Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Arbeiterpriester

Nicht nur bei den Zeugen Jehovas. Auch in anderen Religionsgemeinschaften kann man den Fakt registrieren, dass es unterschiedliche Pole gibt. Höchstwahrscheinlich ist dass bei den anderen Religionsgemeinschaften sogar noch weit stärker ausgeprägt. Man kann dabei sogar das klassische Politschema: links - rechts zur Anwendung bringen.

Die rechts orientierten meinen "Halleluja" zu singen; sich zugleich aber in der Politik nicht die "Finger schmutzig" machen zu wollen. Der politische Status quo wird von ihnen nicht in Frage gestellt. Weder in Demokratien, noch in autoritären Regimen. Weder in wohlhabenden Ländern, noch in denen, wo die buchstäbliche Not auf der Tagesordnung steht. Und was die wohlhabenden Länder anbelangt, findet man die rechtsorientierten Christen nicht selten auf der nationalistischen Seite (siehe USA). Gott und Nation ist für sie identisch. A. Hitler könnte da noch heute im Grabe vor Neid erblassen. Er konnte seinen Nationalismus nur mittels blutigem Terror durchsetzen. Die rechtsgerichteten Christen besorgen das selbe Geschäft gar aus Überzeugung. Eine Überzeugung, die bei ihnen allerdings nicht selten eine nicht zu übersehende Affinität zum eigenen Bankkonto hat.

"Das" Christentum gibt es nicht; hat es noch nie gegeben. Es gab und gibt in ihm auch immer unterschiedliche Strömungen. Und Strömungen können mal Sieger, dann aber auch wieder auf der Verliererseite sein.

Da gab es doch tatsächlich mal nach 1945 eine kirchliche Strömung, die nicht unbedingt auf den eingefahrenen rechtslastigen Schienen weiterfahren wollte. Man mag über ihre Größenordnung streiten. Sie dürfte wohl eher eine Minderheit sein; gegenüber der Mehrheit der Indifferenten und der Rechtslastigen. Das war schon in der Weimarer Republikzeit so. Die damaligen "Religiösen Sozialisten" waren und blieben immer auch eine Minderheit.

Auch ihre indirekten Nachfolger nach 1945 sind wohl eher dem Bereich einer Minderheit zuzuordnen. Dies kann meines Erachtens nicht stichhaltig bestritten werden. Immerhin soll es auch Minderheiten manchmal gelingen, in die Schlagzeilen zu kommen. Dies war auch bei den zeitgenössischen "Arbeiterpriestern" der Fall.

Auch die WTG hat diese "Bewegung" registriert und kommentiert. Ihr Kommentar macht eindeutig klar, auf welcher Seite sie steht. Auf der Seite der rechtslastigen Christen.

Aus dem kommentierenden WTG-Bericht (deutscher Wachtturm vom 15. 2. 1954) einige Ausführungen:

Zwischen Glauben und Unglauben, zwischen solchen, die an die Existenz Gottes glauben und anderen, die sie verneinen, besteht heute offener Krieg. Die letzteren sind in der Hauptsache die Kommunisten, dagegen gehören diejenigen, die am lautesten den materialistischen Marxismus der Kommunisten brandmarken, Kreisen der römisch-katholischen Hierarchie an. In Ländern mit offensichtlich katholischen Minderheiten, in denen nicht die kommunistische Gefahr besteht, z. B. in den Vereinigten Staaten, stellt sich die Hierarchie als ein Bollwerk gegen den Kommunismus hin. Mit Stolz weist sie auf den Eifer ihrer Söhne, Laien und Geistliche, wie McCarthy und Sheen, hin, die den Kommunismus bekämpfen. Aber wie erfolgreich ist die Hierarchie in Ländern, wo sie katholische Mehrheiten besitzt und wo wirkliche Gefahr besteht? Laßt uns sehen.

In Italien, das mehr als 99 Prozent katholisch ist, erhielten die stark Linksstehenden und kommunistischen Parteien 35,5 Prozent aller Stimmen während der letzten nationalen Wahl, was eine Zunahme bedeutet. Und in Frankreich, das gemäß dem 'Catholic Almanach' zu 85 Prozent katholisch ist (andere Quellen geben 97,5 Prozent an), erhielten die Kommunisten bei ihrer letzten Wahl fünf Millionen oder 26,5 Prozent aller Stimmen. Das war mehr, als irgendeine andere Partei verzeichnen konnte.

Und nicht nur auf die katholische Bevölkerung solcher Länder greift der Kommunismus über, sondern er hat sogar Einfluß auf die Geistlichkeit, besonders in Frankreich. Dort haben gemäß Dr. W. O. Lewis, beisitzender Sekretär der Welt-Allianz der Baptisten, etwa 2000 Priester seit 1945 die Kirche verlassen. 'The Christian Century' vom 20. September 1953 berichtet über einen französischen katholischen Priester und dominikanischen Mönch, Maurice Montuclord, weil er im Jahre 1952 ein Buch veröffentlichte, das marxistische Auffassungen offenbarte, und weil er außerdem die 'Kirchenjugend'-Bewegung anführte, die eine ausgesprochene Sympathie für die kommunistische Partei Frankreichs zeigt, wurde er auf Verfügung der Hierarchie geächtet. Er bat, seinen Geistlichenstand aufgeben und zum Laientum zurückkehren zu können, was ihm gestattet wurde. Er zog es vor, sich in marxistischer Politik statt katholischer Religion zu betätigen.

Aus der zeitweiligen Ächtung der 'Arbeiter-Priester' von Seiten des Papstes ist zu erkennen, daß der obengenannte Fall kein Einzelfall ist. Seit einigen Jahren, etwa von 1944 an, hat es den Anschein, als versuchten gewisse katholische Priester mit Erlaubnis ihrer Vorgesetzten, französische Katholiken vom Kommunismus zurückzugewinnen. Dabei legten sie ihre priesterlichen Talare ab und zogen Arbeitskleider an, um als Kumpane mit französischen katholischen Arbeitern in Fabriken, auf Schiffen, Docks und Farmen zusammen zu wirken. Einige gaben sich als Priester zu erkennen, andere wiederum nicht. Die Bewegung wuchs von sieben auf etwas über hundert bis zum Jahre 1953 an.

Diese Priester traten nicht nur dem von Kommunisten geleiteten französischen Arbeiterverband bei, sondern ergriffen auch die Initiative als Beamte örtlicher Gewerkschaften und wurden in kommunistischen Friedensbewegungen sehr eifrig. Ein Arbeiterpriester wurde als Glied einer Streikpostenkette in Bordeaux getötet. Am 28. Mai 1952 wurden zwei Priester verhaftet und von der Polizei mit Knütteln geschlagen, die sie den Demonstranten abgenommen hatte. Die Priester hatten nämlich an einer sehr lauten Demonstration gegen die Anwesenheit General Ridways in Frankreich teilgenommen, die von den Kommunisten inspiriert worden war und eine Verletzung des Gesetzes bedeutete.

Die Arbeiterpriester erwarteten - gemäß der New Yorker Times vom 12. März 1953 - für die nächsten Generationen keine greifbaren Ergebnisse und ganz bestimmt nicht, daß solche sich zu ihren Lebzeiten einstellten. Es gab Ergebnisse - aber auf eine Art, die man weder erwartet noch vorausgesehen hatte. Der Bericht einer Korrespondentin der Associated Press sagt über diesen Vorfall, daß 'viele einflußreiche Franzosen - Politiker und Geistliche - im letzten Monat während der großen Streikwelle, die sich über das ganze Land ausbreitete, darüber empört waren, unter den feurigsten Streikenden einige Arbeiterpriester zu finden'. Und die Zeitschrift 'Time' vom 23. Juni 1952 ´berichtete: "Wie die Kritiker des Arbeiterpriestersystems sagen, sind es manchmal die Priester und nicht ihre Arbeitskameraden, die bekehrt werden."

Der religiöse Schriftleiter des in Los Angeles erscheinenden 'Mirror' vom 19. September 1953 erkannte die Lage und erklärte, daß die Arbeiterpriester-Bewegung nicht allein ihren Zweck, nämlich 'der Propaganda der Roten gegen die Kirche zu widerstehen und den schwankenden Gläubigen am Ufer des Marxismus neue Glaubenskraft zu bringen', verfehlt habe, 'sondern in Wirklichkeit negative Ergebnisse erzeugt habe.' "Der Heilige Stuhl war nicht glücklich über den Weg, den die Arbeiterpriester-Bewegung eingeschlagen hatte."

Ein Zeichen für die Unzufriedenheit des "Heiligen Stuhls" war die Warnung des Papstes an die Priester, die kommunistischen Theorien nicht als "allein wirkungsvoll zu betrachten oder sie als einen fruchtbareren Beitrag zur Lehre oder als eine wirksame Kraft" anzusehen (New York Times, 13. September 1953). Vier Tage später ordnete der Vatikan für alle römisch-katholischen Seminare in Frankreich an, ihren Studenten jede Arbeit in Fabriken zu verbieten, damit sie keinen Kontakt mit der französischen Arbeiterklasse bekommen. Einige Priester "seien sehr nahe daran, die Grundsätze der kommunistischen Partei zu unterstützen."

Wie offen gibt man damit die Niederlage zu!

Die New Yorker Times vom 3. Oktober 1953 sagte, daß die 'Franzosen das Verbot der Arbeiterpriester bekämpfen und daß katholische Kreise die Idee der Industrie-Missionen, die vom Vatikan kritisiert werde, verteidigen.' Der Bann des Vatikans stieß auf harten Widerstand, wobei der bemerkenswerteste Einwand vom Kardinal und Erzbischof von Paris zu hören war. Der päpstliche Nuntius übermittelte den Wunsch des Vatikans, alle Arbeiterpriester - inzwischen war die Zahl auf über 100 angestiegen - zu ihren Diözesen zurückzurufen und sie zum Anziehen ihrer Talare zu bewegen, die sie gegen Arbeitsanzüge eingetauscht hatten. Mit der endgültigen Entscheidung hatte man jedoch wegen des starken Widerstandes gewisser bedeutender Glieder der französischen Hierarchie, die über die Wirkung auf die katholischen Arbeiter in Sorge waren, gezögert. Der Kardinal von Paris hatte aber zur gleichen Zeit die Priester scharf davor gewarnt, sich vom Kommunismus verschlingen zu lassen. Ferner sagte er, "ein gewisser Geist der Unabhängigkeit beginne sich unter den Arbeiterpriestern zum Schaden des Gehorsams zur Kirche bemerkbar zu machen. Am 14. November verkündigten drei französische Kardinäle, daß sie die Einwände des Vatikans gegen die Mission der Arbeiterpriester überwunden hätten. Aber sie könne nicht in ihrer jetzigen Form bestehen bleiben. Nur besonders ausgewählte Priester könnten darin dienen, und nur für begrenzte Zeit. Sie müßten Verantwortlichkeiten in den Gewerkschaften meiden und in Gemeinschaft mit Priestern leben. Das ist wohl kaum der gleiche Plan!

Inwieweit kann die Römisch-katholische Kirche ein Bollwerk gegen den Kommunismus sein, wenn sie es sich nicht einmal leisten kann, ihre Priester der roten Propaganda auszusetzen. Priester, die von der frühesten Kindheit an im römisch-katholischen Dogma aufgewachsen sind.

Warum zeigen diese Priester mehr Interesse an der marxistischen Reform auf sozialem, politischen und ökonomischen Gebiet, als daran, ihre Religion zu predigen? Kann es sein, daß etwas mit ihrer geistigen Nahrung nicht stimmt?

Ja, dem römischen Katholizismus ist eine Schwäche angeboren, wenn er sich dem kommunistischen Problem nähert. Er verfehlt zu erkennen, daß wahres Christentum mit dieser alten Welt nichts gemein hat, sondern sich von ihr getrennt halten muß. Um selbstsüchtiger Vorteile willen schließt die Hierarchie mit dem Cäsar Freundschaft, schloß sie doch auch mit Hitler, Mussolini und Franco Konkordate ab. Sie ist sogar willig, mit dem kommunistischen Rußland zu verhandeln, wenn sie dadurch für sich selbst Vorteile gewinnen kann. Ja, die Hierarchie würde sogar mit dem Teufel verhandeln, wie Papst Pius XI äußerte (Brooklyn Eagle vom 21. Februar 1943).

Jesus aber arbeitete weder mit dem Cäsar noch mit dem Teufel zusammen. Er wurde weder mit Herodes Antipas noch mit Pilatus handelseinig. Er sagte vielmehr offen:

"Mein Königreich ist kein Teil von dieser Welt" (Joh. 18:36 NW). Seine engen Nachfolger hatten ebenfalls nichts mit der Welt zu tun. Sie hielten sich von ihr abgesondert und warnten davor, daß Christen Feinde Gottes würden, wenn sie Freunde der Welt werden. "Ehebrecherinnen! Wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist?" (Jak. 4:4, NW) Sie hoffen und vertrauen nicht auf die Pläne und Versuche des Menschen, sondern auf Gottes Königreich.

Das gleiche trifft heute zu. Ergebene Christen können, ja völlig erleuchtete Christen werden nichts mit dem Kommunismus zu tun haben, noch mit irgendeiner anderen Ideologie dieser Welt. Sie werden sich nicht von den schmeichlerischen Worten des Kommunismus fangen lassen. Sie sehen nämlich deutlich, daß der Kommunismus seine materielle Wohlfahrt tatsächlich auf Kosten der Lauterkeit und Loyalität eines Menschen Gott gegenüber anbietet. Das ist gerade die Versuchung, die der Teufel in der Wüste über Christus Jesus brachte: 'Alle Königreiche dieser Welt und ihre Herrlichkeit, wenn du mit mir zusammenarbeitest!' Matth. 4: 8-10 NW.

Der Wunsch - der Vater des Gedanken

Zum Beispiel sind die römisch-katholischen Geistlichen der Vereinigten Staaten stolz, die bittersten Feinde des Kommunismus zu sein. Bischof Fulton J. Sheen steht hierin an der Spitze. In einem Artikel in der Zeitschrift 'The American Weekly', 9. August 1953 spricht er über 'die Art, wie man einen Kommunisten bekehrt'. Der Kerngedanke war: argumentiere nicht; diskutiere nicht die Verhältnisse in Rußland; hasse den Kommunisten nicht.

Herr Sheen ist sehr stolz über seinen Erfolg, einige Kommunisten bekehrt zu haben, aber wie sieht es denn mit den übrigen Mitgliedern seiner Kirche aus?

'The National Catholic Almanac' (USA) vom Jahre 1953 gibt für Italien 99,7 Prozent der Bevölkerung als katholisch an. Nach der New Yorker 'Times', 21. Mai 1953, 'hat Italien die größte kommunistische Partei der Welt außerhalb des Sowjet-Blocks' und 'würde ein kommunistisches Regime haben', wenn es nicht Hilfe erhalten hätte - durch ihre große Anzahl katholischer Bischöfe wie z. B. Fulton J. Sheen? -

Nein, durch die Hilfe der Milliarden Dollar, die die Vereinigten Staaten nach Italien gebracht hatten.

Aber vielleicht sind die katholischen Bischöfe in Italien nicht so verschlagen, nicht solche klugen Schauspieler wie Herr Sheen. Sollte man annehmen, daß sie noch nicht von Sheens wunderbarer Methode gehört haben? Oder haben sie die Methoden ausprobiert, sie aber als Versager entlarvt?

Trotzdem die katholische Kirche allmählich vor der kommunistischen Drohung in Italien zurückweicht, versichert uns Herr Sheen, durch seinen inneren Wunsch gerührt: "Unweigerlich wird der Tag kommen, und die Lehren Christi und Petri werden wieder in Rußland vorherrschend sein. Rußland wird zum Glauben zurückkehren. Und welche Rolle wird Rußland spielen, nachdem es bekehrt worden ist? Ich bin davon überzeugt, daß Rußland dann zum Apostel an die übrige Welt wird."

Aber Herr Sheen! Waren denn jemals die Lehren Christi in Rußland vorherrschend? Hat denn jene Nation jemals Christus überhaupt als ihr Haupt anerkannt? Rußland wird zum Glauben zurückkehren. Zu welchem Glauben? Zum griechisch-orthodoxen Glauben, der jetzt dort ausgeübt wird? Zum römisch-katholischen Glauben, der so völlig versagt hat, dem Kommunismus in Italien Einhalt zu gebieten? Oder zum Glauben Christi und seiner Apostel?

Und wie soll dies alles vor sich gehen, Herr Sheen? Wirklich, es ist aus ihrem Artikel überhaupt nicht klar ersichtlich, denn sie fahren Fort: "Rußland hat ein Feuer. Sogar der Kommunismus hat das. Die große Schande der Welt ist aber, daß wir die Wahrheit haben, aber keinen solchen Eifer. Die Kommunisten haben Eifer, aber nicht die Wahrheit. Der Kommunismus gleicht einem Feuer, das sich über die Welt verbreitet, und jenes Feuer ist bereits in ihrem Herzen. Unsere westliche Welt ermangelt aber des Feuers. Uns fehlt offensichtlich dieses Feuer! Wo ist das Feuer für unser Vaterland? Wo ist das Feuer der Menschen, das die zurückgebliebenen Funken der Liebe in anderen Menschen anfachen kann? Vielmehr sind wir von der westlichen Welt kalt und träge und apathisch."

Warum hat nun die westliche Welt kein Feuer? Warum ist sie kalt und träge und apathisch? Doch nicht etwa weil sie die Wahrheit hat? Bestimmt nicht, denn der Westen hat ja gar nicht die Wahrheit! Die ewige Wahrheit ist in Gottes Wort zu finden, das die weisen Männer der westlichen Welt verworfen haben (Jer. 8:9). Es fehlt ihnen darum an Feuer, weil sie die Wahrheit nicht besitzen, und insgeheim ahnen sie, daß es so ist.

Wir haben aber noch etwas richtigzustellen, Herr Sheen. Auch das kommunistische Rußland hat kein Feuer. Wenn es Feuer hätte, so brauchte es nicht den Eisernen Vorhang. Keine Säuberungsaktionen wären notwendig. Wenn es Feuer hätte, könnte es seinem Volke Freiheit der Religionsausübung, der Rede, des Versammelns und der Presse gewähren. Warum schleichen die pure Furcht und der unbarmherzige Schrecken durch jedes kommunistische Land? Weil sein Volk Freiheit hat?

Nein, vielmehr weil die kommunistische Hierarchie an der Spitze weiß, daß es seinem Volke nicht trauen kann, weil sie weiß, daß die Mehrheit keine Sympathie für ihre totalitäre Herrschaft hat.

O ja, einige Intellektuelle und verführte Liberale in westlichen Ländern mögen aus Mangel an Erkenntnis oder fehlender Logik Eifer für den Kommunismus bekunden und so blindlings die tödliche Arznei des diktatorischen Kommunismus für die Krankheit der Demokratie verschreiben; das Gebräu eines Zauberdoktors für einen todkranken Patienten, der bereit ist, von der Bratpfanne in das Feuer zu springen; er verfehlt zu bemerken, daß des Menschen einzige Abhilfe nicht die Demokratie, nicht der Kommunismus, sondern das Königreich Gottes ist, für das alle Christen seit neunzehnhundert Jahren gebetet haben. - Matth. 6:10.

Der Kommunismus gedeiht, wo Menschen im Elend, in Unkenntnis sind und in Armut leben. Deshalb gewann er in Rußland und in China, und deshalb bedroht er Italien und wächst er in Indien. Der Kommunismus gedeiht dort, wo die Menschen derart im Elend stecken, daß sie ihre Freiheit des Sinnes und Geistes für einen vollen Magen einhandeln.

Die Schwäche der westlichen Welt besteht in der Hauptsache nicht in ihrer Unfähigkeit, beredsam zu sein, sondern einfach darin, keine Ursache für Beredsamkeit zu haben. Wie können ihre Völker zum Reden gebracht werden? Was haben sie, worüber sie reden könnten? Über die altmodischen religiösen Überlieferungen und die blutrote Geschichte des Mittelalters? Über die politische Verderbtheit mit ihrem Geldschwindel?

Aber es gibt ein Volk, das Feuer hat, das beredsam ist, Vertrauen und Redefreiheit besitzt … Dieses Volk ist die Neue-Welt-Gesellschaft, deren kürzlich abgehaltener Kongreß im Yankee-Stadion die Welt aufhorchen und Kenntnis von ihm nehmen ließ. Aber bei all ihrem Feuer maßen sie sich nicht an, die Bekehrung des Kommunismus prophezeien zu können: "Kann ein Mohr seine Haut wandeln, ein Pardel seine Flecken?" - Jer. 13:23.

Nein Christus Jesus sandte seine Nachfolger nicht aus, um die Welt einschließlich des Kommunismus zu bekehren, sondern um Zeugnis zu geben, den Menschen guten Willens. Trost zu bringen und seines Vaters Namen zu ehren, wie er es tat.

Zu Gottes bestimmter Zeit wird er dem Kommunismus und allen anderen Ideologien ein Ende bereiten, weil sie verfehlen, die Herrschaft seines gesalbten Sohnes, Christus Jesu, anzuerkennen (Ps. 2:12).

Wie immer man auch zu den vorstehenden Ausführungen inhaltlich stehen mag. Eines dürfte doch wohl klar sein. Ziel der zeitgenössischen Kirchenpolitik in den kommunistisch beherrschten Ländern war es, die Religion (gleich welcher Coleur) möglichst auf den Status einer reinen Kultkirche zurückzudrängen. Gegen "Halleluja-Gesänge" hatten die Kommunisten wohl nichts einzuwenden. Gegen Aussagen mit politischer Orientierung indes sehr wohl, einiges.

Wie muss man in dieser Sicht die vorstehenden WTG-Ausführungen bewerten? Doch wohl auch so, dass sie in den aktuellen zeitgenössischen politischen Tagesfragen eine Meinung hatte und diese auch artikulierte. Aus der Sicht der zeitgenössischen kommunistischen Kirchenpolitiker stellte sie sich mit dieser ihrer Meinung auf die Seite der erklärten Gegner des kommunistischen Systems. Eine solche Gegnerschaft kann man sehr wohl sachlich begründen. Nur wenn man sich klar auf die Seite der Gegner des kommunistischen Systems stellt und dies, wie vorstehend lesbar, auch deutlich zum Ausdruck bringt. Kann man sich dann noch als "neutral" bezeichnen, wie es die WTG versuchte? Wohl kaum. Diese vorgebliche "Neutralität" (die in der Praxis nicht gegeben war) stellte aus kommunistischer Sicht eine noch weit hinterhältigere Angriffsform gegen ihr System dar; als wie bei jenen Gegnern des Kommunismus, die auf die Tarnfarbe "Neutralität" verzichteten. Entsprechend reagierten sie dann auch.

1954er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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