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Des Papsttums letzten Stand

17:18. Und das Weib, das du sahest: Die abtrünnige Kirche, die gegenbildliche Iesabel.
Ist die große Stadt: Das "HEILGE ROEMISCHE REICH"
Welche das Königtum hat über die [Könige] KOENIGREICHE der Erde: "Vertreter der veschiedensten Lehrsysteme und Gedankenrichtungen stimmen allgemein darin überein, daß das heidnische Rom, oder das päpstliche Rom, oder Rom von beiden Gesichtspunkten aus betrachtet, hier gemeint ist. Um der Bezugnahme auf das Papsttum entgegenzutreten, um zu beweisen, daß hier nicht das Papsttum gemeint sein könne, beziehen viele Ausleger römischer und speziell päpstlicher Geschichte das, was über die Zerstötung Roms gesagt ist, auf die Zukunft - von der Voraussetzung ausgehend, daß Rom wieder heidnisch werden könne. Dies ist, wie Bischof Wordsworth sagt, die Annahme einer Anzahl Gelehrter wie Suarez, Viegas, Ribera, Lessius, Menochius, C.Lapide und anderer, besonders Dr. Manning aus unseren eigenen Tagen. So schreibt ein Gelehrter wie Stern: - Babylon ist wirklich die Stadt Rom, indessen nicht nur gemäß der altheidnischen, sondern auch gemäß der neuheidnischen Bedeutung der Weltgeschichte." - Cook.
Könnte jemals eine Zeit kommen, wo Menschen in der ganzen Welt heidnischer im Herzen sein könnten als jetzt, und zeigt deshalb nicht sogar päpstliche Deutung, daß diese Schriftstelle im Begriff ist, erfüllt zu werden?

 

Prächtige Klänge und tönende Glocken,
Blitzend` Geschmeide, Juwelen und Gold,
Prunkt in den Tempeln, und vor der Tür hocken
Krüppel und Bettler in Lumpen gerollt.
Tönen von Altar und Kanzel herab.
Sel`ger als nehmen ist immer das Geben,
Sagen sie alle; wer tat es und - gab,
Gab an die Armen, die hungern und darben,
Gab an die Schwachen, die siechten und starben,
Und die dann sinken schließlich ins Grab!
Wo ist, o Christenheit, dein Christentum,
Hat nicht der Heide oft größeren Ruhm!

Redaktionelle Anmerkung

In der Auflage 1918 (dort S. 223) gibt es an dieser Stelle wieder einen anderen Gedichttext:

Das Gericht über Babylon und der Sieg des Lammes!

Sag’, Wächter, sag’, was ist der Schall,

Der jetzt und durchdringet die Lande?

Vor Freuden das Herz uns entbrannte,

Da and’re, gestöret aus träger Ruh,

Voll Unmut sich halten die Ohren zu,

Daß man es gewagt, sie zu stören,

Und wollen die Wahrheit nicht hören.

 

Es ist der unerhörte Ton

Die letzte der Wahrheits-Posaunen,

Den Wachende seit Jahren schon

Vernommen mit freudigem Staunen;

Der Engel, so laut er auch anfangs blies,

Bald kräftiger in die Posaune stieß,

Womöglich vor’m nahenden Schrecken

Die schlafenden Christen zu wecken.

 

‘s ist die Posaune des Gerichts,

Nur bildlicher Weis’ zu verstehen;

Denn nach dem Äußeren ist nichts

Von solcher zu hör’n und zu sehen;

Die jetzige Wahrheit, sie ist der Schall,

Ob welchem die Untreuen überall

Gleich Feinden des Herrn sich erbittern

Und vor dem Gerichte erzittern.

 

Sie wissen ja und glauben nicht,

Daß Christus, der König, gekommen;

Daß mit den Knechten das Gericht

Bereits seinen Anfang genommen.

Und daß bald, nachdem ihrer Treue Lohn

Die e i n e n empfangen des Lebens Kron’ -

Zu schließlicher Rettung die a n d e r n

Das Feuer der Trübsal durchwandern.

 

Dies Feuer gleichfalls bildlich ist:

Nicht wird es den Erdball verzehren,

S y s t e m e, die der Wider-Christ

Ersonnen, nur wird es verzehren;

Mit geist-, wie leiblicher Tyrannei,

Mit Selbstsucht und Habsucht ist’s dann vorbei;

Was hoch in der Welt, muß sich bücken,

‘s gilt Niedere nie mehr zu bedrücken.

 

Das wird die große Trübsal sein,

Wie solche so groß nie gewesen,

Die über’n Erdkreis bricht herein;

Denn so im Wort Gottes wir lesen.

Wer dieser entgeh’n will, noch heut vernimm

Im Hall der Posaune des Richters Stimm’

Und lern’ in der Liebe sich üben

Und Recht und Gerechtigkeit lieben.

J. Kühn

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