Der vorangegangene Jahrgang   1941

Vor (mehr als) 50 Jahren

Was 1942 Wahrheit war
Zäsur

Das Jahr 1942 begann mit einer Zäsur. Am 8. 1. 1942 endete die Lebensspanne von J. F. Rutherford. Schon wenige Tage später saß sein Nachfolger fest im Sattel. Der Englische „Wachtower" notierte schon unmittelbar darauf:

„Am Nachmittag des 13. Januar 1942 kamen alle Mitglieder der zwei Ausschüsse im Gesellschaftsraum des Bethelheimes in Brooklyn zusammen. Nathan H. Knorr, der anlässlich der letzten allgemeinen Wahl in Pittsburgh zum Vizepräsidenten gewählt worden war, hatte einige Tage vorher die Glieder der Ausschüsse gebeten, Gott unter Gebet und Überlegung ernstlich um Weisheit anzuflehen, damit sie richtig geleitet werden möchten; und dies hatten sie getan. Die gemeinsame Versammlung wurde mit Gebet eröffnet, wobei man besonders bat, Jehova Gott möge Weisheit geben in der Wahl von Dienern nach seinem Willen, die ihn in der gesetzlich vorgeschriebenen Weise in den Organisationen vertreten sollten. Nach gebührender, sorgfältiger Erwägung wurden folgende Brüder zu ihren bezüglichen Stellungen ernannt und einstimmig gewählt: Nathan H. Knorr als Präsident und Hayden C. Covington als Vizepräsident der zwei Körperschaften. Später am selben Tag wurden anlässlich einer Zusammenkunft der Bethelfamilie in Brooklyn die Ergebnisse der Wahl vom Sekretär des Direktionsausschusses bekanntgegeben, und dies löste Begeisterung aus." (Vgl. auch den deutschen WT vom 1. 1. 56 S. 10). Eine Frage drängt sich anlässlich dieses Berichtes nur noch auf. Wer hat eigentlich, von wem abgekupfert? Die Zeugen Jehovas von den „überwältigenden" „Wahl"ergebnissen der Nazis. Oder die DDR von den Nazis? Oder, oder???

Lief die Inthronisation von Knorr auch glatt über die Bühne und handelte man dort nach dem Grundsatz „Der König ist tot - hoch lebe sein Nachfolger"; so sah die säkulare Presse das erst einmal etwas anders. Die interessierte sich nicht so vorschnell für den Nachfolger. Die fragte erst einmal, was gibt es über Rutherford noch zu sagen?

Den Anfang machte die in Bern erscheinende Tageszeitung „Die Nation", die bereits am 12. 2. 1942 einen Bericht über Rutherford brachte. Dieser war nun so garnicht nach dem Geschmack der Zeugen Jehovas und so bestanden sie postwendend auf eine „Richtigstellung". Auch die ist interessant. „Die Nation" (Nr. 11/1942 S. 4) schreibt dazu:

„In unserer Ausgabe vom 12. Februar erschien ein Artikel über den verstorbenen Führer der 'Ernsten Bibelforscher' Richter J. F. Rutherford. Die 'Vereinigung Jehovas Zeugen der Schweiz' bittet uns dazu folgende Entgegnung zu publizieren: Es ist nicht richtig, dass Jehovas Zeugen in der ganzen Welt riesige Geldsammlungen für ein Regierungsgebäude in San Diego veranstaltet haben. Jener 'Palast' in dem Richter Rutherford einen   'fürstlichen Lebensabend' genossen haben soll ist in Wirklichkeit ein in spanisch-kalifornischem Stil  erbautes geräumiges Haus, dass noch von einer Familie mit Kindern bewohnt wird. Nirgendwo wurde dafür Geld gesammelt. Ein paar Freunde wollten es J. F. Rutherford schenken, der es jedoch nicht für sich annahm, sondern im Grundbuch als Eigentum der Watch Tower Bible Society eintragen ließ, zur Benutzung Seitens des jeweiligen Präsidenten der Gesellschaft und seiner Mitarbeiter für ihren Dienst bestimmt.

Im Grundbuch wurde als Name des Hauses 'Beth-Sarim', d. h. 'Haus der Fürsten' registriert und wie J. F. Rutherford im Buche 'Die Rettung', Seite 326 schreibt, wurde damit bezweckt, einen greifbaren Beweis zu schaffen, dass es heute Menschen auf Erden gibt, die völlig an Gott, an Christus Jesus und an sein Königreich glauben und auch glauben, dass der Herr die treuen Männer alter Zeiten bald auferwecken wird.

Seinen juristischen Titel hat er sich nicht angemaßt, sondern trug ihn mit Recht. Er fungierte jahrzehntelang als Anwalt, eine kürzere Zeit als Richter, und dieses Amt hätte er bis an sein Lebensende ausüben können, wenn er sich nicht freiwillig einer höheren Aufgabe gewidmet hätte. Bis zuletzt war er Mitglied der Anwaltskammer von New York und plädierte noch im vorigen Jahr persönlich vor dem United States Supeme Court, dem höchsten Gericht seines Landes."

Offensichtlich legte Rutherford sehr viel Wert auf seine juristischen Titel. So ließ er sich denn von seiner Anhängerschaft in nahezu schon penetranter Weise als

„Richter" ansprechen. War er aber ein wirklicher Richter im klassischem Sinne? Man wird diese Frage verneinen müssen und ihm eher das Prädikat Aushilfsrichter zuerkennen können. Hätte Rutherford, der offenbar sehr Titel-versessen war, sich in der Öffentlichkeit ständig als „Rechtsanwalt J. F. Rutherford" vorstellen lassen, so gäbe es dagegen sicherlich keine Einwände. Aber er wollte offenbar immer als auf einer höheren Stufe stehend, dargestellt werden. Da ging es dann schon eher in die Richtung Hochstapelei. Symptom dafür ist auch das gespreizte Dementi, dass man mal in der Zeitschrift „Trost" zur Richterfrage lesen konnte. Offensichtlich glaubte man dazu einer eidesstaatlichen Erklärung zu bedürfen. Liest man sie unvoreingenommen, kann man daraus klar entnehmen, dass Rutherford die Sprosse eines Hilfsrichters nie überschritten hatte.

„Staat New York, Kreis Kings

Ich, Edwin Keller, wohnhaft in Brooklyn, New York, erkläre unter Eid, dass ich die Gerichtsakten eingesehen habe, die im Kreisappellationsgericht der Vereinigten Staaten für den zweiten Kreis im Staate New York deponiert sind und ich entnehme diesen Akten folgendes:

Herr Sparks, Staatsanwalt, verhörte vor Gericht Josef F. Rutherford. Er stellte ihm gewisse Fragen, auf welche die nachstehenden Antworten gegeben wurden. Besagte Fragen und Antworten erschienen im Gerichtsprotokoll wie folgt:

Frage: Sind Sie praktizierender Anwalt?

Antwort: Ich praktiziere nahezu 15 Jahre als Anwalt in Missouri. Frage: Haben sie in Missouri ein richterliches Amt innegehabt? Antwort: Zeitweise habe ich als Richter des Kreisgerichtes amtiert unter einem besonderen Gesetz in Missouri, wonach Glieder der Anwaltskammer als Richter gewählt werden, um für besondere Fälle während bestimmter Gerichtsperioden als Richter zu amtieren. Nur in dieser Eigenschaft habe ich als Richter gedient. Frage: Sind Sie auch Mitglied der New Yorker Anwaltskammer? Antwort: Ja, mein Herr, ich wurde Mitglied der New Yorker Anwaltskammer im Jahre 1910.

Ich erkläre unter Eid, dass ich das Obenstehende aus dem amtlichen Gerichtsprotokoll abgeschrieben habe und dass dieses eine genaue und wahrheitsgetreue Abschrift ist.

gez. Edwin Keller

Vor mir unterschrieben und eidlich ausgesagt an diesem 12. Tag des Novembers 1936.

gez. Charles E. Wagner. Öffentlicher Notar." („Trost" 1. 3. 1942 Nr. 467 S. 13). Jener inkriminierte Artikel über Rutherford aus „Die Nation", wurde dann noch von einigen anderen Publikatsorganen nachgedruckt. Über Umwege schließlich auch von der sozialdemokratischen Zeitung „Berner Tagwacht" am 6. 8. 1942. Über die „Berner Tagwacht" brauchten sich die Zeugen Jehovas eigentlich nicht zu beschweren. Letztere hatte in ihrer Publizistik beispielsweise viel zur Demaskierung des Boris Toedtli, einem erbitterten Gegner der Zeugen Jehovas beigetragen. Aber richtig „dankbar" für diese Schützenhilfe waren sie indes nicht. Auch ist es bezeichnend, dass die „Berner Tagwacht" ihrem Nachdruck des

„Nation"-Artikels noch ein eigenes redaktionelles Vorwort voranstellte. Darin wurde unter anderem ausgeführt:

„Man würde aber der Geschichte der Sektenbewegung nicht gerecht werden, wenn man den Bibelforschern nicht ungewöhnliche Hingabe, Aufopferung und Begeisterung für ihre Mission, oder wie sie es nennen, für ihre neue Bibelauslegung zubilligen würde. Wir kennen durch und durch saubere Anhänger, die bei magerem Verdienst freudig große Opfer bringen und im persönlichen Leben die hilfsbereitesten Helfer sind. Bibelforscher haben bei Verfolgungen und Unterdrückungen beispielgebende Standhaftigkeit bewiesen, sich weder von Drohungen, Gefängnisstrafen, Schlägen, noch selbst Todesgefahren einschüchtern lassen. Sie sind auch keineswegs muckerisch, haben ihrer Lehre im letzten Jahrzehnt einen sozialen Inhalt gegeben, der ihnen nicht zuletzt seriöse Elemente aus den ärmeren Volksklassen zuführte. Sie waren in neuer Zeit wohl die am stärksten angefeindete Sekte, nicht zuletzt auch von Seiten der katholischen Kirche, die das Eindringen der Bibelforscher in die katholischen Kantone gerade um des, man möchte sagen, des Glaubenseifers und des christlichsozialen Inhalts der Lehre wegen scharf verfolgte."

In einem Punkt irrte allerdings die „Berner Tagwacht" bei ihrer Einschätzung. Der von ihr apostrophierte „christlichsoziale Inhalt" ist letztendlich als Konkurrenz, nicht jedoch als „Unterstützung" der Sozialdemokratie ausgelegt. Das ist dieser

Stellungnahme offenbar entgangen und hätte es verdient, auch gebührend gewürdigt zu werden.

Circa 1942 erschien erstmals das Buch „Die neue Welt". Zusammen mit den Büchern „Die Wahrheit wird euch frei machen" und „Gott bleibt wahrhaftig" wurde es in Brooklyn in Deutsch gedruckt und nach 1945 bei sich bietender Gelegenheit nach Deutschland verschifft. Sämtliche Zeugen Jehovas Versammlungen in Deutschland, wurden nach 1945 als „Erstausstattung" mit diesen Büchern bestückt. Während „Die Wahrheit wird euch frei machen" und „Gott bleibt wahrhaftig" schon der Knorr-Ära zuzuordnen ist, trifft dies für „Die neue Welt" noch nicht zu. In ihrem Impressum wird noch vermerkt, dass es von den Herausgebern der Bücher: „Kinder, Feinde, Prophezeiung, Reichtum, Regierung" usw. stamme. Alles eindeutige Rutherford-Titel. Prangte auf den zitierten Buchtiteln auch der Name Rutherford, so trat nun bei „Die neue Welt" schon eine Änderung dergestalt ein, dass kein Verfassername mehr genannt wurde.

Ein „Schmankerl" dieses Buches ist die relativ plumpe Verteidigung der Rutherford'schen Fürstenvilla „Beth Sarim". Zu diesem Aspekt wird darin ausgeführt:
„Demzufolge können jene treuen Menschen der alten Zeit jetzt irgendwann zurück erwartet werden. Die Heilige Schrift gibt guten Grund zu dem Glauben, dass dies kurz vor dem Ausbruch Harmagedons geschehen werde.

In dieser Erwartung ist im Jahre 1930 in San Diego, Kalifornien, ein Haus gebaut worden, über welches die religiösen Feinde in der breiten Öffentlichkeit böswillig vieles geredet haben. Es trägt den Namen 'Beth-Sarim', was 'Haus der Fürsten' bedeutet. Zur Zeit wird es als Wohnstätte für die zurückkehrenen Fürsten verwaltet.

Die jüngsten Geschehnisse zeigen, dass die Religionisten der gegenwärtigen, dem Untergang geweihten Welt wegen des Zeugnisses, dass durch dieses 'Haus der Fürsten' für die Welt gegeben wird, mit den 'Zähnen knirschen.' Diese Religionisten und ihre Bundesgenossen wird es nicht freuen, dass jene treuen Menschen der alten Zeit zurückkehren, um nach Recht und Gerechtigkeit über das Volk zu herrschen. Den Menschen 'guten Willens' aber, von denen die Engel gesungen haben, wird dies ein Anlass zu grenzenlosem Jubel sein, und sie werden sich um jene fürstlichen Vertreter des Reiches der Himmel scharen" (S. 104).

„Diese von Gott eingesetzten 'Fürsten' werden das auf Erden übernehmen, was die nazifaschistischen totalitären Diktatoren in verzweifeltem Ringen an sich zu reißen suchten" (S. 130).

Ein weiteres Charakteristikum jenes Buches ist die bei den Zeugen Jehovas beliebte Bibelauslegung über einen Nord- und Südkönig. Letztere hat dann im laufe der Zeit noch einige Abwandlungen erfahren. Aus der Sicht der Zeugen Jehovas des Jahres 1942 stellte sie sich wie folgt dar:

„Können wir bestimmt wissen, dass die Welt ihrem endgültigen Ende nahe ist, wie es Jehovas Zeugen so zuversichtlich erklären? Man beachte ferner die Prophezeiung:
'Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen (ihn stoßen - engl. B.), und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen und überfluten' (Daniel 11:40).

Der demokratische, liberale 'König des Südens' folgte einer erniedrigenden Besänftigungspolitik gegenüber den Forderungen und Angriffen des 'Nordkönigs', gebot jedoch im August 1939 Halt.

Beim nächsten Gewaltakt seines Rivalen ergriff er am 3. September 1939 Maßnahmen gegen ihn. Die Welt weiß heute, was darauf folgte. Ein Blitzkrieg durch den 'König des Nordens', schauerliche, nervenerschütternde Bombenangriffe aus der Luft, mechanisierter Bewegungskrieg, dass trojanische Pferd: die 'Fünfte Kolonne', Überfallschiffe, Piraten-Unterseeboote, meuchlerische Überfälle ohne Kriegserklärung, teuflisch geschickte Zusammenarbeit aller mitwirkenden Teile gleich dem 'Anstürmen mit Wagen und Reitern und vielen Schiffen.'

Polen zerfällt in achtzehn Tagen; Norwegen, Dänemark, Luxemburg erliegen über Nacht; die Dämme Hollands erweisen sich als unzulänglich, die Republik Frankreich geht unter und ein untertäniger Religionist wird zum Staats-Chef erklärt, dies bedeute die Morgendämmerung eines neuen Tages für Frankreich und die ganze Welt - jawohl, worin die Demokratie untergegangen und verschwunden wäre!

In noch mehr Länder wird eingedrungen, noch weitere werden überflutet: Russland, das schwache Griechenland, Jugoslawien, Indochina, Thailand, Ostindien, Singapur, Rangun, Pearl Harbour und die Manilabucht; die weitere Geschichte davon ist bekannt" (S. 339, 340).

„Man beachte, dass 'der König des Südens' vom vierzigsten Verse an aus der Prophezeiung ausscheidet. Dies ist ein schlechtes Zeichen. Dies und andere Schriftstellen deuten darauf hin, dass vor dem endgültigen Ende alle Nationen totalitär werden und die Interessen des 'Nord'- und 'Südkönigs' - unter Religion als Bindeglied - eins werden. Es bedeutet einen Weltbund, und schon zeigen kundgegebene Worte und Zeichen an, dass dies an der Weltfriedenskonferenz stattfinden wird, für die sich das Haupt des Vatikans herausputzt" (S. 344).

„Die erstaunliche Prophezeiung, die vor langem über den 'König des Nordens' und den 'König des Südens' ausgesprochen worden ist, erfüllt sich jetzt, ja steht vor ihrer Enderfüllung, was beweist, dass wir dem endgültigen Ende dieser alten Welt der Bosheit nahe sind" (S. 347)

Zu jenem Buch "Die Neue Welt" gab es (in Englisch) noch eine Art "Werbebroschüre" unter dem Titel: "Frieden. Kann er von Dauer sein" die 1942 erschien. Ihr Schlusssatz vermerkt:
"Genauere Informationen über die Segnungen … unter Gottes Königreich sind in dem neuen Buch zu finden, das auf diesem Kongress zum erstenmal freigegeben wird und den Titel trägt: 'Die Neue Welt'".

Den meisten europäischen Staaten blieb es verwehrt, bedingt durch die Kriegsereignisse, diese "neue Wahrheit" auch zeitlich parallel offeriert zu bekommen. Das genannte Buch konnten sie erst nach 1945 kennenlernen, als seine dort niedergelegten Thesen auch schon wieder "der Schnee von gestern" waren. Immerhin ist dieses Buch wohl als das erste der neuen Knorr-Ära anzusehen.

Mitten im Zweiten Weltkrieg veröffentlicht, dessen Ende zu dem Zeitpunkt noch nicht in Sicht war, übte man sich in Spekulationen darüber, wie es denn nach dem Kriege wohl weiter gehen könne. Der (damalige) Lieblingsfeind der Zeugen Jehovas, bekam auch in der genannten Broschüre reichlich sein "Fett weg"; beispielsweise mit dem Satz:

"Die unleugbaren Tatsachen sprechen eine laute Sprache in dieser Hinsicht, dass das große Hindernis für die Weltherrschaft durch den demokratischen Lebensstil das totalitäre Religionssystem mit seiner Zentrale im Vatikanstaat ist."

Aber wie gesagt, die Broschüre erschien 1942. Und zur eigentlichen Aussage der Broschürenüberschrift enthielt sie auch eine durchaus deutliche Antwort; enthalten beispielsweise in dem Satz:

"Wenn Jehovas Zeugen völlig daran gehindert werden, die Befindlichkeiten von Religionisten und totalitären Staatsmännern zu stören, werden die Herrscher der 'Neuen Ordnung' 'Frieden' ausrufen; 'aber es wird kein Frieden sein', das heißt, keiner mit Jehova Gott und seinem Lamm, dem 'König der Könige'. Gottes Wort warnt: 'Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, wie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen' (1. Thessalonicher 5:3). Noch einmal stellen wir die wichtige Frage:

'Frieden - kann er von Dauer sein?' und Gottes eindeutige Antwort ist Nein! Der von Menschen geschaffene Frieden mit dem 'Segen' der Religion wird sehr kurzlebig sein, und die Könige und politischen Herrscher werden sich nicht lange an ihm erfreuen. Der Bericht sagt, sie 'empfangen Macht als Könige für EINE STUNDE mit dem wilden Tier.' 'Eine Stunde' bedeutet in Gottes Augen eine sehr kurze Zeit; und plötzlich werden diese zehn Hörner und das wilde Tier in die Vernichtung gehen, nicht in Frieden, sondern gewaltsam, in der Schlacht von Harmagedon."

Diese vorgebliche "eine Stunde" hat indes sogar die von den Zeugen Jehovas danach noch lancierten Datenspekulationen für 1975 und 1996 überlebt.

Aus dem Buch "Die Neue Welt" entnommen

Schon vor Drucklegung veraltet. Das wird man wohl zu dem in Deutsch 1946 erschienenen Buch "Die neue Welt" sagen können, dass in der "Trost"-Ausgabe vom 1. 3. 1946 euphorisch angepriesen wird. In Englisch bereits 1942 erschienen, wird es nun auch dem deutschsprachigen Publikum offeriert.
Eine dabei gewählte Zwischenüberschrift lautet: "Keine menschliche 'Neuordnung!'"
Das also glaubt man der Welt nach 1945, im Angesicht der Trümmerberge, verkünden zu sollen.
Trümmerberge, zwar nicht in den USA, wo jenes Buch geschrieben, aber eben in Europa und Deutschland im besonderen auch. Die Destruktivität solcher Thesen ist offensichtlich.
Noch immer dem Rutherford'schen Gedankengut verhaftet findet man darin auch solche Thesen wie:

"Religion ist alles das, was gegen das Tun des Willens Gottes ist".
Ein besonderes "Schmankerl" stellt auch die These auf Seite 104 dar:
"Demzufolge können irgendwann jene treuen Menschen der alten Zeit jetzt irgendwann zurückerwartet werden. Die Heilige Schrift gibt guten Grund zu dem Glauben, dass dies kurz vor dem Ausbruch Harmagedons geschehen werde.
In dieser Erwartung ist im Jahre 1930 in San Diego, Kalifornien, ein Haus gebaut worden, über welches die religiösen Feinde in der breiten Öffentlichkeit böswillig vieles geredet haben. Es trägt den Namen 'Beth-Sarim', was 'Haus der Fürsten' bedeutet. Zur Zeit wird es als Wohnstätte für die zurückkehrenden Fürsten verwaltet."

Allerdings hielt "Trost" es nicht für nötig, jenen Passus auch zu erwähnen. Zu handgreiflich kommt da doch die zweckbestimmte religiöse Einfalt, ein generelles Charakteristikum in der Frühzeit dieser Religionsorganisation, zum Ausdruck.

"Diese von Gott eingesetzten 'Fürsten' werden das auf Erden übernehmen, was die nazifaschistischen Diktatoren in verzweifeltem Ringen an sich zu reißen suchten", glauben die Narren ihrem Narrenpublikum weiter verkünden zu können.

Weinerlich meint man, unter Hinweis auf das Bibelbuch Hiob Kritik an diesem Narrenverein zurückweisen zu sollen.
Das erinnert dann doch wieder an George Orwells "Farm der Tiere", wo auch vollmundige Thesen plakatiert wurden, die dann allerdings später "ergänzt" wurden. Jene "Ergänzungen" desavouierten zwar die Kernaussage, aber formal blieb die ja bestehen.

Oder wenn Orwell berichtet, wie in seiner "Farm der Tiere" derjenige der mittels Installierung einer Windmühle das Leben leichter machen wollte, als "Verräter" an den hehren Grundsätzen verjagt wurde. Die Usurpatoren indes nacher seine Planung wieder aufnahmen, um sie als die "eigene" jetzt zu verkaufen.

Die gesamte WTG-Religion ist auf allen Ebenen ein einziger Abklatsch dessen, was Orwell schon mal mit seinen Parabeln plastisch beschrieben hatte!

Peace and Security

"Alles dreht sich um die Zeugen Jehovas"

Die Thesen des Buches "Die neue Welt" kursierten zeitgenössisch auch schon in der auch als Übersetzung aus dem Englischen im deutschen Zeugen Jehovas-Untergrund nachweisbaren "Watchtower"-Ausgabe vom 1. 4. 1942. In Auslegung des Bibelbuches "Micha" und in einem "Peace and Security" überschriebenen Unterabschnitt, entwickelt der "Watchtower" seine von Sendungsbewusstsein triefende "Philosophie". Wie zu jener Zeit bei den Zeugen Jehovas üblich, wieder gekoppelt mit masssiven Breitseiten gegen das Papsttum. Man meint zu wissen:

"Auf diese verzweifelte und letzte Anstrengung der dämonenbeherrschten Mächte, Jehovas treue Zeugen und ihre ergebenen Gefährten auszurotten, wird sich Jehova aufmachen zur Beute. Und er wird seinen Zorn, ja die Glut seines Grimmes als todbringendes Schelten über die Nationen ausgiessen, die Gott vergessen haben, und der ganze sichtbare, irdische Teil der Organisation Satans wird durch das Feuer seines Eifers verzehrt und gegen Gott und seine Zeugen Krieg geführt haben, werden dann, in Harmagedon, für immer aus dem Dasein verschwinden.

Dies beweist, dass der eigentliche Zweck, warum die Dämonen die ganze Welt in ein bewaffnetes Heerlager umwandeln, der ist, die Nationen gegen Gott aufmarschieren zu lassen und so ihre Vernichtung in der "Schlacht jenes grossen Tages Gottes des Allmächtigen" herbeizuführen."

Die darin verpackte Atacke gegen die katholische Kirche äußert sich auch in solchen Wendungen wie:

"Dann beantragt jenes hohe Religionshaupt im Vatikan in seiner Rede vom 24. Dezember 1941 eine "neue Ordnung" und betet dafür, eine Ordnung ohne "totalen Krieg" oder ohne ein wahnsinniges Rüsten der Nationen. Tatsächlich aber betet und wirkt er für eine katholisch-gemachte Welt, die von einer starken Totalherrschaft gestützt und von ihm selbst und seiner Hierarchie als der geistlichen Obermacht beaufsichtigt würde. Zu diesem Zwecke bedient er sich nun der totalitären "nordköniglichen" katholischen Machthaber als das "Schwert der Kirche", um die "südköniglichen und nicht-katholischen Nationen auszuscheiden und auch die Zeugen Gottes des Herrn zu vernichten, welche die theokratische Regierung Zions, der Hauptorganisation Jehovas, ankündigen. Und damit die politischen Herrscher der "südköniglichen Nationen in die Falle gehen, erklärt die Hierarchie wiederholt öffentlich, dass kein dauernder Friede in Gerechtigkeit möglich sei, ausgenommen der Friede durch den gegenwärtigen Papst.

Der totale Krieg, der nun auf Erden wütet, treibt alle Nationen der "Christenheit" in die Totalherrschaft hinein, ob ihnen dies nun genehm sei oder nicht."

Etwas in die (damalige) Zukunft schauend meint man auch noch zu wissen:

Auf der Friedenskonferenz, die schließlich kommen muss, werden die politischen Staatsmänner und Persönlichkeiten des Militärs mit denen der Religion zusammen niedersitzen und einen Frieden unter sich zugunsten ihrer weiteren Herrschaft über die Erde unter dem "Gott dieser Welt" vereinbaren. Dabei werden die Religionshierarchie und die mit ihr verbundene Geistlichkeit einander und ihren politischen und kommerziellen Bundesgenossen sowie dem durch Krieg ruinierten Volke "Friede und Sicherheit!" zurufen. (1. Thess. 5:3) Dann wird ihnen Jehova von seinem Throne im Norden und Christus Jesus, sein König im Osten oder Sonnenaufgang, eine Vorläufer-Zurchtweisung senden, die sie erschrecken und wütend machen wird: "Aber Gerüchte von Osten und von Norden her werden ihn, den Willkürzusammenschluss, welcher einen Frieden ohne die Theokratie vorschlägt, erschrecken; und er wird ausziehen in grossem Grimme, um viele zu vernichten und zu vertilgen."

Dazu ist nur eines festzustellen. Das tatsächliche politische Geschehen, hat diese Theorien nicht bestätigt.

Otto Karrer

Im Jahre 1942 erschien in Luzern (Schweiz) das Buch des katholischen Verfassers Otto Karrer "Über moderne Sekten". Insofern darin auch die Zeugen Jehovas angesprochen werden, gilt es festzuhalten, dass Karrer auf der antisemitischen Linie von Jonak liegt und ihn diesbezüglich kopiert. Eigenständig ist Karrer diesbezüglich jedenfalls nicht. Unbeschadet dieser kritisch zu bewertenden Aspekte sind dennoch seine nachfolgenden Einschätzungen nicht uninteressant:

"Wenn man sehen muss, mit welchen Mitteln gewisse Sekten, die sogenannten Ernsten Bibelforscher in erster Linie, dass angreifen und in den Schmutz ziehen, was anderen heilig ist - wenn man sieht, wie gar manche von Schlagworten Schaden leiden, wenn ihnen nicht eine geistige Orientierung zu Hilfe kommt - wenn man bedenkt, dass hier wie auf andern Lebensgebieten die Schamlosigkeit in einer Stunde mehr zerstören kann, als verantwortungsbewusste Erzieher und Helfer in Jahren aufgebaut haben: dann gibt es eine leidige Pflicht der Abwehr" (S. 7).

"Die Bibelforscher sagen gegenüber dem Hinweis auf ihre erwiesenen Irrtümer und falschen Prophezeiungen, jedermann könne sich täuschen; der Kern der Sache bleibe doch wahr. Aber hier ist es so, dass gerade die Hauptsache des Systems Phantasie und Wahn ist" (S. 19).

"In früheren Jahrhunderten hatte der adventistische Traum durchaus religiöse Färbung, in der Neuzeit nimmt er, entsprechend der weltlichen Zeitrechnung, überwiegend profane Formen an. Das soziale künftige Paradies oder das politische tausendjährige Reich sind dafür bezeichnend. Auch das Goldene Zeitalter der Ernsten Bibelforscher hat ausgesprochen irdisch-politischen Charakter. Ihre Verheißung appelliert an den Instinkt der Gedrückten, ist eine Art Mystik der Verbitterten." (S. 20).