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Des Kirchentums sieben Plagen

Satan drei große Unwahrheiten entgegengestellt: menschliche Unsterblichkeit, den Antichrist, und ein gewisses Blendwerk oder Irrwahn, der fälschlicherweise als Patriotismus bezeichnet wird - in Wirklichkeit Mord, der Geist des wahren Teufels. (1.Joh. 3:15) Es ist dies das letzte allen Schlichen und Tücken Satans die Krone aufsetzende Werk, das passender Weise an erster Stelle genannt wird. Die beiden anderen Irrlehren sind die direkte Ursache dieses Irrwahns. Die Kriege des Alten Testaments waren alle dazu bestimmt, das Kämpfen der Neuen Schöpfung gegen die Schwachheiten des Fleisches zu illustrieren, und bilden in keinem Sinne des Wortes eine Rechtfertigung für die Menschenschlächterei, die während der christlichen Ära im Namen der Religion geübt wurde, wovon die entsetzlichen Ereignisse der Bartholomäusnacht in Frankreich [als hunderttausende französische Protestanten, Hugenotten, auf Anstiften des katholischen Kirchenregiments in einer Nacht hingeschlachtet wurden] und die verruchte gottlose Inquisition hervorstechende Beispiele sind. Nirgendwo im Neuen Testament wird zum Hassen anderer Menschen und Völker aufgefordert oder dem Hassen von Mitmenschen das Wort geredet. Überall und immer ist es verboten, und dennoch hat die Klasse der Geistlichkeit der Erde unter dem einen oder anderen Deckmantel seit Jahrhunderten zum Haß aufgereizt und aufgestachelt - die Geistlichkeit, welche die Botschaft hätte predigen s o l l e n, die ihr von dem Fürsten des Friedens übertragen war.

Und aus dem Munde des Tieres: Die antichristliche Lehre des göttlichen Rechts oder der göttlichen Autorität der Geistlichkeit war die direkte Ursache des großen Weltkrieges. Dieser Frosch ist seit sechzehn Jahrhunderten aus dem Munde des päpstlichen Tieres hervorgekommen. "Diese falschen Lehren der finsteren Zeitalter bringen eine fürchterliche Ernte zur jetzigen Zeit hervor. Gleicherweise bringt auch die Lehre ewiger Höllenqual, die Gottes Charakter in falschem Lichte darstellt, eine böse Ernte hervor. Millionen von Menschen werden durch die ungeheuerlichsten Gotteslästerungen der finsteren Zeitalter vom Glauben an einen Gott der Liebe und vom Glauben an die Bibel als seine Botschaft abgewandt und abgeschreckt. Die Verantwortlichkeit für alles dieses lege ich den Sekten und Glaubensdogmen des Christentums zur Last. Ich erhebe die Anklage, daß die Geistlichen, deren Augen jetzt einer vernünftigeren Auffassung zugänglich sind, die Bibel vernachlässigt haben und daß sie, anstatt den Menschen aus der Finsternis herauszuhelfen, das Volk jetzt in eine Finsternis in einer entgegengesetzten

Redaktionelle Anmerkung:

Beginnend S. 330, Abschnitt "Aus dem Munde des Drachens" (Auflage 1918 S. 198f.) sich fortsetzend über mehere Seite (in der Auflage 1918), bis zum Beginn des Abschnittes "Und aus dem Munde des Tieres", gab es dort offenbar Kriegsgegnerisch orientierte Passagen, welche die Auflage von 1925 jedoch nicht mit übernahm. Det Text vorbezeichneter Abschnitte lautete in der Auflage 1918 (dort bis zur Seite 201 sich hinziehend):

Aus dem Munde des Drachen. - aus dem ´Munde Satans, der alten Schlange, des Drachen, gingen diese unreinen Geister hervor. die drei Grundwahrheiten der Menschheitsgeschichte, der  S ü n d e n f a l l, die E r l ö s u n g und die  W i e d e r h e r s t e l l u n g , mit anderen Worten: die Sterblchkeit des Menschen, die Erscheinung des Christus Gottes und sein Tausendjahrreich. Diesen hat Satan drei große Lügen und Fälschungen gegenübergestellt: Menschliche Unsterblichkeit, den Anti-Christus und ein gewisses Blendwerk, eine Initation des Reiches   Christi. Letzteres findet seine Verkörperung in den sogenannten christlichen Reichen unserer Zeit, allerdings eine bedenkliche Karikatur dessen, was die Heilige Schrift als das "Reich Gottes auf Erden" schildert, um welches Reich Jesus alle seine Nachfolger beten lehrte. Satan hat versucht, der armen Menschheit irgend einen Ersatz zu bieten an Stelle des in der Heiligen Schrift so klar verheißenen herrlichen Reiches Gottes auf Erden. [die Folge davon war, daß viele gutdenkende liebe Christen sich wirklich mit dieser Karikatur des Reiches Gottes zufrieden gaben und anfingen,zu glauben, dies könnte wirklich die Erfüllung dessen sein, was die Bibel als Reich Gottes auf Erden verkündigte. Auf diese Weise wurden sie direkt abgehalten, wachend zu bleiben und Ausschau zu halten nach dem wahrhaftigen Reiche Gottes. Das Gebet "Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel" hatte für sie tatsächlich keine pratische Bedeutung mehr.] Die Kriege des Alten Testamentes hatten sämtlich nur den Zweck, die Kämpfe der neuen Schöpfung gegen die Schwachheiten des Fleisches zu illustrieren und rechtfertigen in keiner Weise die heutigen Kriege.

Alle bedeutenden Persönlichkeiten zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts waren eifrige Vorkämpfer des Friedens, eine Schar königlicher und politischer Vertreter des Friedens, die Friedensworte redeten zu einer Welt voller Kriegsgedanken und Kriegsdrohungen. Alle die berühmten und großen Friedensansprachen redeten mit Begeisterung vom internationalen Frieden, von gemeinsamen Menschheitsinteressen, von Solidarität der Völker unter sich usw., und was alles wurde ausgesprochen unter einem politischen Himmel, der mit den schwärzesten Kriegswolken verhängt war. So besprachen die Zeitungen die Notwendigkeit vermehrter Rüstungen gegen einen etwaigen feindlichen Einfall des Nachbars. In Tokio bereiteten 10.000 Mädchen und Knaben den amerikanischen Seeoffizieren einen begeisterten Empfang, während gleichzeitig in den Vereinigten Staaten Männer von Stadt zu Stadt Vortragsreisen hielten, um die Notwendigkeit von Rüstungen für einen amerikanisch-japanischen Krieg darzutun. Nach jeder neuen Friedenskonferenz folgte regelmäßig der Ruf nach vermehrten Rüstungen. Während der Friedenspalast im Haag erbaut wurde, feierten die Nationen die Vervollkommnung der Flugmaschinen als eine glorreiche Erfindung, die im Kriegsfalle außerordentliche Dienste leisten werde.

Rußland plante einen neuen Flottenkredit von einer Milliarde Dollars, ungeachtet der Tatsache, daß Rußlands Nationalschuld schon damals 4 ½ Milliarden Dollars betrug und das Land gezwungen war, zur Deckung seiner laufenden Ausgaben 75 Millionen Dollars jährlich an Anleihen aufzunehmen. Trotz den Millionen Menschen, die am Hungertuch nagen und der ungezählten Schar von Bettlern, die die Straßen der Städte füllen und an den Bahnhöfen herumlungern, forderten die damaligen militärischen Machthaber stets neue Anleihen zu Rüstungszwecken. Ist es möglich, möchte irgend jemand sagen, daß die ganze Welt irrsinnig wird?  Die Bibel und die Weltgeschichte zeigen uns Fälle, wo ganze Gemeinwesen Opfer solcher Verblendung allgemeinen Irrtums wurden. Wir brauchen nur Salem zu nennen zur Zeit der höchsten Hexenverführung, und daß eine Stadt den Kopf verlieren kann, zeigte London zur Zeit der Schießpulververschwörung, ja daß selbst ein ganzer Erdteil das Opfer einer Wahnvorstellung werden kann, konnte man ums Jahr 1000 in Europa konstatieren. Zu jener Zeit erwartete alles das Ende der Welt, alles war lebensüberdrüssig. Es hatte allgemein eine mystische Halluzination ganz besonderer Art die Massen ergriffen. Es erscheint also keineswegs ausgeschlossen, daß heute, in einer Zeit, wo die ganze Menschheit durch rasche Verkehrsmittel in ständiger Fühlung unter sich ist, alle Völker unter einen allgemeinen Bann zu stehen kommen, kollektiv von einer krankhaften, ja wahnsinnigen Idee erfaßt werden, und daß die ganze Menschheit demzufolge eine Zeitlang Handlungen begehen wird, welche sie selbst später nach erfolgter Ernüchterung, als die Handlungen eines Irrsinnigen qualifizieren wird. Und finden wir nicht in den heutigen Ereignissen, daß sich dies buchstäblich zugetragen hat? Ist die Geschichte der Menschheit in den letzten paar Jahren nicht an einem schwindelerregenden Abgrund angelangt, und steuert sie nicht mit aller Kraft blindlings und jählings dem sicheren Verderben entgegen, gleich einem Wahnsinnigen, der direkt dem Abgrund zurennt? Jawohl, genau so stehen die Dinge heute, und einsichtige Männer in allen Lagern haben es nicht unterlassen, die Menschheit zu warnen, aber sie treibt weiter in wildem Strudel.

Alle großen Nationen haben sich in den letzten Jahren riesenhafte Schulden aufgeladen, daß die gewiegtesten Volkswirtschaftler keinen Ausweg mehr sehen, wie die zukünftige Menschheit mit dieser erdrückenden Last fertig werden soll. Die anfänglich neutral dastehenden Vereinigten Staaten wurden von derselben Epidemie ergriffen; ein Land, das weniger mit Kriegsrüstungen sich befaßte als alle anderen Völker ist gleichsam über Nacht in diesen Kriegsstrudel hineingezogen worden; ein friedliebendes Volk, wie das amerikanische muß nun, ob es will oder nicht, mitmachen und seine ganze Industrie und die ganze Volkskraft auf Kriegsindustrie umschalten. Daneben gibt es Millionen von Morgen Ackerland, das wüste daliegt und der Bewässerung bedürfte, Millionen von Morgen Sumpfland, das der Trockenlegung wartet, Tausende von Meilen Wasserwege im Lande, die schiffbar gemacht werden sollten, Häfen, die vertieft, Kanäle, die gegraben, und Wälder, die geschützt und gepflegt werden sollten, und für alle diese Werke, die von unschätzbarer volkswirtschaftlicher Bedeutung waren, bleibt weder Volkskraft noch Geld übrig. Unerbittliche Seuchen, furchtbar in ihrer Wirkung, wie die Tuberkulose, zu deren Ausrottung Millionensummen nötig wären, aber für all das gibt es heute kein Geld mehr. Die amerikanische Vereinigung zugunsten eines internationalen Friedens hat ein ergreifendes Bild obiger Zustände entworfen. - Siehe W. T. 09, 147.

Die erste Anleihe der Regierung der Vereinigten Staaten (7000000000 Dollars) zum Eintritt in den Weltkrieg übertraf an Höhe um 27% den Gesamtertrag aller Ernten in den Vereinigten Staaten im betreffenden Jahre. Diese Summe würde genügen, um das Land in je sechs Meilen Abstand nach Ost und West, Nord und Süd, mit einem Netz von Asphaltstraßen zu durchziehen. Sie kommt den Gesamtkosten gleich, welche für Erziehungszwecke ausgegeben wurden, vom Kindergarten bis hinauf zur Universität, in der Zeit von zehn Jahren. Ist das nicht ein Wahnsinn im höchsten Sinne des Wortes?

Wir lassen hier eine Schilderung folgen aus dem Munde des bekannten Rev. John Hayes Holmes der Messias-Kirche der Park Av. New York City:

„Der Krieg ist eine offene Schändung des Christentums. Wenn der Krieg gerechtfertigt ist, dann ist das Christentum verkehrt, falsch, eine Lüge. Der durch Jesu und jeden geistigen Führer des Menschengeschlechts geoffenbarte Gott ist kein Kriegsgott. Er zieht nicht das Schwert und verlangt kein Opfer von Menschenblut. Sein Geist ist Liebe. Seine Herrschaft des Friedens; seine Art zu überwinden die Gnade und die Vergebung sein Gesetz, wie es der Nazarener auslegte und verkündete, heißt „Liebet einander", „vergeltet nicht Böses mit Bösem", „vergib siebenmal siebenmal", „überwinde Böses mit Gutem", „liebet eure Feinde", „segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, betet für die, die euch beleidigen und verfolgen!" Solch einen Gott und solch ein Gesetz mögen andere in Einklang mit dem Krieg bringen, wenn sie es können! Ich kann es nicht; und was ich nicht zu tun vermag, das will ich auch nicht vorgeben, zu tun. Doch, ich muß weiter gehen, - ich muß nicht nur vom Kriege im allgemeinen, sondern vom gegenwärtigen Krieg im besonderen sprechen. Die meisten Menschen geben bereitwillig zu (besonders taten sie dies in den sorglosen Friedenszeiten), daß der Krieg ein Verbrechen ist. Aber lassen sie eine Kriegswolke, nicht größer als eine Menschenhand am Völkerhimmel aufsteigen, und diese Menschen ändern stracks ihr Urteil. Wächst die Kriegswolke weiter und überzieht sie schließlich den ganzen Horizont, so stoßen sie den erwähnten vorher vertretenen Grundsatz gänzlich um. Daraus entspringt die merkwürdige, verdrehte Auffassung, daß Kriege im allgemeinen ein Unrecht seien, jeder einzelne Krieg im besonderen aber gerecht sei. England verwirft im Prinzip den Krieg und bezeichnet sich als friedliebend; doch behauptet es, daß es im gegenwärtigen Falle gezwungen sei, einen Vernichtungskrieg gegen Deutschland zu führen. Wenn Sie mir sagen, dieser Krieg muß geführt werden, um gewisse Staaten zur Einhaltung des internationalen Rechtes zu zwingen, so muß ich sie fragen: warum wird es dann nur gegen Deutschland und nicht auch gegen England im gleichen Maße geführt, welches doch eine gute Zahl flagranter Rechtsverletzungen sich zu schulden kommen ließ gegen dasselbe internationale Recht? Wenn sie sagen, daß es zugunsten der Rechte der Neutralen geführt wird, so muß ich fragen, wer und wo ist der kriegführende, der in diesem Kriege wirklich die Rechte der Neutralen geachtet hat und welche Garantie können sie leisten, daß nach all den Opfern an Geld und Blut, die zu ihrer Verteidigung gebracht werden, diese Rechte im nächsten Kriege in ähnlicher Weise nicht neuerdings von irgendeiner um ihr Dasein kämpfenden Nation verletzt werden? Sagen Sie mir, er werde zur Verteidigung von amerikanischem Gut und Blut geführt, so bin ich gezwungen, zu fragen, inwiefern und bis zu welchem Grade das Leben und Eigentum der Amerikaner seit der Kriegserklärung sicherer ist als vorher? Wenn Sie behaupten, daß die Ehre unseres Landes den Eintritt in diesem Krieg forderte, so drängen Sie mir die Frage auf, warum ist denn die Ehre anderer Nationen, wie der Schweiz, Holland und Skandinavien usw. nicht ebenso gefährdet, die noch unendlich mehr unter diesem Kriege zu leiden haben als wir, die aber aus Gründen der Vorsicht und Klugheit sich hüten, die Waffen zu ergreifen? Wenn Sie sagen, es sei ein Krieg zur Verteidigung gegen willkürliche und unerträgliche Herausforderungen, so muß ich Ihnen erwidern, daß jeder erduldete Hieb oder Ausfall in allererster Linie nicht gegen uns, sondern gegen England gerichtet war, und daß bis heute niemand den Beweis erbracht hat, daß Deutschland irgendwie feindselige Absichten gegen uns hegte. Sollten Sie mit der abgedroschenen Phrase argumentieren, es sei ein Kampf auf Leben und Tod zwischen der Zivilisation und dem Barbarentum, so lassen Sie mich fragen, warum wir uns dann neutral verhielten, als Belgien genommen wurde und nicht zur Tat schritten, um den Betroffenen und Überwältigten zur Hilfe zu kommen, sondern erst dann in den Krieg eingriffen, als wir unser eigenes Geld und Leben gefährdet glaubten? Sagen Sie, daß dieser Krieg das letzte Mittel war, um einem allgemeinen Übelstand abzuhelfen, dem gegenüber jedes andere rechtliche, in Geduld versuchte Mittel unwirksam gewesen sei, so muß ich Ihnen die Antwort geben, daß dies nicht wahr ist, - daß andere Auswege und Mittel durch die Erfahrung erprobt und durch ihren Erfolg gerechtfertigt, den machthabenden Behörden zur Verfügung gestanden hätten, von ihnen aber willentlich verworfen wurden.

Im tiefsten Grunde ist dieser Krieg die natürliche Folge unserer gottlosen Zivilisation. Die bewaffneten Heere sind die aufgesproßene Saat der Drachenbrut, die eine geheime Diplomatie, unersättlicher Handelsgeist, wirtschaftliche Ausbeutung im eigenen Lande und darüber hinaus gestreut haben. Auch Amerika hat bei der Aussaat dieser Brut mitgeholfen, und es ist deshalb nur recht und billig, daß es auch beim Einheimsen der schrecklichen Ernte dabei sein muß. „Wer Wind sät, wird Sturm ernten". Der Unterseebootkrieg war die eigentliche Ursache unseres Eintritts in den Krieg. Unsere Beteiligung am Krieg hat sich demnach, wie der Krieg selbst, aus politischen und wirtschaftlichen, nicht aber aus ethischen Beweggründen ergeben. Wenn irgendwo Ehre, Würde oder sonst ein schöner Zug in unserer Handlungsweise liegt, so ist es in den reinen und makelllosen Impulsen zu finden, die heute so manches patriotische Herz bewegen, aber keineswegs in der augenblicklichen wirklichen Lage der Dinge. Der Krieg an sich ist ein Unrecht, seine Fortsetzung ein furchtbares Verbrechen. Es gibt keine aufgeworfene Frage, keine noch so schwierige Streitsache, keine Ursache, die wichtig genug wäre, daß das Leben einer einzigen „Blau Jacke" auf dem See oder eines einzigen „Feldgrauen" im Schützengraben dafür eingesetzt werden dürfte."

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