Der vorangegangene Jahrgang   1935

Vor (mehr als) 50 Jahren

Was 1936 Wahrheit war

Hinweis:

Die Dateien:

Was sagte Fritz Winkler aus?

Was sagte Erich Frost aus?

Was sagte Konrad Franke aus?

wurden separat abgespeichert. Siehe dazu: Winkler Frost Franke

"Der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan"

Man wird der deutschen Bibelforscherleitung unter Balzereit bescheinigen können, dass, soweit es an ihr lag, sie ihr Möglichstes versuchte, um das Hiterverbot abzumildern, oder im günstigsten Falle seine Aufhebung zu erreichen. Wie man weiß, waren die Verhältnisse nicht so, dass ihr Erfolg beschieden war. "Die Väter aßen saure Trauben und die Kinder bekamen davon stumpfe Zähne" wollte sinngemäß schon ein uralter Bibelspruch wissen (Hesekiel 18:2). Die Bibelforscher waren in Deutschland, aus der Sicht der zeitgenössischen Kirchen, doch "nur" eine religiöse Variante des verhassten Freidenkertums, dass mit Kirchenaustrittsparolen, die Kirchen unangenehm berührt hatte. Man nahm zwar allerhand Kritik in Kauf. Wenn jedoch da jemand auftrat, der auch zum Kirchenaustritt aufforderte - und das taten die Bibelforscher - dann "hörte die Gemütlichkeit auf". Dies war aus Sicht der Kirchen, ihre unverzeihlichste Grundsünde. Über alle theologischen Differenzen, konnte man gegebenenfalls noch jovial hinwegsehen. Wenn es jedoch mittels Kirchenaustrittsparolen ans "Eingemachte" ging, dann wurde man ungemütlich. Dann konnte man sehr schnell etwaige ethische Postulate aus dem Bibelkanon vergessen. Dann hieß die Parole nur noch: "Kampf bis aufs Messer".

In einer Position der inneren Schwäche, suchte man potentielle Bündnispartner. Inzwischen hatte sich das politische Klima in Deutschland dergestalt gewandelt, dass die Zahl derjenigen die da rechten Rattenfängern Gehör schenkten, immer größer wurden. Einem dieser Rattenfänger sollte es doch tatsächlich glücken, nach 1933 die politische Macht in Deutschland an sich zu reißen. Zwar hatte man auch mit ihm und seinesgleichen gewisse Differenzen, aber man glaubte doch, zumindest in der Anfangszeit, ihm eine reelle Chance einräumen zu sollen. Von jenen die als "Deutsche Christen" ganz auf die Linie des Rattenfängers einschwenkten, erst gar nicht zu reden.

Der Rattenfänger war nicht dumm. Er erkannte klar, wo den Kirchen der Schuh drückt. Und so offerierte er ihnen um sich auch bei ihnen beliebt zu machen, schon mal als erstes eine Verfemung des Freidenkertums. Zwar mussten die Kirchen später noch feststellen, dass jenes "Freidenkertum" unter anderem Namen in seiner Gefolgschaft durchaus weiterlebte. Aber man wollte dem Hitler ja, durchaus mal eine Chance geben. Also sah man für's erste über Rosenberg und Konsorten hinweg.

Ach ja, da war ja noch (aus kirchlicher Sicht) eine andere Art Sorte "Freidenker" namens "Bibelforscher". Konnte man die nicht auch gleich mit außer Kurs setzen? Es stellte sich sehr schnell heraus, dass dies keine Problem war. Zumal letztere dem Rattenfänger auch selbst unbequem waren und wurden. Schon in etlichen Ländern, des damals noch föderalistisch gegliederten Deutschland, waren diesbezüglich schon Nägel mit Köpfen gemacht worden. Nur eben noch nicht in Preußen, mit seiner Bundeshauptstadt Berlin. Auch das sollte sich noch ändern. Außenpolitische Rücksichtnahmen, zwangen hier zu einem etwas vorsichtigeren Vorgehen. Aber bald war auch dem Rattenfänger klar, dass diese Rücksichtnahmen nicht länger würden Bestand haben können. Und um seinem Regime eine breitere Basis zu geben, pflegte er in dieser Angelegenheit keine "einsame" Entscheidung zu treffen. Nein, er lud Kirchenvertreter zu Konferenzen diesbezüglich ein, wo man sich gegenseitig bestätigte, dass man mit den verhassten "Bibelforschern" auch nichts am Hut hat. Aber die Etikette sollte schon gewahrt bleiben. Und so überließen es den die Kirchen dem Rattenfänger, auch diesbezüglich vollendete Tatsachen zu schaffen. Man hielt es mit dem "vornehmen Schweigen". Und signalisierte damit dem Rattenfänger: Deine Entscheidung wird von uns nicht angefochten.

Da waren da noch die Opfer selbst. Sie setzten Himmel und Hölle in Bewegung, um das Unheil aufzuhalten und nachdem es eingebrochen war, möglichst wieder abzumildern. Und man konnte sogar Erfolge verbuchen. Dem Rattenfänger gelang es nicht, gleich nach der ersten Besetzung der Magdeburger Zentrale, schon vollendete Tatsachen zu hinterlassen. Nein, er müsste sich sogar wieder zeitweilig zurückziehen. Als er merkte, dass gar die USA-Regierung in diesem Poker mit einbezogen wurde, da wurde auch er immer kompromissbereiter. Er ließ sich sogar das Zugeständnis abtrotzen, die Vermögenswerte der Bibelforscher/Zeugen Jehovas freizugeben und sogar ihrer Transformierung ins Ausland - wenn auch widerwillig - zuzustimmen. Aber damit war nun wirklich das Ende der Fahnenstange erreicht. "Bis hierher und keinen Millimeter" weiter lautete die Endparole.

Nachdem die WTG auf diesem Wege ihr Vermögen gerettet hatte und auch sie erkennen musste, mehr ist nicht drin, da wurden auch ihrerseits alle bisher gepflegten diplomatischen Rücksichtnahmen ad acta gelegt. Saß man doch selbst im fernen Amerika. Pflegte man auch früher schon, den einzelnen nationalen Zweigstellen, keinerlei individuelle Kompetenzen zu bewilligen. Die nationalen Zweigstellen konnten, sollten und mussten zwar alles nach Brooklyn melden. Aber Entscheidungskompetenz hatten und haben sie nicht. Nur der Brooklyner Vatikan bestimmt.

Das mussten auch die deutschen Satrapen erfahren. Ihr Anteil an der Vermögensrettung - schön und gut. Aber das war inzwischen "Schnee von gestern". Wollte die WTG doch nicht bloß das Vermögen retten. Sie wollte eigentlich doch mehr und war mit letzterem kläglich gescheitert. Also war die Veränderung ihrer Politik angesagt. Da traf es sich gut, dass der Nazistaat ihren deutschen Statthaltern auch den Prozess zu machen pflegte. Da konnte man es gut nutzen, dass der Nazistaat jene deutschen Statthalter nunmehr wörtlich als Angeklagte anzureden pflegte. Auch ja, da der Nazistaat nun schon mal diese Vorlage geliefert hatte. Warum sollte man sie nicht gleich auch mit benutzen?! Gesagt - getan. Ein diesbezügliches Dokument ist auch die "Wachtturm-Ausgabe" vom 15. 7. 1936, aus der nachstehend noch zitiert werden soll:

"Kürzlich, als einige, die Stellungen von mehr als gewöhnlicher Wichtigkeit in der Organisation und im Werke der Gesellschaft bekleideten, vor Gericht gebracht und angeklagt wurden, sie hätten versucht, Gottes Werk gegen das Verbot der deutschen Regierung fortzusetzen, da versagten die so Beschuldigten vollständig, dass … Gebot des Herrn zu befolgen. Nicht nur unterließen diese Männer, den Namen Jehovas, sein Königreich und seinen König, Christus Jesus, zu erwähnen, denen zu dienen und zu gehorchen sie sich doch verpflichtet hatten, sondern sie machten vielmehr dem Feinde Zugeständnisse, indem sie erklärten, dass sie nichts getan hätten, um den Gesetzen Deutschlands zuwider die Interessen des Königreiches Gottes zu fördern. Eine Abschrift der Zeugenaussagen im Gerichte, dass in Halle über jene Fälle entschied, enthält die folgenden Anführungen aus dem Gerichtsprotokoll, und da es nicht nötig ist, irgendwelche Namen zu nennen, bezeichnen wir, ebenso wie das Protokoll es tut, die betreffenden Personen als die 'Angeklagten.'

Einer dieser Angeklagten nun gebrauchte in seiner Aussage vor Gericht diese Worte:

'Wir waren bemüht, alles zu vermeiden, was gegen das Verbot war (von Deutschland, welches das Predigen des Evangeliums vom Königreich verbot), weil wir der Überzeugung waren und auch heute noch sind, dass Glaubensfreiheit besteht, dass die Regierung (Deutschlands) nicht beabsichtigt, den einzelnen Christen ihren Glauben zu nehmen, und dass wir unbedingt dahin kommen würden und die Möglichkeit gegeben würde, dass die einzelnen Christen ihre Gottesdienste haben dürfen. Es ist meine Überzeugung, dass die Verhandlungen mit der Regierung der einzige Weg seien, um zu einem Resultat zu kommen, und ich habe gebeten, dass die Freunde diese Verhandlungen nicht stören möchten. Alle Informationen sind dieser Art gewesen.'

Die hier angeführten Worte bedeuten offenbar, soviel als: wir müssen eine irdische Macht fragen, ob wir Gott den Allmächtigen anbeten und ihm dienen sollen oder nicht.

Bei derselben am 17. Dezember 1935 in Halle stattgefundenen Gerichtsverhandlung machte ein anderer Vertreter der Gesellschaft, der der Verletzung der deutschen Verordnung angeklagt war, zu seiner Verteidigung folgende Aussagen, die wir hier aus dem Protokoll anführen:

Frage des Vorsitzenden des Gerichts: 'Haben Sie das für erlaubt gehalten, weiter treu zusammen zu stehen und eine Tätigkeit auszuüben?'

Antwort des Angeklagten: 'Nein, ich würde das als eine Verletzung der Verbotsmaßnahmen angesehen haben.'

Frage des Vorsitzenden des Gerichts: 'Ist davon gesprochen worden, dass alle treu zum Glauben halten sollen?'

Dazu gab der Angeklagte die Antwort: 'Das ist nicht besprochen worden. … Wir haben vielmehr einen organisatorischen Zusammenhalt unter den Glaubensfreunden zu verhindern gesucht. Die einzelnen Beamten (der Gesellschaft) waren auch nicht berechtigt, einen solchen Zusammenhalt zu organisieren oder zu fördern.'

Frage des Rechtsanwalts: 'Bei den Besprechungen, die in Magdeburg stattfanden zwischen den Bezirksdienstleitern, sind dort Andeutungen gemacht worden, dass der Einzelne sich seine Existenz suchen solle und das derselbe illegal tätig sein soll?'

Antwort des Angeklagten: 'Nein, im Gegenteil, einmal ist speziell von mir angeregt worden, dass solche Herren, die eine Tätigkeit haben, sie ablegen sollen.'

Die oben angeführten Aussagen der Angeklagten widersprechen durchaus dem, was Gottes Wort gebietet und sind stracks dem entgegengesetzt, was nach dem Erachten der Gesellschaft getan werden muss und was jene Vertreter zu tun angewiesen worden waren. Ihre Worte zeigen, dass sie auf einen Kompromiss mit dem Feinde eingingen. Die aber, die Gott und seinem Königreiche treu sind, müssen seinen Geboten gehorchen, ganz ungeachtet dessen, was irgendeine irdische Macht verordnen oder befehlen mag. Niemand kann sich Gott treu erweisen und seine Lauterkeit gegen Gott bewahren und gleichzeitig auf einen Vergleich mit den Feinden eingehen, indem er aus Furcht vor den Feinden Gottes und seines Reiches es unterläßt oder sich weigert, Gott zu dienen. Lauheit ist ein Greuel in den Augen Gottes (Offb. 3:16). Jehovas Zeugen lieben ihn, und sie beweisen dies durch ihren Freimut bei der Verkündigung des Zeugnisses der Wahrheit an diesem Tage des Gerichts (1. Joh. 4:17, 18). Die Richter, die über die oben erwähnten Fälle zu Gericht saßen, müssen die Halbherzigkeit der Angeklagten deutlich gesehen haben, und sie nahmen dennoch keine Rücksicht auf sie.

Die Gesellschaft würde ungereimt handeln, würde sie nun irgend etwas zugunsten jener Verurteilten unternehmen, nachdem sie sich unter Druck als untreu erwiesen haben. …

Kann da noch irgendein Zweifel in den Gedanken irgendeines Gliedes der wahrhaft gesalbten Tempelklasse darüber bestehen, dass die Schlacht zwischen den Religionisten und den treuen Knechten Jehovas jetzt im Gange ist? Hat diese Schlacht nicht mit wachsender Heftigkeit während der letzten zehn Jahre gewütet? Die römisch-katholische Hierarchie hat alle Geschütze auf die Zeugen Jehovas gerichtet. In Deutschland hat diese böse 'alte Hure' eine Anzahl abgeschreckt, dass sie verstummt sind; doch sind in jenem traurigen Lande viele demütige, treue und wahrhaftige Zeugen geblieben, die entschlossen sind, das Gebot zu befolgen und das Zeugnis zu geben, selbst wenn dies sie ihren letzten Blutstropfen kosten sollte.."

"Vermeintlicher "Reichtum"

Wer das Verhalten der Zeugen Jehovas in der Nazizeit wirklich verstehen will, der muss auch ihre zeitgenössische sogenannte "geistige Speise" zur Kenntnis nehmen. Einfach das Loblied der WTG zu singen, wie es einige Lakaien der WTG zu tun belieben und nicht danach zu fragen, was für ideologische Vorstellungen hatte man zur damaligen Zeit, spricht nicht gerade für diese Geschichtsklitterer, mögen sie sich auch ansonsten mit weltlichen Doktortiteln schmücken. Ich warte immer noch auf einen Kommentar dieser Herrschaften zu der zeitgenössischen WTG-Literatur, die sie in der Regel auch gar nicht kennen. Ein gutes Veranschaulichungsbeispiel ist auch das 1936 erschienene Buch "Reichtum" von Rutherford, das nachstehend einmal etwas ausführlicher zitiert werden soll. Laut ZJ-Jahrbuch (1975 S. 148) bestand der essentielle Gehalt jenes Buches auch darin, dass man in ihm (S. 25) sich von dem christlichen Symbol des Kreuzes verabschiedete und Wert darauf legte zu sagen, es habe sich dabei um einen Pfahl gehandelt. Diese Frage besitzt für mich völlig untergeordnete Priorität. Ich würde andere Thesen dieses Buches als weit wichtiger ansehen. Einige Beispiele nachstehend:

"Wenn Sie auf das Wort oder die Meinung von Menschen hören, werden Sie sicher irregehen. 'Vertrauet nicht auf Fürsten, auf einen Menschensohn, bei welchem keine Rettung ist' (Psalm 146:3) (S. 6)

Elia und sein Werk schatteten jenes Werk vor, dass von den Treuen auf Erden … in der Zeit ungefähr 1878 n. Chr. bis 1918 getan worden ist. Dieses 'Werk in der Elisa-Zeit' oder das 'Elisa-Werk' begann im Jahre 1919 n. Chr. (S. 62)

Das Jehova Gott Jehu beauftragte, den Baalsdienst auszurotten, zeigt an, dass die Teufelsreligion in seinen Augen ein Greuel ist. Dies veranschaulicht, dass die im Namen des Herrn von der römisch-katholischen Hierarchie und anderer Religionisten geübte Heuchelei in Jehovas Augen ein großer Greuel ist. (S. 84)

Der Teufel hat in erster Linie die Religion dazu verwandt, das Volk zu täuschen. (S. 93)

Der Umstand, dass die Geistlichkeit gemeinsame Sache macht mit den politischen und finanziellen Interessengruppen der Welt, die doch ganz unter Satans Leitung stehen, ist ein schlagender Beweis dafür, dass sie in Satans Gewalt ist, und das er sie seinen Zwecken dienstbar gemacht hat. (S. 93)

Wer den rechten Weg erkennen will, muss sich weigern, den Lehren von Menschen zu folgen (S. 99)

Die Geistlichkeit, insbesondere die römisch-katholische Hierarchie, hat bei den großen Missetaten des Handels und der Politik bei der Beraubung und Bedrückung des Volkes stillschweigend zugesehen. (S. 104)

Die Geistlichkeit, insbesondere die römisch-katholische, zetert und heult, Jehovas Zeugen griffen sie an. Das ist durchaus unwahr. Gott hat seinem Volke die Pflicht auferlegt, die Wahrheit zu verkündigen, damit andere Gottes Vorhaben erfahren. Die Wahrheit ist es, die die Ruchlosen bloßstellt, und sie wird zum Nutzen derer erklärt, die das Rechte zu tun wünschen. (S. 113)

Ein jeder, der die Wahrheit heute liebt, wird sie anderen mitteilen. Sie allein rückt die Lügen Satans, durch die er Menschen jahrhundertelang betrogen hat, ins helle Licht. Daher 'verwundet sie das religiöse Empfinden' derer, die aus der organisierten Religion tüchtig Gewinn gezogen haben. (S. 164)

Die römisch-katholische Hierarchie hat die Nationen trunken gemacht und sie mit ihren falschen Lehren berauscht. S. 196)

Ein Missverständnis dessen, was die 'obrigkeitlichen Gewalten' eigentlich sind, hat viele Menschen in Fesseln geschlagen oder im Gefängnis Babylons gehalten. (S. 206)

Diese von Gott eingegebenen Worte beziehen sich nicht auf die Regierungen oder Herrscher der Nationen der Erde. Die Schriftstelle ist an keine andern gerichtet als an 'alle berufenen Heiligen' (Römer 1:7), und 'die obrigkeitlichen Gewalten', die diesen vorstehen, sind Jehova Gott und Christus Jesus, dass heißt Gott und sein Königtum im Himmel. (S. 207)

Kurz gefasst lautet die Antwort, dass die Philister die römisch-katholische Hierarchie veranschaulichen oder vorschatten. (S. 215)

Weil die römisch-katholische Hierarchie sich vor den Völkern der Erde als der Vertreter und Knecht Gottes aufspielt, in Wirklichkeit aber der Diener des Teufels ist, sind die Glieder dieses Systems die größten Heuchler. (S. 224)

Die Römisch-katholischen haben in den letzten paar Jahren einen Feldzug teuflischer Verleumdung und Verunglimpfung gegen Jehovas Zeugen geführt und gesucht, sie vom Rundfunk zu vertreiben, und so das Volk daran zu hindern, die Wahrheit zu hören. Eine von zweieinhalb Millionen amerikanischen Bürgern unterzeichnete Petition wurde der Regierung eingereicht, worin man verlangte, dass die Regierung (der USA) Maßnahmen ergreife zur Verhinderung dieser unverantwortlichen Einmischung in das Recht des Volkes, die Wahrheit zu vernehmen; doch lehnte die Roosevelt-Regierung ab, irgend etwas in der Sache zu tun. Die Verfolgung der Zeugen Jehovas durch die Hierarchie nimmt zu, und viele harmlose Männer und Frauen werden ins Gefängnis geworfen, nur weil sie für das Wort Gottes Zeugnis ablegen. (S. 240, 241)

Auf die Veranlassung der römisch-katholischen Hierarchie werden Jehovas Zeugen jetzt in allen Teilen der 'Christenheit', besonders in Österreich, Deutschland, Estland, in Quebeck und New Yersey grausam verfolgt. (S. 243)

Die Hierarchie hält mit frommen Gesichtern und scheinheiligen Worten vor dem Volke feierliche Reden und behauptet, dass diese Prophezeiungen über Harmagedon nicht wahr seien, besonders nicht, was über die katholische Organisation gesagt wird. … Das überwältigende Beweismaterial zeigt, dass die römisch-katholische Hierarchie genau dem Bilde der Philister des Altertums entspricht; in anderen Worten: Die Hierarchie und die modernen Philister sind ein und dasselbe. Sie geben vor, aus der Welt herausgekommen zu sein, auf der Seite des Herrn zu stehen und Gott, dem Herrn und Christus Jesus geweiht zu sein, in Wahrheit aber maßen sie sich freventlich die Stellung oder den Platz der Nachfolger Christi Jesu an. (S. 244, 245)

Der hier erbrachte Nachweis zeigt endgültig, dass auf der Erde die römisch-katholische Hierarchie der Hauptfeind Gottes und seines gesalbten Volkes ist, und das die Philister des Altertums und ihr Verhalten gegen die Israeliten gerade dieses vorschatteten. (S. 248)

Jetzt ist die Zeit, wo Gott das Volk wissen lassen will, dass die römisch-katholische Hierarchie sich hinter einem großen Berg von Lügen versteckt. Um Jehova treu zu sein, müssen seine Zeugen jetzt die Wahrheit verkünden, die die römisch-katholische Hierarchie, die heutigen Philister bloßstellt. Die Bekanntmachung dieser Wahrheiten, wodurch die Ruchlosen beleuchtet werden, macht diese überaus wütend, und der Teufel samt Gog, seinem Feldmarschall, versammelt die katholische Hierarchie und ihre Vertreter auf der ganzen Erde zu einer gegen Gott und seine Gesalbten gerichteten gesetzlosen Verfolgung. (S. 254)

Möchten die Treuen nun in der Gewissheit ruhen, dass ebenso unzweifelhaft, wie die römisch-katholische Hierarchie in der Gegenwart die Verfolgung derer, die Jehova dienen, betreibt, Jehova aufstehen und die römisch-katholische Hierarchie in den Staub schmettern wird! Möchten darum die Treuen mit ihrer Arbeit furchtlos vorangehen, ungeachtet dessen, was die Ruchlosen auch tun mögen. (S. 275)

Die römisch-katholische Hierarchie betreibt in allen Teilen der Erde einen energischen Feldzug, um das Volk in die katholische Organisation hineinzutreiben. Die Hierarchie geht von der Auffassung aus, es gebe nur zwei allgemeine Klassen von Leuten, nämlich Kommunisten und Römisch-katholische, und das daher alle, die sich nicht auf die römisch-katholische Seite stellen, notwendigerweise als Kommunisten betrachtet werden müssen. … Die römisch-katholische Hierarchie und die von ihr betörten politischen und finanziellen Verbündeten haben in Österreich, Deutschland und in andern Teilen der 'Christenheit' die Wachtturm-Gesellschaft verboten und ihr Eigentum beschlagnahmt. Die Hierarchie hat kürzlich viele Länder und Staaten veranlasst, Gesetze zur Unterdrückung der Redefreiheit und Veröffentlichung der Wahrheit zu erlassen. Sie hat verursacht, dass viele der Treuen unbarmherzig verfolgt, misshandelt und ins Gefängnis geworfen wurden, und sie setzt ihr böses Werk fort. (S. 280, 281)

Der Teufel täuscht die Menschen, zieht sie von Gott ab und stellt seine Werkzeuge, die da behaupten, dem Volke werde Heil durch sie widerfahren, in den Vordergrund. Ein schlagendes Beispiel ist hierfür die Erhöhung eines gewissen Hitler in Deutschland. Er lässt Befehl ergehen, dass jedermann mit 'Heil Hitler' grüßen solle, und das bedeutet soviel wie 'Heil durch Hitler'. Alle aber, die Glauben an Gott haben, wissen, dass weder Hitler noch Mussolini noch (in den USA) der NRA-Plan (NRA = National Recovery Act, dass heißt das Gesetz für den nationalen Wiederaufbau), noch irgendein anderer Plan, oder irgendein Geschöpf den Menschen Heil bringen kann. (S. 290, 291)

Jehova hat innerhalb seiner Organisation die notwendigen Vorkehrungen zur Unterweisung seines Volkes getroffen, und alle erkennen, dass seit einer Anzahl von Jahren DER WACHTTURM das Mittel ist, wodurch das Volk Gottes unterrichtet wird. Das bedeutet nicht etwa, dass die Schreiber des Manuskriptes für den Wachtturm inspiriert seien, sondern bedeutet vielmehr, dass der Herr durch die Engel seinem Volke zur rechten Zeit Aufklärung gibt. (S. 304)"

"Jehovas Jugend"

Eckhard Türk formulierte in seinem bezüglich der Zeugen Jehovas vorliegenden Buch auch den Satz: "Es gibt keine echte Kinder- und Jugendarbeit bei den Zeugen Jehovas. … Kinder und Jugendliche werden in die Versammlungen der Erwachsenen … mitgenommen, ohne dass in irgendeiner Weise pädagogisch auf sie Rücksicht genommen wird" (S. 212).
Um den Hintergrund dafür mal etwas näher zu erläutern:
Da gab es mal eine Zeitschrift, die nannte sich "Jehovas Jugend". Sie ist mehr oder weniger nur bei den Bibelforschern/Zeugen Jehovas in der Schweiz nachweisbar. Sie brachte es auf insgesamt 40 Ausgaben.
Im Impressum wurde vermerkt: "Alle Zuschriften und Anfragen an den Verband sind an die Zentral-Leitung Gottfried Honegger Technisches Büro Sihlporte, Löwenstrasse 1, Zürich 1 zu richten." Ab der Nummer 21 vom Mai 1935 fungierte Franz Zürcher als Schriftleiter.

Schon Ende 1936 musste sie auf Geheiß von Rutherford ihr Erscheinen wieder einstellen. Als Begründung dafür diente das ach so "nahe" "Harmagedon". Weil dieses so "nahe" sei, könne man sich den "Luxus" einer eigenen Organisationsform für Kinder und Jugendliche nicht mehr leisten. Vollendet wurde diese "Philosophie" dann noch einige Jahre später mit dem Rutherford-Buch "Kinder" und seiner These, angesichts des ach so nahen "Harmagedons", doch mit dem Heiraten bis "nach" Harmagedon zu warten.

Auch Rutherford's Nachfolger Knorr hielt sich vorerst an diese These. Allerdings sah er sich alsbald genötigt, sie klammheimlich aufzuweichen. Ein erster Schritt in dieser Richtung war der Verkauf der Rutherford'schen Fürstenvilla "Beth Sarim", vorher hochgelobt als Zeugnis für den Glauben "an die alsbaldige Auferstehung der alttestamemtlichen Überwinder". Nunmehr befand Knorr, einst selbst Beifallsklatscher dieser These, dass die Villa ihren "Zeugniszweck" erfüllt hätte. Daher könne man nunmehr diesen Stein des Anstoßes verkaufen.

Nachdem dieser Coup ohne nennenswerte Protestreaktionen der jede Änderung mitmachende blökenden Schafherde der Zeugen Jehovas, gelaufen war, konnte er auch die nächste Korrektur vornehmen. Mit dem Heiraten bis "nach Harmagedon" warten, dass galt nun nicht mehr. Knorr ging selbst mit gutem Beispiel voran und trat Anfang der 50-er Jahre in den Ehestand. Die Annalen vermerken, dass unter den damaligen höheren WTG-Funktionären ein wahrer "Heiratsboom" anschließend ausgebrochen sein soll.

Aber zurück zum Ursprungsthema. Zu Beginn der Zeitschrift "Jehovas Jugend" gab es eine (nicht datierte) sogenannte Probenummer. Deren Leitartikel machte gleich mit der Überschrift auf: "Handwerk und Beruf im Königreich Gottes". Auch in ihm wird davon ausgegangen, dass Harmagedon "ganz nahe sei". Verkündete man im Jahre 1969, kurz nach Beginn der 1975-These, den damaligen Jugendlichen, dass sie das Ende einer langwierigen akademischen Ausbildung nicht erleben würden. Dass sie statt dessen lieber Ausbildungen wählen sollten, die nicht soviel Zeit in Anspruch nähmen; so hielt es schon "Jehovas Jugend" ähnlich.

Belehrt wird, dass es für eine ganze Reihe gegenwärtiger Berufe vorgeblich keine Perspektive gäbe: "Wer also in diesen Berufen tätig ist, hat gar keine Zukunft", lautete die Belehrung an "Jehovas Jugend" Aufgezählt wird dann, dass dies namentlich für Berufe aus dem Bereich "Geldmacht und politische System" gelte, auch Juristische Berufe in ihren verschiedenen Ausprägungen werden genannt. Ferner kirchliche Berufe. Man meint auch zu wissen, dass berufliche Perspektivlosigkeit auch für die eintreten werde, die in Kranken- oder Irrenhäuser tätig sind.

Abgeschlossen wird dieser Artikel dann noch mit dem Ausruf:

"Kameraden und Kameradinnen! Welch eine Zukunft! Möchten wir jetzt schon unser ehrliches Handwerk, unsern ehrbaren Beruf von einer höhern Warte aus betrachten, als es diese Welt gewohnt ist. Wir möchten uns jetzt schon gegenüber der neuen Regierung verantwortlich fühlen und in ihrem Sinne und Geiste zu wirken suchen. Achten wir uns nicht nur der Gesinnung nach, sondern auch in Handwerk und Beruf als Pioniere einer neuen, bessern Weltordnung."

O, welch heilige Einfalt! möchte man dazu nur noch als Kommentar ausrufen. Zu registrieren ist aber, dass diese bis heute nicht widerrufenen Zeugen Jehovas-Grundsätze, auch in den nachfolgenden Jahrzehnten weiter wirkten, vielleicht sogar noch in der Gegenwart wirken, wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so extrem wie Anno Dunnemals.

Das "Jehovas Jugend" "stramm" auf der Linie der Zeugen Jehovas lag, macht auch die Bemerkung in der Nummer 39/40 deutlich: "Soll der Tag der Geburt Jesu überhaupt gefeiert werden? Jesus selbst hat dies weder von seinen Jüngern noch von irgend jemand verlangt. Ein wahren Nachfolger des Herrn Jesus feiert also das angeblich 'christliche' Weihnachtsfest nicht."
Besonders die Nummer 39/40 ist auch in anderer Beziehung noch Zitierenswert. Dies soll hier nachstehend auch einmal etwas ausführlichen getan werden. In dieser Ausgabe konnte man unter anderem auch lesen:

"Mit dieser Nummer wird die Herausgabe der Zeitschrift 'Jehovas Jugend' eingestellt. Der Verband 'Jehovas Jugend' ist laut Beschluss der Delegiertenversammlung vom 26. Dezember 1936, in Zürich, aufgelöst worden.
Anlässlich des Besuches von Richter Rutherford wurde ihm beim Kongress in Luzern u. a. auch folgende Frage vorgelegt:
Ist es richtig oder ist es biblisch begründet, dass die Gesellschaft eine Abteilung Jugendwerk führt? Die Antwort lautete: Nein, das ist nicht der Auftrag des Herrn für seine Organisation auf Erden.
Aber eine unterschiedliche, separate Organisation ist nicht von dem Worte des Herrn autorisiert.
Wenn aber die Jugend unter sich als Gleichgesinnte zusammenkommen will, um zu spielen, zu turnen oder um miteinander wissenschaftliche Probleme zu behandeln, so könne sie dies selbstverständlich tun, und niemand hätte etwas dagegen einzuwenden. Die Zeit werde jedoch immer ernster und der Kampf nehme immer schärfere Formen an, und die Zeugen Jehovas würden kaum mehr Zeit finden, sich in obigem Sinne mit der Jugend zu beschäftigen. Tut dies jedoch ein Zeuge Jehovas aus freien Stücken, so ist das seine Sache. Bei einiger Überlegung wird die Jugend das verstehen und begreifen.

Freund Gertz betont im Besonderen, dass sich nun zeige, was an der Jugend echt sei. Diejenigen, die nur um der Geselligkeit willen gekommen seien, würden nun von selbst wegbleiben und der gute, gesunde Kern der Gruppen würde zurückbleiben.
Freund Honegger kann mit den Worten von Freund Gertz nicht ganz einiggehen. Es sei gesagt worden, es sei vor allem die Pflicht der Eltern, die Kinder in der Wahrheit einzuführen. Aber was nun, wenn die Eltern selbst schon so im Kampfe stehen, oder gar um der Wahrheit willen eingesperrt sind und diese keine Zeit mehr für die Jugend haben?
Die Jugend will pädagogisch erzogen werden. Die Jugend will, dass man sie verstehe, und gerade hier hapere es oft in den Versammlungen. Man vergisst oft gerne, dass man auch einmal jung gewesen ist. Freund Honegger glaubt, dass schon in einem halben Jahre nicht mehr die Hälfte der Jugendgruppenmitglieder in den Versammlungen sein würden, weggehen und im Taumel der heutigen Welt untergehen.

In der Jugendgruppe habe der junge Mensch Gelegenheit gehabt, die Wahrheit kennenzulernen, er habe mithelfen können, zur Ehre Jehovas ein Zeugnis zu geben; daneben sei er aber auch in der Jugendgruppe mit Gleichgesinnten jungen Menschen, Kameraden zusammengekommen, habe seine Fähigkeiten hier verwerten können durch Heimarbeit, kleine Vorträge, dann wieder durch Mitarbeit an unserer schönen Zeitschrift. Das alles hätte ihn immer wieder von neuem ermutigt.
Er wiederholt, dass die Jugend für sich und die Alten für sich erzogen sein wollen. Er weist ferner darauf hin, dass man vom Feinde lernen könne. Man solle einmal in die Welt hinaussehen, wie dort die enthusiastische Jugend zusammengeschlossen wird, und sei es auch für eine noch so schlechte Sache.
Mit der plötzlichen Auflösung würde die Jugend vor den Kopf gestoßen und viele würden dann den Übergang zur Versammlung nicht finden.
Er weist weiter darauf hin, dass die 5 Jahre Jugendgruppe in der Schweiz uns manche schöne Stunde gegeben hätten, aber wenn man frage, wo sind nun die mutigen Streiter, da müsste man zugeben, dass es von den 223 Mitgliedern nur wenige sind."

Hugh, der große Häuptling Rutherford hatte gesprochen. Also wurde getan, wie er befohlen. Die speziellen Jugendgruppen der Zeugen Jehovas wurden aufgelöst. Einige Jahre später verstieg sich derselbe Rutherford gar noch in seinem Buch "Kinder" zu der "Empfehlung", mit dem Heiraten doch bitte möglichst bis "nach" Harmagedon zu warten, dass er ganz "nahe" wähnte.
Bis heute haben es die Zeugen Jehovas nicht vermocht, sich von diesen Altlasten eindeutig abzunabeln. Zwar spricht man die diesbezüglichen Thesen nicht mehr so extrem doktrinär mehr aus, wie es Rutherford in "Kinder" und "Schau den Tatsachen ins Auge" noch getan hatte. Aber zu einer eigenständigen Jugendpädagogik haben sie es bis heute noch nicht wieder gebracht!
Man vergleiche auch "Keine Kinderliteratur" in: 1946er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte

Zur Vorgeschichte gehört offenbar auch das noch

Der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1931 war offenbar erstmals eine sogenannte „GZ-Beilage für die Jugendgruppe beigelegt. Diese als Nr. 1 (Februar 1931) betitelte Ausgabe erschien mit der Angabe: Erscheint vierteljährlich.

In ihr liest man auch die Sätze:

Vielen ist es schon aufgefallen, dass Kinder solcher Eltern, die die gegenwärtige Wahrheit kennen, sich oft im nachschulpflichtigen Alter dem Kreise der Familie entfremden und auch der Botschaft der Wahrheit immer weniger Interesse zollen und ihr schliesslich den Rücken kehren. Diese Tatsache, die sehr betrübend ist, ist aber recht häufig zu beobachten. Ihr gilt es jetzt nach Möglichkeit entgegenzuwirken, und in den Fällen, da es auch noch nicht so arg ist, gilt es der drohenden Gefahr auf zweckmässige Weise vorzubeugen. Ein guter Weg zu diesem Ziel ist offenbar der: In allen grösseren Orten des Landes mögen sich die jungen Leute im Alter von etwa 14 - 18 Jahren zu einer Vereinigung zusammenschliessen .."

Die Ausgabe vom Januar 1932 (betitelt als deren Nummer 3) brachte dann einen namentlich gezeichneten Beitrag über einen „Heimnachmittag der Berliner Jugendgruppe". Die Rede ist von etwa 60 Anwesenden bei dieser Veranstaltung, die in einen offiziellen und einen inoffiziellen Teil gegliedert war

Zum inoffiziellen Teil gehörte: „Dass eine Stunde vor Beginn des Vortrages freies Beisammensein ist".

Nach dem für Zeugen Jehovas obligaten Vortrag ging es im inoffiziellen Teil dann mit Dingen weiter, die für Zeugen Jehovas-Verhältnisse geradezu „revolutionär" anmuten. Da liest man Sätze wie den:

„Nach der Pause beginnt wieder die Musik und die Mitglieder unterhalten sich im Saal mit Gesellschaftsspielen aller Art. Hier 'Ping-Pong', dort 'Quadrett', 'Mensch arg're dich nicht' und so weiter."

Gemäß einer Auskunft von M. C. Harbeck an die Schweizerische Landesbibliothek vom 28. 11. 1933 wurde dann diese GZ-Beilage eingestellt und in eine selbstständige Zeitschrift, beginnend mit einer „Nullnummer" umgewandelt, von der weiter oben schon die Rede war.

Offenbar gab es auch in Deutschland ähnliche Tendenzen. Als herausragend ist da wohl insbesondere die;
"Für die Jugend, Jugendbeilage der Halbmonatszeitschrift 'Das Goldene Zeitalter'" betitelte Schrift zu werten; namentlich deren Ausgabe Nr. 4 vom April 1932. Aus selbiger mal, der durchaus als relevant einzuschätzende Bericht auf S 28.
Da kann man von einigen Blütenträumen lesen. Unter anderem den, vielleicht gar staatliche Förderung für die eigene Jugendarbeit in Anspruch nehmen zu können.



Nun macht allerdings, das Datum April 1932 schon deutlich. Einer Konsolidierung war diesen Bestrebungen nicht vergönnt. Nicht zuletzt machte ja das Naziregime dem einen dicken Strich durch die Rechnung. Aber unabhängig davon ist eben auch festzuhalten, dass diese Bestrebungen, auch in der Schweiz, von Rutherford höchstpersönlich gestoppt wurden. Mehr noch. Es gab auch nach 1945 keine Neuaufnahme in organisierter Form, bis zum heutigem Tage!

Exkurs:

Dann mal einige Kopfzeilen von Zeitschriften-Ausgaben an die da zu denken wäre.

Im Zuge seiner Politik (auch von der heutigen WTG fortgesetzt) Kindern ein Kindgemässes Leben, zwar nicht zu verhindern, aber doch deutlich einzuschränken.
Sie also schon in jungen Jahren zu halben Erwachsenen zu trimmen, mit der Zielstellung, dass ihnen das Treppenterrierdasein möglichst in Fleisch und Blut übergehen möge.
Im Zuge dieser Entwicklung wurden dann genannte Zeitschriften, auf Anordnung von Rutherford, wieder eingestellt.
Und auch nach 1945 gab es für sie keinerlei vergleichbare Nachfolgeorgane.

Was die da alternativ zu nennenden WTG-"Bilderbücher" anbelangt, kommentierte die mal Wunderlich in seinem Buch "Die Paradiesverkäufer" so:

"Zur Kindererziehung hatte uns die WTG ebenfalls ein biblisches Hilfsmittel zur Verfügung gestellt. Es war das unter uns Zeugen Jehovas sehr beliebte Buch "Vom verlorenen Paradies zum wiedererlangten Paradies". Das Buch war reich illustriert und "leicht verständlich" geschrieben. Wir sollten es regelmäßig mit unseren Kindern betrachten, selbst wenn sie noch nicht lesen konnten, denn die Bilder sind gut geeignet, Gottes Handeln daran zu erklären. Besonders meine Frau gab sich die größte Mühe, unsere Tochter von frühester Kindheit an mit der Bibel und den Wachtturmlehren vertraut zu machen.
Erst viel später begriffen wir, was wir unserem Kind zugemutet hatten, wenn wir ihm z.B. anhand dieses Buches den Verlauf des Krieges Gottes "Harmagedon" erklärten. So wird unter anderem auf den Seiten 208-209 in dem Kapitel "Wie diese Welt enden wird" das Bild eines furchtbaren und nach Rache dürstenden Gottes gezeichnet, das den Kindern in der Regel eine tiefe Furcht vor dem "lieben" Gott vermittelt.
Der Zweck dieser barbarischen Erziehung ist, den Kindern beizubringen, daß sie nur dann vor der Vernichtung durch diesen "lieben" Gott sicher seien, wenn sie gehorsam alles täten, was "Jehova" durch seine Organisation und durch ihre Eltern von ihnen verlangt."

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Grenze überschritten

Das Naziregime setzte sich auf drei verschiedenen Ebenen mit den Bibelforschern/Zeugen Jehovas auseinander. Einmal die propagandistische. Da wurden die bekannt-berüchtigten Nazithesen auf die Bibelforscher, entsprechend zugeschnitten, angewandt. Dann gab es noch die Terrorebene. Das war dann die Himmler'sche SS mit ihren Konzentrationslagern. Es gab aber auch - vielfach verkannt - noch eine juristische Ebene. Es geht hier nicht um einzelne Gerichtsurteile und ihre oftmals fragwürdigen Grundlagen. Es gab mal im Jahre 1936 eine grundsätzlichere Ausführung dazu. Verfasser war der Hamburger Richter Dr. jur. habil. Rolf Stödter. Er veröffentlichte seine Ausführungen in der juristischen Zeitschrift "Archiv des öffentlichen Rechts" Neue Folge 27. Band. 2. Heft (1936).

Man wird Stödter bescheinigen können, dass er sich vielleicht von allen, die sich in der Nazizeit zu den Zeugen Jehovas publizistisch zu Wort gemeldet haben, dass er sich vielleicht von allen, als der "sachkundigste" auswies (Jonak vielleicht, ausgenommen - der aber aus anderen Gründen sehr kritisch eingeschätzt werden muss). Also Stödter schrieb nicht "mit Schaum vorm Maul". Er referierte in sachlicher Art und Weise. Er machte kein Hehl daraus, dass er im Nazistaat lebte und dessen Grundsätze anerkannte. Dennoch kann man die Stödter'schen Ausführungen noch heute als sachkundig und in etlichen Aussagen, als zutreffend einschätzen. Etliche Aussagen, heißt allerdings ausdrücklich nicht "alle Aussagen". Die wesentlichen Punkte seiner Ausführungen, sollen hier nachstehend dokumentiert werden:

"In Deutschland wurde sie (die IBV) 1927 in das Vereinsregister des Amtsgericht Magdeburg eingetragen. Zweck der IBV ist 'die Förderung christlicher Erkenntnis mittels Belehrung über den Inhalt der Bibel und Aufklärung der Menschen über alles, was den Lehren der Bibel, dem Worte Gotts, entgegengesetzt ist und mit ihren Forderungen nicht übereinstimmt. Zusammengefasst: dem Menschen in ihren Glaubenszweifeln und Gewissenskonflikten beizustehen und ihnen zu helfen, verlorenen Glauben und Gottvertrauen zurückzugewinnen. … Das Bekenntnis der IBV beschränkt sich nicht, wie es zunächst den Anschein hat, auf rein religiöse Fragen. Es greift in politische Bezirke über.

Die IBV und ihr Bekenntnis machen einen totalen Anspruch gegenüber den Ernsten Bibelforschern geltend, erfassen nicht nur ihr religiöses, sondern auch ihr politisches Sein.

Die Bibelforscher berufen sich zur Rechtfertigung dieses Totalitätsanspruches auf Befehle Jehovas. Wenn sie ihm nicht treu blieben, hätten sie ihr Leben verwirkt. Sie handelten lediglich nach dem Gesetz Gottes, verfolgten daher keine politischen Ziele, selbst wenn sie mit den irdischen Machthabern in Konflikt gerieten. Gott müssten sie mehr gehorchen als den Menschen. Das Heil der Welt werde von Christus kommen, dem sie in erster Linie zum Gehorsam verpflichtet seien. Daher versagen die Bibelforscher den Anordnungen der Regierung oder ihr nachgeordneter Behörden den Gehorsam, wenn deren Befehle den Geboten Jehovas widersprechen.

Welches solche Gebote Jehovas sind, erfahren die Mitglieder der IBV vor allem durch den Mund ihres Präsidenten, des Amerikaners J. F. Rutherford in San Diego (California).

Den Hitler-Gruß können sie mit ihrem Glauben und dem Gelübde zu Jehova, ihrer höchsten Autorität, nicht in Einklang bringen. Das Heil bedeutet in der Heiligen Schrift soviel wie Errettung und Erlösung. Bei Anwendung des Deutschen Grußes würden sie Jehova, der allein ihr Erretter und Erlöser sei, entweihen. Zu dieser Ansicht bekennen sich selbst solche Bibelforscher, die Beamte oder Staatsangestellte sind bzw. waren. Kein Mensch der Welt, behaupten sie weiter, könne sie jemals dazu bringen, Kriegsdienste zu leisten, zur Wahlurne zu gehen oder der irdischen Macht in irgendeiner Form mehr zu gehorchen als den göttlichen Instanzen.

Aus den meist vom Ausland bezogenen Zeitschriften, Werbezetteln, Traktaten und Jahrbüchern ergibt sich mit aller Deutlichkeit, dass die IBV nicht lediglich auf religiösem, sondern auch auf politischem Gebiet tätig wird. Dies Material lässt zugleich die Einstellung der Bibelforscherbewegung zum nationalsozialistischen Deutschland erkennen. Hier wird der Pazifismus verherrlicht, der Heldentod fürs Vaterland verächtlich gemacht. Geistliche werden als Kriegshetzer, als Anhänger des Teufels geschildert. Auch die irdischen Machthaber, vor allem die deutsche Regierung, sollen unter teuflischem Einfluss stehen. 'Hitler und sein Stab von Beamten', heißt es in einem Aufsatz in den 'Bibelstudien', 'stehen ohne Zweifel unter der Kontrolle der unsichtbaren Macht Satans und seiner ruchlosen Verbündeten, die zusammen gegen Jehovas Zeugen Krieg führen.'

Der Bericht über die Bibelforscherbewegung in Deutschland, der in dem in der Schweiz erschienenen 'Jahrbuch 1935 der Zeugen Jehovas' enthalten ist, stellt die Behauptung auf:

'Ohne Zweifel gibt es kein Land auf Erden, dass solche extremen Maßnahmen wie die Hitler-Regierung ergriffen hat. Offenbar steht dieser Mann unter der direkten Aufsicht des Teufels und ist sein besonderer Vertreter auf Erden.' Der Nationalsozialismus, so wird in der Zeitschrift 'Jonadab' gesagt, ist Selbstsucht, Überheblichkeit über andere, Machtsucht und Neid.

Diese Beispiele ließen sich beliebig vermehren. Die ganzen Schriften der IBV sind angefüllt mit Angriffen gegen den nationalsozialistischen Staat und seine Regierung. Anscheinend werden auch judaisierende Tendenzen verfolgt, wie die Aussage des Sachverständigen Oberstleutnant Fleischhauer im Berner Zionistenprozeß ergibt. …

Die Ziele der Ernsten Bibelforscher sind nach seinen Feststellungen genau die gleichen wie die in den 'Protokollen der Weisen von Zion' niedergelegten. In stiller, aber zäher Arbeit suchen die Bibelforscher die Bevölkerung für die staatsfeindlichen und volksgefährlichen Lehren und Ziele zu gewinnen. Namentlich vom Ausland her wird auf diese Weise unter dem Deckmantel der Religion ein systematischer Kampf gegen das Dritte Reich geführt. Die Bestimmung des § 4 Ziff. 5 der Satzung der IBV; ihre Veranstaltungen dürften nie zu politischer Agitation benutzt werden, bleiben unbeachtet.

Die zuständigen Stellen haben die Folgerungen aus diesem Treiben gezogen, nachdem schon vor 1933 die bayerische Staatsregierung auf Veranlassung der Landtagsfraktion der NSDAP Maßnahmen gegen die Ernsten Bibelforscher ergriffen hatte. … Das Preußische Ministerium des Innern erließ am 24. Juni 1933 … folgendes Verbot:

'Auf Grund des § 1 der VO. des Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 (RGBL I 83) in Verbindung mit § 14 PVG wird die Internationale Bibelforscher-Vereinigung einschließlich ihrer sämtlichen Organisationen … im Gebiet des Freistaates Preußen aufgelöst und verboten. Das Vermögen wird beschlagnahmt und eingezogen. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden auf Grund des § 4 der VO vom 28. Februar 1933 bestraft.'

Dem Verbot wurde folgende Begründung beigegeben:

'Die Internationale Bibelforscher-Vereinigung und die ihr angeschlossenen Nebenorganisationen betreiben in Wort und Schrift unter dem Deckmantel angeblich wissenschaftlicher Bibelforschung eine unverkennbare Hetze gegen die staatlichen und kirchlichen Einrichtungen. Indem sie beide als Organe des Satans bezeichnen, untergraben sie die Grundpfeiler völkischen Gemeinschaftslebens. In ihren zahlreichen Schriften … verhöhnen sie die Einrichtungen von Staat und Kirche in bewusster böswilliger Verdrehung biblischer Bilder. Ihre Kampfmethoden sind durch eine fanatische Beeinflussung ihrer Anhänger gekennzeichnet; durch nicht unerhebliche Geldmittel gewinnen sie an Stoßkraft bei ihrer kulturbolschewistischen Zersetzungsarbeit. Ihre Einflussnahme auf breite Volksschichten beruht z. T. auf eigenartigen Zeremonien, die eine Fanatisierung der Anhänger und damit eine unmittelbare Störung des seelischen Gleichgewichts der betreffenden Volkskreise erzeugen.

Da hiernach die Tendenz der genannten Vereinigungen in besonders sinnfälligen Gegensatz zum heutigen Staat und seiner kulturellen und sittlichen Struktur steht, sehen die 'Internationalen Bibelforscher' entsprechend den aus der nationalen Erhebung hervorgegangenen christlich-nationalen Staat als einen besonders markanten Gegner an, demgegenüber sie die Methoden ihres Kampfes radikal verstärkt haben. Dies beweisen die verschiedensten gehässigen Angriffe von führenden Funktionären, die in Wort und Schrift gegen den Nationalsozialismus und seine maßgeblichen Vertreter in jüngster Zeit vorgetragen worden sind. Damit ist zugleich der Einwand eines rein religiösen weltanschaulichen Kampfes widerlegt.

Die Gefährlichkeit der Umtriebe der genannten Vereinigungen für den heutigen Staat wird dadurch noch gesteigert, dass in neuester Zeit in auffallend zunehmendem Maße Anhänger ehemaliger kommunistischer und marxistischer Parteien und Organisationen in ihren Reihen in der Hoffnung Aufnahme gefunden haben (Einfügung: M.G. wurde von den Zeugen Jehovas schon zeitgenössisch dementiert) , in diesen angeblich rein religiösen Vereinigungen einen sicheren Unterschlupf zu finden, der ihnen den getarnten politischen Kampf gegen das heutige Regierungssystem ermöglicht. Die Bibelforscher-Vereinigung und die ihr nahestehenden Gesellschaften leisten mithin auch auf rein politischem Gebiet dem Kommunismus Vorschub und stehen im Begriff, sich zu einer Auffang-Organisation für die verschiedensten staatsfeindlichen Elemente zu entwickeln. Eine organisatorische und zielbewusste kommunistische Betätigung wird aus den Reihen der kommunistischen Anhänger der Bewegung getätigt. Zur Abwehr kommunistischer Umtriebe und zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit ist daher ihre Auflösung zum Schutze von Volk und Staat geboten.'

Inden anderen Ländern ergingen teils vor, teils nach dem Preußischen Verbot entsprechende Anordnungen. …

Verhandlungen zwischen offiziellen Stellen der Vereinigten Staaten und dem Reichsinnenminister im Sommer 1934 führten zu einer Milderung der gegen die IBV gerichteten Maßnahmen. Der Reichsminister des Innern erließ am 13. September 1934 folgende Anweisung … an die Landesregierungen:

'Der preußische Minister des Innern hat mit Verfügung vom 9. Juni 1934 das beschlagnahmte Vermögen der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung einschließlich ihrer sämtlichen Organisationen … freigegeben. Die Betätigung der Wachtturm- Bibel- und Traktat-Gesellschaft in der Herstellung und dem Vertrieb von Traktaten und anderer propagandistischer Schriften bleibt nach wie vor verboten, ebenso jegliche Lehr- und Versammlungstätigkeit der Bibelforscher-Vereinigung. Der Druck und der Vertrieb von Bibeln der üblichen Art, sowie sonstige Drucklegungen von Schriften, deren Inhalt erlaubt ist und keine Beziehungen zu der Tätigkeit der Ernsten Bibelforscher-Vereinigung hat, sind dagegen nicht zu beanstanden.'

Die Länderregierungen trafen entsprechende Anordnungen. … Trotz der damit verbundenen Milderungen hörten die Umtriebe der Bibelforscher nicht auf. Grund hierfür war vor allem ein vom Herbst 1934 datierendes Schreiben ihres Präsidenten Rutherford. In diesem Brief, den die Bibelforscher als einer Äußerung Jehovas glaubten Folge leisten zu müssen, fordert Rutherford sie zum Ungehorsam gegen die staatlichen Anordnungen auf. Nach Anführung einer Reihe von Bibelzitaten schreibt er:

'Im Gegensatz zu und in Übertretung der vorerwähnten Gebote Jehovas Gottes hat die Deutsche Regierung Euch verboten, Euch zu versammeln, Jehova anzubeten und ihm zu dienen. Wem wollt Ihr gehorchen, Gott oder Menschen?

Die treuen Apostel wurden in eine ähnliche Lage gebracht und sie sagten zu den weltlichen Machthabern: 'Ob es vor Gott recht ist, auf Euch mehr zu hören als auf Gott, urteilet Ihr … Wir müssen Gott mehr gehorchen als Menschen.' … Kein Mensch hat das Recht, Euch Befehle zu erteilen bezüglich Eures Gottesdienstes. Ihr seid durch Euren Bund verpflichtet, Gott und Christus gehorsam zu sein. Daher schließe ich daraus, dass Ihr Jehova und nicht Menschen gehorchen werdet.'

Rutherford befiehlt daher den Bibelforschern, sich an einem bestimmten Tage überall in Deutschland erneut zu versammeln und Protestscheiben an die Regierung zu senden.

Offen wird zum Ungehorsam gegen staatliche Anordnungen aufgefordert. Die Bibelforscher suchten dieser Anweisung nachzukommen. Sie versammelten sich und schickten Briefe und Telegramme an die Reichsregierung, in denen ein Widerspruch zwischen den staatlichen Gesetzen und den Geboten Gottes behauptet wurde. Sie würden dem Rat der treuen Apostel folgen und um jeden Preis Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Auch weiterhin fanden verbotene Versammlungen statt. Gefördert wurden diese Bestrebungen durch die Wachtturm- Bibel- und Traktat-Gesellschaft in Magdeburg. Auch diese Gesellschaft wurde durch Verfügung des Regierungspräsidenten in Magdeburg vom 27. April 1935 … aufgelöst. Die Auflösungsverfügung wurde folgendermaßen begründet:

'Durch Erlass des Herrn Preußischer Minister des Innern vom 24. Juni 1933 ist die IBV verboten und das Vermögen beschlagnahmt worden. Auf die Begründung des Verbots wird Bezug genommen. Mit Erlass des Preußischen Ministers des Innern vom 28. September 1934 ist das Vermögen dieser Organisation wieder freigegeben worden. Die Betätigung der Vereinigung in der Herstellung von Schriften, Flugblättern, sowie in der Lehr- und Versammlungstätigkeit blieb jedoch nach wie vor verboten. An diese Anordnung hat sich die Bibel- und Traktat-Gesellschaft als ehemaliger besonderer Zweig der IBV nicht gehalten. Sie trat vielmehr an ehemalige Mitglieder der verbotenen IBV heran, um diese zum Bezuge von Büchern und Zeitschriften und evtl. zum Weitervertrieb anzuregen. Das der verbotene Vertrieb von Druckschriften durch die Wachtturm- Bibel- und Traktat-Gesellschaft tatsächlich erfolgte, beweist z. B. die Beschlagnahme einer Reihe von Schriften, deren Inhalt klar eine verkappte Weiterführung der IBV erkennen ließ, durch die Staatspolizeistelle in Magdeburg am 16. November 1934. Durch diese Schriften wurde bewusst der Eindruck geweckt und gefördert, als sei die Tätigkeit der als staatsfeindlich anerkannten IBV wieder erlaubt.

Unter den beschlagnahmten Schriften hat die Druckschrift über Strafverfahren und Rechtsberatung besondere Bedeutung. Sie förderte das illegale Fortbestehen der IBV in erhöhtem Maße durch die an Mitglieder der ehemaligen IBV gerichtete Aufforderung zur Benutzung einer zentralen Rechtsberatungsstelle. Durch die Rechtsbetreuung von ehemaligen Angehörigen einer Organisation, die eine unverkennbare Hetze gegen die staatlichen und kirchlichen Einrichtungen trieb, indem sie beide als Organe des Satans bezeichnete, wurde das Verbot dieser Vereinigung umgangen und damit der staatsfeindlichen Betätigung Vorschub geleistet. Es ist ferner festgestellt worden, dass durch Anhänger der IBV Bücher und Kalender vertrieben wurden, die aus dem Besitze der Wachtturm- Bibel- und Traktat-Gesellschaft stammten. Daraus ergibt sich, dass die genannte Gesellschaft im organischen Zusammenhang mit der verbotenen IBV steht, und dadurch selbst als staatsfeindliche Organisation anzusehen ist, die sich in sinnfälligem Gegensatz zum heutigen Staat und seiner kulturellen sittlichen Struktur gestellt hat.

Wegen weiterer Zuwiderhandlungen gegen die erlassenen staatlichen Verbote wurde eine Reihe von Bibelforschern gerichtlicher Aburteilung zugeführt. Vor Gericht beriefen sich die Bibelforscher auf Artikel 135f der Weimarer Verfassung, die… überhaupt weiter in Geltung seien, zumal sie nicht auf dem Wege über Art. 48 RV außer Kraft gesetzt werden könnten. Die Bibelforscherbewegung sei in keiner Weise staatsfeindlich. Für ein Einschreiten auf Grund der VO des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat … sei daher keine Handhabe gegeben. Schließlich proklamiere auch der Nationalsozialismus die Religionsfreiheit. Mit diesen Einwendungen mussten sich die Gerichte auseinandersetzen.

Der Richter muss Klarheit über die weltanschaulichen und verfassungsrechtlichen Grundlagen des neuen Reichs besitzen. … Bereits die erste grundsätzliche Entscheidung zum Verbot der IBV, ein Urteil des Reichsgerichts vom 23. Januar 1934 … läßt sie vermissen.

Ist die IBV Religionsgesellschaft - eine Frage, die das Reichsgericht in Ermanglung entsprechender tatsächlicher Feststellungen durch die Vorinstanzen unbeantwortet läßt-, so wäre ihr Verbot verfassungswidrig und darum rechtsungültig; denn die Bestimmung des Art. 137 Abs. II RV, die die Freiheit der Vereinigung zu Religionsgesellschaften gewährleistet, ist von dem Reichspräsidenten nicht außer Kraft gesetzt worden, gehört auch überhaupt nicht zu den Bestimmungen, zu deren Außerkraftsetzung der Art. 48 II des Reichspräsidenten ermächtigt.

Das Reichsgericht betrachtet die Weimarer Verfassung also als noch fortbestehend, vermeidet aber eine ausdrückliche Stellungnahme. …

Das Sondergericht Breslau verneint den Charakter der IBV als Religionsgesellschaft im Sinn von Art. 137 RV und erblickt in ihr lediglich einen religiösen Verein nach Maßgabe des durch die VO vom 28. Februar 1933 außer Kraft gesetzten Art. 124. Es hält das Verbot der Bibelforscher daher für rechtsbeständig. Das Sondergericht Darmstadt dagegen sieht in der IBV eine Religionsgesellschaft, die den Schutz des Art. 137 genieße. Es erklärt die gegen sie getroffenen Maßnahmen daher für rechtsungültig - ein Ergebnis, dass angesichts nicht erkannter Staatsfeindlichkeit der Bibelforscher mit aller Deutlichkeit zeigt, zu welchen praktischen politischen Konsequenzen eine Verkennung der grundlegenden verfassungstheoretischen Begriffe und der gegenwärtigen Verfassungslage durch die Rechtsprechung führen kann.

Die Bibelforscherbewegung hat sich die vorteilhafte Gelegenheit nicht entgehen lassen und das ihr günstige Urteil für ihre Propaganda ausgenutzt. So z. B. in dem Aufsatze: 'Verfolgungen in Deutschland' in der in Bern erscheinenden Bibelforscher-Zeitschrift 'Das Goldene Zeitalter', Nr. 281 vom 1. Juni 1934.

Die innere Rechtfertigung der Verfassung geht verloren, so bald sie aufhört, eine der Idee und Existenz des Volkes gemäße politische Ordnung zu sein. Sie wird dann von der Wirklichkeit des politischen Lebens widerlegt und geht ihren Geltungsanspruchs verlustig. Das ist auch das Schicksal der Weimarer Verfassung geworden. Demokratie, Parlamentarismus, Föderalismus und bürgerlicher Rechtsstaatsgedanke sind die tragenden Grundsätze dieser Verfassung gewesen. Sie machten ihre eigene politische Substanz aus. Mit der nationalsozialistischen Revolution sind diese Grundsätze einer neuen politischen Weltanschauung zur Durchsetzung gelangt, die jenem Gedanken aufs schärfste widersprechen. Die Elemente des völkischen Führerstaats sind an die Stelle der Grundsätze von Weimar getreten. Führerstaat und völkischer Gedanke haben die parlamentarische Demokratie, der Einheitsstaat hat den Parteienbundesstaat verdrängt. Die Prinzipien des bürgerlichen Rechtsstaats haben dem Gedanken der Volksgemeinschaft weichen müssen. Die Weimarer Verfassung hat damit ihre Legitimität verloren. Mit Recht hat daher vor allem das Urteil des Sondergerichts Darmstadt verschiedentlich eine scharfe Kritik erfahren. … Die irrige Auffassung von der Fortgeltung der Weimarer Verfassung versperrt den Weg zur zutreffenden Lösung der hinsichtlich des Bibelforscherverbots auftauchenden verfassungsrechtlichen Fragen. …

Die Gemeinschaftswerte, die das staatliche Recht im Allgemeininteresse für wichtiger hält, genießen den Vorrang vor der Glaubensfreiheit. 'Staatsgesetz geht vor Religionsgebot', was auf Grund der allgemeinen Staatsgesetze als staatsfeindlich, ordnungswidrig, gemeinschädlich erscheint, kann sich nicht mit Hilfe des Mäntelchens religiöser Überzeugung behördlichen Zugriff entziehen. Die Bekenntnisfreiheit steht unter dem Vorbehalt des allgemeinen Gesetzes. …

Auch im neuen Deutschland gibt es Religionsfreiheit. Die Bibelforscherprozesse gaben den Gerichten Gelegenheit, diese Tatsache nachdrücklichst zu unterstreichen. 'Das nationalsozialistische Deutschland' so stellt das Sondergericht Darmstadt mit Recht fest, 'hat die Religionsfreiheit nicht angetastet und gedenkt das auch, wie sich insbesondere aus den Worten des Führers und anderer maßgebender Männer ergibt, nicht zu tun. … Die Glaubensfreiheit beruht im heutigen Staat allerdings nicht auf der Weimarer Verfassung. Sie gründet in der Anerkennung der Bekenntnisfreiheit durch die nationalsozialistische Staatsidee … Deren Verhältnis zur Religionsfreiheit ist in Art 24 des Parteiprogramms zum Ausdruck gebracht worden.

Es wird Religionsfreiheit gewährleistet. Im Interesse der politischen Einheit kann diese Garantie keine schrankenlose sein. Die Freiheit des Bekenntnisses endigt an den Grenzen, die der Staat zugunsten anderer völkischer Werte zu ziehen genötigt ist. Die Gewährleistung der Religionsfreiheit erfolgt unter den Voraussetzungen und in den Schranken, die die Pflicht des Einzelnen der Volksgemeinschaft gegenüber bestimmen. Die Religionsausübung darf sich nicht in einer Weise auswirken, die den Bestand von Volk und Staat in Frage stellt. Bekenntnisse, die das völkische Gemeinschaftsleben gefährden, verlieren ihren religiösen Charakter und sind politische Äußerungsformen, die als staatsfeindliche entsprechende Behandlung zu gewärtigen haben. Wo hier die Grenzen zu ziehen sind, stellt der Staat fest. Er bestimmt Bereich und Inhalt der gewährleisteten Freiheit.

Staats-und volksgefährliche religiöse Korporationen können sich auf die Gewährleistung der religiösen Vereinigungsfreiheit nicht berufen.

Zu ihnen gehört die Bibelforscherbewegung. Ihre Lehre und deren praktische Durchführung gefährden den Bestand des Staats und die Einheit des Volks. Das die Bibelforscher offenbar aus einem tragischen Konflikt heraus handeln, indem sie auf Befehl Gottes zu handeln vermeinen, kann an dieser Kennzeichnung nichts ändern. Die Bibelforscher vermögen sich auf die Gewährleistung der Bekenntnisfreiheit und auf die Garantie der religiösen Vereinigungsfreiheit nicht zu berufen. Sie haben die diesen gezogenen Grenzen überschritten. … Nur wer einmal nach der nationalsozialistischen Erhebung im Ausland gewesen ist, kann sich eine Vorstellung von der entscheidenden Bedeutung machen, die die ausländische öffentliche Meinung dem Problem der Religionsfreiheit beimisst. Gerade anlässlich ihrer Auseinandersetzung mit dem Bibelforscherverbot hat die deutsche Rechtsprechung demgegenüber mit aller Klarheit den Fortbestand der Religionsfreiheit im Dritten Reich betont."

Sorgerecht

Eine Tragödie für sich, stellt der Fakt dar, dass seitens des NS-Regimes, auch Sorgerechtsentzüge für Jehovas Zeugen ausgesprochen wurden. Bereits im Jahre 1936, sind diesbezügliche Berichte in der Nazipresse nachweisbar. Aus etlichen davon, sei der nachstehende ausgewählt. ("Zentralblatt für Jugendrecht und Jugendwohlfahrt" 28. Jg. 1936/37 S. 281f.)

"Das Sorgerecht ist Eltern, die als fanatische Bibelforscher ihre Kinder nicht im Sinn des heutigen Staates erziehen können und wollen, wegen Gefährdung des geistigen Wohles der Kinder, denen dadurch die Eingliederung in die Volksgemeinschaft unmöglich gemacht wird, zu entziehen. Beschluss des L(and) G(ericht) Hamburg vom 5. Juni 1936.

Der Vater und die Stiefmutter der Kinder Alfred und Friedrich Z. sind fanatische Bibelforscher. Sie wurden wegen illegaler Betätigung am Wiederaufbau der verbotenen Internationalen Bibelforschervereinigung im Oktober 1935 zu je zwei Monaten Gefängnis verurteilt.

Die Kinder Alfred und Friedrich besuchten die Volksschule. Sie haben dort trotz mehrfacher Verwarnung und Bestrafung durch den Schulleiter den Deutschen Gruß und das Singen der Nationallieder verweigert. Das J(ugend) A(mt) Hamburg hat daher - um die Kinder dem elterlichen Einfluss zu entziehen - beantragt, dem Vater das Recht der Sorge für die Person ihrer Kinder gemäß § 1666 BGB zu entziehen. In der Verhandlung vor dem Vorderrichter hat der Vater erklärt, er zöge seine Kinder im Sinne der Heiligen Schrift und könne die Kinder nicht anhalten, den Deutschen Gruß zu erwidern, da das Heil nur von Gott, nicht aber von einem Menschen kommen könne. Auf die Frage, ob er gegen den Nationalsozialismus eingenommen sei, hat der Vater die Antwort verweigert.

Das A(mts) G(ericht) hat daraufhin durch Beschluss vom 12. 3. 1936 dem Vater das Personensorgerecht entzogen. Hiergegen hat der Vater Beschwerde erhoben.

Der Vater erklärte, die Kinder politisch nicht beeinflusst zu haben, diese seien schon vor der nationalsozialistischen Erhebung in der Jugendgruppe Jehovas gewesen. Auf Befragen des Gerichts, ob er als Deutscher nicht verpflichtet sei, die Kinder im deutschen Sinne zu erziehen, meinte er, Christus sei auch für Deutschland gestorben und man könne nicht zweien Herren dienen. Auf die Frage, ob er nicht bereit sei, die Kinder im Sinne des heutigen Deutschlands zu erziehen, erklärte er, Jehova - Gott belehre seine Kinder. Weitere Antworten wolle er auf diese Frage nicht geben. Die Gesetze des Staates erkenne er an, soweit sie mit der Schrift Gottes in Übereinstimmung stünden. Die Entziehung des Sorgerechts für die Kinder bezeichnete er mit Kinderraub und Christenverfolgung.

Der Vertreter des S(taats) A(nwalts) erklärte, dass auch im Waisenhaus alle Versuche den Alfred zum Erweisen des deutschen Grußes zu veranlassen, vergeblich gewesen seien. Da die Einstellung der Kinder sehr tief eingewurzelt sei, müssten diese den Eltern unbedingt entzogen werden um sie zu brauchbaren Mitgliedern der Volksgemeinschaft zu erziehen.

Der minderjährige Alfred erklärte auf Befragen, den Hitlergruß nicht erweisen zu können, da er Jehova diene. Auf alle weiteren Fragen antwortete er mit Bibelsprüchen.

Die vorgetragenen Verhältnisse und die Einstellung der Eltern ergeben ohne weiteres, dass dem Vater das Personensorgerecht für die Kinder gemäß § 1666 BGB mit Recht entzogen worden ist. Auch nachdem beide Eltern wegen Staatsfeindlicher Betätigung mit Gefängnis bestraft worden sind, stehen sie weiterhin fanatisch auf dem Boden der Anschauungen einer internationalen Religionsgemeinschaft. Sie betonen überzeugt, ernste Bibelforscher zu sein und ihre Kinder nicht im Sinne des heutigen Staates erziehen zu können. Dadurch wird das geistige Wohl der Kinder auf das schwerste gefährdet, denn durch abwegige Beeinflussung im Elternhaus werden sie seit Jahren in geistige Bahnen gelenkt, die ihnen das Leben in der Volksgemeinschaft des heutigen Staates fast unmöglich machen.

Es ist nach Auffassung des Gerichts höchste Zeit, dass die Kinder dieser Atmosphäre entzogen werden, denn auch ihrer hat sich schon ein derartiger religiöser Fanatismus bemächtigt, dass nur durch eine planmäßige Erziehung, wie sie durch Eingreifen des LG gewährleistet ist, eine Umstellung und Eingliederung in die Ideenwelt des völkischen Staates erreicht werden kann. Dass die Eltern eine derartige Erziehung, die heute unbedingt verlangt werden muss, nicht leisten werden, geht schon daraus hervor, dass sie wiederholt erklärt haben, nicht sie, sondern Jehova erziehe die Kinder. Die Eltern lehnen eine Erziehung der Kinder im Sinne des heutigen Deutschland nicht nur ab, sondern beeinflussen diese durch ihren frömmelnden Fanatismus derart, dass die Voraussetzungen des § 1666 BGB gegeben sind."

"Ließ sich verschiedenes zuschulden kommen"

1923 spaltete sich von der deutschen Bibelforscherbewegung eine Gruppe ab, die sich "Wahrheitsfreunde" nannte. Zwei ihrer Repräsentanten waren Franz Egle und Ewald Vorsteher. Über den Egle, der sich mal "Verlagsleiter des Wahrheitsfreundes" nannte (eine Zeitschrift, die heute nicht mehr in Bibliotheken auftreibbar ist), meinte die WTG später den Triumph registrieren zu können, dass er zu ihr zurückgekehrt sei. Gleiches konnte sie von Vorsteher nicht sagen, den man wohl als geistigen Kopf jener Gruppe ansehen kann. Also, ich gehe mit dem Vorsteher keineswegs konform. Ich sehe - Gegensatz zu einigen anderen Ex-ZJ - , dass er eine sektiererische Bibelauslegung, lediglich durch eine andere, nicht minder fragwürdige ersetzte, wie dies ein Buch von Vorsteher verdeutlicht. Aber sicher steht fest, dass Vorsteher kein Opportunist war. Wie immer man auch zu seiner "Theologie" steht. Vorsteher war ein Mann, der Ross und Reiter gegebenenfalls beim Namen nannte. Dies brachte ihm schon im März 1933 eine Verhaftung durch die Nazis ein. Vorsteher hatte sich erlaubt, den Nazihäuptlingen einige Titel anzuhängen, die einige Jahre später die ganze übrige Welt auch aussprach, auch die WTG. Nur letztere eben noch nicht im Jahre 1933. Damals segelte man noch auf Stillhaltekurs, übte sich in "Diplomatie", wenn nicht gar Anbiederung. Das Verhalten der damaligen deutschen WTG-Leitung will ich nicht unbedingt kritisieren. Es gab schon zu dieser Zeit, weit schlimmere Anbiederungsversuche von kirchlichen Kreisen an die Nazis. Die deutsche WTG-Führung, war da im Vergleich, wirklich ein unbedeutender "Waisenknabe". Aber jetzt kommt die bedeutende Einschränkung. Im Jahre 1936 war auch die WTG schon so weit, dass sie den deutschen Rattenfänger Hitler, auch als solchen bezeichnete. In ihrer Literatur des Jahres 1936 lassen sich unzählige Beispiele dafür nachweisen. Was sagt die WTG jedoch noch im Jahre 1936 über Vorsteher? In einer Stellungnahme zu Händen eines Schweizerischen Gerichtes (nicht etwa eines nazistischen) verbreitet sie sich mit den Worten:

"(Es) beruft sich (der Nazi) Fleischhhauer in seiner Vernehmlassung auch auf eine gehässige Aussage zweier abgefallener Bibelforscher, nämlich auf Herrn Vorsteher und Herrn Egle. Vorsteher gehört seit vielen Jahren nicht mehr zu unserer Bewegung. Nachdem er sich 1923 getrennt hatte, ließ er sich in Deutschland Anfang 1933 verschiedenes zuschulden kommen und wurde wegen unbotmäßigen Handeln gegen die Behörden polizeilich bestraft. … M. C. Harbeck, und ein Vertreter der Gesellschaft in Deutschland, haben die Tatsache, dass Vorsteher nichts mit den Bibelforschern zu tun hat und dieselben für seine Taten nicht verantwortlich zu machen seien, den zuständigen nationalsozialistischen Behörden in Deutschland eidesstaatlich erklärt." ("Das Goldene Zeitalter" 15. 9. 1936 S. 7)

Eine solche Stellungnahme aus dem Munde der WTG ist ja an Skrupellosigkeit kaum noch zu überbieten. Gegenüber einem schweizerischen Gericht redet man von "unbotmäßigen Handeln" des Vorstehers gegen die Nazis. Ja, was tat denn die WTG selbst schon um diese Zeit?! Man hält es auch nicht für nötig, diesem schweizerischem Gericht im Detail mitzuteilen, worin diese Unbotmäßigkeit des Vorstehers bestand, obwohl man die aus dem Aktenstudium sehr genau kannte!

Die WTG hatte also schon damals damit unter Beweis gestellt, dass sie was Skrupellosigkeit betrifft, mit den schlimmsten Beispielen, auch aus anderen Lagern, sehr wohl konkurrenzfähig war und ist

Vogelfrei

Jehovas Zeugen meinen, bereits gewählt zu haben. Das imaginäre "Königreich Gottes". Da angeblich dieses schon 1914 ("vorerst nur") im Himmel aufgerichtet worden sei, meinen sie weltlichen Herrschern kein Plebiszit mehr geben zu können. Gelegentlich lässt man dann auch noch durchblicken, dass diese weltlichen Herrscher ihre Macht doch eigentlich an dieses "Königreich Gottes" abtreten sollten. Aber da letztere dazu keine Anstalten unternehmen, begnügt man sich damit, ihnen bei eventuell angesagten politischen Wahlen, die Stimme zu verweigern; indem man nicht wählt. Widersprüchlich genug, diese Theorie.

Die weltlichen Herrscher sind, ob solcher Dogmatik nicht sonderlich erfreut. Kann man ja in gewisser Hinsicht durchaus nachvollziehen. Erfreulich, wenn liberale Staaten, wie die Bundesrepublik Deutschland, es ihren Bürgern freistellen, gegebenenfalls auch diese Form der Meinungsäußerung zu praktizieren. Also ich teile die Position der Zeugen Jehovas nicht. Aber ich bin mit ihnen der Meinung, dass kein Staat das Recht hat, solche Akklamationen zu erzwingen.

Nun wissen wir aus der Geschichte, dass einige Regime dies sehr wohl erzwingen. Ein besonders übles Beispiel stellt bekanntlich das Hitlerdeutschland dar.

Jehovas Zeugen haben keine Skrupel, ihren Grundsatz der sogenannten "theokratischen Kriegslist" anzuwenden. Mit anderen Worten, sie operieren gegebenenfalls auch mal mit bewussten Halbwahrheiten, die schon hart an die Grenze der Lüge heranreichen, wenn nicht gar diesen Tatbestand schon erfüllen. Also gegenüber Verfolgern meint man Kriegslist anwenden zu können. Warum nicht auch in der Wahlfrage? Warum legt man dort so großes Gewicht auf das Demonstrieren?

Man demonstriert zur vermeintlichen höheren Ehre ihrer Organisation. Es ist dies die gleiche Demonstrationsmotivation, die von Zeugen Jehovas in den KZ mit ihrer Weigerung keine Blutwurst zu essen, auch praktiziert wurde. Aber nicht nur, dass man es nicht selber tat, man gab diese Blutwurst aber auch nicht anderen, gleichfalls hungrigen Mitgefangenen. Demonstration um jeden Preis!

Die Zeugen wähnen sich vom "Heiligen Geist Gottes" geführt. Sie sind eher vom Geist der Dummheit geführt. Durch die paar mehr oder weniger zahlreichen Nichtwähler, lässt sich kein totalitäres Regime aus den Angeln heben. Sehr wohl hat es aber eine Zielscheibe, an dem es seinen Frust abreagieren kann.

Politische Opposition hat dann ihren Sinn, wenn sie es versteht, zum geeigneten Zeitpunkt, die geeigneten Schritte zu unternehmen. Wer sich jedoch um des bloßen Demonstrieren's willen zu einer provokativen Verweigerungshaltung motivieren lässt, der gleicht dem Farbenblinden, der glaubt bei Rot unbeschadet eine befahrene Kreuzung betreten zu können. Wenn er sich dann im Krankenhaus wiederfindet, so hat er dies seiner eigenen Dummheit, nicht jedoch der Verkehrsampel zuzuschreiben.

Dies ist mein Vorabkommentar, zu den ohne Zweifel tragischen Beispielen, die in der seinerzeitigen Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 7. 1936 dokumentiert sind, von denen (gekürzt) einige wiedergegeben werden sollen:

"Am Sonntag, den 29. März, dem deutschen Wahltag, befand ich mich in meinem Garten … Etwa gegen 14 ½ Uhr erschienen plötzlich bei mir der Hauswart, des von mir mitbewohnten Hauses, in seiner Begleitung ein SS- und ein SA-Mann … um mich aufzufordern meiner Wahlpflicht nachzukommen. Ich lehnte das ab mit der Begründung, dass ich ein Zeuge Jehovas und für mich allein die Bibel maßgebend sei, die mir verbietet mich politisch zu betätigen. Ich betonte, dass ich auch früher, als es 45 Parteien gab, nicht an Wahlen teilgenommen hätte. Darauf wurde mir eindringlich nahegelegt, zu wählen, da ich bei beharrlicher Weigerung die Konsequenzen tragen müsste. Man sagte mit Bezug auf das Winterhilfswerk, dass ich in Anspruch genommen hatte, und zwar ohne Bedenken, weil meine Glaubensgenossen, die in Brot und Lohn stehen, alle zum Winterhilfswerk beisteuern. … Darauf erklärte er mich für verhaftet, ergriff mich beim Genick und stieß mich vorwärts dem Gartenausgang zu, assistiert vom SS-Mann, der mich mit der Faust an die Kinnlade schlug, sodass mein Gebiss zerbrach. Außerhalb des Gartens musste ich im Beiwagen des Motorrades Platz nehmen. Dabei sagte der SS-Mann: 'Man müsste das Schwein hinten (d. h. an das Motorrad) anhängen und nachschleifen'. …

Am 29. März 1936 abends um ½ 8 Uhr, nachdem das Wahlergebnis bekanntgegeben war, begaben sich Angehörige der SA, SS und der Hitlerjugend in Zivil vor meine Wohnung und schrieen: 'Raus mit dem Landesverräter' usw. Darauf drangen sie in das Haus ein vor meine Glastüre im ersten Stock. Die Glocke wurde in Großen Alarm versetzt, und als ich darauf nicht erschien, drückte die Menge die Glastüre ein. Ich selbst befand mich im Schlafzimmer … und war im Begriff mich zu entkleiden. Meine Frau und meine vierjährige Tochter waren schon im Bett. … Ein Angehöriger der SA in Zivil schrie mich an: 'Komm raus, Männle, Dich wollen wir gerade. Dir wollen wir zeigen, dass Du jetzt im Dritten Reich bist, so geht die Schlamperei nicht weiter.' … Aus der ca. 200 bis 300-köpfigen Menge schrieen sie: 'Schlagt ihn tot, den Landesverräter, den Schuft usw.; er ist nicht mehr wert.' Dann wurde ich auf die Straße geschleift, woselbst, einige einen ca 2-2 ½ m langen, mit Querlatte, Verstrebung und Stricke versehenen Galgen auf mich zubrachten mit den Rufen: 'Hängt ihn auf, den Landesverräter, an den Galgen mit ihm'. …

Am Samstagmittag, nach Arbeitsschluss, also vor der Wahl, wurde mir im Betrieb erklärt, dass ich, falls ich am Sonntag nicht zur Wahlurne gehe, ab Montag fristlos entlassen sei, was dann auch erfolgte. …

'An Herr D. in W. Am 31. 3. Sind RM 30,-- Tilgung auf Stadtbaudarlehen und RM 19, 50 … fällig geworden. Sollten Sie diesen Betrag nicht binnen drei Tagen an die Stadtkasse abgeführt haben, werde ich die Zwangsversteigerung Ihres Grundstückes rücksichtslos betreiben. Durch Ihr Verhalten vor der Wahl sowie dadurch das Sie nicht zur Wahl erschienen sind, und dies unter Bezugnahme auf die jüdische Geschichte noch schriftlich begründet haben, haben Sie sich offen als Staatsfeind bekannt. Ich kann daher nicht verantworten, dass sie weiterhin im Besitze von Grund und Boden des Staates sind, den sie bekämpfen. Ich verweise Sie schließlich auf § 5 Ziffer 5 des mit Ihnen abgeschlossenen Reichs-Heimstätten-Vertrages. Dort heißt es, dass auf der Heimstätte ehrenrührige Geschäfte nicht betrieben werden dürfen.'…

'An die Bibelforscherin Frau St. Nachdem wir am 29. März 1936 bei Bekanntgabe des Wahlergebnisses feststellen mussten, dass Sie sich durch Ihr undeutsches und verräterisches Handeln aus der deutschen Volksgemeinschaft ausgeschlossen haben, sind wir gerne bereit, durch Erstattung der Fahrkosten Ihnen dazu behilflich zu sein, dieses Land und dieses Volk, in dem Sie sich, wie Sie ja durch Ihr Handeln selbst bekundet haben, nicht wohl fühlen, zu verlassen. … Sollten Sie baldmöglichst abreisen, so bitten wir, den Ortszeitungen Ihre Abreise mitteilen zu wollen, damit die ganze Bevölkerung Sie begleiten kann. Alle zur Verfügung stehenden Musikkapellen sind zur Stelle. …"

Flaggengruß

Bei meiner Beschäftigung mit der Geschichte der Zeugen Jehovas, speziell der 30-er Jahre drängt sich mir immer wieder aufs Neue ein anderer geschichtlicher Vergleich auf. In den Jahren 1077-1122 gab es einen handfesten Streit zwischen der weltlichen Macht und der damaligen Kirche, der als "Investurstreit" in die Annalen der Geschichte eingegangen ist. Letztlich wurde da ein knallharter Machtkampf mit unterschiedlichen Siegern und Verlierern ausgefochten. Im Kern reduzierte er sich auf die Frage: Wer bestimmt über wen? Die Kirche über den Staat? Oder der Staat über die Kirche? Auch der Staat musste in dieser Auseinandersetzung Federn lassen. Der berühmt-berüchtigte Canossagang eines damaligen weltlichen Herrschers kündet davon. Er hatte sich das eigentlich anders vorgestellt. Als er die hingeworfenen Fehdehandschuhe aufgenommen hatte, war seine Vorstellung, die Kirche in die Knie zu zwingen. Sie sollte ihm "möglichst aus der Hand fressen". Es kam etwas anders. Statt als Sieger, sah er sich plötzlich selbst in der Defensive. Zu Siegessicher wähnte er sich der Unterstützung anderer sicher. Sie aber blieb aus. Da wurden, bei dieser Gelegenheit plötzlich alte Rechnungen mit ihm beglichen. Und er vermochte sich nur durch einen zutiefst demütigenden Befreiungsschlag aus dieser Situation wieder herauszuwinden. Eben, dem Canossagang.

Aber auch für die Kirche, war danach durchaus einiges anders als vorher. Auch in ihren Kreisen hatte man davon geträumt, und es auch so praktiziert, die weltlichen Herrscher möglichst als Marionetten ansehen und behandeln zu können, wo die Kirche dabei gerne der "Strippenzieher" sein wollte.

Zieht man ein Endresümee so kann man sagen: Das seit jenen Tagen Kirche und Staat sich jeweils mit gebührendem Respekt beäugten. Keiner von ihnen wagte es hinfort, den andern zu überfordern (jedenfalls in der Regel nicht - die bekanntlich nie ohne Ausnahmen ist).

In der Neuzeit wurde dieser "Investurstreit" erneut von den Bibelforschern/Zeugen Jehovas auf die Tagesordnung gesetzt. Mittlerweile halbe Bibliotheken sind schon voll geschrieben worden, über die Auseinandersetzung zwischen Zeugen Jehovas und dem Nazistaat. Als es einige Jahre nach seinem wohlverdienten Ende, ein erneutes Zeugen Jehovas-Verbot durch die "DDR" gab, vermerkte ein zeitgenössischer kirchlicher Kommentar aus dem Jahre 1950 dazu. Das die Widerständigkeit der Zeugen Jehovas gegen das Naziregime (und die "DDR") nicht deshalb erfolgte, weil jene Regime so oder so waren, sondern, dass sie eine grundsätzlichere Qualität besitzt. Genau dies ist der Punkt. Und diese grundsätzlichere Qualität habe ich mit dem Wort "Investurstreit" versucht zu umschreiben.

Man sollte es auch nicht vergessen. Etwa zweitgleich als der Kampf zwischen Hitlerdeutschland und den Zeugen Jehovas tobte. Zu just der gleichen Zeit gab es auch in den USA analoge Auseinandersetzungen. Wohl landeten die dortigen Zeugen Jehovas nicht in Konzentrationslager. Aber auch dort schlimm genug. Etliche ihrer Schulkinder wurden von öffentlichen Schulen verwiesen. Also dort wurde dieser Kampf auf den Rücken von Schulkindern ausgetragen. Wer will das bagatellisieren? Mir scheint, dass dazu überhaupt kein Anlass besteht.

Mit den Zeugen Jehovas stimme ich darin überein, dass die überzogenen staatlichen Forderungen sowohl in Hitlerdeutschland, der "DDR" und den USA zu kritisieren sind. Es wäre sicherlich etliches Leid erspart geblieben, wenn die genannten Staaten sich diesbezüglich etwas zurück genommen hätten. Aber auch den Machtansprüchen der Rutherford'schen WTG und nicht "nur" der Rutherford'schen widerspreche ich. Der Einzelne ist für diese Systeme nichts. Er ist nur Manövriermasse, gegebenenfalls auch zum verheizen bestimmt. Dies ist mein Resümee, dass ich aus diesen Kontroversen ziehe.

Zu den besonders in den USA tobenden Auseinandersetzungen um die Flaggengrußfrage, liegt auch von Rutherford persönlich, eine umfängliche Stellungnahme vor. Er hatte sie auch als Rundfunkansprache am 6. 10. 1935 verbreiten lassen. Im "Goldenen Zeitalter" vom 1. 2. 1936 ist sie dokumentiert. Rutherford schrieb da:

"Der Fall eines 8-jährigen Schuljungen, der es kürzlich ablehnte, die amerikanische Flagge zu grüßen und die Nationalhymne zu singen, hat viel Redens verursacht. Es handelt sich um den Sohn eines Zeugen Jehovas. Die Vereinigte Presse hat mich ersucht, meine Ansicht in dieser Sache bekanntzugeben. Wenn ich es hiermit tue, so geschieht es vom Standpunkte eines wahren Nachfolgers Christi Jesu aus:

Für viele bedeutet der Gruß an die Flagge eine bloße Zeremonie von wenig oder gar keiner Bedeutung. Für jene aber, die die Sache vom biblischen Standpunkte aus ansehen, bedeutet er mehr.

Die Flagge ist ein Symbol für die sichtbar herrschenden Mächte. Einen Bürger oder dessen Kinder unter Anrufung des Gesetzes zwingen zu wollen, irgendeine Sache oder einen Gegenstand zu grüßen oder sogenannte 'patriotische Lieder' zu singen, ist völlig verkehrt und ungerecht. Gesetze werden erlassen und durchgeführt um uns vor solchen offenkundigen Taten zu schützen, die jemandem Schaden zufügen. Ihr Zweck besteht keineswegs darin, eine Person zu zwingen, gegen sein Gewissen zu handeln, besonders nicht, wenn sich diese Person durch das Wort Gottes leiten lässt.

Eine Weigerung, die Flagge zu grüßen und stumm zu bleiben, wie der Knabe es tat, kann niemand schaden. Wer eine Person, die der aufrichtigen Überzeugung lebt, dass der Gruß an die Flagge dem göttlichen Willen, ihrem eigenen Gewissen und dem Worte Jehovas zuwider ist, zu einem Flaggengruß zwingen will, der tut ihr ein großes Unrecht. Der Staat ist aber nicht berechtigt, auf Grund eines Gesetzes oder sonstwie seinen Bürgern Unrecht zu tun.

Jahrhundertelang ist Satan, der Teufel, der unsichtbare Herrscher der Nationen der Erde gewesen. Gott hat dies zugelassen oder gestattet, um die menschliche Familie durch eine Probe gehen zu lassen, die offenbaren würde, wer freiwillig Gott, und wer dem Teufel dienen will. Jehova Gott erlässt seine Gebote für diejenigen, die sich auf seine Seite stellen und seine Gunst suchen: 'Du sollst keine andern Götter neben mir haben. … Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen.' (2. Mose 20: 3,5).

Im dritten Kapitel des Buches Daniel hat Gott einen Bericht niederschreiben lassen, wonach die Regierung Babylons, in Übertretung des göttlichen Gesetzes, eine Vorschrift erließ, die jedermann gebot, bei den Klängen der Nationalhymne niederzufallen und ein bestimmtes Bild anzubeten. Widerspenstige aber sollen in einem Feuerofen den Tod finden. Drei Hebräer, die übereingekommen waren, Jehova Gott zu dienen, weigerten sich, diesem Befehle zu gehorchen. Sie sprachen die folgenden Worte zum König: 'Es liegt keine Notwendigkeit vor, dass wir dir in dieser Sache gehorchen, und wenn man uns in ein Feuer wirft, so wird unser Gott, dem wir dienen, fähig sein, uns vom Feuerofen zu befreien, und er wird uns befreien.' Die Stunde der Prüfung war da. Die drei Hebräer kamen in den Feuerofen, wurden aber ihrer Treue wegen von Gott errettet. Durch dieses Ereignis zeigte uns Gott, dass er das Grüßen eines Symbols Babylons missbilligte.

Die heutigen Versuche, Schulkinder und andere, die an Jehova Gott glauben und ihm dienen, zwingen zu wollen, eine Flagge zu grüßen, oder ein bestimmtes Lied zu singen, stimmen genau mit dem babylonischen Gesetze überein, dass so eben erwähnt worden ist. Derjenige, der eine Flagge grüßt, drückt damit seine Hoffnung auf Errettung in das aus, was die Flagge darstellt. Nun aber kommt aber Errettung allein von Jehova.

Die Hitler-Regierung, die sich in den Nasen aller aufrichtigen Menschen stinkend gemacht hat, verlangt, dass jedermann in Deutschland einen bestimmten Gruß entbiete und 'Heil Hitler' schreie und das jene, die zuwiderhandeln, schwer bestraft werden sollen. Mehr als 1200 Zeugen Jehovas befinden sich heute in den Gefängnissen Deutschlands, weil sie sich des 'schweren Verbrechens' schuldig gemacht haben, nicht in den Gruß 'Heil Hitler' einzustimmen. Sie setzen ihr Vertrauen auf Jehova und Christus Jesus und nicht auf Menschen.

Jehovas Zeugen haben sich verpflichtet, den Geboten Jehovas und Christi Jesu zu gehorchen. Sie richten sich völlig nach den Worten Jesu, der da sagt: 'Gebet daher dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist' (Lukas 20:25). Diese Worte haben folgenden Sinn: Jehova Gott ist der Höchste. Seine Befehle stehen über jedem menschlichen Gesetz. Cäsar oder 'der Kaiser' ist ein Bild für das staatliche oder menschliche Gesetz. Alle von einem Staat oder einer Regierung erlassenen Gesetze, die Gottes Geboten nicht zuwiderlaufen, sollten von denen, die sich Jehova Gott hingegeben haben, freudig befolgt werden. Wenn indes ein menschliches Gesetz Jehovas Wort zuwiderläuft, dann kann der Christ es nicht befolgen. Die Apostel haben aus den Worten Jesu, des Meisters, die gleiche Schlussfolgerung gezogen. Als sie angeklagt standen, das Gesetz einer gewissen Provinz oder des Staates übertreten zu haben, sprachen sie vor dem Obergericht die bekannten Worte: 'Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilet ihr. … Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen' (Apostelgeschichte 4:19; 5:29).

Jehovas Zeugen nehmen dieselbe Stellung ein. Sie gehorchen freudig jedem Gesetz des Landes, das Gottes Gesetz nicht widerspricht. Sobald aber letzteres eintritt, können und werden sie nicht gehorchen.

Wir lesen ferner in Römer 13. Vers 1: 'Jede Seele unterwerfe sich den obrigkeitlichen Gewalten.' Viele haben fälschlicherweise gedacht, dass die 'obrigkeitlichen Gewalten' die sichtbaren Herrscher der Nationen der Erde seien. Diese Schriftstelle ist aber an niemand anders als an die Nachfolger Christi Jesu gerichtet, und die 'obrigkeitlichen Gewalten' sind Jehova Gott und Christus Jesus. Jeder wahre Nachfolger Christi Jesu wird daher Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Die Flagge der Vereinigten Staaten ist weder das Banner Christi noch dasjenige Jehovas. Es ist vielmehr ein Symbol der Regierung, durch welche diese Nation beherrscht wird. Niemand kann zu Recht behaupten, dass Gott und Christus Jesus eine Regierung beherrschen, unter der Verbrechen überhandnehmen. Menschen haben Regierungen organisiert und Satan, der Teufel, überlistete die Menschen und beherrschte sie, weil sie es abgelehnt haben, Gott zu gehorchen. Daher stehen die Nationen der Welt unter Satans Herrschaft, wie wir in Johannes 5:19 lesen: 'Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen.' Die Bibel offenbart in folgendem klar, dass der Teufel der unsichtbare Herrscher der Welt ist. Satan brachte Jesus auf einen hohen Berg. Da er der Gott dieser Welt war, zeigte er ihm alle Königreiche der Welt und wollte sie ihm abtreten unter der Bedingung, dass Jesus niederfalle und ihn anbete. Jesus wies ihn zurück und sprach: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen' (Matthäus 4: 10).

Ein fernerer Beweis, dass Satan der Fürst oder unsichtbare Herrscher dieser Welt ist, sind Jesu eigene Worte in Johannes 18:36 'Mein Reich ist nicht von dieser Welt'. Jesus wies seine Nachfolger an, wie folgt zu beten. 'Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel' (Matthäus 6:9-12). Auch in 2. Korinther 4:4 steht geschrieben, dass Satan der Gott dieser Welt ist und die Menschen betrügt um sie der Wahrheit gegenüber blind zu machen.

Jehovas Zeugen sind die wahren Nachfolger Christi Jesu, die seinen Geboten gehorchen. Der Herr sagte zu ihnen: 'Weil ihr nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum hasst euch die Welt' (Johannes 15:19), ferner in Johannes 8:23: 'Ich bin nicht von dieser Welt' und in Johannes 14:21: 'Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.' Philipper 3:20 enthält die folgenden Worte: 'Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln' und 1. Johannes 5:21; sowie 1. Korinther 10:14 die Warnung: 'Kinder, hütet euch vor den Götzen!'; 'darum, meine geliebten Brüder, fliehet den Götzendienst'. Diese Gebote stützen sich auf die in 2 Mose 20:4,5 erlassenen Befehle. … Jehovas Zeugen haben einen feierlichen Bund oder Vertrag geschlossen, Gott und Christus Jesus zu gehorchen. Ein Brechen dieses Bundes bedeutet ihre Vernichtung. Laut Römer 1: 31, 32 sind Bundesbrüchige 'des Todes schuldig'. Apostelgeschichte 3:23 zeigt ihnen des Weiteren, dass 'jede Seele, die Christus nicht gehorcht, ausgerottet werden soll'. Als die Stunde nahte, da Jesus zu Tode gebracht werden sollte, da zeigte der vor der versammelten Menge stehende römische Statthalter auf Jesus und sagte: 'Sehet, euer König!' Aber die Juden antworteten ihm: 'Wir haben keinen König, als nur den Kaiser' (Johannes 19: 14,15). Sie standen in einem Bunde, unter dem sie Gott hätten gehorchen sollen; die Missachtung desselben führte ihren Untergang herbei. Daher entsteht für jeden Zeugen Jehovas die Frage: 'Soll ich jedes menschliche Gebot befolgen und sterben, oder soll ich Jehova Gott gehorchen und leben?' …"

Dieser Artikel geht noch ellenlang weiter, aber es wurde im Prinzip schon genug zitiert. Meines Erachtens besteht sein Kern im Prinzip in der Machtfrage, die hier durchaus deutlich genug zum Ausdruck kommt.

Siehe auch: Gerichtliche Auseinandersetzungen in den USA

Schattenbilder vom Luzerner Kongress

Der Luzerner Kongress 1936 der Bibelforscher/Zeugen Jehovas, war bekanntlich jene Veranstaltung, die in die Geschichte - besonders der deutschen Zeugen Jehovas - Geschichtsträchtig in die Annalen eingegangen ist. Hatte man dort doch jene "Resolution" verabschiedet, die da auch "dem Herrn Hitler und dem Papst" zugestellt wurde. In ihr wurde die Tragödien in Deutschland beklagt und die beiden genannten Herren als die eigentlich verantwortlichen dafür, bezeichnet.

Über jene geschichtsträchtige Dimension hinausgehend, wird oftmals übersehen, dass jene Veranstaltung noch in anderer Beziehung denkwürdig war. Bekanntlich gehört die Demokratie schon seit eh und je zu den tragenden Säulen der Schweiz. Aber auch dort gab es Minderheiten, die meinten ohne Demokratie "besser" zu recht kommen zu können. Eine Minderheit in der Minderheit träumte gar davon, die Verhältnisse von Hitlerdeutschland, möglichst auch auf die Schweiz umkopieren zu können.

Da war nun jener Luzerner Kongress. Und schon vorher war jene Minderheit in der Minderheit, durchaus sehr aktiv. Auch und nicht zuletzt im Jahre 1936. Man setzte alle Beeinflussungshebel in Bewegung, um dem ersehnten Ziel näher zu kommen. Da bot es sich an, hinter den Kulissen, auch gegen jenen Luzerner Zeugen Jehovas-Prozess mobil zu machen. Auch darüber liegen einige zeitgenössische Presseberichte vor. Aus ihnen sei der nachfolgende ausgewählt ("Freie Innerschweiz" 8. 9. 1936):

"Verbot der öffentlichen Versammlung der Bibelforscher.

Die Werbebroschüre konfisziert.

Massenhafte Verhaftungen.

(Es) erlässt die luzernische Regierung wieder ein Versammlungsverbot. Weil der konfessionelle Friede gefährdet sei, verbot sie den auf gestern Abend angekündigten öffentlichen Vortrag des nordamerikanischen Richters Rutherford, der als Schlusskundgebung des Kongresses der Bibelforscher gedacht war. Im Laufe des gestrigen Vormittags hatten die Kongressteilnehmer oder luzernischen Bibelforscher mit Autos und Camions die Innerschweiz durchfahren und ihre Broschüre 'Entscheidung. Reichtum oder Ruin? Was wählst Du?' massenhaft verteilt. Diese stark amerikanisch anmutende Werbemethode und der Inhalt der Broschüre sollen große Aufregung verursacht haben. Offenbar erinnerte man sich auf den Dörfern der Differenzen, die die katholische Kirche mit den Bibelforschern hat und es soll dann und da und dort eine Abwehrbewegung gegen diese Agitation eingesetzt haben. Da wurde ein starker Druck auf die Polizei ausgeübt und es wurden etwa 40 Werber und ihre Druckschriften konfisziert. Auf Weisung des Polizeidepartments wurden die Verhafteten dann aber noch gleichen Tages frei gelassen. Im Zuge dieser Sperrmaßnahmen wurde dann auch die Versammlung vom Abend im Kunsthaus verboten.

Die Regierung erklärte, die Kongressleitung hätte gemachte Versprechungen nicht gehalten und eine Antwort über den Inhalt der Broschüre hinausgezögert bis eine andere Abwehrmaßnahme als die Konfiskation nicht mehr möglich war.

Dieses Eine aber möchten wir doch sagen: In Luzern selber war nichts von einer Erregung unter der Bevölkerung bemerkbar und das Empfinden, dass der konfessionelle Frieden gestört sei, scheint uns ordentlich gemacht zu sein.

Wie wir nachträglich erfahren, hat die Kongressleitung den Vortrag des Herrn Rutherford dann doch abhalten lassen, jedoch nicht in der verbotenen öffentlichen Form, sondern als Vortrag in geschlossener Versammlung der Kongressteilnehmer. Vor dem Kunsthaus standen friedlich etwa 1000 Menschen. Zusammenstöße ereigneten sich nicht; der religiöse Friede blieb also im Gleichgewicht. Man bekommt das Gefühl, dass man allzu nach dem Grundsatze handle: Heute die Bibelforscher und morgen andere Vereinigungen, die nicht katholisch oder gegen die katholische Kirche sind. Eine solche Einstellung würde gegen die in der Verfassung verankerte Glaubens- und Gewissensfreiheit verstoßen. Von Seite der Regierung wird uns aber versichert, dass die Situation so war, dass sie eingreifen musste.

Wir gestehen, dass die Warnungen, die wir selber leitenden Personen des Kongresses gegenüber in privaten Gesprächen anbrachten, leider übersehen wurden. Die amerikanischen Agitationsmethoden - so originell sie sind - stoßen ab. Die Werbebroschüre steht auf einem Niveau der Argumentation, dass alle Nichtbibelforscher ablehnen werden. Sie enthält Stellen, die einen bei aller Achtung vor dem Bekennermut und Zeugendrang der 'Bibelforscher' aufregen, wenn nicht empören müssen.

Die Begründung der Regierung (Protokoll-Auszüge):

Anlässlich ihres in Luzern stattfindenden Kongresses hat die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher für Montag den 7. September 1936 eine öffentliche Versammlung mit einem Referat von Richter Rutherford angekündigt.

Am Montagmorgen fand nun im ganzen Kanton von Haus zu Haus im großen Maßstab die Verteilung von Drucksachen statt, welche die schwersten Invektiven gegen die christlichen Konfessionen enthalten und ohne Zweifel als eine gefährliche Störung des interkonfessionellen Friedens betrachtet werden müssen.

Nachdem der Referent der öffentlichen Montagsversammlung sich zu einer Erklärung über seine Einstellung zum Begehren, dass beleidigende Äußerungen gegenüber den christlichen Konfessionen zu unterbleiben haben, nicht herbeiließ, ist angesichts der am Montagmorgen inszenierten und den von der Kongressleitung abgegebenen widersprechenden Propaganda zu erwarten, dass der angekündigte Vortrag dieser Propaganda entsprechen werde. Damit ist die Gefahr einer schweren Störung des Interkonfessionellen Friedens geschaffen. Im Weiteren besteht die Gefahr, dass man sich in den Kreisen der hiesigen Bevölkerung derartige, dass religiöse Empfinden in gröblichster Weise verletzende Invektiven nicht gefallen lasse und daher Störungen der öffentlichen Ruhe nicht zu vermeiden sein werden."

"Wir sind nicht religiös"

Jonak v. Freyenwald schrieb einmal dem Boris Toedtli, in seiner Eigenschaft als damaliger Herausgeber der sogenannten "Schweizerischen Pressekorrespondenz", dass er im Besitz einer spanischen Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" sei, worin die Bibelforscher/Zeugen Jehovas von sich selbst sagen "Wir sind nicht religiös". Zitat aus dem Schreiben Jonak's vom 29. 10. 1936 an Toedtli: "In zwei Tagen sende ich Ihnen die spanische B. F. Zeitung, in der sie selbst sagen: Wir sind antireligiös!!! Das wäre in SPK zu verlautbaren." Nun lassen sich in den Rutherford'schen Schriften jener Zeit in der Tat gewisse Wendungen nachweisen, dass man die Konkurrenzreligionen als "von Satan" abqualifizierte und wähnte, sie betrieben "Gimpelfang". Wohlweislich redete man dabei aber nicht auch von der eigenen Art des "Gimpelfanges". Aber das kennt man ja zur Genüge. Ohne Hinweis auf den vermeintlichen Buhmann, vermögen gewisse totalitäre Regime sich nicht über Wasser zu halten.

Es ist schon verständlich, wenn ein Zeitschriftenartikel, in dem expressis verbi auch die Formulierung auftaucht, unreligiös zu sein, schon das Interesse der religiösen Gegner dieser Organisation findet. Insofern kann man den diesbezüglichen Gedankengang des Jonak, durchaus nachvollziehen.

Wie man weiß, war Jonak seit Anfang der 40-er Jahre, ständiger Mitarbeiter des antisemitischen Schmutz- und Hetzblatt "Der Stürmer". Dessen Archiv hat die Nazizeit überdauert und wird heute vom Stadtarchiv Nürnberg verwaltet. In besagtem Archiv befindet sich nun ein bemerkenswertes Dokument, auf das Jonak offenbar Bezug genommen hat, und das nachfolgend hier noch wiedergegeben sei:

"De Luz y Verdad

(spanische Ausgabe des Goldenen Zeitalters)

Ausgabe von 1936

Cuidado con el fascismo!

(deutsche Übersetzung im Stürmerarchiv)

Stadtarchiv Nürnberg E 9/37 Nr. 1487/6

Was ist Faschismus?

Er ist kein Instrument des Kapitalismus. Er ist ein Werkzeug des Vatikans. Katholische Kirche und Faschismus arbeiten eng zusammen.

Das katholische Bayern wurde die Wiege des Nationalsozialismus. Beide Bewegungen werden von den Jesuiten kontrolliert.

Der größte Sieg der Jesuiten ist der, dass sie in den letzten Jahren im Herzen Europas von Neuem das 'Heilige Römische Reich' geschaffen haben, dass aus Österreich, Deutschland, Italien, Ungarn und Polen besteht, aus lauter faschistischen Ländern. Diese Länder sind die Schwerter des Vatikans, der in Europa einen neuen Krieg entfesseln will.

In Spanien gibt es zwei faschistische Parteien: eine offen faschistische (Primo de Revera) und eine andere, jesuitisch-faschistische Volksaktion (Gil Robles).

Wir, die Zeugen Jehovas (Los Testigos de Jehova), treten für keine religiöse Propaganda ein. Wir sind in unversöhnlicher Weise antiklerikal und antireligiös (= gottlos). Wir sprechen von einer vollkommenen Welt, von einer vollkommenen Menschenrasse und von einer vollkommenen sozialen Ordnung auf der Welt. Wir mischen uns nicht in die Politik. Wir wenden uns an die ganze Welt. Denn unsere Bewegung ist international. Alle Religionen haben als Instrument der Unterdrückung gedient. Der größte und erbittertste Feind der ganzen Menschheit ist die römisch-katholische Geistlichkeit; die Jesuiten und die Faschisten.

Es ist die Zeit gekommen, dass jeder von uns überlegt, ob er sich auf die eine oder andere Seite stellt. Indessen verkünden wir die bevorstehende Zerstörung der teuflischen Unterdrückungsorganisationen (gemeint ist die Kirche und ihre faschistischen Anhängsel) und die Errichtung des vollkommenen Reiches Gottes auf Erden."

Mexiko

Raymond Franz kommt in seinem Buch "Der Gewissenskonflikt" auch auf das an die USA angrenzende Land Mexiko zu sprechen. Dort gibt es in der Tat einige Besonderheiten, die man so in anderen Ländern nicht vorfindet. Man kann auch durchaus fragen, ob diese Besonderheiten nicht schon verdächtig ähnlich mit den Praktiken gewisser totalitärer Staaten, die Religion betreffend sind. Sie mögen zwar noch nicht die fragwürdige Qualität der totalitären Staaten erreichen, streifen sie aber doch schon ziemlich hart.

Unter Bezugnahme auf die Situation der Zeugen Jehovas in Mexiko berichtet Raymond Franz:

"Als Folge der mexikanischen Revolution ist es nach der Verfassung jeder religiösen Organisation untersagt, Eigentum an Immobilien zu haben. Das läßt sich darauf zurückführen, dass die katholische Kirche jahrhundertelang über riesige Ländereien und andere Besitztümer im Land verfügte. Kirchliche Gebäude und Grundstücke unterstehen der Obhut des Staates, der den Religionsgemeinschaften deren Nutzung gestattet. Ausländische Missionare und kirchliche Würdenträger erhalten in Mexiko keine Erlaubnis zur Amtsausübung, da es in der Vergangenheit eine Ausbeutung durch Geistliche aus fremden Nationen gegeben hatte. Welche Auswirkung hat das auf Jehovas Zeugen gehabt?

Die Administration der Weltzentrale der Zeugen Jehovas hat vor langer Zeit entschieden, dass sich Jehovas Zeugen in Mexiko wegen der dortigen Gesetzeslage nicht als religiöse, sondern als kulturelle Organisation ausgeben. Die ortsansässige Vereinigung La Torre del Vigia, wurde bei der Regierung in Mexiko in diesem Sinne eingetragen. Daher kommt es, dass Jehovas Zeugen in Mexiko nicht sagen, sie hielten religiöse oder biblische Zusammenkünfte ab, sondern kulturelle Versammlungen. In diese Zusammenkünften wird nicht gebetet und gesungen, genausowenig wie auf den Kongressen. Bei ihrer Tätigkeit von Tür zu Tür haben sie nur Wachturm-Literatur dabei (von er sie sagen, die Watch Tower Society stelle sie ihnen 'als Hilfsmittel für ihre kulturelle Arbeit' zur Verfügung!

Eine Bibel haben sie nicht mit, da das zeigen würde, dass sie eine religiöse Tätigkeit ausführen. Örtliche Gruppen der Zeugen Jehovas heißen nicht Versammlung oder Gemeinde, sondern 'Freundeskreis' (compania). Es wird nicht von Taufen gesprochen, dafür wird dasselbe unter dem Namen 'das Symbol' durchgeführt."

Der katholische Nazi, Hans Jonak von Freyenwald, kam in den dreißiger Jahren in seiner einschlägigen Schrift, auch beiläufig auf den Fall Mexiko zu sprechen. Nachdem er auf die von Balzereit verfasste Pseudonymschrift "Die größte Geheimmacht der Welt" zu sprechen kam, nimmt er auch auf einen darin enthaltenen Passus, Mexiko betreffend Bezug.

Jonak schrieb: "In seiner Bewunderung für die Freimaurerei erklärt er (Balzereit alias P. B. Gotthilf) z. B., dass in Mexiko aller Fortschritt den Freimaurern zu verdanken ist. Dies schrieb Gotthilf zu einer Zeit, wo in Mexiko eine der blutigsten Christenverfolgungen der Neuzeit begann."

Jonak redet also, aus katholischer Sicht, von einer blutigen Christenverfolgung in Mexiko. Er moniert, dass die Bibelforscher/Zeugen Jehovas, sich in dieser Auseinandersetzung mit auf die Seite der Gegner der katholischen Kirche gestellt hätten. Dies ist für ihn ein weiterer Beweis für seine Aversionen.

Um diese Sachlage besser würdigen zu können, sei nachstehend noch aus einem zeitgenössischen Artikel der Zeugen Jehovas, zum Fall Mexiko, zitiert; der in der Ausgabe ihrer Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter" vom 1. 9. 1936 erschien:

"Aus katholischer Quelle stammende Nachrichten weisen in letzter Zeit immer wieder daraufhin, dass Länder wie Spanien und Mexiko fast gänzlich dem Kommunismus verfallen sind, der sie in den Abgrund der Anarchie stürzt. Schauen wir uns jedoch den Sachverhalt näher an, so finden wir, dass sich diese 'Anarchie' nur dadurch offenbart, dass die Kirchen in Flammen aufgehen und in ähnlicher Weise der Groll gegen die Pfaffen Ausdruck gegeben wird, die das Land bedrückt und ausgebeutet haben. Was Wunder, wenn das Volk in Erkenntnis der wahren Urheber ihres jahrhundertelangen Elends in Zorn gerät und vielleicht etwas zu ungestüm das klerikale Joch abschüttelt. Die Schuld hierfür trifft jedoch die katholische Kirche selbst, die bekanntlich vor nichts zurückschreckt, wenn das Volk sich von ihren verderbenbringenden Umarmungen zu befreien sucht.

Für diese Herren ist es ein leichtes, selbst eine Verschwörung gegen die Landesregierung anzuzetteln, sofern sich diese von ihnen nicht am Gängelband führen läßt. Die eingangs erwähnten beiden Länder bilden zur Zeit für die ganze Welt den Schauplatz eines entscheidenden Kampfes mit der kirchlichen Sippe.

Schon vor einigen Jahren waren wir Zeugen eines Sieges der antiklerikalen Front in Spanien. Die damals zur Macht gelangte Volksregierung war sich jedoch der Intrige und Hinterlist der Söldlinge Roms noch nicht genügend bewusst, so dass das Land nahezu erneut einer klerikal-faschistischen Diktatur zum Opfer gefallen wäre.

Die Kirchen sind allerdings (in Mexiko) nicht gut davon gekommen, denn ihr gesamtes Eigentum ist verstaatlicht worden. Der Staat ist jetzt sogar Besitzer der Kirchengebäude und bestimmt, welche ganz geschlossen werden. In der Hauptstadt Mexiko sind z. B. von 300 Kirchen nur 35 tätig. Zur Ausübung ihrer Handlungen müssen die Geistlichen behördliche Erlaubnis einholen. In sieben mexikanischen Staaten wird solche Erlaubnis überhaupt nicht gewährt, in anderen dagegen besteht die Vorschrift, dass die Geistlichen verheiratet sein müssen, was den katholischen Priestern praktische jegliche kirchliche Betätigung verunmöglicht.

Selbstverständlich steht die katholische Kirche mit dem jetzigen mexikanischen Regime auf offenem Kriegsfuß und versuchte noch im Dezember vorigen Jahres einen klerikal-faschistischen Umsturz durchzuführen.

Die Regierung liquidierte jedoch rasch diesen Anschlag, verhaftete zahlreiche Abenteurer, die sich in das römische Netz verstricken ließen, und verwies den Erzbischof von Mexiko des Landes.

Unseres Erachtens war das eine viel zu gelinde Strafe für diesen widerspenstigen Kirchenfürsten. Wegen solcher in Mexiko jetzt herrschenden Verhältnisse läßt die katholische Kirche überall Alarm blasen und die Herrscher dieses Landes als Gottesleugner und Kommunisten schlimmster Sorte hinstellen. Das gegenwärtige mexikanische Herrschersystem ist jedoch nicht kommunistisch, nicht einmal sozialistisch, sondern lediglich liberal. Wenn jedoch die mexikanische Regierung im Kampfe mit der katholischen Kirche ähnliche Methoden anwendet wie das bolschewistische Regime in Russland, so gewiss aus tiefster Überzeugung, dass andernfalls die schwarze Mafia das Land bald wieder unter ihre Knute bringen werde."

Kitawala

Im Jahre 1967 erschien im N. G. Elwert Verlag (Marburg), die Buchausgabe einer Dissertation von Hans-Jürgen Greschat: "Kitawala. Ursprung und Religion der Watch-Tower Bewegung in Zentralafrika". Es ist schon ein merkwürdig beeindruckendes Buch. Wer hätte schon als Zeuge Jehovas gedacht, dass es da in Afrika eine Gruppierung gibt, die zwar den Namen Wachtturm-Bewegung (bzw. in der Eingeborenensprache: Kitawala) verwendet; aber dennoch nichts mit den heutigen Zeugen Jehovas zu tun hat. In der Wachtturm-Literatur nach 1945 (außer einigen beiläufigen Anmerkungen in ZJ-Jahrbüchern) findet man so gut wie keine Information über diese Gruppe. Auch als die Studie von Greschat vorlag, hielt es die WTG bis heute nicht für angebracht, auch mal darüber etwas näher zu informieren. Und dies, obwohl sie in der Greschat'schen Studie nicht unbedingt schlecht wegkommt. Ich würde Greschat so interpretieren: Er informiert in erster Linie. Er macht Hintergründe deutlicher, stellt verborgenes Material zum Thema vor. Enthält sich aber einer prinzipiellen Auseinandersetzung mit der heutigen Wachtturmgesellschaft. In dem Kapitel: "Ein afrikanisches Beispiel", habe ich mich ausgehend von Greschat, den ich diesbezüglich wertvolle Anregungen verdanke, zu diesem Komplex schon mal geäußert.

Zwei Aspekte fallen bei dem Thema "Kitawala" besonders ins Auge. Einmal deren Politisierung, die faktisch zu politisch motivierten Aufstandsbewegungen antikolonialer Art führten und auf der anderen Seite der Fall des Mwana Lesa. Letzterer ist durch offensichtliche Mordaktionen in die Geschichte eingegangen. Auch wenn dieser Mörder Mwana Lesa nichts mit den Zeugen Jehovas zu tun hat, so kann man doch nicht an der Tatsache vorbeigehen, dass er eben in diese Kitawala-Bewegung einzuordnen ist.

Wie gesagt, nochmals: Er hat nichts mit den Zeugen Jehovas zu tun. Aber aufgrund der historischen Umstände sind nähere Informationen zu seinem Fall es wert, nicht einfach unter die Rubrik "das interessiert mich nicht" abgetan zu werden. Welcher Versuchung die Zeugen Jehovas ja nur allzu oft erliegen.

Es gibt, dass sei noch hinzugefügt, seitens der Zeugen Jehovas, vor 1945, auch ein bemerkenswertes Dokument dazu. Und zwar in der Ausgabe vom 15. 4. 1936 des "Goldenen Zeitalters". Dort berichtete auch die WTG, wenn auch nicht untendenziös über diesen Fall. Daraus sei nachstehend zitiert:

"Im Mai 1935 wurden in Luanshya in Nord-Rhodesien sechs streikende Kupferminen-Arbeiter, alles Neger, durch von Bergwerksbesitzern besoldete Polizeitruppen erschossen. Dies geschah im gleichen Distrikt, in dem wenige Jahre zuvor ein Häuptling der Eingeborenen seine Untertanen während einer Taufhandlung haufenweise hingemordet hatte. Dieser Häuptling erklärte ein Wachttürmer zu sein, hatte aber in keiner Weise Beziehungen zu der Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft. Er nannte sich Nyirenda, war aber unter den Eingeborenen unter dem Namen Mwana Lesa, was der 'Sohn Gottes' heißt, bekannt und galt allgemein als ein treuer Anhänger der römisch-katholischen Organisation, in deren Schoß er auch glaubensvoll verstarb.

Während des Negerstreikes wurde von Kapitän Word Roper, dem dortigen Polizeikommissar, bei verschiedenen Anlässen versucht, die Schuld auf die Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft und auf Jehovas Zeugen zu schieben, doch ergab eine nähere Untersuchung, dass diese absolut nichts mit dem Aufruhr zu tun hatten, was jeder, der nur irgendwie mit unseren Schriften vertraut ist, im voraus wissen konnte. Die missleiteten Beamten der Britischen Regierung schienen sich aber der Tatsache verschließen zu wollen, dass Mwana Lesa, 'der Sohn Gottes', einer der vielen getauften Mörder des römisch-katholischen Kultus war (wie Alexander Borgia und Ignazius Loyola). Nichts wurde getan, um den Wirkungen des Katholizismus auf die Gemüter der Eingeborenen nachzuspüren, und man ging über die Tatsache hinweg, dass die Awembas (der Stamm, der dort den Weißen durch seine Wildheit am meisten zu schaffen macht), beinahe ausschließlich unter der Kontrolle der römischen Hierarchie stehen. …

Zum besseren Verständnis des vorher Gesagten erweist es sich hier als notwendig, auf den Unterschied hinzuweisen, der zwischen den zwei Wachturmbewegungen besteht, die in Rhodesia Wurzeln gefasst hatten. Die eine bezeichnen wir passenderweise als 'römisch-katholischen Wachtturm', die andere als den 'Jehovas Zeugen-Wachtturm'. Zwischen beiden sind keine Berührungspunkte möglich oder auch nur denkbar."

Im folgenden zitiert die WTG dann einen Pressebericht über den Fall Mwana Lesa.

Der von der WTG zitierte Journalist Lindberg, setzt sich als erstes auch mit dem geistigen Hintergrund des Mwana Lesa auseinander. Über ihn äußert er:

Das er "Foxens 'Buch der Märtyrer' in die Hände bekam, wie er daraus lernte, dass weiße Männer andere weiße Männer ertränkten oder mittels Pfahl und Scheiterhaufen verbrannten und es nicht schlecht fand, auch ein wenig mitzumachen. So ändert er dann seinen Namen in Mwana Lesa, 'Gottes Sohn' und verband sich zur Förderung seines Vorhabens mit Chwila I., dem König des Lalastammes. Dann sagt Lindberg:'… Tom wurden dann alle Namen der Feinde Chwilas aufgezählt. Er berief die Häuptlinge zusammen und erklärte ihnen, er sei von Gott gesandt um den Stamm von Hexenkünstlern zu reinigen, und das jeglicher, sei es Mann, Weib oder Kind, im Flusse getauft werden müsse. Die abergläubischen Eingeborenen wurden nun an einen Ort gelockt, wo inmitten von Hügeln ein schnellströmendes Gewässer seinen Weg durch eine gewundene Schlucht bahnte und Tom, bekleidet mit einem langen weißen Überwurf stellte sich dort auf eine Steinplatte, inmitten der Strömung. Er verkündete dem versammelten Volke, dass Gott ihn entsandt habe um die Schafe von den Böcken zu scheiden. Dann taufte er jeden durch Eintauchen in das Wasser unter dem Beistand von Chiwilas stämmigen Gehilfen, die dessen Feinde, Gesicht stromaufwärts, solange unter Wasser hielten, bis sie kein Lebenszeichen mehr gaben. Das Volk, vom Ufer aus dem Todeskampfe der auserwählten Opfer zuschauend, sang unterdessen Hymnen und die ganze Nacht hindurch hallte der Wald von den frenetischen Beschwörungen Mwana Lesas wieder.

Nachdem Tom in dieser Nacht zweiundzwanzig Opfer ertränkt hatte, fand er es für geraten, sich jenseits des Flusses, auf Boden von Belgisch-Kongo in Sicherheit zu bringen, wo die Behörden Rhodesias ihn kaum mehr aufgreifen konnten."

Es gelang schließlich doch noch, diesen Mörder festnehmen und zum Tode verurteilen zu können.

Der WTG-Bericht zitiert dazu: "Zur festgesetzten Zeit herrschte ein tödliches Schweigen. Die Gefängnistore öffneten sich und die Mörder, mit auf dem Rücken gefesselten Händen , - nur Mwana Lesa trug keine Fesseln - wurden von einer Askariwache herausgeführt. Ein ehrwürdiger, römisch-katholischer Priester mit einem wallenden weißen Bart, ein Kruzifix haltend, führte die Prozession, denn Tom Nyirenda war im Schoße der römisch-katholischen Kirche aufgenommen worden und im Gefängnis wurde ihm die Absolution erteilt.

Nun sind schon neun Jahre seit jener Hinrichtung vergangen, doch immer noch verehren die Eingeborenen von Nord-Rhodesia, Nyassland und Katanga seinen Namen und glauben, dass er einst zur Erde zurückkehren und sie in irgendein Schlaraffenland führen werde."

Der weitere, sehr emotional gehaltene Bericht in jener GZ-Ausgabe informiert dann darüber, dass seitens der Rhodesischen Regierung eine weitere Steuererhöhung beabsichtigt war. Sie hatte für die bereits zu Hungerlöhnen in den Bergwerken beschäftigten Eingeborenen, weitere, extrem existentielle Auswirkungen. Die Wut der Betroffenen machte sich in Streikaktionen Luft, die blutig niedergeschlagen wurden.

Auf der Suche nach einem Sündenbock für diese Meldung, die ja auch in der Weltpresse berichtet wurde, wurde wieder der Fall der Kitawalas ausgegraben. Der WTG Bericht vermerkt weiter, dass besonders katholische Missionare in dieser Situation zu intrigieren begannen. Sie versuchten die Anwürfe gegen die Kitwalas, gleichzeitig undifferenziert auch auf die Zeugen Jehovas zu übertragen und hatten mit ihrer Intrige Erfolg. Die WTG hat alle Mühe, bei ihrer Bestrebung, die Sache richtigzustellen, gegen diese Intrigen aus dem katholischen Lager anzukämpfen. Darüber berichtet diese GZ-Ausgabe desweiteren in lang und breitem Umfang.

1936.Winkler.Frost.Franke

Der nächste Jahrgang   1937

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