Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 171
Nachdem sich schon in der vorigen Ausgabe, einige eher subjektiv, denn objektiv zu bewertende Anmerkungen über den WTG-Funktionär Friedrich Adler vorfanden (1950 in der DDR zu lebenslänglich verurteilt. Eine Strafe die er bis 1964 absitzen musste), finden sich auch in dieser Ausgabe ähnliche "Randbemerkungen" zu ihm.
Für eine Gesamteinschätzung seines Falles wohl eher nachrangig. Tenor der jetzigen Ausführungen die Kompromisslosigkeit auch von Adler. Da muss man doch wohl rückfragen dürfen, was erwartet dieser Staat namens DDR eigentlich? Das jemand den er vierzehn Jahre einsitzen lässt, vielleicht noch sein "Loblied" singt? Bei aller Tragik und ideologischen Verblendung. Das wäre dann doch wohl die Aufgabe des letzten Restes an Selbstwertgefühl.


CV CHRISTLICHE VERANTWORTUNG
MONATSSCHRIFT DER STUDIENGRUPPE CHRISTLICHE VERANTWORTUNG
BEGRÜNDET 1959 VON WILLY MÜLLER, GD. GERA/THÜR, DDR

NR. 171 GERA OKTOBER 1983

EDLER GESINNT SEIN UND PRÜFEN
WT 7/83 - Hinweise für Studienleiter
HAUPTVERANTWORTLICHE IM BLICKPUNKT
F. Adler ehemaliger Bezirksdiener-Ost
EIN BRIEF VON DER INSEL RÜGEN
… eine junge Frau klopfte an unsere Tür
ALLMÄHLICH KOMMT ALLES ANS TAGESLICHT
Ein Bruder schrieb einem anderen Bruder
DIE WACHTTURM-GESELLSCHAFT UND DR. MARTIN LUTHER
Martin Luther (III)

SOLLTE CV NICHT ENDLICH MIT „1975" AUFHÖREN?
Ein offenes Wort
WIR SAGEN NEIN, AUF KEINEN FALL!
JEDOCH WAS SIND UNSERE GRÜNDE?
WIR könnten der WTG keinen größeren Gefallen tun, als das Thema ihres falschen Endzeit-Erlösungszeitpunkts von 1975 abzusetzen. Denn dieser Zeitpunkt ist der jüngste Hauptbeweis für ihre Rolle als ein falscher Prophet nach 5. Mose 18:20-22. Natürlich ist das nichts Neues mehr, wo die WTG inzwischen als ein falscher Prophet durchschaut ist. Doch es bleibt unverzichtbar für alle, die weiter der WTG folgen. "1975" behält seine einzigartige Bedeutung mindestens bis zu den nächsten WTG-Zeitpunkten 1996 oder 2000. Letztes wird schon ins Blickfeld geschoben.

DAS WTG-Interesse, "1975" aus Blickfeld und Erinnerung zu verdrängen, steht außer Frage. Doch wir können Jesu Warnung vor falschen Propheten in Matthäus 24:24 nicht mißachten.
ABER nicht nur für die Abkehr von dem falschen WTG-Propheten sind dessen falsche "Zeiten und Zeitpunkte" wie 1799, 1874, 1914, 1918, 1925, 1945 und nun 1975 entscheidend, ja hauptentscheidend! Auch für-die danach erforderliche Neubewertung von Tatsachen, Umständen, Vorgängen und Entwicklungen für eine Neuorientierung ist diese endzeitliche Erlösungsfalschprophetie als Hintergrund wichtig. Wieso?

DA sind die vom WT bisher "verhurten" und verteufelten anderen Christen allenthalben. Angesichts der weltweit erwiesenen WTG-Unglaubwürdigkeit bleibt ihnen doch weiter gar nichts übrig, als ihre Wege in Glaube, Liebe, Hoffnung, Diakonie oder Caritas, Ökumene, sozialer Mitverantwortung und Friedensdienst fortzusetzen. Die WTG-Verkündigungen sind ein einziger "Zeiten und Zeitpunkt"-Bankrott und hätten den Kollaps für jeden bedeutet, der sich ernsthaft darauf eingerichtet hätte. Man muß das einmal durchdenken! Im Namen Gottes falsche Weltende-Erlösungen sind das Ungeheuerlichste, was man sich leisten kann! Und das sollen wir absetzen?

AUF die Warnung, sich mit "1975" weltweit zu blamieren, erklärte WTG-Bethel-Zweigdiener Konrad Franke 1968 vor der gesamten WTG-Dienerschaft Nordwestdeutschlands in Hamburg: "DANN BLAMIEREN WIR UNS MIT DER ORGANISATION!" Das Tonband liegt vor. Sollen wir zusehen, wie diese falschen Propheten weiter verführen?

MIT dem 1975 beginnenden Tausendjahrreich sollte zum anderen auch die Vergeblichkeit aller eigenen menschlichen sozialen Anstrengungen erwiesen sein. Erwiesen wurde 1975 vor Gott und aller Welt die Unmöglichkeit jeglichen Vertrauens auf derartige Prophezeiungen! Erneut wurde klar, daß es ein asozialer und verbrecherischer Mißbrauch des Glaubens ist, nichts zu tun, um die sozialen Verhältnisse zu verbessern oder zu ändern, wie erbarmungslos nach 1975 weitergepredigt wird.
(JZ im 20. Jahrhundert, WTG 1978).

Was sie da heulen angesichts des laufenden Hungertodes von Millionen sind doch nichts als Krokodilstränen! Lahmen sie doch in Wahrheit mit ihrer Predigt jede Hand, die sich zu Protest und Veränderung erhebt! Generation um Generation geht das schon! Und 1975 haben sie ihren jüngsten Offenbarungseid darin leisten müssen!

DER 1975-Bankrott der WTG lehrt vielmehr dieses: Immer mußten sich die Menschen selbst, ob im Auftrag oder Namen Gottes, als seine Werkzeuge oder nicht, um die Lösung ihrer sozialen Probleme kümmern:
"Gehe hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihr Tun an, damit du klug werdest…" (Sprüche 6:6-11). In der Tat ist der Mensch angewiesen, selbst für seine irdischen gesellschaftlichen und persönlichen sozialen und rechtlichen Bedürfnisse zu sorgen. (1. Mose 1:28-30; 9:1-7).

Das wurde übrigens auch 1914 nicht aufgehoben, ihr falschen Propheten in Brooklyn, was ihr ja auch erst 1925 "entdeckt" habt! (WT Geburt der Nation). Womit ihr gar Gottes Sintflutentscheidung auf den Kopf stellt. Folgerichtig lehrt auch das Christentum alle Menschen, übrigens in Übereinstimmung mit der jetzt zur Geltung kommenden kommunistischen Lebensweise, "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" (KPdSU-Programm), nicht auf Kosten anderer zu leben oder auszubeuten, sondern sich durch "seiner Hände Arbeit das Brot selbst zu verdienen". (2. Thess. 3:10-12).

Anstelle bloßer Predigt und Verkündigung soll dem Bedürftigen vielmehr gegeben werden, "was zur Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse notwendig ist"! Jak. 2:14-16. Der WTG-Erlösungsbankrott von 1975 läßt diese von der Bibel allgemein gelehrten menschlichen sozialen Pflichten um so mehr als unabdingbare Rechte aller Menschen hervortreten! Gestern, heute und auch für morgen. "Willst du wohl einsehen, du gedankenloser Mensch, daß der Glaube ohne Werke unnütz ist?" (Jak. 2:20, Menge).

ES ist letztlich auch so, wie es Engels am Grabe von Karl Marx sagte, was ein Christ sehr wohl durchdenken sollte, daß es "das Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte ist: die bisher unter ideologischen Überwucherungen verdeckte einfache Tatsache, daß die Menschen vor allen Dingen zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft, Kunst, Religion usw. treiben können". (M/E Ausg. W. II, S.152, Berlin 1966). Das stimmt sinngemäß völlig mit Jakobus 2: 14-16 überein, für die ZJ allerdings überwuchert durch die WTG-Endzeit-Falschprophetien.

DIE WTG-ERLÖSUNGSFALSCHPROPHETIE von 1975 wie auch die vorhergehenden nicht mehr beim Namen zu nennen, würde uns also schuldig machen dazu beizutragen, daß die WTG auch unsere Kinder, die nächste Generation, religiös und sozial irreführt, daß Elend und Ausbeutung, Unwissenheit und Hungertod weitergehen. Wir haben dagegen die christliche Pflicht vor Gott und den Menschen, einer realistischen Orientierung im gesellschaftlichen Leben zu dienen. (1. Petrus 2:13-17).

Eine Entschuldigung gibt es nicht; "Rette die, welche zum Tode geschleppt werden, und die zur Hinrichtung Wankenden - o halte sie zurück! Wolltest du sagen; "Wir haben davon nichts gewußt - wird nicht er, der die Herzen wägt, es durchschauen und er, der deine Seele beobachtet, es wissen? Und er wird jedem nach seinem Tun vergelten." (Sprüche 24:11, 12).
-Redaktion-

HAUPTYERANTWORTLICHE IM BLICKPUNKT
Friedrich Adler. ehemaliger Bezirksdiener-Ost
Wir fragen, wie es bei ihm "drinnen aussieht"
DIE jüngste "Palastrevolution" im Bethel in Brooklyn durch Raymond Franz, Mitglied der leitenden Körperschaft und Neffe des WTG-Präsidenten Frederic W. Franz, ist der Anlaß, danach zu fragen, wie es bei den hauptverantwortlichen Brüdern wohl "drinnen aussieht". Die da in der Organisation aufgestiegen sind, haben doch einmal alle ehrlich und aufrichtig begonnen, oder etwa nicht? Wie konnten sie dann ihr Gewissen abgeben und bedenkenlos der WTG folgen? Nun, wir wissen, daß sich bei gar manchem eines Tages das Gewissen zu regen begann. Uns interessieren natürlich besonders die Verantwortlichen, die das Werk hier WT-hörig politisch "ins Verderben geritten haben". Natürlich sorgte die WTG mit allen Mitteln dafür, daß keiner erfuhr, was sich hier ehrlichen Gewissens dagegen regte, z.B. im Fall des Bezirksdieners H. Bock oder des Landesdieners W. Liebig. Wir haben auch nach dem sehr bekannten ehemaligen Bezirksdiener-Ost Friedrich Adler gefragt. Ein Bruder, der mit ihm sehr engen Kontakt hatte, jahrelang, schildert uns seine Erfahrung:

Bruder Friedrich Adler - eine Nachbetrachtung
ER wurde Fritz genannt, und man sprach mit Begeisterung von ihm und seinen Ansprachen, weil er auch dem einfachen Menschen damit sehr viel Selbstvertrauen gab. Ich konnte mich auch bald selbst davon überzeugen, wie er in Kreis- und Bezirkskongressen seine Zuhörer mit seinen Ausführungen über das Königreich Gottes im Bann hielt. Natürlich so, wie es von der WTG gelehrt und von den Zeugen Jehovas geglaubt wurde.

Persönliche Kontakte
SPÄTER, in den Jahren nach dem Verbot: der Zeugen Jehovas, von 1951-57, hatte ich dann die Freude, längere Zeitabschnitte mit ihm im persönlichen Kontakt zu verleben. Es war immer sein Anliegen, die Brüder aufzumuntern oder auch zu trösten, darin war er Vorbild. Seine ersten Worte, an die ich mich noch gut erinnere, waren:

"Kopf hoch, Brüder, dieser Zustand wird nicht allzulange dauern, denn so, wie Jehova uns von den Nazis befreit hat, wird er es auch jetzt wieder tun, in höchstens zwei Jahren wird alles vorbei sein." Solche und ähnliche Aussprüche gaben uns damals Mut zum Ausharren.

Die Erwartungen liefen nicht programmgemäß
DIE Geschichte aber nahm ihren Lauf. Nicht die Erwartungen der WTG und ihrer Vertreter setzten sich durch, sondern das gegenwärtige System der Dinge, also die von Gott verordnete Obrigkeit. So nach und nach sah man das wohl auch ein, aber man ging den falschen Weg weiter. "Keine Kompromisse mit der Organisation des Teufels" lautete die Parole, auch von Bruder Fritz Adler. Dabei enthält die Bibel eine ganze Anzahl von Ratschlägen, sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament, die sich ohne Kompromisse gar nicht in die Tat umsetzen lassen. Man denke an Josef in Ägypten, Daniel in Babylon unter Nebukadnezar, David zur Zeit von König Saul, selbst Jesus sprach dem Pilatus seine Zuständigkeit nicht ab. Ebenso unterstellt sich Paulus der Obrigkeit durch Festus und König Agrippa. Johannes 19:10,11; Apostelgeschichte Kap. 25 und 26. Außerdem hat Paulus im Römerbrief ein ganzes Kapitel verwendet, um die Wichtigkeit eines guten Verhältnisses zwischen Christen und der Obrigkeit zu zeigen. Römer Kap. 13. Schon die Bemerkung von Jesus an seine Jünger:

"Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe, darum seid klug wie die Schlangen, aber ohne Falsch wie die Tauben" (Matthäus 10:16) zeigt doch ganz unmißverständlich, daß es notwendig ist, Kompromisse mit in Kauf zu nehmen, wenn man sich erfolgreich so verhalten will, und muß.

Einsicht war bei Bruder Adler vorhanden
DA sich die erwartete und erhoffte Wende zu Gunsten der ZJ nicht erfüllte, muß es bei Fritz Adler außer der Enttäuschung doch zu einer, gewissen Einsicht geführt haben. Denn eine seiner letzten Bemerkungen mir gegenüber lautete: "Ich glaube, daß sich doch noch vieles ganz anders verhält, als wir es bisher angenommen haben. Zu dieser Oberzeugung bin ich nach langer und gründlicher Überlegung gekommen." Aber warum konnte er sich nicht zu einer biblischen Kompromißbereitschaft durchringen? Er kannte doch die hier zitierten Beispiele auch, war außerdem noch ein Überrestglied, was er aber nicht einmal betonte.

Die Ursachen für Fehlverhalten liegen bei der WTG
NICHT nur Bruder Adler, sondern fast alle Brüder kannten ja damals nur eine Obrigkeit, nämlich Jehova und Christus und einen klugen und treuen Knecht, die WTG, den einzigen Kanal zu Jehova und Christus. Mit diesen falschen Lehren und Bibelverdrehungen war der Weg zu vernünftigen Kompromissen mit Regierungen, Obrigkeiten und auch mit Glaubensbrüdern versperrt. Auf solche Weise hat die WTG den starken und ehrlichen Glaubenskampf vieler Brüder statt des angekündigten Triumphes mehr zu einer Enttäuschung werden lassen. Bruder Fritz Adler hatte unter den Umständen sein Bestes gegeben, er hatte sich, menschlich gesehen, als guter Christ und Bruder erwiesen. Das kann ich mit gutem Gewissen bestätigen.
E.A.B.

Einige Erläuterungen
"HÖCHSTENS ZWEI JAHRE"? Diesen Selbstbetrug hatte die Propaganda der WTG zum Hintergrund, in ein, zwei Jahren (nach 1950) werde im Rahmen der US-Politik der "Zurückrollung des Kommunismus" die "Ostzone" wieder "befreit" sein.

DIE WT-Obrigkeitsirrlehre, die alles damals versperrte, besagte, die politischen Regierungen seien "Gangster in Amt und Würden" und keine Obrigkeiten von Gott nach Römer 13. Das war ungeheuerlich. Nur gehörte Bruder Adler zu den Alten, die wußten, daß das seit 1929 von der WTG gefälscht war! Daß es vorher anders war!
DURCH seine gewonnene Überzeugung, daß vieles ganz anders ist, hätte er TAUSENDEN Brüdern und Schwestern helfen können, die 1949/50 unter falscher Obrigkeitsflagge ins Feuer gejagt worden waren. Doch sie blieben ihrem Schicksal überlassen. Wie soll man das bezeichnen? Welche Furcht war hier stärker?
0 .0.

Für den Bibelforscher
WAR ES MOSE ODER WAR ER ES NICHT?
"Die Urheberschaft der Genesis" - unter dieser Überschrift bestreitet der WT die Feststellung eines Forscherteams der Technischen Universität von Haifa, daß Mose nicht der alleinige Urheber der Bücher Mose gewesen sein kann. Das Forschungsergebnis besagt, einige Verfasser hatten sogar lange nach dem Tode von Mose gelebt.

Der WT: "Was immer weitere Untersuchungen ergeben mögen, so stimmen doch wahre Christen mit Jesus Christus überein, der die Kompilation des Pentateuchs, zu dem auch die Genesis gehört, Moses zuschreibt." (Luk. 24:27,44; siehe auch 2. Tim. 3:16). WT 1. Mai 1982, Seite 10.
Natürlich haben die Forscher recht. Der WT-Leser soll immer weiter mit dem Kopf gegen die Wand der Tatsachen stoßen, wobei man nur die eigene Urteilsfähigkeit einbüßt. Man lese nur 5. Mose 34. Nach dem WT hätte Mose da ja selbst nachträglich über seinen eigenen Tod berichtet. Auch läßt 5. Mose 34:10 erkennen, daß es nach der Lebzeit vieler Propheten nach Mose verfaßt worden sein muß. Vielsagend ist auch, daß der WT nicht sagt, Jesus habe Mose als Verfasser genannt, sondern daß Jesus dem Mose "die Kompilation des Pentateuchs zuschreibt"! Was heißt das? -

EDLER GESINNT SEIN UND PRÜFEN APG 17:11
Der Wachtturm
WACHTTURM 7/83 HINWEISE FÜR STUDIENLEITER
Blickfang "Zählst du etwas bei Gott"
WEIL zu bejahen, ist das doch für Christen gar keine echte Frage. Sie zielt denn unausgesprochen wohl eher auf den nachfolgenden statistischen Jahresbericht. Sein Erfassen, Zählen und Berechnen soll bejaht werden. Auch um der weiteren Berichterstattung willen. Sollen doch "noch weitere Millionen von den Milliarden Erdbewohnern reagieren…" (S.16). Noch mal 100 Jahre? Bei Gott zählt auch der Geringste etwas. Dazu braucht man keinen WT. Dazu genügt die Bibel. Doch hat die WTG jemanden erst einmal gewonnen - der Widerspruch bietet sich förmlich an - dann zählt er gegebenenfalls überhaupt nicht mehr. Dann zählt allein die Organisation: "Vergessen wir auch nicht, daß sich die Organisation nicht ändern kann, um sich einzelnen Personen anzupassen" (1.10. 1974 S.605). Sie selbst geht dann über den einzelnen hinweg. Doch kann nicht auch ein einzelner Recht haben? Natürlich! Was ist dieser Blickfang also wert?

Zu den Themen :
"Wo stehst du in der Streitfrage um das Königreich?"
"Die Streitfrage um das Königreich in den Vordergrund!"
"Weltweite Unterstützung in der Streitfrage um das Königreich"
1. Die "Streitfrage" erfährt hier für die Nach-1975-Generation eine gravierende Umdeutung. Was Generationen zuvor darüber gepredigt wurde, daß es sich um eine "Streitfrage" zwischen Gott und Satan um den ersten Menschen handele (Buch: Die Neue Welt, 1942), ist fallengelassen. Alles wird zu dem Politikum umgedeutet, die "Streitfrage" sei die Frage der Anerkennung des "Königreiches" seit 1914 durch die Nationen und ihre politischen Regierungen (S. 9). Ein absoluter politischer Unsinn, ja Schwachsinn, weil kein Politiker hoch in den "Himmel" klettern kann, um seine Macht dort abzugeben. Oder will die WTG sie schon seit 1914 übernehmen? Oder was sonst? Die sozialistischen Länder werden dabei als "sozialistische Diktaturen" politisch verleumdet (S. 8).

2. Diese Umdeutung nimmt zugleich abergläubische Züge an. Jesus könne seit 1914. "von seiner himmlischen Stellung aus" alle Politiker "beobachten, während sich die Erde um ihre Achse dreht" (S.13). Da müßte er doch auf irgendeinem Planeten sitzen, oder? - Das ist doch schon albernes WT-Geschwätz. In den 20er Jahren lehrte die WTG Gott sitze etwa auf den Plejaden, im Siebengestirn. Da wäre das ja nur eine Frage der Raketentechnik, der Raumfahrt, bis zu ihm vorzudringen. Was für Zumutungen!

3. Immer deutlicher bastelt der WT jetzt auch am Jahre 1914 herum! Bekanntlich sind in Kürze die letzten paar Uralten tot, die 1914 mündig erlebten. Der WT: "Somit steht das Ende der Zeiten der Nationen in der zweiten Hälfte des Jahres 1914 als eine der grundlegenden Königreichswahrheiten, an denen wir heute festhalten müssen, immer noch auf einer historischen Grundlage" (S.12). Woran muß man nicht mehr festhalten? Heute festhalten? Morgen nicht mehr? Immer noch auf einer historischen Grundlage? Aber das ist schon historisch? Hat es bald keine historische Grundlage mehr?

4. Was der WT da alles zusammenzählt im Jahresbericht, beweist eigentlich überhaupt nichts. Ein statistischer UNO-Jahresbericht ist viel, viel größer. Der Beweis liegt nicht in der Größe oder Zunahme eines Werkes, sondern in seiner Glaubwürdigkeit.
Was die WTG betrifft, nicht im Ausmaß ihrer Verkündigung,. in der Glaubwürdigkeit dessen, was man da predigt. -

WACHTTURM-KRITIK AUS GÖTTINGEN/BRD
"Liebe Brüder der "Christlichen Verantwortung"!
AUS Eurem Traktat lese ich, daß Ihr zur Mitverantwortung und Mitarbeit ruft …" So leitet Bruder K. aus Göttingen/BRD seine interessanten Feststellungen über die WTG und die ZJ ein. Da ein Mittel der WTG, alle "treu" zu halten, die Unterdrückung jeglicher Kritik und Kontrolle von "unten" ist, wie berechtigt sie auch ist, bleibt es ein erstes christliches Anliegen, aller berechtigten Kritik Raum zu geben. Bruder K. stellt u. a. fest:

"Die Zeugen Jehovas (früher Bibelforscher) lesen zu viel im WT und zu wenig in der Bibel. Deswegen die mangelhafte Erkenntnis. Die Vorhersage, daß 1975 das Ende kommt, war großer Irrtum und Vermessenheit, denn die. Bibel lehrt uns, daß Christus selbst sagt, daß das Ende nur der Vater weiß. (Matth. 13:21; Markus 13:32).
Auch ist die Lehre der Zeugen Jehovas abzulehnen, wenn sie von Generation sprechen. Die Bibel spricht von Geschlecht und nicht von Generation."

Das seien ganz andere Zeitbegriffe.
"CV, Millionen jetzt lebender Menschen werden nicht sterben - damals 1920, wo die IBV diese Broschüre herausgab, stützte man sich zwar auf Bibelstellen, aber das Weltgeschehen hat man nicht genügend beachtet. Da ist noch vieles geschehen, was diese religiösen Schwärmer gar nicht sehen. Aber deswegen verurteile ich sie nicht." Die ehrlichen ZJ würden "ihren Irrtum noch erkennen. Gott sieht ja das Herz des Menschen an." Die ganze Zeitrechnung der WTG stimmt sowieso nicht, und es ist ja auch nicht wesentlich, auf solchen Dingen herumzureiten. "Diese (WTG)-Ansicht von Generation ist eine Anmaßung."

"Der Mensch macht sich selbst zum Gott.
Dieser Zustand ist heute noch lebendig bei denen, die ihre Schriften zur Ersatzreligion machen. Die wahre Freiheit finden sie sehr schwer.
Sie sind Sklaven ihrer Schriften, die Bibel als Quelle der Wahrheit benutzen sie dafür nur. Ein Harmagedon in diesem Sinne gibt es nicht, wie es gepredigt wird." -

An CV selbst richtet Bruder K. folgende ermahnenden Worte:
"Auch CV muß sich noch belehren lassen. Daß CV bemüht ist, Fehler aufzudecken, dafür habe ich Verständnis." Aber CV dürfe nicht nur auf den Fehlern der ZJ herumreiten, um nicht selbst zur Sekte zu werden. Ja, das ist richtig, es müssen auch Auswege gezeigt werden, die christlich verantwortbar sind. Und Bruder K. beschließt diese Kritik mit dem kleinen Reim:
"CV, wenn Du jemand loben willst, so stopfe ihn mit Lob nicht gar so voll, laß noch ein bißchen Platz, wo Tadel hin soll !" -

Was ist die Welt?
"Welt ist die Totalität aller menschlichen Wesenszüge in Familie, Gesellschaft, Staat, Natur und Geschichte."
Dr. Kurt Nowak. In: Deutsche Lehrerzeitung, 24.12. 1962, Luther in Geschichte und Gegenwart, von Dr. Günter Wirth, Vizepräsident des Kulturbundes der DDR.

Inwiefern stimmt das? Das ist durchaus des Nachdenkens wert, angesichts der falschen Weltenden der WTG vor 1799, 1874, 1914, 1925. 1945 und 1975, nicht wahr? Das macht doch ein neues Weltverständnis nötig! Wäre das WT-Weltverständnis richtig, so würde der WT nicht von einer falschen Weltendeprophetie zur anderen stolpern und alle, alle mit ihm. Oder?

DIE WACHTTURM-GESELLSCHAFT UND DR. MARTIN LUTHER
Martin Luther (III)
DER erste Präsident der Wachtturm-Gesellschaft, C.T. Russell, fand durchaus lobende Worte für den Reformator Martin Luther.
IN seinen Schriftstudien Band VII - eine Auslegung der Offenbarung - schrieb er auf den Seiten 59-61 unter anderem folgendes:
"Der nächste Bote der Kirche war Dr. Martin Luther. Es ist eine ziemlich bedeutende Ähnlichkeit vorhanden zwischen dem um Pfingsten begonnenen Werke und dem Werke Martin Luthers… Luther schrieb die erste Übersetzung der Bibel in deutscher Sprache… Eine direkte Bezugnahme auf Christus (1. Joh. 5:20); aber auch charakteristisch für Luther war seine große Wahrheitsliebe… Siehe Markus 1:24. Luthers besondere Botschaft war 'Rechtfertigung durch Glauben'… Ein stark hervortretender Charakterzug Luthers war seine sofortige Bereitschaft, dasjenige ' ohne Verzug zu tun, was er als den Willen des Herrn erkannte …"

RUSSELLS Nachfolger haben jedoch Martin Luther gegenüber eine ganz andere Haltung eingenommen.
Für sie war und ist Luther, und die von ihm gegründete protestantische Kirche, nichts weiter als ein Ableger der großen Hure Babylon.
Zwangsläufig sind somit alle Protestanten für sie religiöse Heuchler, die, wenn sie sich nicht zur Wachtturm-Gesellschaft hin einsammeln lassen, nur noch ihrem Untergang in Harmagedon entgegengehen.

"DAS VOLLENDETE GEHEIMNIS"
C. T. Russell Schriftstudien Band VII

Neue Reformation nötig
WIE einst die katholische Kirche reformbedürftig war, so ist es heute die Wachtturm-Gesellschaft. Ihre Lehre hat vieles gemeinsam mit der alten Kirche.
Im Vergleich .wird dies deutlich erkennbar.
LUTHERS wiederentdeckte Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben - Russell erkannte sie noch an - wurde durch die Gesellschaft allmählich verdrängt und durch eine Art Werkgerechtigkeit, die aus Felddienst und Heimbibelstudien besteht, ersetzt. Man ging sogar noch einen Schritt weiter, indem man behauptete, nicht Gott rechtfertige uns durch den Glauben, sondern der WT-Verkündiger rechtfertige den Namen Jehovas durch seine "gerechten Verkündigungswerke". Im Klartext heißt das:

Der ungerechte Sünder spricht den gerechten Gott gerecht.
Eine derartige Verdrehung von Glaubensgut sucht in der gesamten Kirchengeschichte ihresgleichen. Des weiteren findet die alte alleinseligmachende Kirche ihr Ebenbild in der heutigen siegreichen irdischen theokratischen Organisation Jehovas und das ehemalige heilsnotwendige Papsttum findet im "treuen und verständigen Sklaven" noch seinen Meister! Daß aber Jesus Christus zum alleinigen (!) Heilsbringer und Retter wurde, ist dem WT-Sklaven bis heute anscheinend nicht aufgefallen. Verhängte der Papst über Luther den Kirchenbann, so straft der "treue und verständige Sklave" die Zeugen Jehovas, die geistlich aufgewacht sind, mit Gemeinschaftsentzug, um sie damit vom ewigen Leben auszuschließen, Auch den katholischen Rechtsanspruch auf die Unfehlbarkeit des kirchlichen Lehramtes finden wir wieder in der vom "Sklaven" geforderten kritiklosen Hörigkeit aller Verkündiger gegenüber dem "Wachtturm". Aber gerade die Hinwendung zum "Wachtturm", der doch von Menschen verfaßt wird, entfernt mit Sicherheit von Gottes Wort, der Bibel. Damit wird der Verkündiger eine Marionette des Wachtturms, ein Spielball menschlichen Irrtums.

EIN Beweis für diesen Irrgeist ist die Umwandlung des geschichtlich gesicherten Kreuzes in einen gewöhnlichen "Wachtturm"-Pfahl, die jeder Verkündiger widerspruchslos hinnimmt.
Der Versuch der Wachtturm-Gesellschaft, Luthers hervorragende Bibelübersetzung noch zu übertreffen, endete mit einer Zweckbibel, die in vieler Hinsicht mit der hebräischen und griechischen Urschrift keine Ähnlichkeit mehr hat.

Das Schlimmste aber ist die Praxis des Abendmahles.
WÄHREND die Katholiken, die glauben, daß sich während der Kommunion Brot und Wein tatsächlich in das Fleisch und Blut Christi verwandeln, wenigstens vom Brot genießen, geben die sogenannten "anderen Schafe" der WTG das Brot und den Wein herabgewürdigt zu bloßen Symbolen unberührt weiter.
Damit lehnen sie die Gemeinschaft mit ihrem Herrn und Erlöser, Jesus Christus, demonstrativ ab.

Liebe Schwestern und Brüder!
DIESER Artikel sollte nicht nur einen die Reformation, ihre geschichtlichen und vor allem auch ihre glaubensmäßigen Zusammenhänge geben, sondern wird Euch, wie ich von Herzen hoffe und annehme, zum Nachdenken über Euer persönliches Verhältnis zu Jesus Christus anregen. Ist Euch eigentlich klar, daß Euch, wenn Ihr den Sohn Gottes als Euren alleinigen Retter und Erlöser erkannt und angenommen habt. kein "treuer und verständiger Sklave" vom ewigen Leben abschneiden kann?l

Ihr braucht keine Angst zu haben! Nicht die Zugehörigkeit zur sogenannten "theokratischen Organisation" Jehovas rettet Euch, sondern allein die Inanspruchnahme der Erlösungstat Christi, die er für alle Menschen, die an ihn glauben, am Kreuz vollbracht hat.
-S.M.H.-

GRÜSSEN - JA ODER NEIN? (III)
Was sagt die Bibel konkret über das Verhalten zu einem ausgeschlossenen Verwandten?
UNTERSUCHEN wir doch die Bibelstellen, mit denen die WTG ihre Anordnung zu untermauern sucht.
IN den Abschnitten 2 und 3 des dritten Teiles des WT wird der Bibeltext in 4. Mose 16:16-23 angeführt. Mit dieser Stelle soll bewiesen werden, daß Angehörige, die zu den Sündern weiterhin gesellschaftlichen Kontakt pflegen, vernichtet werden.

Wir lesen zuerst den WT. "GOTT HATTE VORGESEHEN, DASS DIE FAMILIEN IN DER WAHREN ANBETUNG GEEINT SEIN SOLLTEN. ES SOLLTE ALSO KEINE TRENNUNG DURCH UNTERSCHIEDLICHE RELIGIÖSE ANSCHAUUNGEN GEBEN. DOCH ES GAB SPÄTER FAMILIEN, IN DENEN DIE RELIGION ZU EINER STREITFRAGE WURDE. DAS WAR BEISPIELSWEISE DER FALL, ALS KORAH, DATHAN UND ABIRAM REBELLIERTEN.

JEHOVA BESTÄTIGTE. DASS ER DURCH MOSES UND AARON HANDELTE, NICHT DURCH JENE RELIGIÖSEN REBELLEN. DARAUFHIN FORDERTE MOSES DAS VOLK AUF, SICH VON DEN ZELTEN DER REBELLEN ZU ENTFERNEN. WAS WÜRDEN DIE ANGEHÖRIGEN KORAHS, DATHANS UND ABIRAMS TUN? WÜRDEN SIE DIE LOYALITÄT DER FAMILIE HÖHER EINSTUFEN ALS DIE LOYALITÄT ZU JEHOVA UND SEINER VERSAMMLUNG?

DIE MEISTEN ANGEHÖRIGEN DIESER REBELLEN GABEN DER FAMILIE DEN VORZUG VOR GOTT. JEHOVA VERNICHTETE DIESE ANGEHÖRIGEN ZUSAMMEN MIT DEN REBELLEN (4. MOSE 16:16-33). DOCH EINIGE SÖHNE KORAHS BLIEBEN GOTT UND SEINEM VOLK GEGENÜBER LOYAL. SIE WURDEN ZUSAMMEN MIT DEN ÜBRIGEN GLIEDERN DER FAMILIE KORAHS UND DEN FAMILIEN DATHANS UND ABIRAMS HINGERICHTET (4. MOSE 26:9-11), JA, NACHKOMMEN DIESER KORAHITER WURDEN SPÄTER DADURCH GESEGNET, DASS SIE EINEN BESONDEREN DIENST IM TEMPEL VERRICHTEN DURFTEN UND EHRENHAFT IN DER BIBEL ERWÄHNT WERDEN" (2. CHRONIKA 20:14-19; PSALM 42, 44 BIS 49.84,85,87).

DIE Gesellschaft versucht dem Leser einzureden, daß Jehova einige Angehörige Korahs errettete, weil sie sich von ihm entfernt hatten. Liest man sich aber einmal gründlich den betreffenden Bibeltext durch, kommt man zu einem anderen Schluß.
"Dann redete er (Anm.: Mose) zu der Gemeinde, indem er sprach:
'Weicht bitte von (der Stelle) vor den Zelten dieser bösen Männer und rührt nichts an, was ihnen gehört, damit ihr nicht in all ihrer Sünde weggerafft werdet.' Sogleich entfernten sie sich von (der Stelle) vor den Wohnstätten Korahs, Dathans und Abirams, von jeder Seite hinweg, und Dathan und Abiram kamen heraus und stellten sich samt ihren Frauen und Söhnen und ihren Kleinen an den Eingang ihrer Zelte." (4. Mose 16:26, 27).

"Und dann tat die Erde ihren Mund auf und verschlang sie samt ihren Hausgemeinschaften und allen Menschen, die zu Korah gehörten, und der ganzen Habe. So fuhren sie und alle, die zu ihnen gehörten, lebendig in den Scheol hinab…" (4. Mose 16:32,33; NW). Die Bibel sagt eindeutig, daß Dathan und Abiram samt ihren Frauen und Kindern vernichtet wurden. Es stimmt zwar, daß die Söhne Korahs überlebten (4. Mose 26;11). Warum sie aber überlebten, sagt uns die Bibel nicht. Darüber könnte man mehrere Vermutungen anstellen. So etwas verbietet aber die Bibel (Offenbarung 22:18,19).

IN den Abschnitten 2 und 3 versucht die WTG eindeutig, ihren Anhängern Zusammenhänge zu suggerieren, die im Interesse der Gesellschaft stehen würden. Sie geht aber dabei weit über den biblischen Stoff hinaus.
DAS angeführte Beispiel aus 5. Mose 13: 6-11 ist dem alten Gesetzesbund entnommen, der für uns keine Bedeutung hat. Nebenbei gesagt: Auch die Juden wandten einige Gesetze praxisbezogen an. So muß auch die Gesellschaft in diesem WT zugeben, daß die Todesstrafe im 1. Jahrhundert von den Juden nicht mehr verhängt werden durfte, obgleich der mosaische Gesetzesbund noch gültig war! (2. Teil Abschnitt 9).

DIE Juden waren damals bei weitem nicht so engstirnig, wie gewisse Christen heute!
Was zeigt das 3. Beispiel
NOCH ein drittes Beispiel zu diesem Problem, liefert uns der WT.
In Abschnitt 17 lesen wir:
"DER VATER IN JESU GLEICHNIS VOM VERLORENEN SOHN LIEF SEINEM SOHN ENTGEGEN UND NAHM IHN DANN BEI SICH AUF. ER SAH DEN JÄMMERLICHEN ZUSTAND DES SOHNES UND REAGIERTE DARAUF MIT NATÜRLICHER ELTERLICHER SORGE. WOHLGEMERKT. DER SOHN KAM NICHT MIT HUREN NACH HAUSE UND NICHT IN DER ABSICHT, SEIN SÜNDIGES LEBEN IN SEINEM VATERHAUS FORTZUSETZEN, SONDERN BRACHTE VON HERZEN KOMMENDE REUE ZUM AUSDRUCK UND WAR OFFENSICHTLICH ENTSCHLOSSEN, WIEDER EIN REINES LEBEN ZU FÜHREN." (LUKAS 15:11-32).

"ER sah den jämmerlichen Zustand des Sohnes und reagierte darauf mit natürlicher elterlicher Sorge."
WELCHE Situation stellt man sich vor. wenn man dies liest! Etwa so:
DER Sohn kommt, stellt sich vor den gestrengen Herrn Vater, wird von diesem abschätzend taxiert, und dann kommt die entscheidende Frage :

BIST du nun endlich vernünftig geworden, Bengel? Zumindest ich könnte mir dies so oder ähnlich vorstellen, wenn ich diesen Satz lese. Und sicher wird diese Vorstellung von der Gesellschaft auch provoziert.
MAN lese und staune über die Bibelstelle in Lukas 15:20,21:
"Er (Anm.: der Sohn) machte sich also auf und ging zu seinem Vater. Als er noch weit weg war, erblickte ihn sein Vater und wurde von Mitleid bewegt, und er lief und fiel ihm um den Hals und küßte ihn zärtlich. Da sagte der Sohn zu ihm:

'Vater, ich habe gegen den Himmel und gegen dich gesündigt'…!" Ist dies nicht eine eindeutige Aussage?
SOBALD der Vater seinen Sohn erblickte, lief er zu ihm und ohne ihn auszufragen und Vorwürfe zu machen, begrüßte er ihn auf das herzlichste. Halten wir noch einmal fest:

DER Vater begrüßte seinen Sohn herzlich, obgleich der Sohn ein unmoralisches Leben geführt hatte und der Vater noch nicht wußte, ob sich der Sohn wirklich geändert hat. (Sein Nach-Hause-Kommen mußte noch nicht viel Positives zu bedeuten haben).

Nun lese man sich noch einmal den Kommentar der Gesellschaft durch. Wird hier nicht ganz das Gegenteil behauptet oder wenigstens versucht, eine eigene Interpretation zu finden?

Wie kann die WTG nur so etwas schreiben?
Wie kann sie es wagen, Bibelstellen zu verdrehen?
Mit welchem Recht treibt sie einen Keil in viele Familien?
Für mich taucht die Frage auf: könnte ich noch die verantwortlichen WT-Schreiber nach diesen boshaften Falschdarstellungen grüßen?
-G-

EIN BRIEF VON DER INSEL RÜGEN (l)
… eine junge Frau klopfte an unsere Tür
ES war vor acht Jahren, als eine junge Frau an unsere Tür klopfte und uns die Botschaft vom Königreich Gottes nahezubringen versuchte, welche nach den Worten der jungen Frau nur die Zeugen Jehovas auf der ganzen Erde allen Menschen zu einem Zeugnis predigten.

Da wir uns schon lange mit der Bibel beschäftigten und es uns aber nicht gelang, ihren Inhalt zu verstehen, nahmen wir erfreut das Angebot an, uns die Bibel erklären zu lassen.
Damals wußten wir noch nicht, daß wir damit dieser Schwester ein STUNDENLIEFERANT für deren monatliche Abrechnung ihrer für den Predigtdienst aufgewendeten Zeit geworden waren.

Uns faszinierte ihre Art, sich für den Glauben einzusetzen und ihr Bemühen, den Menschen Gott nahezubringen. Alles, was sie uns über Jehova, seinen Sohn Jesus Christus, die Geschichte des jüdischen Volkes und vor allem über die Erfüllung biblischer Endzeitprophetie in unseren Tagen erzählte, erschien uns logisch und wurde ja auch von ihr durch Bibelverse untermauert, die sie uns vorlas, von denen wir aber nicht wußten, daß sie geschickt herausgesucht und vor allen Dingen aus dem Zusammenhang gerissen waren.

Das fanden wir erst später durch vermehrte Bibelerkenntnis heraus.
Wir lernten andere Zeugen Jehovas kennen
IM Laufe der Zeit lernten wir andere Mitglieder der Gemeinschaft kennen und waren beeindruckt von ihrem klaren, sachlichen Wesen und wie freundlich, gütig und rücksichtsvoll sie sich zueinander und uns gegenüber verhielten. Die Worte Jesu, daß man seine Jünger daran erkennen würde, daß sie Liebe untereinander hätten, schien sich bei ihnen zu bestätigen. Angetan von ihrer Konsequenz in der Einhaltung christlicher Glaubensgrundsätze waren wir überzeugt, die in jeder Hinsicht einzigartige und wahre Gemeinschaft von Christen gefunden zu haben, in der wir Gott nach besten Kräften und in einer ihm wohlgefälligen Weise dienen konnten.

MIT der Taufe nahmen uns die Brüder und Schwestern in ihre Gemeinschaft auf, und wir waren froh, uns damit in der geistigen Arche zu befinden, denn nur in ihr konnten wir Rettung erlangen. So hatten wir es immer wieder im Wachtturm gelesen.
BIS hierher unterscheidet sich unser Werdegang zu Zeugen Jehovas nicht wesentlich von dem vieler anderer unserer Brüder und Schwestern.

Erste leise auftretende Zweifel
ZUM Anfang unterdrückten wir leise auftretende Zweifel daran, daß alles, was uns die WTG an sogenannter biblischer Unterweisung zukommen ließ, ohne jede Kritik angenommen werden konnte. Wahre christliche Demut kam ja nach dem, was wir gelernt hatten, darin zum Ausdruck, daß man sich die Belehrungen des treuen und verständigen Sklaven, als den sich die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas verstanden wissen will nach Matthäus 24, zu Herzen nahm und so ansah, als wenn sie von Gott kamen. Daran Zweifel zu hegen, kam einer Auflehnung gegen göttliche Gebote gleich. Dieser wollte sich aber keiner unter den Brüdern schuldig machen.

Es herrscht eine bedrückende Atmosphäre
ES war daher auch nicht verwunderlich, daß während der wöchentlichen Zusammenkünfte und im größeren Kreis der Brüder oft eine bedrückende Atmosphäre herrschte und man sich nicht eines beklemmenden Gefühls erwehren konnte.
Wir glauben, daß viele Brüder und Schwestern über einige Artikel in den Wachttürmen sich ihre eigenen Gedanken machten und über manche Dinge sich eine andere Meinung gebildet hatten, als es die WTG .vorschrieb.

SO war sich keiner von ihnen sicher, ob das, was er zur allgemeinen Diskussion beisteuerte, bei den anderen nicht den Eindruck hinterließ, von den Lehren der WTG abzuweichen. Damit lief man Gefahr, mit den geäußerten Gedanken als Besserwisser dazustehen, dessen Bestreben es ist, Spaltungen innerhalb der Gemeinschaft hervorzurufen. Unter dem geistigen Diktat des "klugen Knechtes" wollte sich ja jeder von uns als untadelig und als wahrer Christ erweisen, und so galt das Wachen über den geistigen Zustand eines jeden Bruders oder einer jeden Schwester als oberste Pflicht. Es konnte also nicht ausbleiben, daß sich alle fürchteten, frei und offen zu sagen, was sie bewegte.

Beklemmung und Bedrücktsein haben aber, wie wir feststellen konnten, nicht nur darin ihre Ursachen. Diese liegen nämlich tiefer und sind in der Verkündigung dessen, was die WTG den Menschen als FROHE BOTSCHAFT anbietet, zu finden.
-A-
Fortsetzung in der nächsten CV-Ausgabe!

ALLMÄHLICH KOMMT ALLES ANS TAGESLICHT
Ein Bruder schrieb einem anderen Bruder
Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, mich eingehend mit der Verfassung der Wachtturm-, Bibel- und Tractat-Gesellschaft, Deutscher Zweig Wiesbaden, zu beschäftigen. Gleichzeitig stehen mir auch die Statuten der "Internationalen Bibelforscher Vereinigung", Deutscher Zweig Magdeburg, zur Verfügung. Da der Deutsche Zweig Magdeburg nicht mehr existiert, wird alles, was von der leitenden Körperschaft von Brooklyn kommt, nach Wiesbaden weitergeleitet. Von dort bekommen wir dann unsere Predigtdienstanweisungen. Leider muß ich diese wichtigen Unterlagen in Kürze wieder abgeben, aber etwas, was Dich wahrscheinlich auch sehr interessieren wird, schreibe ich Dir in diesem Brief wortgetreu ab. Wenn wir wieder zusammenkommen, dann unterhalten wir uns mehr darüber. Ich fange nun mit dem Abschreiben an.

Paragraph 9 - Beiträge
DIE Vereinigung erhebt keine Beiträge. Ihre geldlichen Mittel werden durch Zuwendungen gebildet, die ihr freiwillig und unaufgefordert zur Erfüllung der Aufgaben gemacht werden, die ihr durch diese Verfassung bestimmt sind. Einnahmen und Eigentum der Vereinigung dürfen nur für diese Zwecke verwendet werden. Vorstandsmitglieder und Beamte dürfen aus ihrer Mitgliedschaft oder Mitarbeit keine geldlichen Gewinne, gleich welcher Art, erzielen
Paragraph 10 - Auflösung
DIE Auflösung der Vereinigung kann nur erfolgen, wenn sie mit einer Mehrheit von vier Fünftel aller Mitglieder beschlossen wird. Im Falle der Auflösung erfolgt die Liquidation durch die Vorsitzenden (Präsident und Vizepräsident)» Irgendwelche Vermögen, wie Mobilien, Immobilien, Geld, Forderungen, Guthaben, das nach Befriedigung aller Verbindlichkeiten übrigbleibt, darf

1. nicht an Mitglieder verteilt werden, soll
2. durch Beschluß der Mitgliederversammlung einer anderen Institution mit ähnlicher Zweckbestimmung übertragen werden, wie sie die Vereinigung selbst hatte; jedoch darf der Beschluß über die künftige Verwendung des Vermögens erst nach Einwilligung des Zentralfinanzamtes in Wiesbaden ausgeführt werden, soll 3. denjenigen Gemeinden, in denen es sich befindet, für wohltätige Zwecke zufallen, wenn die Auflösung ohne Bestimmung der weiteren Verwendung des Vermögens erfolgt. Verfassungsauszug aus der Wiesbadener Satzung vom 21. April 1962
Weißt Du, 'was mich zum Nachdenken bewegte? Es waren die Sätze:
"andere Institutionen" und "denjenigen Gemeinden".

Mir war es nicht klar, was man 'unter "andere Institutionen" verstehen soll. Ich blätterte deshalb in den Statuten des ehemaligen Bethelhauses Magdeburg, darin heißt es im Paragraphen 39 Absatz 3:
"die hierfür in Frage kommenden Institutionen werden durch die Vereinigung, in der Versammlung, in welcher die Auflösung beschlossen wird, benannt."

Warum tut man so geheimnisvoll! Will man Unruhen oder Gerichtsprozesse damit verhindern oder etwas noch Schlimmeres? Wenn solche Institutionen aber nicht vorhanden sind, was dann?
Ist das nicht eine Schande, wie man mit unserem Geld umgeht, wofür Bethelhäuser, Druckereien, Königreichssäle und in Zukunft Fernsehstationen gebaut, gekauft oder aufrechterhalten werden? Finanzieren wir nicht auch die Einrichtungen mit unserem Geld, die zur Ernährung aller Vollzeit- und Betheldiener aufrechterhalten werden?

Was sind das bloß für Menschen, die solcher Statuten entwerfen und gutheißen. Sind das überhaupt in Wahrheit echte Gottesanbeter oder sind es Geschäftemacher, die mit den Spendengeldern aufrichtiger Christen Mißbrauch betreiben? Es lohnt sich, darüber ernsthaft nachzudenken!

IM nächsten Brief werde ich Dir weitere Neuigkeiten schreiben. Mir wäre es natürlich lieber, wenn Du mich demnächst besuchen würdest. Es lohnt sich, mit Dir auch über andere Probleme zu sprechen.
Mit diesem Wunsch möchte ich diesen Brief beenden…
-eingesandt-

Zum Nachdenken
ÜBER DIE NÄCHSTENLIEBE IN DER ORGANISATION
Eine Schwester in Mecklenburg, die ihre Erfahrungen gesammelt hat. Nächstenliebe in der Organisation? Wenn man erst mal drin ist, wird man ehrlicherweise alsbald sehr nüchtern. Sich um den anderen kümmern? Solange er ein Interessierter ist, hat man sich reine umzubringen mit der Betreuung. So oft wie möglich in der Woche aufsuchen, persönlich helfen, Kohlen aus dem Keller holen, einkaufen u.a.m., daß er ja einen guten Eindruck bekommt. Ist er aber erst einmal drin bei uns, wird schon bald klar, daß dies kein "Wohltätigkeitsverein" ist, wie mir die Ältesten bald zu verstehen gaben. Hat man sich dann aufgeopfert und kann nicht mehr, dann wird man wieder "in die alte Welt" abgeschoben, in ein staatliches Altenheim, in die Fürsorge der Volkssolidarität, auch kirchliche Caritas oder Diakonie ist dann nicht mehr unbedingt zu vermeiden« Die können sich dann kümmern, wenn man alt und siech wird. Gibt das nicht zu denken? Wenn diese "alte Welt" sich nun verweigern würde, weil wir ihnen das "Recht zu herrschen", also das Existenzrecht absprechen? Was, wenn "alle Herrscher" uns seit 1914 ernstgenommen hätten, und seit 1914 "abgetreten" wären? Wohin dann mit unseren Alten und Siechen? Denkt man in der Organisation noch normal?

"Christliche Verantwortung": Herausgeber Henry Werner; DDR 6500 Gera, Otto-Dix-Str. 6 Preis: 0,20 M; Jahresabonnement: 2.- M; Versand auch kostenlos Konto-Nr.: 4564-30-1952; Genossenschaftskasse für Handel und Gewerbe, Gera

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