Die "Aussicht" Jahrgang 1913

Die "Aussicht" Januar 1913

Die "Aussicht" Februar 1913

Die "Aussicht" März 1913

Die "Aussicht" April 1913

Die "Aussicht" Mai 1913

Die "Aussicht" Juni 1913

Die "Aussicht" Juli 1913

Die "Aussicht" August 1913

Die "Aussicht" September 1913

Die "Aussicht" Oktober 1913

Die "Aussicht" November 1913

Die "Aussicht" Dezember 1913

Notiert aus dem Jahrgang 1913 der „Aussicht"

In der Januar-Ausgabe 1913 meint der „Aussicht"Autor Lüthi-Tschanz jubilierend kommentieren zu können.

„Zwölf Schläge verkünden das Ende - Sei mir gegrüßt Du neue Zeit", was dann wohl auf die 1914-Erwartungen auch in diesen Kreisen hinweisen soll.

Unter Hinweis auf einen Bericht der in Deutschland erschienenen „Allgemeinen Evangelisch-lutherischen Kirchenzeitung", meint die „Aussicht" vom Februar 1913, der in den in der AELKZ geschilderte massiven Rückgang an Kirchenbesuchern, auch in das Endzeitraster einordnen zu können.

Auch in der Oktober-Ausgabe dann noch ein ähnlicher Bericht über den „Zerfall der preußischen Staatskirche".

Biblische „Wunder" sucht die Januar-Ausgabe 1913 der „Aussicht" in den Vergleichsrahmen hineinzustellen:
„Wir wundern uns nicht, daß ein Streichholz bei Reiben Feuer fängt, daß eine geheizte Lokomotive einen langen Eisenbahnzug in rascheste Bewegung zu setzen vermag, daß wir am telephonischen Höhrrohr die Stimme eines mehrere Stunden von uns entfernten Freundes erkennen, daß wir binnen weniger Sekunden, telegraphische Nachrichten von den entferntesten Punkten der Erdoberfläche erhalten können, daß ein kleiner schwarzer Kasten im Bruchteil einer Sekunde unser Bild getreu auf eine Glasplatte zaubert, von welcher wir tags darauf photographische Abzüge erhalten."

Die in diesem Zitat bemühten Beispiele belegen letztendlich nur eines. Es werden gewisse Gesetzmäßigkeiten der Natur genutzt, wenn sie denn erst mal erkannt wurden. Mit „Wunder" im eigentlichen Sinne haben die jedoch nichts zu tun. Das vorwissenschaftliche Weltbild, welches besagte Gesetzmäßigkeiten indes so noch nicht erkannte und gezielt ausnutzte, wähnt noch ohne „Wunder" nicht auskommen zu können. Jene Reflektion der „Aussicht" verzichtet allerdings darauf, die Konsequenzen die sich daraus ergeben, weiter auszuziehen.
Die wesentliche Konsequenz ist wohl die, das vorwissenschaftliche Weltbild, erreicht zum entsprechenden Zeitpunkt, den Status der Museumsreife. Eine besonders Museumsreife Variante ist dabei das religiöse Weltbild. Oder um mit Nietzsche zu reden.
Was wäre schaffbar, gäbe es Götter? Nichts, was nicht auch ohne diese schaffbar wäre!

Unter Hinweis auf einen Artikel der in Deutschland erschienen „Allgemeinen Evangelisch-lutherischen Kirchenzeitung" beklagt auch die Februar-Ausgabe 1913 der „Aussicht"
„In den Schulen unterrichten vielfach Lehrer für die Gott Vater auf einer Linie mit Wotan steht und Christus mit Rübezahl ...."

Besagte Tendenz behagt auch der „Aussicht" nicht. Indes steht auch sie letztendlich auf der Seite der Ewiggestrigen, und sucht entsprechend gegenzusteuern. Allerdings gibt es im Lager der „Ewiggestrigen" durchaus auch Nuancierungen. Ob denn jene Nuancierung, für welche sich die „Aussicht" entschieden hat, wirklich so viel „besser" sei, als die der anderen aus demgleichen Milieu. Das ist die Frage, und der Kritiker hat dazu auch eine eindeutige Antwort:
„Besser" ist die Variante der „Aussicht" garantiert nicht!
Der Endzeitspekulanten sind viele. Einer von ihnen mit Namen Philipp Mauro, widmet die Februar-Ausgabe 1913, eine überaus freundlich gehaltene Besprechung einer seiner Schriften.
Gleich und gleich sieht sich halt mächtig zu einander hingezogen!
Zu ihm dieses Zitat noch:

„Der zeitgenössische Kommentar eines religiösen Narrens der Religionsindustrie mit Namen
Philipp Mauro in seinem 1912 erschienenen Buch mit dem Titel;
„Was hat uns der Untergang der Titanic zu sagen?
Von einem Mitreisenden des Rettungsschiffes Carpathia"
Darin verbreitet er sich unter anderem mit den Aussagen:
Am Sonntag, den 14. April 1912, gegen Mitternacht, stieß das Seeschiff Titanic auf der Fahrt von Southampton nach Neuyork auf einen Eisberg und sank gegen 2 Uhr.
In all den Ausführungen, die über das Unglück veröffentlicht sind, wird aber kaum je daraufhingewiesen, daß es ein Eingreifen Gottes war. Es ist in der Öffentlichkeit nicht das Verlangen ausgedrückt, was Gott dadurch zu den Menschen reden und was seine Absicht dabei ist
Das kolossale, kunstvolle Bauwerk stellte sehr anschaulich die Höhe der Zivilisation des menschlichen Tages" dar. Aber wichtiger als dieses ist, daß dessen plötzlicher Untergang und seine gänzliche Vernichtung ein Abbild, eine vorlaufende Darstellung ist von dem großen Weltuntergang, der herannaht, an dem Tage, wo der Herr sich aufmachen wird, um die Erde zu erschüttern.

Aber das schmucklose, unansehnliche Rettungsboot, auf welches das Wort Gottes den Sünder hinweist, der seinem Verderben entgegeneilt, wird nicht beachtet, sogar mit verächtlicher Gleichgültigkeit behandelt. Wird uns nicht auch von der modernen Theologie versichert, daß wir nichts zu befürchten haben, daß es veraltet sei, an eine Hölle zu glauben und an einen gerechten Gott, der alle Ungerechtigkeit und ungöttliche Leben bestraft."

Zu besagtem Philipp Mauro kann man unter anderem auch vergleichen:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,31513,31513#msg-31513

Sogar der „Wachtturm", mit dem der „Aussichts"kreis mittlerweile weitgehend über Kreuz liegt, findet in der März-Ausgabe 1913 der „Aussicht" seine Zitierung. Danach soll dessen Französischsprachige Ausgabe verlautbart haben, das „die letzten Glieder der Kirche des Evangeliumszeitalters darauf zählen können, innert zwei Jahren erhöht zu werden". Ergo sieht man sich in den eigenen ähnlichen Erwartungen, wieder einmal bestätigt.

Die März-Ausgabe 1913 der „Aussicht" notiert:
„In seiner Januar-Ausgabe veröffentlichte der französische „Wachtturm" ein außerordentlich zuversichtliches Gedicht, demzufolge die letzten Glieder der Kirche des Evangeliumszeitalters darauf zählen können, innert zwei Jahren erhöht zu werden."

Also tönt die Mai-Ausgabe 1913 der „Aussicht" in einem Kommentar, auch diesen Satz:
„Freuen wir uns alle, daß wir nun aus voller Überzeugung sagen dürfen.
„Die Zeit ist nahe"

Im Jahre 1934 konnte man dann von demselben Kommentator (Pillichody) das „salbungsvolle" Gewäsch vernehmen:
„Der l. Leser weiß, daß ich (Pillichody) mir von dem Jahr der 19. Jahrhundertfeier der Großtat von Golgatha die endliche Verwirklichung der herrlichen Reichsgottesverheißung versprochen hatte. ... Und nun ist das Jahr 1933 ohne diese Verwirklichung verstrichen ist, loben wir Gott, daß er seines Sohnes Vorhersagung, daß die Zeit der Aufrichtung des Reiches Gottes das Geheimnis des Vaters sei, wieder einmal wahrgemacht hat. Die Glaubenden sollten wohl auf das Herannahen des Tages der Rache wahrnehmen, nicht aber den Zeitpunkt, da der Herr sein Segensreich auf Erden aufrichten wird...."
Mysnip.4661

In der Oktober-Ausgabe 1913, klopft man sich bezüglich der auf 1914-1915 hinweisenden Zahlenberechnungen wieder mal auf die eigene Schulter, indem man dazu kommentiert:

„Wir sind fest davon überzeugt, daß der Heilige Geist darüber gewacht hat, daß die richtigen Zahlen, auf uns, die da leben und überbleiben gekommen sind". Derart siegesgewiß wird dann noch auf die Pyramide von Gizeh verwiesen, welcher angeblicherweise analog diese Zahlen bestätigen würden. Da man auch keine Skrupel hat, den famosen „heiligen Geist" mit als Eideshelfer zu bemühen, kann dann also mit dem „Volltreffer in Lotto" überhaupt nichts mehr schief gehen - meinte man zumindest „vor Tisch" ...

Aber das Hintertürchen gibt es dann auch gleich noch, würde es mit dem „Volltreffer" 1914/1915 nichts werden, will man weiter hoffen und harren - bis zum Sankt Nimmerleinstag. Wie gehabt, auch anderswo!

Kriegerische Ereignisse auf dem Balkan und der „Zerfall der Staatskirche" in Deutschland, müssen auch für die Oktober-Ausgabe 1913 der „Aussicht" im Sinne ihrer Endzeitthesen herhalten.
Was die Daten 1914/15 anbelangt die da erneut bekräftigt werden, holt man sich einen ordentlichen Nachschlag an „Wassersuppe die da stark macht" wenn man auch tönt.
„Wir sind fest davon überzeugt, daß der Heilige Geist darüber gewacht hat, daß die richtigen Zahlen auf uns, die da leben und überbleiben, auf uns gekommen sind."

Schade nur, dass es zu Zeiten dieser vollmundigen Verkündigung noch kein Fernsehen gab. Wäre das nämlich der Fall konnte man sich diese „vom heiligen Geist getränkten Propheten", bildlich vorstellen, wie sie denn vom Fernseher sitzend, der Verkündung der Lottozahlen zufiebern. Ehrensache für solcherlei „Propheten", ihr Statement aber dann vor der tatsächlichen Zahlenmitteilung zum „besten" zu geben.
Man würde sich aber nicht irre machen lassen, sollte es mit dem „Volltreffer" doch nicht so klappen wie gedacht, fügt man dann schon mal gleich sicherheitshalber hinzu.
„Nichts Neues unter der Sonne" mag man dazu nur kommentierend anmerken.

Als zusätzlichen „Trost" hat dann die Dezember-Ausgabe 1913 noch entdeckt, im Jahre 1849 habe eine Zigeunerin dem preußischen König vorausgesagt, 1913 würde Deutschland eine Republik sein.
Danach soll im Jahre 1849 dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV eine Zigeunerin vorausgesagt haben: 1913 werde Deutschland eine Demokratie sein.
Derart auf „Zigeuner-Weisheit" gestützt, sieht die „Aussicht" nun ihre Aufgabe darin, besagte „Zigeuner-Weisheit" zu modifizieren. Ergo nicht ganz so wörtlich zu nehmen. Und hat man sich zu diesem Status erst mal durchgerungen, dann kann plötzlich weiß auch wieder als schwarz erscheinen. Und schon „passt" auch diese Zigeuner-Weisheit, womit dann für die „Aussicht" wieder mal die Welt in Ordnung wäre!

Gestärkt durch solcherlei Schützenhilfe könne dann ja wohl nicht mehr viel schiefgehen, meinten zumindest die Macher der „Aussicht".

Der Jahrgang 1912 der "Die Aussicht"

 

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