Der vorangegangene Jahrgang   1927

Vor (mehr als) 50 Jahren

Was 1928 Wahrheit war

6000 Jahre

Jahrelang wurde von der Bibelforscherorganisation gepredigt, im Jahre 1872 seien angeblich die legendären "6000 Jahre Menschheitsgeschichte" beendet gewesen. Um diese These noch zu unterstreichen, veröffentlichte der "Wachtturm" auf seinen jeweiligen Titelblättern zugleich eine Umrechnung, dass wievielte Jahr über die besagten 6000 Jahre hinaus, gerade angebrochen sei. Mit der Ausgabe vom 1. 10. 1928 war diesbezüglich Schluss. Dort konnte man zum letzten Mal lesen, 1928 wäre gleichbedeutend mit dem Jahre 6056 seit Adam. Kommentarlos wurde jene These dann eingestellt. In den nachfolgenden Jahren ist sie dann nicht mehr enthalten. Später stellte sich der Background dazu noch dar. In dem 1943 erstmals veröffentlichten WTG-Buch "Die Wahrheit wird euch frei machen", hatte man die Unverfrorenheit, einfach 100 Jahre hinzuzudichten und nunmehr das Jahr 1972 als "Ende der 6000 Jahre" zu deklarieren. Offensichtlich fühlte man sich dabei schon wieder so stark, um das "Gewäsch von gestern", gleichfalls durch Nichterwähnung unter den Tisch fallen zu lassen. Denn das man auf den Wachtturm-Titelblättern "vor Tische" einstmals viele lange Jahre etwas anderes behauptet hatte, hielt man jetzt auch nicht mehr für erwähnenswert!

1799 und 1874

Es ist bezeichnend, dass die heutigen Zeugen Jehovas für eine Reihe von Daten, die Russell und Rutherford noch betonten, keine Verwendung mehr haben. Zwei der derart ausrangierten Daten sind die Jahre 1799 und 1874, die für Russell durchaus bedeutsam waren und die selbst Rutherford noch im Jahre 1928 aufrecht erhielt. In dem 1928 erschienenen Rutherford-Buch "Schöpfung" findet man noch heute umfängliche Ausführungen dazu. Sie seien nachstehend einmal zitiert. Rutherford schrieb also damals (S. 312-329):

"Um den Bibelforscher zu befähigen, den Beweis über das zweite Kommen des Herrn völliger und leichter zu verstehen, wird hier die Zeit seines Kommens in folgende besondere Perioden eingeteilt: 1. Der Rüsttag oder Tag der Vorbereitung; 2. Das Ende der Welt, 3. Das kommen zu seinem Tempel und 4. Harmagedon. Diese Zeitabschnitte fallen alle in die 'Zeit des Endes', wie sie die Schrift nennt. …

'Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen, und der König des Nordens gegen ihn anstürmen mit Wagen und Reitern und mit vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen und überfluten. Und er wird in das Land der Zierde eindringen, und viele Länder werden zu Fall kommen.' (Daniel 11:40, 41). Die Erfüllung dieser Prophezeiung bezeichnet den Anfang der 'Zeit des Endes', was völlig klar aus der Prophezeiung hervorgeht. Der Feldzug des großen Kriegsmannes Napoleon Bonaparte ist eine deutliche Erfüllung dieser Prophezeiung, wie ein Vergleich mit historischen Tatsachen seines Feldzuges klar zeigt. Der in der Prophezeiung erwähnte 'König des Nordens' Großbritannien bezeichnet, das damals ein für sich bestehender Teil des Römischen Reiches war.

Napoleon befand sich in Ägypten, gegen die von Murat Bey angeführten ägyptischen Armeen kämpfend, die er besiegte. Sein Sieg verbreitete Schrecken. Nicht nur unter den Ägyptern, sondern auch bis weit nach Afrika und Asien hinein, und alle Stämme ringsherum unterwarfen sich dem Eroberer.

Während dies geschah, unternahmen die Briten im Norden unter Lord Nelsons Führung einen erfolgreichen Angriff auf Napoleons Streitmacht zur See. Napoleon begann seinen ägyptischen Feldzug im Jahre 1798, führte ihn zu Ende und kehrte am 1. Oktober 1799 nach Frankreich zurück. Der Feldzug ist kurz aber sehr anschaulich in den Versen 40-44 der Prophezeiung (Daniel 11) beschrieben.

Da er 1799 beendigt wurde, bezeichnet gemäß der Prophezeiung dieses Jahr den Anfang der 'Zeit des Endes'.

Inmitten dieser unheiligen 'Dreieinigkeit' sehen wir die römische Priesterherrschaft als das kirchliche Element im Sattel sitzend und alles beherrschend. Sie nahm ihren Anfang mit der Zeit des Sturzes des Ostgotischen Reiches, im Jahre 539 n. Chr.

Zwölfhundertsechzig Jahre von 39 n. Chr. an gerechnet, bringen uns zum Jahre 1799, was ein weiterer Beweis dafür ist, dass 1799 deutlich der Beginn der 'Zeit des Endes' ist. Dies zeigt uns auch, dass 539 n. Chr. das Datum ist, von dem die anderen prophetischen Tage Daniels gerechnet werden müssen.

Im Jahre 1799 aber erhielt die tierische, in den Händen des römischen Papstpriestertums sich befindende Macht Roms eine tödliche Wunde. Das Volk war gelehrt worden, an das göttliche Recht der Könige, zu herrschen, und an das göttliche Recht der Geistlichkeit, dass Gewissen des Volkes zu beherrschen, zu glauben. Als Napoleon den Papst gefangennahm und nach Frankreich brachte, und als er später nicht einmal mehr erlaubte, dass der Papst ihn zum Herrscher kröne, sondern sich die Krone selbst aufsetzte und den vom Papsttum erhobenen Machtanspruch mit Verachtung zurückwies, begann dies die Augen der Völker der Erde, sowohl von Königen als Vasallen, zu öffnen für die Tatsache, dass das Papsttum jenes göttliche Recht, dass es vorgab zu haben, in Wirklichkeit nicht besaß. Kurze Zeit danach wurden die ersten Bibelgesellschaften - bis dahin hatte es solche nie gegeben - gegründet. Das päpstliche System bezeichnet diese Bibelgesellschaften als "pestartige Bibelgesellschaften."

Von jener Zeit an fand gleichzeitig auf allen anderen Gebieten des Wissens eine entsprechend große Zunahme an Erkenntnis statt. Die vom Papsttum stets klug bekämpfte kirchlich unbeeinflusste Volksschule wurde das Mittel allgemeiner Erziehung und des Wachstums der Erkenntnis in allen Gesellschaftsschichten. Auf der ganzen Erde entstanden Hochschulen und Universitäten. Mit der Zunahme der Erkenntnis auf den verschiedensten Gebieten sind dann auch gleichzeitig die zahllosen Erfindungen gemacht worden, die der Mensch sich jetzt zunutze macht, zeit- und arbeitssparende Maschinen und anderes. Vor 1799 waren die Verkehrsmittel derartig armselig, dass man in einem Tage unter großen Beschwerden nur eine kurze Strecke reisen konnte. Im Jahre 1803 wurde das Dampfschiff erfunden, und 1813 wurde die erste Dampflokomotive gebaut.

Einige Jahre später kamen elektrische Maschinen, elektrische- und Benzin-Motorwagen auf.

Es war im Jahre 1874, beim Anfang der Gegenwart des Herrn, dass die erste internationale Arbeiterorganisation der Welt ins Leben gerufen wurde. Von dieser Zeit an kann eine wunderbare Zunahme des Lichtes wahrgenommen werden, und die seither gemachten Erfindungen sind zu zahlreich, um sie aufzuzählen. …

Die gleiche Regel, ein Tag für ein Jahr, anwendend, bringen uns 1335 symbolische Tage beginnend mit 539 n. Chr. zum Jahre 1874 n. Chr., zu welcher Zeit gemäß biblischer Zeitrechnung die zweite Gegenwart des Herrn fällig war. Wenn diese Berechnung richtig ist, sollten wir von dieser Zeit an Beweise vorfinden, die des Herrn zweite Gegenwart dartun.

Es handelt sich hier um zwei wichtige Daten, die wir nicht durcheinander werfen dürfen, sondern klar auseinanderhalten müssen, nämlich, dem Beginn der 'Zeit des Endes' und den Beginn der Gegenwart des Herrn. 'Die Zeit des Endes' umfasst einen mit dem Jahre 1799 n. Chr. beginnenden und bis zum vollständigen Umsturz des Reiches Satans und der gänzlichen Errichtung des Messianischen Königreiches reichenden Zeitabschnitt. Die Zeit der zweiten Gegenwart des Herrn begann 1874 und fällt in den letzten Teil der als 'die Zeit des Endes' bekannten Periode.

Die Gegenwart des Herrn begann 1874 wie vorstehend erklärt worden ist. Im Jahre 1878 geschah das erste Zeichen, dass Gottes Gnade zu Israel zurückkehrte. Diese Tatsache zeigte sich in den Anstrengungen Disraelis, des damaligen Premierministers Großbritanniens, zugunsten der Juden. Einige Jahre später begann eine als 'Zionismus' bekannte Bewegung das jüdische Volk nach seinem Heimatland zurückzubringen.

Während des Weltkrieges, nämlich am 2. November 1917, welches Datum in den Beginn des jüdischen Jahres 1918 fällt, drückte Großbritannien seine Bereitwilligkeit aus, die Bestrebungen der Juden, in Palästina eine eigene Regierung zu errichten, zu unterstützen. Andere führende Nationen stimmten dem zu.

Im Frühling des Jahres 1918 begannen die Juden, Palästina im großen Maßstabe wieder aufzubauen, und heute ist es eine allgemein bekannte Tatsache, dass bereits Tausende von Juden nach Palästina zurückgekehrt sind, dass sie das Land zurückkaufen und Häuser bauen sowie in anderer Weise das Land wiederherstellen. Dies geschieht in genauer Erfüllung der Voraussage des Herrn. Dies ist eine andere Tatsache oder ein weiterer durch allgemein wahrnehmbare Geschehnisse erbrachter Beweis für des Herrn Gegenwart und das Ende der Welt."

Rohkohl

Ausgehend von einer Detailkenntnis der zeitgenössischen kirchlichen Apologetik gegen die Bibelforscher, habe ich keine sonderlich "gute" Meinung über diese Apologeten. Übrigens auch nicht über ihre heutigen Nachfolger. Vieles ist mir zu seicht. Ich vermisse bei etlichen den wirklichen Durchblick in die Materie. Einer aus dem Kreise jener Apologeten erscheint mir dennoch heute noch zitierenswert. Das war ein Pfarrer namens Lic. theol. Rohkohl aus Bolkenhain in Schlesien. In drei durchaus nicht bloß oberflächlichen Zeitschriftenaufsätzen, ist er auf das Thema Bibelforscher eingegangen. Den einen gab er den Titel: "Krisis und Spannung im Lager der 'Ernsten Bibelforscher'". Er erschien in Heft 2/1926 der Zeitschrift "Der Geisteskampf der Gegenwart" und war davor bereits von einigen anderen Zeitschriften des Abdruckes für würdig befunden worden. Der Rohkohltext wurde also mehrfach veröffentlicht. Ein durchaus ungewöhnlicher Vorgang, wenn man berücksichtigt, dass Zeitschriftenredaktionen in der Regel auf Originalbeiträge (und keine Nachdrucke) Wert legen. Was man da so von Rohkohl in mehrfacher Ausführung lesen konnte, sei nachstehend einmal anhand des "Geisteskampf der Gegenwart" wiedergegeben. Im Einzelnen schreibt Rohkohl:

"Die Bibelforscher haben es verstanden, alle, die nicht viel von Sektengeschichte wissen und die merkwürdige Verquickung der wörtlichen Inspiration der Schrift mit der angeblich göttlichen Offenbarung, die Russell zuteil wurde, nicht durchschauten, zu ängstigen. Diese Tatsache ist ohne Zweifel durch das selbstsichere Auftreten der Propagandaredner gestützt worden. Wer in der Abwehrbewegung steht, wird es immer wieder erfahren haben, wie hilflos man allenthalben dem Eindringen der Bibelforscher gegenüberstand.

Je weiter das Jahr 1924 fortschritt, desto mehr suchte man die früher gemachten Ausführungen über das Jahr 1925 abzuschwächen, und es war mir immer interessant zu verfolgen, wie dieses Bestreben in den Diskussionsversammlungen zur Geltung kam. Im Juli 1924 hieß es plötzlich, die chronologischen Aufstellungen spielten nur eine nebensächliche Rolle in Russells System. Das konnte nur aus völliger Unkenntnis der einschlägigen Literatur gesagt werden und musste je länger desto mehr zu einem Abrücken von dem Hauptinteresse des Gründers führen. Das heißt aber: Es musste eine Krisis kommen. …

Eine glänzende Rechtfertigung findet Loofs, dem man seitens der Bibelforscher wegen seiner Behauptung der vollständigen Abhängigkeit der deutschen Kreise von dem amerikanischen Zentrum unglaubliche Vorwürfe gemacht hat. Es ist uns eine besondere Genugtuung, dass gerade in Halle Bibelforscher zu dieser Erkenntnis gekommen sind. Man hat dort überhaupt die Sache beim richtigen Namen genannt: Personenkultus. Das ist ein Schlag, der nicht so leicht überwunden werden dürfte.

Die 'Wahrheitsfreunde' und einige andere wollen bei der reinen Lehre Russells bleiben. Das ist verständlich, bedeutet aber das Ende der Bewegung. Denn der Stifter war nun einmal auf Zahlenspekulationen eingestellt worden. Seine Rechnungen durch die Geschichte als falsch erwiesen, so fällt damit das ganze System. Auch einfache Leute werden mit der Zeit den Irrtum erkennen. Wir haben in der Geschichte des Sektenwesens genug Beispiele, um das zu begründen.

Meines Erachtens sind deshalb die andern auf dem rechten Wege. Nur, dass hier dann eine neue Schwierigkeit entsteht, der sie zum Opfer fallen werden. Russells Stärke bestand nicht in seiner Lehre an sich, die nichts wesentlich Neues brachte, sondern in der Ausweitung der eschatologischen Stellen, die er auf Grund seiner Berechnungen als jetzt erfüllt ansah. Fällt das fort, und das wirtschaftlich beruhigte Deutschland hat nicht mehr so stark das starke eschatologische Interesse, so wird auch die Wirksamkeit seiner Schriften erhebliche Einbuße erleiden.

Die Süddeutschen 'Wahrheitsfreunde' schreiben: 'Direkt lächerlich ist es, wenn diese Irrlehrer der Wachtturm-Gesellschaft die Geistlichen wegen ihrer Titel anklagen, da sie sich doch selbst die unbiblischen Titel beilegten: Direktor, Präsident, Erntewerksvorsteher, Pilgerbruder usw. … Wenn die Wachtturmgesellschaft die Geistlichkeit wegen ihrer prächtigen Gewänder anklage, so sei das Leben Rutherfords, wenn er in Deutschland sei, fürstlich. Obwohl Balzereit als einfacher Werftarbeiter so etwas nicht gewöhnt war, kleidete er sich in seidene Hemden, herrliche Strandanzüge, fährt zweiter Klasse, auch hat er sich ein Auto angeschafft, worauf man 'Kreuz und Krone' malte.'

Man macht zwar erstaunliche Erfahrungen bei den Bibelforscherkreisen über die Enge ihres Gesamtkreises, aber ich denke. Einmal muss es ihnen dämmern, dass die Grundlagen ihrer Lehren mancher Korrekturen bedürfen. Wir wollen uns hüten, aus diesen Tatsachen auf einen nahe bevorstehenden allgemeinen Zusammenbruch in absehbarer Zeit zu schließen. So schnell wird diese Spannung nicht zu einer akuten Krise werden. Aber starke Hemmungserscheinungen müssen sich geltend machen, und damit ist für uns schon viel gewonnen. Die Bibelforscher müssen jetzt denken und wirklich 'forschen'. Wie viele dazu wirklich in der Lage sind, lässt sich schwer sagen, aber so viel ist mir sicher, dass gerade in den ländlichen Kreisen viele hier versagen werden.

Noch mehr zeigt sich die Dürftigkeit, wenn man die prophetischen Weissagungen zu politischen Gegenwartserscheinungen in Beziehung setzt. In Nr. 4 des 'Goldenen Zeitalters' vom 15. 2. 25 findet sich ein solcher Versuch.

Unter der Überschrift: 'Die gelbe Gefahr in ihrer neuesten Form' heißt es: 'Die jüngsten Geschehnisse im fernen Osten lassen die alte Legende einer kommenden gelben Gefahr in einem ganz neuen Licht aufleuchten. Unwillkürlich wird man an das Prophetenwort erinnert (Joel 2: 1-11): 'Sie rennen wie die Helden, wie Kriegsleute, ersteigen sie die Mauer (also auch die chinesische Mauer) … sie laufen in der Stadt umher, rennen auf die Mauer, steigen in die Häuser, durch die Fenster dringen sie ein wie ein Dieb. Vor ihnen erbebt die Erde (gesellschaftliche Ordnung der Dinge), erzittert der Himmel (kirchliche und geistige Ordnung); Sonne und Mond (das Evangelium und das Gesetz) verfinstern sich, und die Sterne (die Kirchenlichter) verhalten ihren Glanz … Denn groß ist der Tag Jehovas und sehr furchtbar, und wer kann ihn ertragen?' O sacta simplicitas.

Wer in der Abwehrbewegung steht, weiß wie scharf alle Flugblätter und Zeitungsnotizen nach Schwächen untersucht werden. Darin liegt auch die Schwierigkeit des ganz allgemein so sehr gepriesenen Flugblattes, dass von der Essener Druckerei Gemeinwohl unter dem Titel 'Anklage gegen die Geistlichkeit' herausgegeben wurde und eine Widerlegung des gleichnamigen Bibelforscher-Flugblattes sein wollte. Die unglückselige Verwertung des Gerichtsurteils in Sachen Bibelforscher contra Dr. Fehrmann entwertet das Flugblatt. Gleich bei der ersten Diskussions-Versammlung nach Erscheinen bekam ich von den Bibelforschern das Flugblatt auf dem Präsentierteller gereicht, und sie verwerteten es nicht ungeschickt.

Man soll auch nicht meinen, mit Broschüren wie einer der im Gemeinschaftsverlage erschienenen wesentliche Erfolge zu erzielen. Sobald man sich darauf einlässt, mit anderen Schriftstellen ihre 'Lehre' widerlegen zu wollen, kommt man in Gefahr; und das deshalb, weil sie sofort mit anderen Stellen ihre Position wiederherstellen."

Rohkohl war offensichtlich ein "einsamer Rufer" innerhalb seiner Kirche. Aber vielleicht war er auch derjenige, der zeitgenössisch gesehen, am klarsten die Dinge in seinen Kreisen sah. Er ließ sich nicht von dem nationalistischen Zeitgeist als Hauptargument blenden. Eine gewisse Ausgewogenheit seines Urteiles kann man ihm durchaus bescheinigen.

In Heft 2/1925 der Zeitschrift der Apologetischen Zentrale, "Wort und Tat", hatte man bereits auch seinen zitierten Artikel mit veröffentlicht. In Heft 11/1927 von "Wort und Tat", meldete er sich erneut zu Wort. Diesmal wählte er als Überschrift: "Spiegelfechterei der Ernsten Bibelforscher". Wenn man an die gegenwärtige Strategie der Zeugen Jehovas denkt, sich bei gewissen unbedarften Außenstehenden sich positive Urteile zu erkaufen, dann ist man schon in gewisser Hinsicht "angeheitert", ähnliches schon für die 20-er Jahre zu registrieren. Zu diesem Aspekt führte Rohkohl aus:

"Die Bibelforscherbewegung hat in dem Ingenieur Curt Bran-Jena einen eifrigen Verteidiger gefunden, der mit großer Leidenschaft für die Wahrheit der Bibelforscherlehre einzutreten versucht. Es liegen von ihm, der behauptet, selbst nicht der IVEB anzugehören, zwei 'offene Briefe' vor, von denen einer an die Schriftleitung des 'Landboten für Schleswig-Holstein' in Kiel, der andere an die 'Blätter des Evangelischen Bundes' gerichtet ist. Einer der beiden Briefe ist inzwischen in der Halbmonatsschrift der Bibelforscher 'Goldenes Zeitalter' veröffentlicht.

Bran will beweisen, dass alle Angriffe gegen die Bibelforscher durch Hass, Dummheit und Unkenntnis gekennzeichnet seien, und das die Bibelforscher die wahren Vertreter des Urchristentums seien. Der Ton der beiden Briefe ähnelt aufs Haar dem Tenor der berüchtigten 'Anklage gegen die Geistlichkeit'. Das muss um so mehr wunder nehmen, da der Verfasser gerade über den Ton der von ihm inkriminierten Artikel lebhaft Klage führt. Man hätte also erwarten sollen, dass er sich ganz besonders der Sachlichkeit befleißigen würde. Nichts von alledem! Beide Briefe tragen von Anfang bis Ende den Charakter stärkster Animosität. Über den Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten; einige Proben dieses Geschmackes sollen den Lesern nicht vorenthalten werden.

Der für Wahrhaftigkeit und Objektivität kämpfende Mann, der für sich und seine Schutzbefohlenen, die arg verkannten und verleumdeten Bibelforscher, allein den Geist echten Christentums in Anspruch nimmt, schreibt u. a.:

'Die groben logischen und sprachlichen Fehler in dem Artikel lassen dagegen einen Bildungsgrad vermuten, der noch tiefer liegt, als der, den die inhaltlich-sachliche Beurteilung vermuten lies' … Oder 'der Teufel als Vater der Lüge selbst oder sonstige Wesen eines anormal tragfähigen Gewissens - mögen sie nun Judas Ischarioth, Bräunlich, Lienhard, Scheurlen oder sonstwie heißen' - oder 'den Helden kirchlicher Apologetik sind aus der Gnade des Evang. Preßverbandes für Deutschland Krücken geschnitzt worden' und 'dies künstliche Machwerk 'Gegnerschlagworte über Religion und Kirche' oder besser 'das geistige Armutszeugnis der gelernten Theologen.'

Daher nennt er die Theologen die Büttel der katholischen Kirche, die nur von dieser benutzt würden, um gegen die Verkünder biblischer Wahrheiten (gemeint sind die Ernsten Bibelforscher) aufzutreten. Das auch die 'Apologetische Centrale' einen Hieb bekommt, sei nur nebenher erwähnt.

Vielleicht tut man dem Schreiber der beiden Briefe zu viel Ehre an, wenn man überhaupt auf diese Dinge eingeht. Sie müssen aber erwähnt werden, auch wenn der Pfarrerstand sich hoch über diesem Niveau weiß. Denn solche Wühlarbeit verfolgt ja einen ganz bestimmten Zweck. Schon die Tatsache allein, dass wir solche Kampfesmethoden im Bibelforscherlager öfter antreffen, ist Beweis genug, dass sie von urchristlichem Geist noch weit entfernt sind. Wenn man den sachlichen Kern aus dieser Flut von Gehässigkeiten herausgeschält hat, bleibt nicht viel mehr übrig; man wundert sich über die Dürftigkeit dessen, was der Briefschreiber sachlich zu sagen hat.

Freilich sind die Bibelforscher erheblich gewandter in der Verteidigung als Bran, dessen Mentalität durch folgende Wortverdrehungskunst genügend gekennzeichnet wird. Er will den Vorwurf zurückweisen, die Bibelforscher benutzen die Bibel als Wahrsagebuch und argumentiert wie folgt:

Er meint, in der Bibel stehe doch die 'Wahrheit', und darum sei sie ein Buch, das wahre (= die Wahrheit) sage! In der deutschen Sprache besteht nun aber einmal ein Unterschied in der Bedeutung der beiden Worte: wahrsagen und die Wahrheit sagen. Das im übrigen dieses 'wahr' (= die Wahrheit) sagen der Bibelforscher und besonders Russells für sie ein Reinfall war, scheint Bran entgangen zu sein.

Allen anderen, und nicht nur den 'Geistlichen', ist es bekannt, dass die 'Wahrsagungen' auf das Ende der Nationen mehrfach korrigiert werden mussten und heute mehr und mehr zurückgetreten sind. Schon Russell selbst hat zugeben müssen, dass er sich geirrt habe.

Im 2. Band der 'Schriftstudien' lesen wir Seite 7: 'Der Autor gibt zu, dass er in diesem Buche den Gedanken nahelegt, dass des Herrn Heilige erwarten dürfen, am Ende der Nationen bei ihm zu sein in Herrlichkeit. Dies war ein Fehler, den zu machen es sehr natürlich war.'

In diesem Zusammenhang wird es immer interessant bleiben, dass man im 7. Band der 'Schriftstudien' liest, Russell sei göttlich inspiriert gewesen, und jedes seiner Worte sei ihm von Gott gekommen.

Ebenfalls nicht überzeugend sind die Ausführungen des Verfassers, die die Finanzierung der Bewegung angehen. Hier hätte er wesentlich mehr für sich geltend machen können. Rührselige Geschichten, wie die Anhänger würden jeden Groschen, den sie erübrigen, der Bewegung zugute kommen lassen, sind ja immer sehr schön, überzeugen aber nicht restlos. Meines Erachtens muss sich das 'Goldene Zeitalter' zum Beispiel ohne Zuschüsse selbst halten können, ja sogar noch Überschüsse erzielen. Es soll hier aber nicht näher auf diese Dinge eingegangen werden, weil sie im Abwehrkampf, den die Apologetik führt, keine Rolle zu spielen haben.

Auszuschalten bleibt meines Erachtens auch für die kirchliche Apologetik die Frage, ob die Bibelforscher Abgesandte des Kommunismus seien oder nicht.

Der Kampf gegen die IVEB ist zu führen mit der Bibel in der Hand, nur biblische Argumentationen können überzeugen, während diesem Gegner gegenüber alle anderen Waffen stumpf bleiben.

Was Bran sachlich über das Buch von Lic. Bräunlich: 'Die Ernsten Bibelforscher als Opfer bolschewistischer Religionsspötter' sagt, verdient gewisse Beachtung. Für mich sind seine Ausführungen über diesen Punkt die Antwort auf Vermutungen, die ich bei Erscheinen dieses Buches aussprach:

Die Bibelforscher werden aus ihrem umfangreichen Schrifttum eine Fülle von Beispielen bringen, die dartun, dass ihre Führer gegen den Kommunismus aufgetreten sind und vor ihm warnen. Bran hätte seine Beispiele sicher noch beliebig vermehren können. Denn es gibt in der Tat eine große Anzahl solcher Stellen. Damit wird die Frage dringend, ob man überhaupt von dieser Position die Bibelforscher ernstlich, d. h. mit einer gewissen Aussicht auf Erfolg bekämpfen kann. … Betonen möchte ich noch, dass es sich nicht darum handelt, zu der Frage Stellung zu nehmen, ob in den Behauptungen antisemitisch-völkischer Kreise ein Wahrheitsmoment liegt oder nicht, sondern zu überlegen, ob diese Beweisführungen Erfolg haben können oder nicht. Wir schaffen sonst keine Argumente für uns, sondern machen der IVEB den Kampf nur leicht.

Gerade die beiden 'Offenen Briefe' zeigen wieder, dass die kirchliche Apologetik bemüht bleiben muss, den Kampf ganz sachlich zu führen und sich nicht auf irgendwelche anfechtbare Behauptungen zu stützen. Im Bewusstsein des guten Rechtes, dass für uns streitet, im Besitze einer Fülle von Widerlegungsmöglichkeiten an Hand der Bibel, können wir auf jede Gehässigkeit verzichten und ruhig, rein sachlich arbeiten. Freilich werden wir uns darüber klar bleiben müssen, dass wir durch diese Einstellung auf die Bibelforscher keinen besonderen Eindruck machen werden. Aber einmal schulden wir das unserer Sache selbst, die ja nicht die unsere, sondern Gottes Sache ist, und zum andern kann die Wirkung auf urteilsfähige Menschen nicht ausbleiben. Beweise hierfür stehen beliebig zur Verfügung. Wir wollen uns freuen, dass es auch andere Bibelforscher und Bibelforscherfreunde gibt als die geistigen Väter der 'Anklage gegen die Geistlichkeit' und ähnlicher Pamphlete. Die IVEB bedeutet heute keine Gefahr mehr für die Kirche, denn sie hat vielerorts enttäuscht."

Noch einmal meldete sich Rohkohl zu Wort. In Heft 5/1928 von "Der Geisteskampf der Gegenwart" ließ er einen weiteren Artikel veröffentlichen. Seinen dortigen Ausführungen gab er die Überschrift: "Erfolglose Bibelforscherbekämpfung".

Er schreibt: "Man darf wohl behaupten, dass sich die breiteste Öffentlichkeit mit keiner religiösen Erscheinungsform der Nachkriegszeit mehr beschäftigt hat als mit der Bewegung die durch die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher in Szene gesetzt worden ist. Das hat seinen Grund weniger in der Beweiskraft der Argumente, die die Massen ergriffen hätte, als in der großzügigen Art, mit der die Durchführung in die Wege geleitet worden ist.

Noch heute, nach ungefähr zehnjähriger intensiver Wirksamkeit steht die Zahl der Anhänger in keinem Verhältnis zu dem Lärm, der die Sache begleitet.

Ebensowenig ist aber natürlich die Tatsache ein Beweis für die Bibelforscher, dass … allein in Deutschland in den letzten Jahren über 12 Millionen Bücher der Bibelforscher verbreitet worden sind. …

Doch nicht nur Rutherford, sondern auch die andern Führenden reizen die Menschen durch ihre ganze Art, und darum brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn man sich von den verschiedensten Seiten her der Bibelforscherflut entgegenstemmt, oder besser gesagt, entgegengestemmt hat.

Man soll nie einen Menschen lächerlich machen oder überlegen lächelnd abtun wollen, zumal man ja nicht wissen kann, ob es sich bei dem Betreffenden nicht um eine feste Überzeugung handelt. Gerade hierin sehe ich auch die Erfolglosigkeit der sich in völkischer Richtung bewegenden Abwehr. Man vgl. hierzu unter anderem das bekannte Buch von Lic. Bräunlich: 'Die ernsten Bibelforscher als Opfer bolschewistischer Religionsspötter.'

Nehmen wir zunächst einmal die Wirkungen, die diese Methode bei den Bibelforschern selbst gehabt hat. In dem Bericht über die Berliner Tagung im Sportpalast schreibt das 'Goldene Zeitalter' (Nr. 18 vom 15. September 1927, S. 284):

'Vor der Tür des Sportpalastes wurden vom Evangelischen Preßverband herausgegebene Pamphlete verteilt, in welchen die bekannten Unwahrheiten P. Bräunlichs aufgewärmt wurden. Wir haben erfahren, dass es zwecklos ist, P. Bräunlich zu ersuchen, seine Unwahrheiten zu berichtigen, da er trotz unserer Berichtigung es nicht tut, sondern weiter verleumdet. Der Evangelische Preßverband mag stolz sein auf diesen Kampfgenossen. Weil aber immer aufs neue seine Unwahrheiten verbreitet werden, erklären wir bei dieser Gelegenheit erneut, dass seine Kombinationen, die Bibelforscherbewegung trage den gleichen Charakter wie der Taxilschwindel, oder Bibelforscher seien Religionsspötter oder Vorboten des Bolschewismus, oder, der Leiter der deutschen Bibelforscher habe an der Kieler Matrosenrevolution teilgenommen und ähnliche Behauptungen mehr aus der Luft gegriffen, Erfindungen (nur unser Anstand verbietet uns, das Wort 'Lügen' anzuwenden) des Herrn P. Bräunlich sind. Wenn man die Bibelforscher mit solchen persönlichen Verunglimpfungen und Schmähungen zu verleumden sucht, beweist man nur, dass man ihnen geistig nicht gewachsen ist. Was die Bibelforscher brauchen, ist die Bibel, ihre Gegner gebrauchen die Verleumdung.'

Die 'Haltet-den-Dieb'-Taktik sieht einfach Bräunlichs wichtige Behauptungen überhaupt nicht oder geht an ihnen vorbei. Das ist an sich nichts Neues, denn die Bibelforscher besitzen darin eine gewisse Virtuosität, nebenher zu reden und abzulenken.

Als ich seiner Zeit in einem Artikel die Behauptungen der 'Wahrheitsfreunde' besprach, erhielt ich als Antwort darauf von einem Bibelforscher eine Karte, in der er mit Bezug auf die seidenen Hemden usw. Balzereits schrieb:

'Gönnen Sie doch einem armen Mann, dass er auch seidene Hemden trägt.' Wie viele Bibelforscher gerade durch diese materialistisch-eschatologische Seite der Lehre der IVEB Anhänger geworden sind, entzieht sich natürlich öffentlicher Kenntnis.

Das maßvolle Urteil Loofs, dass Bräunlich unverständlich findet, muss für den objektiven Kritiker zunächst maßgebend bleiben, bis … der Gegenbeweis geliefert ist.

Es kommt hinzu, dass das Gros der Bibelforscher aus Leuten einfältigen Gemütes besteht, die selbst wenn die Behauptungen zurecht bestünden, nicht in der Lage wären, in die Tiefen dieses komplizierten Fragenkomplexes einzudringen.

Ein wesentliches Merkmal der Ausführungen Bräunlichs wird sich trotzdem auch jeder objektive Kritiker zu eigen machen können, dass nämlich die Bibelforscher Wegbereiter des Bolschewismus sind, soweit es sich um die Religionslosigkeit und Religionsfeindschaft der Massen handelt. Hier ist mit bewunderswerter Klarheit das Endergebnis der Bibelforscherarbeit herausgestellt worden: Die Massen werden zunächst der Kirche sowie jeder nur religiösen Gemeinschaft entfremdet und mit glühendem Haß gegen sie erfüllt.

Bricht dann eines Tages ihr religiöses Gebäude zusammen, so wird ein großer Prozentsatz, getrieben durch bittere Enttäuschung, sich vollends dem Atheismus verschreiben, zumal ihre bisherige religiöse Gedankenwelt nichts anderes ist, als religiös übertünchter Materialismus. Der Unterschied der Auffassung besteht lediglich darin, dass Bräunlich der Ansicht ist, glaubhaft nachweisen zu können, dass diese Entwicklung seitens der Führerschaft gewollt ist, während andere das als eine ungewollte Wirkung ansehen."

Siehe thematisch auch die Ausführungen über Paul Braeunlich

Evolution

Jehovas Zeugen gehören zu jenen, die der Evolutionslehre den Kampf angesagt haben. An dieser Stelle meine persönliche Meinung dazu. Es gibt Fragen, auf die eine letztendliche Antwort derzeit nicht möglich ist. Es kann so oder anders gewesen sein. Philosophisch ausgedrückt: Im Streit zwischen Deismus und Atheismus, gebe ich ersteren den Vorzug. Die "Sicherheit", mit der gewisse Atheisten, wie zum Beispiel Karl Heinz Deschner, mit seiner "Kriminalgeschichte des Christentums", meinen gleichfalls "letztendliche Wahrheiten" verkünden zu können, ist mir nicht geheuer. Also die Frage Evolution oder nicht - ist für mich nicht "das" Thema. Dennoch nimmt man es interessiert zur Kenntnis, wie denn nun die einzelnen Parteien, ihre Sicht der Dinge, dazu darstellen. Auch J. F. Rutherford hat sich einmal relativ ausführlich zum Thema "Evolution" verbreitet. Formal lehnt er sie ab. Sieht man sich aber seine Argumente im Detail an, dann fragt man sich doch: Worin soll denn nun der "große" Unterschied zwischen ihm und den Verfechtern der Evolutionslehre bestehen?

Seine diesbezüglichen Ausführungen kann man in seinem 1928 erschienenen Buch "Schöpfung" nachlesen. Nachstehend einiges aus den entsprechenden Ausführungen von Rutherford (S. 29-35):

"Es ist zu erwarten, dass die von Menschen stammenden Theorien über die Erschaffung der Erde voneinander abweichen. Diejenige Theorie aber, die vernünftig erscheint und von der Schrift unterstützt wird, hat Anspruch auf eine unparteiische Prüfung. … Es scheint, dass es der Plan Jehovas war, das Licht über sein großes Werk zum Wohle der Menschen erst vom Jahre 1874 n. Chr. an zunehmen zu lassen. In diesem Jahre war es auch, dass Isaak N. Vail zum ersten Male seine Schrift, betitelt 'Das Ringsystem der Erde' veröffentlichte. Der Titel nimmt Bezug auf eine Reihe aufeinanderfolgender ringförmiger Hüllen von Wasserdampf, die die erschaffene Erde umgeben haben und in verschiedenen Perioden auf sie niedergefallen sein sollen. … Die Erde war anfänglich eine glühendflüssige Masse, die wirbelnd durch den Raum rollte. Ihre gewaltige Eisenhitze trieb alle Dämpfe, Wasserdämpfe sowie auch metallische Dämpfe aus ihrem Innern heraus und ließ sie zum Himmel aufsteigen. Hitze und Zentrifugalkraft zusammen bewirkten, dass diese Dämpfe sich in entsprechender Entfernung am Himmel aufsammelten, und zwar besonders in der Äquatorgegend.

Diese rotglühenden Dämpfe enthielten alle auf der Erde bekannten Schmelz- und verdampfbaren Mineralien. Als die Erde sich abkühlte, legten sich die schwersten dieser Dämpfe, die der Erde am nächsten waren, wie Ringe um dieselbe, und die leichteren Stoffe bildeten zahlreiche andere Dinge, soweit ihrem Gewichte und ihrer Dichte entsprechend. Diese Ringe oder Gürtel waren voneinander getrennt und scharf begrenzt. Die Umdrehung der den Polargürteln näher gelegenen Ringe war langsamer als die der Ringe am Äquator. Als diese aus Wasserdämpfen geformten und schwer mit Kohlenstoff geladenen Ringe allmählich abkühlten, kreisten sie immer näher der Erde, bis sie schließlich zusammen brachen und niederfielen. Die, welche der Erde am nächsten und am schwersten waren, fielen zuerst herab und ließen die entfernteren und leichteren Ringe sich allein in ihren Bahnen weiter um die Erde drehen, aber Ring um Ring kühlte in bestimmter Reihenfolge ab und fiel hernieder.

Professor Vail urteilt weiter, dass der letzte dieser Ringe hauptsächlich aus Wasser bestand, während die anderen Ringe große Mengen Kohlenstoff und mineralische Stoffe, die durch die große Hitze der Erde ausgeschieden wurden, enthielten. Das Sonnenlicht, dass durch die Ringe, welche wie ein Baldachin die Erde einhüllten, hindurchdrang, verursachte gewissermaßen einen Treibhauseffekt, der an den Polen des Pflanzen- und Tierleben genauso wie auf anderen Teilen der Erde gedeihen ließ. Diese Ringe, die die Erde umgaben, drehten sich rascher als die Erde um ihre Achse, und der Abkühlungsprozeß bewirkte, dass sie zur gegebenen Zeit auf die Erde fielen. Der Einsturz des letzten dieser Wasserringe trat erst nach der Erschaffung des Menschen ein und brachte die große Flut in den Tagen Noahs.

Ein sehr starker Beweis wird durch Prof. Vail für die Tatsache erbracht, dass alle Planeten durch ein allgemeines und unbeugsames Gesetz gebildet wurden, und da wir jetzt den Saturn von Ringen umgeben sehen und auch den Uranus an seinem noch unvollendeten Ringsystem ferner sehen, müssen wir den Schluss ziehen, dass auch die Erde durch fortschreitenden und aufeinanderfolgenden Zusammenbruch wasserhaltiger Ringe entwickelt wurde.

Das Ringsystem über die Bildung der Erde, wie es Professor Vail befürwortet, ist vernünftig. Diese Theorie wird durch die im Worte Gottes geoffenbarte Wahrheit unterstützt."

In dem WTG-Buch aus dem Jahre 1943, "Die Wahrheit wird euch frei machen", wird in dessen 4 Kapitel im Prinzip diese Theorie zum Entstehung der Erde wiederholt, angereichert mit einigen Zeichnungen in diesem Sinne.

 

Abrechnung mit Andersen

Deutschland ist philosophisch gesehen, das "Land der Religionskritik". Namen wie David Friedrich Strauß oder Ludwig Feuerbach, belegen diese These. Es war den Großkirchen nicht "angenehm", sich auch mit dieser Art von Religionskritik auseinandersetzen zu müssen. Sie taten es letztendlich doch, wenn auch widerwillig. Die "theologische Welt" sah im Anschluss daran nicht mehr so aus wie vorher. "Liberale Theologie" war jetzt dass "Geheim" und Stichwort. Nur indem man den Religionskritikern allerhand Zugeständnisse machte, gar die Religionskritik ins eigene System "entschärft" integrierte, meinten - namentlich gewisse Universitätstheologen - die Sachlage im "Griff" zu haben. Ob sie dieses Ziel wirklich erreichten, erscheint indes zweifelhaft. Denn es formierte sich auch die Opposition dazu. Warf man der Universitätstheologie, Verweltlichung, und das aufgeben "unaufgebbarer" Prämissen vor, so kanalisierte sich die Opposition dazu in Sonderheit beispielsweise auch in den sogenannten "Landeskirchlichen Gemeinschaften" in Deutschland. Das waren dann vielfach - aus der Sicht der Universitätstheologie - Sektenkreise, die die Nabelschnur zu den Großkirchen noch nicht gekappt hatten. Insbesondere aus jenen "Landeskirchlichen Gemeinschaftskreisen" rekrutierten sich auch die ersten Anfänge der Bibelforscherbewegung in den Jahren vor 1914 in Deutschland. Man meinte bei den Bibelforschern etliches klarer vorzufinden als wie bei den "Landeskirchlichen Gemeinschaften", die wegen ihrer Nichtkappung der Verbindung zu den "Großkirchen", doch immer wieder zu ungeliebten Kompromissen gezwungen wurden.

 

Der Erste Weltkrieg hatte den Siegeszug der "liberalen Theologie" fürs erste mal gestoppt. Jene "liberale Theologie" - identisch mit dem Zeitgeist, und der war deutschnationalistisch - hatte die Katastrophe des Weltkrieges nicht verhindert. Im Gegenteil, sie hatte ihn ihrerseits mit heraufbeschworen. Jetzt setzte eine erneute - verschärfte - Polarisierung ein. Einerseits der ideologische Sieg, konservativer theologischer Positionen, für die stellvertretend der Name Karl Barth steht (sogenannte "dialektische Theologie"). Auf der anderen Seite jene kirchlichen Kreise, die nun gar über die "liberale Theologie" hinausgingen, und ihr Heil in einer "Deutschkirche" oder gar "Deutschglauben" suchten. Es gab da eine Persönlichkeit in kirchlichen Kreise, die diese Sachlage in besonders pointierter Weise kanalisierte. Das war ein gewisser Hauptpastor namens Friedrich Andersen, der im Jahre 1932 eine überarbeitete Auflage seiner Programmschrift "Der deutsche Heiland" im Verlag der Deutschkirche, erscheinen lies. Vorangegangen war dem eine 1921 in einem gleichfalls nationalistischen Verlag erschienene Auflage der gleichen Schrift. Ursprungsschrift davon war wiederum seine 1907 erschienene Schrift "Anticlericus. Eine Laientheologie auf geschichtlicher Grundlage". Wie gesagt, Andersen hat seine Schrift verschiedentlich noch überarbeitet. Aber die Grundgedanken, die schon in der Auflage von 1907 nachweisbar sind, blieben im Prinzip erhalten. Jene Schrift (offenbar in der Auflage von 1921), gelangte nun auch zur Kenntnis der Bibelforscher. Und zu recht registrierten sie, dass bei Andersen all jene Aspekte in konzentrierter Form vorhanden sind, die sie meinten bei anderen Kirchen usw. kritisieren zu müssen. Wohl kaum eine "theologische" Schrift ist von den Bibelforschern je so im Detail und so relativ ausführlich kritisiert worden, wie eben jene Schrift von Andersen. Zu recht hatten sie offenbar das Gefühl, dass darin eine Art "Gegenentwurf" zu ihrer eigenen Art und Weise die Dinge sehen zu wollen, zu Papier gebracht worden ist. Die Bibelforscherkritik an Andersen ist noch heute lesenswert, weil sie zugleich in der Form des Umkehrschlusses einiges über ihr philosophisches Weltbild aussagt. Wer die frühe Bibelforscherideologie verstehen will, der sollte auch einmal die Andersen-Kritik aus ihrer Feder zur Kenntnis nehmen. Sie ist im "Goldenen Zeitalter" (1928 S. 9, 10) veröffentlicht worden und sei nachstehend in einigen wesentlichen Passagen wiedergegeben:

"Schänder des Namens Gottes, des Namens Jesu und der Bibel im Amtsgewande!

Hauptpastor Andersen aus Flensburg in seinem Buche: 'Der deutsche Heiland' nennt die Tatsache, dass Jesus dem Blute nach der jüdischen Rasse angehöre, 'fatal'; aber, so sagt dieser 'Geistliche' (?) dann weiter, 'dass mache doch wohl nichts, denn es könne ja eine Blume auf einem 'Mistbeet wachsen'! Ist nicht der von Rassenhass erfüllte Geist dieses Menschen, der die Geburtslinie des Sohnes Gottes (Matthäus 1: 18-25) indirekt mit einem 'Mistbeet' vergleicht, und der noch dazu Hauptpastor an einer evangelischen Kirche ist, fast einer Verhöhnung des Namens Jesu gleich zu achten? Auf Seite 41 seines Buches sagt er weiter: 'Und die Rechtfertigung aus Glauben ist für uns eine bloße, von Paulus formulierte und von den Reformatoren unbesehen aufgenommene theologische Lehre.'

Geradezu empörend aber wirkt es, wenn dieser Theologe das Alte Testament, auf welches sich selbst Jesus berief (Matth. 24:15) und den Namen Jehovas, des Schöpfers Himmels und der Erden verlästert mit dem auf Seite 60 seines Buches niedergelegten Worten: 'Er, Jehova, sei parteiisch und ungerecht, gebiete den Massenmord anderer Völker, werfe ihnen große Steine auf den Kopf, freue sich über nichts mehr, als über die Abschlachtung von Menschen, halte mit übelberüchtigten Weibern, wie der Hure Rahab zusammen' usw. usw. Dieser Schriftgelehrte, der ja eigentlich seiner Stellung nach, für die er bezahlt wird und ein Gehalt empfängt, ein Verteidiger der Bibel sein sollte, zitiert dann endlich - um seiner Meinung als Theologe über einen wesentlichen Bestandteil der Bibel Ausdruck zu verleihen - auf Seite 65 seines Buches die Worte Saladins als Werturteil zum 5. Buche Mose wie folgt: 'Keines der Bücher, die die Welt je gesehen, war so tödlich und unheilbringend wie dieses. - Jede Seite ist zum Erzeugen von Entzweiung, Schisma und Hass geworden; jede Zeile wurde eine Reihe von Drachenzähnen, aus der die Saat bewaffneter Männer hervorspross; jedes Wort war ein Amboss auf dem 10 000 Schwerter geschmiedet wurden; jeder Buchstabe war Feuer und Schafott, Kerker und Todesqual. Aus Liebe zur Menschheit sage ich: Verwünscht sei die Hand, die das Gesetzbuch schrieb.' Indem Andersen dieses Zitat anführt, flucht er selber dem Geber des Gesetzes, Jehova, dem Schöpfer Himmels und der Erden. Niemand braucht sich wundern, wenn angesichts solcher Gotteslästerungen von seiten eines angeblichen Dieners Gottes das Volk durch solche blinden Blindenleiter tiefer und tiefer ins Elend hineingeführt wird.

Wie es dieser Mann in seinem Buche mit der Wahrheit hält, beweist er auf Seite 73, wo er die oft zurückgewiesene Unwahrheit (die dadurch, dass er diese Zurückweisung ignoriert, unter seiner Feder zur Lüge wird) auftischt, Pastor Russell, der Gründer der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung sei Jude gewesen, und die Arbeit der Bibelforscher sei jüdische Weltherrschafts-Agitation. Herr Hauptpastor Andersen! Wir beschuldigen bezüglich dieser Behauptungen Sie, wie auch Ihre Bundesgenossen Fetz usw., der Verbreitung von Unwahrheiten!

Dieser Mann ist zweifellos ein Feind des Evangeliums und der Wahrheit der Bibel, denn auf Seite 74 wirft er den Bibelgesellschaften im allgemeinen vor, sie hätten durch Verbreitung der Bibel, namentlich des Alten Testamentes viel Unglück angerichtet, dass er auf Seite 160, 161 sogar die Auferstehung Jesu und alles was das Neue Testament über Erweckung und Wunder Jesu sagt, als zwar nicht 'absichtliche Täuschung', aber als 'fromme Dichtung der ersten Christenheit' bezeichnet.

Wer so die Bibel zerpflückt, ist einfach ein Feind des Evangeliums, ein Feind der Bibel, ein Feind der Religion und ein Prediger für verkapptes Heidentum und Gottentfremdung."

Exkurs:

Noch einige weitere Details in Sachen Andersen

Siehe zu Andersen auch den ihn betreffenden Artikel in der Wikipedia.

http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Andersen

Das Herr Andersen ein Buch publizierte mit dem Titel „Der deutsche Heiland" (Die erste Ausgabe davon, 1907 erschienen hatte noch den Titel „Anticlericus") wurde bereits notiert.
Nun erregte besagter „Deutscher Heiland" gar die Aufmerksamkeit der zeitgenössischen Bibelforscher, die ihn dieserhalb in ihrer Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter" attackierten. Was den Wutkamm der Bibelforscher so besonders anschwellen ließ, war der Umstand, dass Andersen sich auch bemüßigt fühlte einen sinnigen Vergleich mit anzuführen.

Und dieser Vergleich lautete (sinngemäß).
Auch in einem Mistbeet könne noch eine schöne Blume erstrahlen.
Mistbeet - wie was - mag die weitere Frage sein.

Nun wer Andersen mal tatsächlich gelesen, dem bleibt diese Frage nicht unbeantwortet.
Das Mistbeet sei das Alte Testament, dem er und Gleichgesinnte (und die sammelten sich dann noch besonders in der NSDAP) dem Garaus besorgen wollte.
Zur Motivation des Andersen mag eine von ihm selbst geschilderte Episode aus seinem „Anticlericus" zitiert werden;
„Am Himmelfahrtstag 1906 war Schreiber dieses mit seinem Amtsbruder in einer sozialdemokratischen Versammlung, wo ein Dr. Weiß aus Kiel über „Kirche und Schule" redete. Es war die Zeit, wo angesichts des neuen Schulgesetzes der „Massenaustritt" aus der Kirche mit Hochdruck betrieben wurde.
In diesem Sinne redete denn auch der genannte Herr. Die Kirche wurde dargestellt als eine Anstalt der Heuchelei und Verdummung, und der Beweis hierfür wurde natürlich in erster Linie mit dem Hinweis auf alttestamentliche Geschichten wie die sechstägige Schöpfung und Sündflut. In bezug auf letztere wurde der Redner besonders eingehend.
„Meine Herren und Damen, bedenken Sie: 15 Ellen ist das Wasser nach der Angabe der Bibel über die höchsten Berge gegangen; wer von uns kann das glauben? Aber das ist noch nichts gegen das, was nun kommt!
Nachher heißt es: Das Wasser verlief sich und nahm ab nach 150 Tagen. Ich frage Sie: ja - wohin ist denn das Wasser gelaufen, wenn doch die ganze Erde davon derartig bedeckt war?!" -
Natürlich lachte die Versammlung laut auf, aber es leuchtete diesen Leuten zugleich der ehrliche Grimm aus den Augen darüber, daß solche Dinge ihnen von der Kirche als „Religion" aufgehalst werden. Nachher haben meine Amtsbrüder und ich nach Kräften die Leute aufzuklären und den Herrn Jesu als die Hauptsache des Christentums hinzuweisen gesucht, vielleicht auch bei manchen Zuhörern damit Erfolg gehabt, aber was half das, wenn auf der andern Seite die Gemüter nicht befreit wurden von all den Nebeln und Dunkelheiten, mit denen das Alte Testament ihre Vorstellung über das Christentum trübte?
Da habe ich vor mir selbst im stillen das heilige Gelübde abgelegt, zu tun, was in meinen Kräften steht, damit unser Volk loskommt von seiner „erblichen Belastung" mit dem Alten Testament, das jedes wahre Verständnis des Evangeliums trübt und erstickt."


Das war dann quasi - wenn man so will - sein „Damaskuserlebnis".
Ein weiteres „Damaskuserlebnis" war für ihn die nicht bewiesene Tendenzthese, das Judentum sei schuld an dem für Deutschland misslichen Kriegsausgang des ersten Weltkrieges. Mit dem AT war er ja ohnehin schon „fertig". Und da auch andere Deutschnationalistische Heißsporne die Juden als „Schuldigen" dem unterbelichteten Michel präsentierten, verfestigte sich seine skizzierte Abneigung gegen das AT noch zusätzlich.

Und da auch Universitätstheologen, die er in seinem „Der deutsche Heiland" wörtlich beim Namen nennt, wie Julius Wellhausen und Friedrich Delitzsch, auch das Alte Testament (wie ein C. T. Russell formulieren würde) im Sinne der höheren Textkritik „zerpflückten", war dann sein Weltbild quasi komplett. Aber weder Wellhausen noch Delitzsch pflegten ihre Auch-Aversionen gegen das AT mit den Hetzparolen zu verbinden, den Ausgang des Weltkrieges betreffend. Das war wiederum das besondere „Event" das auch ein Andersen sich auf seine Fahne schrieb.

Noch ein Zitat aus seinem „Der deutsche Heíland" die seine „Argumentationslinie" in etwa verdeutlichen kann;
„Alles aber ist auf Konto des Judentums zu setzen, von dessen Geist die Kirche sich im Lauf der Jahrhunderte vollgesogen hatte. Noch bis zum 30jährigen Kriege hin wurde die Vernichtung des Gegners gestützt mit Gründen aus dem Alten Testament; Raub und Plünderung z. B. Mit dem Raub der Juden gegenüber den Ägyptern, Tortur und Verstümmelung mit der Bestrafung des Agag; das Schlachten von Kindern mit Psalm 137;
Verrat und Meuchelmord mit Gestalten wie Pinehaas, Jael, Judith, Ermordung von Priestern mit der Abschlachtung der Baalspfaffen durch Elias ... Nur so sind auch Vorkommnisse wie die Pariser Bluthochzeit und ähnliche Greuel zu erklären. Der Stifter des Methodismus, John Wesley, behauptete noch 1761:
Wer das Dasein von Hexen leugnet, der widerspreche der ganzen Bibel. Natürlich, denn es steht ja schon 1. Sam. 28 von Sauls Besuch bei der Hexe von Endor geschrieben.
Der furchtbare Cromwell ließ dann, das Alte Testament in der Hand im Kopf, die Irländer massenweise als „Amdekiten" abschlachten."


Trotz vorzitierter Erkenntnispositionen wollte jener Herr, mit dem Titel Hauptpastor, aber weiterhin, auch für sich persönlich, die Religionsindustrie als materiellen Brötchengeber ausnutzen. Auf den Gedanken, nunmehr vielleicht den Pfarrerberuf an den Nagel zu hängen. Diesen Gedanken schloss er prinzipiell aus.

Er musste aber auch zur Kenntnis nehmen, dass die offizielle Amtskirche, einer so rigoristischen Ad acta Legung des Alten Testamentes eben nicht zustimmte.
Damit ergaben sich dann auch gewisse Innerkirchliche Spannungen.

Meines Erachtens kann man Andersen als den Prototyp von „Christen" bezeichnen, die sich insbesondere weiterhin als „Christen" bezeichneten, und in der NSDAP ihre politische Heimat sahen; wie auch immer dieses „Christentum" dann in der Praxis auszusehen pflegte.
Und dann vergesse man die Programmatik der NSDAP nicht.

Rückgangigmachung des Versailler Vertrages (als wenn das so einfach möglich gewesen wäre - es denn, um den Preis der bewussten Orientierung auf einen weiteren militärischen Waffengang).

Dem unterbelichteten Michel einen Buhmann präsentierend namens Judentum (mit wissenschaftlich ernst zu nehmender Begründung dafür hielt man sich selbstredend nicht auf.
Getreu dem Hitlermotto beim späteren Überfall auf Polen:
Es wird propagandistischer Anlass gegeben werden ... Der Sieger wird später nicht danach gefragt, ob jene Anlässe zu „recht bestanden" oder eben nicht). Und anderes mehr.

Der nächste Jahrgang   1929

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