistigen Disziplin begibt, sind ihre Lehren im besten Fall ein Spiegel weitverbreiteter Mißverständnisse und im schlimmsten Fall barer Unsinn. Die Zeugen scheinen sich im geheimen vor den wissenschaftlichen Kritikern zu fürchten.

Andererseits können sie auf dem Gebiet der Vermutungen mit den höheren Kritikern in Konkurrenz treten.
Ich glaube, es ist eine oberflächliche Beurteilung, wenn man annimmt, daß das Jahr 1975 über Sein oder Nichtsein der Zeugen entscheiden wird. Sie sind schon jetzt bereit, dieses Datum zu überleben, und es ist wahrscheinlicher, daß der Wandel in den sozialen Bedingungen den stärksten Rückgang in den Mitgliederzahlen bringen wird. -

"RECHT UND ORDNUNG"
Die Wirksamkeit der Gesetze Gottes heute
nach Erw. Nr. 7/70
Es gibt praktisch keine Frage, zu der die WTG nicht den Versuch unternähme, bedrängten Menschen Antwort zu geben Wie diese Antworten gefunden werden, das wollen wir uns an Hand von Zitaten ansehen. Auf Seite 14/15 können wir lesen:

"Ja unter Jehovas Zeugen ist das Problem 'Krieg' bereits gelöst worden. Unter Jehovas Zeugen hat sich die Prophezeiung erfüllt: Sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden und ihre Speere zu Winzermessern, nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen." Micha 4:3.

Im rechten Gebrauch der Gabe, lesen und Gelesenes auch verstehen zu können, wissen wir aus der Prophezeiung Micha 4:3, "nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben und sie werden den Krieg nicht mehr lernen". Wie können wir also die Schlußfolgerung von "Erwachet" verstehen, daß diese Prophezeiung sich für Jehovas Zeugen auf Erden bereits erfüllt habe?

Der Prophet Micha spricht von Nationen. Ist die "NeueWelt-Gesellschaft" der WTG bzw. Zeugen Jehovas eine Nation im Sinne des Propheten Micha? Tätigt die WTG Geschäfte und Amtshandlungen, die Nationen im Verkehr der Nationen und Staaten untereinander ausführen? Offensichtlich doch nicht. Alle Ordnungsaufgaben, die der Staat in einer Nation erledigen muß, wie z. B. Verbrechensbekämpfung, Umweltschutz, militärischen Schutz, Verwaltung, ja sogar daß jeder Arbeit, Nahrung, Kleidung und Obdach hat, mit diesen Pflichten der Nation ist die WTG überhaupt nicht befaßt. Diese Arbeit erledigt für alle Zeugen Jehovas auf Erden der Staat und seine Behörden. Kein Zeuge leitet irgendwo auf Erden ein Rauschgiftdezernat der Kriminalpolizei, oder wüßtest du dich eines solchen zu erinnern?

Die WTG repräsentiert eine Gruppe von Christen in 200 verschiedenen Ländern, innerhalb von Nationen oder Volksgruppen Ist es so, daß die WTG eine doppelte Herrschaft in den Nationen voraussetzt oder fordert? Könnte das nicht so sein, weil die WTG sich u. a. auch auf Röm. 13:1-7 beruft Nur aus diesem Grunde sind alle Zeugen verpflichtet, an den Staat ihrer Nation Steuern zu entrichten.

Haben wir eigentlich unsere Steuern, Bürgersteuer, Umsatzsteuer, Kraftfahrzeugsteuer etc. nach Brooklyn an das Präsidium der WTG abgeführt Nach unserer Erinnerung ist uns ein solcher Steuerbescheid niemals aus Brooklyn zugegangen Weil dem so ist, deshalb appelliert auch die WTG an weltliche Gerichte, um erlittenes Unrecht abzuwenden und Wiedergutmachung einzuklagen Unschwer ist daraus zu ersehen, daß die WTG keine eigene Gerichtsbarkeit bzw. polizeiliche Vollzugsgewalt übt, noch eine derartige jemals besessen hat.

Also ist die "Neue Weit Gesellschaft" der WTG auch keine Nation.
Fragt sich, mit welchem Recht sie sich auf Micha 4:3 beruft und diese Prophezeiung für sich in Anspruch nimmt.
Hier muß ein Fehler unterlaufen sein, nicht nur ein Schreibfehler, sondern ein Denkfehler. Auf Seite 15 des Erw.-Artikels heißt es:

"Nun, welche der heutigen Regierungen bringt es fertig, daß ihre Untertanen Recht und Ordnung respektieren, so daß Polizei und Militär überflüssig sind?
Was auf den Krieg zutrifft, trifft ebenfalls auf Verbrechen und Gewalt zu. So etwas gibt es bei den Zeugen Jehovas praktisch nicht."

Wie nun, wir sollten dieses Zitat wirklich lesen und uns um die geistige Aneignung bemühen - wie heißt es doch: "Was auf den Krieg zutrifft . . . so etwas gibt es bei den Zeugen Jehovas praktisch nicht". Wohlmeinend und überlegt wirst du nun sicher fragen. wie und warum sich "Erwachet" in diesem Zitat auf den Krieg beruft, obwohl wir alle wissen: Daß Jehovas Zeugen eine Gruppe innerhalb von Nationen sind, die den Waffendienst ablehnen und diesen Dienst der Obrigkeit und Nation überlassen. Da WTG bzw. Jehovas Zeugen keine Nation sind, würde ein Krieg immer nur von der weltlichen Nation geführt werden müssen. Auch diesen Umgang mit Gewalt - wie zum Beispiel auch den bewaffneten Kampf gegen die faschistische Diktatur, der nicht zuletzt auch zur Befreiung der Zeugen aus den KZ's führte - trat die WTG an die weltliche Nation ab.

Fragt nun ein Christ oder ein Pharisäer, ob es eigentlich christlich sei, die Hände in Unschuld zu waschen, nachdem die WTG bzw. die Zeugen dieses alles an die weltliche Nation abtreten durften? Ob Christus Jesus auch so vordergründig urteilen und verdammen und sich diese "Reinheit" als Verdienst anrechnen würde? Welcher Christ - denn für Christen wurde dieser Erw.-Artikel ja geschrieben - soll dieser Selbstrechtfertigungslehre folgen können?

Wie kommt es nur, daß sich WTG bzw. Zeugen Jehovas und der "Überrest" hier als Nation mit Bezug auf irdische Dinge darstellen, obwohl sie alle Gesetzes- und Ordnungsaufgaben an die weltliche Regierung ihrer Nation abgetreten bzw. dieser schon immer überlassen haben?

Die WTG reinigt sich von Schmutz und Kriminalität durch Gemeinschaftsentzug. Der Schmutz, der in ihr anfallen mag, kann also an die weltliche Nation ausgeschieden werden, denn einem kriminellen Zeugen wird die Gemeinschaft entzogen, das wissen wir alle. Nach dieser Entschlackung kann sich z. B. "Erwachet" an die Brust schlagen und rufen: "Seht, wie schmutzig ist doch die Welt!" So einfach ist das Folglich gibt es, wie der Erw.-Autor meint, "praktisch keine Verbrechen und Gewalt" in der WTG.

Ist es redlich zu fragen, wie und wodurch das möglich ist? Kann sich eine Nation, darin die Regierung, durch Gemeinschaftsentzug säubern? Das dürfte kaum möglich sein, denn sie müßte ein 2. Stockwerk weltlicher Nation ersinnen, um Schmutz und Kriminalität dorthin aussondern zu können. Ihr bliebe höchstens ein Ausweg, betroffene Menschen des Landes zu verweisen. Was glaubt man wohl, ob z. B. die italienische Nation sich dankbar des Schmutzes und der Kriminalität aus den USA annehmen würde? Selbst schwersten Gangstern italienischer Abstammung gegenüber ist die weltliche Nation USA noch zu einer Fürsorge verpflichtet, sie nämlich in der eigenen Nation zu behalten. Nur in Ausnahmefällen kann sie den "Gemeinschaftsentzug" aussprechen und Chefs von Bandenorganisationen an das Ursprungsland aussondern und abschieben. Die WTG verfügt da über ganz andere "Möglichkeiten", die keine Regierung praktizieren kann. Die Gründe sind einleuchtend, einfach - eben weil WTG bzw. Zeugen Jehovas keine Nation sind und die Berufung auf die Micha-Prophezeiung nur fingiert wurde. Außenseiter, Ehebrecher, Schmutzfinken, Lügner, Raufbolde und Rebellen der WTG bzw. Zeugen werden in die weltliche Nation "zurückgestoßen" und fallweise den weltlichen Gerichten zur Aburteilung und Aufbewahrung überantwortet. Auf diese Weise läßt sich natürlich "Reinheit" erzeugen. Keine weltliche Nation aber könnte sich "Schuttabladeplätze" für Menschen schaffen. Sie müßte das als unmenschlich ansehen. Zumindest würden doch einzelne Menschen aus der Welt auftreten und sagen, daß man gegen diese "Schutthalden" aus Gründen der Menschlichkeit protestieren müsse.

Solange Jehovas Zeugen ihre Steuern an den weltlichen Staat entrichten, kann sich kein "Erwachet" oder "Wachtturm" darauf berufen, als Nation im Sinne von Micha 4 zu gelten. Das würde sich erst ändern, wenn in Brooklyn das erste Gericht zusammentreten würde, um die eigenen Übeltäter abzuurteilen und selbst in Gewahrsam zu nehmen.

Heute und hier geschieht dieses "Reinigen" nur auf Kosten und zu Lasten anderer, nämlich der wirklichen Nationen, wo auch immer.
W. D.

Die große CV-Serie für 1975
Seid aller die Menschen betreffenden Ordnung um des Herrn willen Untertan
Zur politischen Mission der Wachtturmgesellschaft - III
WTG-Verkündigung gegen die Herrschaft der Arbeiterklasse
Wir glauben, erst die Betrachtung im Blick auf den deutschen WTG-Zweig fortsetzen zu sollen. Viele kamen erst nach 1950 hinzu und kennen deshalb viele Tatsachen nicht, die zu der heutigen Situation führten. Sie haben keine genügende Übersicht für eine genaue Erkenntnis in diesen Dingen. 1. Thess. 5:21. Der Lateinamerikateil kommt deswegen in einer anderen Folge dieser Serie.

In Teil II (CV 49) wurde gezeigt, wie die WTG noch 1945 politisch eine Gleichschaltung erfuhr durch solche imperialistischen Kräfte von den USA aus, die eine Mobilisierung auch der Christen, Kirchen und Religionsgemeinschaften zum "kalten Krieg" gegen Sozialismus und Kommunismus vornahmen, und zwar unter der falschen Alternative "Christentum oder Kommunismus". Die WTG zögerte nicht, ihre Bibelerklärungen der neuen Lage anzupassen, wie immer schon. In diesem Fall betraf das speziell die mit Römer 13:1-7 in krassem Widerspruch stehende Lehre vom "politischen Machtabtritt der Regierungen seit 1914 an Christus im Himmel".

Eine einmalige Übersicht
Bevor wir das Thema "WTG-Führung gegen Arbeiterklasse" näher betrachten, wollen wir einen Überblick geben über die antikommunistische Aggression der WTG besonders seit ca. 1947, als der allgemeine "kalte Krieg" auflebte. Es handelt sich um die typischen aggressiven antikommunistischen WTG-Akte seither, speziell gegen die DDR und die Sowjetunion gerichtet. Wir sehen den bekannten imperialistischen Jargon in die Verkündigung übernommen, Verleumdung und Feindschaft gegen alles und jedes, was sozialistisch oder kommunistisch ist. Es sind die grundsätzlichen politischen Äußerungen und Positionen der WTG, die bis heute in keiner Weise widerrufen, für ungültig erklärt oder zurückgenommen worden sind! (E = Erwachet, W = Wachtturm, deutsch)

Die antikommunistischen WTG-Positionen:
1948 "Kommunistische Regierungen . . . lebensgefährliche Manöver". E 22. 8. 48 -
1949 "Glauben die Kommunisten. daß das, was Hitler begonnen hat, von ihnen vollendet werden müsse?" Bez. Vers. Westberlin 1949, W 1. 4. 50 -
1950 "Düsteres Sturmesgewölk im Osten . . . die kommunistische Flut". E 22. 7. 50 -
"Rußlands rote Religion … Kommunismus auch nur eine falsche Religion … Rauschgift'.
E 22. 10. 50 -
1951 " Jehovas Zeugen … die gegen den Kommunismus Stellung beziehen, den Kommunismus öffentlich anprangern'.
E 22. 4. 51 -
"Weil der Kommunismus den Platz des Königreiches Gottes einnehmen will". E 8. 8. 51 -
1952 "Kommunismus . . . befremdender unsinniger Wahn . . . durch Satan, den Teufel, gezeugt, genährt und zur Reife gebracht . . . eine Art Wahnsinn. der das ganze Menschengeschlecht verdirbt". W 1. 6. 52 -
1953 "Grausames Terrorregime in dem von den Kommunisten beherrschten Ostdeutschland … völlige Sklaverei" Jahrbuch 1953 WTG -
"Rote Plage kommunistenverseuchte Gegend". - E 8. 8. 53-
1954 "Bollwerk gegen den Kommunismus … nicht von den schmeichlerischen Worten des Kommunismus fangen lassen". W 15. 2. 54 -
1955 "in Ostdeutschland nichts mit der kommunistischen Friedenspropaganda zu tun haben". W. 15. 3. 55 "Christentum oder Kommunismus . . . Ursprung, Bedeutung und schließliche Beseitigung der roten Gefahr" E 8. 6. 55 -
1956 "Der räuberische, blutbefleckte, intolerante, totalitäre Pardel des Kommunismus".
W 15. 10. 56 -
1957 "Feindschaft gegen die Kommunistenführer sei gottgesetzt" W 15. 4. 57 -
1958 "Kommunismus verlangt . . . den vom Teufel inspirierten Staat anzubeten". Dein Wille geschehe auf Erden, S. 290 -
1959 "Lächerliche Anschuldigungen, (CV!) sie, die Zeugen Jehovas, betrieben üble Hetzpropaganda gegen die sozialistischen Staaten". W 15. 2. 59 -
1960 "Der Kommunismus, eine falsche Religion". W 1. 10. 1960 -
1961 "Kommunistische Gehirnwäsche, Schreckgespenst oder Tatsache?" E 22. 4. 61 -
1962 "Seit 1879 vor der Gefahr des Kommunismus gewarnt" W 1. 1. 62 -
1963 "Kommunismus, rote Religion ohne liebende Güte, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Friedsamkeit". W 1. 10. 63 -
1964 "Revolutionäre Regierungen (sind) totbringend". W 15. 1. 64 -
1965 "Ostdeutschland . . . das Ende der neuen totalitären Regierung abwarten, das Ende der kommunistischen Regierung, die von dem zur Zeit von Breshnew beherrschten Sowjetrußland abhängig ist". W 15. 2. 65-
"Ostdeutschland . . . Arbeiterklasse nicht dazu bestimmt, durch ihre Diktatoren anstelle Jehovas zu regieren, die Nation zu führen". W 1. 3. 65 -
1966 "Weltkommunismus . . . verabscheut . . . den Tod herbeiführend". W. 15. 11. 66 -
1967 "Bolschewistische Revolution . . . nicht im Besitz der Wahrheit". W 1. 3. 67 -
1968 "Kommunisten . . . erbärmlich verblendete Propagandisten" W 15. 6. 68 -
1969 Keine "Zusammenarbeit von Christen und Marxisten". E 8. 9. 69 -
1970 "Ich war Kommunist . . . Kommunismus nicht zu Frieden imstande". E 22. 5. 70 -
1971 "Weltkommunismus, Sowjetunion, huldigt dem Militarismus" E 22. 10. 71 -
1972 "Theokratische Kriegslist" nach wie vor hinter dem "eisernen Vorhang". W 1. 6. 72 "Warnung vor Kommunismus". E 8. 8. 72 -
1973 "Kommunismus … Marxismus … können Probleme des Lebens nicht lösen".
W. 1. 1. 73-

Die Krone aufgesetzt wird diesem aggressiven WTG-Antikommunismus durch die WTG-Erklärung, alle Zeugen Jehovas ungefragt, bevormundend: "Die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus hat sich nicht geändert". (Babylon-Buch, S. 537) Die Haltung der WTG - das stimmt ohne Zweifel. Aber auch die Zeugen Jehovas? Nichts fürchten gewisse WTG-Führer mehr, als daß die einfachen Verkündiger ihre Strategie und Taktik durchschauen. Doch der Prozeß dieser Erkenntnis hat unaufhaltsam begonnen. Selbst in der WTG-Führung, wie die Opposition von 312 Bethelmitarbeitern in Brooklyn - soweit bisher bekannt - beweist.

Will die gegenwärtige WT-Führung keine Entspannung?
Die unwiderrufenen Aussagen von 1965 sind deutlich genug Das Ziel wurde eindeutig und ganz konkret. Nichts wird geändert, keine Entspannung also, sondern das Ende, d. h. den Umsturz' der DDR-Regierung "abwarten". Damit wird der ständige Druck aus dem Zweigbüro in Wiesbaden noch Fortsetzung der Tätigkeit in "schändlicher Heimlichtuerei" im "Untergrund" und bibelwidriger "Kriegslist" hinter dem "eisernen Vorhang" klar. (2. Kor. 4:2 NW) Um sich als Gemeinschaft nach einem Umsturz in der DDR das Prädikat "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit", "Antikommunistische Widerstandskämpfer" oder ähnlich zulegen zu können? Um dann wie nie zuvor "populär" zu sein? Die Frage, wielange die WTG das durchhalten kann, ist die Frage, wielange sie noch Zeugen Jehovas findet, die das mitmachen, denen man ein solches "Ende" einreden kann nach schon 23 Jahren, die nur "ein paar Jahre" (Fritz Adler) dauern sollten, angesichts der internationalen Festigung und Anerkennung der DDR dagegen, und angesichts dessen, daß mit 1975 "diese Generation" wieder hinwegstirbt und es doch kein Ende gibt.

Was den dargelegten Antikommunismus der WTG selbst betrifft, den sie nicht geändert haben will: Es drängt sich die Schlußfolgerung auf, daß die gegenwärtige WTG-Führung gar keine Entspannung will, sondern antikommunistische Feindschaft "untergrund" um jeden Preis, ohne Rücksicht auf die Folgen und auf die möglichen Opfer. Sollen die Zeugen Jehovas wieder in ein zu entfachendes politisches Feuer geworfen werden, wie 1950? Da Jehovas Zeugen bisher leider fast bedingungslos befolgten, was die WTG religiös und politisch verlangte, wenn sie es nur "im Namen Jehovas" vortrug, finden sich immer wieder Strategen, die das weiter antikommunistisch nutzen wollen. Die da nichts geändert haben wollen und jeden in der Organisation zu stürzen und auszuschließen suchen, der da nicht mehr mitmacht, haben nichts wirklich begriffen und dürfen sich dann allerdings nicht wundern, was passiert! Wie die Entwicklung sichtbar über 1975 hinweggeht, so auch über diese antikommunistischen Fanatiker und ihre Pläne.

Im Widerspruch zu Römer 13:7 und anderen Schriftstellen
Was steckt hinter der ebenfalls "nicht geänderten" Verkündigung, die Arbeiterklasse sei nicht dazu bestimmt oder berechtigt, durch ihre Vertreter anstelle Jehovas die Nation zu führen oder zu regieren? Das ist erstens eine unverhüllte Kampfansage gegen die Herrschaft der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten in der DDR durch die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas, wenn diese sich davon nicht distanzieren Und bisher haben sie das nicht getan! Aber soll und kann man das denn ernstnehmen? Nun, im Interesse der Menschen, die betroffen sind, muß man es ernstnehmen. Schließlich kann man nur helfen, wenn man seinen Nächsten ernstnimmt, um so mehr, wenn es um Lebensfragen geht. Bloße Spottlieder zu singen hilft da überhaupt nichts.

Nach wie vor gilt Römer 13:1-7, wonach die Regierung auch der Arbeiterklasse als "Obrigkeit von Gott" Recht und Pflicht hat, "alle Menschen betreffende Ordnung" zu halten (l. Petr. 2:13) und so die Nation zu führen. Im Widerspruch zu sich selbst hat der WT das sogar selbst eingestanden, als 1962 die damalige Obrigkeits-Wahrheit unwahr wurde (WT 1. 1. 63, S. 13 Abs. 3) Das ergibt sich nicht zuletzt aus den natürlichen sozialen Lebensbedürfnissen einer jeden Familie, eines jeden Menschen, Christen nicht ausgenommen. Es steht nirgends in der Bibel, daß Gott oder Christus hier und heute irgendein Volk, irgendeine Nation anstelle der in Römer 13:1-7 vorgesehenen irdischen politischen Regierung führen wollten! Das sind glatte Erfindungen der WTG oder bestimmter WTG-Führer! Das ist politischer Bibelmißbrauch, um die Christen mit ihrer Gesellschaftsordnung, Regierung und "Obrigkeit von Gott" in Konflikt zu bringen, ohne daß sie es merken sollen, wie sie und die Bibel mißbraucht werden!

Wenn es so wäre, daß hier irgendjemand "anstelle Jehovas" die Nation in der DDR z. B. regiert, dann dürfte Römer 13-.l-7 nicht in der Bibel stehen, auch die vielen anderen Bibelstellen nicht, die uns zur Respektierung und Anerkennung der "Obrigkeit von Gott" ermahnen!

Wie und wo sollten denn die Vertreter der Arbeiterklasse in Berlin, Warschau, Prag oder Moskau die Führung der Nation oder Landesregierung "an Jehova abtreten"? Das macht euch doch erst einmal klar! Vielleicht begreift ihr dann diesen ganzen politischen Unsinn! Wohin hat man sich denn in der WTG politisch verstiegen?

Begreifen sie in Brooklyn wirklich nicht, daß man weder 1965 noch 1874 noch 1914 noch 1918 noch 1925 noch 1975 die Führung irgendeiner Nation, irgendeines Volkes "in den Himmel" abtreten konnte oder könnte? Trotzdem lassen sie weiter "verbindlich" verkündigen, die Arbeiterklasse dürfe mit Bezug auf die Sowjetunion schon seit 1917 - die Nation nicht führen, also nicht regieren. Weil aber Führung und politische Regierung sein muß, nicht zuletzt auch nach Römer 13:1-7, wird weiter "Politik gemacht", weiter regiert. Umso eifriger aber werden dann jene Verantwortlichen, die da notwendigerweise weiterregieren, besonders haßerfüllt die Vertreter der Arbeiterklasse, Sozialisten, Kommunisten, als "unrechtmäßig" im Amt, sogar vor Gott, angeklagt und angeprangert! Und wer sie in dieses Amt wählt, weil noch Römer 13:1-7 die Regierung ja auch zustande kommen muß, der wird genauso geächtet. So dreht sich dieser politische WTG-Unsinn förmlich schon im Kreise!

Wem dient das aber?
Natürlich hat dieser ganze aggressive antikommunistische Verkündigungsunsinn einen Sinn. Sonst würde die WTG diesen Kreisel nicht so hartnäckig drehen. Man spekuliert vor allem auf Bürger, die sich für "unpolitisch" halten. Mit ihnen wird der Hebel angesetzt: Politische Verwirrung und Zerstörung jedes Vertrauens in die politische Führung der Arbeiterklasse unter den Christen ausstreuen, wo man predigt Abscheu gegen alles, was mit echter Volksherrschaft bzw. Demokratie, mit Kommunismus und Arbeiterklasse zu tun hat. Das ist selbst den größten Unsinn und Bluff wert. Man muß den WT-Verantwortlichen hier unterstellen, daß sie bewußt bluffen, dann sie wissen, daß niemand seit 1914 die Regierungsmacht in irgendeiner Nation "in den Himmel" abtreten könnte, wenn er es dreist wollte. Sie sind sich in Brooklyn zudem nur zu genau im Klaren darüber, was für vertrauenszerstörerische politische Auswirkungen solche Verkündigung nach außen hat. Allen anderen muß das klar werden.

Es wäre jedoch jemand sofort und überall zur Stelle, der die Führung der Nation sofort übernimmt, wenn das Volk bzw. die Arbeiterklasse sie irgendwann und irgendwo niederlegt und abtritt: Die Vertreter des Kapitals und der Bourgeoisie, die die Führung der Nation gegebenenfalls früher in der Hand hatten. Diese Klasse wäre sofort zur Stelle. Wem dient also die WTG-Verkündigung, die Arbeiterklasse habe kein Recht, die Nation zu führen, wollte man das ernstnehmen und befolgen? Wer allein wäre sofort zur Stelle? "Den Baum erkennt man an den Früchten", sagte Jesus in Lukas 6:44, und eine Lehre, wenn man sie praktisch anwendet. Oder soll man diese Lehre besser nicht auf ihre praktische Bedeutung und Auswirkung hin überprüfen?

Wie bibelwidrig absurd und grotesk muß der WTG-Antikommunismus noch werden, bevor er durchschaut und seine Hintergründe erkannt werden? -
E. F.

Freude am selbständigen Bibelstudium
Biblischer Rat, von K. L., Berlin
Liebe Leser der Christlichen Verantwortung! Die Zusammenstellung dieser kommentarlosen, herrlichen Bibelstellen verdanke ich dem liebreichen Mühen einer unlängst heimgegangenen Schwester. Ich habe sie noch der Elberfelder Übersetzung zu Papier gebracht. Wenn andere Übersetzungen manche Worte anders auslegen, ändert das nie den Sinn. Daher die Anregung für den Leser, selbst zu studieren. Arbeit bereichert. Überprüft bitte in der eigenen Bibel die nachfolgenden Begebenheiten. Unterschiede teilt bitte mit.

Vertrauen zu Gott
Psalm 66, 16: Kommet, höret zu, alle, die ihr Gott fürchtet, und ich will erzählen, was er an meiner Seele getan hat.
Jeremia 31, 3: Jehova ist mir von ferne erschienen: Ja mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich fortdauern lassen meine Güte.
Psalm 40, 1-3: Beharrlich habe ich auf Jehova geharrt, und er hat sich zu mir geneigt und mein Schreien gehört. Er hat mich heraufgeführt aus der Grube des Verderbens und kotigem Schlamm, und er hat meine Füße auf einen Felsen gestellt, meine Schritte befestigt. Und in meinen Mund hat er gelegt ein neues Lied. Einen Lobgesang unserem Gott. Viele werden es sehen und sich fürchten und auf Jehova vertrauen.

Jesus für die ganze Welt
2. Korinther 5. 20: So sind wir nun Gesandte für Christum, als ob Gott durch uns ermahnte: wir bitten an Christi statt, laßt euch versöhnen mit Gott.
Apostelgeschichte 4, 12: Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dein Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen.
1. Johannes 2, 2: Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.
1. Korinther 15, 22: Denn gleich wie in dem Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht.
Psalm 98, 9: Vor Jehova. denn er kommt, die Erde zu richten: Er wird die Erde richten in Gerechtigkeit und die Völker in Geradheit.
Jesaja 2, 4: Und er wird richten zwischen den Nationen und Recht sprechen vielen Völkern. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden und ihre Speere zu Winzermessern, nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.

Nur eine einzige Hoffnung
Römer 8, 16-17: Der Geist Gottes selbst zeugt mit unserem Geiste, daß wir Kinder Gottes sind. Wenn aber Kinder, so auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir anders mitleiden, auf daß wir auch mitverherrlicht werden.
Galater 3, 27-29: Denn soviele Euer auf Christum getauft worden sind, ihr habt Christum angezogen. Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Männliches noch Weibliches. denn ihr seid alle einer in Christo Jesu.
1. Johannes 3, 2: Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden: wir wissen, daß, wenn es offenbar werden wird, wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
2. Korinther 13, 13: Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen.

Aus der eigenen Bibel
haben viele die Überzeugung gewonnen, daß man noch dann Prinzip der Schrift "hier ein wenig, da ein wenig (Jes. -28:9, 10) sich die klare Absicht Gottes erkennen läßt. Nur menschliche Zeitangaben finden sich im Worte Gottes nicht. Beste Grüße der CV-Redaktion und allen Lesern!

Lege Deinem Nächsten keine Schlinge
Zur Ältesten-Einsetzung im Berliner Raum im Werk
Aufmerksame Beobachter erkennen, daß die Einführung des Ältestenamtes jetzt drei Jahre vor 1975 kein "helleres Licht" ist. Bis 1930 gab es schon einmal dieses Amt. Neu, mit seinem turnusartigen Wechsel, ist es allein, wieder eingeführt worden, um wegen der Bedeutung von 1975 ein Verfahren parat zu haben, alle Diener laufend hinaussäubern zu können, die sich in der kommenden 1975-Krise nicht als absolut gehorsam und kritiklos treu erwiesen, wohin die Leitung in Brooklyn auch führen mag.

Die WTG hat noch keine neue endzeitliche Perspektive nach 1975. Niederhaltung der inneren Unruhe ist deshalb oberstes Gebot!
Die Vorgänge in Brooklyn bestätigen diese Erkenntnis. 1971 wurde im Hauptbüro zuerst das "neue" Ältesten-System eingeführt Vorher wurde der Status der WTG verändert, die als ehemals leitende Körperschaft zu einem nunmehr lediglich ausfahrenden Organ degradiert wurde, einer neuartigen Leitenden Körperschaft untergeordnet, die allein die höchste geistige Autorität und Gewalt verkörpere. (WT 15. 2. 72, CV 45/1972)

Nachdem diese Entrechtung vollzogen war, setzte eine Säuberung in Brooklyn ein, die möglicherweise nur noch mit den Spaltungen und Auseinandersetzungen der Jahre 1917 und 1925 verglichen werden kann. Im "Turnus" konnten jetzt alle aus der Bethelfunktion entfernt werden, die angesichts der Fehlorientierung auf 1975 und die Ungewißheit danach eine gänzliche Neuorientierung des Werkes verlangen. Noch den bisherigen Informationen sind es ein Viertel aller Bethelmitarbeiter, 312 von ca. 1120, die in Opposition getreten und noch dem "Turnus" ausgeschlossen wurden! Es besteht die Weisung aus Brooklyn, die wahren Ausmaße dieser "Rebellion im Hauptbüro" nicht bekannt werden zu lassen. Wer CV liest, wird das dennoch erfahren!

Ohne die vorherige formale Entrechtung der WTG wäre ein Ausschluß von über 300 Mitarbeitern in Brooklyn eine Explosion geworden. Das Turnus-System hat offensichtlich "funktioniert". Übriggeblieben ist dem Anschein nach eine Gruppe Verschworener, die für ihre Experimente mit Organisationen und Lehre über 1975 hinaus und hinweg nur bedingungslosen Gehorsam aller Mitarbeiter und Untergebenen gebrauchen können. Auch der WT vom 15. 2. 72 dt. hat die Vorgänge in Brooklyn meisterhaft hinter einer simplen Darstellung von Verwaltungsstreitfragen versteckt, um die Verkündiger unten ahnungslos und damit ruhig zu halten.

Nun werden diese Hinaussäuberungen aller, die für unzulässig gehalten werden, nach unten fortgesetzt. Auch die unteren Führungskräfte des Werkes werden nun gesiebt, um auszuschalten, wer nicht bedenkenlos und ohne kritisch zu fragen weiter zu folgen bereit und willig ist.

Es ist klar, daß hierzu Aufseher gebraucht werden, die selbst bedenkenlos folgsam sind. "Werkzeuge", zu jeder Tat im Auftrage aus Wiesbaden oder Brooklyn bereit, andere zu gleichen "Werkzeugen zu machen. Kritische Diener oder Älteste werden zu Fall gebracht.

Die jetzige Leitung im Berliner Raum ist offensichtlich ein solches "Werkzeug", "ein solcher "Werkzeugmacher im Amt. Wer sich nicht gebrauchen lässt als ein Werkzeug, das ja auch keine kritische Meinung hat, wird bei der "Mutter" erbarmungslos angezeigt: "Nicht frei von Anklage! Inzwischen sind die unwürdigsten Schnüffeleien bis in das Intimleben vorausgegangen. Es ist eine wahre Tragik, was hier "gerichtet" wird. Aßt alle nur einmal ihr Herz ausschütten können! Die Unfähigkeit, auf die Fragen und Probleme auch nur hinreichend eingehen zu können, und weil man sie selbst nicht begriffen hat, "sich nicht so ausdrucken zu können, wird ersetzt durch eine rigorose Diktatur.

Spricht man die Brüder, die abgesetzt wurden, nimmt man Einblick in ihre eigenen Überlegungen, spricht man mit ihren Vertrauten, dann zeigt sich, es sind Brüder, die zur Besonnenheit neigen, die weniger in den Versammlungen mit antikommunistischen Feindbildern vom Staat herumfuchteln würden, die weniger "Maulkörbe" verteilen möchten. Sie würden die unbiblische "List" gegen den Staat in unserem Lande nicht länger dulden und die Gesetze beachten lassen (GH-Schmuggel, Untergrundarbeit). Sie gehören zu denen, die sich über 1975 Gedanken machen, wie es wohl weitergehen mag.

Aber wenn man auch dieses oder jenes zum Anlaß nahm, sie abzulösen, und wenn die jetzige Leitung auch fortfährt, alle "Geringeren der Brüder Christi" barsch und einer echten Beantwortung ihrer Fragen und Probleme unfähig über die Maßen zu bevormunden, ihnen über den Mund zu fahren, die wahre Lage ist so: "Sie fürchten sich, zu ihm hinzugehen und ihm zu sagen, was ihren Sinn beschäftigt", nicht, weil sie durch Geschwätz gehört hätten, daß er "ein harter Mann" ist, sondern weil sie es erleben. "Es ist ganz schlimm", das ist richtig gesagt.

Die Leitung im Berliner Raum hat wirklich nichts begriffen, weder die wahre Lage, noch was es bedeutet, wenn die "Mutter" nunmehr "inmitten des Kommunismus" (WT 15. 2. 72) weiterzumachen befiehlt. Ganz schlimm ist es, wenn Angehörige im Hintergrund stehen, die zu dem WTG-Weg überhaupt erst "anregten". So tappen sie über 1975 hinaus in die Ungewißheit, in der Macht über andere, die sie als Aufseher haben, hart umsichgreifend.

Die Mutter" mußte bekanntlich schon "Auswüchse" unterdrücken, in Verfehlungen vor über zehn Jahren herumzuschnüffeln, um bestimmte Brüder auszuschalten.
Aber willst du dich in der Schlinge von 1975 und der Ungewißheit danach fangen? Oder in der Schlinge der WT-Politik mit ihren antikommunistischen "Feinbildern"? Oder in der Schlinge bedenkenloser Treue, wohin es noch 1975 auch geht? Es ist völlig klar: Über 1975 kann man nicht lange glaubhaft hinaus!

Aber selbst in den Köpfen und Herzen "härtester Männer" hatte sich eines Tages soviel angesammelt, daß sie es nicht mehr unterdrücken konnten, so daß es begann, bewußt zu werden und das Denken und Handeln zu bestimmen. So darf man über keinen aufrichtigen Menschen den Stab brechen. Der Kampfplatz ist der Sinn. Hier steht Argument gegen Argument. Was der Wirklichkeit entspricht, wird sich bei allen Aufrichtigen als Wahrheit durchsetzen.
F. F.

Ansatz echter Wandlungen der WTG?
Zu einem neuen WTG-Buch
Wahrscheinlich wird dieses Jahr eine neue revidierte Ausgabe des Lehrbuches "Vergewissert euch über alle Dinge" erscheinen. In englischer Sprache ist diese Neufassung schon 1966 erschienen. In der Neufassung werden die Erklärungen und Definitionen zu jedem Stichwort nunmehr weggelassen, so auch die politisch verleumderische Definition zum Stichwort "Kommunismus" (Communism).

Acht Jahre lang wurde verzögert, diese Neufassung auch in deutscher Sprache herauszugeben. Warum? Wer hat die Übersetzung verhindert? Wollte man den deutschen Zweig in seiner direkten Konfrontation mit dem "Kommunismus", mit den sozialistischen Ländern, auf keinen Fall seiner antikommunistischen politischen Tendenzen entkleiden? Sollte er keinesfalls entschärft werden Andere Bücher wurden sofort übersetzt.

Auch die zusammengetragenen Bibelverse, die sich angeblich auf den Kommunismus beziehen, sind in der Neufassung auf dreieinhalb Seiten reduziert. Bisher sind es sechseinhalb Seiten. Auch die neuen Untertitel sind stark verändert Daß die zusammengetragenen Bibelverse antikommunistisch Bedeutung haben sollen, ist jedoch nichts als bloße Behauptung und Unterstellung, hinausgehend über das, was wirklich geschrieben steht. 1. Kor. 4:6.

So bleibt der bisherige Antikommunismus auch in der Neufassung grundsätzlich noch unverändert. Jedoch wurden einige der aggressivsten Schärfen zurückgenommen. Zwei Absichten sind denkbar. Sind in der Leitenden Körperschaft Kräfte am Werk, die einen schrittweisen Abbau des Antikommunismus wollen? Oder wird nur die Taktik verfolgt, den Antikommunismus in der Verkündigung besser zu verdecken, um "inmitten des Kommunismus" (WT 15. 2. 72 dt.) umso "wirkungsvoller" arbeiten zu können?
buko

Kann man es sich leisten, CV nicht zu lesen?
Zum Inhalt dieser Ausgabe
Verbrennt CV! In die Flammen damit. So orientiert die WTG bedauerlicherweise immer noch nach unten. Sie selbst aber liest CV gut, wiewohl nur mittelbar betroffen, du aber hier und heute unmittelbar! In dieser Situation kann es sich niemand leisten, in Unkenntnis zu sein über die immer größere Bedeutung annehmende Auseinandersetzung in CV um WTG und Jehovas Zeugen. Wie wolltest du gar anderen Brüdern Rat erteilen, wenn du überhaupt nicht weißt, was gesagt wird, was sich ereignet, was vor sich geht, was sich was die wo und wie entwickelt? CV macht diese Probleme in ihrem Aufbruch und Verlauf sichtbar wie kein anderer! Was nun diese CV-Ausgabe betrifft. Was machst du, wenn es mit 1975 so kommt, wie es in CV gesagt wird? Ist es nicht bedenklich, wenn die Studiengruppen hier durch "amerikanische Brillen" alles nur grau und schwarz sehen zu lassen? Was Wir machst du, wenn Dokumente gegen die WTG sprechen? Wie denkst du über die Reinheit der Organisation auf Kosten und zu Lasten anderer"? Kannst du es dir leisten, als verantwortungsbewußter Verkündiger die Augen zuzumachen und den Kopf einzuziehen, wenn die WTG hier gegen die politische Macht der Arbeiterklasse vorgeht? Sind Ausführungen in CV über selbständiges Bibelstudium nicht eine unüberhörbare Herausforderung? Wer möchte nicht etwas über die Spaltung in Brooklyn erfahren? Jeder möchte das! Doch wer informiert außer CV? Wieviele möchten wissen, was die Hintergründe ihrer Ablösung sind! Wer leuchtet dahinter außer CV? Weißt du, warum das Ältestenamt jetzt kurz vor 1975 in Wirklichkeit eingeführt wurde? Wo wird, außer in CV, darüber nachgedacht, wie es weitergehen soll, wenn "diese Generation" doch vergeht und wie wir dann die Welt und uns als Christen in ihr zu verstehen haben? Wir glauben, daß dies Grund genug ist, CV ebenfalls gut zu lesen.
Eure Brüder, CV-Leitung Gera/Thür.

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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos. Ag 9219-73 V 7 1 1393

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 51

Ein bemerkenswerter Satz aus dieser Ausgabe, ohne weiteren Kommentar:
"Weshalb arbeitet man mit Geheimziffern, Funkgeräten usw.? Gehört dies zum christlichen Glauben? Ich (Müller) kenne z. B. den Bruder sehr gut, der half, die Funkgeräte zu bauen. Die Haupträdelsführer waren dann natürlich rechtzeitig abgerückt, die Kleinen mußten es wieder ausbaden." Pikanterweise bietet diese CV-Ausgabe auch noch eine geschichtliche Replik, bezugnehmend auf eine Funkanlagen-Affäre des Ersten Weltkrieges, die Müller aber mit seiner Aussage nicht meinte. Müller nimmt bezug auf die Praktiken, die Jehovas Zeugen zu ihrem "Überleben unter DDR-Verbotsbedingungen", offenbar als "notwendig" ansahen und auf die seitens der DDR-Stasi entsprechend "reagiert" wurde.

Noch ein weiterer kommentarlos wiedergegebener Satz aus dieser CV-Folge:
Es "gehört die WTG immer noch für den Bereich der Religionsgemeinschaften zu den reaktionärsten und entspannungsfeindlichen 'kalten Kriegern', die nichts von friedlicher Koexistenz wissen wollen, die nach wie vor und bisher unwiderrufen ganz konkret gar 'auf das Ende der kommunistischen Regierung in Ostdeutschland warten', wie es in gehässigem, antikommunistischem und antisowjetistischem Jargon im WT vom 15. 2. 65, S. 110 für alle Zeugen Jehovas formuliert ist."

CV Christliche Verantwortung
Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 51 Gera Juni 1973

DAMIT DER SAMEN AUF GUTEN BODEN FALLE
Was will CV?
Liebe Leser!
"Seht, der Saemann ging aus, um zu säen, und beim Säen fiel einiges von dem Samen auf den Weg längshin, da kamen die Vögel und fraßen es auf. Anderes fiel auf steinige Stellen. wo es nicht viel Erdreich hatte und bald aufschoß, weil es nicht tief in den Boden eindringen konnte, als dann aber die Sonne aufging, wurde es versengt und verdorrte, weil es keine Wurzel hatte. Wieder anderes fiel unter die Disteln, und die Disteln gingen auf und erstickten es. Anderes aber fiel auf guten Boden und trug Frucht, das eine hundertfältig, das andere sechzigfältig, das andere dreißigfältig Wer Ohren hat, der höre!" - Matth. 13:3-9 Menge. CV "erfüllt" nicht das Gleichnis vom Saemann, CV ist nicht vermessen, sich in der Bibel bildlich gemeint oder irgendwie "vorhergesagt" zu finden, etwa ein "treuer und kluger Knecht" zu sein, von dem Jesus in einem anderen Gleichnis spricht. Gleichnisse sind Sinnbilder, um etwas zu lehren, niemals aber dazu aufgezeichnet, daß sich irgend jemand heute zu einer Person erklärt, die Jesus zum Vergleich in seiner Belehrung aus dem damaligen Leben des Volkes aufgriff, um verstanden zu werden. Wir können richtigerweise nur nach dem Sinn dessen suchen, was Jesus mittels solcher Gleichnis-Figuren lehrte. Wir können deshalb keine irgendwie haltbare Gleichnis-"Erfüllung" konstruieren. Die vielen Gleichnis-"Erfüllung"-Umdeutungen, die der WT im Laufe schon mehrerer Generationen heute vornehmen mußte, warnen deutlich.

Die Gleichnisse sind Hilfsmittel zum Verständnis, die uns nicht ermächtigen, daß wir uns als dieser oder jener aus diesem oder jenem Gleichnis in die Brust werfen. Die Persönlichkeiten, die für Christen eine erfüllende und vorbildliche Rolle spielen, können nur die sein, die in der Schrift selbst erwähnt, gestaltet oder aufgezeichnet sind, keiner anders, wie treu und wirksam er in der Nachfolge Jesu Christi im Kleinen oder Großen bis heute auch war. Wir können auch in diesem Punkt nicht über das hinausgehen, was geschrieben steht. 1. Kor. 4:6.

Wenn der Same nicht gefressen, versengt, verdorrt und erstickt werden soll, muß er in guten, d. h. umgepflügten, vorbereiteten und fruchtbaren Boden fallen, wie uns Christus lehrt. Darum geht es auch CV in dem, was heute im Vergleich zur WI'G an Wahrheit über das biblisch und christlich richtige Verständnis unserer Zeit und Entwicklung unserer christlichen Verantwortung vor Gott und Menschen in ihr und über die Nachfolge Jesu in heutiger Zeit fälligerweise gesagt werden muß, über die biblische Hoffnung, die uns allein gegeben worden ist. CV ist eine Art Pflug, an den die Hand gelegt worden ist, um den guten Boden zu bereiten für eine Aufnahme des Samens dieser fälligen Wahrheiten Ein Pflug, der festgetretene und steinige Stellen aufreißt und Dornen und Disteln umpflügt.

Wie wird der gute Boden hier bereitet? Indem CV hinabsteigt in die reale Konfliktsituation, in der sich alle unter der Leitung der WTG befinden, und diese Situation in allen ihren Konsequenzen bewußt und sichtbar macht. Um was geht es?

Die WT-"Zeit des Endes" geht seit dem ersten WT-Datum 1799 schon in dies sechste Generation. 1975 geht auch vorüber als ein in die Welt posaunter Irrtum. Der WT ist dabei, ein "Vorbild" nach dem anderen umzudeuten und die alten Deutungen in der Versenkung verschwinden zu lassen Mit dem neueingeführten Ältestenamt wird die Organisation auf eine Zeit ausgerichtet, die völlig unbestimmt in die Zukunft reicht und den mit 1975 festgesetzten Beginn der 1000-Jahr-Herrschaft Christi weiter in eine unbestimmte Zeit verschiebt. Es gibt überhaupt keine klare Endzeitperspektive mehr! Hast du das noch nicht gemerkt?

Dann geht es um die von der WTG verneinte und mittels politischem Bibelmißbrauch bekämpfte soziale Mitverantwortung des Christen unter den Bedingungen einer sozialistischen bzw. kommunistischen "menschlichen Ordnung" um des Herrn willen nach 1. Petrus 2:13, in der wir leben. Allein CV bisher deckt die Zusammenhänge diesbezüglich auf und ist bemüht, allen Brüdern und Schwestern einen gangbaren Weg in diesen natürlichen "irdischen" sozialen Fragen zu zeigen. Auch Jehovas Zeugen sind auf Gedeih oder Verderb in diesen Fragen gefordert, weil Gott alle Menschen mit sozialen Bedürfnissen ausgestattet hat, die nicht zu berücksichtigen lebensgefährlich ist.

Schließlich geht es um die Lage in der WTG-Organisation selbst, um den inneren Zustand und Notstand und die an ihm zerbrechen und die das vor Gott und Menschen zu verantworten haben. CV ist hier dem Werk engstens zugewandt und macht die Zustände in ihrer Vielfalt, Vielschichtigkeit, Widersprüchlichkeit und Dramatik sichtbar. Aufschrei und Verzweiflung, Empörung und Rebellion, Fehler und Falschheit, Abwege und Abgründe, Trug, Betrug und Verbrechen, Mord und Selbstmord, Unmoral und Heuchelei, soziale Verantwortungslosigkeit und politischer Bibelmißbrauch, falsche Zahlen und Daten und Irrtum über Irrtum im Namen Jehovas und Christi Jesu bereits über sechs Generationen hin - das alles wird sichtbar. Dennoch wiederholen wir: Wir möchten auf die Aufrichtigen im Bethel eine Hoffnung setzen. Sehen sie denn das alles nicht?

So bereitet CV den Boden, die Hand am Pflug. Es wird auf diese Weise immer klarer, daß es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann und wird! Die WTG überschreitet selbst die von ihr als letzte Grenze festgesetzte Endzeit. Ein völlig neuer Weg in der Nachfolge Jesu Christi in himmlischer und irdischer Hoffnung ist unumgänglich. Möchte jeder die Verantwortung rechtzeitig erkennen.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

Der Eifer in den WTG-Hauptzweigen läßt nach
1975 wirft seine Schatten voraus
Das Abrücken von 1975 durch Überlagerung mit solchen Orientierungen wie "für die Ewigkeit dienen" oder "immerdar dienen" scheint nicht viel zu helfen. Auch die Einführung des Ältestenamtes wird mehr und mehr erkannt als ein Mittel, die Organisation über ihre gefährlichste Krise seit ihrer Existenz hinwegzubringen ohne durch eine weltweite Rebellion aus den Fugen zu geraten, wenn 1975 bedeutungslos vorübergeht. Als d a s Mittel, schon jetzt im "Turnus" alle, die sich nicht als bedingungslos WT-folgsam erweisen, von irgendeiner Leitungsfunktion in der Organisation zu entfernen.

Sollte man nicht annehmen, daß gerade in den wichtigsten und stärksten WTG-Zweigen der Eifer immer mehr zunimmt, je näher wir dem verkündigten Ende rücken, je dringlicher also die Notwendigkeit zu warnen und zu retten wird? Das Gegenteil ist der Fall. Der WT selbst klagt im Bericht über das Jahr 1972:

"Der Gesamtbericht einer Reihe von Ländern wie Australien, die britischen Inseln, Westdeutschland, die Philippinen und die Vereinigten Staaten zeigt, daß im vergangenen Jahr weniger Stunden mit dem Predigen des Königreiches verbracht wurden als im Jahr zuvor". (WT 15. 4. 73, S. 254) Eine genaue Überprüfung des Jahresberichtes 1972 ergibt einen Rückgang der Aktivität der Organisation in folgenden Hauptzweigen:

Australien, Bundesrepublik Deutschland, England, Westberlin, Dänemark, Finnland, Indien, Kanada, Norwegen Österreich, Philippinen, Schweden, Südafrika und USA. Der Rückgang der Aktivität beträgt über 7 670 000 Stunden "Felddienst".

Was sind die Ursachen dafür, daß die zunehmenden "Anspanungen" der WTG hier immer weniger beachtet werden Der WT macht alle möglichen "weltlichen" und inneren "nicht geistlich gesinnten" Einflüsse verantwortlich. Das ist jedoch völlig abwegig. Denn solche Einflüsse sind schon immer dagewesen und haben schon immer gewirkt. Wenn sie wirklich Ursache wären, dann müßte es schon immer ein Nachlassen der Aktivität gegeben haben.

Die WTG wird unglaubwürdiger. Das dürfte der Sache näherkommen. Gerade in den genannten Ländern ist die WTG-Geschichte der nichterfüllten Endzeittermine nur zu bekannt und nachprüfbar sowie in Erinnerung. In den meisten anderen Ländern kann die WTG mit weitgehender Unwissenheit und Gefahrlosigkeit in dieser Hinsicht rechnen, weil diese Zweige relativ jung sind und nur die neuesten WTG-Lehren kennen. In den alten Zweigen oder Hauptzweigen aber ist die Vergangenheit nicht leicht zu verbergen. Sie kommt nur zu leicht wieder in den Sinn.

Muß man nicht in den USA, England oder in der BRD z. B. aufmerken und stutzig werden und sich an die Erlebnisse von 1914, 1925 und 1945 erinnern, wenn man langsam aber sicher merkt, wie die WTG jetzt auch 1975 aus den Köpfen vertreibt Damit wird doch die gesamte bisherige Sicherheit in der Frage der "irdischen Hoffnung" und ihre mögliche Verwirklichung ins Wanken gebracht! 1975 war der letzte Termin, den die WTG seit 1914 für eine Erfüllung in "dieser Generation" setzen konnte. Danach sind die "Millionen Menschen" dieser Generation, die "nicht sterben" sollten, tot!

Was bleibt da angesichts der sich ausbreitenden Ungewißheit noch 1975 übrig, als daß man ganz natürlich beginnt sich Gedanken und Sorgen darüber zu machen, wie praktisch weiter? Wenn die Hoffnung und Sicherheit, die der WT bisher predigte, unglaubwürdig wird und ins Wanken gerät, muß dann nicht von ganz allein, ganz spontan und natürlich, die Besinnung darauf kommen, wie zunächst das eigene und familiäre Leben praktisch weitergehen soll? Auch Jehovas Zeugen sind doch Menschen mit den von Gott ursprünglich mit der Schöpfung allen gegebenen natürlichen sozialen Bedürfnissen und Ansprüchen! Wenn das "Königreich" das "Tausendjahrreich" ab 1975 nicht kommt, dann gibt es nur noch Ungewißheit! Dann ist alle WT-Klage darüber, daß sich immer mehr selbst auf ihre natürlichen "irdischen" Bedürfnisse besinnen, gänzlich abwegig. Was sollte denn sonst geschehen?

So klagt denn der WT über "geistige Schläfrigkeit", über "Trübung des Denkvermögens", über "Verdrängung der Beweggründe des Herzens durch fleischliche Begierden", über "Beeinträchtigung der geistigen Wachsamkeit", über "Zulassung, daß Entspannung zu wichtig wird", über "zu große Sorge um Nahrung, Kleidung und Obdach", über "Konzentrierung auf materielle Dinge", auf "geschäftliche Unternehmungen", auf "Beginn umfangreicher Bauvorhaben" und darauf, "schöne Häuser und Besitztümer (zu) schaffen".

Behauptungen wie Schläfrigkeit, Trübung des Denkvermögens oder fleischliche Begierden sind allerdings schon Verleumdung und Diffamierung. Denn es ist ganz natürlich und auch christlich legitim, sich um die praktische Weiterexistenz zu sorgen, wenn 1975 keine 1000-Jahr-Herrschaft, kein "irdisches Paradies" kommt. Auch der Apostel Paulus sagt ja, "die Ehre darein zu setzen, ein stilles Leben zu führen, den eigenen Geschäften nachzugehen, das Brot mit der Hände Arbeit zu verdienen, im Verkehr mit den Nichtchristen ehrbar zu wandeln, damit ihr niemandes Unterstützung nötig habt". 1. Thess. 4:11, 12. Da kann man niemandem einen Vorwurf machen, wenn angesichts der Haltlosigkeit von 1975 Arbeit, Brot, Verdienen und soziale Sicherheit ins Blickfeld rücken. Sind alle vom WT nicht selbst nur noch "irdisch" ausgerichtet? Das kann doch also gar nicht anders kommen!

Zumindest jedoch muß man es "irdischer" christlicher Verantwortung zurechnen, "niemanden Unterstützung nötig zu haben", was da geschieht, wenn 1975 keine 1000-Jahr-Herrschaft, kein Paradies auf Erden usw. zu erwarten ist. Der WT mag verleumden, diffamieren, warnen und drohen wie er will. Er erreicht damit nur das Gegenteil. Der Mensch lebt auch vom Brot, wie aus Matth. 4:4 auch hervorgeht, und das muß er sich schließlich selbst mit seiner eigenen Hände Arbeit sichern, nunmehr unbestimmt über 1975 hinaus, was Jehovas Zeugen betrifft. Die WTG selbst ist es, die mit der Unglaubwürdigkeit ihrer "irdischen" Voraussagen in ihren Hauptzweigen diese Entwicklungen bewirkt.
A. A.

Ein Versammlungsaufseher, der mutig vorausging
Aus der Arbeit von Bruder Willy Müller, Gründer und Leiter von CV
Sorgfältiges eigenes Bibelstudium:
Ich habe soeben nochmals die angegebenen Bibeltexte gelesen und es damit richtig gesagt, daß Judas an dem Abendmahl teilnahm und erst nach Beendigung desselben wegging Mithin stimmt es auch mit den Bildern, welche das Abendmahl zeigen, daß hier alle 12 teilnahmen. Die Behauptung der WTG stimmt hier nicht, daß Judas am Abendmahl nicht teilnahm, sondern nur am Passahmahl. Damit wäre. der Fall geklärt. Besten Dank für die Hinweise. (l. 4. 1972)
(Siehe die Schriftstellen Matth. 26:17-30, Mark. 14:12-26, Luk. 22:7-21, Anm.)

Christlicher Trost
für eine Schwester in schwerer Krankheit:
Da auch der Herr das Schwere zuläßt, muß es ja einem Zweck dienen, denn nichts geschieht umsonst. So wollen wir auch das Schwere tragen, wie es ja auch Jesus und Paulus und viele andere dem Herrn Ergebene taten. Der Herr wird uns ausrüsten mit Geduld und uns stärken. Ich wünsche Dir, liebe Schwester, baldige Gesundheit, zumindest, aber Erträglichkeit. Sei dem Herrn anbefohlen. (25. 9. 1971).

Über die WTG-Leitung:
Ihr Lieben, ihr meint, ich würde verleumderisch über die WTG-Leitung herziehen. Nichts liegt mir ferner als das, alles, was bisher gesagt wurde, ist Wahrheit, oft sehr milde gesagt, denn oft tue ich mir zugesandte Briefe abmildern, da es mir zu hart erscheint. Aber es muß gesagt werden. Vieles habe ich noch nicht gesagt, was ich mit der Organisation erlebt habe. Wie war es bei uns jetzt? Sie haben wirklich Spionage, Sabotage usw. betrieben, die Führung als solche, und wer mußte dafür leiden und büßen? Der kleine Bruder, die kleine Schwester, die gar nichts davon wußte, aber für diese Leitung büßen mußte. Ich werde das, was ich weiß, kundtun, damit es den Brüdern und Schwestern eine Warnung ist. Es ist keine Hetze, meine Lieben, sondern als Christen sollten wir immer die Gefahren kundtun, die wir erkennen, damit nicht auch andere in die Grube fallen. Ich sagte ja schon, daß ich jede CV an die Leitung sende, damit sie alles wissen und nichts hinter ihrem Rücken geschieht. Sie hat dadurch die Möglichkeit, alle Dinge, die den Brüdern und Schwestern zur Gefahr werden, abzustellen. Sie tut es aber nicht, sondern ändert nur die Methode, wenn etwas bekannt wird. Weshalb arbeitet man mit Geheimziffern, Funkgeräten usw.? Gehört dies zum christlichen Glauben? Ich kenne z. B. den Bruder sehr gut, der half, die Funkgeräte zu bauen. Die Haupträdelsführer waren dann natürlich rechtzeitig abgerückt, die Kleinen mußten es wieder ausbaden. Also, Ihr Lieben, so unschuldig sind sie nicht, wie Ihr denkt. (2. 11. 69)

An eine junge Schwester,
die nicht in den Himmel will:
Du meinst, Du willst nicht in den Himmel, sondern auf die Erde. Nun dieser Wunsch ist verständlich. Aber wo steht in der Schrift, daß Du Dich selbst für eine Berufung entscheidest? Wer beruft? Du selbst oder der Herr? 1. Joh. 3:2, Rö. 6:1, 8:28, 9:24, 1. Kor. 1 :9, 24, 26, 7:15, 17, 20. 1. Thess. 2:12 u. a. m. Müssen wir nicht alle durchs Gericht? Was wir für einen Gerichtsspruch erhalten werden von unserem Herrn, vermag wohl niemand zu sagen. Deshalb wollen wir bemüht sein, ein ihm wohlgefälliges Leben zu führen, damit wir Barmherzigkeit erlangen. Darum sollten wir uns keine Sorgen machen, was wir oder wo wir einmal sein werden. Dies legen wir vertrauensvoll in die Hände des Herrn, er wird alles wohlgestalten. Dies wirst Du sicher glauben. (2. 11. 69) (Die WTG mißachtet mit ihrer jetzigen irdischen Hoffnung Epheser 4:1-6 und Philipper 3:19, Anm.)

Über das staatsfeindliche Verhalten der WTG:
Gegen die Obrigkeit ist die WTG nicht, meinst Du? Wie vereinbart sich das aber? Warum führt man Geld von hier aus, was verboten ist? Man soll doch dem "Kaiser geben, was des Kaisers ist". Weshalb tut man das nicht? Diejenigen. die das tun gegen alles Gesetz, sind Märtyrer? In Wirklichkeit sind sie doch Gesetzesverletzer! (2. 11. 69)

Über Irrtum und Verantwortung:
Wie wollt Ihr das vor dem Herrn verantworten, wenn Ihr den Menschen Irrtum gelehrt habt? Ich habe es erkannt und versuche nun, meinen Irrtum zu korrigieren, in dem ich ihnen meine Erfahrungen mitteile. (2. 11. 69)
Der Zeuge Willy Müller schweigt nun,
aber nicht sein Werk. An uns liegt es, sein Zeugnis weiterzugeben, den Glauben, daß Menschlichkeit und Besonnenheit besser sind als Fanatismus, Liebe stärker als Haß. Er ging den Weg Jesu, auch wir wollen ihn gehen. (8. 5. 73) (Ein Bruder aus der BRD, der 1969 lange und gründliche Auseinandersetzungen mit dem Zweigbüro in Wiesbaden führte, über den Tod - 8. 1. 73 im 80. Lebensjahr von Bruder Willy Müller, Anm.)
Von einer Schwester zur Verfügung gestellt

Politischer Mißbrauch der Prophezeiung Hesekiels für neuen WT-Antikommunismus
Man wolle Christ und nicht Antikommunist sein, die Kinder zu christlichen Bürgern der DDR erziehen und nicht zu Antikommunisten, und eine christliche Persönlichkeit ausstrahlen und keine antikommunistische, wie es CV darstelle, jeder aufrichtige Zeuge Jehovas verhalte sich ebenso, CV habe nicht recht, so sei. es -
- mehrere CV-Leser -

Soweit das eigene Sein und Wollen betrifft, wäre es nur zu begrüßen, wenn dies wahr ist, und man möchte hier Aufrichtigkeit nicht streitig machen. Ob CV in diesem Zusammenhang recht oder unrecht hat, ist aber in erster Linie vom WT selbst abhängig! Jawohl, vom WT selbst, nämlich von dem was da für Jehovas Zeugen bezüglich Sozialismus/Kommunismus veröffentlicht wird, damit sie es wie alles andere zur Verkündigung, Erziehung und Persönlichkeitsbildung verwenden. Wer der Meinung obiger CV-Leser ist, das muß in Liebe, aber in aller Klarheit, gesagt werden, der steht nur mit einem Bein in der Wahrheit, mit dem anderen aber in einem tiefen Irrtum, der unversehens in eine gefährliche unbiblische Verstrickung reißen kann. Lies zunächst die folgenden Ausführungen.

Wir nehmen den WT vorn 15. Juni 1973, Nr. 12, mit dem Thema "Was für einen Herrscher benötigt die Menschheit?" zum neuesten Beweis. Es ist eine neue Deutung der Prophezeiung Hesekiels. Wir sagen eine neue, weil schon mehrere vorliegen, eine erste in Band VII der Schriftstudien von 1917, eine weitere in den drei Bänden Rechtfertigung von 1931/32 und nun im WT 1972/73. (In Buchform: " Die Nationen sollen erkennen, daß ich Jehova bin - wie?" 1971/ 72) - Was der WT jetzt über Hesekiel wieder "von Jehova gelehrt" (WT-Zweck) im Vergleich zu früher bringt, ist nicht nur miteinander im Widerspruch und aus diesem Grunde unannehmbar (5. Mose 18:20-22), es ist nunmehr auch eine antikommunistisch-politische Umdeutung Hesekiels! Eine Umdeutung, die die bisherigen antikommunistischen Tendenzen in der "Erziehung durch Verkündigung" unter Leitung der WTG weiter verstärkt und verschärft.

Damit sich jeder selbst überzeugen kann, wollen wir die sich "im Namen Jehovas" widersprechenden Hesekiel-Umdeutungen in den entscheidenden Passagen vorlegen. (Die von 1917 war 1931/32 im Wesentlichen geblieben) Es betrifft speziell Hesekiel 34:7-10.

Es war nicht ein "vorgeschritteneres, zeitgemäßeres Verständnis" Hesekiels in "Rechtfertigung" von 1931/32, wie jetzt verschleiernd gesagt wird (Nationen-Buch, S. 65), sondern es wurde als "klares Verständnis" zu "Gottes festgesetzter Zeit", als "Gottes Auslegung der Prophezeiung und somit die richtige Deutung" in Millionen von Büchern und Zeitschriften international verkündigt! (Rechtfertigung I, Vorwort S. 5 und S. 17, Magdeburg 1931) Und zwar wie folgt.

"In vielen Orten geht die Geistlichkeit unter den Leuten ihrer Kirchengemeinden herum, um sie auf vorbedachte und gottlose Weise zu bewegen, die Bücher, die die Botschaft vom Königreiche Gottes enthalten, und die sich die armen Leute nun angeschafft hatten, zu verbrennen.

Wenn sie sie in ihre Kirchengebäude einladen, tun sie es nicht, um zu ihnen über die Heilige Schrift zu reden, sondern sie schwatzen dort über irgend etwas, nur nicht über die Schrift. Diese Geistlichen sind deswegen vor Gott verantwortlich und müssen ihre Verantwortung tragen.

Jene Ältesten in den Gruppen des Bundesvolkes Gottes, die sich vom 'organisierten Christentum' getrennt haben, hernach aber den Dienst der Überbringung des Evangeliums vom Königreiche von Haus zu Haus bekämpfen oder es ablehnen, dieses Werk zu fördern, machen sich des gleichen Verbrechens schuldig, nicht noch den versprengten Schafen des Herrn gesucht zu haben.

Über diese ungetreuen Hirten (Geistlichkeit und untreue Älteste) verkündigt Gott folgendes Strafurteil." (Rechtfertigung II, S. 233f)
Es folgt Hesekiel 34:7-10. Der Kommentar verschweigt allerdings; daß der damaligen Ältestenfrage die unbiblische Abschaffung des Ältestenamtes zugrunde lag, wie seine Wiedereinführung heute bestätigt. Wir halten fest, 1931/32 war es "Gottes Auslegung", daß Hesekiel Geistlichkeit und damalige Älteste meinte. Was wird aus denselben Versen aus Hesekiel jetzt gemacht? Wir lesen:
"Die politischen 'Hirten' der Christenheit (die politischen Herrscher) haben gegeneinander gekämpft . . . Sie haben ihre Völker wie Schafe . . . geopfert . . . Wegen der Ungerechtigkeiten, die nicht richtiggestellt werden, haben viele der bedrückten Menschen zu verschiedenen neugebildeten, revolutionär eingestellten Organisationen Zuflucht genommen und sind dem materialistischen Radikalismus und dem atheistischen Kommunismus zum Opfer gefallen . . .

Wie irregeführte Schafe ohne Hirten ist das Volk als eine Beute für wilde 'Tiere' zerstreut worden. In der Christenheit herrscht dieselbe Situation, wie sie in Hesekiel 34:7-10 beschrieben wird". Es folgt dann wieder Hesekiel 34:7-10.
Wenn wir nun vergleichen, was sehen wir da? Die Prophezeiung Hesekiels ist für heute eindeutig politisch-antikommunistisch umgedreht worden! Der Vergleich des Kommunismus mit "wilden Tieren, denen das Volk zum Opfer gefallen ist, ist eine deutliche Fortsetzung der feindseligen antikommunistischen Hetze etwa aus dem Jahre 1952 des "kalten Krieges", als Kommunismus und Kommunisten im WT als "teuflischste Religion", als "befremdender unsinniger Wahn", als "ungezügelte wilde Tiere hinter dem Eisernen Vorhang" verschrien wurden. (WT 1. 6. 1952 dt.) 1931/32 also primär gegen Geistlichkeit und eigene Älteste, jetzt primär gegen die "politischen Herrscher" und Kommunisten! Verschleiernd was früher war! Und das alles von Jehova Gott? Wie könnte jemand übersehen, daß Gott unglaubwürdig und zum Lügner gestempelt wird, zu einem Tyrann der Willkür und Unberechenbarkeit, zu einem Meister der Verschleierung von Wahrheiten, wenn man den Wendungen des WT in seinen Bibeldeutungen - hier Hesekiel - immer im Namen Jehovas vorgetragen, folgen wollte? Wie könnte man da selbst anderen gegenüber glaubwürdig sein?

Sie schlagen den Aufrichtigen ins Gesicht
Die da wirklich ehrlich und aufrichtig Christen und keine Antikommunisten unter Jehovas Zeugen sein wollen, bekommen mit jeder neuen politisch-antikommunistischen WT-Äußerung einen weiteren Schlag ins Gesicht. Wenn sie dem WT weiter folgen wollen, sind sie gezwungen, diese WT-Politik mitzubetreiben, sich mit ihr zu identifizieren und auch ihre Kinder in diesem politischen Sinne der Verkündigung zu erziehen. Antikommunismus im Namen Gottes und Christi auszustrahlen. Das ist ein harter Glaubenskampf, allerdings an falscher Front. Warum so für Antikommunismus kämpfen? Warum nicht besser biblisch gegen diesen WT-Antikommunismus kämpfen. Hineingestellt in diesen Kampf bist du ohnehin! Und wievielen könntest du helfen, ehe es wieder zu spät sein könnte.

Die WTG steht mit allen, die ihr bedenkenlos folgen, auf dem verlorenen Posten des "kalten Krieges", wenn sie sich weiter dazu hergibt, in ihren Kreisen und öffentlich Haß und Feindschaft gegen die doch sozial ganz natürlich bedingte Entwicklung zu einer sozialistischen/kommunistischen "menschlichen Ordnung" (l. Petrus 2:13) zu verbreiten. Wie es der WT mit seinen fortgesetzten antikommunistischen politischen Ausfällen selbst beweist, gehört die WTG immer noch für den Bereich der Religionsgemeinschaften zu den reaktionärsten und entspannungsfeindlichen "kalten Kriegern", die nichts von friedlicher Koexistenz wissen wollen, die noch wie vor und bisher unwiderrufen ganz konkret gar "auf das Ende der kommunistischen Regierung in Ostdeutschland warten", wie es in gehässigem, antikommunistischem und antisowjetistischem Jargon im WT vom 15. 2. 65, S. 110 für alle Zeugen Jehovas formuliert ist. Sollte nicht der mit 1975 auf der Hand liegende Bankrott der gegenwärtigen "irdischen" WT-Hoffnungen wenigstens zur Mäßigung und Zurückhaltung mahnen, was die "irdischen" Fragen betrifft Aber nein! Sie treiben es auf die Spitze! Wohlan! Jeder erntet, was er sät, heißt es in Galater 6:7.

Denke doch niemand, politische Entspannung bedeute, nunmehr frei und ungehindert in der DDR z. B. die Christen auf die Vernichtung des sozialistischen Staates ausrichten zu können, des "Kommunismus in Ostdeutschland", weiter verstärkt und verschärft etwa durch solche Werke wie die jetzigen antikommunistischen Hesekiel-Umdeutungen, die man massenweise unter Mißbrauch der Freizügigkeiten einschleusen könnte. Der Herr überwaltet da nichts!

Es wäre gefährliche Einfalt, ja Torheit, das zu denken! Denn die Schrift verbietet in 2. Kor. 4:2 jede Geheimarbeit und sog. Kriegslist. Es ist höchste Zeit, hieraus die nötigen Konsequenzen für die gesamte Arbeit zu ziehen!

Die jetzt von der WTG vorgenommene antikommunistische Umdrehung Hesekiels sollte Anlaß für jeden aufrichtigen Ältesten, für jeden Bruder und jede Schwester, sein, sich hinzusetzen, um den gesamten politischen Zusammenhang um die WTG endlich genau zu prüfen. Auf ihnen als "Hirten" ruht eine Hauptverantwortung, eilig die "Schafe" aus den gefährlichen antikommunistischen WTG-Verstrickungen zu befreien, eingedenk dessen, was Paulus sagte: "Ich habe mich weder gegen das . . . Gesetz noch gegen den Kaiser irgendwie vergangen" (Apg. 25:8) Der WT leitet bisher politisch genau zum Gegenteil an. Die "Hirten" können ihrer Verantwortung nicht entgehen, weder so noch
C. W.

Worin besteht denn die Schlechtigkeit der Zeugen Jehovas,
daß in CV so über sie geschrieben wird?
Sind Jehovas Zeugen nicht überall gute Arbeiter? Bemühen sie sich nicht, überall Nächstenliebe zu üben? Sind sie nicht überall bestrebt, gute Menschen und gute Staatsbürger zu sein? Halten sie etwa nicht die Gesetze des Landes? Vertreten sie nicht hohe Grundsätze der Sittlichkeit und Moral? Was ist denn an diesen Menschen so schlecht, daß Ihr in CV so über sie schreibt? - Es war eine lange Aufzählung solcher Motive und Absichten zur Verteidigung der Zeugen Jehovas, die ein ZJ-Schwester unserem CV-Mitarbeiter vortrug, sehr eifrig und sichtlich erregt. Was könnte er ihr wohl da entgegnen?

Unsere Schwester machte durchaus den Eindruck, ehrlich und aufrichtig CV auf diese Weise entgegenzutreten. Sie hatte keine Furcht. Sie hatte aber auch keine Furcht vor gewissen Aufsehern, die es strengstens verbieten, sich mit CV irgendwie einzulassen, die sagen, CV sei "schwierig", denn natürlich sei darin das "Körnchen Wahrheit". Darum sei es besser, CV gar nicht erst zu lesen, sondern gleich zu verbrennen, sonst komme man in Schwierigkeiten. Das ist bestenfalls die Meinung von Unmündigen für Unmündige, die bekannte "Kindergartenmethode", jedes reifen Christen unwürdig.

Unser Mitarbeiter hörte der Schwester geduldig zu. Nun, liebe Schwester, ich habe Dir zugehört, nun bitte ich Dich, mich auch anzuhören. Ich habe nicht die Absicht und das Recht, Dich persönlich schlechtzumachen. Zwar haben wir alle unsere Schwächen, aber es wäre Verleumdung, einen Menschen nur hiernach zu beurteilen, nicht wahr? Sicher bist Du ehrlich bestrebt, überall nur Gutes zu tun. Das kann man sicher auch von den meisten Zeugen Jehovas sagen Andererseits haben sie natürlich auch ihre "schwarzen Schafe", oder?

Das ist schon wahr, das stimmt natürlich auch, erwiderte sie. Doch kann man verallgemeinern? Das wäre doch ungerecht.
Aber ja, sagte unser Mitarbeiter. Dennoch muß ich von der Schlechtigkeit der Zeugen Jehovas generell, allgemein, sprechen, von ihnen als Gruppe, als Gemeinschaft, unabhängig von den guten Absichten und Grundsätzen, von denen Du sprachst.

Laß mich Dich etwas fragen. Würdest Du es für gut und recht halten, wenn Deine Nachbarin Dich vor anderen Leuten und in der Öffentlichkeit nur schlechtmacht, nur herumgeht und Dich wegen vielleicht einiger wirklicher Mängel nur als verkommen, verderbt und böse hinstellt?

Oder wäre es recht und gut, wenn Du Deine Flurnachbarin auf diese Weise in der ganzen Nachbarschaft nur schlechtmachen würdest?
Könnte sie nicht mit gutem Grund zum Gericht gehen, und Dich wegen übler Nachrede und Verleumdung verklagen. sodaß Du bestraft wirst oder zumindest gezwungen, zu widerrufen und richtigzustellen? Könntest Du mir zustimmen, daß solches Schlechtmachen, egal durch wen, eine sehr unmoralische und strafwürdige Handlung ist?

Ja, ich stimme da voll zu, sagte sie. Aber willst Du das auf Jehovas Zeugen übertragen?
Was ich nun sagen will, erwiderte unser CV-Mitarbeiter, betrifft in der Tat Jehovas Zeugen als Gemeinschaft, als Organisation, und allerdings sogar Dich persönlich, wenn Du Dich mit dem identifizierst, was ich in dieser Hinsicht über die Zeugen Jehovas als Gemeinschaft sagen muß.

Bitte, ich werde sehen, sagte sie abwartend.
Unser Mitarbeiter: Wenn man einen Wachtturm, ein Erwachet, ein Buch, eine Broschüre oder ein Traktat der Zeugen Jehovas, besser der Wachtturmgesellschaft nimmt, dann ist meist das erste, was man gesagt bekommt, dieses: Alle Menschen und gesellschaftlichen Verhältnisse außerhalb der Organsiation der Zeugen Jehovas sind generell schlecht, verderbt, verkommen, unmoralisch, ungerecht, verrucht, verseucht, zügellos, gesetzlos, böse, reif, nur noch vernichtet zu werden. Das ist so das grundsätzliche Urteil aller dieser Schriften oder "gedruckten Predigten" über alles außerhalb der Organisation, über alle anderen Menschen, Staat und Gesellschaft.

Ist nicht dieses grundsätzliche Schlechtmachen aller anderen Menschen und aller anderen Ordnung außerhalb der eigenen Organisation genauso eine Verleumdung wie, wenn Du über Deine Nachbarin primär nur Schlechtes verbreitest?

Ist dies nicht nur in gleicher Weise Verleumdung, sondern eine viel schwerwiegendere und folgenschwere Verleumdung, weil dies organisiert und öffentlich und gegen noch viel mehr Menschen gerichtet geschieht?

Ich frage Dich weiter.
Mit welchem moralischen Recht nimmst Du als Zeuge Jehovas teil an solch organisiertem Schlechtmachen aller anderen Menschen und Verhältnisse, wenn Du es andererseits verurteilst, wenn Dich jemand nur in der Nachbarschaft schlechtmacht, verleumdet und Dir alle Arten von Unsittlichkeit anhängt?

Wenn Du Deiner Nachbarin zubilligst, sich unter Umständen gerichtlich gegen solche Ehrabschneiderei, üble Nachrede und Verleumdung zu schützen und die gesetzlich zur Vernunft zu bringen, die so etwas betreiben, warum wunderst Du Dich, wenn auch alle anderen Menschen, Gesellschaft, Staat und Regierung, nicht einverstanden sind, sich von den Zeugen Jehovas, öffentlich organisiert gar noch, grundsätzlich als schlecht, böse und vernichtungsreif verleumden zu lassen?

Siehst Du, liebe Schwester, darin besteht die Schlechtigkeit der Zeugen Jehovas als Gemeinschaft, daß sie Umwelt, Gesellschaft und Mitmenschen prinzipiell verleumden und schlechtmachen, auf daß sich jedermann auf der Stelle voll Ekel, Verachtung und Abscheu davon abwende und hin zur Organisation, daß jedermann von allem anderen als vernichtungsreif die Finger lasse.

Das kann man nicht ungestraft machen, weil die die Gesellschaftsordnung durch und für alle Menschen als lebensnotwendig nicht nur aufrechterhalten, sondern den allgemeinen Bedürfnissen entsprechend entwickelt und von allen mitverantwortet werden muß, soll sie allen Menschen hinreichend dienen, Jehovas Zeugen eingeschlossen. Willst Du das verneinen?

Unsere Schwester schwieg und antwortete nicht.
Was hilft es, wenn Du zu Deinen Kindern lieb bist, aber Deiner Nachbarin nur Schlechtes nachredest? Was hilft es, wenn Du an Deiner Maschine arbeitest, aber ständig Deine Mitarbeiter oder Arbeitskollegen verleumdest und schlechtmachst? Werden sie Dich nicht eines Tages davonjagen, wenn Du das nicht läßt? Was hilft es, wenn Du wohl nicht stiehlst, aber den Gesetzgeber nur als gesetzlosen Teufelsdiener brandmarkst und wenn Dein Mann vielleicht gleichzeitig unter Mißachtung der Gesetze für die Organisation Geld außer Landes schmuggelt? Ist das ein guter Bürger des Staates, der den Staat und seine Vertreter nur als "Feind" betrachtet und predigt?

Ja, wie ein Gebietsaufseher sagte, die Gesetze des Landes interessieren ihn wie "der letzte Dreck", wenn die Organisation etwas anderes verlangt, z. B. das GH-Geld gesetzwidrig und illegal noch dem Westen zu schmuggeln.

Das gibt es doch gar nicht, sagte unsere Schwester sehr entrüstet.
Natürlich gibt es das. Frage doch nur einmal konsequent noch dem Verbleib des Geldes!
Aber zu unserem Punkt. Nein, liebe Schwester, wie Du nicht Deine Nachbarin nur überall schlechtmachen kannst, so kannst Du auch nicht als Zeuge Jehovas unbehelligt unter Deinen Mitmenschen herumlaufen und sie und unsere ganze Gesellschaftsordnung nur schlechtmachen und vernichtungsreif predigen. Das kann man, wie gesagt, nicht ungestraft machen. Das ist Verleumdung, hier im Kleinen, da im Großen. Denke daran, daß es die Schrift direkt verbietet, irgendwie unter den Mitmenschen als Verleumder herumzulaufen! (l. Petr. 4:15)

Untergrabe doch einmal systematisch das Vertrauen im Hause zu Deiner Nachbarin, indem Du sie überall grundsätzlich schlechtmachst!
Ich glaube, Du wurdest solches Tun empört von Dir weisen. Aber das machen Jehovas Zeugen öffentlich und im Großen, mit ihrer Literatur, in ihrer Verkündigung, und darin besteht ihre Schlechtigkeit, wenn sie der Wachtturmgesellschaft weiter bedingungslos folgen.

So ist das.
Unsere Schwester schien doch sehr nachdenklich zu sein, als sich unser CV-Mitarbeiter von ihr dann verabschiedete.
(eingesandt)

Wie sieht es in der Organisation aus?
Notizen zur Lage
Allgemein ist festzustellen, daß die Mehrheit der einfachen Verkündiger über die Zustände und Vorgänge in der Ältestenschaft in keiner Weise hinreichend orientiert wird. "Unten" hat man von den Konflikten, Auseinandersetzungen und Problemen in der Leitung fast keine Ahnung. Es wird ständig eine "glückliche" und "freudige" Ältestenschaft geschildert Die wirkliche Lage ist äußerst kompliziert.

Unter einer beträchtlichen Anzahl Ältester herrscht große Unzufriedenheit darüber, daß mit dem Jahrbuch 1972 fortan nur noch einige wenige Länderberichte gebracht werden Damit sei nichts Gutes erreicht worden. Bisher habe man sich wenigstens einmal im Jahr eine gewisse Übersicht über die Situation im eigenen Lande machen können. Sie haben sich ausgerechnet: Wenn pro Jahr nur immer ca. fünf Länder im Jahrbuch behandelt werden, dann kommt jedes Land - insgesamt sind es doch 208 Länder - in ca. 40 Jahren einmal an die Reihe! Das sei eine ganz unmögliche Berichterstattung über das weltweite Werk! Und das kurz vor 1975, wo alles in wenigen Jahren zu Ende sein sollte.

Darin setzen sich viele über die Vorkehrungen der WTG hinweg. Es verstärkt sich der Drang nach Unabhängigkeit, das zu tun, was wirklich praktisch ist. Der Widerstand gegen bedenkenlose Unterwürfigkeit mehrt sich. Älteste stellen ihre eigenen Methoden, Gesichtspunkte und Entscheidungen gegen die allzu fernen und lagefremden Weisungen aus Brooklyn und Wiesbaden, die hier konkret überhaupt nicht brauchbar sind. Selbst der monatliche Ersatz-Königreichsdienst redet an den realen Bedingungen und Möglichkeiten munter vorbei.

Zuviele, die etwas zu sagen haben, haben aus lauter "Brandmauer"-Isolierung heraus überhaupt keine Praxis mehr und stattdessen den Kopf in "theokratischen Wolken", aus denen sie dann Blitz und Donner niedergehen lassen ohne selbst je an die "Front" zu gehen.

Die Gespräche mehren sich vor allem um 1975 und daß "diese Generation" zu Ende sein müßte. Viele sind ungeheuer gereizt, wenn sie auf 1975 angesprochen werden, um ihre Meinung zu sagen, weil sie genau merken, was es bedeutet, wenn der WT jetzt nichts mehr von 1975 wissen will, sondern so sagt: "immerdar dienen", "für die Ewigkeit dienen" und ähnlich.

Viele Besprechungen der Ältestenschaft geraten alsbald ins Stocken, weil mehr und mehr Mangel an Vertrauen sichtbar wird. Dann kontrollieren einige sogar, was andere zuhause oder bei der beruflichen Arbeit für Kleidung tragen, um den "berühmten" Einspruch zu begründen, "nicht frei von Anklage".

Beim Geld hört die Gemütlichkeit auf. Unter den gegebenen Bedingungen kann nichts wirklich kontrolliert werden. Riesige Summen sind schon verschwunden. Die "Spendenfreudigkeit" läßt merklich nach.

So mancher ist im Grunde froh, daß er mit dem Ältestenturnus das Dienstamt losgeworden ist. In vertrautem Kreise wird kein Hehl daraus gemacht. Sie kommen endlich aus der Spannung heraus, in der sie durch die WTG-"Kriegslist", Geheimhaltungspflicht, Brandmauertaktik, Staatsbetrügerei, Neutralitätsvortäuschung zur Antikommunismusvertuschung und Geldschmuggelei ständig leben mußten.

Sie sagen, ein Hauptteil der Nervosität, Gereiztheit, Barschheit, Grobheit, Härte, Unduldsamkeit und Konflikte in den Ehen und mit den Jugendlichen und Kindern komme auf das Konto dieses jahrelangen Lebens im "Untergrund" der WTG-"Kriegslist" Offen wird gesagt, daß an sie niemand herantreten dürfte um sie zu veranlassen, als "Kurier" die GH-Gelder illegal aus dem Lande zu schmuggeln.

Sie hätten nicht die geringste Lust, sich im Widerspruch zu Christi Gebot, die Gesetze des Cäsars zu respektieren, als Kriminelle vor Gericht stellen zu lassen. Sie sagen, es müsse ein ganz neues Überdenken des Verhältnisses zum Staat geben, das biblisch nicht in Ordnung ist.

Andere Älteste wollen nur noch mit der Bibel arbeiten. Was bringt der WT besonderes? Es gehe heute vorrangig um den Zusammenhalt der Organisation. Fast nichts mehr als bloße Organisations-Selbsterhaltung. In den Büchern zwar Neuauflagen alter Bibelauslegungen, aber im Wesen auch nur "biblische" Selbstdarstellungen der Organisation, als ob selbst die heutigen WTG-Kongresse in der Bibel bis auf das Datum vorausgesagt seien. Das gehe wirklich zu weit. Mit christlichen Grundsätzen würden auch andere Gemeinschaften und Kirchen zusammengehalten, oft mit größerem Erfolg für die innere Geborgenheit und Verbundenheit. Darum geht es also nicht. Man müsse doch eher nach dem Zweck fragen, zu dem das geschieht. Eine bloße organisatorische Selbsterhaltung sei an sich sinnlos. Das Werk habe doch seinen Sinn nur deshalb, weil es um eine "Zeit des Endes" in "dieser Generation" ging. Die ist aber mit 1975 gestorben, obwohl alles weitergehen wird, wie jetzt schon angesteuert wird. Sterben die dahin, die 1914 mit der Verkündigung gewonnen wurden, "Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben", dann hat die Organisation Sinn und Zweck verloren. Man müsse also ins Auge fassen, den Weg ausschließlich zurück zur Bibel zu suchen und zu gehen. Solche Betrachtungen werden immer mehr unter Ältesten angestellt.
CV-Beobachter
Bezirk Karl-Marx-Stadt

Katzenhaftigkeit, königliche Haltung, soldatisches Auftreten, Matronenhaftigkeit und Kriecherei einüben
BIBLISCHE DRAMEN ALS NEUER DIENST
Es begann auf den WTG-Kongressen der letzten paar Jahre. Auf dem Bezirkskongreß "Göttlicher Name" 1971 wurden z. B. alle durch das Schauspiel oder Drama "Jehova segnet die Loyalgesinnten" überrascht. Es gibt davon inzwischen eine ganze Reihe weiterer, wie z. B.: "Respektiere Jehovas Ernennungen",

"Mache Jehovas Vorhaben zu deinem Lebensinhalt",
"Was ist in deinem Herzen?" (Herzton),
"Die Beantwortung deiner biblischen Fragen",
"Bist du ein neuzeitlicher Jona?",
"Gürtet euch mit Demut".
Die Fragen mehren sich aber, warum solche Methoden des Dienstes eingeführt werden. Es gibt sehr verschiedene Ansichten darüber, denn nicht alle lassen sich durch solche neuen Formen unkritisch begeistern. Die Ansichten sind zum Teil sehr überraschend. Wir bringen hier, was aus verschiedener Versammlungen bekannt werden möchte. Denkt man in deiner Umgebung ebenso oder ähnlich?

- Diese neue Schauspielerei gefalle ihnen nicht. Das hätten die Apostel und Jesus auch nicht gemacht. Die Römer hatten damals auch schon ihre Theater, ohne daß die Apostel auf solche Methoden verfielen. Wie könnte ein Nachfolger Christi auf einer Schaubühne vielleicht gar teuflische Bösewichter spielen und was sonst noch an negativen Dingen darzustellen sei.

- Wer lange im Werk steht, läßt sich nicht durch die Bezeichnung "neuer Dienstzweig" hinreißen, Es ist nicht alles Gold, was glänzt und nicht alles Nachfolge Christi, was neu ist.

- Wer dieses Schauspielen eingeführt hat, hätte ganz offensichtlich die Kürze der Zeit über Bord geworfen. Der würde in ganz anderen Vorstellungen über die Zeit, in die wir gehen, denken, was noch verborgen wird. Der glaubt an überhaupt kein Ende mehr, sonst könnte er nicht diese Schauspielerei einführen, anstatt alle verfügbaren Kräfte in den unmittelbaren Felddienst zu werfen.

- Das ist eine vorübergehende Erscheinung. Früher stellte man auch Grammophone in die Hausflure, um die Botschaft erschallen zu lassen. Dann wurden Rundfunkstationen gekauft und wieder verkauft. Solche Methoden sind nur Verschleuderung von Kraft und Mitteln, wo es sonst so sehr auf das "Scherflein der Witwe" ankommt.

- Ist es nicht albern und Kinderei, sich die bunten Bilder der Dramen anzugucken, während der Text mit verteilten Rollen gekünstelt nachgelesen oder vom Band gespielt wird? Was macht das alles für Kosten, für Risiko? Wissen sie im Zweigbüro nicht mehr, wohin mit dem Geld? Gibt es keine Bedürftigen unter dem Volke Gottes mehr?

- Ein sinnloser Aufwand an Kraft und Zeit. Es werden Requisiten gebraucht, Proben abgehalten wie im Theater, Rollen auswendig lernen, Kostüme und Masken. Die Proben machen den meisten Ärger und Verdruß, weil die Schauspielerauswahl aus den Reihen der Brüder und Schwestern viel Enttäuschungen bringt sowie viel Günstlingswirtschaft seitens der Brüder "Regisseure". Viele trimmen sich völlig umsonst und werden dann abgewiesen. Ehrgeiz und Tränen sind die Begleiter. Das Zweigbüro hat wohl angewiesen, das auf ein Minimum zu reduzieren, abschaffen soll man diese ganze zusätzliche Nervenaufreibung aus der Organisation! Wem nur so etwas einfällt! Dafür sollten sie lieber Bibelstunden mit den Menschen durchfuhren, die noch gar nicht erreicht sind! Das sind noch Millionen. Statt dessen proben sie Schauspiele, ziehen sich Kostüme und Masken selbst von Satansdienern für die Bühne an und üben sich in Gesten und Mimik von allerlei wie "katzenartige Bewegungen, Beleibtheit, rauhes Aussehen, Damenhaftigkeit, königliche Haltung, soldatenhaftem Auftreten, autoritativ, kriecherisch und matronenhaft". (Drama: "Gürtet euch mit Demut", Anleitung) Ist nicht jede Stunde solcher Einübungen schon zuviel, während Millionen von der Botschaft überhaupt noch nichts gehört haben?

Was soll man zu diesen Ansichten sagen? Wie weit kann man ihnen zustimmen?
Insgesamt kann man vielleicht so sagen: Diese Schauspielerei ist in erster Linie für die eigenen Organisationsbedürfnisse gedacht. Man will keineswegs primär andere Menschen auf diese "neue" Weise anlocken oder dem weltlichen Theater Konkurrenz machen. Schaut man sich die Themen an, dann bestätigt sich das.

Es geht um den Zustand der Organisation selbst, um ihre Erhaltung. Mit neuen Mitteln und Methoden sollen alle beisammengehalten werden, begeistert, engagiert, bei persönlichen Neigungen, Interessen, Hobbys gepackt und gebunden. Wieviele werden durch Tanz, Kino und Theater auf andere Wege geführt. Also läßt man das Tanzen in der Organisation selber zu (V/73). Dann führt man selber Filme vor. Dann läßt man in der Organisation selbst Theater spielen und sehen.

So erweist sich dieser "neue Dienstzweig" zwar nicht als urchristlich, aber als Mittel unter anderen, die Risse in der Organisation zu kitten und so manchen auf neue Weise zu binden und voll zu beschäftigen.
Es scheint auch hier die Absicht hervor, die Organisation so mit sich selbst zu beschäftigen, daß alle bis über beide Ohren in Arbeit und Verantwortlichkeit stecken, so daß niemand bemerkt, in welche Zerreißprobe das ganze Volk mit 1975 und dem wieder nicht kommenden Ende geraten ist. Damit die Organisation auf alle Fälle für irgendeine zweckmäßige Weiterarbeit in unbestimmter Zukunft erhalten bleibt, für die man mit Sicherheit nach und nach auch das "biblische" Selbstverständnis und die Lehren zweckmäßig wieder verändern wird.

Es kann ähnlich werden wie 1914, als auch noch 40 Jahren Verkündigung und Ankündigung Harmagedon und das Ende nicht gekommen waren. In ca. 10 Jahren hatte WTG-Präsident Rutherford es schließlich im wesentlichen geschafft, das von seinem Vorgänger Russell entfaltete Endzeitverständnis völlig umzuändern, die politische Haltung der Organisation zu Gesellschaft und Staat zu einem Mittel des "Martyriums" zu machen und alles auf eine weitere Generation auszurichten. Bis Ende der zwanziger Jahre waren die damaligen Ältesten, die das durchschauten, aus der Organisation hinausgeworfen und durch junge, unkritische Kräfte ersetzt und das "gefährliche" Ältestenamt als "unbiblisch" abgeschafft. Mit nur umgekehrtem Vorzeichen durch Wiedereinführung des Ältestenamtes, um alle heutigen Kritiker ausschließen zu können, wird das jetzt angesichts 1975 wieder versucht. Die jetzige Schauspielerei kann man als eines der inneren Mittel der Organisation bezeichnen, die Organisation in dieser neuen Krise auf jede Weise zu festigen und für eine weitere unbestimmte Zeit zu retten und marschbereit zu halten.
A. Z

INTERESSANTE MITTEILUNGEN
JAHRBUCH 1973 BESTÄTIGT
Im Jahrbuch 1973 (dt.) im Bericht über die Britischen Inseln (S. 106f) geht die WTG erneut auf die umstrittene Tatsache eines geheimen Funkgerätes im 1. Weltkrieg, aufgestellt im Hauptbüro in Brooklyn, ein. Das Jahrbuch bringt folgende Erklärung dazu als tatsachengemäß:

"Verbotenes Funkgerät - Reuter berichtet, daß die Bundesbehörden in New York das Tower-Bürogebäude am Lower Brodway besetzt haben, wo ein Funkgerät entdeckt wurde, das stark genug ist, um Nachrichtenverbindung mit Deutschland herzustellen. Dieser Funkapparat befand sich im Besitz eines gewissen Richard Pfund, ehemals Direktor der Telefunkenwerke in Tuckerton und Sayville. Obwohl der Apparat nicht angeschlossen war, erklärten Experten, er könne innerhalb einer halben Stunde in Gang gesetzt werden. Als Pfund darüber befragt wurde, erklärte er, er experimentiere für die amerikanische Kriegsmarine. Die Richtigkeit dieser Erklärung wurde später nachgewiesen, aber die Behörden stellen jetzt weitere Untersuchungen ein."

Bevor zu diesem Jahrbuch-Bericht mehr gesagt wird, ist es gut, einige andere bekannte WTG-Erklärungen hierzu zu betrachten.
Im WT vom 15. Juni 1955, "Neuzeitliche Geschichte der Zeugen Jehovas", 8. Teil, hieß es: "Tatsache ist, daß Pastor Russell zu seinen Lebzeiten von einem Bruder einen kleinen Empfänger für eine drahtlose Telegrafie erhalten hatte. Dies war im Jahre 1915 gewesen . . ."

Im WTG-Geschichtsbuch "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben" (dt. 1960) S. 76 hieß es dazu: "Der geheime US-Armee-Nachrichtendienst in der Stadt New York führte eine Durchsuchung des Hauptbüros der Gesellschaft durch . . . Im Jahre 1915 hatte jemand Bruder Russell ein kleines Empfangsgerät gegeben . . . Antenne auf dem Dach des Bethels angebracht, um zu versuchen, Botschaften aufzufangen, doch ohne viel Erfolg . . . Als im Jahre 1918 zwei Leute vom Armeegeheimdienst durch das Bethel gingen . . . Die Brüder waren sogleich einverstanden, daß die Armeeleute den Empfänger mitnahmen . . ."

In dem 1970 in der DDR und BRD veröffentlichten Werk "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft" Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin, Abschnitt "Die mysteriöse Funkanlage im WTG-Hauptbüro . . ." wurde dies näher behandelt. Es wurde dargelegt, daß es sich bei dem Funkgerät nach Vergleich mit Aussagen des USA-Geheimdienstchefs A. W. Dulles tatsächlich um ein Spionagegerät gehandelt hat. Weiter, daß Russell dieses Gerät erhielt, als im gleichen Jahr 1915 die USA-Regierung die zwei einzigen Funkstationen in Tuckerton und Sayville zur Verhinderung illegalen Funkverkehrs mit dem kriegführenden Deutschland beschlagnahmte. Die Stationen hatten u. a. für das Bankhaus Warburg gearbeitet, deren Gebrüder einer in Deutschland im Geheimdienst arbeitete.

Mit der Jahrbucherklärung, daß der Besitzer des Funkgerätes, der es Bruder Russell nur schenken konnte, der ein "Bruder" war, und zugleich Direktor der Werke in Tuckerton und Sayville, werden die Angaben in der Dokumentation von 1970 bestätigt. Wenn weiter richtig ist, daß der Bruder Pfund mit dem Funkgerät für die amerikanischen Kriegsmarine experimentierte, so ist nicht mehr verwunderlich, daß WTG-Präsident Rutherford vor seiner Verhaftung 1918 enge Beziehungen zu Offizieren der amerikanischen Marine hatte (Dok. S. 102). Einer der Gebrüder Warburg saß im Aufsichtsrat der Hamburg-Amerika-Schiffahrtslinie, deren Generaldirektor Dr. Bünz auch 1918 in den USA wegen Spionage verhaftet wurde.

Die genannte Dokumentation wurde 1970 veröffentlicht Wer hat in Brooklyn den Jahrbuch-Bericht 1973 über die Britischen Inseln so verfassen lassen, daß er die Dokumentation in ganz wichtigen Dingen bestätigt und ergänzt? Sind schon Kräfte in der WTG-Führung selbst am Werke, die sich durch Aufdeckung der gefährlichen politischen Bindungen der WTG distanzieren wollen, um vielleicht nach 1975 in nicht mehr mißbrauchtem christlichen Glauben neu anzufangen?
Die Bestätigung der Dokumentation durch das Jahrbuch 1973 ist eine echte Sensation! Wir sind gespannt, wie das weitergeht!

"DIESE GENERATION" WIRD ABGESETZT - KLAGEN AUS GELSENKIRCHEN
CVN. - "Unser Bruder K. ist ein sehr gütiger und hilfreicher Bruder. Nur kann er in unserer Versammlung nichts werden wegen seiner großen Liebe zu allen und Hilfsbereitschaft. Vor allem verrichtet er eine gute Hirtentätigkeit. Von einigen Brüdern, vor allem, die die Spitze bilden, wird er förmlich gehaßt. Vor einigen Monaten hat man ihm das Dienstamt genommen mit der Begründung, er wäre zu alt. In den letzten Wochen ist vieles offenbar geworden:

Das Unreine und Schlechte in unserer Versammlung, die als geistig krank und schwach bezeichnet werden kann. Unsere Jugend wird sehr vernachlässigt. F. als Hirte tat nichts für sie und B. ist auch nachlässig. Er ist zur Zeit in Spanien, vorher machte er sich in Holland an der Küste schöne Tage. Wir sind sehr enttäuscht von ihrer Aufsehertätigkeit, sogar sehr entmutigt, sie gerade sind die besten Freunde vom Aufseher".

ANTIKOMMUNISTEN PRÄGEN DIE ORGANISATION
Zur Feststellung von CV, daß die WTG nach wie vor von Antikommunisten geleitet werde, sandte ein Leser einen Ausschnitt aus der "Stuttgarter Zeitung" vom 6. Februar 1963 über den WTG-Beauftragten Willy Einschütz, 1971 Kongreß Westberlin, 1972 Kongreß Pirmasens. Die Zeitung schreibt: "Herr Einschütz, Beauftragter der Wachtturm-Gesellschaft, sagte unter anderem, allenthalben sei eine Auflehnung gegen die Wahrheit und Gerechtigkeit festzustellen, der Kommunismus gewinne immer mehr an Boden". Unser Leser: Den Kommunisten könne ihr Kampf für soziale Gerechtigkeit nicht abgesprochen werden. Es sei verantwortungslos, wie solche WTG-Beauftragten die Organisation antikommunistisch abstempeln, auch anderen müsse man Wahrheit widerfahren lassen.

Die Hand ist an den Pflug gelegt
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Schon ist 1973. Die Zerreißprobe um 1975 kommt näher. Die Alten, die "diese Generation" seit 1914 durchgehalten haben, sind bald alle tot oder im Ältestenturnus aus den Dienstämtern entfernt. Wird es der Führung in der WTG noch dem kürzlichen Ausschluß von über 300 Bethelmitarbeitern aus dem Hauptbüro gelingen, mit den inzwischen noch vorn gcschobenen jüngeren, unkritischeren Brüdern wieder eine Generation weiterzumachen? Hier "inmitten des Kommunismus" (WT 4/72) in Fortsetzung des antikommunistischen, gesellschaftsfeindlichen und die sozialen Bedürfnisse aller Menschen mißachtenden Kurses, was die politische Tendenz der Verkündigung (jetzt Hesekiel!) betrifft? Dann bleibt die umfassende sozialpolitische Auseinandersetzung mit diesem Werk nicht aus. Was man sät, muß man ernten! Gal. 6:7.

Auch diese CV-Ausgabe mit ihren unterschiedlichen Beiträgen zu dieser Konfliktlage soll helfen, die wirkliche Sachlage zu erkennen und die notwendigen christlichen Entscheidungen für Gegenwart und Zukunft vorzubereiten. Die Beiträge möchten weiter den Blick schärfen, genauer hinzusehen und gründlicher zu prüfen, was sich unaufhaltsam und unabwendbar vollzieht, ja zusammenzieht! Keiner, der Verantwortung trägt, wird ihr entgehen können.

Die Schrift selbst gebietet, "vor Gott als bewährt dazustehen als ein Arbeiter, der sich seiner Arbeit nicht zu schämen braucht, da er das Wort der Wahrheit richtig darbietet" (2. Tim. 2:15), "allezeit bereit, euch gegen jedermann zu verantworten, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch lebt" (l. Petr. 3:15). Die Lage ist ernst. Bist du bereit, als Christ, den WTG-Kurs des Antikommunismus, der Gesellschaftsfeindlichkeit und Mißachtung der unabdingbaren sozialen Bedürfnisse aller Menschen "gegenüber jedermann zu verantworten"? Wir wollen den Sinn freimachen und helfen, in dem was da kommt, den richtigen Weg vor Gott und Menschen zu finden.
Eure Brüder CV-Leitung Gera/Thür.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0.20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos. Ag 9219-73 V 7 1 1393

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 52

Wie bei Jehovas Zeugen aus "Dienern" "Aufseher" wurden. Ein Thema dieser CV-Ausgabe.

CV Christliche Verantwortung
Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14: 20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft (WTG) und WTG-bedingter Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit

Nr. 52 Gera September 1973

WERDET ABER ERWACHSENE AN VERSTÄNDNISVERMÖGEN
1. Kor. 14:20 NW
Liebe Leser!
Es ist Aufgabe und Verantwortung aller Glieder der Christenversammlung, kritisch zu prüfen, was sich als Geist, Lehre und Wahrheit von Gott ausgibt. "Geliebte, schenkt nicht jedem Geist Glauben, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott her sind", sagt der Apostel in 1. Joh. 4:1. Es ist urchristlich, jede Lehre schriftmäßig kritisch zu untersuchen, bevor man sie annimmt. Apg. 17:11. Das bedeutet und verlangt natürlich eine umfassende Information für alle Glieder der Christenversammlung.

Das ist heute umso mehr erforderlich, da die Organisation vor einer sehr ungewissen Zukunft steht. 1975 wird vorübergehen, ohne daß irgend etwas geschieht, daß ein Ende der 6000 Jahre und den Beginn des 1000jährigen Königreiches auf Erden anzeigen würde. Nur wer versteht, zwischen den Zeilen der WTs zu lesen und die Untertöne der großen Kongreßvorträge herauszuhören merkt, wie man in Brooklyn dabei ist, die Weichen völlig neu zu stellen, auf eine vierte Generation - seit 1874. Niemand braucht furchtsam und ängstlich zu sein, CV in die Hand zu nehmen und zu lesen. CV wird angesichts der Lage immer unentbehrlicher. Darüber hinaus ist es doch nur zu notwendig, sich über das zu informieren, was jedermann zugänglich ist, das Werk betreffend, ja, gerade aus diesem Grunde muß man CV kennen.

CV führt die schriftgemäße Auseinandersetzung sehr differenziert und unterschiedlich. Das sollte nicht befremden. Es sollte auch nicht zu falschen Schlußfolgerungen verleiten, als ob sich CV widerspreche. Die Hauptauseinandersetzung wird ohne Zweifel mit den Hauptverantwortlichen geführt, mit der WTG bzw. der Leitenden Körperschaft, den Zonen-, Zweig-, Bezirks- und Kreisdienern z. B. Es besteht kein Grund, das den Versammlungen vorzuenthalten. Wie sollten sonst die Versammlungen "die Geister prüfen" können? Alle müssen Strategie und Taktik der WTG kennen Übrigens, sind es nicht die Versammlungen, die einfachen Verkündiger, die jeweils "ins Feld" oder aufs "Schlachtfeld" geschickt werden?

Wenn in CV unterschiedliche Äußerungen zu finden sind, so deshalb, weil es über die WTG die unterschiedlichsten kritischen Ansichten gibt, die sich auch manchmal widersprechen Was will man von den nachdenklichen Brüdern und Schwestern in den Versammlungen erwarten, wenn die WTG ihnen mit der Entfernung der Sonderdienerlisten aus den Jahrbüchern z. B. selbst die letzten Möglichkeiten einer Übersicht über die Personalentwicklung der WTG genommen hat? Müssen sich nicht viele erst mühsam durch solche Entmündigung hindurchringen? CV macht diese unterschiedlichen Ansichten über die WTG lediglich sichtbar unabhängig davon, ob solche Ansichten geteilt werden können oder nicht.

Das Anliegen von CV selbst ist nicht Kampf gegen Gott, Glauben und Christentum, wie einige sich versteigen zu behaupten. CV könnte und will gar nicht gegen Jehova kämpfen. CV kämpft gegen schriftwidrigen Gebrauch von Glauben und Christentum, für ein schriftgemäßes Verhalten und Handeln als Christ und Bürger. Angesichts der bisherigen Fehlanleitungen durch die WTG gerade in der Obrigkeitsfrage mit den sinnlosen Opfern an Freiheit und Leben, die das die einfachen und gutgläubigen Verkündiger gekostet hat - jeder der hauptverantwortlichen Hirten wie Präsidenten, Direktoren, Zonen- und Zweigdiener hat es bisher stets rechtzeitig verstanden, immer nur die Kleinen aufs Schafott gehen zu lassen - ist es keine Vermessenheit, sondern bitterste Notwendigkeit, der WTG gegenüber das schriftgemäße Verhalten darzulegen. Wer seid ihr schon gegen die Brüder in Brooklyn, wirft man CV vor. Wir antworten, daß Christus selbst den Geringsten unter den Brüdern für groß geachtet hat. Matth. 25:40, Luk. 7:28. So kämpft CV selbst für eine bessere, für eine in allem wirklich schriftgemäße Form der Gottesanbetung.

Damit ergibt sich auch eine Bemerkung zum christlichen Verhalten als Bürger in unserem Lande. Man soll doch nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Wir werfen das nicht der WTG vor, die nämlich genau weiß, daß sie es selbst ist, die die politischen Fragen auf die Tagesordnung setzt, indem sie schon seit dem 3. WT im Jahre 1879 den Kampf gegen den Kommunismus an ihre Fahnen geheftet hat, als es überhaupt noch keine sozialistischen Länder gab. (WT 1. Januar 1962 Abs. 5, dt.) CV beantwortet lediglich diese antikommunistische psychologische Kriegführung des WT und weist in Übereinstimmung mit 1. Petr. 2:13, sich als Christ der menschlichen Ordnung einzufügen, den notwendigen Weg.

All dem gegenüber gibt es auch eine Gruppe von CV-Lesern, "Deine von Dir informierten und Deine Kommentare lesenden Brüder" nennen sie sich u. a., an die Adresse des CV-Herausgebers gerichtet, die zornerfüllt und wutentbrannt auf CV reagieren. Sie verfassen sogar lange Gedichte gegen CV, in denen ein unglaublicher Haß lodert, der schon Gossencharakter hat. Wir empfehlen diesen "Dichtern", ihre Geistesprodukte erst Wiesbaden vorzulegen, bevor sie damit im Namen Jehovas zu operieren beginnen. Denke dir irgend etwas maßlos Gehäßiges gegen CV aus und du hast eine ungefähre Vorstellung von diesen "Dichtern".

Interessant ist aber die Bemerkung in einem Brief zu solcher "Dichtkunst", CV aus Erfurt zugesandt:
"Ich bin fest davon überzeugt, daß der Tag kommt, an weichem die Gesellschaft (WTG) gegen Sie zu Felde zieht und samt Anhängsel der Dummheit und Vermessenheit überführt".

Die Totschweigetaktik der WTG gegen CV scheint ihnen unheimlich und sie drängen förmlich darauf, daß der WT vernichtend gegen CV losschlägt. Wenn diese "Dichter" unter den CV-Lesern nichts weiter beweisen, so doch dies:
CV muß eine ungeheure Wirkung haben, daß man es für höchste Zeit hält, einen vernichtenden WT-Schlag zu führen Tatsache ist, daß es hier keinen Kreis- und Bezirksdiener gibt, der sich nicht mit CV beschäftigt.

Ist es nicht interessant, auch dies zu wissen? Immer mehr erkennen, daß sie durch CV wahrhaftig an einem Glaubenskampf teilnehmen, der bisher nicht seinesgleichen hatte, was Inhalt und Bedeutung betrifft. Den offiziell gegenüber CV schweigenden WT-Verantwortlichen möchten wir sagen, kein Wissen um irgendwelche Dinge bleibt ohne Wirkung. Je informierter die Versammlungen u. a. durch CV werden, desto mündiger werden auch die Geringsten der Brüder Christi gemäß 1. Kor. 14:20. Das ist einfach biblisch gesetzmäßig Gal. 6:7. Darüber freuen wir uns zusammen mit allen die guten Willens und aufrichtigen Herzens sind, was die wirkliche christliche Verantwortung vor Gott und Mitmenschen betrifft.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

An die "Brandmauer"-Bestimmungen erinnert
Eine Brandmauer dient u. a. der Sicherheit und Abschirmung für den Fall eines Brandes im Nachbarhaus. Jeder Schornsteinfeger kann darüber beste Auskunft geben. Die WTG hat den Begriff Brandmauer eingeführt, um besser illegal wirken zu können. Zu den WTG-"Brandmauer"-Bestimmungen gehört u. a. Decknamen benutzen, Code, Chiffre, Verschlüsselungen, Geheimschriften, Geheimkuriere, Geldschmuggelmethoden, tote Briefkästen, geheime Treffs, Spurenverwischung, Polizei belügen, kurzum alle Arten von Trug und List anzuwenden, um die WTG-Tätigkeit nach außen abzuschirmen und derartig abgesichert weiter zu treiben und zu forcieren. Die hiermit befaßten Brüder und Schwestern sind von der Methode her nahezu wie typische Geheimdienstagenten tätig. Gegenwärtig wird wieder besonders auf die Einhaltung der "Brandmauer"-Bestimmungen hingewiesen.

Warum ist mit der religiösen Tätigkeit der WTG derartiges verbunden? Weil die WTG die Zeugen Jehovas immer noch dazu anzuleiten versucht, in Verbindung mit ihrer religiösen Tätigkeit eine antidemokratische, antikommunistische Politik im Sinne imperialistischen Mißbrauchs von Kirchen und Religionsgemeinschaften durchzufahren, wie die WTG-Schriften mit ihren antidemokratischen und antikommunistischen Angriffen immer noch unter Beweis stellen. Die WTG steht hierin noch wie vor auf den Positionen des antikommunistischen "kalten Krieges" seit den fünfziger Jahren.

Was ist dazu biblisch zu sagen? Verkündigung wahrhaften biblischen Christentums bedarf keiner solchen Geheimdienstmethoden. Sie werden durch die Schrift sogar direkt verboten: "Nicht mit List wandeln" 2. Kor. 4:2 NW. Eine Verkündigung, die dennoch mit Trug und List arbeitet, stellt daher einen Mißbrauch des Christentums dar, den es zu bekämpfen gilt.

WAS WAR 1914?
EIN SITTENBILD
Wer auch immer "Unsittlichkeit" bilanzieren wollte, wird finden, daß sie eingebettet ist in Leid, Unwissenheit, in Elend und Armut, Siechtum und Verlassenheit. Nur vor diesem Hintergrund kann ein Mensch nachempfinden und mitleidend erkennen, was Unsittlichkeit in Wahrheit eigentlich ist, warum Jesus Christus trotzdem die Fußwaschung der Sünderin angenommen hat.

Auf wackligen Füßen
"Die vor dem 1. Weltkrieg geltenden sittlichen Normen galten nicht mehr.
Eine Menge Kinder wurden unehelich geboren, weil sich ihre Eltern über die vor dem Kriege geltenden sittlichen Schranken hinweggesetzt hatten". (WT Nr. 23/69, Seite 719). Derartige Ecksätze gehören zum ständigem Angebot fast aller WT- und "Erwachet"-Hauptartikel.

14. Jahrhundert Basel:
". . . denn der Rath (Stadt Basel) verschritt zu der Strafandrohung, daß die Aussetzerinnen von Kindern in den Rhein geworfen werden sollten".
Sachsenspiegel II 13

Die "sittliche Normentreue" vor dem 1. Weltkrieg steht also auf ungemein wackligen WT-Füßen, aus der Geschichte der menschlichen Sitten vor 1914 ist sie jedenfalls nicht zu beweisen.
Zu Beginn des 14. Jahhunderts entstanden die ersten Findelhäuser, um ausgesetzte Kinder in die Obhut der Städte nehmen zu können.
Etwa 100 Jahre früher datieren die ersten Lusthäuser. Damit sind nicht etwa zierliche Gartenhäuser gemeint, sondern zum Zwecke des Gebrauchs geeignete Bordelle.

1273 in Augsburg
1278 in Wien
1292 in Hamburg
1309 in Stettin
1410 in Berlin
(hier unter der Aufsicht des Henkers)
Der Henker vermietete das Lusthaus im Auftrage der Stadt an den Ruffian, Frauen- oder Metzenwirt = Kuppler.

250 Jahre später, zwischen 1533 und 1551 schließen die Bordelle, weiche da waren in Regensburg, Ulm, Breslau, Nürnberg und Augsburg, weil die Syphilis wie eine Furie über Deutschland hinwegtobte.
Vielleicht sollten wir auch noch eine ganz allgemeine Zahl aus den Jahren 1250-70 zur Kenntnis nehmen.

Europa war mit einem Netz von etwa 19 000 Lepra-Spitälern überzogen. Seuchen und soziale Zustände müssen von wahrhaft "endzeitlicher" Gewalt gewesen sein.

1501 Hafenstadt Valencia:
= 800 "lichte Fräulein" sind in Bordellen konzentriert
1529 von ca. 4000 Einwohner in Luzern:
= 300 "allgemeine Frauen" sind im Bordell tätig
= 7,5 Prozent Einwohner dieser Stadt sind Prostituierte, 14 Einwohner: 1 Dirne, so liegen hier die Verhältnisse.
Diese Dichte ist zu keiner Zeit wieder erreicht worden. Weder Paris, noch New York, noch Berlin repräsentierte jemals einen solchen Zustand.

Doch, es gab Ausnahmen, die Prostitution in der Hafenstadt Amoy (Japan).
1861 Amoy:
= 8,3 Prozent der Einwohner waren Prostituierte,
= 3650 Bordelle besorgten den Umsatz
12 Einwohner: 1 Prostituierte.

1871 Berlin: 826000 Einwohner
= 2,5 Prozent der Einwohner waren Prostituierte davon 10 Prozent unter Dauerkontrolle der Polizei
es gab ca. 30 000 Homosexuelle
auf 38 Einwohner kam eine Prostituierte.

Ganz nebenbei bemerkt.
Es fällt sicher auf, daß von "Einwohnern" die Rede ist. Hierin sind also Greise, Frauen und Kinder eingeschlossen. Prostitution bezieht sich aber immer auf geschlechtsreife Personen, die als Partner in Betracht kommen.
Wenn man eine durchaus legitime Hochrechnung vornimmt, dann ergeben sich für das Jahr 1971/72 in Westberlin rechnerisch folgende Werte:
1971/72 Westberlin: 2,4 Mio Einwohner
minus 5500 Zeugen Jehovas
= ca. 60 000 Prostituierte
= 2,5 Prozent der Einwohner, wären demnach Prostituierte.
Das ist jedoch nur eine theoretische Zahl.
Wenn jedoch Westberlin tatsächlich 60 000 Prostituierte hätte, dann läge diese Stadt im Verhältnis unter dem, was vor 1914 war, dann war es früher, vor 1914, schlimmer.

Wir möchten keineswegs Anstoß erregen oder gar jemand zu nahetreten.
Wir können auch ganz allgemein formulieren:
Wenn 1972 eine beliebige Stadt von 2,4 Millionen Einwohnern 60 000 Prostituierte in ihren Mauern beherbergt, wenn also 2,5 Prozent der Einwohner Prostituierte sind, dann ist diese Stadt nicht "sittenloser" als die Stadt Berlin von 1871/ 72. in WTG-Schriften hingegen lesen wir:

"Die 'letzten Tage' wovon?
Die letzten Tage des ganzen bösen Systems der Dinge auf der Erde.
Das bedeutet, daß sich die m e n s c h 1 i c h e G e s e 1 1 s c h a f t, die sich von Gott abgewandt hat, im Endstadium befindet, in dem S e x und Gewalttat wahre Orgien feiern, und daß sie sich mit R i e s e n s c h r i t t e n i h r e m E n d e
n ä h e r t".
"Erwachet" Nr. 21/69, Seite 12.

Darum geht es der WTG, das ist der Hauptzweck ihrer sittlichen Greuel- und Falschinformationen - sie will "1914" beweisen, die "Endzeit" markieren.
Hiermit kann die WTG Menschen beeindrucken, die nicht ausreichend über "Sittlichkeit" informiert sind, jeder kann unsere Gegenbeweise nachprüfen.

Von 1394 zum Reichstag in Frankfurt besagt eine Überlieferung, daß gegen 800 Dirnen nach Frankfurt/Main kamen, um diese Veranstaltung mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Aus dem Jahre 1960 wäre nachzutragen, daß kaum mehr deutsche Troß-Dirnen den amerikanischen Truppen nach Baumholder (Truppenübungsplatz) ins Manöver folgten, um hier in Zelten in angrenzenden Wäldern zu campieren.

Der WT wird nicht erklären wollen, daß die Frankfurter-Dirnen von 1394 sittlicher waren als jene von Baumholder. Wie aus einem Füllhorn könnte CV "Unsittlichkeit" vor 1914, dokumentierte, ausgießen.

1900 Frankreich:
von 700 Städten über 5000 Einwohner heben 250 Städte die Reglementierung der Prostitution auf.
1814 London:
1500 Bordelle sind etabliert und verschleißen Dirnen, Frauen-Menschen, die auch von einer Mutter geboren wurden.
1911 Tokio:
Beim Brand im "Liebesviertel" von Tokio, der "Joshiwara-Straße" gehen fast 500 Bordelle in Flammen auf, 6000 "Mädchen" werden obdachlos.
1905 Wien:
2200 Prostituierte sind ständige "Kontrollfrauen" der Sittenpolizei. 57 Prozent der verhafteten "wilden Dirnen" sind minderjährig.
1660 Frankreich:
Polizeiliche Deportation der Dirnen per Schiff nach Canada.
1841 Paris:
Es bestehen ca. 250 Bordelle.

Der "Wachtturm" Nr. 13/72 schreibt zum Thema:
"… Ferner sind Fachleute auf dem Gebiet der Medizin in vielen Ländern besorgt, weil sich die Geschlechtskrankheiten
s e u c h e n a r t i g ausbreiten . . .

In den Vereinigten Staaten steht die Syphilis jetzt unter den ansteckenden Krankheiten, die die m e i s t e n T o d e s f ä 1 1 e verursachen, noch der Tuberkulose gleich an zweiter Stelle".

"Erwachet" Nr. 12/72, Seite 29 liefert dann den praktischen Seuchenkommentar dazu:
"… Mitte 19'70 und 1971 kamen auf je 100 000 Einwohner in der BRD und West-Berlin 123 Geschlechtskranke.
In West-Berlin allein war die Häufigkeit etwa viermal so hoch wie im Bundesgebiet. Hier entfielen 498 Fälle auf je 100 000 Einwohner".

Es liegt "CV" fern, etwa Seuchen wie die Syphilis zu verharmlosen.
A b e r West-Berlin von 1970/71 liegt mit diesem Krankenstand der Geschlechtskrankheiten (allgemein) Syphilis und Gonorrhoe, weit unter dem Durchseuchungs-Niveau Berlins, von 1846/47.

Die Berliner Charité (Krankenhaus) behandelte 1846/47
1814 Patienten wegen Syphilis. Außerdem wurden 678 Militärpersonen erfaßt.
2492 Fälle von Syphilis.
Das heißt also, fast fünf Prozent der Soldaten der Berliner Garnison (Iststärke ca. 14 000 Mann) waren als Syphilitiker registriert worden.

In einzelnen Truppenteilen waren bis zu 20 Prozent der Mannschaftsstärke syphilitisch erkrankt. Im Durchschnitt wurden die Soldaten 33 Tage im Lazarett behandelt. (Nach Dr. Behrend).
Diese außergewöhnliche Durchseuchung der Berliner Garnison führte zu einer Eingabe General von W r a n g e l s an den Polizeidirektor von Berlin.
Es wurde gebeten, in Berlin wieder Bordelle zu erlauben und diese unter strenge Sanitätskontrolle der Sittenpolizei zu stellen.
1851 wurden die Bordelle in Berlin wieder zugelassen. Vor der Schließung, zum Beispiel im
Jahre 1780, gab es in Berlin etwa 100 Bordelle. 1 Prozent der Einwohner von Berlin, 8M Frauen verdingten sich als kasernierte Bordell-Dirnen, das bedeutet.
= auf 50 Männer eine Dirne.
Eine ausgesprochene Verelendung der Prostituierten müssen wir für das Jahr (die Zeit um) 1871/72 annehmen, denn für 30 männliche Personen stand buchstäblich eine Dirne bereit.

Innerhalb von 90 Jahren wuchs die Bevölkerung Berlins seit dem Jahre 1780 um das Zehnfache, die Anzahl der Dirnen jedoch stieg auf das 25-fache.
1806/07 in Berlin:
pro 100000 Einwohner
= 800 Prostituierte
= auf 60 männliche Personen kam 1 Dirne
1847 in Berlin:
pro 100 000 Einwohner
= 310 Prostituierte
= auf 160 männl. Personen kam 1 Dirne
1871/72 in Berlin:
pro 100 00 Einwohner
= 2500 Prostituierte
= auf 30 männliche Personen kam 1 Dirne

44 Jahre vor "1914" schlägt das Pendel hart aus, auf 30 männliche Personen kommt in Berlin eine Dirne, Buhlin, Hure, Metze - der schmähenden Wörter wegen waren Menschen noch nie verlegen. Das ist die eine Seite.
Fast 1000 Kinder registrierte die Polizei in Berlin als Bettler, jedes zweite neugeborene Kind verstarb noch im Säuglingsalter.

Diese Fakten, wir könnten noch zahlreiche andere nennen, sind auch geschichtlicher Hintergrund zur Sittlichkeit. Günter K ü n z als WT-Redakteur sollte sie nicht vergessen, demnächst, wenn wieder "Endzeitbeweise" geschneidert werden. 52 Jahre noch "1914", unter der Verantwortung von Günter K ü n z , schrieb "Erwachet" Seite 9,

"Sondernummer über Sittenverfall":
…"Im Jahre 1962 wurden in London (England) 8835 uneheliche Kinder geboren,
oder auf je 7 Geburten 1 uneheliches Kind".
… "Aber man darf auch die Tatsache nicht übersehen, daß Gott der Allmächtige, die heutige Familienkrise vorausgesagt hat.
In seinem Wort wird von 'den letzten Tagen' gesagt:"
… "Die Erfüllung biblischer Prophezeiungen, wie z. B. der erwähnten, zeigen deutlich, daß wir 'in den letzten Tagen' dieses verderbten Systems der Dinge leben. Wir leben in einer Übergangszeit . . ."

Der Londoner Sittenverfall" von 1962, siehe Zitat, hatte durchaus Vorläufer in:
Hamburg:
1790 - 1800 9 Geburten: 1 uneheliches Kind
1800 - 1811 7 Geburten: 1 uneheliches Kind
Die Hamburger waren also in der Zeit von 1800 bis 1811 vergleichbar genauso "unsittlich" entsprechend der WT-Schablone, wie die Londoner von 1962.

Leipzig: 1740 nach sechs Jahrgängen waren
5293 Kinder geboren,
davon 761 unehelich

Überprüfen wir diese Zahl mit der Anzahl der registrierten Kindtaufen in
Leipzig: 1752 - 1755
so wurden 2 888 Kinder getauft
davon 449 uneheliche Kinder
Damit war die "Londoner Unsittlichkeit" von 1962 ganz eindeutig schon 1755 in Leipzig "vorgeschattet", traurige Wahrheit, 7:1 - wie jeder leichthändig errechnen kann, harte Wahrheit, Br. WT-Redakteur.

Berlin: 1900
Für diese Stadt wurden lt. statistischer Angaben in "Meyers Lexikon"
51 500 Geburten registriert
davon 7 722 uneheliche Geburten
= 14,9 Prozent gleich 7:1

Selbst kleine Dörfer bei Meiningen, mit insgesamt weniger als 600 Einwohner weisen für die Zeit von
1794 bis 1804 solche Verhältnisse von ehelichen Geburten zu unehelichen Geburten, 7:1 aus.

Die hiermit nachgewiesenen Angaben über uneheliche Geburten zeigen eindeutig, daß über die heutige Zeit nicht gefolgert werden kann, "sie sei deswegen von endzeitlicher Unsittlichkeit". Solche "Beweise" brechen wie Kartenhäuser zusammen.

WT-Redakteur G. K ü n z möchten wir bei dieser Gelegenheit fragen, warum er diese Zusammenhänge und Rückbetrachtungen zur sittlichen Vergangenheit nicht herstellt, verpflichtet denn sein Dienstamt nicht dazu - zu prüfen ob alles auf Wahrheit beruhe.

Welchen Dienst leistet er denn den Brüdern und selbst der WTG, wenn er nicht sagt, diese Zahlen und Folgerungen, siehe Zitate aus WT und "Erwachet", kann ich so nicht nachdrucken, denn sie suggerieren ja Fehlurteile und begünstigen Voreingenommenheit.

Vielleicht aber ist sein Dienstamt so abgezweckt, daß er seinem Gewissen gar nicht folgen kann, wenn er auch wollte, da er Kritik in seiner Eigenschaft als verantwortlicher Redakteur eben nicht artikulieren soll, sondern alles hinnehme und durchlasse.
Wie dem auch sein mag - wer auf Vorurteile im Menschen spekuliert, Halbwahrheiten in Millionen Exemplaren Zeitschriften verbreitet, ist nicht der Herold der Wahrheit Jehovas Bedenke den schlechten Dienst für Jehova.

Q u e 1 1 e n:
Beer, J.
"Die Schließung der öffentlichen Häuser … in Berlin, 1856
Behrend. F. J.
"Die Prostitution in Berlin", 1850
Stieber.
"Die Prostitution in Berlin und Ihre Opfer", II. Auflage, 1846
Lippert, H.
"Die Prostitution in ihren eigenthüml. Verhältnissen Hamburg, 1848
Leonardi, F. S.
"Über die Schädlichkeit der Bordelle", Leipzig, 1792
Conrads
"Jahrbücher für Nationalök. und Statistik", N. F. Bd. 7/8
"Städtisches Jahrbuch Berlin", Berlin, 1870
"Krünitz Encyklopädie", Band 26
Seyfried
"Chronik von Berlin", Bd I-III. Berlin, 1789
Fidicin
"Hist.-dipl. Beiträge zur Geschichte der Stadt Berlin" 1837-42
W. D.

SENSATIONELLE AUSSAGE DES WT 1973:
Verkündigung nach 1918, "Millionen jetzt lebender Menschen werden niemals sterben" falsch!
Erwartet die WTG jetzt einen millionenfachen Abfall?
"… kündigten die Sirenen das Ende des ersten Weltkrieges an. Was nun? Ich war im April (1918) nicht in den Himmel gekommen", blickt der langjährige WTG-Zweigdiener von Südafrika, George R. Phillips, zurück. (WT 1. 3. 57) Mit einer elektrisierenden neuen Nahbotschaft, zunächst auf 1925 als neues Weltende-Datum ausgerichtet, fing WTG-Präsident Rutherford diese Enttäuschungen von 1914/18, die die Organisation an den Rand der Katastrophe gebracht hatten, auf:

DIE WELT IST AM ENDE -
MILLIONEN JETZT LEBENDER MENSCHEN
WERDEN NIEMALS STERBEN !
In Millionen Büchern und Broschüren wurde diese Neubotschaft unter die Menschen geworfen, aus der englischen Weltsprache in weitere 14 Sprachen übersetzt, 1919 bis 1922 ein "Millionen-Feldzug", wie die WTG rühmte. "Derartige Ausmaße . . ., daß dieses sensationelle Schlagwort fast zum Sprichwort wurde, und viele Menschen, die wir heute treffen, erinnern sich noch an diese Aktion".
(Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 98)

Daß sich viele heute noch daran erinnern - man kann sich auch sehr lange an ganz andere Dinge erinnern. Tatsache ist aber, daß es der neuen WTG-Führung unter J. F. Rutherford in ganz entscheidendem Maße mit diesem "Millionen"-Schlagwort gelang, eine weitere Generation zu gewinnen. Das ist nun bald 60 Jahre her. Die Millionen, die niemals sterben sollten, haben fast alle das uns biblisch zugesagte Höchstalter überschritten und sind längst vergangen. Psalm 90:10. Die jenem Schlagwort also folgten und glaubten, wurden alle bitter enttäuscht. Ein WTG-Zweigdiener mag ausgenommen sein, ist doch solcher Posten an sich schon ein begehrenswertes Amt. Aber die Zeit zieht den Boden unter den Füßen weg. Es laßt sich mit diesem verfehlten Schlagwort nicht mehr gefahrlos operieren. Gefahren ziehen in der Tat wieder herauf, wahrscheinlich furchtbare.

Unscheinbar auf den ersten Blick taucht da im WT 1973 nun auf einmal eine neue Formulierung auf, ein neues Schlagwort:
HUNDERTTAUSENDE HEUTE LEBENDER MENSCHEN WERDEN DIE BEVORSTEHENDE "GROSSE TRÜBSAL" ÜBERLEBEN!
WT 15. 4. 1973 dt. S. 243, Abs. 10

Was heißt das? Erinnert das nicht verdächtig an
das Millionen-Schlagwort von 1918?
Die Millionen von damals sind abgeschrieben! Der "Millionen-Feldzug war nichts leere Worte! Aber die Dahingestorbenen können nicht mehr reden. Die wenigen noch lebenden Alten - sie können ohne Gefahr ausgeschlossen werden, wenn sie deswegen Kritik üben. Die Leitung liegt fast überall in gehorsamen unkritischen jüngeren Händen.

Doch die neue Formulierung, das neue Schlagwort, ist auf seine Art nicht weniger sensationell! Nur "Hunderttausende werden überleben"? Was heißt das? Die gegenwärtige Verkündigerzahl beträgt ja schon über eineinhalb Millionen. Sollen nicht einmal diese Millionen überleben? Oder schaltet die WTG deshalb so weit mit den Überlebenden herunter, weil sie damit rechnet, daß nach 1975, wenn wieder kein Ende gekommen ist - mit Sicherheit - ein Aderlaß einsetzt, der die Millionengrenze überschreiten kann, so daß nur noch einige Hunderttausend Verkündiger übrigbleiben Vielleicht die Jüngeren, die die WTG-Vergangenheit schwer nachprüfen können? Oder die in verantwortliche Dienstämter gebunden wurden, und zwar in bedingungsloser Treue, egal wie und wohin die WTG führt? Oder die, die alles glauben, wenn es nur der WT schreibt. Wir werden es erleben. Der jetzige Ausschluß von schon über 300 Mitarbeitern aus dem Bethel Brooklyn selbst ist ein ganz ernstes Signal.

Hunderttausende nur - das ist unter Umständen nicht einmal mehr der zehnte Teil aller jetzigen aktiven Verkündiger! Das könnte heißen, daß die WTG für die allernächste Zeit nach 1975 einen Abfall einplant, der in die Millionen geht!
CV

Nicht mehr Diener, sondern Aufseher Eingesandt aus einer Versammlung bei Berlin
Mit der Wiedereinführung des Ältestenamtes ist auch eine Ersetzung der bisherigen Organisations-Anweisungen verbunden Die Neufassung dieser Anweisungen liegt nunmehr in dem WT-Buch "Organisation zum Predigen des Königreiches und zum Jüngermachen" seit 1972 vor.

Danach heißt es jetzt nicht mehr Versammlungsdiener, Kreisdiener, Bezirksdiener usw. sondern Versammlungsaufseher, Kreisaufseher, Bezirksaufseher usw. Die bisherigen Verantwortlichen sind angewiesen, darauf zu achten, daß überall die Titel geändert werden.

Ist das von Bedeutung? Vielleicht für die kommende WTG-Krise von 1975? Wenn es nicht ohne Bedeutung wäre, würde diese Änderung nicht vorgenommen worden sein. Aber waren die Diener-Bezeichnungen bisher nicht biblisch? Natürlich waren sie biblisch, auch wenn jetzt etwas anderes als biblisch bezeichnet wird. Es ist bedauerlich, wie die Bibel immer noch Gutdünken und Zweckmäßigkeit umgedeutet wird und wie bedenkenlos das befolgt wird.

Jede Bezeichnung hat ihren Sinn, hat ihre besondere Bedeutung Diener z. B. lenkt den Sinn auf Demut, Hilfe, Achtung anderer, der Versammlung dienen, ihr dienstbereit zu sein. Aufseher dagegen betont etwas ganz anderes. Es kennzeichnet etwas Übergeordnetes, das Anweisung-Geben an Untergebene, den Kontrolleur, den Aufsichtsführenden, den Inspektor, den Zurechtweiser, den Prüfer, den Zuchtmeister, die Autorität, den Vorgesetzten, die zu respektierende Aufsicht und Sanktionsbefugnis.

Warum diese neue Bezeichnung, dieser neue Titel? Nur so? Das muß doch seinen Sinn haben, daß man andere Gesichtspunkte in den Vordergrund bringt. Das biblisch begründen zu wollen ist müßig, denn die bisherigen Diener-Bezeichnungen waren hinreichend biblisch begründet. Es muß also etwas anderes der Hauptgrund sein.

So ist es! Diese Titeländerung steht im Zusammenhang mit der kommenden WTG-Krise von 1975. Es soll nicht nur eine "keimfreie" Ältestenschaft, sondern auch eine ergebene derartige Führungs-Elite in den Dienstämtern sein, wenn 1975 hereinbricht. Der Aufseher-Titel hat daher weniger einen biblischen Grund - war Diener etwa nicht biblisch? - er hat einen emotionellen und psychologischen Hauptgrund.

Die Aufseher-Titulierung ist im Unterschied zu den Diener-Bezeichnungen psychologisch genau auf die Neigung abgestellt, andere beaufsichtigen, belehren, führen, bevormunden und beherrschen zu können und zu möchten. Es schmeichelt der vorhandenen Neigung, Autoritätsperson zu sein, wie der Apostel Paulus es in 1. Kor. 4:8 erwähnt. Ja, mit diesem Aufseher-Titel wird den Dienern psychologisch mehr Autorität und Ansehen verliehen, soll es jedenfalls.

Wer aber verleiht ihnen dies? Der Herr? Das ist fraglich, denn die Diener-Bezeichnungen waren wirklich hinreichend biblisch begründet. Es ist die Organisation, die WTG, die es ihnen verleiht. Sie gewährt ihnen das "Vorrecht", ihr verdanken sie diese neue Form von Autorität in den Versammlungen.

Sollten sie also Gott danken für dieses neue "Vorrecht", etwas zu sein, so werden sie dabei praktisch immer der WTG-Führung verbunden sein, die ihnen allein das ermöglicht So wird still und leise gesichert, die künftige Ältestenschaft durch die Aufseher-Titel fest an die WTG-Führung gebunden zu haben, wenn die Krise von 1975 über die Organisation hereinbricht. Denn die Diener- oder Ältestenschaft, sozusagen die zusammenhaltenden Kader der Organisation, war und ist die entscheidende Klammer. Wenn sie gebunden sind und folgen, bleibt den Versammlungen kaum etwas anderes übrig, wird gefolgert. Auch über 1975 hinweg, in eine ungewisse WTG-Zukunft.
(leicht redigiert)

Biblischer Rat für alle Lebenslagen:
SEI ERHABEN ÜBER GEHÄSSIGKEIT
Eine Redensart besagt: "Man kann einen Menschen danach beurteilen, wieviel nötig ist, ihn aus der Fassung zu bringen" Wie steht es in dieser Hinsicht mit dir?
Ein Mensch, der sich wegen geringfügiger Ärgernisse oder Beleidigungen nicht gleich aus der Fassung bringen läßt, ist, ungeachtet seiner Körpergröße, wahrhaft ein großer Mensch. Ob Mann oder Frau, ist eine solche Person nicht kleinlich, sondern weitherzig und großzügig. Jemand aber, der sich über jede geringfügige Sache aufregt, ist kleinlich, was sich dann oft in gehässigen Handlungen zeigt.

Was ist Gehässigkeit? Unter Gehässigkeit versteht man eine boshafte Gesinnung, die sich in der Neigung zeigt, andere durch kleine Dinge zu kränken oder zu ärgern. Sie mag aus Neid oder Groll oder einfach aus einer schlechten Gesinnung heraus entstehen.

Ist es nicht so, daß ein Kind, wenn es denkt, es sei ihm Unrecht geschehen, dieses Unrecht sogleich auf eine kleinliche Art vergelten möchte? Warum? Nicht nur, weil ein Kind noch klein ist, sondern auch weil es ihm an geistiger und seelischer Reife mangelt. Wenn also Erwachsene auf ähnliche kindische Weise handeln, zeigen sie, wie "klein" sie in emotioneller Hinsicht noch sind. Sie sind noch nicht im wahrsten Sinne des Wortes "erwachsen", sie sind noch nicht wirklich "groß" geworden.

Nicht selten entsteht eine gewisse Gehässigkeit zwischen Ehepartnern, Psychiater sagen, daß sich Ehefrauen bisweilen in unbedeutenden Dingen (manchmal auch in bedeutenden) kleinlich und gehässig zeigen, weil ihr Mann in irgendeinem Punkt nicht mit ihnen einiggeht. Ehemänner ihrerseits können gehässig werden, wenn ihr Stolz wegen einer taktlosen Bemerkung oder wegen der Vergeßlichkeit ihrer Frau verletzt worden ist. Gehässigkeit zeigt sich bei Eheleuten gewöhnlich darin, daß sie entweder gar nicht mehr oder nur noch in kaltem oder eisigem Ton miteinander reden, und sie ist ein Beweis dafür, daß solche Personen noch "klein", das heißt hinsichtlich der Beherrschung ihrer Gefühle, noch unreif sind.

Gehässigkeit kann sehr ernste Folgen haben. Nicht nur andere Personen mögen einer gehässigen Person Schaden zufügen, sondern sie kann sich auch selbst schaden. Groll oder verhaltender Zorn erzeugt Gehässigkeit und ist treffend als "Selbstvergiftung" bezeichnet worden. Gehässigkeit ist einer der schlimmsten Feinde des Menschen. In der Tat, wer gehässig ist, schneidet sich ins eigene Fleisch, denn eine gehässige Person schadet sich am meisten. Es lohnt sich wirklich nicht!

Gehässig sein bedeutet bestimmt nicht, den Nächsten wie sich selbst zu lieben, wie die Bibel dies anweist. (Mark. 12:31) Gehässigkeit übt keine Nachsicht. Sie zahlt Gleiches mit Gleichem zurück, ja oft mit Zinsen. Jesus gebietet uns aber, unsere Feinde zu lieben.

Wir sollten den Wunsch haben, den Menschen zu helfen, besser zu handeln und sie nicht noch zu schlechten Taten anzustacheln. So hüte dich vor Gehässigkeit, denn du schadest dir dadurch selbst und auch anderen. - Matth. 5:44, 45; Luk 6:31.

Und was am wichtigsten ist, du solltest dich vor Gehässigkeit hüten wollen, weil sie deinem Schöpfer mißfällt. Fast immer sucht der Gehässige mit jemandem abzurechnen, indem er Böses mit Bösem vergilt. Zweifellos mißfällt dies dem Schöpfer denn sein Wort gebietet: "Vergeltet niemandem Böses mit Bösem . . Rächt euch nicht selbst". Ferner: "Laß dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse stets mit dem Guten". Gott hat kein Gefallen an uns, wenn wir uns auf die Stufe derer herablassen, die uns Unrecht getan haben. Römer 12:17-21.

Wie kannst du aber der schlechten Neigung zu gehässigen Äußerungen oder zu einem gehässigen Benehmen entgegenwirken?

Schon allein der Gedanke an die schlechten Früchte der Gehäßigkeit sollte dir eine Hilfe sein. Dem Wunsch nachzugeben, mit einem anderen "abzurechnen" und dabei deinen besten Freund und größten Wohltäter Jehova Gott, zu verlieren, lohnt sich bestimmt nicht. Auch die Demut wird dir helfen, dieser Neigung entgegenzuwirken, denn ein gehäßiger Mensch handelt vermessen und stolz und spielt sich nicht nur als Richter, sondern auch als Urteilsvollstrecker auf. Er schaut auf den herab, der ihn beleidigt hat und maßt sich an, ihn zu richten und zu strafen. Eine demütige Person ist in der Tat groß. Jesus Christus, der größte Mensch, der je gelebt hat, war gleichzeitig auch der demütigste Mensch. Phil. 2:5-8.

Einfühlungsvermögen, die Fähigkeit, sich in die Lage eines anderen zu versetzen, wird dir ebenfalls helfen, dich vor Gehässigkeit zu hüten. Versuche einmal, die Dinge vom Standpunkt des anderen aus zu sehen. Dies mag dir helfen, die Beleidigungen, die er gegen dich erhoben hat, nicht so ernst zu nehmen, sondern ihm gegenüber Nachsicht zu üben. Auch das Einfühlungsvermögen ist eine Eigenschaft von Personen, die seelisch und geistig reif sind. Dann kann dir auch ein gewisser Sinn für Humor helfen, dich vor Gehässigkeit zu hüten. Über Kleinigkeiten, die andere einem antun mögen, mit einem gewissen Sinn für Humor hinwegzugehen ist oft das beste und verrät ebenfalls Reife.

Am meisten aber wird dir die Liebe helfen, nicht gehässig zu werden, wenn du unter der Kleinlichkeit anderer zu leiden hast. Die Liebe "trägt das Böse nicht nach". Die Liebe "erträgt alles . . . hofft alles, erduldet alles". Ja die Liebe ist ein Maßstab für die großmütige Gesinnung eines Menschen - 1. Kor. 13:4-7.

Sei deshalb erhaben über Gehässigkeit. Jesus sagte: "Erweist euch als Söhne eures Vaters . . . der in den Himmeln ist". Ja, sei dem großen Gott gleich, der "in großem Maße vergibt. Wenn du, statt gehässig zu sein, eher zum Vergeben bereit bist, befolgst du diesen Rat Jesus - Jes. 55:7 NW; Math. 5:45-48. - (Aus WT 1. 1. 72)

Das Bild, das die WTG von unseren Mitmenschen zeichnet
Wir lesen im WT Nr. 20/72 auf Seite 630:
"29 war der 1. Weltkrieg christlich, weil er zwischen zwei europäischen Staaten begann, die angeblich christlich waren?" Durch Einfügung des Wörtchens "a n g e b 1 i c h", sollen unsere Zweifel angereizt werden.
Mit vollem Recht, möchte man eigentlich sagen, denn die Fragestellung noch dem "christlichen Staat" ist schlechtweg absurd. Selbst dann, wenn sich etwa das deutsche Kaiserreich und Frankreich im 1. Weltkrieg nach eigenem Verständnis als christliche Staaten verstanden hätten.

Auch der Christenheit sollte man zugute halten, daß sie im Verständnis über ihr eigenes Wesen irrtumsfähig ist und bleibt. Bona fide, im guten Glauben ist das möglich und eigentlich sollte die WTG dessen eingedenk sein, siehe die Frage der "Obrigkeit". Das wird allen Zeugen noch geläufig sein. Daß Zweifel manchmal wohlbegründet sind, mag ein weiteres Zitat hinlänglich belegen:

"30 Betrachten wir die heutigen Verhältnisse in der Christenheit, die nun schon sechzehnhundert (1600) Jahre bestehen.
Sind der Sittenverfall in ihr,
die Zunahme der Verbrechen,
die sozialen Ungerechtigkeiten,
die wirtschaftliche Not . . .
. . . die übertriebene Vergnügungssucht,
der Mangel an Nächstenliebe,
der gleichbedeutend ist mit einem Mangel an Liebe zu Gott …
Sie sind das Ergebnis der Entstehung der Christenheit im 4. Jahrhundert u. Z."

Was soll man dazu sagen? Geschichte wird hier und so laufend auf den Kopf gestellt, absurd vereinfacht und zum Dünger für eine haltlose WT-Theorie über die "WTG in der Geschichte" verwertet. Bedenke doch einmal.

"Die im 4. Jahrhundert entstandene Christenheit soll angeblich 'Sittenverfall und Zunahme der Verbrechen', 'übertriebene Vergnügungssucht' usw. als Christenheit verursacht haben."
Der Gedanke ist doch unerträglich, daß eigenes Heil immer nur aus dem Unheil der anderen erwachsen soll.

"Die Christenheit", abgestempelt, erledigt - glaubt die WTG denn wirklich, mit solchen pauschalen Verdammungen irgend etwas verbindlich über die Christenheit in der Geschichte" aussagen zu können. Noch ruft sie zwar "haltet den Dieb", aber wie lange kann sie noch mit nacktem Finger von sich auf andere zeigen, 1975 rückt näher, unausweichlich.

Wenn der WT-Autor wirklich vergleichbare Tatsachen schuldig bleibt, sind seine Schlußfolgerungen über "die Christenheit" unseriös und wertlos.

Zweitens aber, das weiß sicher jeder Zeuge, ist Geschichte vor dem "4. Jahrhundert" auch einerseits geprägt von "Sittenverfall" und "übertriebener Vergnügungssucht".
Er behält nämlich im Gedächtnis, was er in "Erwachet" dazu lesen konnte:
"Es ist tatsächlich so, daß die Geschichte "fast nur von Kämpfen und Schlachten zu berichten weiß".
"Aber es ist auch eine Tatsache, daß die Religion 'eine der stärksten Triebkräfte in der Geschichte' war und daß sie größtenteils für das furchtbare Blutvergießen verantwortlich war." (Seite 14, Nr. 19/72)

Folglich gilt, aber wozu sage ich das eigentlich noch, was ohnehin jeder weiß, daß Kriege und Sittenverfall Hand in Hand gehen, vor dem 4. Jahrhundert war das nicht anders.
Wie sehr die WTG betroffen ist, wie unbewältigt die Geschichte durch ihre Publikationen geistert, lesen wir in derselben Ausgabe auf Seite 5:
"Wäre in Rußland der Kommunismus zur Macht gekommen, wenn die Kirche dort nicht die reichen Großgrundbesitzer und andere Gruppen, die das Volk bedrückten, in einem Maße unterstützt hätte, daß es zu einer Reaktion kommen mußte?"

Gewiß, es ist die Wahrheit, daß die Kirche im alten Rußland vor der Revolution die Großgrundbesitzer unterstützt hat. Das besagt aber noch lange nicht, daß diese "Unterstützung" dem Kommunismus die Macht in Rußland ermöglicht hätte. Wer so folgert, stellt die Geschichte auf den Kopf, ebensogut könnte man aus fünf eine gerade Zahl machen.

Auch wenn die Kirche im alten Rußland die Großgrundbesitzer nicht unterstützt hätte, wäre der Kommunismus zur zur Macht gelangt. Weil eben in Rußland etwas ganz anderes geschehen ist. Das alte, rückständige Rußland war das erste Land in der Geschichte, in dem eine neue Eigentumsform, das Gemeineigentum, das private Eigentum am Besitz von Produktionseinrichtungen ablöste.

Die "Kommunisten-Definition" der WTG läßt das auch erkennen:
"Eine Theorie oder ein System sozialer Organisation, das sich auf den Gedanken stützt, daß aller Besitz Gemeinbesitz sei, indem das tatsächliche Eigentumsrecht dem Gemeinwesen oder dem Staate zugeschrieben wird …"
(WTG-Buch: "Vergewissert euch über alle Dinge", S. 228).
Anmerkung: Die WTG übernimmt hier die bekannte Entstellung, wonach nicht nur der Besitz an Produktionsmitteln gemeint sei.

Das ist die erste, nackte Wahrheit des Kommunismus, deshalb wurde er mit so infernalischer Wut verfolgt.
Die Geschichte - auch der Kommunismus gehört ja dazu - behandelt die WTG immer so, als wäre sie in einem Tiefkühlverfahren zur Unbeweglichkeit eingefroren und diene der WTG letztlich nur dazu, auf diese Weise leichter verfügbar zu werden.

Das Vorzugsthema der WTG "Sittenverfall durch Christenheit" wird jedenfalls auch so wie ein lebloser Eiswürfel behandelt. Wenn man einen Eiswürfel betrachtet, kann man schon aus dem Sinn verlieren, daß die WTG erst seit 100 Jahren einen Platz in der Geschichte beansprucht.

Entsprechend WT-Zitaten, bringt die sogenannte "Christenheit" aber 1500 Jahre mehr an Geschichte zur Waage der historischen Gerechtigkeit.

Jeder Zeuge sollte sich der Tatsache bewußt werden, daß er angesichts dieser 1500 Jahre Vorlauf an Geschichte, die ihn von der Christenheit trennen, ein ganz besonderer Christ mit Ghetto-Status ist. Diesen besonderen Zustand der Zeugen außerhalb des "Systems der Dinge" gestattet die "böse Welt".

Es ist dieser sehr einfach. Wenn sich ein Zeuge mit Sittenverfall verunreinigt und ihm die "Gemeinschaft entzogen wird", dann fällt er an die "böse Welt" zurück.
Grundsätzlich ist die WTG dann von "diesem Zeugen" entlastet, eben nur deshalb, weil ein derart künstliches Verfahren mit der Weit möglich ist.

Wohin könnte z. B. die Welt ihre Missetäter, Hurer und Mörder abtreten und sich von ihnen reinigen? Moralische Asylhäuser stehen einfach nicht zur Verfügung, höchstens zeitlich begrenzt Zuchthäuser.
Also, die WTG ist eine künstliche "Insel der Reinheit", unter anderem auch deshalb, weil ihr 1500 Jahre an vergleichbarer Geschichte mit der Christenheit fehlen.

Es ist wirklich immer wieder beschämend zu erfahren, wie die WTG die Geschichte ausweidet, z. B. "Erwachet" Nr. 19/72 etwa den 30jährigen Krieg oder die Reformation gegen den Katholizismus.
Geschichte dient nur als Kontrastbrei, mit dem Finger zu zeigen: - Seht mal, so grausam waren andere Christen, wie makellos sind wir -. Ein derart eitler Standort würde dem WT oder "Erwachet" einfach unter den Füßen wegrutschen, wenn der WT einmal wirklich untersuchen würde, warum im 30jährigen Krieg Menschen mit Jauche getränkt wurden - und das womöglich im Namen der christlichen Religion.

Als Christen sollten wir eigentlich schon begriffen haben, daß Geschichte einem Wandel unterliegt.
Sittlichkeit ist auch kein Stein. Ohne Gestalt und Wandel ist gar nichts, nicht einmal die WTG.

Im 14. Jahrhundert z. B. war es durchaus möglich und sittlich, Frauen oder Mägde, die Kinder ausgesetzt hatten, zu binden und in den Rhein zu werfen.
Im "Sachsenspiegel", einem deutschen Rechtsbuch, kann man solche Rechtsauffassung nachlesen.
Heute empfinden wir es als gerecht, daß eine Kindesaussetzerin nicht mehr im Wasser eines Flusses ertränkt wird. Ebenso haben wir die Blutrache mit ihrer Sippenhaftung für Mord überwunden und durch zeitbedingte Strafen für Mord abgelöst.
2. Sam. 14:7-11
Lies dazu besonders 2. Mose 21:16-29

Es ist unbestreitbar, daß solcher Wandel des Rechts und das Bewußtein darüber, nicht etwa Ausdruck einer schlechten Moral oder gar des "Sittenverfalls" waren, sondern von einer veränderten Umwelt des Menschen erzwungen wurden.
Die veränderte Umwelt war z. B. die Tatsache, daß die Menschen gelernt hatten, immer bessere, wirkungsvollere Arbeitstechnik anzuwenden, und damit der Reichtum aus Arbeit ständig größer wurde.

Heute, oder auch schon vor 200 Jahren konnte ein Brandstifter Werte vernichten, die er durch seiner Hände Arbeit niemals ersetzen könnte. Ein Schadenfeuer durch Brandstiftung könnte wertmäßig 150.000 Mark und mehr vernichten. Eine Summe, die ein Brandstifter Zeit seines Lebens nicht ersetzen kann.

Der Gesamtlebensverdienst eines Landarbeiters z. B. betrug in 40 Arbeitsjahren ja nur etwa 60 000 Mark. (Zeit: 1910 bis 1950 = Deputat und Geld).
Der Kopf der Menschen dachte sich Gesetze und Strafen aus, aber nicht aus der Luft, sondern eine veränderte Umwelt erzwang dieses Umdenken in seinem Kopf.

Selbst wenn "Erwachet" z. B. Theologieprofessoren zitiert, wird der eigene Kopfstand in der Geschichtsauffassung dadurch nicht richtiger:
"Ich bin kein Kommunist, sondern ein Christ. Aber ich weiß, daß wir Christen, und zwar wir ganz allein, für das Aufkommen des Kommunismus verantwortlich sind . . ."

Professor Hromadka bekannte sich zu seiner Tat zwar mutig. aber falsch!
Wenn "Erwachet" Nr. 19/72 dieses Bekenntnis benutzt, wird die Aussage dadurch nicht richtiger. Es ist völlig ausgeschlossen, daß Geschichte so verläuft. wie Prof. Hromadka es in seinem Bekenntnis ausgedrückt hat.

Es gab ja auch die soziale Ordnung der Sklaverei und auch die feudale Ordnung mit ihrer veränderten Sklaverei, der Leibeigenschaft, die erst noch 1807 endgültig abgeschafft wurde. Diese "sozialen Organisationen" hat doch die Christenheit auch nicht verhindert.

Soziale Ordnungen der Menschen stehen oder fallen mit der Tatsache, wie die Menschen arbeiten, um sich am Leben zu erhalten. "Tatsächliche Eigentumsrechte" spielen dabei eine große Rolle.
Der Kommunismus hat eine "tatsächliche Eigentumsform" durch ein anderes "tatsächliches Eigentumsrecht" ersetzt, deshalb hat "die Christenheit" nicht den Kommunismus erzeugen können.

Kleine Denkaufgabe:
Warum wurde in der neuen Ausgabe von "Vergewissert euch . . .". engl. 1969 die "Kommunismus-Definition" weggelassen?
W. D.

Brief der "Leitenden Körperschaft" in Brooklyn
Immer noch die Ältesten-Frage
(Eingesandt aus einer Versammlung in Berlin)
Bekanntlich hat es mit der Einführung der neuen Ältesten schon zeitlich nicht so geklappt, wie es vom Hauptbüro in Brooklyn vorgesehen war. Besonders hier ist es zu großen Verzögerungen gekommen. Wir wollen heute wichtige Aspekte jenes Briefes behandeln, der am 1. 12. 1971 an alle Komitees gerichtet wurde, die überall die Empfehlung der Ältesten und ihre erste Überprüfung in der Hand haben, die gleichermaßen den Hauptfilter darstellen, um "unerwünschte Elemente" fernzuhalten. Es handelt sich um einen wichtigen Brief der jetzt hervorgetretenen "Leitenden Körperschaft", (siehe auch "CV" Nr. 44 und 45, 1972), der eigentlich den Versammlungsgliedern insgesamt nicht zur Kenntnis gebracht werden soll. Aber eine ganze Reihe Diener haben sich daran nicht gehalten und ihn u. a. auch "CV" übermittelt.

Wer kann Ältester werden und wer nicht?
Im Brief der "Leitenden Körperschaft" werden die Ältesten-Vorschlag-Komitees in den Versammlungen angewiesen, Personenlisten aufzustellen, in denen "notiert werden soll" was über die Fähigkeiten der verschiedenen Brüder zu sagen ist, Eignung oder Nichteignung als Älteste betreffend. Es ist sehr bemerkenswert, daß hier zwar angewiesen wird, zuvor "ein Gebet zu sprechen, um die Leitung Jehovas zu erbitten, damit das, was geschieht, völlig mit seinem Willen übereinstimmt", daß aber dennoch gemahnt wird "demütig und ehrlich" zu sein und keine "persönliche Freundschaft" gelten zu lassen. Kann nach Gebet und dem damit kundwerdenden Willen Jehovas noch unehrlich und nach persönlicher Gunst "empfohlen" werden? Dann wird gesagt, in einigen Versammlungen "mag es sich herausstellen, daß es niemand gibt, der sich dafür eignet, als Ältester empfohlen zu werden", Es wird also hart und streng gesiebt.

Die meisten bisherigen Kreisdiener z. B. müssen gehen, wie sich einige äußerten.
Es werden Vorkommnisse herangezogen, die bis zu zehn Jahre zurückliegen, um Unfähigkeit zu begründen. Oft sind es familiäre, eheliche oder persönliche Dinge oder Nachlässigkeiten. Wer aber ist ohne Fehler? Hiermit könnte man jeden "zur Strecke bringen", wenn man es darauf anlegt. Die bisherigen Bezirksdiener werden wahrscheinlich alle bleiben und als Bezirksaufseher auftreten.

Sie bilden hier ohnehin die höchste Vorentscheidungsgruppe und werden sich natürlich immer hinreichend selbst empfehlen Je weiter die Organisation aber noch unten geht, desto mehr Diener werden abgelöst. Nach unten nimmt die Säuberung immer größere Ausmaße an. In den Versammlungen "rollen" daher die meisten "Köpfe". Es ist traurig, wenn man das sieht.

"Die Loyalität gegenüber Jehova allem anderen voranstellen"
Dies ist der Hauptgesichtspunkt im Brief der "Leitenden Körperschaft". Was bedeutet das? Jeder weiß, daß die geforderte Loyalität oder Treue allein über die WTG geht, ehe sie sich auf Gott und Christus richten kann. Sie muß über den "Kanal" der WTG. Loyalität gegenüber Gott, die die WTG nicht einschließt und berücksichtigt, ist für die WTG keine Loyalität gegenüber Gott. Sie sitzt im "Vorzimmer" Sie läßt sich nicht umgehen oder übergehen. Und wenn niemand hinter ihr wäre, wir wüßten es unter diesen Bedingungen nicht.

Bewußt oder unbewußt ist also diese geforderte Loyalität auf die WTG selbst konzentriert. Konkret bedeutet das aber - und das wird in dem Brief nicht gesagt - daß der Gehorsam gegenüber der WTG das Hauptkriterium ist. Vordergründig stolpern werden die meisten "Unfähigen" somit über zweitrangige Dinge und Nachlässigkeiten. Mit aller Schärfe wird jedoch durchleuchtet, erfragt und gehorcht, wer sich wann irgendwelcher Kritik gegenüber den Methoden und Lehren der WTG schuldig gemacht hat. Solche kritischen Äußerungen zu irgendeiner Zeit sind das Hauptdelikt Für die kommende Krise mit 1975, die die WTG ernster nimmt, als sich das jemand denken mag, werden nur absolut gehorsame und bedenkenlos folgsame Aufseher gebraucht, und damit nur Personen, die das bisher absolut unter Beweis gestellt haben. Wer je eine kritische Äußerung gemacht hat, wird als "unsicherer Kantonist" oder Unsicherheitsfaktor ab sofort unter dem Vorrang zweitrangiger Dinge ausgesiebt und entfernt. 1975 kann die WTG keine "wankende Säule" gebrauchen. Es werden ohnehin genug davonlaufen.

Die Spannung in den Versammlungen nimmt zu
Es ist ohne Zweifel eine große Säuberung, die jetzt durchgeführt wird. Biblisch wäre - wie gesagt - diese Umstrukturierung nicht notwendig. Die bisherige Dienerschaft war durchaus hinreichend "theokratisch" begründet in ihrem Status Ihre Ersetzung durch Älteste und Aufseher kam deshalb wie aus heiterem Himmel. Niemand hatte an den Dienern gezweifelt.

Die Sache wurde "oben" ausgedacht, wo das Flammenzeichen von 1975 keineswegs aus dem Auge gelassen wird!
Nun weiß aber "unten" keiner, was hinsichtlich Fähigkeit oder Unfähigkeit in die "Listen" geschrieben wird und wer es hineinschreibt. Gunst und persönliche Interessen können also nicht überprüft werden.

Die Schwestern sind, wie bekannt, ganz und gar entrechtet und zur Unwissenheit verdammt. Viele Vorschläge von "unten" werden unter dein Vorwand zurückgesandt, sie seien nicht "sorgfältig" genug.
Die WTG will vor allem junge Brüder in Aufseherpositionen haben. Sie müssen zwar fähig sein. Sie müssen aber kritiklosen Gehorsam unter Beweis gestellt haben. Es wird hier ausgesetzt, daß junge Menschen schnell vorwärts kommen möchten. Aber auch dies spielt eine Rolle: Gehorsam ist bequemer. Die ältere Generation dagegen ist durch die Erfahrungen der WT-Lehrveränderungen, Wahrheitswiderrufungen, Fehlentscheidungen und sinnlosen Opfer der Vergangenheit kritisch geworden, wenn diese Brüder das auch nicht noch außen zeigen. Sie müssen herausgefunden werden und weg, ehe 1975 hereinbricht und ihnen den letzten Anstoß gibt. Sie dürfen in der WTG keinen Simson spielen.
(leicht redigiert)

DIE AUSGESTRECKTE HAND ERKENNEN
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
ERWARTUNGSVOLL wird auch diese CV-Ausgabe wieder in aller Hände gelegt. Mögen alle das rechte Unterscheidungsvermögen haben, denn wir leben in einer Zeit größter gesellschaftlicher Veränderungen und Entwicklungen und damit folgenschwerer Umorientierung für Organisation und Verkündigung.

In den Worten an alle Leser möchten wir die CV-Stellung noch einmal profilieren. CV bringt in erster Linie Informationen in den verschiedensten Formen über die Situationen, verbunden mit Hinweisen für Schlußfolgerungen, Konsequenzen und Nutzanwendung. Die Probleme sollen sichtbar gemacht werden. Selbst völlig neue und fremde Gesichtspunkte müssen wir zur Kenntnis nehmen, wenn sie zu Organisation und Verkündigung vorgebracht werden. Alles ist zu prüfen, wobei das Gute festzuhalten ist. 1. Thess. 5:21. Nichts ist gefährlicher, als "Kinder in der Urteilskraft" zu sein. 1. Kor. 14:20.

CV bringt keine einheitlichen "neuen Lehren", denn niemand kann aufrichtigerweise über das hinausgehen, was geschrieben steht. 1. Kor. 4:6. CV gibt vielmehr eine hier und heute unentbehrliche Hilfe in diesem Glaubenskampf, die immer mehr Beachtung findet. Das kann in dieser Situation auch nicht anders sein.

Zur "Brandmauer". Vergleicht das ganze Problem bitte sorgfältig und umfassend mit 2. Kor. 4:2, wie zitiert. Das ist dazu die Schlüssel-Schriftstelle. Bei Strafe gefährlicher Konsequenzen darf die Schrift hier nicht länger mißachtet werden.

Das "Sittenbild" behandelt ein wichtiges WT-"Zeichen der Zeit". Aber:
Vor 1914 war es in diesen Fragen nicht besser, eher schlimmer. Jede Zeit kann so zur "Endzeit" erklärt werden, wenn man die Vergleichsmöglichkeiten ausschaltet, wie es die WTG in diesem Zusammenhang für die Zeit vor 1914 tut. Darum hier eine Aufstellung von Tatsachen und Zahlen, die zeigen, daß auch dieses WT-"Zeichen der Zeit" nach 1914 gar nicht echt ist, weil es vor 1914 schlimmer war. Die alten Brüder sollten wissen, daß auf diese Weise die WTG einst auch 1874 "glaubhaft" machte. Da 1975 auch nichts zu Ende ist. bestätigt sich das nur erneut.

Sicher wird der "biblische Rat für alle Lebenslagen" dieser Art in CV aufmerken lassen! Sagt es auch anderen!
Was das WT-Bild von unseren Mitmenschen betrifft, zwei Schrifthinweise: Jesus selbst verurteilt andere Christen nicht, Mark. 9:38-40, und auch Nichtchristen ist das Gesetz Gottes ins Herz geschrieben, Rö. 2:13-16, warum wird das heute mißachtet?

Was die Ältestenfrage angeht, es gibt nur diesen Ausweg: Frei werden und zurückkehren zur vollen christlichen "Mündigkeit" der Versammlungen, die selbst ein Apostel Paulus achtete. Apg 17:11.

CV wird immer besser wegweisend informieren. Jeder kann die "ausgestreckte Hand" darin erkennen. Wir danken herzlich für alle bisherigen Stellungnahmen und Zuschriften und freuen uns über jede weitere Meinungsäußerung.
Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 53

Wieder einmal veröffentlicht diese CV-Ausgabe, sogenannte "Leserbriefe". Also ich kann es nicht verhehlen. Es ist ein ungutes Gefühl, das mich bei deren Lektüre beschleicht. Wenn man da z. B. lesen kann, dass einer dieser "Leserbriefe" zugleich in 83 facher Ausfertigung im Raum Leipzig verbreitet wurde. Dann ist es doch sehr die Frage, um was für "Briefe schreibende Leser" es sich da handeln soll. Der Pferdefuß ist allzu deutlich. Damit entwertet er zugleich auch eventuell tatsächlich vorhandene Fakten, die kritisch bewertet werden können. Aber wenn ich da ich in einem Kommentar zu diesen vorgeblichen "Leserbriefen" auch den Satz lese:

"Andere leitende Brüder, wir denken an Berlin, Dresden, Zwickau usw., stehen unter dem dringenden Verdacht, teilweise sehr hohe Geldbetrage aus der 'Guten Hoffnung' für rein private Dinge zu verwenden. Aber eine weitere Zahl von Brüdern und Schwestern sind kriminell im Auftrage der Organisation. Solche z. B.. die das Geld nach der BRD/Westberlin ausschleusen oder diejenigen, die mit eingeschleusten Vervielfältigungsmaschinen massenweise 'WT' vervielfältigen."

Dann drängt sich mir mit Macht der Eindruck auf: Tatsächliche Schreiber dieser "Leserbriefe" waren die Herrschaften in den Stasi-Zentralen!

In dieser Ausgabe ist auch der Satz zu lesen:
"Gar mancher wandelt da auf sehr gefährlichen Pfaden. Es sind oft Brüder und Schwestern im Rentenalter oder andere aus bestimmten Versammlungen, die in die BRD zu Besuch fahren. Oft sind es auch Körperbehinderte, Erblindete, ja sogar auch Kinder, die benutzt werden." Isoliert betrachtet, stellt diese auf den Geldtransfer durch Jehovas Zeugen, von Ost nach West, bezügliche Passage, eine knallharte Drohung dar.

Fakt ist, dass gerade die Frage Geldtransfer eines der wichtigsten Elemente im kalten Krieg zwischen Ost und West darstellte. Die DDR-Oberen, stellten sich analog zum Hitlerregime, auf den Standpunkt. Geldtransfer darf nur über ihre offiziellen Finanzinstitute und nur in vom Staat anerkannten Fällen, durchgeführt werden. Praktisch waren die Hürden dabei so hochgesetzt, dass für Jehovas Zeugen kaum eine Chance diesbezüglich bestand. Wie auch andere Bevölkerungsgruppen, umgingen auch sie die diesbezügliche DDR-Gesetzgebung. Letzterer klassifizierte ihr diesbezügliches tun, als "Schmuggel" und ging in seiner Bewertung soweit, die WTG-Finanzabteilung als mit der Unterwelt engagiert zu bezeichnen.

Wie immer man zu diesem Vorrwurf auch stehen mag. Das Jehovas Zeugen hierbei auch ihren wesentlichen Part im kalten Krieg mit spielten, kann meines Erachtens nicht stichhaltig bestritten werden.
Ich "verteidige" die DDR-Politik nicht. Unabhängig von persönlichen Antipathien ist meines Erachtens der vorbeschriebene Sachverhalt auch ein Beleg für die These: Das es eine "politische Neutralität" der Zeugen Jehovas noch nie gegeben hat und nie geben wird.
Das Thema "Geldschmuggel" wurde von der CV schon diverse male aufgegriffen. Die diesbezüglichen DDR-Argumente erscheinen mir in dieser Ausgabe noch mit am besten zusammengefaßt.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit

Nr. 53 Gera Dezember 1973

WER KANN UND SOLLTE DURCH CV MITHELFEN?
Liebe Leser!
Wir möchten heute - auch in Verbindung mit bestimmten Beiträgen in dieser CV-Ausgabe - eine Frage behandeln, die vielerorts durchdacht und gestellt wird. Die Frage, wer in CV mithelfen kann und ob man mithelfen sollte. Zunächst ist die Einstellung zu CV sehr unterschiedlich. Das wird sicher auch weiterhin so sein. Mit zunehmender Beunruhigung wird CV z. B. im Zweigbüro in Wiesbaden gelesen und an das Hauptbüro in Brooklyn übermittelt. Von einigen dort aber auch in heimlicher Hoffnung, daß vielleicht doch einiges durch CV bewirkt werden möge. Von anderen leitenden Brüdern wird jetzt zugestanden, daß CV immerhin doch "ein Körnchen Wahrheit" enthalte. Nun, wir wissen sehr wohl, daß man in der Erkenntnis nur stückweise wächst, wie die Schrift sagt. Und wer CV liest, weiß auf jeden Fall mehr, und jedes Wissen wirkt sich aus. Viele aber lesen CV und haben längst erkannt, um was es geht. Wir wissen jedoch, daß nicht jeder in der Lage ist, nun groß hervorzutreten und öffentlich zu wirken. Vor Gott gilt grundsätzlich die Herzenseinstellung (Spr. 17:3). Die Möglichkeiten sind immer unterschiedlich.

Viele würden sich an CV wenden. Sie ringen mit diesem Gedanken. Sollen sie es heimlich tun? Oder offen und frei? Was CV selbst betrifft: Es wird jede gewünschte Diskretion garantiert, das ist für jeden, der sich an CV wendet, selbstverständlich Aber es ist noch etwas anderes.

Viele schrecken davor zurück, in einer Zeitschrift, die nicht zur Organisation gehört, etwas zum Ausdruck zu bringen. Vielleicht helfen da folgende Hinweise. Die WTG selbst hat überhaupt keine Bedenken, in irgendeiner politischen Tageszeitung sogar, z. B. in der BRD, Informationen, Berichte, Stellungnahmen, Ankündigungen usw. zu irgendeiner Sache unterzubringen. Viele Versammlungen haben einen Beauftragten für Presse und Information. Sollte nicht jede Versammlung auch einen Beauftragten für CV haben? Auf Kongressen werden Pressediener eingesetzt, die andere Zeitungen mit Berichten beliefern. Oder: Als die WTG 1968 bestritt, daß der Vater des Mörders des USA-Präsidentschaftskandidaten, Robert F. Kennedy, Sirhan, ein Zeuge Jehovas sei, war es Bruder Helmut Knöller aus der Versammlung München, der an die "Abendzeitung" in München schrieb und mit voller eigener Adresse (8 München 13, Schwindstraße 7) einen Beitrag in dieser Sache veröffentlichen ließ (,.Abendzeitung", 4. 9. 68, siehe auch CV 23/69). Vielleicht hilft es, dies zu erwähnen, wenn jemand gehindert wird, seinen Standpunkt in CV zum Ausdruck zu bringen.

Jeder Bruder und jede Schwester, jeder Diener, Aufseher oder Älteste, sollte CV als eine Schrift betrachten, die auch für ihn da ist, an die man sich beliebig wenden kann, in der man veröffentlichen kann, in der man sich an alle Versammlungen wenden kann, ja sogar an das Zweigbüro in Wiesbaden und an das Hauptbüro in New York/Brooklyn. Dies kann erfolgen, ohne daß jemand denken muß, er müsse sich mit allem einverstanden erklären, was sonst in CV geschrieben wird.

Nein, in CV kommen unterschiedliche Gesichtspunkte zum Ausdruck, CV dient einem vielseitigen Entwicklungsprozeß in einer vielschichtigen Konfliktlage, WTG-bedingt, in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Immer eingedenk dessen, daß unser Erkennen Stückwerk ist (l. Kor. 13:12), und deswegen nichts gleich und vollkommen sein kann. Christus selbst lehrt uns diese Toleranz auf dem Wege seiner Nachfolge (Mark. 9:38-41).

Wir denken auch an die Brüder und Schwestern, die schon in früheren Jahren wegen vor Gott und Menschen nicht zu verantwortenden WT-Positionen frei geworden sind, als freistehende Christen wirken oder sich in freien Christengemeinden zum Dienst für Jehova und Christus verbunden haben. Wir wissen um die vielfältige Erkenntnishilfe ihrerseits für die "getrennten Brüder" unter der WTG. CV ist frei für jede Hilfe dieser Art auf der Grundlage des völligen Verständnisses und des Respekts für die Vielfalt der Formen in der Nachfolge Jesu, wie sie uns Christus in Markus 9:38-41 aufzeigte.

Wir denken aber auch an andere verantwortungsbewußte Menschen, die eine Stellungnahme zur WTG oder zu den Zeugen Jehovas aus christlicher und gesellschaftlicher Mitverantwortung hilfsbereit darlegen möchten. Wir sollen noch der Schrift auch "mit den Nichtchristen ehrbar wandeln"
(l. Thess. 4:12 Menge).
"Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft, der Liebe und der Selbstzucht gegeben", sagt der Apostel Paulus (2. Tim. 1:7). Wir möchten zuversichtlich sein, daß dieser Geist alle anspornen wird, die die Verantwortung erkennen, beizutragen, um diesem Werk in christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen Hilfe zuteil werden zu lassen.
In christlicher Verbundenheit.
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

BIBLISCHER RAT:
Was Jehovas Zeugen für die notwendige Neuoriertierung nach 1975 beachten sollten
Texte, die in der Glaubensorientierung helfen können. Eingesandt von einer CV-Mitarbeiterin in Thüringen.
Daß alles durch ihn versöhnt würde
Christus ist der Versöhner. Aber dieses Versöhnungswerk bezieht sich nicht nur auf die Schar der Auserwählten, auf die christliche Gemeinde. Dieses Versöhnungswerk kommt allen Menschen, ja der ganzen Schöpfung zugute. Die Christen werden vor Überheblichkeit gewarnt. Das Rettungswerk soll nicht auf den Kreis der Gemeinde beschrankt bleiben. An ihm soll die ganze Schöpfung einmal teilhaben. Machen wir uns klar, was das bedeutet: Es soll noch Gottes Willen also in der Ewigkeit nicht Gerettete und Verlorene, sondern nur Gerettete geben. Damit ist uns jede Möglichkeit genommen, zwischen Glaubenden und Ungläubigen in gehässiger und abwertender Weise zu scheiden. Gott will auch die retten, die wir vielleicht jetzt noch zu den "Verlorenen" zählen möchten. Wer also zwischen "Gläubigen" und "Ungläubigen", zwischen "Bekehrten" und "Unbekehrten" schon jetzt endgültig scheiden wollte, hätte Christus. damit verleugnet. Daß wir zu den Geretteten gehören dürfen, das sollte für uns Anlaß sein, etwas von der Liebe Christus zu allen Menschen weiterzugeben. "Gott will, daß allen Menschen geholfen werde".

"Das Kreuz Jesu" ist die Rettung der Sünder und bedeutet nicht ewige Vernichtung. Es ist das Gericht über die Menschheit und über ihre Schuld. Aber durch dieses Gericht sollen alle Schuldigen gerettet werden. Das wird uns in dem Leidensbericht bei Lukas mit aller Deutlichkeit gesagt.

Wir sind Gemeinde für die Welt, weil Christus für jeden Menschen da ist. Daran sollten wir immer denken. Es soll Versöhnung durch Jesus geschehen.
Die bloße Zugehörigkeit zu einem Volk, zu einer Gruppe, auch zu einer Kirche besagt nach gar nichts über die Zugehörigkeit zu Gott. Der Glaube an das Wort machts. Deshalb ist kein Volk und keine Gruppe von Menschen vom Heil ausgeschlossen Die Tatsache, daß ich für meine Errettung zu danken habe, schließt diejenigen, die dafür noch keinen Grund sehen, nicht vom Heil aus. Das sollten wir bedenken.

Bibel und Weltuntergang
Weltuntergangserwartungen hat es zu allen Zeiten gegeben. In den verschiedensten Religionen finden wir solche Erwartungen Immer wieder haben Schwärmer oder auch gewissenlose Spekulanten daran ihre Parolen geknüpft und in oft unverantwortlicher Weise die Gemüter erregt mit marktschreierischen Prophezeiungen. Noch immer sind solche Prophezeiungen, soweit sie bestimmte Zeitpunkte nannten, Lügen gestraft worden.

Die Frage nach der Steuer
Die Antwort Jesu auf diese Frage hat zwei untrennbar zusammengehörende Teile: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist". Wollten wir einen der beiden Teile unbeachtet lassen, würden wir Jesu völlig mißverstehen.

Der Kaiser ist hier der damals übliche Sammelname für jede irdische Regierung. Ohne eine solche Regierung ist ein geordnetes und friedvolles Zusammenleben der Menschen kaum zu denken. Daß es staatliche Ordnung gibt, haben die Christen also als Wohltat Gottes anzusehen. Darum schulden sie der irdischen Regierung Achtung und Respekt. Jesus hat die Ablehnung des römischen Kaiserreichs durch viele seiner jüdischen Zeitgenossen (besonders die Gruppe der sogenannten Zeloten) nicht mitgemacht.
Das weltliche Regiment hat nach dem Zeugnis der Bibel einen besonderen Auftrag von Gott: Es hat für Ordnung, Gerechtigkeit und Frieden zu sorgen. (Römer 13-.l-7).

AUS LESERBRIEFEN
Aus einem Ort bei Suhl:
"… kommt hinzu, daß erst zwei Jahre Zeuge Jehova bin. Ich kann aber nicht verstehen, daß sich hier jeder von den Geschwistern freut, wenn irgendwo in der Welt ein Erdbeben, Sturm oder eine Katastrophe oder sonst ein Massenunglück war. Ist das nur hier so, oder kommt das auch in anderen Versammlungen vor? …"

"Christliche Verantwortung":
Wir würden uns anmaßen, Einblick in das gesamte Versammlungsgeschehen in der DDR zu haben, wenn wir hier ja oder nein sagen würden.
Aber greifen wir ein aktuelles Beispiel heraus.
Zur Zeit wird in vielen Versammlungen eine Mitteilung der Gesellschaft diskutiert, deren Inhalt eine Darstellung der Hilfsmaßnahmen für die Geschwister in Nikaragua ist. Neben vielen anderen Problemen wird betont, daß kein Zeuge Jehova getötet wurde. Wohl dem, wenn es so ist! Erinnern wir uns an ähnliche furchtbare Ereignisse. Immer wieder ließ die Gesellschaft verlauten, daß die Zeugen Jehovas von, diesen Geschehnissen leiblich nicht betroffen wurden. Doch, so fragt man sich, könnte sich dahinter nicht auch eine Zweckinformation verbergen?

Es ist ist ein leidliches Problem, das von der WTG hier gern in den Mittelpunkt geschoben wird, dient es doch dazu, von den örtlichen Sorgen und Nöten abzulenken.

Vergleiche doch einmal Deine Kenntnisse über Verkehrsunfälle, Arbeitsunfälle und anderes mehr, von denen auch die Zeugen betroffen sind, mit den "weltweiten Darstellungen" der Gesellschaft! Die Zeugen stehen nicht außerhalb der menschlichen Gesellschaft, sie sind nicht von Gott bevorzugt und müssen die Tatsachen des Lebens ebenso anerkennen und berücksichtigen wie andere auch.

Daß es Zeugen gibt. die sich über Katastrophen freuen, vor allem, wenn sie am "anderen Ende der Welt" geschehen, steht auf Grund des WTG-Einflusses außer Zweifel (auch unsere Eingangspost bestätigt das).
Aber es ist doch ein Armutszeugnis, wenn man sich über das Unglück anderer zumindest indirekt erfreut. Nur solltest Du, lieber … stets beachten, daß Zeuge Jehova nicht gleich Zeuge Jehova ist!

Aus Leipzig:
Verbunden mit einem Brief, dessen Inhalt sehr aufschlußreich ist, erhielten wir aus Leipzig ein Schriftstück, dessen Inhalt uns erschaudern ließ.
Wir geben zunächst einmal das Schriftstück auszugsweise wieder!

Leipzig, Juli 1972
Ungeheuerliche Vorgänge
Was tut Bruder K .... aus Brotterode? (Der Name des Bruders K. wurde im zu zitierenden Schriftstück vollständig genannt.)
Eingeleitet wird dieser Hilferuf mit dem Titus 1:7-9.
Diese Worte scheinen dem Bruder K. nicht im Sinn zu sein!
Kennt er überhaupt die Schrift?
Sicherlich nicht. Wie kommt es sonst, daß er seine gesamte Familie quält hungern läßt., schlägt!!
Jeder Hund lebt besser als unsere Lieben unter der Rute des Bruders K.

Er schlägt seine Frau mit der Faust ins Gesicht, weil sie es nicht anhören kann, wenn ihre leiblichen Kinder unter den Schlägen des Vaters schreien. Sie will helfen, wenn die Kinder bewußtlos am Boden liegen und wird von ihrem Mann in den Unterleib getreten. Der Sohn Siegfried wird gezwungen, seinen Bruder festzuhalten, ihn zu binden, damit der Vater alle Körperteile mit seinen Schlägen treffen kann. Der Abschluß seiner Quälereien ist ein Tritt in die Hoden des Thomas. Es ist furchtbar, was dort geschieht. Die Tochter Johanna wurde in das Waschhaus gezogen, an den Haaren gefaßt und zu Boden geworfen, dann trat der Vater so lange in und auf ihren Körper, bis sie sich nicht mehr regte … !

Geschwister! Von diesen ungeheuerlichen Vorgängen weiß jeder Mensch in Brotterode und Umgebung! Auch die Urlauber erfahren es! So wird das Werk in diesem Teil nie zu Fortschritten kommen! Keiner sagt: Das macht nur Bruder K. Sie sagen, das sind Zeugen Jehovas! Warum sagt Bruder R. (der Name des Bruders R. wurde im Originaltext ausgeschrieben) nichts dazu?

Dort ist zuviel Schmutz! Wie kann es sonst sein, daß Bruder K. nicht arbeitet (gemeint ist Juli 72, Anmerkung von CV) und trotzdem einen neuen "Skoda" hat? Er schläft morgens bis 10.00 Uhr! Stiehlt dieser gewissenlose Bruder der Gemeinschaft darüber noch das Geld? Pfui! :. . Die Tochter Johanna ist zu Hause weggelaufen! Sie muß um ihr Leben fürchten! Sie ist erst 18 Jahre alt.

Sie sagte uns:
Wenn mein Vater mich findet, dann tut er mir was an, er will mich töten!
(Diesen Brief schicken wir an 83 Brüder und Schwestern, die in oder bei Leipzig wohnen!)

"Christliche Verantwortung":
Sicherlich faßt sich jeder ehrliche Leser an den Kopf und fragt sich, wie ist so etwas möglich? Die Reaktionen unserer Leser auf dieses Verhalten des Zeugen Jehova K. aus Brotterode oder Brd. R. aus Herges-Hallenberg werden sicherlich vielseitig und weitblickend sein.

Unsere Gedanken sind die, daß die Handlungsweisen des Brd. K. und des Brd R. keine Ausnahmen in der Organisation bilden. Wenige Kilometer nördlich von Brotterode liegt Erfurt. Ein dort leitender Bruder entgleitete derart, daß er normalerweise Gemeinschaftsentzug bekommen müßte, denn der sexuelle Mißbrauch eines vierjährigen Mädchens ist wohl Grund genug.

Andere leitende Brüder, wir denken an Berlin, Dresden, Zwickau usw., stehen unter dem dringenden Verdacht, teilweise sehr hohe Geldbeträge aus der "Guten Hoffnung" für rein private Dinge zu verwenden. Aber eine weitere Zahl von Brüdern und Schwestern sind kriminell im Auftrage der Organisation. Solche z. B.. die das Geld nach der BRD/Westberlin ausschleusen oder diejenigen, die mit eingeschleusten Vervielfältigungsmaschinen massenweise "WT" vervielfältigen. Diese Reihe ließe sich bis zum Hausfriedensbruch fortsetzen, denn wer von Haus zu Haus geht und dem Wohnungsinhaber den Fuß in die Tür stellt, wenn dieser schließen will, der begeht Hausfriedensbruch!

Der Bruder R., welcher im Hilferuf aus Leipzig-Brotterode genannt wurde, ist noch unserem Wissen ein Aufseher, früher sagte man Gebietsdiener zu seiner jetzigen Funktion. Warum hat er nichts unternommen? Hat er sich gesagt, man soll die Schafe zusammenhalten, egal wie? Warum hat Bruder R. geschwiegen? Warum schweigt er noch heute? Bringt Bruder R. den Mut auf, in "Christlicher Verantwortung" Stellung zu nehmen? Wir wären gern bereit ihm für seine Meinung einigen Platz in CV zu sichern. Gleiches könnte vielleicht auch Bruder K. bedenken.

Wir bitten unsere Leser, ihre Hinweise. Gedanken oder Kommentare an CV zu senden. Bitte vermerkt in Euren Briefen, ob Ihr Einschränkungen hinsichtlich der Veröffentlichung wünscht.

Aus Potsdam:
"… Zu Ostern hatte ich Besuch aus der BRD. Als ich dem verantwortlichen Bruder das vorher mitteilte, bekam ich strenge Verhaltensregeln … Warum?"

"Christliche Verantwortung":
Die Ursache für das Verhalten des "verantwortlichen Bruders" ist nicht etwa eine bestimmte persönliche Abneigung gegen Dich oder gegen den Besuch aus der BRD. Der Aufseher hat die Weisung (es wurde ihm "empfohlen") Dir darzustellen, daß der Bruder aus Köln, Hamburg oder Kassel "von den Problemen in der Illegalität keine Ahnung hat". Diese Brüder sind den hiesigen Aufsehern einfach zu leichtsinnig. Erst die Verkündigung des "Werkes im Untergrund" macht einen "richtigen Zeugen". "Drüben", so sagen manche Aufseher, "geht man von Haus zu Haus und man braucht sich nicht sonderlich vorzusehen. Aber hier. . ."

Da die Gesellschaft trotz wiederholter entgegengesetzter Beteuerungen, in der DDR konspiriert, ist es nicht angebracht, daß zuviele eingeweiht werden.
Daß einige CV-Mitarbeiter über derartige Kenntnisse verfügen, ließ sich nicht vermeiden.

Aus Aue:
"… fragte ich, weshalb er etwas dagegen hat, wenn mir eine MZ kaufe. Da lachte er wieder so aufreizend, sagte, ich solle mir eine "Schwalbe" kaufen und nun selbst überlegen und ging ohne mir weiter zu antworten…"

"Christliche Verantwortung":
Ja, lieber Bruder, dafür hat "er" mehrere Gründe.
Erstens könntest Du ihm Deinen Entschluß mitgeteilt haben, ohne ihn vorher um seine Meinung zu ersuchen. Zweitens ist eine "Schwalbe" um einige Mark billiger als eine MZ, die Du ja spätestens 1975 sowieso nicht mehr brauchen würdest, da ja nach Meinung der WTG 1975 wieder einmal . . . Drittens könntest Du diesen Einwand so verstehen, daß der Differenzbetrag in die nimmersatte "GH" eingehen soll.

Viertens besteht durchaus die Möglichkeit, daß Du als "Bote", "Kurier", "Überbringer" oder wie man derartige Tätigkeit noch nennen mag, vorgesehen bist. Hierbei ist es aus der Sicht des "er" vorteilhaft, wenn Du kein polizeiliches Kennzeichen am Fahrzeug hast.
Es mag noch weitere Gründe geben, aber wir wollen es hierbei bewenden lassen.

Aus einem Ort bei Dessau:
"… bitte ich darum, daß Sie folgende ernste Sorge anhören Meine Schwiegereltern, sie sind Zeugen Jehovas, sagten unlängst, daß mein Kind, wenn es einmal erkranken sollte, niemals eine Bluttransfusion erhalten darf. Ich bin nun furchtbar erschüttert. Was maßen sich meine Schwiegereltern an?
Ich bin Christ, ich besuche regelmäßig die evangelische Kirche in … Meine Schwiegereltern bringen mich in eine schreckliche Lage …"

"Christliche Verantwortung":
Neben der Beifügung mehrerer CV mit diesbezüglichen Kommentaren, enthielt unsere Antwort u. a. folgendes: ". . . Ihre Schwiegereltern haben nicht das Recht, Ihnen kultische Handlungen aufzuzwingen. In diesem Falle ist es angeraten, sich ernsthaft mit den Schwiegereltern auseinanderzusetzen, da es hier um das Leben Ihres Kindes gehen kann. Sollte das keine Abhilfe schaffen, dann würden wir Ihnen raten, den Pfarrer Ihrer Kirchgemeinde um Beistand zu bitten.

Beachten Sie neben den genannten und aus den beigefügten CV zusätzlich ersichtlichen Faktoren, auch die Möglichkeiten, die Ihnen das Familiengesetzbuch der DDR bietet…"

Aus Meißen:
"… Da ich immer wieder Gespräche mit ihm (dem älteren Bruder) suchte, um dadurch zu Kenntnissen und Erkenntnissen zu kommen, vertiefte sich auch dadurch unser Vertrauensverhältnis. Er erzählte mit dann auch, daß die Zeugen gegenüber dem Nazireich nachgiebig und unredlich waren…"

"Christliche Verantwortung":
Liebe Schwester aus Meißen! Nicht die Zeugen allgemein sind gegenüber dem Nazistaat nachgiebig und unredlich gewesen. Der ältere Bruder wollte sich sicherlich nicht so verstanden wissen, daß die Zeugen und ihre Leitung, die bis zum Verbot in Magdeburg seßhaft war, miteinander gleichzusetzen sei. CV müßte Dein Problem tiefgründig behandeln, doch dazu würden Serien von CV-Ausgaben notwendig sein.

Wir bitten Dich zu prüfen, ob Du Dir das Buch "Die Zeugen Jehovas - Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft" zum Preise von 11,50 M kaufen möchtest. Der Herausgeber dieses Buches ist Manfred Gebhard.
Von Seite 160-162 des genannten Buches ist ein Schreiben der WTG-Magdeburg an die Hitlerregierung vom Original nachgebildet. Im folgenden geben wir einige Auszüge wieder:

Die Anrede: "Sehr verehrter Herr Reichskanzler!"
Im Text: "Das Brooklyner Präsidium der Watch-Tower-Gesellschaft ist und war seit jeher in hervorragendem Maße deutschfreundlich".
Heute behauptet die WTG, daß sie bisher gegen jeden Nationalsozialismus war und immer sein wird. Doch wer im "hervorragendem Maße deutschfreundlich" war, stellte sich als Nationalist dar, denn damit verbunden ist ja. daß man anderen Staaten nicht "hervorragend freundlich" gesinnt ist. Ist die WTG "neutral"?

"… sich das Präsidium unserer Gesellschaft in den letzten Monaten nicht nur geweigert. an der Greuelpropaganda (der USA, Anmerkung CV) gegen Deutschland teilzunehmen, sondern hat sogar dagegen Stellung genommen".
Die Veröffentlichungen zur Entwicklung des Nationalsozialismus in Deutschland von 1932-33 waren also nach WTG-Meinung "Greuelpropaganda"! Die SA-Aufmärsche und Bluttaten, die zweifellos zu dieser Zeit deutlich sichtbaren Ziele der Nazis, waren demnach auch Inhalt der WTG-Rehabilitation. Die WTG war gegen die Veröffentlichung der NS-Bluttaten. Wem diente das? War das politisch neutral?

"… daß in dem Verhältnis der Bibelforscher Deutschlands zur nationalen Regierung des Deutschen Reiches keinerlei Gegensätze vorliegen, sondern daß im Gegenteil - bezüglich der rein religiösen, unpolitischen Ziele und Bestrebungen der Bibelforscher - zu sagen ist, daß diese in völliger Übereinstimmung mit den gleichlaufenden Zielen der nationalen Regierung des Deutschen Reiches sind".

Die WTG hatte also keine Gegensätze zum Hitlerregime, sie war, wie eindeutig ersichtlich, völlig in Übereinstimmung mit den gleichlaufenden Zielen der "nationalen" Regierung!
Woher, so muß man fragen, nimmt die WTG die Unverschämtheit heute zu behaupten, sie wäre die einzige Organisation dieser Zeit gewesen, die ohne jede Einschränkung dem Nazismus die Stirn bot? Geschichtsfälscher, Heuchler, Lügner gebrauchen ihre Feder und ihr Mundwerk in dieser Art. Zum Schluß dieses Briefes schreiben die WTG-Gewaltigen: "In Erwartung einer baldigen gütigen Zusage, und mit der Versicherung unserer allergrößten Hochachtung, sind wir, sehr verehrter Herr Reichskanzler,
ergebenst
Watch Tower …"

Man sieht sie förmlich kriechen im Staub der politischen Heuchelei und Dienen wollens. Doch der hochverehrte Herr Reichskanzler' hat sich gütigst" anders entschieden, trotz aller ihm erbotenen "Hochachtung"!
Lies dazu: 1. Pet. 3.12. Ps. 37:37, 2. Kor. 5:20,
2. Tim. 2:4; Spr. 21:18; Off. 11.18.

Liebe Schwester! Bitte habe Verständnis, daß wir nur sehr kurzgefaßt dieses Thema behandelten. Wir glauben jedoch, daß diese Auszüge die ganze Tragweite der WTGHeucheleien ahnen lassen. Deine Gespräche mit diesem älteren Bruder solltest Du durchaus fortsetzen, denn diese älteren Brüder und Schwestern wissen aus eigenem WTG-Leben vieles, was heute von den Gewaltigen gern verschwiegen wird.

Aus Weimar:
… Könnt Ihr beweisen, daß die Gesellschaft jemals konkret und ohne jede Einschränkung 1925 als Beginn des Königreiches darstellte … ?

"Christliche Verantwortung:"
Wir stellen Dir hiermit anheim, Dir selbst ein Urteil zu bilden. Beachte bitte die von der WTG in der zeitlichen Folge angewandten rhetorischen Momente:

1. "Das Goldene Zeitalter" vom 15. 3. 1924.
"Wir erwarten mit voller Gewißheit, daß die jetzige große Drangsal im Jahre 1925, etwa im Herbst, ihren furchtbaren Höhepunkt erreicht und alsdann zum endgültigen Abschluß kommen wird, damit anschließend das Werk der Wiederherstellung aller Dinge unter der gerechten Regierung des Christus und seiner Getreuen beginnen kann".

2. "Wachtturm" S. 268/1924:
"Das wirkliche Ende der Jubeljahre brachte die Zerstörung des buchstäblichen Babylons, . . . im Herbst 1925 wird gewißlich dem symbolischen Babylon den Todesstoß bringen".

Aber:
3. "Wachtturm" S. 264/1926:
"Einige dachten, daß das Werk 1925 enden würde, aber der Herr hat dies nicht gesagt".
Du bist eingeladen, Dir die Originale dieser zitierten Ausgaben anzuschauen.

Wohin sollen wir gehen?
Sieben Hauptpunkte für die mit 1975 notwendige Neuorientierung in Glaube, Hoffnung und Liebe in allen Versammlungen und Studiengruppen.
DENKT AN DIE "MILLIONEN" VON 1914, DIE "NIEMALS STERBEN" SOLLTEN, UND SCHAUT IN DIE AUGEN DERER, DIE JETZT WIEDER ENTTÄUSCHT WERDEN "Besser ist offen ausgesprochener Tadel als verhehlte Liebe" Sprüche 27:5

1. Die WTG beachtet nicht die immer noch währende eine und einzige Hoffnung in der Nachfolge Jesu Christi und ihre Vielfalt in der Welt bis heute -
Eph. 4:3,4; Phil. 3:17-19. Matth. 16:24; 1. Kor. 13:9, 10,12; Mark. 9:38-40

2. Die WTG verhindert durch ihr dem "neuen Bund" widersprechendes "theokratisches" Regiment immer noch freie christliche Gemeinden und Versammlungen und eine Ältestenschaft nach urchristlichem Muster -
1. Kor. 14:20; Apg. 17:11; Apg. 14:23; 1. Thess. 5:21

3. Die WTG mißachtet die gesellschaftlichen und staatlichen Konsequenzen, die sich aus den schöpfungsbedingten und damit von Gott gegebenen sozialen Lebensbedürfnissen aller Menschen ergeben -
1. Mose 1:28; 2. Thess. 3:10; Jak. 2:14-16; Römer 13:1-7

4. Die WTG beachtet nicht, was es bedeutet, einerseits Bürger des Königreiches der Himmel und andererseits Bürger christlichen Glaubens hier des sozialistischen Staates zu sein -
Phil. 3:20; Apg. 22:25-28; Rö. 13:1-7; Tit. 3:1; Tim. 2:1,2; 1. Petr. 2:13

5. Die WTG mißachtet mit ihrem Antikommunismus und der damit verbreiteten politischen Feindschaft in der Verkündigung das göttliche Gebot, mit allen Menschen in Frieden zu leben - Tit. 3:2; 1. Thess. 4:10-12; 1. Tim. 3:7

6. Die WTG mißachtet das schriftgemäße Verbot jeder List, Geheimarbeit und Gesetzesverletzung gegenüber Staat und Regierung in der Verkündigung -
2. Kor. 4:2 NW; Mark. 12:17; 2. Tim. 2:15; Petr. 3:15

7. Die WTG hat mit 1975 "diese Generation" seit 1914 überschritten - die "Millionen, die niemals sterben" sollten, sind tot - und bietet damit keine schriftgemäße glaubhafte irdische Perspektive und Hoffnung mehr -
Matth. 24:34; 5. Mose 18:20-22

Was sollen wir tun?
Die sieben Hauptpunkte sind nicht von der Hand zu weisen Der gute Kampf des Glaubens wird daher für jeden unvermeidlich, der nach 1975 nicht in Ungewißheit und Aussichtslosigkeit weitergehen will. Schon die schriftgemäßen Verpflichtungen für Familie und Kinder zwingen zum Überlegen, sind doch alle gerade hier zur unbedingten Vorsorge verpflichtet. 1. Tim. 5:8. Jeder wird s ich neu orientieren müssen. Es ist unvorstellbar, daß ein Aufrichtiger hier bedenkenlos sein könnte. So beginnt allenthalben ein objektiv unvermeidlicher Umwandlungsprozeß, denn "diese Generation" ist überschritten. Diese Erkenntnis kann gewaltig werden, wenn sie alle erfaßt. Das ist die Situation, die sehr wohl erkannt ist.

Wer dies alles sieht, trägt eine große Verantwortung vor Gott und den Brüdern überall, was aber zugleich ein großes Vorrecht ist. Die Situation zwingt zum Handeln. Prüft und studiert die Lage, wie sie hier wirklich ist. Und was dann das Wichtigste ist: Die "Endzeit"-Perspektive, die Aussicht, die Hoffnung, was bleibt? Denke an die "Millionen", die einst "niemals sterben" sollten, wo sind sie geblieben? Und dann schaue in die Augen derer, die jetzt wieder enttäuscht werden. Bist du ein guter Hirte? So laßt uns endlich alle Unmündigkeit ablegen, wie die Schrift gebietet. 1. Kor. 14.20; Apg. 17:11. Wir sind nicht Nachfolger der WTG, sondern in erster Linie Nachfolger Jesu Christi. Vielleicht mit der WTG, wenn sie uns nicht mehr bevormundet und reglementiert, wenn sie ihren antikommunistischen und staatsfeindlichen Bibelmißbrauch unterläßt und echte, schriftgemäße Hilfe bietet, wie es ihre ursprüngliche erklärte Aufgabe war. Es ist sehr fraglich, ob das je wieder sein wird. Wir jedoch haben in erster Linie "vor Gott als bewährt" dazustehen. 2. Tim. 2:15. Darum bildet überall schriftgemäß verantwortliche und freie Studiengruppen, Versammlungen und Gemeinden, in schriftgemäßer Respektierung der Gesetze und verfassungsmäßigen sozialistischen Ordnung in unserem Lande. Dabei muß der sozialpolitisch verantwortungslose, gesellschafts- und staatsfeindliche antikommunistische Einfluß der WTG und ihre damit verbundene Bibelerklärung klar zurückgewiesen werden, Keiner, der "die Hand am Pflug" der Organisation hat, kann sich dem entziehen. Er muß jederzeit "zur Verantwortung bereit" sein, wie die Schrift gebietet. 1. Petr. 3:15.

Eingedenk der Worte Jesu in Mark. 9:38-40 sollte aber niemand unduldsam und intolerant werden und Gleiches mit Gleichem vergelten, sondern Unverständnis, Mißverständnis und Anfeindung mit "ausgestreckter Hand" in unwandelbarer Liebe zu Gott und den Brüdern begegnen. Ein jeder unter denen, die ihm Nächste sind. Einsicht, Erkenntnis und Verständnis wachsen langsam, sie sind "Stückwerk", wie die Schrift sagt. Oft geschieht dies wohl auch in radikalen Umbrüchen, manchmal nach außen noch verdeckt und verborgen, um zu einem gewissen Zeitpunkt unwiderruflich hervorzutreten. Immer aber nach und nach. Doch die Zeit ist reif und herbeigekommen und treibt die Dinge unaufhaltsam zur Entscheidung.

Der Prozeß der Bildung freier christlicher Versammlungen, Gemeinden und Studiengruppen in dieser Umbruchs- und Entscheidungszeit hat längst begonnen. Unterschiedlich zunächst, weil die jeweiligen Voraussetzungen, Bedingungen, Anlässe zeitlich und inhaltlich unterschiedlich waren. Doch sie verbinden sich vielfach und wachsen selbst an Erkenntnis und Verständnis - hier und heute - in Liebe, Glaube und jener Hoffnung, die uns Christus und die Apostel allein lehren. Bei uns finden wir solche Gemeinden z. B. in Dresden, Meißen, Leipzig, Halle, Magdeburg, Karl-Marx-Stadt und manchen anderen Orten schon. Die Ältestenschaft allenthalben ist verantwortlich, überall die Dinge in die Hand zu nehmen, unmittelbar auf die Schrift gestützt. 1. Tim. 4:13; 2. Tim. 2:7, 15 Menge, 2. Tim. 3:15. Denn "diese Generation" seit 1914 ist in Kürze restlos "vergangen" Wir aber müssen unseren schriftgemäßen Verpflichtungen weiter nachkommen, mit unseren Mitmenschen, Christen wie Nichtchristen weiter "ehrbar wandeln", 1. Thess. 4:11, 12. So sind wir gezwungen, Zeit, Verhältnisse und Entwicklung im Licht der Schrift neu zu verstehen, hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens Hebr. 12:2. Wer dem ausweichen will, über den geht die Entwicklung hinweg. Darum müssen Verantwortung und Vorrecht jetzt wie nie zuvor wahrgenommen werden.

"Wohin wollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens" Joh. 6:68.
CV

"Schach oder Reiten"
Könntest Du Dir vorstellen, daß Jehovas Zeugen auf einem Pferd sitzen und Reitsport betreiben, auf dem Rücken eines Pferdes sinnvoll Freizeit erleben?
Sicher nicht von ungefähr erweckt diese Art sportlicher Betätigung immer noch den Anschein von Luxus, es sei denn, ein Zeuge wäre Reitlehrer oder professioneller Reiter Man muß Geld aufwenden, wenn man diesen Sport als dienlich für sich erwählt.
Mit ziemlicher Sicherheit wird man auch sagen können, daß Jehovas Zeugen allgemein nicht zu den Kreisen gehören, die einen gewissen Aufwand treiben können, noch sollen.

Trotzdem empfiehlt eine der neuesten "Erwachet"-Ausgaben das sportliche Reiten für Jehovas Zeugen.
Ein Schachspiel, das sich viele Zeugen leisten könnten, weil es ihrem Geldbeutel angepaßt ist, sollen wir tunlichst nicht erwerben.
Schachspiel sei ein sogenanntes "strategisches Spiel", hier werde zu kriegerischem Denken angereizt. womöglich aggressives Streben eines Schachspielers ausgelebt.

Wir wollen einmal annehmen, daß es sich wirklich so verhält Was meinst Du, ob "theokratische Kriegslist" ohne "kriegerisches Denken", ohne aggressives Streben auskommt Von welchen Gefühlen wird man beherrscht, wenn man theokratische Kriegslist praktiziert, List und Täuschung anwendet?

Wäre da nicht ein Schachspiel ein ideales Trainingsspiel, wo es doch angeblich "solche Gefühle" wie Aggression anstachele und in uns zu wecken vermag?
2 bis 3 Stunden kann eine Partie Schach an Zeit kosten und die Spieler völlig fesseln, ihre geistigen Kräfte, die ganze Tiefe ihres Denkens beanspruchen.

Eine Stunde Reiten dürfte unter 30 Mark nicht zu haben sein, im Straßenanzug kann man auch nicht gut zu Pferde sitzen.
Wieviel Zeugen werden also reiten, was meinst Du? Worin darf man also sicher sein, warum Reitsport für Zeugen empfohlen wird?

Die Sicherheit wird darin liegen, anzunehmen, daß die allerwenigsten Zeugen in ihrer ohnehin knappen Freizeit auf einem Pferd sitzen werden.
Außerdem, gehört nicht zum Reitsport auch noch ein Auto, denn wohin wirst Du fahren müssen, wolltest Du wirklich Reitsportler in Deiner Freizeit werden?

Ab September 1973 sollen die Verkündiger ca. 500 Millionen Traktate weltweit verteilen, bis Jahresende! Der Titel des September-Traktates lautet:
"Läuft die Zeit für die Menschheit ab?"
Wenn die Zeit für die Menschheit abläuft, welcher Zeuge wollte da wohl Zeit auf einem Pferderücken zubringen.

So schließt sich der Kreis wieder, sportliche Betätigung wurde nicht untersagt, man hat kein Verbot aufgestellt, da die WTG ohnehin weiß, daß jeder Zeuge "die Zeit" mit nützlichem Dienst auskaufen wird, das ist sozusagen der Fuß vom Pferd.
Teilnehmer des Kongresses in Düsseldorf und München 1973 haben den großen Traktat-Feldzug mit Posaunenblasen zum Fall der Stadt Jericho verglichen (Josua Kap. 6). Sicher haben sie an Zweiklangposaunen gedacht, deren Signal folgende Wirkung hat:

Es trifft die "böse Welt", lenkt von den eigenen Schwierigkeiten bezüglich "975" ab, das Echo hört sich an wie "haltet den Dieb".
Das andere Signal ist das "prophetische", es klingt nach Vernichtung und soll Menschen vor "Harmagedon" retten, in den Schoß der WTG bringen.

"Läuft die Zeit für die Menschheit ab?" Ganz bestimmt, denn der Schlußakkord des Posaunenblasens in diesem Traktat heißt: "Senden Sie mir bitte die Halbmonatszeitschrift 'Erwachet' für ein Jahr.
Ich habe 6 DM auf Ihr Postscheckkonto . . . überwiesen. Königreichs-Nachrichten Nr. 16".

Die Königreichsnachricht der "Posaune" lautet also u. a.:
"Senden Sie 6 Mark auf das Konto WTG", wenn diese Absicht nicht auch Leitmotiv des Traktatfeldzuges wäre, dann stünde eben dieser Diskantseufzer der Posaune nicht im Traktat.
W. D.

Wer sind die Geldschmuggler in den Versammlungen?
WTG Finanzabteilung in Wiesbaden in der "Unterwelt" engagiert!
"Keiner von euch leide als Mörder oder Dieb oder auch nur deshalb, weil er sich unbefugt in fremde Dinge gemischt hat" - 1. Petr. 4:15

Gar mancher wandelt da auf sehr gefährlichen Pfaden. Es sind oft Brüder und Schwestern im Rentenalter oder andere aus bestimmten Versammlungen, die in die BRD zu Besuch fahren. Oft sind es auch Körperbehinderte, Erblindete, ja sogar auch Kinder, die benutzt werden. Auf verschiedene Weise versteckt, auch um Leib, schmuggeln sie Geld aus der DDR über die Grenze. Die Auftraggeber versichern ihnen, die Engel Jehovas würden sie bestimmt beschützen. Das Geld wird dann meist über Mittelspersonen im Zweigbüro der WTG in Wiesbaden abgeliefert, um einen weiteren Weg zu nehmen.

Das Gesetzblatt der DDR braucht nicht extra zitiert zu werden, um festzustellen, daß Geldübermittlungen in die BRD z. B. nur über Kreditinstitute der DDR erfolgen können Alles andere ist gesetzwidriger Geldschmuggel und wird mit der ganzen Strenge des Gesetzes verfolgt. Es liegt im souveränen Recht des Staates, der Regierung, des "Cäsars", hier im Interesse von Ordnung, Wirtschaft, Handel, Versorgung und Sozialwesen und gegen Spekulantentum, Inflation, Wucher und ähnliche Gaunereien die absolute Kontrolle auszuüben und der alleinige Gesetzgeber zu sein. Es sollte für Christen völlig überflüssig sein, zu betonen, daß Christus ihnen mit seinen Worten "Gebt dem Cäsar was des Cäsars ist" (Mark. 12.17) geboten hat, diesen Sachverhalt absolut zu respektieren. Es gibt keine Entschuldigung, wenn dies nicht geschieht, ganz gleich aus welchem Grunde oder Anlaß. Es gibt hier weder ein Wenn noch ein Aber, wie es dies auch bei Christus nicht gab.

Die Bibel nannte schon damals mit Namen, wer die christlichen Grundsätze verletzte, wie z. B. Ananias und Sapphira (Apg. 5:1-11). Soll es erst soweit kommen, daß auch wir die Namen derer veröffentlichen, die in den Versammlungen für die WTG die kriminelle "Unterwelt" des Geldschmuggels praktizieren? Man möge die G. H.-Schmuggler mit 1. Petr. 4:15 warnen! Niemand denke gar, "die Engel Jehovas" würden den G. H.-Schmuggel schon "überwalten" Christus kann nicht gebieten, die Finanzgesetze des "Cäsars" unbedingt zu befolgen und im Widerspruch dazu die WTG etwa anleiten, als Schmuggler diese Gesetze zu übertreten.

Für die G. H.-Schmuggler "geht der Krug" ganz natürlich nur "solange zum Brunnen, bis er bricht". Alles andere ist Selbsttäuschung und Selbstbetrug. Nichts bleibt da verborgen.

Hier ist z. B. die Anweisung der Finanzabteilunq der WTG in Wiesbaden über ihre "Untergrund"-Kanäle im illegalen KRD I/66 über diese "Unterwelt"-Methoden:

"Zuverlässige Rentner und auch Besucher aus Westdeutschland sind in der letzten Zeit mit Erfolg für G. H.-Übermittlung tätig gewesen (bei Kongressen oder im Bethel direkt). Es wird dem Gebietsbruder freigestellt, in diesem Sinne tätig zu sein, natürlich nur mit vertrauenswürdigen Verkündigern Es muß aber in Westdeutschland in jedem Fall angegeben werden, für welche Versammlung (nicht mit Schlüsselnummer) der Betrag abgegeben wurde, damit eine Bestätigung erfolgen kann". (I/66,3.)

Die WTG interessiert hier überhaupt nicht, daß die Schrift die "Unterweltmethoden" der Täuschung, Hinterziehung, Verschlüsselung, des Betruges und ähnliche "List" direkt verbietet! (2. Kor. 4:2 NW). Im Grunde genommen werden die Verkündiger in dieser Sache allein aus Geldinteressen geopfert genau wie in der "Unterwelt". Nicht im geringsten denkt man an eine grundsätzlich biblische Lösung der Probleme. Ist nicht völlig klar, daß jeder "Gebietsbruder" im Verdacht steht, die "Unterwelt"-Methoden des Geldschmuggels eingeführt zu haben?

Das Netz zieht sich zusammen
Wer sich einmal auf Gesetzesverletzung, Kriminalität und "Unterwelt" einläßt oder gleiches praktiziert, muß sich nicht wundern, wenn ihn die eigenen Komplizen ans Messer liefern Das ist in diesen "Personenkreisen" so, wie jeder Kriminalfilm z. B. lehrt. Die WTG soll sich also nicht wundern, wenn sie eines Tages auch völlig "preisgegeben" wird! Da brachte das BRD-Fernsehen doch am 15. Juli 1973 eine Sendung, in der u. a. die Aufmerksamkeit auf solche Personenkreise" gelenkt wurde, die mitten im Geldschmuggel oder "Ostgeld-Geschäft" zum Zwecke des eigenen Profits und der wirtschaftlichen Schädigung sozialistischer Länder einschließlich der DDR tätig sind. Man holte sich einen Vertreter jener "Geschäftstätigkeit" vor die Fernsehkamera. Er sollte die Frage beantworten, wie das "Ostgeld" aus der DDR oder anderen sozialistischen Ländern herauskomme, die DDR z. B. habe doch sehr strenge Gesetze gegen jeden illegalen Geldhandel. "Eine Krähe hockt der anderen die Augen nicht aus". könnte man jetzt sagen.

"Unser" Vertreter des "Ostgeld-Geschäfts" gab nur zu, daß es sich um gewisse "Personenkreise" handele, die das "Ostgeld" herausschaffen, die er "verständlicherweise" doch nicht im Fernsehen nennen könne!
Natürlich hatte man dafür Verständnis'. Oder wurde das mit Absicht zunächst nur halb ans Licht gezogen? Einen "Schuß vor den Bug" für jene gewissen Personenkreise? Man möchte das denken. Wie dem auch sei, unser "Ostgeld-Geschäfts-Vertreter" hätte auch die WTG und die Zeugen Jehovas nennen müssen, wenn er begonnen hätte, seine "Personenkreise" mit Namen zu nennen. Die zuvor zitierten WTG-Anweisungen (KRD I/66) beweisen die Komplizenschaft des WTG-Zweigbüros in Wiesbaden, Finanzabteilung, darin, das "Ostgeld herauszuschaffen". Wir können daher in aller Form erklären, daß die WTG und die von ihr hierfür mißbrauchten Zeugen Jehovas, "Gebietsbrüder" und andere, zu den "Personenkreisen" gehören, die in der zitierten BRD-Fernsehsendung am 15. 7. 1973 als solche erwähnt wurden, die en gros damit befaßt sind, "Ostgeld" unter vorsätzlicher Verletzung der Gesetze der DDR "herauszuschaffen" in die BRD, wo es dann aus Profitgründen, "Geschäft" genannt, weiterverkauft, gehandelt und auch "umverteilt" wird, um für "Untergrund"-Tätigkeit gegen die DDR verwendet zu werden, u. a. um das "kommunistische System" auch "von innen her" zu "verändern" (sprich: zerstören). So ungefähr sagte es Dr. A. Schack, Bonn, u. a. Spezialist für antikommunistische Ausrichtung religiöser Tätigkeit zwecks "Umwälzung in dem kommunistischen Staatswesen" (Einheit 9/ 68, S. 109 f). Dazu braucht man natürlich auch "Ostgeld", was wiederum irgendjemand "herausschaffen" muß.

Und die WTG in Wiesbaden ist einer jener "Personenkreise", die das organisieren. Sie ist eine der "Ostgeld"-Quellen derer, die da die "Ostgeld"-Geschäfte machen und im antikommunistischen "Untergrund" arbeiten.
Daß die Vertreter des "Ostgeld-Geschäfts" in der BRD die nicht nennen wollen, die ihnen "herausgeschaffte Ostgelder" anbieten, ist in diesem Zusammenhang zu erwarten. Doch wie lange werden sie sich gegenseitig decken?

Es muß doch niemand so einfältig sein und denken, solche Sendungen des BRD-Fernsehens, in denen öffentlich "Personenkreise" erwähnt werden, die die "Unterwelt" des Geldschmuggels gegen die DDR und andere sozialistische Länder praktizieren, schaue sich niemand besonders an. Möglicherweise kümmert sich auch der neue vorn SPDBundesvorstand Beauftragte für Religionsgemeinschaften. Rüdiger Reitz, Bonn, vormals Fernsehmitarbeiter (ZDF). um solche Zusammenhänge.

Es läge im Interesse des Grundvertrages zwischen der DDR und der BRD (Art. 1 und 2 betr. gutnachbarlicher Beziehungen), sich solche "Personenkreise" näher anzuschauen.

Auch in der DDR soll sich, wie schon gesagt, doch kein "Gebietsbruder" einbilden, "Engel Jehovas" würden "überwalten", was in 2. Kor. 4:2 verboten wurde. Entspricht etwa dieser WTG-Geldschmuggel einem "ehrbaren Wandeln mit den Nichtchristen", wie er in 1. Thess. 4:12 (Menge) gefordert wird?

Das offizielle Gesicht der WTG in Geldsachen
Als die WTG ihre "Unterwelt"-Praxis im KRD 1/66 (Geld-"Übermittlung") - sprich Schmuggel - als interne Anweisung herausgab, vollzog sie auch eine bemerkenswerte Änderung in ihren offiziellen Richtlinien für Geldübermittlung. Bis 1966 hieß es im WT:
"Überweisungen sollten an das Büro in eurem Lande gesandt werden, und dies den Vorschriften entsprechend, die die sichere Übermittlung des Geldes verbürgen. Überweisungen werden in Wiesbaden aus den Ländern angenommen, in denen kein Büro besteht, doch nur durch internationale Geldanweisung". Seit Ablauf des Dienstjahres 1966 heißt es jedoch nur noch: "Überweisungen für Abonnements sollten an das Büro in Ihrem Lande gesandt werden". (Vergl. WT vom 15. Okt. 1966 und 1. Nov. 1966, dt. Titelseite) Was steckt hinter dieser Änderung?

Die Rolle des Zweigbüros in Wiesbaden für Geld aus Ländern, in denen kein Büro besteht, wird ab 1966 nicht mehr erwähnt. Bekanntlich besteht in der DDR und anderen sozialistischen Ländern kein WTG-Büro, weil die WTG-Tätigkeit in diesen Ländern wegen ihrer antidemokratischen und antikommunistischen Politik verboten ist. Tatsache aber ist, wie die KRD-Weisung I/66 beweist, daß aus der DDR z. B. noch wie vor illegal Geld "herausgeschafft" und im Zweigbüro Wiesbaden "abgegeben" wird, durch "zuverlässige" und "vertrauenswürdige" Besucher, d. h. geheime Kuriere. Mit der Nichterwähnung der Funktion des Zweigbüros für Geldablieferung aus Ländern ohne Büro seit 1966, soll auch nur der geringste Hinweis auf diese Funktion des Zweigbüros in Wiesbaden verschwinden. Der Schleier um das Zweigbüro, von dem aus die ganze antidemokratische und antikommunistische Untergrund-Verkündigungstätigkeit in Richtung sozialistische Länder Osteuropas organisiert und gesteuert wird, soll noch dichter werden. Die schriftwidrige "schädliche" Geheimarbeit und "List" (2. Kor. 4:2) wird also verschärft und noch mehr verdeckt.

Parallel hierzu wurde seit 1965/66 auch ein neuer und verschärfter antikommunistischer und antisowjetischer Akzent in der Verkündigung gesetzt. Der WT vom 15. 2. 1965. Seite 110, Wiesbaden, verkündete speziell mit Bezug auf die DDR, sich "auf das Ende der von Breshnew abhängigen totalitären kommunistischen Regierung in Ostdeutschland" auszurichten. Angesichts der internationalen Anerkennung der DDR, wie wir sie jetzt erleben, hat sich auch diese WT-Verkündigung als eine für ihre Verkünder verhängnisvolle religiös-politische Irrlehre erwiesen, auch wenn sie unter dem Motto stand "von Jehova gelehrt" (WT-Titelinnenseite) Und noch wie vor zwingt die WTG den Zeugen Jehovas auf: "Die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus hat sich nicht geändert" (WTG-Babylon-Buch S. 537, dt.). Wie lange lassen sie sich das noch gefallen?

Aufstehen und den guten Kampf des Glaubens kämpfen!
Könnte ein "guter Hirte" Jesu "Cäsar"-Worte in Markus 12:17 mißachten und auch nur einen "der Geringsten der Brüder Christi" in die "Unterwelt" von Geheimtätigkeit, Gesetzesverletzung, List und Geldschmuggel führen? Das kann nur vor der "obrigkeitlichen Gewalt als Gottes Dienerin und Vergelterin zur Vollziehung des Strafgerichts an dem Übeltäter" enden. Römer 13:4. Und das wäre völlig schriftgemäß "Gute Hirten" haben indessen die Aufgabe, zu "lehren und einzuschärfen", sich an die "Aussprüche unseres Herrn Jesus Christus" unbedingt zu halten. 1. Tim. 6:3 .

Was ist die gegenwärtige Hauptaufgabe? Das Verhältnis der Zeugen Jehovas zu Regierung und Staat muß grundsätzlich überprüft und im Einklang mit der Schrift in Ordnung gebracht werden. Mit 1975 ist das ohnehin fällig, weil mit 1975 die WT-Endzeit irdisch perspektivlos zusammenbricht Ist nicht die gegenwärtige "Unterwelt"-Praxis der Gesetzesverletzung und des Geldschmuggels, von der WTG organisiert, aktuellster und dringendster Anlaß, eine solche Überprüfung vorzunehmen? Kann man Mitwisser solcher Praktiken sein und sie schweigend dulden? Niemals, wenn wir gute Christen und Bürger sein wollen. Wir müssen solchen Gesetzesverletzern einschärfen, sich unbedingt an die Aussprüche unseres Herrn Jesus Christus zu halten. 1. Tim. 6:3. Davon ist niemand, der um die Sache weiß, ausgenommen.

Darum ist jeder Diener, Aufseher oder Ältester aufgefordert, aufzustehen, die Mitverantwortung zu übernehmen und beizutragen, daß das Verhältnis zu "Obrigkeit", Gesetz, Staat und Regierung entsprechend der Schrift unbedingt in Ordnung gebracht wird. Das ist die Existenzfrage der Organisation Auch alle schon freistellenden Brüder in Versammlungen und Gemeinden sollten ihre Mitverantwortung gegenüber denen erkennen, die hier auf Abwegen wandeln, und jede ihnen mögliche Initiative ergreifen, ihnen schriftgemäß zu helfen! Waren bzw. sind sie nicht trotz Trennung und Differenzen oder Abwege unsere Brüder und Schwestern im Herrn? Wer wollte da selbstgerecht sein? CV steht jedem, der irgendwie helfen möchte, offen, eine einzigartige Möglichkeit bietend, sich an alle Versammlungen und Gemeinden zu wenden. Das ist völlig unabhängig. Es bedeutet keine Zustimmung zu anderen Beiträgen in CV, da CV viele verschiedene Stimmen zu Gehör bringt. Lehrt uns Jesu Gleichnis vom barmherzigen Samariter in Lukas 10:25-37 nicht, sogar zu helfen, ohne noch dem Glauben zu fragen? Wieviel mehr gilt das für die von uns getrennten Brüder und Schwestern? Sollen wir da tatenlos zuschauen? Sicherlich nicht, wenn der Apostel Petrus sagte,

"keiner von euch leide als Mörder oder Dieb oder auch nur deshalb, weil er sich unbefugt in fremde Dinge gemischt hat". - 1. Petr. 4:15.
C.W.

1975
Sprüche 18:21 und ein interessanter Brief aus Polen an die Zeugen Jehovas!
Von unserem Mitarbeiter, Bruder K. L., Berlin
1878, 1914, 1925, 1975 und nun - ?

Liebe Redaktion,
liebe Leser der "Christlichen Verantwortung"!
Wer im Namen Gottes verkündigt, was nicht eintrifft, ist ein falscher Prophet!
Jeremia 13:9 sagt: "Darum spricht der Herr: Weil ihr das predigt, was nicht eintrifft, und Lügen weissagt". Die Leitung der WTG (Zeugen Jehovas) hat sich (in diesen Fragen) den Titel Falsche Zeugen erworben. Nicht die Zeugen Jehovas! (Und zwar) durch Harmagedon, Millionen nicht mehr sterben, Auferstehung, Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden, in den Jahren 1878, 1914, 1925 und herangezerrt 1975.

Macht das die Bibel wertloser? Im Gegenteil! Maleachi 4:2 ist Gottes Wille.
Liebe Zeugen Jehovas, verwirklicht bitte Jeremia 23:16, 21. Und nun - ?

Über Sprüche 18:21
MEIN NICHTIGSEIN
Ich hab so manchesmal g e s c h w i e g e n.
Wo's mutig zu b e k e n n e n galt.
Ich ließ so manches Wort e n t f l i e g e n,
Das bitter g e r e u t e bald.
Und so nun beides mich v e r k 1 a g t,
Was ich gesagt und nicht gesagt.
Herr, lehre mich das r e c h t e Schweigen,
und dann das r e c h t e Reden auch.
Dir gab ich völlig mich zu eigen,
Regiere nun auch jeden Hauch.
Die f e i g e n Lippen öffne Du
und schließ den s c h n e l l e n Mund mir zu.

(CV: Wir ermuntern, ebenfalls eigene Gedanken über das Wort Gottes in unserem Leben in beliebiger Form einzusenden. CV bietet a 1 1 e n Brüdern und Schwestern Möglichkeiten!)

An die Brüder der Zeugen Jehovas!
Übersetzung aus einem Brief aus Polen an die Zeugen Jehovas 9. 7. 1973!
Selbst die allerschlechtesten Heiden, wenn sie in herzlicher Freundschaft lebten, trennten ihre Wege nicht ohne Abschiedsworte.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß wir in herzlicher brüderlicher Gemeinschaft lebten, durch die Bande christlicher Verbundenheit aneinander gefesselt. Insofern kam mir Eure, mir nach außen erwiesene Aufmerksamkeit auch aus aufrichtigem Herzen.

Gegenwärtig gehen unsere Wege auseinander. Noch Ansicht vieler, schon für immer. Ich frage mich, ob unser Auseinandergehen ohne Segenswünsche stattfinden soll.
Beschämen würden uns gerade die Heiden, die keinesfalls so handeln.

Wundert Euch darüber nicht, wenn mein Gewissen mich veranlaßt, Euch diesen Brief zu schreiben, Euch meine letzten Segenswünsche zu übermitteln. Mutmaßlich sind es wirklich meine letzten Worte an Euch. Möglich ist allerdings, daß in der gegenwärtigen Situation keine Reaktionsabsicht besteht und sie für Euch nicht die geringste Bedeutung haben. Trotzdem schreibe ich sie in der Überzeugung und vorausblickend, daß alle an Euch gerichteten Worte, Worte der "Theokratischen Organisation" sind, welche dem Buch "Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt" (S. 14) entnommen sind. Lest bitte: "Wir sollten nicht nur untersuchen, was wir selbst glauben, sondern auch das, was das Bekenntnis, zu welchem wir gehören, lehrt".

Wie herrlich, völlig zeitgemäß und im Einklang mit dem Worte Gottes ist dieser Appell. Auf diesen Appell, meine Lieben, will ich in meinen letzten Worten Eure ganze Aufmerksamkeit richten.

Bedenkt bitte, daß, wenn wir uns nur auf das Redigieren und Übermitteln dieses Appells an andere beschränken, meinend, es ginge uns selbst nichts an, wir einen unverzeihlichen Fehler begehen Denn wer andere zu Edeltaten anreizt, welche er selbst nicht einhält, dem vernichtenden Urteil Jesu verfällt, als Pharisäer und Verleumder. In ein noch schlechteres Licht stellt sich derjenige, der andere veranlaßt, ihre eigenen Glaubensansichten und was sie gelehrt werden, zu untersuchen, selbst aber solche Untersuchungen nicht unternimmt, und solchen aus den eigenen Reihen, die es tun, verurteilend entgegentritt. Wenn Ihr die Wahrheit aufrichtig liebt, werdet Ihr solche Untersuchungen oder irgendwelche Bedrohungen nicht fürchten.

Möglicherweise fühlt sich jemand getroffen durch den Hinweis auf diesen Appell.
Vielleicht bist Du überzeugt, Dein Glaube und die Gemeinschaft, die ihn Dir übermittelt, stimmen mit der Bibel völlig überein. Sei bitte nicht zu sicher. Auch der Apostel Paulus war vom Geiste Gottes inspiriert. Aber die Beröer kontrollierten seine Aussagen genau an der Bibel. Und Paulus lobte und ermunterte sie (l. Thess. 5:21): "Prüfet alles, das Gute behaltet".

Das Buch, weiches ich erwähnte, begründet die dringliche und sofortige Untersuchung seines Inhalts. In treffender Weise wird gelehrt: Wer Gott ehren will. im Geist und in der Wahrheit (Joh. 4:24), und wer erwartet, daß es Gott wohlgefallen möge, (ist verpflichtet) zur Untersuchung dessen, was er selbst glaubt, und welche Erkenntnis von der Gruppe gelehrt wird, zu welcher wir uns bekennen.

Nur die Bibel enthält die Wahrheit. -
CV-Anmerkung: Bruder K. L., Berlin, wird diesen liebevollen Brief aus Polen gegen die Selbstgerechtigkeit der Zeugen Jehovas (in Übersetzung) weiter fortsetzen.

Gut steht's, wenn Ratgeber in großer Zahl da sind
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Es wird immer klarer, worauf jetzt das Hauptaugenmerk gerichtet werden muß. Die seit 1799 mit 1975 nun zum sechsten Mal angeblich von Gott bestimmte ohne Ende vergehende WT-Endzeit und die fortschreitende weltweite soziale "irdische" Entwicklung verlangen eine völlige "himmlische" und "irdische" Neuorientierung in Glaube und Verkündigung Die gesamte Organisation ist in eine Existenzkrise geraten, die sich auf die Dauer nicht verdrängen läßt. Dazu kommt daß sich die WTG mit ihrer Forderung, der Wille des Sklaven ist der Wille Gottes' (WT 1. 8. 56, dt. S 474), in biblisch völlig unzulässiger Weise zwischen Gott bzw. Christus und Menschen gestellt hat. Ihre falschen Lehren, Enddaten, Millionen nicht sterben, Fürsten, Elia/ Elisa, Harmagedon, Religion, Obrigkeit u. a. m. bestätigen das über alle Maßen. Die jetzt wieder vergehende WT-Endzeit macht das endgültig sichtbar. Wir müssen deshalb die unzulässige Mittlerrolle dieses selbsternannten "Sklaven" überwinden und unser Verhältnis zu Gott, Christus und den Mitmenschen umgestalten, neugestalten. Auch dem "Sklaven" bleibt am Ende nichts anderes übrig. Möge er es mit uns tun, wenn er nicht irgendwann und irgendwo nach 1975 hoffnungslos und verlassen stranden will.

Die Beiträge in dieser CV-Ausgabe sollen weiter helfen, sowohl die WTG-Krise zu erkennen, als auch die Aufgaben, die sich daraus für alle Aufrichtigen ergeben. So macht zum Beispiel der Beitrag über den WTG-Geldschmuggel die unzulässige Rolle des "Sklaven" in krassester Weise deutlich.

Wer wollte das übersehen?
Ein Kernproblem ist die Herstellung eines "ehrbaren Wandelns mit den Nichtchristen" hier und heute (l. Thess. 4:12 Menge). Die WTG erschöpft sich noch wie vor bibelwidrig in der Torheit des Antikommunismus in völliger Mißachtung des sozialen Wesens des Menschen, auch des Christen. Es ist Gott selbst, der die Menschen unabhängig von ihrem Glauben mit sozialen Bedürfnissen ausgestattet hat. Br. Alan Rogerson, London, England, schreibt sehr treffend, daß die WTG die Zeugen Jehovas "falsch informiert über ihren Platz in der Welt und über das, was die Welt von ihnen denkt".

Schließlich ist das geistige Hauptproblem die Wiederherstellung eines Verhältnisses zu Gott und Christus sowie zur Schrift, das frei ist vom Dazwischentreten einer Gruppe fehlbarer Menschen, die ihren Willen mit dem Willen Gottes gleichsetzen. Hier ist sehr, sehr viel verschüttet worden. Wir wünschten von Herzen, auch die sich für "Sklaven" halten, sollten CV hier sehr ernst nehmen.

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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos. Ag 9219-73 V 7 1 2241

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 54

Ein Kommentar zu den 1973-Kongressen der Zeugen Jehovas in dieser CV-Ausgabe:
"
Mit Spannung wurden die Kongreßvorträge von allen verfolgt, die sich dieser Situation bewußt sind, und das sind nicht wenige.
Das auf den Kongressen 1966 (WT 1. 1. 67, S. 22f dt.) verkündigte Endjahr 1975 wurde völlig übergangen und verdrängt. Alle wurden auf eine unbestimmte und unbegrenzte Zeit des Wartens orientiert, die gemäß dem Schlüsselvortrag von WTG-Präsident N. H. Knorr (27. 7. Düsseldorf) mit 'Nacht und Tag arbeiten, um Jünger zu machen' auszufüllen ist.

Mit anderen Worten, es kommt jetzt nichts, stattdessen Dienst und nochmals Dienst,
'Tag und Nacht', damit darob niemand zu Innehalten und Besinnung kommen kann,
und die WTG sich mit möglichst wenig Schwierigkeiten in eine neue Zeitperiode retten kann, ohne viele zu verlieren. Das war der tiefere Sinn und Zweck der Kongresse."

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 54 Gera 2. Dezemberausgabe 1973

WIE SIEHT ES IN DER ORGANISATION AUS?
Liebe Leser!
Immer mehr Zuschriften aus den Versammlungen erreichen CV. "Liebe Brüder der CV! Mit meinen bescheidenen Beiträgen möchte ich Euch wissen lassen, daß sich Eure Mühe lohnt". Oder:
"Man kann nicht alles in Worte setzen, wozu der Geist uns anregt, aber eines sollt Ihr wissen, Euer Gedanken- und Erfahrungsgut ist eine Prüfung für unseren Glauben".

Oder:
"Wir wollen nicht sagen, daß alles falsch ist, was uns der WT lehrt, aber einiges ist auf gar keinen Fall anzuerkennen".
Wenn wir die vielen Stimmen überblicken, die sich erheben, so ergeben sich folgende Schwerpunkte der kritischen Diskussion in vielen Studiengruppen:
- Die Obrigkeitsanerkennung sei nicht echt, die Praxis sei anders, als noch außen hin erklärt wird.
- Die Ältestenwahl sei auf keinen Fall in Ordnung, die Versammlungen würden weiter als "Kindergärten" behandelt.
- Es sei ein einziger Skandal mit 1975 als Endzeitjahreszahl, Interessierten darf man das überhaupt nicht sagen, wenn man sie halten will.
- Die Finanzierung des Werkes ist eine beispiellose Gesetzesmißachtung in unserem Lande.
- Die Arbeit in der Illegalität sei offensichtlich von der WTG gewollt, sie will keine Verständigung.
- Die Methoden des Predigens mit der Literatur sind unverantwortlich, weil darin Sachen behauptet werden, die man nicht überprüfen kann.
- Die Behandlung andersdenkender Brüder und Schwestern sei angesichts des Stückwerks aller Erkenntnis unchristlicher Fanatismus.

Die Forderungen. die viele Brüder und Schwestern an CV stellen, beinhalten neuerdings folgende interessanten Fragen und Probleme:
- Wie geht es in den Bethelheimen Wiesbaden und Brooklyn zu, vor allem um die Frage des Verhaltens zur Obrigkeit?
- Was betreibt die "Gesellschaft" in Polen, in der CSSR oder in Ungarn z. B., und wie denken die Brüder dort über die Illegalität?
Was geschieht in anderen sozialistischen Ländern, um sich schriftgemäß zur dortigen Obrigkeit zu verhalten oder einzurichten?
- CV möchte Erfahrungen veröffentlichen, die den Brüdern helfen in ihrem Ringen um die Herbeiführung eines schriftgemäßen Verhaltens in unserem Lande.
- Aus der Vergangenheit der WTG sei viel zu viel bekannt, so daß man ihr nicht bedingungslos folgen kann. CV müsse für jeden unerläßliche Ergänzung werden.

Dramatisch und erbittert sind die Diskussionen, insbesondere um die Geldschmuggelei für das Zweigbüro in Wiesbaden.
"Armselige WTG, was hast du uns für ein Los auf die Schultern gelegt?" klagt ein Bruder. Mit den Kommunisten dürfen wir ja nicht reden, es sind unsere Feinde. Stattdessen verlangst du von uns Hetze gegen ihre Parteien und Regierungen, damit wir nicht aus der Illegalität herauskommen Um das dann zu finanzieren, müssen wir Devisen schmuggeln. Und um das zu können, müssen wir Lügen erfinden, um sie zu täuschen und irrezuführen und eure Schmuggelwünsche zu erfüllen. So müssen wir Lüge als Wahrheit verkündigen, bis sie uns erwischen, denn kein Engel beschützt uns dabei, was vor jedem Staatsanwalt ans Licht kommt." Wo führt das eigentlich hin?

"Vereint euch mit allen aufrichtigen Brüdern und Schwestern zum besseren Verständnis der -Bibel!" fordert der Bruder alle auf.
Immer mehr Brüder gehen dazu über, CV direkt als Mittel zu benutzen, die Versammlungen und Studiengruppen auf die brennenden Fragen aufmerksam zu machen. Obenan steht ihnen überall die Obrigkeitsfrage. So schreibt ein Bruder: "Wir müssen noch einmal die WT-Änderungen über die 'Obrigkeit, die von Gott verordnet ist', durchdenken Dazu müssen wir natürlich die Frage stellen, ob wir das als Zeugen Jehovas dürfen? Die WT-Antwort lautet nein! Das würde jeden in Mißgunst bringen oder sogar mit Gemeinschaftsentzug enden, wenn es die WTG unter den jetzigen Bedingungen erfährt. Aber wir müssen etwas tun! Machen wir es also zunächst ohne ihr Wissen und durch CV, die überall hinreicht."

Der Bruder legt nun allen u. a. folgende Fragen zu diesem Thema vor:
- Wir haben schon mehrere Änderungen in der Obrigkeitsfrage erlebt. Wer bewahrt uns vor einer weiteren neuen Auslegung?
- Wer kann mit Sicherheit sagen, daß der Christ die Regierung, die doch nach Römer 13 für geregelte Zustande sorgen muß, nicht wählen darf? Das ist doch gar nicht mit Römer 13 zu beweisen.
- Wieso ist die WTG dazu berechtigt, den Zeugen Jehovas das Wahlrecht abzusprechen, nicht nur den Zeugen Jehovas, denn allen Menschen müssen wir verkündigen, "wer Politiker in ihr Amt wählt, geht in die Welt zurück" (Königreichsdienst-Fragen, S. 46). Wir genießen doch aber die vielen Selbstverständlichkeiten als Bürger eines Landes und die WTG prangert es sofort an, wenn eine Regierung nicht Jehovas Zeugen schützt. Wer aber die Regierung wählt, die wir brauchen, der wird sofort verstoßen Das paßt doch alles gar nicht zusammen.

- Wenn Christus oder die Apostel keinen ausdrücklichen Hinweis gaben, die Regierung nicht zu wählen oder anzuerkennen, geht die WTG dann nicht über die Schrift hinaus mit ihrem Wahlverbot? Nach 1. Kor. 4:6.
- Die WTG aber spricht mit Regierungsbeamten, schließt Verträge, holt sich Genehmigungen ein, sichert sich gesetzliche Rechte von der Regierung, in den USA, in der BRD, wir aber sollen gegen unsere Regierung hetzten und jedes Vertrauen in sie zerstören. Können wir nicht froh sein, daß unsere Regierung mit den einfachen Verkündigern nachsichtig ist?

Schließlich möchte ein Bruder mit Jesus, wenn er den wieder einmal lesen könnte, der WTG sagen: Wer gibt euch das Recht, die Bibel so unterschiedlich auszulegen, wie ihr das tut? Was wollt ihr denn mit der widersprechenden, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt umgeänderten Deutung der Prophezeiungen, Gleichnisse und Offenbarungen? Wer soll das noch glauben? Mit welchem Recht sagt ihr, wer den Zeilen des WT nicht glaubt, glaubt auch nicht der Bibel? Steht der WT vor der Bibel? Steht ihr damit nicht vor der Bibel? Wenn ihr das auch bestreitet. Geht aus dem Wege! Hört mit den Umänderungen auf, es war sowieso alles umsonst, wo wir nun doch kein Ende erleben nach soviel Jahrzehnten Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer wieder enttäuscht, gehen wir letzten alten Brüder nun ins Grab. Möge für die nach uns kommende Generation nicht das WT-Studium das wichtigste Studium sein, sondern das Bibelstudium. Mag der WT dazu erscheinen mit weniger Seiten, doch ohne die heutigen Lehransprüche, vielleicht richtungweisend oder hilfreich hinweisend, warum nicht. Könnten doch die jungen Brüder erkennen, wohin wir mit den Lehransprüchen der WTG geraten sind, könnten sie die WTG doch auf einen vernünftigen Weg führen.

Wir möchten dies mit diesem alten Bruder wünschen. Vielleicht wird aus diesem Senfkorn einst ein ausgewachsener Baum, in dem viele Vögel einen Nistplatz finden.
In christlicher Verbundenheit
Der Herausgeber und alle Mitarbeiter

Wie geht es nach den Kongressen von 1973 weiter?
Wie schwelende Glut vor lodernden Flammen
"Göttlicher Sieg - was bedeutet er für die bedrängte Menschheit?" Unter diesem Motto veranstaltete die WTG 1973 auch für ihren deutschen Zweig zwei internationale Kongresse im Juli und August in Düsseldorf und München, BRD. Tausende besuchten diese Kongresse in der verhaltenen Hoffnung, eine klare Antwort auf die Frage zu erhalten, wie bald nun angesichts des proklamierten Endes der 6000 Jahre und 1975 das Endzeitende ist, wie lange alles noch dauert. Ist diese Frage doch völlig legitim, denn das Werk wurde doch 1874 nicht für eine unbestimmte oder unbegrenzte Zeit begonnen, sondern nur für eine Generation. Auch wenn man das Jahr 1914 zugesteht, ist diese Zeit am Ende.

Mit Spannung wurden die Kongreßvorträge von allen verfolgt, die sich dieser Situation bewußt sind, und das sind nicht wenige.
Das auf den Kongressen 1966 (WT 1. 1. 67, S. 22f dt.) verkündigte Endjahr 1975 wurde völlig übergangen und verdrängt Alle wurden auf eine unbestimmte und unbegrenzte Zeit des Wartens orientiert, die gemäß dem Schlüsselvortrag von WTG-Präsident N. H. Knorr (27. 7. Düsseldorf) mit "Nacht und Tag arbeiten, um Jünger zu machen" auszufüllen ist.

Mit anderen Worten, es kommt jetzt nichts, stattdessen Dienst und nochmals Dienst, "
"Tag und Nacht", damit darob niemand zu Innehalten und Besinnung kommen kann,
und die WTG sich mit möglichst wenig Schwierigkeiten in eine neue Zeitperiode retten kann, ohne viele zu verlieren. Das war der tiefere Sinn und Zweck der Kongresse.

Die "bestimmte Zeit ist nahe" war das einzige, was im Hauptvortrag konkret verlautete. Es ist doch aber Tatsache, daß diese Versprechungen schon seit dem ersten Endzeitdatum 1799 gemacht wurden (Buch "Die Harfe Gottes", S. 229f, WTG 1922). Viele sind dabei, die alten Bücher nachzuschlagen! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese schwelende Glut beginnt, aufzuflammen! Nicht alle Wachsamkeit ging in den geschickt hervorgerufenen euphorischen Beifallsstürmen zur Verdrängung aufgelockerter Bedenken wieder unter. Nichts ist gefährlicher als diese Ungewißheit, in der diese Kongresse alle Besucher bezüglich des überfälligen Endzeitendes und 1975 wieder zurückgelassen haben!

Hauptvortrag "Göttlicher Sieg …"
Der Vortrag wurde sogleich in großer Auflage in Broschürenform verteilt. Wir wollen gleich auf den Kerngedanken eingehen, weshalb der "göttliche Sieg" kommen müsse und kommen werde, denn damit steht oder fällt der ganze Vortrag Es ist die "seit 1914" erhobene Forderung an alle Regierungsverantwortlichen überall, zu befolgen, was die WTG Jehovas Zeugen predigen läßt, was jetzt so formuliert wird:

"Die 'Könige der ganzen bewohnten Erde' weigern sich, die Existenz dieses aufgerichteten messianischen Königreiches anzuerkennen.
Sie weigern sich, ihre Krone abzunehmen und von ihren irdischen Thronen zu steigen und ihre Macht dem messianischen Königreich Gottes abzutreten. Sie sind nicht bereit, Jesus Christus, den König der Könige, vom Himmel aus über die ganze Erde regieren zu lassen" (Abs. 34, 39).

Man muß sich förmlich an den Kopf fassen ob solcher Verkündigung hier durch den Mund von K. Franke und R. Kelsey aus dem Zweigbüro in Wiesbaden an die Verantwortlichen und Regierenden aller Länder! Das ist doch de facto eine WTG-Aufforderung an alle Regierenden zum sofortigen Rücktritt, ohne daß sich Nachfolger finden dürfen!

Sind die WTG-Beauftragten religiös-politische Scharlatane und Gaukler oder erkennen sie wirklich nicht, daß man überhaupt nicht "vom irdischen Thron steigen" k a n n ,
um die Verantwortung für die irdischen Angelegenheiten in irgendeinem Land an Christus irgendwo "im Himmel" abzutreten! Wer so etwas dennoch öffentlich predigt, steckt mit dem Kopf in den Wolken eines haarsträubenden weitpolitischen Unsinns!

Denkt doch einmal noch! Christus seit 1914 "vom Himmel aus über die ganze Erde regieren zu lassen", in dem alle seit dieser Zeit "von ihren irdischen Thronen steigen", würde doch bedeuten, es Christus "im Himmel" zu überlassen, die Gesetze im Staat zu machen, Innen- und Außenhandel, Finanzwesen, Justiz, Sozialwesen, Gesundheitswesen, Wirtschaftsplanung, Volksbildung, Umweltschutz, Staatshaushaltsführung, Staatsordnung usw. zu organisieren bzw. zu gewährleisten.

Wo sitzt denn Christus "im Himmel", daß alle Regierenden ihm dort ihre Mandate, Vollmachten und Aufgaben abtreten könnten? Daß sie ihm sagen könnten: "Christus, übernimm du die Funktionen des Ministerpräsidenten, des Bundeskanzlers, des Staatspräsidenten, aller Minister und Staatssekretäre, aller Volkskammer- und Bundestagsabgeordneten usw. in unseren Ländern, Staaten und Nationen, wir haben alle Ämter in Befolgung der WTG-Verkündiqung niedergelegt!" Nein? So ist das nicht zu verstehen? Doch genauso und nicht anders wäre das! Merkt niemand, was für ein Unsinn das ist? Da Christus "vom Himmel" nicht herunterkommt nach Berlin, Moskau, Warschau, Paris, Bonn, London, Washington usw., wo dann "die Throne" leergeworden sind, bliebe alles liegen und wir würden in einer internationalen Anarchie enden, weit niemand mehr regiert. Was für ein weltpolitischer Unsinn auch auf den Kongressen 1973 im Namen Gottes und Christi aus dem Munde von Männern, die sich voll göttlicher Weisheit dünken!

Wahre göttliche Weisheit besagt nach Römer 13:1-7, daß die um der menschlichen Ordnung willen auf den "irdischen Thronen" Sitzenden und Regierenden "Obrigkeit von Gott" sind, die als solche in ihren Ämtern anzuerkennen und zu respektieren sind! Merken K. Franke und R. Kelsey nicht, daß sie mit ihren WTG-Vorträgen Handlanger dafür sind, das Wort Gottes über die "Obrigkeiten" außer Kraft zu setzen? Das Stadion in München, in dem Franke sprach, hat allein an Miete ca. 500 000 DM gekostet! Was für einen bibelwidrigen und weltpolitischen Unsinn an die Adresse aller Regierenden hat man da mit dem Scherflein "der Geringsten der Brüder Christi" inszeniert und finanziert? Göttlicher Sieg?

Mit der WTG, was auch immer kommen mag!
Wir möchten hier die Brüder nennen, die in Düsseldorf und München öffentlich auftraten und diesen bibelwidrigen und weltpolitischen Unsinn rnitbetrieben: Aigner, Anstadt, Barth, Bandrock, BRUCKMANN, Bucksch, Burger, Borys, Cassola, Dickmann, Diehl, DWENGER, Erdmann, Einschütz, Echtle. FRANKE, Fabian, Förster, Gläser, Goerth, Gangas, Heiner, Hügele. HENSCHEL, Haller, Hartl, KELSEY, Künz, Krolop, Klein, Kabelitz, Knorr, Köhler, Kretschmer, KONSTANTY, Kuhn, Klenk, Kroschewski, Kulschewski, Knöller, Lengtat, Lange, Letonja, Lietzke, POHL, Pötzinger, Peters, Pfitzmann, RACHUBA, Roschkowiki, Rahn, Rudtke, Rundel, RENOLDNER, Schaumburg, Steimann. Suiter. Timmermann, TURNER, Vieker, Wrobel, Wunschmann, Teubner, Weigel, Wallen, Zürcher.

Sie sind alle in hohen und höchsten WTG-Funktionen im Kreis-, Bezirks-, Zweig-, Zonen- oder Betheldienst. Viele von ihnen werden diese CV-Ausgabe lesen, in der sie genannt sind und werden darüber nachdenken. Sollten sie sie nicht alle lesen?

Wir wollen uns dem Vortrag von W. Konstanty (29. 7. Düsseldorf) zuwenden. Thema "Wie wirst du dem Angriff Satans begegnen?" In München sprach dazu R. Wallen. Der Vortrag verfolgte den Zweck, die einfachen Verkündiger, die doch die Basis der WTG abgeben, unbedingt in der jetzigen WTG-Krise mit 1975 und danach durch "Zuckerbrot und Peitsche" bei der Organisation zu halten und den "Geist von 1975". der 1966 gerufen wurde, wieder zu vertreiben Es ist hochinteressant, die Taktik zu verfolgen, mit der das bewerkstelligt wurde. Wir schauen uns dazu die Höhepunkte des Vertrages von W. Konstanty näher an.

Wer die "Köngreichsdienst"- oder "Predigtdienstschule" der WTG kennt, weiß, wie jede Wirkung eines Vortrages berechnet und geplant wird.
Zunächst schmeichelte er vergangenen Märtyrertums, übergehend zu einer Abstempelung aller heutigen religiös und politisch Andersdenkenden gegenüber den Zeugen Jehovas, mittels bekannter WT-Vergleiche als potentielle Zeugenmörder: "Diese heute so freundlichen 'Babylonier, Ägypter und Assyrer' können morgen unser Leben bedrohen!

Rechne mit Verlust deines Ansehens, mit Verlust deiner Stellung, deines ganzen Besitzes, deiner Gesundheit, sogar deines Lebens! Jede andere Vorstellung mag dazu führen, einer List Satans zum Opfer zu fallen!" Tosendes Händeklatschen aller potentiellen Märtyrer brandete im Stadion auf. Es läßt sich leicht, gar zu leicht dazu klatschen in einem Lande, in dem die Organisation nicht sicherer sein kann, nicht zuletzt durch ihren ständigen Antikommunismus.

Noch weiter trieb W. Konstanty diese totale Konfrontation mit allem außerhalb der Organisation, als seien dort nichts als "Feinde" und "Agenten Satans":

"Wir möchten Jehova zum Freund, auch wenn alle anderen Menschen uns dadurch zum Feind werden!" Noch mehr tosendes Handeklatschen. Immer wird Jehova vorgeschoben. Dabei geht es allein um die jeweiligen Erklärungen der WTG über Jehova! Doch das kommt in diesem tosenden Händeklatschen niemandem zum Bewußtsein.

Jetzt war das geplante künstliche "Feindbild" in den Köpfen und Gefühlen der Zuhörer vollkommen und total: Außerhalb der Organisation lauert nur ein todbringender Feind! Wer sollte da die Organisation verlassen, was immer sie auch tue? Was immer sie auch jetzt und in Zukunft tue, draußen gäbe es nur den Tod! So konnte er zum Kern seines Vortrages vorstoßen, an das heiligste Gefühl, die Bruderliebe, appellierend: "Es ist eine weitere List Satans, unruhevolle Zeiten in der Versammlung zu schaffen. Vielleicht werden wir damit noch weitere und nähere Bekanntschaft machen. Unsere älteren Brüder haben sich stets an die Organisation gehalten, was auch immer kam! Wollen wir das auch tun? rief er beschwörend in das Stadion! Ein unbeschreibliches Händeklatschen durchrauschte das weite Rund! Wer denkt schon daran, daß die WTG in den dreißiger Jahren Tausende "hinausgeschüttelt" hat, die am Worte Gottes festhielten und den verderblichen WT-Obrigkeitsirrweg nicht mitgehen wollten? (Buch "Licht' II S. 60, WTG 1930). Wer sind also die, die stets alles mitmachten, "was auch immer kam"? Was für Vorbilder sind sie? Doch wer war in dem unbeschreiblichen Begeisterungstaumel solcher Überlegungen fähig?

Nun konnte er aussprechen, um was es konkret ging: "Wenn irgendeine Streitfrage aufkommt, vielleicht geht wirklich auch mal etwas verkehrt, und uns dazu bringen würde, uns von der Christenversammlung zu trennen, ihr unsere Unterstützung zu versagen, oder wir sogar dazu gebracht würden, nicht mehr den Überrest und die leitende Körperschaft zu unterstützen, dann sollten wir klar erkennen, hier ist eine List Satans am Werk, uns vom Leben abzuschneiden!

Nur wenn wir uns an die Christenversammlung halten und treu zu ihr stehen, was immer auch kommen m a g, werden wir den Angriffen Satans widerstehen und am göttlichen Sieg teilhaben!" Der Begeisterungstaumel brandete auf, noch bevor das letzte Wort ausgesprochen war.

Wir können nur betroffen sein. Weiß W. Konstanty überhaupt, was er da tut? Was heißt hier, was immer auch kommen mag Es kommt 1975! Es kommt wieder kein Ende! Es kommt eine weitere Verschiebung der Endzeit durch die WTG! Es kommt die sechste oder siebente Generation seit 1799! Es kommt auch weiterer Antikommunismus, um die einfachen Verkündiger hier "inmitten der Demokratien und des Kommunismus" (WT 12. 2. 72 dt.) unter Mißbrauch der Schrift weiter zur Verbreitung antikommunistischer Staats- und Gesellschaftsfeindlichkeit unter den Christen zu nutzen. Ein neuer Endtermin wird da zunächst nicht wieder gesetzt! Darum allein die jedes kritische Bedenken abwürgende Formel, "was auch immer kommen mag!"
Wir wissen jedoch, daß nicht alle Wachsamkeit im Taumel der Begeisterung untergegangen ist, und die WTG weiß das auch.

Antikommunistische Linie unverändert weiter
In Düsseldorf hielt der neue deutsche Zweigdiener, der Amerikaner Richard E. Kelsey, den öffentlichen Hauptvortrag In München war es der 1969 abgesetzte deutsche Zweigdiener Konrad Franke, der 1970 in Die Zeugen Jehovas Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschalt", (Leipzig-Jena-Berlin DDR, Schwerte BRD) als Kollaborateur der Nazis bekannt wurde.

Der Hauptvortrag strotzt wieder von zahlreichen feindseligen politischen Ausfällen gegen die "antireligiösen, atheistischen, gottlosen, radikalen, materialistischen Kommunisten", gegen das "kommunistische Rußland", gegen das "kommunistische Rotchina", gegen den "gottfeindlichen kommunistischen Nationenblock"! Daß diese antikommunistische Gesellschaftsfeindlichkeit völlig im Gegensatz steht zu 1. Petr. 2:13, wo es heißt: "Seid aller die Menschen betreffenden Ordnung um des Herrn willen untertan" (Menge), die sozialistische Gesellschaftsordnung inbegriffen (WT 1. 1. 63. S. 13, dt.) wird vollkommen mißachtet! K. Franke und R. Kelsey machen als verantwortliche WTG-Sprecher dieser internationalen Kongresse somit klar, daß die WTG noch wie vor die Absicht hat, die Zeugen Jehovas auf dem bisherigen Kurs des antikommunistischen "kalten Krieges" gegen die sozialistischen Länder und ihre Ordnungen und Regierungen zu halten. Die WTG will keine wirkliche Anerkennung der "Obrigkeit von Gott" in diesen Ländern, sondern unveränderte antikommunistische Feindschaft gegen sie. Jeder erntet, was er sät, sagt der Apostel in Galater 6:7. -
- Die Kongreßberichte werden fortgesetzt -

Über das "Gewissen" und seine "graue Zone"
Im WT 1 und 2/73 wird in einem ausführlichen Schlüsselartikel über das gesprochen, "was in uns Zeugnis gibt". Gemeint ist damit, das an Jehova Gott gebundene Gewissen eines Christenmenschen.

Hingegen WT 2/73 spezielle Gewissensfragen im Bereich der sogenannten ",grauen Zone" behandelt, wie der WT auf Seite 43 ff erklärt.
Unter 1000 Artikeln im "Wachtturm" und "Erwachet" wirst Du keinen einzigen finden, der so grundsätzlich, auf neue Weise für Jehovas Zeugen, die "Gewissensfragen" eines Christen behandelt.

"14 In Eden zeigte Gott, daß der Tod des Menschen für Übertreter seines Willens bestimmt war". 1. Mos. 2:16/17 WT 1/173, Seite 10.
Wenn einzig Gottes Wort zu uns spricht, dann erfahren wir folgende Normgebung durch IHN:
"22 Und Jehova Gott sprach dann:
Siehe, der Mensch ist im Erkennen von Gut und Böse wie einer von uns geworden, und nun … daß er seine Hand nicht ausstrecke und tatsächlich auch Frucht vom Baum des Lebens nehme und esse und auf unabsehbare Zeit lebe -"
"23 Darauf tat ihn Jehova Gott aus dem Garten Eden hin. aus, damit er den Erdboden bebaue, von dem er genommen war". 1. Mos. 3:22-23. NW

Hat Jehova Gott hiermit eine Übertretung in Eden geahndet, oder eine Entscheidung über die Zukunft des Menschengeschlechtes getroffen?
Den ersten Schritt zu "gottähnlichem Wesen" elohimgleich hatte Adam getan: "Siehe, der Mensch ist im Erkennen von Gut und Böse wie einer von uns …"

Folglich verhindert Jehova den 2.-Schritt zum "Baum des Lebens", der A d a m s menschliches Wesen in ein solches verwandelt hätte, wie es einzig Geistwesen besaßen. Das ist weder Urteil noch Strafe über Adam. Nein, Jehova hatte seine Schöpfung entsprechend seiner Ankündigung vollendet, wie in 1. Mos. 2:17 vorbestimmt: "Was aber den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse betrifft, davon sollst du
nicht essen, denn an dem Tage, da du davon ißt wirst du bestimmt sterben".

im WT 1/73, Seite 10 ist zu lesen:
"Als Adam und seine Frau 'das einzige Verbot', (es ist die Zeit, als Adam noch gar nicht vom 'Baum der Erkenntnis' gegessen hatte, folglich weiß er überhaupt nicht, was ein 'Verbot' eigentlich ist.)
das Gott ihnen gegeben hatte, übertraten, machte ihnen das innerlich zu schaffen. Sie bekamen Gefühle der Schuld, Angst, Schande und Unsicherheit."
. . . "Es war als ob in ihm (Adam) ein eingebauter Lügendetektor' gearbeitet hätte. . ." (WT 1/73, Seite 10).

In 1. Mos. 3:7 lesen wir es so.
"Dann wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr. daß sie nackt waren." Nicht früher, auch keine Minute später begann A d a m und Evas Erkenntnis darüber, was Gut und Böse ist. Mit einem inneren "Lügendetektor", "mit Gefühlen der Schuld", die Bibel spricht eindeutig, "ihnen wurden beiden die Augen aufgetan", hat das überhaupt nichts zu tun.

Jehova Gott ist ein weiser Gott, allmächtig und treu. Von diesem Tag der Erkenntnis in Eden an, wissen alle nachadamischen Menschen, daß "Gut und Böse" als menschliche Verhaltensweise möglich ist.

Dieser Tag machte gewiß, daß die Schöpfung Jehovas, als (erster Adam und nach ihm alle Menschen, in einer Anlage ihres Wesens gottähnlich sind, da sie Erkenntnis über "Gut und Böse" haben.

Denn mit A d a m wurden ihnen alle die Augen aufgetan' Die Neigung Unrecht zu begehen, wurde n u n zu einem BESTANDTEIL der menschlichen Natur." WT 1/73. Seite 10. "Wurde aber dadurch das innere Gefühl für Recht und Unrecht, Gewissen genannt, ausgelöscht oder ersetzt? Dieses blieb ebenfalls Bestandteil der menschlichen Natur." (Seite 10)

Diese WT-Aussage ist, wenn wir ausschließlich der biblischen Logik folgen, unlogisch in sich.

Denn, worin bestünde wohl der Unterschied zu der Sünde, da Adam Frucht vom Baum der Erkenntnis nimmt und ißt, als er sich noch WT-Verständnis noch im Zustand der Vollkommenheit befindet. Bedenke auch, nicht Adam wird verflucht, sondern der Erdboden um seinetwegen.

Nach der Vertreibung aus Eden gebraucht Jehova Gott in 1. Mos. 4:7 zum ersten Mal das Wort "Sünde".

Was der WT hier "Gefühl für Recht und Unrecht" nennt - das Gewissen - ist entscheidend, unabdingbar mit der Tatsache verknüpft, daß A d a m "Frucht vom Baum der Erkenntnis nahm und aß."

Ohne diesen Baum im Garten Eden gäbe es keine Erkenntnis über "Gut und Böse", jedoch entscheidet der Mensch nicht willkürlich darüber, was gut ist und was böse; Erkenntnis ist nicht und bedeutet nicht "Entscheidung".

Das ist das erste.
Wenn E v a s Tat nach WT-Verständnis "S ü n d e" war, so ist biblisch-logisch diese Tat nicht an den sog. "Fall der Eva" gebunden. Bevor diese Tat der Eva bzw. A d a m s überhaupt geschah, war diese "Neigung Unrecht zu begehen", Bestandteil der menschlichen Natur Adams und Evas, wie sonst hätten sie vom Baum der Erkenntnis essen können?

Warum wohl hätte sonst dieser Baum überhaupt im Garten Eden gestanden, wenn er nicht diese Möglichkeit der menschlichen Natur kundmachen wollte. Jehova Gott hatte doch zuvor über diesen Baum Belehrung erteilt, allerdings hatte Jehova nicht gesagt, es ist Unrecht von diesem Baum essen - nein, Gott sprach: "an dem Tage, da du davon ißt, wirst du bestimmt sterben".

Grundsätzlich, die "Neigung" - Möglichkeit "Unrecht zu begehen", eignet sowohl den Engeln, wie auch den Menschen, deshalb stand der "Baum der Erkenntnis" inmitten des Gartens Eden.

Beantworte dir eine Frage: Wer war die Schlange, die Eva zum Essen von "Baum der Erkenntnis" aufforderte? Als aber Eva vom Baume aß, und nach ihr Adam von der Frucht des Baumes der Erkenntnis nahm, wurde ab dieser Tatsache für beide Menschen offenbar, daß "Gut und Böse" die Entscheidungsmöglichkeiten des Menschen sind, denn die Schlange war bereits im Paradies.

Gott sprach:
"Siehe, de Mensch ist im Erkennen von Gut und Böse wie einer von uns geworden,
und nun, daß er seine Hand nicht ausstrecke…" 1. Mos. 3:22 NW,
"und tatsächlich auch Frucht vom Baum des Lebens nehme … und auf unabsehbare Zeit lebe -"

Diese Darlegung war der "weißen Zone", über die Erkenntnis von Gut und Böse gewidmet.
Wenden wir uns jetzt der "grauen Zone" zu, wie sie der WT nennt. Wir werden Erkenntnis über Jehovas Vorhaben mit seiner Schöpfung nicht verfehlen, wenn wir annehmen, daß die Gewissens-Fragen der "grauen Zone", die ureigentliche Absicht das WT berühren, die "graue Frage" beantworten, warum dieser WT-Artikel von 24 Druckseiten geschrieben wurde.

Seite 43 im WT 2/73 liegt genau im Zentrum, im "grauen':
Es gibt vieles im Leben, bei dem es auf den Grad ankommt . . . Auch der Unterschied zwischen gewöhnlichem Respekt - vor einem Herrscher oder Hoheitszeichen - und ehrfurchtsvoller Verehrung ist eine Sache des Grades. Bei eindeutigen Gegensätzen entsteht für gewöhnlich keine Frage.

Wenn es aber um etwas geht, was sozusagen in einer "grauen Zone" liegt, daß heißt, dicht an der eindeutigen Grenze zwischen eindeutigem Recht und eindeutigem Unrecht, dann tauchen Fragen auf.

Je näher etwas (z. B. "theokratische K r i e g s 1 i s t") an dieser Grenze liegt, desto mehr muß das G e w i s s e n des Betreffenden dessen Entscheidung beeinflussen."

"11 Es wäre daher nicht richtig, in solchen Fällen zu versuchen, von einer 'Ältestenschaft' oder Leitenden Körperschaft' der Christenversammlung eine Regel oder Richtlinie zu erfahren, durch die im einzelnen dieser F ä 1 1 e eine ,Grenze' festgelegt würde.' (Gesperrte Schrift von CV).
Du hast völlig richtig verstanden, wenn die kompliziertesten Fragen, Erkenntnisse und Entscheidungen auf Dich zukommen, dann verlangt die "Leitende Körperschaft" Deine absolut einsamen, christlich-individuellen Entscheidungen und Konfliktlösungen.

Nein, auch die gemeinsame, etwa unter Gebet vor Jehova mit treuen Brüdern, auch diese Entscheidung ist nicht gemeint, sondern einzig und allein, Deine einsame Gewissensprüfung vor Gott.
Das ist neu. so brandneu, daß wir nur fragen können wie hat Dich denn Deine "Ältestenschaft" oder gar die "Leitende Körperschaft" zugerüstet, daß Du der Stimme Deines Gewissens überhaupt folgen kannst?

Waren Deine Entscheidungen jemals Deinem Gewissen f r e i g e g e b e n, wenn Dein Leben als Christ im Feuerofen der Konflikte geprüft wurde?
Mein christliches Gewissen gebietet mir, Dir die Antwort darauf nicht in den Mund zu legen.

Frage nur Deine "reifen Brüder", ob sie wissen, ob Du ein "schwaches" oder ein "starkes Gewissen" hast, frage sie nur. Wurde "Gewissen" abverlangt oder G e h o r s a m - Du wirst Dich erinnern können, dieser WT-Artikel wurde ja erst im Januar 1973 gedruckt.
Eigenartig ist nur, daß in allen "Lehrstücken" der "Königreichsdienstschule" bisher niemals gefragt wurde:

1) Nenne die wichtigsten Merkmale dessen, "was in uns Zeugnis gibt", genannt "Gewissen".
2) Erkläre und grenze ab, was Jehovas Zeugen unter Gewissensentscheidung im Bereich der "grauen Zone" verstehen.
3) Wann ist es einem christlichen Diener Jehovas gestattet, der Stimme seines Gewissens zu folgen?
4) Wann muß er unbedingt die "Ratschläge" der "Mutter", entsprechend den Anweisungen der Organisation durchführen?
5) Nenne wichtige Bibelstellen aus den "Hebräischen Schriften", desgleichen aus den "Christl. Griechischen Schriften".
Erkläre, welche Bibelstellen den Begriff der "grauen Zone" biblisch rechtfertigen, beweisen.

Deine Antwort zu Frage 5) hätte u. a. lauten müssen:
Es ist wichtig zu beachten, daß es in den "Hebräisch-Aramäischen Schriften" kein Wort gibt, das wortgetreu mit .,Gewissen übersetzt werden kann usw.!
Die "Lehrstücke" der "Königreichsdienstschule" hingegen waren bestrebt, ganz andere Verhaltensmuster den Schülern aufzuprägen.

Nach allen Regeln der Kasuistik wurde einstudiert, wann und wo ein "Zeuge vor Gericht" f a l s c h e Aussagen machen darf, darin bestand der Zweck der Übungen.

Die "Leitende Körperschaft" ließ soufflieren:
"In englisch sprechenden Ländern ist es üblich, den Angeklagten in eigener Sache zu verteidigen, bei uns gibt es das nicht, (lies in der DDR)
also kann "Kriegslist" angewendet werden.'
"Das beste ist, die Aussage vor Gericht zu verweigern."
Man hat die Freiheit,
(Die Antwort: Man hat "Gewissen", stand nicht im Programm!)
dem Gericht ausweichende Antworten zu geben."

Und dann folgte die "Lossprechungsformel" der "Leitenden Körperschaft in eigener S a c h e" nämlich von ihrer Verantwortung:
"Am besten ist es, die Aussage zu verweigern und alle Folgen auf sich zu nehmen."
Auf diese Weise würde allen Beteiligten "geholfen":
Den Behörden, denn sie können dann nicht die Wahrheit ermitteln; dem Zeugen auch, denn er nimmt seine Strafe auf sich: der "Leitenden Körperschaft" würde noch mehr geholfen, denn sie darf ob solchen Verlaufs der Dinge ihre Hände in Unschuld waschen.

Einem "starken Gewissen" wird es unerläßlich sein zu wissen, was eine "theokratische Kriegslist" ist, sollte das schon bekannt sein, dann schreiben wir für die Brüder mit einem "schwachen Gewissen":
"Eine Kriegslist ist eine falsche Aussage, ein absichtliches lrreführen eines G e g n e r s, (nur des Gegners!)
um theokratische Interessen zu verteidigen. -
Es darf niemand dadurch geschädigt werden."
So angeklebt wie der letzte Satz wirkt, so war er auch gemeint,
"es darf aber niemand dadurch geschädigt werden."

Es ist nur der unkontrollierten Selbstverlogenheit ein Pflaster aufgeklebt, und schon hat sich das "Gewissen" in der "Königreichsdienstschule" durch die Hintertür entlassen.

Wie schrieb doch der WT 2/73 auferbauend:
"Es wäre daher nicht richtig, in solchen "F ä l l e n" zu versuchen, von einer "Ältestenschaft" oder von der Leitenden Körperschaft eine Regel oder Richtlinie zu erfahren, durch die in jedem einzelnen dieser Fälle die "G r e n z e" festgelegt würde." (Seite 43)

Wie sollte sie auch die "Leitende Körperschaft"? Da durch "K r i e g s l i s t" niemand geschädigt werden darf", müßte sie doch, die "Leitende Körperschaft", einen genauen Katalog der "grauen Zone" festlegen und gewissensmäßig entscheiden, das dürfen Zeugen, das "andere" dürfen Zeugen nicht.

So müßte denn die "Leitende Körperschaft" auch verbindlich die "Grenze" umreißen und erklären:
'GH-Schmuggel ist trotz Anrufung einer Gewissensentscheidung unter Gebet vor Jehova erlaubt,
"aber es darf niemand dadurch geschädigt werden."

Ein waches christliches Gewissen würde hier, wenn es gefragt wäre, wenn es im Ermessen eines GH-Schrnugglers stünde, folgendes antworten:
"Da Geld aus der DDR nicht im "Wachtturm" in Brooklyn in den USA aufgestapelt wird, (also kein Zahlungsmittel mehr wäre) sondern bei Bankinstituten in der BRD eingetauscht wird, muß ein finanzieller Schaden zu Lasten der DDR angenommen werden."

"Unter Berücksichtigung dieser "G r e n z e" in einer "grauen Zone" einer Gewissensentscheidung bitte ich darum, GH nicht in die BRD transferieren zu müssen."
Jeder Zeuge wird nun verstehen, warum eine "Leitende Körperschaft" keine "Regel oder Richtlinien", kein Frage und Antwortschema bezüglich der "G r en z e n" eines wachen oder auch schlafenden Gewissens ausgeben will.

"Regeln oder Richtlinien" in Gewissensfragen eines Christenmenschen waren immer Versuche. sündhaftem Tun des Menschen vorzubeugen. Denn erst an einem bestimmten Fall oder einer "Grenze", innerhalb der "grauen Zone" von Gewissensentscheidungen wird Sünde offenbar.

Ohne "Regeln und Richtlinien" aus der Hand Jehova Gottes, wüßten Christen nicht, was das ist, ein Gewissen zu haben.
Ob ein Zeuge Jehova für ein Bordell bzw. für Prostituierte Milch liefern darf, solche "Fälle und G r e n z e n" kann die "Leitende Körperschaft" natürlich den "Regeln" nach und der "Richtlinie" diskutieren, abwägen und breittreten. Hier kann sie sich ja offen moralisch-sittlich entrüsten, Splittergerichte bei anderen veranstalten.

WT 2/73, Seite 45.
Der Fall ist eindeutig, "Gewissensentscheidung" eines Zeugen, sofern die "graue Zone" erreicht ist, "das heißt, dicht an der eindeutigen Grenze zwischen eindeutigem Recht und eindeutigem U n r e c h t", für solche "F ä l l e" fühlt sich die "Leitende Körperschaft" nicht zuständig.

Die Zuständigkeit des WT z. B. endet quasi bei der "Milch für Bordelle" und beim "Musiklehrer für Politiker". (Seite 45) Ach ja, abgewogen wurde noch der Fall, "ob ein Christ als Chauffeur bei einer Bande von Bankräubern, das Automobil der Räuber lenken dürfe?" (Seite 44)

Vielleicht hat nun der Autor dieses WT-Artikels ganz verhalten, untergründig auf die "verborgene Person unseres Herzens" geschrieben, gezielt.
Denn w e m könnte nicht bei "Bankräuber" die Gedankenverbindung "GH" einfallen, solche Assoziationen sind möglich. muß man doch die Schwierigkeiten eines WT-Autors beim Schreiben der Wahrheit bedenken.

"Wir haben uns von den hinterhältigen Dingen losgesagt, deren man sich zu schämen hat, in dem wir nicht mit List wandeln noch das Wort Gottes verfälschen, sondern uns selbst durch das Kundmachen der Wahrheit jedem m e n s c h 1 i c h e n Gewissen empfehlen."
2. Kor. 4:2 (WT 1/73, Seite 19. Abs. 21)

"Tun wir dies?" Fragt der WT, wir fragen auch?
W. D.

Eine neue internationale und antikommunistische und antisowjetische Kampagne der WTG hat begonnen
Die Mobilisierung des deutschen Zweiges begann schon mit dem Juli-Königreichsdienst 1973 (Wiesbaden). Die Erwachet-Ausgabe für den 8. September 1973 wurde mit dem Thema angekündigt: "Wie erfolgreich ist die Sowjetunion in ihrem Kampf gegen die Religion?" Aufreizende und aufdringliche Vorankündigungen wurden jedem Verkündiger in die Hand gedruckt wie: "… was in der Sowjetunion vor sich geht", oder: "… erschüttert, wenn sie die Tatsachen kennen" und "… Bestimmt werdet ihr diese Ausgabe begeistert verbreiten wollen. Zusätzliche Exemplare sollten bis zum 15. Juli bestellt werden".

Die Begeisterung mag bei der WTG-Führung vollkommen sein, ist Antikommunismus und Antisowjetismus doch eines ihrer politischen Wesenselemente schon seit der dritten Ausgabe des WT im Jahre 1879 (WT 1. 1. 62, S. 21, Abs. 5). Auch sitzen sie in Brooklyn, New York, in politisch sicherem Hort. Niemand von der dortigen Leitenden Körperschaft geht in solchen antikommunistischen und antisowjetischen Kampagnen jemals selbst an die "Front".

Aber schon aus der BRD vernehmen wir besorgte Stimmen von Verkündigern und Aufsehern, denen klar zu sein scheint, was es für diejenigen bedeutet, die diese politische Hetzkampagne in die sozialistischen Länder, besonders in die Sowjetunion hineintragen und dort entfalten sollen. Da ist nicht Begeisterung, sondern ein Erschrecken über die Fortsetzung der WT-Praktiken des antikommunistischen "kalten Krieges" der fünfziger Jahre, als Kommunisten und ihr Werk in Wachtturm und Erwachet als "verseucht, Wahnsinn wilder Tiere hinter dem Eisernen Vorhang" und ähnlich mehr begeifert (WT 1. 6. 52, Erw. 8. 4. 53), und die Mahnung der Schrift, "niemanden zu schmähen" (Titus 3:1,2) offen mit Füßen getreten wurde.

Es erübrigt sich, die Entstellungen, Halbwahrheiten, Verdrehungen, Bibelversvergewaltigungen, Unterstellungen, Trugschlüsse, Scheinargumente, Oberflächlichkeiten und scheinwissenschaftlichen Konstruktionen zur Geschichte und Entwicklung der Religion in der Sowjetunion im einzelnen aufzuzählen, wie sie auf den Seiten 3 bis 19 in Erwachet vom 8. September 1973 in einer Auflage von 7 500 000 in 29 Sprachen aus den Köpfen der Leitenden Körperschaft und aus den Druckpressen der WTG quellen. Sie bringen nicht nur den unbändigen antikommunistischen und antisowjetischen Haß zum Ausdruck, den diese Leitende Körperschaft beseelt. Sie sind auch ein getreues Spiegelbild dar Halbbildung, in der man sich hier über ganze Länder und ihre historischen, politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge hermacht, was kein Verkündiger je selbst überprüfen und somit verantworten kann.

Es wird deutlich, daß sich die WTG dabei auf zwei "Hauptfeinde" mehr und mehr "einschießt": Auf die "falsche Religion", d. h. auf alle anderen Christen und ihre Kirchen und Gemeinschaften, und auf den Kommunismus und insbesondere die Sowjetunion. So lautet denn auch die bedeutsame Überschrift in dieser Erwachet-Ausgabe so: "Das Ende der falschen Religion und des Kommunismus" (S. 18). Die beiden letzten Absätze dieser antikommunistischen und antisowjetischen Haßkampagne lassen das Wesen dieser Hetze erkennen. Feindselig und höhnisch heißt es: "Ja, das Urteil Gottes wird vollstreckt werden, und sowohl die heuchlerische Religion als auch der atheistische Kommunismus samt all ihren Unterstützern werden von der Erde weggetilgt werden . . . Wie die Bibel zeigt, ist das die Zukunft des Landes, das heute Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken genannt wird" (S. 19). Dabei gibt es kein einziges Wort in der Bibel über die Sowjetunion, die WTG legt sich das völlig willkürlich selbst aus!

Wir wollen nun die Auseinandersetzung etwas näher betrachten, in die die WTG alle Zeugen Jehovas bzw. Verkündiger hier zu stürzen versucht.
Aus den Anprangerungen von "Kompromissen" Geistlicher in der Sowjetunion wird deutlich, wohin die WTG die Verkündiger treiben will, was sie für richtig hält. Wir erinnern daran, daß die WTG den Verkündigern "Kompromisse" als eine Todsünde einprägt.

Man lese, was die WTG der Geistlichkeit in der Sowjetunion für "Kompromisse" vorwirft, die Jehovas Zeugen auf keinen Fall machen dürften:
"Ein Beispiel war der Patriarch Tichon. Im Gegensatz zu Jesus Christus, der lieber sterben wollte als Kompromisse zu schließen . . . unterzeichnete er eine Erklärung, in der er versprach, nichts zu unternehmen, was den Interessen des Staates schaden könnte . . .

Metropolit Sergei rief die Geistlichen auf, ihre Loyalität gegenüber der Sowjetregierung schriftlich zu garantieren . . . Patriarch Pimen hatte gezeigt, daß er mit der offiziellen Regierungspolitik völlig einigging …
… Tatsache, daß die Sowjets nur diejenigen Religionsgemeinschaften 'anerkennen', die sich ihnen völlig unterwerfen". (S. 7 ff)

Es ist für die WTG also ein fluchwürdiger "Komprormiß", nichts zu unternehmen, was den Interessen des Staates schaden könnte, loyal gegenüber der Sowjetregierung zu sein, nicht gegen die offizielle Regierungspolitik zu gehen und sich der Regierung völlig unterzuordnen. Dabei verlangt die Sowjetregierung überhaupt keine völlige Unterordnung, denn Artikel 124 der Verfassung der UdSSR garantiert die Glaubensfreiheit. Doch das wird unterschlagen.

Die "Kompromißlosigkeit", die die WTG hiermit den Verkündigern beibringen will, ist in Wirklichkeit eine raffiniert verhüllte antikommunistische und antisowjetische Opposition, Aggressivität und Feindschaft gegen die Sowjetregierung und gegen die sozialistische Gesellschaft,
übertüncht durch die ungeheuerliche Behauptung, Jesus Christus wäre lieber gestorben, als jemals zu versprechen, den Interessen des Staates nicht zu schaden!

Über die Bezirks-, Kreis- und Versammlungsaufseher ist "Osteuropa-Zonendiener" W. Pohl, Wiesbaden, dabei, jeden Widerstand gegen diese neue antikommunistische und antisowjetische Kampagne niederzuschlagen. Pohl gibt skrupellos zu, daß diese Erwachet-Kompagne die "Feinde" in den sozialistischen Ländern auf die "Barrikaden" bringen werde. Er warnt aber unverhüllt jeden Verkündiger davor sich "in eine neutrale Ecke" treiben zu lassen. Jeder soll sich völlig mit Geist und Buchstaben dieser Kampagne identifizieren, als sei er selbst davon überzeugt, auch wenn im einzelnen keine Beweise vorliegen. Wenn die WTG das jetzt durchführe, dann habe sie ihre Gründe dafür.

Gäbe es biblische Gründe dafür, die Verkündiger jetzt in neue antikommunistische und antisowjetische Konflikte zu treiben, so würde die WTG sie ohne Zweifel nennen. Die gibt es aber nicht. Die Gründe sind ganz anderer Art!

Die WTG muß jetzt das Äußerste tun, um zu verhindern, daß sich die Verkündiger in Massen der inneren Krise zuwenden, die jetzt mit dem erneuten Zusammenbruch der Endzeitvoraussagen um 1975 heraufzieht. Sie wäre das Ende der Organisation. Die Verkündiger müssen in Situationen gestürzt oder getrieben werden, die die Aufmerksamkeit völlig von der eigenen Situation, von der heraufziehenden inneren Bedrohung ablenkt, sonst bricht das Werk in sich selbst zusammen, denn die verkündigte Generation wird überschritten. Da hilft nur eine radikale Ablenkung in äußere Konflikte, in schärfste Auseinandersetzungen noch außen. Äußere Feinde müssen her.

Drei solcher Ablenkungsmanöver zeichnen sich mehr oder weniger immer deutlicher ab. In den westlichen Ländern mit dein Kapitalismus legt man sich definitiv nicht an - wird alles unternommen,
um die Verkündiger in eine Außenschlacht gegen alle anderen Kirchen und Christen zu führen, die die Sinne gänzlich gefangen nimmt.

Mit maßlosen Besudelungen werden Geistliche und Kirchen provoziert, in dem neuen WTG-Buch "Die Nationen sollen erkennen . . ." (1971/72) z. B., wo es über sie heißt:
"M i s t i g e G ö t z e n , Verbrecher, v e r 1 i e b t i n P r o s t i t u i e r t e , deren Glieder gleich denen von Eseln, und deren Same in Strömen kam wie der von Pferden, s c h a m l o s e S t r a ß e n d i r n e
Gimpelfänger, berufsmüßige Hure voll anstößigen Geruchs, verbrauchte alte Hure" u. a. m. (S. 243f, 247, 251, 254, 260f, 264, siehe auch CV 47/1973).

Dazu wird als ein weiteres Ablenkungsmanöver Hunger, Verbrechen, Krankheit, Umweltverschmutzung und anderes Elend in einer Art als Bedrohung beschworen, daß man nur noch gebannt und entsetzt darauf starren könnte.
Mit den Kongressen 1973 wurden hierzu Traktat-Aktionen begonnen, die bis Jahresende in die Milliarden gehen sollen.

Und das dritte Ablenkungsmanöver nach außen ist schließlich der hier aufgezeigte Versuch, durch eine neue internationale antikommunistische und antisowjetische religiös-politische Hetzkampagne alle Kommunisten und anderen fortschrittlichen politischen Kräften,
die sozialistischen Staaten und in der Hauptsache die Sowjetunion zu einem Vorgehen gegen die Zeugen Jehovas bzw. WTG-Verkündiger zu provozieren, das ihnen vielleicht eine blutige Märtyrerkrone aufsetzt, der WTG wäre das egal. Die Hauptsache ist, sie werden derartig in äußere Konflikte gestürzt, daß für hinreichende Aufmerksamkeit und Besinnung auf die eigene innere Situation weder Zeit noch Kraft bleibt.

Unternimmt die WTG solche Ablenkungsmanöver nicht die Sache wird sich sicherlich steigern - dann bricht die Organisation mit 1975 zusammen. Darum geht es jetzt.

Die Sache ist natürlich ein zweischneidiges Schwert und kann tödlich ins eigene Auge gehen. Wer will sich hier von den Verkündigern antikommunistisch und antisowjetisch "begeistern" - sprich aufpeitschen - lassen? Das überlegen sich selbst die zuständigen Aufseher, die das organisieren sollen. Auch ihnen dämmert schließlich, daß das proklamierte endgültige Ende überschritten wird und sie den Dingen auf den Grund gehen müßten, daß sie sich entscheiden müssen. Je schärfer die WTG alle in die ihr nötig erscheinenden religiösen und politischen Ablenkungsmanöver treibt, desto mehr fördert sie diesen Entscheidungsprozeß. Diese neue internationale antikommunistische und antisowjetische Hetzkampagne öffnet nur noch mehr Aufrichtigen in der Organisation die Augen.
CV-Erwachetkommentator

Zur Strategie der WTG in ihrer gegenwärtigen Existenzkrise
Generallinie: Hinweg von 1975!
Mit Riesenschritten gehen wir dem brisanten Jahr 1975 entgegen, für das die WTG das Ende der 6000 Jahre "dieser Welt" und den Beginn der Tausendjahrherrschaft Christi verkündigt hat (WT 1. 1. 67). Langsam wird jedoch klar, wie man auch am Kampf der WTG gegen eine aufkommende "innere Opposition" ablesen kann, daß sich die WTG wieder gefährlich übernommen hat, wie mit 1799, 1874, 1914 oder 1925, daß "diese Generation" wieder vergangen ist.

Mit dem Jahrestext für 1973 war die Generallinie angegeben worden, um 1975 wieder zu verdrängen: "Wir aber unsererseits werden im Namen Jehovas, unseres Gottes, wandeln auf
u n n a b s e h b a r e Zeit, ja i m m e r d a r". Das heißt, keine Orientierung auf Jahr und Tag mehr!

Doch das Wandeln mit der WTG wurde doch nicht "auf unabsehbare Zeit" begonnen! Es ist doch auf "diese Generation" seit 1914 festgelegt worden! Das läßt sich doch nicht aus der Welt schaffen, auch mit Jahrestexten nicht! Man kann das auch nicht seit 1799 schon, Generation um Generation verschieben ("Die Harfe Gottes", S. 215, WTG 1926). Und doch zeichnet sich dies wieder eindeutig ab!

Es wird deshalb mit aller Macht dafür gesorgt, daß jeder "bis über beide Ohren" beschäftigt ist. Das soll es schwermachen, zugleich immer eine hinreichende Gesamtübersicht zu haben, wohin die Reise geht. Keiner soll den Kopf von der Arbeit hochnehmen und innehalten, um die Sachlage kritisch zu überschauen. Aber bei jeder Tätigkeit ist doch unbedingt ständig zu fragen, welchem Zweck sie dient, welches Ziel sie verfolgt und wohin man damit gerät! Nichts ist gefährlicher, als sich bedenkenlos "auf unabsehbare Zeit" beschäftigen zu lassen, ohne fragen zu dürfen! Um so mehr jetzt, wo wir "diese Generation" seit 1914 ohne ein "Ende" zu erleben, ins Grob sinken sehen! Schaut euch nur die alten Brüder und Schwestern daraufhin näher an!

Eine Generation umfaßt ca. 30 bis 35 Jahre, eine Geschlechterfolge (Meyers Neues Lexikon). Aber billigen wir der WTG mehr zu. Gehen wir hoch auf ein Menschenalter, obwohl dies mit "Generation" nicht gemeint ist. Das sind höchstens 70 bis 80 Jahre (Psalm 90:10). Aber wo lebt noch jemand, der 1914 die WT-Botschaft annahm? Sie sind fast alle tot! Wo ist also "diese Generation" von 1914 geblieben?

Die WTG muß also das Nachdenken über die wirkliche Lage verhindern, wenn sie überleben will! Sie muß "auf unabsehbare Zeit" Zeit gewinnen. Der Jahrestext 1973 ist angesichts dieser Lage wohlüberlegt ausgewählt!

Man kann gespannt sein auf die Jahrestexte 1974 und 1975!
Antikommunismus, etwas Trost für die Alten,
Verbot jeder Kritik
(WT 1. 1. 73 dt.) - Um die Organisation jetzt zusammenzuhalten, wird u. a. eine Abschreckung von der gesellschaftlichen (kulturellen, religiösen, politischen, sozialen) Umwelt und eine psychologische Unterdrückung aller "inneren Opposition" auf die Tagesordnung gesetzt. Front gegen Kommunismus und Marxismus ist der politische Hauptgesichtspunkt, den man predigt: "Wegen wiederholter Enttäuschungen wenden sich viele Leute dem Kommunismus und dem Marxismus in der Hoffnung zu, daß sich dadurch ihre Lage bessert", was jedoch "keine völlige Erleichterung" schafft (S. 4) Also: Hände weg davon! Die Sache ist unnütz! - So beginnt es schon 1973! Die Wahrheit, daß sich durch die Kraft der Kommunisten und Marxisten - das kann niemand leugnen - die Lage vieler Millionen Menschen gebessert hat und vielfach "völlig erleichtert wurde, wird einfach unterschlagen. Für die Zeugen Jehovas soll alles andere nur schlecht, böse, verderbt und schrecklich sein, das will der WT jetzt mehr denn je.

Die wenigen Alten von 1914, die noch leben mögen, werden mit den Worten getröstet, Jesus habe darauf hingewiesen, "daß sich diese letzten Tage nicht über die Lebensdauer der Generation hinauserstrecken würde, die ihren Anfang sehen würde", ja, "einige Zeugen" des 1. Weltkrieges (1914/18) würden "das vollständige Ende sehen" (S. 6/7). "Einige Zeugen"? Wurde damals nicht weltweit verkündigt, "Millionen werden niemals sterben, die jetzt leben!" -? Was ist Wahrheit? Der Hauptartikel über das Gewissen verfolgt das Ziel, alle in ihrem Gewissen fest an die Organisation zu binden, durch die "sich Jehova täglich mit seinen Dienern" beschäftigt. (S. 23). Darum dürfe die Zunge nicht dazu gebraucht werden, "andere kritisch zu beurteilen' (S. 25). Hiermit wird auf eine kritiklose Unterwürfigkeit unter die WTG hingearbeitet. Jehova beschäftigt alle durch die Organisation? Dafür gibt es nicht den geringsten Beweis! Die Fehler, Bibelfalschauslegungen. Änderungen, Widersprüche, Terminverschiebungen und politischen Winkelzüge der WTG sind sogar der Gegenbeweis! Etwas "im Namen Jehovas" zu tun, wie die WTG ständig erklärt, heißt noch lange nicht, daß es Jehova tut! Das muß endlich unterschieden werden! "IM NAMEN" Jehovas oder Gottes kann man a l l es machen!

Politische Schwarzmalerei, bedingungsloser Gehorsam
(WT 15. 1. 73 dt.) - Unter dem Hauptthema "Menschenherrschaft im Lichte der Tatsachen" werden wieder alle gesellschaftlichen Zustände und Verhältnisse schwarz gemalt und so entstellt. Als gäbe es in der Welt nur Krieg. Verschmutzung, Armut, Übervölkerung und Übel über Übel ohne Ausweg. Selbst "Wissenschaftler" (!!) würden "die gegenwärtige Lage für aussichtslos" halten (S. 40). Daraus wird dann das Gebot abgeleitet, "weder an Politik beteiligen noch die königreichsfeindlichen Bestrebungen der Welt unterstützen" (S. 42). Der WT laßt nichts gesellschaftlich Positives gelten.

Durch solche vollständige Verteufelung allen gesellschaftlichen Lebens und Strebens soll erreicht werden, daß jeder schon aus Furcht bei der WTG bleibt.

Aber ist diese Schwarzmalerei nicht politische Verhetzung? Hat Gott die Menschen nicht mit sozialen Bedürfnissen geschaffen Wieso ist es dann "königreichsfeindlich", wenn man sich zwangsläufig durch Staat, Regierung und Sozialordnung darum kümmert? Das ist doch WTG-Erfindung! "Obrigkeit" um der menschlichen Ordnung willen ist "von Gott"! Und darum nicht königreichsfeindlich! (Römer 13:1-7, 1. Petr. 2:13, 14, Titus 3:1, 2).

"Für die göttliche Herrschaft" zu sein, erläutert der WT in den Hauptpunkten dann so: "Sich nicht an der Politik beteiligen" (S. 54), "Die Ewigkeit im Sinn behalten" (S. 55), "mit Demut gürten" (S. 55), "treu sein", um sich "von Gott für jeden beliebigen Zweck gebrauchen" lassen zu können (S. 55), "Rat annehmen ohne unwillig zu werden" (S. 56),
a u f m e r k s a m s e i n u n d s c h n e l 1 g e h o r c h e n" (S. 57) und "keine Zweifel aufkommen lassen über die eingesetzten Altesten und über die Organisation' (S. 58).

Die "göttliche Herrschaft" ist de facto das Regiment der WTG. Mit "treu sein", um sich "von Gott für jeden beliebigen Zweck gebrauchen zu lassen", kommt das Hauptziel der WTG zum Ausdruck.

"Von Gott" heißt doch nichts weiter als "durch die Organisation, durch die WTG"!
In der Tat, nur mit einer Anhängerschaft, die so bedingungslos glaubt, wenn es nur "im Namen Jehovas" verkündigt wird, kommt die WTG über 1975 hinweg! Die Erläuterungen im WT zeigen, daß die WTG einer immer stärker werdenden "inneren Opposition" gegenübersteht, je näher das proklamierte "Ende" kommt, das wieder nicht kommt.
(wird fortgesetzt. C. W.)

"Wir sind ja kein Wohltätigkeitsverein"
Lieber Br. Daum!
Für all Deine Post, die ich in letzter Zeit erhielt, habe recht vielen Dank. Die Doppelnummer von CV habe ich weitergeleitet.
Es stehen ja wieder ein paar ganz interessante Artikel darin. Vor allem hat mich der Artikel vom WT-Blutkultopfer interessiert Dazu werde ich ein paar Zeilen besonders schreiben und wann Du es für richtig hältst, kannst Du sie in CV mit veröffentlichen lassen.

Betreffs der Einstellung vom WT "Wir sind ja kein Wohltätigkeitsverein" Das habe ich auch einmal in unserer Gruppe hier erlebt. daß der GD Schmid und sein Komitee dieselbe Einstellung hatten.

Im August 1948 fand ein Kongreß der ZJ in Westberlin statt, an dem ich teilnahm.
Eine Glaubensschwester, die sehr unbemittelt war und im Besitz eines Schwerbeschädigtenausweises war, wollte an dem Kongreß gern teilnehmen, hatte aber nicht das Fahrgeld, welches nur 25 Prozent des vollen Fahrpreises auf Grund ihres Schwerbeschädigtenausweises betrug. Sie fragte den Gruppendiener, ob man es ihr nicht aus der Kasse geben könne.

Dies wurde vom Gruppendiener und dem Komitee abgelehnt Das war "christliche Nächstenliebe".
Ich glaube, daß jede andere Glaubensgemeinschaft hierin anders gehandelt hätte. L. S.

WOHIN SOLLEN WIR GEHEN?
ZUM INHALT DIESER AUSGABE
Situation und Entwicklung drängen zur Entscheidung Wer will hier "Tag und Nacht" nur arbeiten, egal wohin es geht und wie lange es noch dauert? Wer will den weltpolitischen Unsinn, alle sollten sofort "von ihren Thronen steigen", ernsthaft vor irgend jemandem vertreten? Wer wollte gar den WT-Antikommunismus verbreiten? Was wäre denn, wenn sich niemand um die soziale und menschliche Ordnung kümmern würde? Noch dazu, wo wieder kein "Ende" kommt und die WTG nicht einmal selbst sagen kann, wie es konkret weitergehen soll.

Diese CV-Ausgabe zeigt wieder, wie dringlich es ist, den WT-Weg kritisch zu überprüfen. 1. Thess. 5:21. Da die WTG sich in ihren fragwürdigen Dingen nicht ändert, müssen neue Entscheidungen getroffen werden, um den Weg als Christ und Bürger schriftgemäß fortsetzen zu können. Der Name Jehovas ist ein starker Turm, wenn er nicht mißbraucht wird. Die Zeit ist da, wo die Aufrichtigen ihren Studiengruppen und Versammlungen vorangehen müssen, allein in der Verantwortung vor Gott und Menschen in der einzigen Hoffnung der Schrift für heute. Eph. 4:175. Sie können sich auch den schon bestehenden freien Gemeinden, Studiengruppen und Versammlungen anschließen, die sie herzlich willkommen heißen Die gegenwärtige WT-Führung ist mit ihrer irdischen Hoffnung vollkommen verfehlt, Philipper 3:17-19, daher vollkommen aussichtslos, wie mit 1975 wieder sichtbar wird. Es gibt nur den einen untrüglichen Weg in Glaube, Liebe und Hoffnung, das Evangelium ist in keinem Punkt heute außer Kraft gesetzt. Hier müssen sich alle Aufrichtigen finden.
Eure Brüder
CV-Leitung Gera/Thür.

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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Böttchergasse 1. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,00. Versand auch kostenlos. A 1030-74 V 7 1 48

Siehe auch:

Christliche Verantwortung Jahrgangsmäßig zusammengefaßt 1974

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