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Warum das Namenkirchentum zusammenbricht

bezeichnet werden. Die Beichtväter sind nicht damit zufrieden, die Sünden ihrer Beichtkinder zu hören, sondern sie wollen um alle Familienangelegenheiten wissen, wie dort alles zugeht und geregelt wird; und wenn ein offenherziger junger Mann oder ein unschuldiges junges Mädchen einem spitzbübischen Beichtvater zwischen die Klauen gerät, so läßt er sie nicht eher los, als bis sie vor ihm alle Geheimnisse des Familienkreises ausgeschüttet haben — jedoch ohne daß sie dessen gewahr geworden sind."
„De Sanctis" fährt dann weiter fort: „Die Leichtigkeit, mit der ein Sündenerlaß zu haben ist, fordert geradezu zu Diebslahl und jedem anderen Verbrechen heraus. Räuber, Zinswucherer, Mörder usw. erhalten völlig freie Absolution, ohne daß sie irgendwelche Sühnung oder Rückerstattung geleistet haben. Sie gehen zum Beichtvater und drücken ihm eine hübsche Summe für eine Messe in die Hand; oder wenn es Räuber von Ruf in ihrer „Profession" sind, die es dadurch zu Reichtum gebracht haben, so stiften sie eine Kapelle, eine kirchliche Pfründe oder etwas Ähnliches und alles ist dann in schönster Ordnung. In Rom zum Beispiel weiß jedermann darum, daß Papst Pius VII. (1742—1823) allen Priestern, die Beichten im heiligen Amtssitz Ponterotto hörten, das Recht einräumte, alle solche, welche die heilige apostolische Kämmerei (Schatzamt des Papsttums), oder die Regierung betrogen hatten, von aller Schadenersatzpflicht zu entbinden; und alle stahlen und betrogen so viel sie nur konnten, und liefen schnell zur Beichte, um Absolution zu empfangen. Aber dies war noch nicht genug. Papst Leo X. (1475—1521) gab in seiner Busse, die beginnt mit „Postquam ad Apostulatus", allen Beichtvätern das Recht, nicht nur Räubern volle Absolution zu erteilen, sondern ihnen auch zu gestatten, in gutem Gewissen die Früchte ihrer Zinswuchereien, Räubereien, Diebstähle usw. für sich zu behalten, unter der Bedingung freilich, daß ein Teil der Diebesbeute der Kirche vermacht würde!"
„Durch die Beichte sind viele Familien in Armut und Elend gestürzt, weil der beutegierige Beichtvater dadurch, daß er sich die letzten schwachen Augenblicke eines Sterbenden zunutze machte, das Testament zugunsten der Geistlichkeit ausstellen ließ; und Fälle dieser Art lassen sich nach Millionen aufzählen. Im Mittelalter hatte die lüsterne Habgier kirchlicher Testamentsjäger und der dadurch verursachte Ruin unschuldiger und hilfloser Familien einen solchen Umfang angenommen, das; die deutschen Fürsten die Sache in einem flammenden Protest auf dem Reichstage zu Nürnberg zur Sprache brachten. Diese fluchwürdige Praxis wurde manchmal

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