Dreißigster August 1950

Bereits am 8. August 1950 meldete "Erwachet!" In seiner Rubrik "Wir beobachten die Welt" über die Zeugen Jehovas in Ostdeutschland:

"Die kommunistische Einheitspartei nahm öffentlich gegen die Bewegung der 'ernsten Bibelforscher' Stellung, indem sie dem Ostzonen-Justizminister die Forderung zuleitete, alle Mitglieder dieser 'von Amerika inspirierten' Organisation unter Hochverratsanklage zu stellen. Als Begründung wird behauptet, es sei wohlbekannt, dass die Hintermänner der ernsten Bibelforscher sich in Amerika befinden, und diese bestimmten, 'der amerikanische Imperialismus und die kolonialen Ausbeutungsziele in demokratischen Ländern Europas zu fördern.'- 'Exchange' - Meldung aus Berlin vom 26. Nov. 1949."

Die eben zitierte Meldung nimmt noch auf das Jahr 1949 Bezug. Individuelle Aktionen gegen die Zeugen Jehovas sind zu registrieren, aber noch kein gesamtstaatlicher Bezug. In die Rubrik individuelle Aktionen ist auch noch die nachfolgende Meldung einzuordnen:

"In Ostdeutschland haben die Kommunisten gegen Jehovas Zeugen Verfolgungen eingeleitet, als ob sie zu Ende führen wollten, was Hitler anfing. Nach Meldungen des 'Religious News Service' durchstöberte die 'Volkspolizei' in Potsdam die Wohnungen von Zeugen Jehovas und beschlagnahmte ihre biblische Literatur. Im russischen Sektor von Berlin wurden diesen Christen Versammlungsräume verweigert. Eine andere Meldung besagt, dass am 9. November 1949 eine Anzahl Zeugen Jehovas wegen 'Widerstand gegen die Staatsgewalt' in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert wurden. In der Stockholmer Zeitung 'Svenska Dagbladet' wird geschildert, wie Raufbolde in der Stadt Senftenberg (Brandenburg) eine Versammlung der Zeugen Jehovas zu sprengen suchten. Sie warfen Steine und gossen Salzsäure in die Hausgänge, so dass viele Versammlungsteilnehmer durch die beißenden Dämpfe Schädigungen an den Augen davontrugen." ("Erwachet!" 8. 7. 1950 S. 7).

Der Gesamtstaatliche Bezug, sollte aber erst einige Zeit später hergestellt werden.

Am 30. 8. 1950 war es dann soweit. Der "Wachtturm" vermeldet (1950 S. 336)

"Gemäß einer Meldung in der New York Times vom 31. August wurden am 30. August in Magdeburg, Sowjetzone, 60 Zeugen Jehovas verhaftet und eingesperrt. Der Bericht sagt, dass während vergangener Monate die Zeugen 'zu Dutzenden gefangengenommen, ihre Versammlungen gesprengt und verschiedene Personen unter ihnen von der Polizei schwer geschlagen worden seien unter der Begründung, sie bedrohten den Frieden. Beständig sind in der Kommunistenpresse Anklagen wieder sie erhoben worden, dass sie Spione und Saboteure im Solde der 'Imperialisten' seien.

Dann, am 5. September, brachte die New York Daily News eine Meldung von der United Press, datiert vom 4. September, die besagte: 'Die ostdeutsche Kommunistenregierung verbot Jehovas Zeugen in der Sowjetzone heute unter der Beschuldigung, ihre Mitglieder, deren Zahl auf 25 000 geschätzt werde, trieben 'Spionage für eine fremde imperialistische Macht' … Dies war die erste formelle Aktion gegen die Organisation durch die Kommunistenregierung, obwohl sie in den vergangenen Wochen einen Propagandafeldzug wider Jehovas Zeugen durchgeführt und ein kleines Heer von Männern und Frauen dazu bestimmt hat, die Mitglieder Tag und Nacht zu beobachten.' Die New York Times berichtete ebenfalls über diese Sache und fügte bei: 'Gestern wurde aus zuverlässigen Quellen aus dem Osten bestätigt, die Führer der Gruppe hätten bestätigt, dass 500 Mitglieder letzten Mittwoch durch eine Geheimpolizei-Razzia im Hauptbüro Magdeburg festgenommen worden seien.'

Am 6. September veröffentlichte die New York Times folgende Reuter-Meldung vom 5. September: 'Die ostdeutsche Sicherheitspolizei hat in den vierundzwanzig Stunden seitdem die ostdeutsche Regierung die Sekte verboten hat, 1000 Zeugen Jehovas ins Gefängnis geworfen, so erklärte heute ein Wortführer der Zeugen.'"

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1950er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte