Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 151
In Auseinandersetzung mit einer WTG-These, wonach "vor Harmagedon", noch alle Nationen "atheistisch werden würden", setzt sich diese CV-Ausgabe damit auseinander und beweist die Absurdität dieser Zweckthese. Soweit, sogut.
Dann aber geht es weiter mit dem Satz:
"Und in den 'kommunistischen Staaten' selbst erfreuen sich alle Kirchen und Religionen, die dort historisch gewachsen bzw. vorhanden sind, einer verfassungsmäßigen Religionsfreiheit. Eine entsprechende Bündnispolitik sichert ihnen ihren Lebensraum und ihre Entfaltungsmöglichkeiten, bis hin im staatlichen Rundfunk usw! Ausgenommen ist lediglich die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas unter Leitung der WTG. Nicht aus Gründen des Glaubens, sondern aus Gründen des politischen und staatsfeindlichen Mißbrauchs des Glaubens. Ein Unterschied, den die WTG natürlich tunlichst verwischt, um diesen Mißbrauch des Glaubens nicht ans Licht kommen zu lassen, um naiv und einfältig zu machen, damit man sie nicht durchschaut"

Man beachte die Feinheiten, wie "historisch gewachsen". Das im Klartext übertragen besagt dann doch auch soviel wie: Der Staat allein entscheidet, welches Ausmaß an Lebensraum den Religionen gerade mal noch gewährt wird. Wie man weiß war das aus deren Sicht vielfach kein "Lebensraum" mehr, sondern ein Abwürgen. Es ist offensichtlich, dass auch und besonders bei den Zeugen Jehovas dieser Aspekt wirksam war.
Dann noch die Unterstellung des "Mißbrauchs des Glaubens".
Auch da muss man sich mal die Mühe machen, dass ganze in andere Vokabel zu übersetzen. Und ein solcherart übersetzter Text würde dann sinngemäß lauten.

Gegen "Halleluja-Gesänge" hätte der Staat sicherlich nichts einzuwenden. Gegen Aussagen indes mit ins politische überleitende Tendenzen, dagegen sehr viel.
Das ist das Dilemma der kommunistischen Staaten. Und daran ändert auch keinerlei geschraubte Redeweise wie im vorliegenden Fall, etwas.
Ein Schullehrer, der seine Schüler beauftragt, nachdem er ein Thema vorgegeben, darüber solle eine Hausarbeit geschrieben werden, müsste wohl fairer Weise zu dieser Art von Aufsatz sagen. Thema verfehlt; Substanz nicht begriffen.

Eines noch zur Klarstellung. Vorstehende ist allerdings auch keine Befürwortung des westlichen finanziellen Staatskirchentums zu Lasten des Steuerzahlers, unter dem Firmenschild "Körperschaft des öffentlichen Rechts". Dem wird meinerseits eine ebenso scharfe Absage erteilt. Religionen mögen sich am Markt behaupten, aus eigener Kraft. Nicht aber Kraft der Staatskrücken oder im entgegengesetzten Fall Kraft staatlicher Diskriminierung.


CV CHRISTLICHE VERANTWORTUNG
MONATSSCHRIFT DER STUDIENGRUPPE CHRISTLICHE VERANTWORTUNG
BEGRÜNDET 1959 VON WILLY MÜLLER. GD, GERA/THÜR, DDR

NR. 151 GERA FEBRUAR 1982

Christliche Verantwortung 1982 Teil I

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