Interne Spannungen

Der von Rutherford in den dreißigen Jahren durchgesetzte rigide Kurs, bei dem er hauptsächlich sich bemühte, die Jugend zu instrumentalisieren. Dergestalt, dass Jünglinge, neben ergrauten "Ältesten" mit Machtpositionen bekleidet wurden, als "Erntewerksvorsteher", und dabei so "ganz nebenbei", den "Ältesten" etliche Machtbefugnisse wegnahmen. Jenem Kurs ist es zuzuschreiben, dass die Organisation der Bibelforscher/Zeugen Jehovas, trotz aller Expansionsanstrengungen, in den Dreißiger Jahren faktisch dennoch stagnierte.

Ein Dokument für jene Sachlage ist auch die nachfolgende zeitgenössische Polemik ("Wachtturm" 1937 S. 303):

"Wer Gott geweiht zu sein erklärt, dabei aber behauptet, die 'obrigkeitlichen Gewalten' (Römer 13:1) bedeuten die Herrschermächte dieser Welt; betrügt sich selbst und auch andere. Viele der früheren Ältesten der Versammlungen oder Bibel-Klassen bestehen darauf, die vom Apostel in Römer 13 beschriebenen 'höheren Gewalten' bedeuten die herrschenden Mächte dieser Welt. Da diese Ältesten selbstsüchtig sind, sind sie der Offenbarung der Wahrheit Gottes gegenüber blind geworden. 'Gott sendet ihnen eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben" (2. Thess. 2:11). Sie verfehlen auch Jehovas Organisation zu sehen, und darum ermangeln sie die Tatsache zu würdigen, dass das Königreich herbeigekommen ist. Sie sehen Gottes Königreich nicht und lehnen es daher ab, dafür einzustehen. Sie fahren fort, dem Teufel und seiner Organisation gegenüber leise aufzutreten, und werden in die äußere Finsternis geführt."

Jene spannungsgeladene Atmosphäre, kommt auch in der nachfolgenden Polemik des "Wachtturms" zum Ausdruck (1937 S. 52):

"Die Eingebildeten und Nachlässigen der 'Wahlältesten'-Klasse haben bis heute gesagt: Das Gesetz oder die Vorschrift des Herrn, dass seine Zeugen von Haus zu Haus gehen sollen, mag sich wohl auf die gewöhnlichen Glieder des Volkes Gottes beziehen; doch kann diese Gesetzesvorschrift schwerlich die Klasse der 'erwählten Ältesten' oder die 'Hauptältesten' in der Versammlung betreffen. Diese Dünkelhaften bilden sich ein, sie nähmen eine viel zu hohe Stellung ein, um einen nach ihrer Schätzung derart 'niedrigen Dienst' verrichten zu können. Diese 'Wahlältesten' und Eingebildeten suchen Gottes Gesetz abzuschwächen oder es mit Schalldämpfern zu verkündigen, damit sie ja nicht den Eindruck erwecken, sie gingen gar zu hart mit der Geistlichkeit und anderen Religionen um, wie mit den Politikern, die sich der Religion zu selbstsüchtigen Zwecken bedienen.

Wenn das Gesetz Gottes in Konflikt mit dem von Menschen aufgestellten Gesetz des Landes geriet, so haben sich die untreuen vor den menschlichen Herrschern auf der Erde gebeugt und erklärt, diese Herrscher seien 'die obrigkeitlichen Gewalten'; das haben sie als Ausrede für ihre Ablehnung gebraucht, die Botschaft vom Königreich von Haus zu Haus zu verbreiten, so wie Gott geboten hat. Sie haben auch gesucht, ihre hohe und ehrenvolle Stellung unter den Gottgeweihten zu behalten, damit sie sich weiter als die Herren über andere aufspielen könnten und weise und mächtig erscheinen möchten. Statt gegen das Vorgehen der sichtbaren Organisation Gottes gemurrt, daran herumgenörgelt und sich geweigert, dem Gesetze seiner Organisation zu entsprechen."

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1937er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte